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Das Fenster Teil 01

Geschichte Info
Ich drückte die Blendladen auf und ließ...
7.6k Wörter
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Teil 1 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 07/31/2021
Erstellt 10/15/2009
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Andy43
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Teil 01

Ich drückte die Blendladen auf und ließ das frühe Licht herein, kniff meine Augen zu kleinen Schlitzen und schaute auf das Haus mit den beiden toten Fenstern. Die Wohnung stand schon seit langem leer, obwohl sie doch einen schöneren Ausblick auf die nahe, kleine Hafenmole zuließ. Ich hatte schon oft mit dem Gedanken gespielt die Wohnung zu wechseln, dort drüben einzuziehen, wegen der besonderen Aussicht. Das terrakottafarbene Dach schimmerte herüber und tauchte die im Schatten liegende Fensterseite meiner kleinen Wohnung in ein warmes Licht, das sich durch die geöffneten Blendladen schlich und zärtlich an die gekalkten Schlafzimmerwände rekelte.

Begleitet von einem leisen Rauschen der Palmen durch den heran wehenden Passat, holte ich tief Luft.

Ich stützte mich eine Weile auf den Fensterrahmen, der schon bessere Zeiten gesehen hatte. Die weiße Farbe blätterte in großen Schuppen vom Untergrund und verabschiedete sich vom Jugendstil, in dem das Haus erbaut war. Es ging ihm so wie mir. Die Zeit war mit mir älter geworden. Aber nicht die Jugend in meinem Kopf. Nur reifer. Wenn ich hinausgehen wollte, zog ich mir nur eine schwarze Hose an, ein dünnes, weißes Hemd und meine Latschen, ging hinunter ins kleine Kaffee, setzte mich zu einem Espresso an den Tisch der alten Spieler, die ihre abgewetzten Karten mischten und mit drohenden, schmetternden Armbewegungen die Karten in die Mitte des Tisches klatschen ließen, als jagten sie Fliegen. Jeder tat es in seiner unverwechselbar eigenen, theatralischen Manier. Egal wie hoch der Trumpf in seiner Hand war. Es war nur ein Spiel. Sie schlugen die Zeit tot. Wie ich.

Ich schaute mir die Leute an, die an mir vorbei flanierten, auf der Mole die Netze flickten, den letzten Fang unter die Leute brachten, Fisch ausnahmen und ihn in großen Holzkisten auf Trockeneis gebettet, auf kleine Lastwagen stapelten. Fisch war hier allgegenwärtig. Wie das dunkelblaue Meer. Meine kleine Reiseschreibmaschine hatte ich alleine zurückgelassen. Ich musste sie manchmal an meine Abwesenheit gewöhnen. Sie stand dann auf dem kleinen Tisch vor dem Fenster und klapperte gelangweilt mit den Tasten, bis ich zurück war. Den Eindruck hatte ich immer. Ich wusste, dass es der Wind war, der an den Blendladen rüttelte. Sie hatte sich mit ihm verbündet. So war es auch eine staubige Windböe, die mich meinen Kaffee bezahlen ließ und mich wieder nach oben trieb. Zu ihr. Ich hatte genug vom Leben mitbekommen, in den letzten Minuten meines Kaffees. Es genügte für ein paar Seiten. Der Rest, der die Stunden bis zum Nachmittag andauerte, war reine Illusion. Noch. Wenn ich schreibend zu berichten begann, veränderte sich das kleine Zimmer. Der Tisch wurde zu einem kleinen Floß, das leere Blatt zum großen, dunkelblauen Ozean und das Ruder, das war meine kleine, wartende Reiseschreibmaschine. Die Wände meines Zimmers zerflossen dann zu einem weiten Horizont. Fehlte nur der Wind für mein kleines Segel. So nahm die Flaute in meinen Gedanken eine jähes Ende, als ich eines Morgens die Blendladen aufmachte und einen Blumentopf in einem der toten Fenster erblickte. Es war wie das Erreichen eines neuen Ufers.

Es war wohl jemand eingezogen.

Ich legte meine Finger abwartend auf die Tasten und betrachtete gebannt die untoten Fenster, die allmählich zum Leben erweckt wurden. Neben den kleinen Blumentopf hatte sich ein Kerzenständer gesellt. Ohne Kerze. Sie passten irgendwie zusammen. Ein ungleiches Paar. Eine zierliche Hand hatte ihn aus dem schattigen Hintergrund zum Blumentopf hinzu gestellt. Nur die Hand war zu sehen, wenn sie sich auf das schmale Fensterbrett zubewegte und im Sonnenlicht erstrahlte. Sie stellt mir vielleicht eine Szene zusammen, einen Wink für meine leeren Gedanken, kam es mir in den Sinn. Meine Finger waren kurz davor das Ruder zu führen, als ein Stapel Bücher auf dem Fensterbrett auftauchte. Die Seiten waren schon vergilbt. Alte Bücher. Zu lieb gewonnen, um sie wegzugeben.

Die tief stehende Nachmittagssonne warf allmählich einen Blick in die Fenster und gaben den Räumen gegenüber ein Gesicht.

Eine zierliche Gestalt huschte durch die Zimmer, tauchte mal vor dem einen, dann wieder vor dem anderen Fenster auf und manchmal nur als langer Schatten auf dem Fußboden. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht, als sie kurz auf die schmale Gasse schaute und dann zu mir herüber. Ich saß im weißen Hemd vor der Maschine und klapperte auf ihr. Hübsch, dachte ich und dann war sie auch schon wieder verschwunden.

Endlich wieder Leben da drüben. Die letzte Mieterin war vor kurzem verstorben. Neunundneunzig Jahre war sie alt geworden. Die Menschen wurden alt hier. Lag wohl am Klima und am Fisch.

*

Wenn ich lief, ließ ich meine Gedanken frei. Sie schwebten dann schwerelos aus der Umklammerung meines Bewusstseins ins Nirgendwo. Es tat gut, nur auf meinen Atem zu hören, die aufgehende Sonne zu begrüßen und den wolkenlosen Himmel zu beobachten, den die Sonnenstrahlen in allerlei Rottöne tauchte. Dann hatte ich den Eindruck, ich sei nur ein unendlich winziger Teil der erwachenden Natur. Ich versuchte alle Gedanken los zu lassen. Aber es gelang mir nicht immer.

Entgegen des rhythmischen Mantras meiner Atemstöße, waberten mir allerlei unsinnige Metaphern durch den Kopf.

Wenn die Sonnenstrahlen sechs Minuten zur Erde brauchen, dann sehe ich jetzt die Sonne, wie sie vor sechs Minuten gewesen ist. Wenn die Sonnenstrahlen das Meer berühren und wenige Millisekunden benötigen, um in meine Augen zu treten, um dann von meinem Gehirn in wenigen Nanosekunden zu Wahrnehmung zu werden, dann sehe ich immer die Vergangenheit. Denn in der Zeit, die es braucht, um in mir wahrgenommen zu werden, hat sich der beschienene Gegenstand schon wieder verändert. Ich sehe nur, wie es war, nicht wie es ist. Ich laufe gegen die Vergangenheit an, dachte ich. Ich bin nie im Jetzt, immer nur in der Reflexion meiner Vergangenheit anwesend.

So verrückt ging es dann in meinem Kopf zu. Ich konnte es nicht verhindern und dachte sofort an meine letzte Beziehung, die ich immer noch aufarbeitete. Sechs Monate.

Das brauchte ich. Ich ging nie oberflächlich zu Werke. Ich maß jeden Schritt und versuchte mit mir selbst vorwärts zu kommen.

Ich lief gegen die Vergangenheit an, gegen die Zeit, die ich nie einholte, denn sie war immer schon vor mir da. Ich sah nur ihre Spuren, die sie in mir hinterließ.

Meine Schritte traten gegen die Erde, stießen sich daran ab, wie eine Maus am Laufrad. So kam ich mir manchmal vor. Mein Herz drohte zu einem Käfig zu werden. Ich wollte Keine mehr hinein lassen. Vorerst. Zumal es nicht mehr so groß ist, dachte ich und mühte mich eine Anhöhe hinauf. Jede hatte ein kleines Stück meines Herzens erhalten. Freiwillig, doch für manche, war es eine Trophäe. Die eine oder andere hätte es ganz haben können. Egal, es sollte halt nicht sein.

Gewöhne dir ab, zu viel Gefühl hinein zu interpretieren. Aber mein Aufruf an mich selbst, entsprach nicht meiner Natur. Ich war ein unverbesserlicher Alkoholiker, der sich an der Liebe besoff. Leider blieben die Nebenwirkungen nicht aus. Vielleicht sollte ich mich auf Verhältnisse konzentrieren, die zwar den Anschein von Liebe haben, so tun, als ob und deren Wirklichkeit nur einem potemkinschen Dorf entspricht. Der Preis für meine Liebe war unbezahlbar, und alles andere, erschien mir zu billig. Beziehungen hätte ich in dieser Form genug haben können. Aber es genügte mir eben nicht. Ich konnte mich nicht belügen. Ficken aus Eigennutz, war für mich so erotisch, wie mit einem Korkenzieher eine Weinflasche zu öffnen. Banal. Unabhängig davon, wie der Wein schmeckte. So ein Abgang ist nur auf Zeit. Ich wollte alle Zeit.

Du bist unverbesserlich, ein Idiot, mache es doch so wie andere, dachte ich und erreichte die Anhöhe. Aber es blieb dabei, ich war nur ich.

Ich bog in einen Feldweg ein, der zum Ufer führte.

Von weitem sah ich schon den kleinen Wagen, neben dem eine zierliche Gestalt stand und gegen den Hinterreifen trat.

Ich blieb neben ihr stehen und schaute auf das luftleere Dilemma. Dem Reifen ging es wie mir.

„Ich werde ihnen helfen", sagte ich nur und schaute sie an.

Sie war zierlich und wirkte hilflos.

„Danke, das ist nett von ihnen", erwiderte sie.

Ich ging ans Werk.

Nach einer Weile war das Ersatzrad montiert.

„Kann ich mich bei ihnen revanchieren", fragte sie.

„Das müssen sie nicht, das war selbstverständlich", antwortete ich.

„Vielen Dank nochmals", meinte sie, lächelte mich an und setze sich in ihr Auto.

Ich setzte mich wieder in Trab und nahm mein Mantra wieder auf.

Nach dem Duschen war es an der Zeit für ein kleines Frühstück. Milchkaffee, ein Stück Weißbrot zum Eintunken, etwas Rührei und danach, ein wenig Obst. Mein Stammplatz war in einer Ecke des kleinen Kaffees, mit Blick auf die Szenerie. Ich beobachtete gerne, machte mir manchmal auf einem Zettel Notizen, Wortskizzen, und heute blieb ich dabei nicht unbeobachtet.

Sie stellte mir einen Kaffee auf den kleinen Tisch, als ich über einen Zettel gebeugt schrieb.

Die zierliche Revanchistin lächelte mich an.

„Das ist das Mindeste", meinte sie.

„Danke", erwiderte ich und schaute sie verwundert an.

„Was machen sie, wenn sie keine Räder wechseln", fragte sie unverhohlen und schaute auf den Papierfetzen.

„Ich versuche Bilder mit Worten zu malen, der Rest ist pure Fantasie", antwortet ich offen.

Sie lächelte.

„Ich habe sie gestern am Fenster sitzen sehen, vor ihrem Tisch. Das schnelle Klappern hatte mich neugierig gemacht".

Ich schaute sie verwundert an. Sie war es also.

„Dann betreiben sie Wortmalerei", kommentierte sie meine Antwort.

„Wenn sie so wollen."

„Kann man davon leben".

„Eher nicht, andere leben davon. Und, was machen sie, wovon man leben kann", fügte ich hinzu.

„Ich bin Meeresbiologin, arbeite seit kurzem für ein Institut.

Meine Erstanstellung. Bin für ein paar Monate hier, um den Fischfang zu beobachten, werden immer weniger Altfische gefangen. Ist ein Problem für die Population. Es werden eben zu viele der Jungfische gefangen, zu enge Netze, dann wächst nichts altes nach, was den Bestand hält, da kann sich die Population nicht so regenerieren wie es sein müsste. Ich überprüfe die Fangquoten.

„So so, Altfische, dachte immer, es sei anders herum".

Sie lachte herzhaft.

„Altfische sind wichtig".

Ich schmunzelte.

Ich schaute auf ihre schlanken Hände, die ihre Kaffeetasse hielten, betrachtete die filigranen Finger, die unlackierten Fingernägel. Das tat ich bewusst. Unbewusst musterte ich ihre Brüste, ihren Bauch, ihren Schritt und ihre Hüften. Ich war wie alle Männer. Natürlich geeicht. Aber die Hände einer Frau waren für mich ein bewusstes Objekt meiner Wahrnehmung. Ich fragte mich dabei immer, ob es mir gefallen würde, mich von ihnen berühren zu lassen.

Ich beantwortete mir die Frage mit einer Aufforderung.

„Bitte setzten sie sich doch".

Sie griff sich einen Stuhl und setzte sich zu mir an den Tisch.

Sie schien interessant. Sie war jünger als ich. Das war unerheblich. Sprich weiter, damit ich dich sehe, dachte ich.

„Sie sind also kein Schriftsteller", fragte sie.

„Nein, ich führe Tagebuch, aber anders, als es gemeinhin üblich ist. In anderer Form".

Sie nahm einen Schluck Kaffee.

„Andere Form", fragte sie.

„Ich denke mir Geschichten aus, in denen ich mich spiegele. Nur 'ich' weiß, wo ich mich darin sehe".

„Sie spielen verstecken mit sich selbst".

Ich lachte.

„Wenn man so will", meinte ich. „Es ist bei jedem Autor so, in jeder Geschichte steckt ein Teil seines Selbst. Und, wie ist es bei ihnen, führen sie Tagebuch?".

„Nein, nicht mehr, keine Zeit".

„Das Leben ist zu kurz, um keine Zeit zu haben", antwortete ich.

Sie schaute mich an.

„Vielleicht werde ich ja in einer ihrer Geschichten auftauchen", meinte sie.

Ich nahm mir ein paar Millisekunden Zeit, dachte an den Weg, den ich heute morgen gelaufen war, an meine Gedanken während des Laufens, an den Radwechsel.

„Ich weiß nicht, ob es Bedeutung hat", antwortete ich ehrlich.

„Muss alles im Leben eine Bedeutung haben?".

„Alles im Leben bedeutet mir etwas", antwortete ich.

„Dann sind ihre Geschichten wohl lang", lächelte sie.

„Eher nicht, aber sehr dicht".

Sie runzelte die Stirn.

„Dann wird unsere Begegnung möglicher Weise nur einen Satz lang sein", konstatierte sie.

Ihr Blick forderte mich heraus.

„Ich habe schon längere Geschichten über einen Augenblick geschrieben", antworte ich.

Sie nippte an ihrem Kaffee.

„Was haben sie vorhin auf den Zettel geschrieben", fragte sie neugierig.

Ihre direkte Art gefiel mir, obwohl sie persönlich wurde.

Ich schob ihr den Fetzen Papier herüber.

Sie las.

´Wann die Luft raus ist, sagen dir die Umstände´. ´Es ist Zeit für einen Radwechsel´. ´Maus´, ´Käfig´. ´Verschlusssache?´.

„Daraus lassen sich ein paar Sätze ´malen´", meinte sie nachdenklich.

Ihre Stimme klang nicht herablassend. Ihr Gesichtsausdruck verriet mir, dass meine Notizen etwas in ihr berührt hatten, nicht nur ihren Verstand.

„Wenn ich wollte, würde es ein Roman, habe da so meine ´Lebenserfahrung´" und verwies geschickt auf unseren Altersunterschied

Sie schaute mich an.

„Ja, verstehe, aber wichtiger sind die Umstände...,bin ich die ´Maus´", fügte sie lächelnd hinzu.

„Wir alle sind ´Mäuse´, antwortete ich lachend.

Sie ist gescheit, dachte ich.

„Mäuse sehen nur ´Schwarz-Weiß´, das wissen sie", erklärte sie herausfordernd.

„Daher versuche ich Farben hinein zu dichten, so gut es geht".

„Welche Farben fallen ihnen bei mir ein". Sie schaute mich dabei eindringlich an.

„Das fruchtig süße Apfelsinenrot der Sonne heute morgen, als ich das Rad wechselte".

Sie schaute auf die Apfelsinenschalen auf meinem Teller und schmunzelte.

„Ich stand mit dem Rücken zur Sonne und habe sie ebenfalls beobachtete, als sie auf mich zu liefen", gab sie zu.

Ich musterte ihre Augen.

„Ihre Kurztights schimmerten blau, wie das lange Blau an einem Wimpelfisch", meinte sie schließlich.

Ich lächelte.

„Einen solchen Satz würde ich in einer Geschichte verwenden, wenn es zu knistern beginnt", warnte ich schmunzelnd.

Sie lachte.

„Aha, erotische Augenblicke", flüsterte sie. „Manche Fischarten setzten Farben ein, wenn es um die Fortpflanzung geht oder als Warnung vor einem Fressfeind".

„Mimikry", antwortete ich mit fragendem Unterton.

„Als Meeresbiologie weiß ich Farben zu deuten, kenne mich da aus, aber es ist wohl bei ihnen keine Warnung".

„Ein wohl bedachtes Stilmittel in meinen Geschichten, es ist für mich weit mehr, als nur Sex", erwiderte ich offen und dachte an ´Altfische´.

Was machst du hier eigentlich, dachte ich, lass das sein. Sie ist für dich zu jung. Im gleichen Augenblick fragte ich mich, wer damit angefangen hatte.

Sie trank ihren Kaffee, nahm einen letzten Schluck und schaute mich an.

„Ich muss los, wenn sie wollen, werden wir uns sehen, würde mich freuen. Sie sind ein interessanter Mann. Ich meine, es ist interessant mit ihnen zu plaudern".

„Ich bin anscheinend ein bunter Fisch in einer Glaskugel".

Sie lachte. Sie hatte ein hübsches Lächeln.

„Ich betrachte sie lieber in freier Natur. Hat mich gefreut".

„Ganz meinerseits, hätte da noch einige Fragen zu den ´Altfischen´".

Sie lachte, stand auf und ging.

„Bis dann", winkte sie mir zu.

Keiner kannte des anderen Namen. Es spielte keine Rolle. Wir verloren die Zeit aus den Augen. Es waren die Umstände.

Es wurde Nachmittag. Ich genoss die letzten Tage meines Aufenthaltes, flanierte durch die Gassen, wanderte an der Steilküste, beobachtete die Seevögel oder verdichtete in meiner kleinen Wohnung manche Seiten an Erinnerung. Es war die Ruhe vor dem alltäglichen Sturm, der mich zuhause erwartete. Die ruhige Zeit hier war dichter als Gold.

Sie hielt jeden Tag die Blendladen vor der gleißenden Sonne geschlossen, bis zum späten Nachmittag.

Dann klappten sie quietschend auf. Wir winkten uns zu.

Die Sonne warf dann ein grelles Weiß auf die Zimmerwände ihrer Wohnung. Nur ab und an wurde es von einem bewegten Schatten übermalt.

Dieser späte Nachmittag war anders.

Nach einer Weile trat sie ans Fenster, hielt mir aus der Ferne eine bauchige Flasche auffordernd entgegen, winkte mich herüber und lächelte.

„Wein, Weib und...", murmelte ich. Den Rest erinnerte ich.

„Ist noch ein wenig unaufgeräumt bei mir", meinte sie und ließ mich eintreten.

Sie nahm mir den kleinen Korb mit Obst ab, den ich auf gut Glück mitgebracht hatte.

„Reife Früchte passen gut zum jungen Calvados, den ich ausgesucht habe", meinte sie und schwang sich damit zurück ins Zimmer.

Als Digestif, fragte ich mich und steuerte den Tisch an, auf dem die Flasche stand.

Sie stellte den Korb dazu und pflückte ein paar Trauben.

'Vieille réserve', las ich.

„Magst es wohl fruchtig", forschte ich nach.

So ein Blödsinn, dachte ich, als ich es aussprach, warum lässt du dich darauf ein.

„Und ´du´ doch hoffentlich den jungen Calvados", erwiderte sie und schaute mich an.

Erst jetzt fiel mir auf, das ich sie geduzt hatte.

Sie steckte sich eine Traube in den Mund.

„Wir sind erwachsenen Menschen", meinte sie.

Aufschlussreich, dass das von ihr kam, dachte ich.

„Du siehst wirklich gut aus, reif und männlich".

„Danke, ich hatte gehofft, das du das sagst".

„Nein wirklich, ich mag reife Männer, Männer wie dich".

„Wie kommt´s".

„Ist doch nichts ungewöhnliches, mein Vater ist zehn Jahre älter als meine Mutter. Ältere Männer haben mehr Erfahrung. Ich habe keine Lust den Jungen etwas beizubringen".

Ich lachte.

„Wie alt bist du".

„Fünfundzwanzig".

Ich rechnete.

„Schön", meinte ich.

„Meinst du mich".

Ich schmunzelte.

„Ja, du bist schön".

„Mehr fällt dir nicht ein, mit deiner Erfahrung".

„Ich könnte dir mit Worten kommen, da fällt ´dir´ nichts mehr ein", antwortete ich.

Sie naschte eine weitere Traube.

„Genau das..., finde ich ja so schön", murmelte sie.

Ich schaute sie fragend an.

„Du bist hier, weil ich mit dir schlafen will", meinte sie plötzlich.

„An wen denkst du, wenn du das sagst", hakte ich nach.

„An mich und an dich", antwortete sie.

„Die Reihenfolge ist für mich nicht unbedeutend", meinte ich.

„Du willst mit mir schlafen und ich mit dir, ich weiß es einfach, dass sagt mir mein Gefühl", erklärte sie.

Ich schaute sie neugierig an.

„Wie lange ist es her", fragte sie.

„Ein halbes Jahr", antwortete ich.

„Lass uns zusammen ein wenig das Rad drehen. Es ist nur eine Episode zwischen zwei ´Mäusen´".

Ich lachte. Es war ihr bitterer Ernst.

Ich wollte keine Episoden mehr. Man blieb dabei immer auf der Stelle. Die Zeit lief trotzdem.

„Du kannst dich später erinnern, wie es war, mit mir,", sagte sie, zog sich ihre Leinenschuhe von den Füßen, warf sie unter den Stuhl, reffte sich das T-Shirt über den Kopf und knöpfte die Jeans auf. Schließlich stand sie nackt vor mir, klatschte kurz mit den Handflächen auf ihren kleinen Hintern und strich sich dann mit einer Hand ein paar schwarze Haarsträhnen aus dem Gesicht.

„Wir lassen die Blendladen auf, von drüben kann uns ja keiner beobachten", meinte sie und lachte.

Bist du dir da so sicher, dachte ich.

Ein kühlender Windhauch schwebte durchs offene Fenster.

„Das tut gut, wenn es zu warm ist, dann macht es keinen Spaß", erklärte sie, hob dabei ihre Arme an und genoss die kühlende Brise.

Sie steuerte zum Bett, welches zwischen den beiden Fenstern stand, sammelte die losen Blätter auf, die darauf verteilt lagen, warf sie auf den Boden und setzte sich auf die Bettkante.

„Jetzt du", meinte sie kurz.

Sie verfolgte meine Handbewegungen aufmerksam.

„Junge, Junge, dachte ich´s mir doch", meinte sie nur, als ich die Shorts auf den Boden warf.

Jetzt übertreibe mal nicht, dachte ich nur.

„Das Teil in meinem Arsch ist sicher nicht ungefährlich", lachte sie, drehte sich zur Seite und schaute prüfend auf ihre kleinen, strammen Backen.

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