Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Kuchen und Pizz

Geschichte Info
aber bitte mit Sahne --- bei und mit einem Hurerich.
20.1k Wörter
4.23
45.9k
1
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Kuchen und Pizza -- aber bitte mit Sahne

------------------------------------------

Zur Übersicht für die geneigte Leserin und den geneigten Leser -- es gibt ja deren einige, denen meine Geschichten gefallen -- hier noch einmal eine chronologische Übersicht meiner bisherigen Geschichten:

VOREHELICHES

[Der Unterschied]

[Die Grundbegriffe]

Das Obligatorische

[Über einen starken Typ]

[Ferienspaß I]

PennälerInnenfeten

Lernen fürs Abitur

[Ferienspaß II]

Erstes "Eheleben"

ERSTE EHE NEBST NEBENBESCHÄFTIGUNGEN

Auf Schlingerkurs in den Hafen (mit Ferienspaß III)

Der weltberühmte Pianist hat heute nicht seinen besten Tag

Auf der Durchreise

Der Wanderclub

Die Ernennung

[Hinter unverschlossenen Türen]

Vetternwirtschaft

Vom anderen Ufer

An der Ostsee hellem Strande ...

Wenn der Herr außer Haus ist, tanzt das Mäuslein im Bette

Die Sportskanone

Rameaus Geburtshaus

Die Rettung aus der Gosse

Die Tröstung

NACH DER SCHEIDUNG: FREI FLOATEND

Gartenarbeit

Das Cembalo

Urlaub mit Mama

Als Scheidungswitwe -- Ehevermittlung die erste

Nachgeholte Schülerliebe -- oder Ehevermittlung die zweite

Heldenzeugen

Die Viererbande

Nachhutgefecht

AUSFLUG INS HORIZONTALE GEWERBE

Ein Schelm, der Schlechtes dabei denkt

Der Rußlandheimkehrer

Fast, aber nur fast

Der Ausstieg

Der Segeltörn

WEITER WIEDER ALS "NORMALE" SCHEIDUNGSWITWE

Spanische Tage und Nächte und ein Abend in Frankfurt

Kontakte mit der freien Wirtschaft

Kuchen und Pizza -- aber bitte mit Sahne

Die mit [] markierten Texte sind nicht in Literotica zu finden, denn sie handeln von Jugenderlebnissen, bei denen einige der handelnden Personen noch keine achtzehn Jahre alt sind, oder sie sind kürzer als 750 Wörter. Wer auch diese Texte lesen möchte, melde sich bei mir, möglichst per E-Mail.

------------------------------------------------------------------------

In diesem Jahr hatte es sich herausgebildet, daß ich neben den sonntäglichen Besuchen bei meiner Mutter Samstag nachmittags ein Damenkränzchen bei mir hatte, an dem außer mir noch Trudi, Gudrun und eine liebe Arbeitskollegin von Trudi, Sibylle, teilnahmen. Die gute Sibylle war sehr eigen mit ihrem Namen: Wenn man "Sü-bille" statt "Si-bülle" zu ihr sagte, was natürlich jeden Tag zigmal passierte, konnte sie zu einer Furie werden. Meinen griechisch vorbelasteten Vorschlag, sich vorklassisch oder dialektisch wegen des größeren phonetischen Unterschieds "Si-bulle" nennen zu lassen, schob sie hochnäsig beiseite. Mir war in meinem linguistischen Übereifer auch nicht gleich aufgegangen, daß sich dies genauso wie "Sie Bulle!" anhörte.

Wie der Leser es nicht anders erwarten wird, war unser Hauptgesprächsstoff -- nachdem über das Wetter gesagt war, was unbedingt gesagt werden mußte -- der Fortgang unserer Beziehungen.

In Trudis Leben war vor etwa einem Monat ein sympathischer Mann namens Bernd getreten, seines Zeichens freischaffender Künstler -- als Brotberuf gab er Kunsterziehung an einem Gymnasium --, von dem Trudi nur in den höchsten Tönen lobend erzählte. Ich hatte ihn schon auf einer Veranstaltung kennengelernt, und mich nahm sehr für ihn ein, daß er sich nicht mit Bemerkungen über mein angebliches Superaussehen an mich ranschleimte, sondern sich mit mir von Kollege zu Kollegin sachlich über das Schicksal von Regenbogenfächern wie Kuntserziehung und Griechisch unterhielt. Die andern beiden kannten ihn noch nicht, und es wurde als ein Tagesordnungspunkt eines unserer nächsten Samstags-Kaffee-Treffen beschlossen: Vorstellung von Bernd. Zu solchem Behuf hoben wir per einstimmigem Beschluß die Null-Männer-Quote auf.

Auch mit Gudrun und Benno verlief alles zum besten. Die beiden waren nun schon fast ein Jahr lang verheiratet, Gudrun war zur Buchhändlerin und Chefin avanciert, und sie schwärmte immer noch von ihrem Benno, besonders auch, weil er sich seit einem gewissen Gespräch -- à propos "Ausstieg" -- nie irgendwelche Anspielungen auf einen gewissen Abschnitt in ihrem Leben erlaubt hatte.

Ich dagegen konnte bezüglich meiner Liaison mit Stefan nur höchstens über ein weiteres intimes Beisammensein berichten, nie über einen noch so kleinen Fortschritt in der Ordnung seiner Weibergeschichten. Mir tönte nach solchen Berichten aus der Runde nur ein enttäuschtes "och!" entgegen.

Und Sibylle war solo, und das schon eine ganze Zeit und aus Überzeugung. "Ihr mit euren Männerproblemen!" war einer ihrer Standardsprüche. Das hieß aber nicht, daß sie sich nicht gern anhörte, was wir über die nämlichen Probleme zu erzählen hatten.

Wenn auch diese Thematik durchgehechelt und noch nicht aller Kaffee ausgetrunken und aller Kuchen aufgefressen war, fragten Trudi und Sibylle Gudrun und mich immer mal wieder über weitere Einzelheiten unseres Hurenlebens aus.

"Wenn bei euch erst danach zu löhnen war, gab es da nicht manchmal Kerle, die nicht bezahlen wollten, weil ihnen eure Leistung nicht gefallen hat oder sie selbst nichts zuwege gebracht haben?"

"Hab ich nicht erlebt", antwortete ich, "und du, Gudrun?"

"Ich auch nicht -- und außerdem hätte Gabi und Bobby solchen Zeitgenossen schon beigebogen, wie man sich in einem ans-tändigen Haus benimmt."

"Und hattet ihr nicht doch manchmal Ärger?"

"Zu unserer Zeit nicht", sagte ich, "ich hab nur erlebt, wie wir allzu hinübrige -- das heißt: zu besoffene -- Kerle mit Bordmitteln rausschmeißen konnten. Ich hab nie erlebt, daß wir die Polizei hätten rufen müssen. Allerdings hat Gabi erzählt, daß das früher schon manchmal vorgekommen sei."

"Und wie hält man das als Frau aus, immer mit Gummi? Das muß doch furchtbar sein!"

"Gleitcrème -- nur mit Gleitcrème."

"Und Blowjobs?"

"Die sind natürlich nicht so angenehm. Den meisten Kunden konnten wir das ausreden."

"Und wenn ihr ein so großes Schwimmbecken hattet -- habt ihr da auch manchmal darin --?"

"Ja, wir hatten einige Kunden, die wollten das versuchen, und einigen ist es sogar auch gelungen. Übrigens hatten wir auch Fans für Sex unter der Dusche."

"Und was hättet ihr gemacht, wenn sich doch mal ein Kollege in euren Schuppen verirrt hätte?"

"Ja, was hätten wir machen sollen? Wir hätten uns schon nicht aufgehangen --"

"-- aufgehängt, Gudrun: aufgehängt -- und schließlich: Es wäre ja auch für den Kerl höchst peinlich gewesen, in so einem Etablissement erwischt worden zu sein, und wenn auch nur von Weibern, wie wir damals welche waren."

"Es soll doch sogar auch Männer geben, die so was für Frauen machen", ließ sich Sibylle vernehmen.

"Das gibt es in der Tat", antwortete ich, "ich erinnere mich an eine Anzeige, die ich während meiner diesbezüglichen Forschungen in der ,Blöd-Zeitung` gesehen hab, die ging etwa so: ,Der gepflegte Herr für die geheimen Wünsche der gepflegten Dame` oder so ähnlich."

"Und über Maes und meiner Anzeige stand oft eine andere: ,Dein Mann fürs Grobe -- Telephonnummer`, und das war wahrscheinlich kein Inkasso-Unternehmen für schwierige Fälle", wußte Gudrun zu berichten.

"Wie geht es Mae überhaupt?", fragte ich, um das Gespräch möglichst auf andere Bahnen zu lenken.

"Danke", antwortete Gudrun, "ich telephonier noch manchmal mit ihr; sie hat inzwischen auch den Ausstieg geschafft. Sie arbeitet jetzt im Sozialamt in der Hurenberatung --"

"-- toll --", warf ich ein.

"-- ja, wirklich", fuhr Gudrun fort, "und sie hat auch wieder einen Freund --"

"Hat sie den in der -- beim --?", fragte ich neugierig.

"Nein, den hat sie nicht ,beim` kennengelernt, sondern erst, nachdem sie damit schon aufgehört hatte -- ich glaube, er war oder ist ein Kollege von ihr im Amt."

"Find ich ja super", sagte ich ehrlich und fragte in die Runde: "möchte noch jemand von den Damen etwas Kaffee -- Kuchen ist auch noch da?"

Alle drei wollten noch, ich mußte noch eine Fuhre Kaffee vorbereiten, und als ich aus der Küche ins Wohnzimmer zurückkam, hatte Sibylle durchaus nicht den Faden verloren, sondern sinnierte:

"Ich frag mich: Wie macht so ein Kerl das? Die meisten können doch höchsten zweimal, so ist das doch nun mal. Was macht er, wenn das Geschäft wirklich gut läuft und fünf--sechs Frauen zu ihm kommen?"

"Solche Männer soll's doch geben -- du hast doch mal von so einem Superheini erzählt -- der konnte doch sechsmal in einer Stunde -- hast du nicht gesagt, der kam ausgehungert aus Rußland --?"

"Ja, das war ein Kerl", erinnerte ich mich, "der hat wirklich sechs Nummern durchgezogen und hätte wohl auch noch länger gekonnt -- aber es waren zweieinhalb Stunden -- tut ja nichts zur Sache -- über den haben wir in den folgenden Tagen und Wochen noch oft geredet -- er kam ja dann noch öfter als Stammkunde, beglückte aber nie mehr als zwei von uns ,Mädchen` -- war ja auch 'ne Geldfrage -- hast du ihn eigentlich erlebt, den flotten Georg", fragte ich Gudrun.

"Nein -- die Wochen, die ich vor dir bei Gabi war, da war Georg wohl noch in Rußland, und vorher war er offenbar Stammkunde, nach dem, was du erzählst, aber noch nicht durch solche Höchstleistungen aufgefallen. -- Aber das hat Gabi erzählt, wohl auch zu deiner Zeit, Melanie: Früher, als man für eine Pauschale von zwei Blauen, also zweimal der Satz für eine Frau in der Wohnung, als man also für zweihundert so oft bumsen konnte --"

" -- durfte --"; ich konnte es nicht lassen!

" -- mit so vielen Frauen ,auf Zimmer` -- oder damals ja noch die offene Lustwiese -- gehen durfte, wie man wollte und konnte --"

" -- hier ist es richtig! --"

" -- auch mit einer Frau mehrfach -- da sollen sehr oft Kunden alle vier oder fünf ,Mädchen` durchgenommen haben --"

"Für zweihundert Märker so oft bumsen, wie man will -- das müssen ja paradiesische Zustände für die Männer gewesen sein --", sinnierte Trudi.

"Das ist ja heute in Swingerclubs so in etwa ähnlich", ließ sich Sibylle vernehmen.

"Nur das da meist nicht vier oder fünf willige Weiber zur Verfügung stehen", sagte Gudrun und überlegte weiter: "Vielleicht haben die, die das gewerblich machen, mehr Übung als die Männer, die wir so kennen."

"Oder vielleicht gibt es Aufputschmittel, Drogen und so was", meinte Sibylle.

"Oder sie sind viel jünger, so Anfang zwanzig", gab Trudi zum besten.

"Ich weiß nicht", sagte Sibylle in leicht verärgerten Tonfall, "wenn überhaupt -- ich weiß nicht, ob ihr genauso denkt --, dann will ich als angehende Matrone --"

"-- nun übertreib mal nicht, du jugendliches Reh!", warf Trudi ein.

"-- ist doch wahr -- seien wir doch ehrlich -- wir sind doch alle Ende dreißig --"

"-- damit sind wir doch keine Matronen", sagte ich im Brustton der Überzeugung, "wir könnten doch alle noch Kinder kriegen -- wie ist es überhaupt mit euch, Gudrun?"

Gudrun wurde über beide Ohren rot und antwortete: "Erstmal muß ich doch so was wie eine Buchhändlerlehre machen, und dann wird man ja sehen. -- Natürlich sind wir keine Matronen -- aber nun laß doch mal Sibylle mit ihrem speech zu Potte kommen!"

Wieder mißlungen! Und Sibylle outete sich weiter:

"Also, ich will doch in meinem -- nun gut: noch nicht Matronenalter doch nicht von einem Zwanzigjährigen durchgerammelt werden -- oder ist das mit euch anders?"

Zustimmendes Murmeln. Und Schweigen. Ich trat die Flucht nach vorn an:

"Wenn ihr so neugierig seid, dann nehmt doch mal euren Mut zusammen und geht zu so einem Herrn."

"Dazu bist eigentlich du prädestiniert mit deiner Erfahrung", sagte Trudi zu mir gewandt.

"Wieso eigentlich immer ich?", versuchte ich das "Unheil" noch einmal abzuwenden, "was die aufopferungsvolle Tätigkeit in Wohnungen betrifft, wäre doch auch Gudrun --"

Das hätte ich nicht sagen dürfen. Ich sah sofort, wie Gudruns Augen feucht wurden und sie traurig den Kopf senkte. Ich sprang auf, ging um den Tisch, setzte mich neben Gudrun aufs Sofa, die neben ihr sitzende Trudi zur Seite schubsend, umarmte die arme Gudrun und flüsterte ihr zu:

"Entschuldige, Gudrun, das tut mir furchtbar leid, das ist mir jetzt so rausgerutscht, aber ich mein es natürlich nicht wirklich, komm, nimm wieder den Kopf hoch!"

Und laut in die Runde sagte ich:

"Ihr Feiglinge -- ich mach das schon -- aber unter einer Bedingung."

"Unter welcher", fragte Sibylle, "daß eine von uns mitkommt?"

"Nein, ihr ängstlichen Betschwestern -- unter der Bedingung, daß wir uns die Kosten teilen."

"Dann aber mit Quittung!", sagte Gudrun lachend.

"Du machst Witze", sagte Trudi, "aber schön, daß du wieder obenauf bist."

"Nein, wirklich", erklärte Gudrun, "das war kurz nachdem ich bei Mae eingestiegen war, da war ein jüngerer Kunde, der hat viel gemacht, zweimal Mae und einmal mich genommen, dazwischen Badespaß, am Schluß fragte er noch, ob wir leichtes Sado-maso machten -- machten wir nicht -- ob wir eine Liebesschaukel hätten -- hatten wir nicht -- ob wir eventuell auch einen Herrn gemeinsam verarzten, eine mit dem Mund, eine weiter unten -- ja, darüber hätte man reden können -- und ganz zum Schluß bittet er doch tatsächlich um eine Quittung für seine Bezahlung. Es brauchte keine offizielle zu sein, handgeschrieben auf einem Blatt Papier genügte. Er erklärte dann aber gleich, wofür er das brauchte: Er war Tester für ein Sex-Magazin, ich weiß nicht mehr welches. Nach einer oder zwei Wochen hat er uns wirklich eine Kopie seiner Besprechung gebracht. Sie war recht positiv, und wir hatten ,plötzlich` deutlich mehr Kunden."

Eine tolle Geschichte -- warum hatte mir die gute Gudrun mir die nicht schon früher erzählt -- aber wie auch immer: Jetzt war ich Testerin, da gab es kein Zurück mehr. Ich hatte ja reichlich Erfahrung, wie man sich mit einem begehrenden, mit einem müden, mit einem verheirateten ängstlichen und mit manchen anderen Typen geiler Männer verhält, aber mit einem Professionellen? Sollte ich ihn bis zum letzten fordern oder es anständigerweise gemäß meiner, wie gesagt: reichlichen, Erfahrung sanfter angehen lassen? Sollte ich zu ihm gehen oder einen kommen lassen -- Haus- und Hotelbesuche gab es sicher auch unter Männern des Gewerbes. Dann wäre ich in vertrauter Umgebung, aber andereseits: Das Typische ist doch wohl, daß der Kunde/die Kundin zur Hure/zum Hurerich hingeht. Wie finde ich überhaupt einen passablen Beschäler? Doch wohl wieder in der Blöd-Zeitung oder der Mopo. Die letztere hatte erfahrungsgemäß mehr als doppelt so viele Anzeigen als die Blöd. Aber auch auf dem Herrensektor? Sollte ich mich mal in einen Sex-Shop trauen und eine der bunt gedruckten Anzeige-Broschüren kaufen? Da würde ich dann vielleicht auch prima Angebote in Rosenheim an der österreichischen oder Geilenkirchen an der niederländischen Grenze finden, und ich könnte meine Lust-Forschung mit einer Lust-Reise verbinden. Aber Quatsch! Natürlich müßte ich in Hamburg etwas finden und diese zunächst einmal lästige Aufgabe hinter mich bringen. Aber etwas neugierig und ein wenig angegeilt bist du schon, nicht wahr, Melanie?

Ich ging also am Montag darauf mutig an einen Kiosk und wollte die beiden Revolverblätter kaufen. Aber nein: Die Erfahrung lehrt ja: Am Montag sind die wenigsten solchen Anzeigen, die meisten am Freitag -- also vier Tage gewonnen!

Am Freitag dann aber war die Stunde der Wahrheit -- nicht beim Kauf am Kiosk, aber beim Anzeigenstudium zu Hause. Ein Pedant hätte sicher eine Statistik gemacht: wieviel Anzeigen von Frauen, wieviel von Männern. So penibel war ich nie, und ich schätzte grob: Höchstens fünf Prozent der Anzeigen waren von "Tröstern einsamer Damen", wie es in einer hieß.

Ich strich die in Frage kommenden Anzeigen farbig an, trank mir mit einem Cinzano Mut an, und begann, die entsprechenden Telephonnummern abzuarbeiten.

Was ich da zu hören kriegte! Man hat ja als sozial eingestellter Mensch nichts gegen Arbeiter, aber eine arbeitermäßige, dazu noch unfreundliche, barsche Stimme und der Gebrauch des Wortes "Durchficken": Welche trostsuchende einsame Dame sich dahin verirren soll, wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Auch sonst hörte ich auf diversen Bandansagen manches eigentlich nicht wiedergebbare Wort, und auch von den Tröstern, die sich live mit "Hallo!" meldeten, kam kaum einer in Frage.

Ich war schon nahe am Ende der Liste angelangt und wollte es fast aufgeben, da hörte ich auf Band eine freundliche Stimme, die weder großartig vom Trösten noch obszön vom Durchficken sprach, sondern die "interessierte Dame" zu einem "selbstverständlich unverbindlichen Kennenlern-Gespräch bei einer Tasse Kaffee oder einem Glas Cognac" einlud. Die angegebene Adresse war in einer stillen Wohnstraße im Univiertel, anzutreffen sei der Herr montags bis freitags. Eine "private" Telephonnummer gab Detlev -- so nannte sich der Herr -- nicht an, also hieß es: hingehen, klingeln und hoffen, daß Detlev nicht gerade beschäftigt ist und aufmacht.

Das aber nicht mehr heute am Freitag. Für heute hatte ich genug an dieser Aufgabe geschuftet. Egal, wenn morgen meine drei Kränzchenschwestern enttäuscht sein würden, sollten sie sich noch etwas gedulden oder selbst die Initiative ergreifen.

Dafür hatte ich aber noch am späteren Abend einen Besuch von Stefan.

"So spät bist du doch noch nie gekommen!?"

"Doch -- erinnerst du dich nicht mehr -- voriges Jahr, da bin ich einmal noch um elf Uhr abends gekommen."

"Ja, richtig, da war deine Frau auf Kur, und du warst sozusagen frei -- ist wieder so ein Ausnahmezustand?"

"Leider nein. Ich war auf einem Senatsempfang und wollte auf dem Heimweg mal schnell bei dir reinschauen -- ich stör doch nicht?"

"Nö -- du hast ja auch brav vorher angerufen, und ich hab gesagt, du kannst gern kommen -- wie lange kannst du denn bleiben?"

"Lange -- meine Frau weiß ja nicht, wie lange der Empfang läuft -- als ich ging, war er noch in vollem Gange --"

"-- und daß sie da anruft und fragt, wo ihr Mann abbleibt?"

"Das tut sie nie."

"Dann also volles Programm -- wie ich dich kenne, hättest du zu dieser Tageszeit gern ein Bierchen."

"Wenn ich darum bitten darf: Du hast doch immer Cinzano im Haus, ein halbes Glas, ginge das? Ich hab auf dem Empfang nur Orangensaft getrunken."

"Das ginge -- auch ein ganzes, wenn du willst -- on the rocks?"

"Gern!"

"Dann muß ich mal schnell Eiswürfel machen --"

"Laß das doch -- wenn es zuviel Mühe macht --"

"Das ist doch keine Mühe -- ,eine Kuh macht Muh, viele Kühe machen Mühe` -- das mit den rocks ist doch ein Klacks -- und nun zieh doch schon endlich wenigstens dein Jackett aus und den Schlips ab -- du erstickst ja!"

"Vielleicht später --"

"Was ist denn mit dir los? -- Ach so, bei diesem piekfeinen Anzug -- den kenn ich ja noch gar nicht -- da hast du keinen Gürtel, sondern Hosenträger -- das macht doch auch gar nichts!"

Und gab ihm einen herzhaften Kuß, setzte mich zu ihm und fragte rhetorisch:

"Was machen wir denn heute: Verkehr ohne Schutz, willst du vielleicht auch Badespaß, französisch bis zum Schluß, oder heute mal nur russisch -- kostet die Häl --"

"Sag mal, du bist doch nicht wieder in alte Zeiten zurückgefallen?"

"Nein -- oder doch: ein bißchen -- hol mal die Zeitung von neben dem Telephon!"

"Du liest die Mopo?", fragte Stefan entrüstet.

"Siehst du ja -- jedenfalls diese Seiten --"

"Was hast du denn da angestrichen -- das sind doch -- is doch nich zu fassen -- das sind doch Anzeigen von -- von --"

"Weißt du vielleicht, wie man solche Herren nennt?"

"Gigolos -- oder callboys."

"Sind callboys nicht nur die für Schwule?"

"Genau weiß ich das, ehrlich, auch nicht. -- Aber du willst doch nicht wirklich zu so einem --"

"Ich will eigentlich nicht, aber ich muß -- nein, das auch nicht -- das war so: Wir sind in unserem Samstags-Kaffeekränzchen mit Trudi, Gudrun und Sibylle auf dieses hochinteressante Thema gekommen, und schließlich fand man, man sollte mal ausprobieren, wie es bei so einem Lustknaben so zugeht, und natürlich war ich es, die --"

"Natürlich, klar -- und wann sollen deine Forschungen steigen?"

"Ich werd wohl nächste Woche zu so einer Adresse gehen."