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Am Scheideweg

Geschichte Info
Die emotionale Affäre mit dem Ex-Verlobten und die Folgen.
9.2k Wörter
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Am Scheideweg

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Vorwort des Autors.

Dies ist ein weiterer Text von mir zum Thema "emotionaler Seitensprung". Beschreibungen körperlicher sexueller Handlungen sind nicht vorhanden. Wem das nicht gefällt, möge bitte andere Geschichten lesen. Es gibt viele, auch gute Geschichten, die sich vornehmlich der Beschreibung der körperlichen Lust widmen.

Ich freue mich über jede Kritik, wenn sie nicht anonym veröffentlicht wird. Sofern anonym eine negative Kritik eingestellt wird, behalte ich mir vor, diese zu löschen.

Die Handlung und die Personen dieser Geschichte sind erfunden und somit fiktiv. Alle Personen - wenn sie existieren würden, aber das tun sie ja eben nicht - wären volljährig.

Und nun zur Geschichte:

Karin betrat beschwingt und fröhlich nach 21 Uhr ihr Haus. Zuvor hatte sie ein paar zwanglose und unbeschwerte Stunden mit ihrem Ex-Verlobten David verlebt. Sie hatten sich beim Abendessen in einem der besten Restaurants der Stadt unterhalten, von alten Zeiten geredet, ein bisschen geflirtet, und viel gelacht. Im Laufe des Abends fühlte sie sich immer mehr zu David hingezogen. Es schien, als ob sie auf dem besten Weg war, sich wieder in ihn zu verlieben.

David hatte vor einem Vierteljahr seine neue Behausung in Essen bezogen. Der Umzug von seiner vorherigen Wirkungsstätte Hamburg wurde notwendig, da er zum Vorsitzenden des Vorstands einer größeren Privatbank berufen worden war. Eine seiner ersten Handlungen, nachdem er seine neue Wohnung im Stadtteil Werden bezogen hatte, war es, Karins alte Telefonnummer auszuprobieren, um sie zu einem Treffen zu überreden. Er hatte Glück, denn Karin wohnte immer noch in der Ruhrmetropole. Allerdings bedurfte es schon einiger Überredungskünste, bis sie endlich einem Treffen zustimmte.

Heute Abend war es ihr achtes Date in den vergangenen vier Wochen gewesen. Sie hatten keinen körperlichen Sex miteinander gehabt. Karin freute sich, dass David sie nicht dazu drängte. Er schien es zu wissen, und zu akzeptieren, dass sie nicht bereit war, mit ihm zu schlafen. David hatte sich im letzten Monat in ihrer Gegenwart stets charmant und zuvorkommend gezeigt, und sie mit großem Respekt behandelt.

Außer flüchtigen Begrüßungs- und Abschiedsküsschen, anfänglich erst auf die Wange, dann nach dem fünften Date auf dem Mund, hatte er sie nicht berührt. Heute jedoch hatte er sie zur Begrüßung an sich gezogen, ihren Kopf mit seinen Händen fixiert, und sie dann auf den Mund geküsst. Als er merkte, dass Karin ihn nicht ernsthaft zurückstieß, wurde aus dem Lippenkuss schnell ein Zungenkuss, dann ein intensiver Zungenkuss, der eine Ewigkeit zu dauern schien, obwohl es nur einige Sekunden waren. Nach dem Kuss hatte Karin so getan, als ob sie keine Luft mehr bekommen hätte, und einige Male tief ein- und ausgeatmet. David hatte sie angestrahlt, und gemeint, dass sie nach dieser köstlichen Vorspeise nun zum Essen gehen sollten.

Das Abendessen verlief dann wie in den Wochen zuvor. Ihre Gespräche waren kurzweilig, und sie fühlte sich wohl. Gegen 20 Uhr eröffnete Karin ihrem Ex-Verlobten, dass sie jetzt nach Hause müsste. Karin hatte erwartet, dass David sie zum Abschied wieder intensiv küssen würde. Sie war fast ein wenig enttäuscht, dass seine Lippen nur flüchtig die ihren berührten. „Lass es uns langsam angehen", hatte er ihr zugeflüstert. „Du bist mir wichtig, und ich will, dass du es auch willst, wenn wir uns wieder lieben werden."

Natürlich hatte Karin irgendwann etwas in dieser Richtung erwartet, schließlich war sie sich bewusst, dass sie seit einem Monat eine Affäre mit David hatte, auch wenn diese sich noch nicht körperlich manifestiert hatte. Und wollte sie sich ihm auch wieder hingeben? Falls nicht, warum war sie dann hier? Warum hatte sie das Vertrauen ihres Ehemannes seit Wochen missbraucht, indem sie ihm ihre Treffen und Telefonate mit David verschwieg?

Als sie sich Davids Abschiedsworte in ihr Gedächtnis zurückrief, schüttelte sie amüsiert ihren Kopf. Das war doch nicht der selbst gefällige David, der sie vor fünf Jahren mit ihrer damaligen besten Freundin Sonja betrogen hatte. Als sie davon erfuhr, hatte sie ihm eine Szene gemacht, und ihn sofort verlassen. Sie dachte zurück, wie sie sich seinerzeit kennengelernt hatten, und wie sie sich Hals über Kopf so in ihn verliebt hatte, dass sie bereits nach dem zweiten Date miteinander die Nacht mit ungezügeltem Sex verbrachten. „David muss sich in den vergangenen fünf Jahren geändert haben, schließlich ist auch er älter geworden", beendete sie ihre Gedanken.

Nachdem sie die Haustür hinter sich geschlossen hatte, blieb sie still im Flur stehen. Sie schellte sich selbst eine Idiotin, als sie schnell in die Seitentasche ihrer Kostümjacke griff, und ihren Ehering herausholte. Sofort schob sie das Symbol ihrer Ehe über den Ringfinger ihrer rechten Hand. Jetzt war sie wieder eine Ehefrau.

Ihr Ehemann Walter hatte sie bestimmt schon gehört, und würde zu ihr kommen, um sie zu begrüßen. Mit dem Gefühl, dafür eigentlich noch nicht bereit zu sein, lauschte sie in die Stille des Hauses. Hatte Walter noch nicht bemerkt, dass sie da war? Sie rief nach ihm: „Hallo Schatz, ich bin zuhause! Wo treibst du dich denn rum?" Doch sie bekam keine Antwort. Das war ungewöhnlich, denn er war immer da, wenn sie nach Hause kam. Und er hatte sie immer mit einem Kuss begrüßt. Sie überlegte, ob er ihr gegenüber geäußert hätte, dass er heute später nach Hause kommen würde. Aber sie konnte sich nicht daran erinnern, dies von ihm gehört zu haben.

Sie rief Walter noch einmal, und machte sich dann auf die Suche nach ihm. Als sie sah, dass ein Licht im Esszimmer brannte, betrat sie erwartungsvoll den Raum. Doch er war menschenleer. Sie blickte sich um, und sah auf dem Esstisch ein paar Papiere liegen. Und etwas Kleines, das im Licht der Zimmerdecke ein wenig funkelte.

Schlagartig war ihre Fröhlichkeit verflogen, und wurde durch Schuldgefühle und Angst ersetzt. Als sie sich dem Tisch näherte, sah sie zwei Fotografien und Walters Ehering. Sie nahm die beiden Fotos zur Hand, und bemerkte dabei ein Diktiergerät, das unter den Bildern versteckt gelegen hatte. Obwohl ihr Herz raste, glaubte sie, dass es stehenbleiben müsste. Das Bild zeigte, wie David und sie sich vor wenigen Stunden vor dem Restaurant geküsst hatten. Als außenstehende Beobachterin, die sie jetzt war, war sie erstaunt zu erkennen, wie vertraut diese beiden Personen miteinander umgingen. Dieser Kuss war kein unschuldiger Begrüßungskuss unter Freunden gewesen. So wie sie sich beim Kuss umarmt hatten, war der Kuss Ausdruck einer tiefen seelischen und körperlichen Verbundenheit gewesen.

Auf dem Foto erkannte sie einen kleinen roten Kreis, der ihre rechte Hand umschloss. Was sollte er bedeuten? Als sie das zweite Foto zur Hand nahm, verstand sie den Hinweis. Dieses Foto war eine Vergrößerung ihrer Hand, genauer gesagt ihres Ringfingers. Es bewies das Fehlen ihres Eheringes.

Karin setzte sich auf einen Stuhl, und betrachtete intensiv das Bild, wie sie und David sich küssten. Walter musste dagewesen sein, und die Szene beobachtet und fotografiert haben. Ihr wurde schlagartig schlecht.

Nachdem sie sich über dem Toilettenbecken übergeben, und sich anschließend ein wenig frisch gemacht hatte, ging sie zurück in das Esszimmer. Sie nahm das Diktiergerät zur Hand, von dem sie wusste, dass es ihrem Mann gehörte, und startete die Aufnahme. Karin hörte seine Stimme:

„Liebe Karin, wir beide haben uns vor Jahren geschworen, nachdem wir eine lange Zeit der Trauer, der Wut und des Zweifelns, hervorgerufen durch den Betrug unserer letzten Partner, gemeinsam hinter uns gelassen hatten, dass wir es in unserer Lebensgemeinschaft besser machen würden. Wir waren uns einig, dass unsere Liebe definiert ist durch gegenseitige innige und tiefe Verbundenheit. Wir waren uns auch einig, dass die Basis unserer Liebe aus Vertrauen, Loyalität und Respekt besteht. Wird dieses Fundament beschädigt, und dafür reicht schon das Herbeiführen eines größeren Schadens an einem der drei Pfeiler aus, dann besteht die Gefahr, dass der Grundstein zusammenbricht, und damit unsere Liebe keine Basis mehr hat.

Ich habe per Zufall herausgefunden, dass du mich mit deinem Ex, mit David, diesem gewalttätigen Egomanen, hintergehst. Wie viele Stunden haben wir über ihn und über das, was er dir angetan hat, gesprochen? Es hat eine lange Zeit gedauert, bis du über seinen Verrat an dir hinweggekommen bist. Ich habe dir bei der Bearbeitung deines Traumas geholfen, so wie du mir nach meiner Trennung von meiner betrügenden Ex-Frau beigestanden hast. In dieser Zeit haben wir das Fundament unserer Liebe, unserer Ehe gelegt. Und, wir haben uns geschworen, niemals mehr Kontakt zu unseren Ex-Partnern zu haben. Kein Telefonat, keine E-Mail, keine SMS, keine WhatsApp, kein Treffen. Annäherungsversuche sollten kategorisch abgewiesen werden. Aber daran scheinst du dich offensichtlich nicht mehr zu erinnern.

Ich weiß seit etwa zwei Wochen von deinem Verhältnis mit ihm. Du erinnerst dich vielleicht, dass ich vor 14 Tagen eine schwere Erkältung hatte, und im Gästezimmer geschlafen habe, damit ich deine Nachtruhe nicht störe. Gegen 22 Uhr hat mich der Klingelton deines Handys geweckt. Es lag im Esszimmer, und du warst im Wohnzimmer, und hattest ferngesehen. Deshalb hattest du auch eine gewisse Zeitspanne gebraucht, um auf den Klingelton zu reagieren. Ich war aufgestanden, um zu schauen, warum du das Telefonat nicht annimmst. Ich stand im dunklen Flur, als du dein Handy ans Ohr führtest, und den Anrufer mit seinem Namen David ansprachst. Du fragtest ihn, was dir die Ehre seines Anrufs verschafft? Ehre? Wirklich? Und dann habt ihr über eine Stunde miteinander gesprochen. Es kann nicht euer erstes Telefonat nach der Trennung gewesen sein, dafür war die Begrüßung zu vertraut. Die Kontaktaufnahme durch ihn kam für dich auch nicht unerwartet.

Ich habe nicht gehört, worüber ihr euch unterhalten habt. Du hast sehr leise gesprochen. Ich unterstelle, dass du mich nicht wecken wolltest. Aber mit welcher Intention? Um etwas zu verbergen?

Am nächsten Morgen habe ich dich gefragt, wer dich so spät noch angerufen hatte, und du hast mir geantwortet, dass es deine Freundin Michi war, die vermeintlich ein kleines Liebesproblem hatte, und von dir getröstet werden wollte.

Mit dieser Lüge hast du mein Vertrauen missbraucht. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte es schon komisch sein, wie Menschen, in diesem Fall leider du, manchmal die Folgen ihres Handelns unterschätzen. Warum hast du mich belogen? Warum hast du ausgenutzt, dass ich dir glauben würde? Warum hast du mein Vertrauen missbraucht? Und dann auch noch auf eine solch plumpe Art, denn ich hätte Michi doch einfach anrufen, und um eine Bestätigung eures Telefonates bitten können. Ich habe es aber nicht gemacht, weil ich dir vertrauen wollte. Dennoch, die Saat des Zweifels war gelegt. Und sie ging schnell auf. Seit einigen Wochen schon bist du immer dienstags und donnerstags später als davor üblich nach Hause gekommen. Du hast mir dafür eine -- aus meiner damaligen Sicht -- plausible Erklärung gegeben, indem du mir von einem Englisch-Kurs erzählt hast, an dem jeder Beschäftigte in deiner Bank -- ab Position Abteilungsleiter -- teilnehmen musste. Nun unterstellte ich einfach, dass auch dies eine Lüge war, und du diese Abende anders als mit Englisch Pauken verbracht hast.

Letzte Woche Dienstag habe ich vor deiner Bank auf dich gewartet. Ich wollte eine Bestätigung, dass deine Begründung für dein Fernbleiben keine Lüge war. Mein Vertrauen in dir war bereits angegriffen. Du glaubst nicht, wie enttäuscht ich war, als du gegen 17 Uhr das Bankgebäude verlassen hast, und du, statt nach Hause zu kommen, zu einem Restaurant in der Essener Innenstadt gefahren bist. Ja, ich bin dir gefolgt, und habe gesehen, wie du von einem Mann vor der Tür des Restaurants in Empfang genommen wurdest. Als du gegen halb neun nach Hause kamst, hast du mir, wie in den Wochen davor, ungefragt von deinem Tag und von deinem Englisch-Lehrgang erzählt. Du warst sehr überzeugend.

Am darauffolgenden Donnerstag habe ich in ausreichender Entfernung, um nicht von dir entdeckt zu werden, vor dem Restaurant auf der Lauer gelegen. Ich sah, wie du wieder auf einen Mann zugingst, den ich nun einwandfrei als David identifizieren konnte.

David hatte vor dem Restaurant auf dich gewartet. Ich sah, wie er dich zur Begrüßung küsste, und wie er anschließend vor dir das Lokal betrat, und du ihm folgtest. Später hast du mir berichtet, dass du den Englisch-Lehrer ‚knuffig' findest. Ich habe getan, als ob ich eifersüchtig wäre, und wir hatten in dieser Nacht Sex. Wir haben uns dabei nicht wirklich geliebt, dazu war ich nicht fähig. Unser Sex war nur körperlich.

Heute Abend habe ich dich und David mit Hilfe meines Tele-Objektives fotografiert. Eure Begrüßung hat sich von der von eurem Treffen davor eklatant unterschieden. Ihr habt euch verhalten wie ein Liebespaar, und euch innig geküsst. Ich bin, nachdem ihr das Lokal betreten hattet, nach Hause gefahren, weil ich dich heute Abend zur Rede stellen, und noch einige der Fotos, die ich von euch geschossen hatte, als Beweis ausdrucken wollte. Du wirst nicht glauben, wie erstaunt, verletzt, wütend und traurig ich war, als mir beim Betrachten der Bilder auffiel, dass du deinen Ehering abgenommen hattest. Warum hast du ihn abgezogen? Ich bin mir aber unschlüssig, ob mich deine Antwort noch interessiert.

Wie du bestimmt gemerkt hast, bin ich nicht anwesend. Der Grund ist einfach. Worüber, außer über gebrochene Versprechen, zerstörtes Vertrauen und über die Modalitäten unserer Scheidung, sollten wir noch reden? Du hast offensichtlich und sehr symbolhaft unsere Ehe bereits aufgegeben. Wie heißt es in der Bibel? „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen!" Du hast es an Vertrauen, Loyalität und Respekt mir gegenüber missen lassen. Das ist auch der Grund, warum ich dir meinen Ehering zurückgebe. Mach damit, was du willst.

Wie geht es jetzt weiter? Ich bin nicht so arrogant zu glauben, dass du nur einen Fehler gemacht hast, du nur mich liebst, und du dir nichts sehnlicher wünscht, als zu mir, in unsere Ehe, zurückkehren zu dürfen, und David nun zum zweiten Mal endgültig Lebewohl zu sagen. Wenn dem so wäre, hättest du den Fehler nicht gemacht. Du bist mit unserer Ehe beim Spiel mit und um David ins Risiko gegangen, um was zu gewinnen? Die Antwort kann doch nur ‚David' sein. Ich gehe davon aus, dass du ein neues Kapitel in deinem Leben mit ihm aufschlagen möchtest, und es bislang noch nicht den richtigen Moment gab, es mir zu sagen, und die Scheidung einzuleiten. Ich fasse mal zusammen. Du magst vielleicht David gewonnen haben, unsere Ehe hast du aber verspielt.

David hat wahrscheinlich viele Qualitäten, insbesondere die im Bett, die ich nicht habe. Du solltest es ausprobieren, ob sie noch so gut sind wie vor fünf Jahren. Du und er sind 17 Jahre jünger als ich, da kann er sicherlich besser ‚seinen Mann' stehen. Ich muss für dich, mit meinen 55 Jahren, nur noch ein alter Mann sein, der dir zur Seite stand, als du seelische Probleme hattest, der aber jetzt ausgedient hat. Um mit Schiller zu sprechen: ‚Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen'.

Falls ich mich mit meiner Interpretation des Geschehenen allerdings irren sollte, und du wirklich um mich und um unsere Ehe kämpfen willst, dann versuche dein Glück. Ich bin ergebnisoffen, und gebe dir und mir einen Monat Auszeit von unserer Ehe, speziell von unserem Ehe-Gelübde der Exklusivität. Wenn du zu mir zurückwillst, nenn mir in diesem Zeitraum Gründe, warum ich deine Rückkehr akzeptieren sollte. Derzeit fehlt mir allerdings die Fantasie, wie du es schaffen kannst, mich von deiner Ehrlichkeit zu überzeugen.

Aber vielleicht bin ich es auch, der in einem Monat nicht mehr zurück zu dir will. Die Auszeit gilt schließlich auch für mich. Bitte bedenke auch, dass alles, was wir in unserer Ehe-Auszeit entscheiden, tun und sagen werden, Konsequenzen nach sich ziehen kann.

Wenn der Monat um ist, und wir nicht wieder zusammengekommen sind, werde ich die Scheidung einreichen.

Ich wohne ab sofort in einem Langzeit-Hotel, und werde ganz normal zur Arbeit gehen, und meinen Tag strukturieren. Versuche nicht, mir aufzulauern. Ich stehe dir für ein Telefonat, und erst einmal nur für Telefonate, nicht für persönliche Treffen, jeden Abend ab morgen für 30 Minuten zwischen 21 Uhr 30 und 22 Uhr zur Verfügung. Wenn du mit mir reden willst, ruf mich in diesem Zeitraum an. Aber das ist kein Muss. Wenn du mir nichts sagen kannst oder willst, vielleicht, weil es einfach nichts zu sagen gibt, dann ruf mich auch nicht an. Schweigen am Telefon ist nicht hilfreich.

Wenn wir allerdings miteinander sprechen, solltest du mir nicht erzählen, wie leid es dir tut, und dass du dich entschuldigen möchtest, und dass wir deinen Verrat hinter uns lassen können, um so weiter wie bislang zu machen. Ich lege dann sofort auf. Und du solltest mich auch nicht darum bitten, die Dauer unserer Ehe-Auszeit zu verkürzen. Du brauchst vielleicht nicht die gesamte Zeit, ich aber schon. Die einzige Ausnahme ist, wenn du schon bald selbst die Scheidung willst. Dann sei fair zu mir, und teile es mir schnellstmöglich mit.

Ach, weißt du eigentlich, dass dein Ex-Verlobter -- und nun offensichtlich Wieder-Freund -- David seit zwei Jahren geschieden ist? Es ist bestimmt gut für dich zu wissen, dass er wieder Single ist. Dadurch wirst du vielleicht nur eine Ehe zerstören. Der Scheidungsgrund war häusliche Gewalt. Er hat seine Frau im besoffenen Kopf wiederholt grün und blau geschlagen. Es gab allerdings keine Anklage, nachdem David seine Frau finanziell entschädigt hatte. Woher ich das weiß? Ein guter Freund aus alten Zeiten, der bis vor ein paar Wochen mit David noch zusammengearbeitet hatte, hat es mir erzählt. In diesem Sinne mach es gut, Karin."

Nach dem ersten Anhören seiner Botschaft spielte Karin diese noch ein zweites und ein drittes Mal ab. Dann schüttete sie sich ein Glas Wein ein, und ging ins Wohnzimmer. In der Dunkelheit setzte sie sich auf das Sofa, und zog die Beine an ihre Brust. Sie schloss die Augen, und dachte an ihren Mann. Er hatte die Situation auf den Punkt gebracht, so wie er es meistens tat. „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen." Scheiße, Walter hatte mit allem Recht. Warum hatte sie zugelassen, dass David wieder in ihr Leben trat? Warum hatte sie David höhergestellt, als ihren Mann? Sie verfluchte sich selbst, denn sie erkannte, dass sie allein an der aktuellen Situation Schuld trug. Sie musste versuchen, das eigentlich Unmögliche zu schaffen, nämlich ihre Ehe zu retten.

Sie fragte sich selbst, warum sie die Kontaktaufnahme durch David akzeptiert hatte. Dann erinnerte sie sich an die liebevollen Gefühle, die sie hatte, als sie heute Abend nach Hause kam. Aber diese Gefühle galten nicht ihrem Ehemann, sondern David. Sie hatte ihre Ehe aufs Spiel gesetzt, nur um ihren Ex-Geliebten zu treffen, und mit ihm für ein paar Stunden zusammen zu sein. Wie hatte es Walter in seiner Analyse ausgedrückt? Sie spulte das Band an die entsprechende Stelle, und lauschte Walters Worten: „Du bist mit unserer Ehe beim Spiel mit und um David ins Risiko gegangen, um was zu gewinnen? Die Antwort kann doch nur ‚David' sein. Ich gehe davon aus, dass du ein neues Kapitel in deinem Leben mit ihm aufschlagen möchtest."

Konnte es sein, dass sie das wirklich wollte? Nein, das wollte sie nicht, dessen war sie sich sicher. Sie musste deshalb Fakten schaffen. Wie in Trance nahm sie ihr Telefon zur Hand, und wählte Davids Nummer. Er nahm fast sofort das Telefonat entgegen, und begrüßte sie mit den Worten: „Hallo Süße, ich habe nicht so früh mit deinem Anruf gerechnet. Hast du mich vermisst? Ich schmecke immer noch deinen Kuss."

Karin unterbrach ihn. „Nein, David, ich habe dich nicht vermisst. Eigentlich habe ich dich seit unserer Trennung vor fünf Jahren, nachdem du Sonja gevögelt hattest, nicht mehr vermisst. Du hast es erneut geschafft, meine Partnerschaft mit dem Menschen, den ich liebe, zu zerstören. Nein, das stimmt nicht. Ich tue dir Unrecht. Ich war es, die meine Ehe vielleicht zerstört hat. Du warst nur eine kleine Requisite in diesem Prozess. Mein Mann hat mich verlassen, und das mit Recht.