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Der Fetisch-Bauernhof 02

Geschichte Info
Die Eröffnung.
7.8k Wörter
4.69
32.6k
3
Geschichte hat keine Tags

Teil 2 der 12 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 09/28/2018
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02 -- Die Eröffnung

Von Phiro Epsilon

Hallo,

Dies ist die zweite Episode einer Serie über einen Bauernhof in Oberbayern, der zu einem High-Tech-Fetisch-Hotel für Gutbetuchte umgebaut wurde.

Nachdem sich das Team des Hotels in Episode 1 mit zwei wertvollen neuen Mitgliedern vervollständigt hat, ist es Zeit, das Hotel zu eröffnen.

Alle an sexuellen Handlungen beteiligten Personen in dieser Serie sind volljährig.

Aus gegebenem Anlass: Copyright© 2018 Phiro Epsilon Das Posten dieser Geschichte, auch auszugsweise, auf einer anderen Webplattform oder unter einem anderen Namen ist nicht gestattet.

1 Besprechung

"Ich verstehe Theaterspiel", sagte Maria mit Betonung auf "verstehe". Sie verstand, dass ihre Stimme für die anderen Menschen monoton klang, wenn sie nicht aktiv etwas dagegen unternahm. Sie als "Aspie" musste bewusst ihre Gesichtsmuskeln bewegen und ihre Stimme heben und senken. Es war unangenehm, dass dies mit Übung verbunden war. Maria übte nicht gerne etwas, das sie nicht konnte. Doch sie wollte ihre sozialen Interaktionen verbessern. Also: Übung.

"Ich verstehe 'A spielt B und C schaut zu'", fuhr sie fort. "Ich weiß, dass ich als Schauspielerin Dinge sagen und tun muss, die nicht der Wahrheit entsprechen. Aber ich will das tun." Sie betonte das "will" so stark sie konnte. "Ich will eine Devote spielen."

"Es werden eine Menge Menschen da sein", gab Joy Danner zu bedenken. "Die werden dich anstarren. Glaub mir, ich weiß, wie man sich da fühlt." Joy war in ihrem Leben viel angestarrt worden. Selbst im Deutschland des einundzwanzigsten Jahrhunderts mit seiner Multi-Kulti-Gesellschaft voller Menschen aus anderen Ländern war eine Frau mit schwarzer — nicht schokoladenfarbener, sondern nachtschwarzer — Haut eine anstarrenswerte Ausnahme. Früher hatte sie es gehasst. Inzwischen versuchte sie, über die ersten Sekunden hinwegzukommen, und den Menschen hinter dem Blick kennenzulernen.

"Diese Menschen können nicht in meine Privatsphäre eindringen", stellte Maria fest. "Ich verstehe inzwischen, dass es für mich unangenehm ist, weil ich Angst habe, dass andere Menschen in meine Privatsphäre eindringen. Ich werde Abstand halten. Ich werde auf einer Bühne stehen. Ich werde nicht nackt sein. Ich werde etwas Neues erleben, und das ist gut so."

"Ich finde, wir sollten Marias Wunsch respektieren", sagte Max nachdenklich. "Ich bin ja wohl derjenige, der dich von allen hier am wenigsten kennt, und ich finde deine Einstellung bewundernswert."

Maria dachte kurz nach. Max hatte sein Gesicht nicht verzogen, also meinte er das Wort "bewundernswert" wohl so, wie er es sagte. Es stimmte, dass sie ihn noch nicht gut kannte, doch er gehörte zu ihrer Privatsphäre, auch wenn sie noch keinen Sex gehabt hatten. Sie beschloss, ihm zu vertrauen. "Danke", sagte sie.

"Aber die Bestrafungsszene!", wandte Joy ein. "Da wird dir ein Mensch aus dem Publikum nahekommen. Sehr nahe. In deine Privatsphäre. Lass lieber mich das machen oder jemanden anderes von uns." Ihr Blick glitt über die Leute am Tisch.

Susanne hob mühselig die Hände. "Lass mich um Himmels willen außen vor. Ich weiß, es gibt Kerle, die fahren auf schwangere Frauen ab, aber mein Termin ist gerade mal eine Woche nach der Eröffnung."

Johanna hatte die ganze Zeit in einer Ecke telefoniert. Jetzt kam sie zurück an den Tisch und steckte ihr Handy weg. "Ich glaube, dafür gibt es eine Lösung." Sie lächelte geheimnisvoll. "Eine sehr überraschende, aber nicht unmögliche."

2 Begrüßung

Leopold

Ein katholischer Pfarrer in einem Sex-Hotel. Sollte ich mich nicht unbehaglich fühlen?

In den letzten Wochen war ich langsam aber sicher zum Beichtvater und Seelsorger für die ganze Belegschaft des Hotels geworden, auch diejenigen, die keine Katholiken waren. Ich hatte die beiden Huber-Ehepaare getraut und damals auch Max kennengelernt, den Johanna heiraten wollte. Johannas Beichte — in einem hautengen, schwarzen Ganzkörperanzug — war mein erster Kontakt zu dem gewesen, was "BDSM-Lifestyle" genannt wurde. Menschen, die ihre sexuellen Bedürfnisse auslebten, auch wenn sie von der gesellschaftlichen Normalität weit abwichen, solange dabei niemand zu Schaden kam.

Ich war nicht umhingekommen, mich tiefer in die Materie einzuarbeiten. Es gab eine überraschend große Anzahl von wissenschaftlichen Abhandlungen zu dem Thema und auch Erfahrungsberichte von Mitgliedern der Subkultur. Und einige dieser Erfahrungsberichte waren noch nicht einmal pornografisch. Eine Frau schrieb darüber, wie das Leben als "24/7-Sklavin" ihr nach dem Tod des Partners aus ihrer Verzweiflung geholfen und ihr neue Ziele im Leben gegeben hatte.

Sollte ich so jemanden verdammen?

Vor zwei Wochen war dann die Einladung gekommen. Sehr aufwendig auf Büttenpapier gedruckt. "Das Team des Fetisch-Hotels Huberhof würde es als eine Ehre ansehen, wenn Sie und Ihre Lebenspartner/Ehegatten an unserer Eröffnungsfeier teilnehmen würden. Um Antwort wird gebeten.

Sie werden die Möglichkeit haben, alle Einrichtungen des Hotels zu sehen, bevor dieses den Betrieb aufnimmt. Es stehen Experten bereit, um jede Ihrer Fragen zu beantworten. Es wird eine Vorführung von Techniken und Szenen aus der BDSM- und Fetischkultur geben. Dabei werden wir auf Nacktheit und die Darstellung sexueller Handlungen verzichten.

Im Rahmen der Veranstaltung werden wir Ihnen Umhänge und Masken zur Verfügung stellen, die Ihre Anonymität gewährleisten. Fahrerlose Fahrzeuge werden Sie abholen und wieder nach Hause bringen."

Ein zweites Blatt hatte der Einladung beigelegen. "Sie würden uns allen wirklich eine große Freude machen", hatte Johanna geschrieben, "wenn Sie kommen — auch ohne Begleitung :-)"

Danach hatte ich es schon fast als meine Pflicht angesehen, teilzunehmen. Eine Pflicht, so wurde mir langsam klar, die mir absolut nicht unangenehm war.

"Guten Abend, meine Damen und Herren. Mein Name ist Jason Miller", sagte der dunkelhäutige, hochgewachsene, breitschultrige und kahlköpfige Mann, der an das Mikrofon getreten war.

Er musste wohl in den Fünfzigern sein wie Vinzenz und Klara. Sein Name und sein Akzent wiesen ihn als Amerikaner aus. Doch abgesehen davon war sein Deutsch perfekt.

Ich blickte mich um. Alle Teilnehmer an der Feier trugen schwarze oder weiße Umhänge mit Kapuzen und großflächige Gesichtsmasken. Die Anonymität war tatsächlich gewährleistet. Selbst ich, der ich doch all meine Schäfchen kennen sollte, konnte niemanden erkennen.

"Ich bin der Besitzer der Fetischclub-Kette Black Dreams", fuhr der Amerikaner fort, "mit Niederlassungen in mehreren Großstädten Deutschlands. Ich bin einer der ersten, der die BDSM-Kultur aus Amerika nach hier importiert hat. Wenn Sie Fragen zu diesem Thema haben, stehe ich Ihnen mit meiner langjährigen Erfahrung den ganzen Abend zur Verfügung.

Als die jungen Leute, die dieses Hotel betreiben, mich zum ersten Mal angesprochen und um Rat gefragt haben, war ich skeptisch. Es ist etwas komplett anderes, einen Sexclub in einer Großstadt zu führen, wo viele Menschen außergewöhnliche Bedürfnisse haben, als auf dem Land.

Allerdings —" Er wies mit der Hand auf die Videos, die auf dem Smartglas der Außenwand abliefen, und die Anlagen des Hotels aus allen Perspektiven zeigten. "— ist dieses Hotel einfach beeindruckend. Ich habe mir sagen lassen, dass dieser Bauernhof älter ist als die Vereinigten Staaten von Amerika. Und dennoch finden Sie hier den modernsten Fetischclub der Welt in einer der schönsten Gegenden der Welt."

Er ließ seine Blicke über die Anwesenden schweifen. "Safe, sane, consensual", sagte er. "Sicher, sauber, einvernehmlich. Das ist unser Grundsatz.

Vergessen Sie alles Negative, was sie über 'Sado-Maso' gehört haben. Wenn sich Menschen in unserer Welt treffen, dann garantieren wir Sicherheit und Sauberkeit und sorgen dafür, dass jegliche Handlung einvernehmlich geschieht. Hier gibt es keine blutenden Wunden oder gebrochene Glieder, keine Fäkalien oder Urin, keine Vergewaltigungen. Schauen Sie sich um und stellen Sie Fragen. Wir haben nichts zu verbergen.

Um zehn Uhr findet im Dungeon — dort, wo früher die Ställe waren — eine Vorführung statt. Bis dahin sind Sie eingeladen, sich alle Einrichtungen anzuschauen und erklären zu lassen, aber bitte nicht zu benutzen — das kostet extra."

Allgemeines Gelächter.

"Ihnen mag auffallen, dass viele Einrichtungsgegenstände mit dem Namen des Handwerksbetriebs gekennzeichnet sind, der sie geliefert hat. Nahezu alles, was Sie sehen, wurde von einheimischen Handwerkern hergestellt." Er hielt die Hand vor den Mund und flüsterte laut. "Ich habe mir sagen lassen, dass einige davon unter den Gästen sind."

Wieder Gelächter.

"Außerdem wird in Kürze hier ein kaltes Buffet aufgefahren, das die Firma deVille gestiftet hat, deren Produkte Sie hier auch einem näheren Augenschein unterziehen können. Es sind mehrere Haushalts- und Hotelroboter unterwegs, die Ihnen gerne Auskunft über ihre Tätigkeiten geben.

Ich wünsche Ihnen einen fröhlichen und lehrreichen Abend."

Applaus brandete auf.

"Hallo, Herr Pfarrer", sagte Johanna ganz in meiner Nähe.

Ich wandte mich ihr zu und lächelte sie an. "Hallo, Johanna. Ich dachte, wir wären anonym."

Sie lächelte zurück und wies auf meine Maske. "Untereinander ja, aber wir haben kleine Erkennungsmerkmale in die Masken eingearbeitet. Man will ja mit seinen Freunden plaudern."

"Bin ich das", fragte ich verwundert. "Ein Freund?"

"Wenn nicht Sie, wer dann? Menschen, die über ihren Schatten springen und uns unvoreingenommen gegenübertreten, sind automatisch unsere Freunde."

"Ich fühle mich geehrt", antwortete ich. "Und das, obwohl ich euch mit aller Regelmäßigkeit die Bibel um die Ohren haue?"

"Gerade dann", sagte Johanna, "gerade dann. Ich frage mich nur, wie das alles hier auf Sie wirken muss."

Ich lächelte wieder. "Ob ich das Bedürfnis bekomme, mit einem von euch ins Bett zu hüpfen?"

Sie lächelte verlegen. "So hätte ich das nicht formuliert. Schon aus Respekt."

"Um es mit eurem Vokabular auszudrücken, bin ich ziemlich asexuell veranlagt. Ich genieße den Anblick eines wohlgeformten Frauenkörpers, aber nicht viel mehr als den eines Sonnenuntergangs oder eines blühenden Fliederbuschs. Ich sehe die Hand Gottes wirken und freue mich darüber. Aber erregend ist das für mich nicht."

Diesmal lachte sie über das ganze Gesicht. "Sonnenuntergänge können wir Ihnen heute Abend nicht anbieten. Aber wohlgeformte Frauenkörper sollten Sie einige zu Gesicht bekommen."

"Ich freue mich darauf."

Vinzenz

Wir waren natürlich wieder einmal auf den letzten Drücker hier angekommen. Ich weiß nicht, wieso Frauen Stunden brauchen, um sich fertigzumachen, vor allem, wenn man die Klamotten unter dem Umhang gar nicht sehen konnte.

Klara hatte offensichtlich ein paar hohe Schuhe herausgekramt, denn sie lief fast so groß wie ich neben mir her, als wir aus der Limousine stiegen.

Ich musste zugeben, die hatten aus dem alten Huberhof etwas komplett Neues gemacht.

Dort, wo früher ein Betonweg zwischen Wohnhaus und Scheune hindurch zu den Ställen geführt hatte, stand nun ein flaches Gebäude mit dem Hoteleingang.

Die Vorderfront bildete die Lobby, viel Holz und Glas, gemütliche Sitzecken, Gemälde und Skulpturen — alle nicht ganz jugendfrei. In der Mitte gab es einen Ausgang zum Hof, links und rechts davon Büros.

Ich war nicht zum ersten Mal hier. Nach dem denkwürdigen Besuch meiner Tochter bei uns war ich schon einige Male hier oben gewesen. Es war schon schmeichelhaft gewesen, dass die jungen Leute, die ich schon kannte, als sie noch Kinder waren, zu mir kamen und mich um Rat bei der Führung des Hotels fragten.

Sie hatten mich auch schon herumgeführt, allerdings war zu dem Zeitpunkt die "Ausrüstung" noch nicht geliefert worden. Zum einen hatte mir das wohl eine Reihe von Herzattacken erspart; zum anderen hätte ich schon gern gesehen ... Schwamm drüber.

Auf jeden Fall konnte ich mein Erstaunen nicht verhehlen, was der Architekt aus dem Bauernhof gemacht hatte, der ja wohl mein Schwiegersohn werden sollte. Offen gesagt, war der junge Mann recht arrogant und ich war mir noch nicht sicher, ob er meine Tochter wirklich verdiente. Auf der anderen Seite — die Blicke, die Johanna ihm zuwarf, zeugten schon fast von Verehrung. Auf der dritten Seite wurde mir klar, dass Max Schuppach sein Handwerk tatsächlich verstand. Er hatte auf jede meiner Fragen eine Antwort.

Das Original-Bauernhaus stand ja unter Denkmalschutz, sah also von außen noch genauso aus wie bisher. Allerdings lag das Erdgeschoß innen tiefer als bisher, wodurch die Räume höher wurden. In dem Haus waren zehn der zwanzig Hotelzimmer und das Restaurant untergebracht.

Rechts davon war früher der Stall gewesen. Dessen Dach war angehoben worden, um ein Obergeschoß zu schaffen, wo die anderen zehn Zimmer lagen. Der eigentliche Stall war zu etwas geworden, das Johanna einen "Dungeon" nannte. Innen mit grobem Mauerwerk verkleidet und durch Gewölbebögen in große Nischen unterteilt, in denen je ein halbkreisförmiger Tisch und ein kunstlederbezogenes Sofa standen. Ich wollte gar nicht wissen, was dort in Zukunft passieren würde. Obwohl ... ich war schließlich auch nur ein Mann.

Gegenüber auf dem Grundstück, in der früheren Scheune, hatte man eine Wellness-Landschaft mit Sauna, Massageräumen, Swimming-Pool und so weiter angelegt.

Das Glashaus recht vorne, worin die Belegschaft wohnte, sollte im Laufe der Zeit durch ein neues Haus ersetzt werden, das besser in die Landschaft passte.

Der frühere Hof dazwischen war als Liegewiese geplant, und hatte jetzt ein Glasdach, das man im Sommer zur Seite fahren konnte, und wodurch man auch bei schlechtem Wetter trockenen Fußes von einem Flügel des Hotels zum gegenüberliegenden gelangen konnte.

Links war der Durchgang zum Hotel, rechts der zum Wohnhaus, in dessen Erdgeschoß der Empfang stattfand. Sehr durchdacht das Ganze, musste ich eingestehen. Vor allem, weil es auf jeder Ebene keine einzige Stufe gab, die die Roboter nicht überwinden konnten.

3 Vorführung

Vinzenz

Eine langsame Musik, die recht altmodisch klang, ließ die Gespräche im Dungeon verstummen.

An den Wänden flackerten jetzt Fackeln; Imitationen, die aber Wärme abstrahlten, und fast echt wirkten. In den Nischen waren Folterinstrumente aufgebaut; oder das, was in der BDSM-Welt scheinbar dafür benutzt wurde. Die Geräte waren funkelnagelneu, gebaut aus dunkelgebeiztem Holz oder Edelstahl mit dicken Lederpolstern.

Ich hatte mich geweigert, die zugehörigen Erläuterungen zu lesen. Dass ich heute Abend hier war, war sowieso nur dem Drängen Klaras und Johannas zu verdanken. Letztere hatte sich glatt wieder vor mich auf den Boden gekniet, um mich zu anzuflehen. Hätte sie das als Kind getan, wären ihr wohl eine Menge Schläge erspart geblieben.

Wenigstens sorgten die Umhänge dafür, dass einen hier niemand erkannte. Wir hatte schließlich eine gewisse — wenn auch angeknackste — Reputation in Annabrunn zu verlieren.

Die Musik verwandelte sich in ein fremdartig klingendes Stück, und ein Scheinwerfer — hatten sie also hier auch — tauchte einen Teil der Bühne in helles Licht.

Dort stand eine der Statuen aus der Lobby, oder zumindest eine sehr ähnliche. So etwas nannte man ja heutzutage "Kunst". Eine lebensgroße weibliche Puppe hing waagerecht in einem Metallrahmen. "Hing", weil sie komplett in Seile in unterschiedlichen Farben sozusagen eingewickelt war. Die Seile waren oben an dem Metallrahmen befestigt.

Ein weiterer Scheinwerfer ließ den Amerikaner erkennen, der die Begrüßungsrede gehalten und die Belegschaft des Hotels vorgestellt hatte. Außer Johanna — und ihrem Verlobten Max — und den vier Hubers — waren die jetzt tatsächlich alle vier miteinander verheiratet? — gab es noch Doktor deVille und ihre Ehefrau — ich wollte NICHT darüber nachdenken, was das bedeutete — eine sehr dunkelhäutige junge Frau und — ich war schon ziemlich erstaunt — unsere Maria, die mir Johanna als Kindermädchen abgeworben hatte.

Sie stand mit den anderen in einer Reihe, als gehörte sie ganz normal dazu. Da war wohl eine Menge Erklärung nötig gewesen, bis sie verstand, was sie tun sollte.

"Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste", begann der Amerikaner. "Wir werden hier in den nächsten beiden Stunden einige Vorführungen sehen, die verschiedene Aspekte des Lifestyles beleuchten sollen. Als erstes möchte ich Ihnen die japanische Kunst des Shibari an einem exquisiten Ausstellungsstück zeigen."

Er lief mit dem Mikrofon in der Hand zu der Skulptur hinüber. "Normalerweise benutzt der Künstler für seine Rope-Bondage nur eine Seilfarbe, was mir als Puristen auch weitaus besser gefällt. Doch muss ich die Durchtriebenheit unserer hauseigenen Künstlerin anerkennen, sowohl die deutschen als auch die amerikanischen Farben zur Geltung zu bringen."

In der Tat waren Beine und Unterkörper mit Blau-Weiß-Rot umwickelt, während Oberkörper und Arme Schwarz-Rot-Gold gefesselt waren.

"Das Objekt einer Shibari-Installation ist typischerweise weiblich und nackt. Doch da wir heute Abend niemanden schockieren wollen, trägt sie einen sogenannten Zentai-Anzug."

Sie? Steckte da etwa eine Frau drin? Wie konnte sie atmen? Und wie lange hing sie schon da?

"Aber jetzt begrüßen wir die Künstlerin."

Ein Trommelwirbel, ein weiterer Spot auf eine völlig schwarz gekleidete Frau, die auch einen glänzenden Anzug trug, der ihren Kopf vollständig umhüllte. Auf dem Rücken trug sie eine Art Schwertscheide, und an den Füßen unendlich hohe Absätze.

Die Musik spielte eine Art Marsch und sie bewegte sich — schritt mit hoch erhobenem Kopf — auf die Skulptur zu.

Sie blieb stehen, die Musik schwoll an, und mit einer einzigen Bewegung zog sie ihr Schwert, schnitt das weiße Seil durch und schob das Schwert wieder in die Scheide.

Es war wie eine Kettenreaktion, die alle weißen Umwicklungen sich öffnen und zu Boden fallen ließ. Das rechte Bein der schwebenden Frau senkte sich langsam bis kurz vor den Boden.

Die Musik pochte, während die Schwarze langsam einmal um den Rahmen herumschritt. Dann wieder das Crescendo und das rote Seil um ihr linkes Bein fiel. Beide Beine hingen jetzt fast senkrecht nach unten. Der dritte Schnitt löste das blaue Seil um den Unterkörper, worauf die Füße den Boden erreichten.

Drei schnelle Schnitte und die Frau war frei. Sie und die Schwarze nahmen sich an der Hand und rissen die Kopfhauben herunter.

"Meine Damen und Herren", rief der Sprecher. "Einen kräftigen Applaus für Janina Huber und Joy Danner."

So, so, die kleine Norddeutsche hatte also die ganze Zeit in den Seilen gehangen. Und die Farbige war die Künstlerin.

"Noch eines, liebe Janina", sagte der Sprecher grinsend. "Dein Ehemann Georg hat angerufen und gemeint, der kleine Paul hätte ihm sein Hemd vollgespuckt. Er wüsste nicht, wo er einen Ersatz findet."

Das Publikum brach in Johlen aus, während Janina wie vom Teufel gehetzt aus dem Raum rannte.

Das Licht auf der Bühne ging aus.

"Wow!", sagte Klara neben mir. "Janina sieht man die Schwangerschaft überhaupt nicht mehr an."

"Wirklich?" Ich hatte überhaupt nicht auf die Körperform der Frau geachtet, die in einem blauen, hautengen Anzug steckte.

"Wo hattest du denn deine Augen?", sagte Klara grinsend.

Auf dem Hintern der Schwarzen. "Ooch", sagte ich. "Ich habe das Schwert bewundert."

Klara kicherte leise vor sich hin.

Ein Scheinwerfer ging an, und eine rotblonde Frau in einem schwarzen Anzug war zu sehen. Bein- und ärmellos, hauteng, aus glänzend poliertem Leder. Hüfthohe Lederstiefel mit womöglich noch höheren Absätzen als vorher die Schwarze. In der Hand trug sie etwas, das nach einer Reitgerte aussah.

"Madame Jessica", sagte der Sprecher, "hat viel Zeit in die Ausbildung ihrer Sklavinnen gesteckt. Sie hat dabei mit der Anwendung ihrer Gerte und anderer Motivationswerkzeuge nicht gespart. Schauen wir uns nun das Ergebnis dieses Trainings an."