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Der geheime Garten

Geschichte Info
Im Frühling fällt die Saat auf fruchtbaren Boden.
17.3k Wörter
4.76
6.3k
3
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Die Geschichte enthält als Aufhänger das Buch „My secret Garden" - Der Inhalt, wie er in der Geschichte beschrieben wird, entspricht nicht dem tatsächlichen Inhalt und wird für die Geschichte anders dar gestellt.

1

Ich befinde mich in einem dunklen Raum. Das spärliche Licht erlaubt es mir kaum, meine Umgebung zu erkennen. Ein leichter Wind schmiegt sich um meine nackte Haut. Meine Augen beginnen sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Ich sehe, spüre, dass ich nackt bin. Kalter Stein bohrt sich in meine Knie. Mein Blick gleitet in die Ferne. Sitzreihen von mit samtrotem Stoff bezogenen Stühlen türmen sich vor mir auf. Seitlich hängen Vorhänge in demselben Ton herab. Ein Theater, so wird mir bewusst. Mit mir auf der Bühne. Menschen sitzen in den ersten Reihen. Ich kann ihre Gesichter nicht erkennen und dennoch spüre ich, wie sie mich anstarren. Ich will mich bewegen, doch ich kann es nicht. Ein Kichern ertönt aus einem Eck des Raumes, das ich nicht näher lokalisieren kann. Es klingt vertraut, doch Häme liegt darin. Von jetzt auf gleich werde ich von grellen Scheinwerfern geblendet. Wieder brauchen meine Augen Zeit, um sich an die Lichtverhältnisse anzupassen. Die Scheinwerfer sind nun direkt auf mich gerichtet. Das Publikum starrt gebannt auf mich. Ich sehe, warum ich mich nicht bewegen kann: Meine Handgelenke sind an meine nackten Füße gefesselt. Meine Brustwarzen stehen steif von meinen Brüsten ab. Alles unter strenger Beobachtung der gesichtslosen Menschen vor mir. Ich spüre, wie die Lust mich packt und...

Ein gleißender Sonnenstrahl, der sich den Weg durch den Vorhang gebahnt hat, reißt mich aus meinem feuchten Traum. Es war einer dieser Träume, die mich seit Langem immer wieder heimsuchen. Sie sind rätselhaft. Ich kann sie mir nicht erklären. Doch sie lassen mich jedes Mal in unbefriedigter Lust zurück. Und sie kommen immer öfter. Beinahe jede Nacht. Während mich der erste Traum der Sorte noch regelrecht schockierte, hoffe ich nun beinahe jeden Abend, dass mein Gehirn im Schlaf die lustvollen Bilder in mein Inneres spült

Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen. Ich finde mich in ungewohnter Umgebung wieder. Mein neues Zuhause. Kartons säumen den Raum. Die frisch aufgebauten Möbel um mich herum sind noch unbestückt. Unter tatkräftiger Mithilfe einiger Freunde und Bekannter habe ich am Vortag meine erste eigene Wohnung bezogen. Lediglich meine persönlichen Gegenstände warten noch darauf, verräumt zu werden.

Es fühlt sich gut an, frei und unabhängig zu sein. Ich habe kurz zuvor mein Studium beendet und meinen ersten Arbeitsvertrag unterschrieben. Der Job gefällt mir außerordentlich gut und glücklicherweise konnte ich über meinen Arbeitgeber eine Wohnung unweit meiner Arbeitsstätte finden.

Leider bedeutet dies auch, mein altes Leben inklusive des aufgebauten sozialen Umfelds zurückzulassen. Mich stört dies nicht weiter, da ich klug genug bin, um zu wissen, dass die meisten geschlossenen Freundschaften oberflächlicher Natur waren. Lediglich Lia, meine beste Freundin, mit der ich bereits die Schule besucht habe, werde ich vermissen. Das Versprechen, uns nach wie vor regelmäßig zu treffen, ist eines, das ich guten Gewissens geben konnte.

Die Sonne scheint ungewöhnlich stark an diesem Sonntag im Frühling. Ich schiebe die Vorhänge zur Seite und schaue für einen Moment auf die weitläufige grüne Wiese, die sich vor meinem Fenster erstreckt und an ein nahegelegenes Wohngebiet angrenzt.

Ich seufze. Es ist der Start in einen neuen Lebensabschnitt. Mit allen Möglichkeiten diesen nach meinen Wünschen zu gestalten. Wie ein leeres Blatt Papier, das darauf wartet, bemalt zu werden.

Ich streife mir die Shorts und das Top, die ich zum Schlafen getragen habe, vom Körper und tausche mein nächtliches Outfit gegen eine Jogginghose und ein T-Shirt, das mir viel zu groß ist und weit vom Körper absteht. Ich muss lachen, als mir der Fleck im Inneren der Hose auffällt, der Zeugnis meiner Lust ist. Für einen kurzen Moment spiele ich mit dem Gedanken, den Traum in einem Tagtraum fortzusetzen und mich mit mir selbst zu vergnügen. Doch ich diszipliniere mich und beginne damit, die Kartons auszuräumen.

Schnell leeren sich diese und der Inhalt findet seinen Platz. Den Großteil machen meine Klamotten aus, die gleich mehrere Schränke füllen. Nicht weniger sind Kosmetik- und Pflegeprodukte, bei denen ich Mühe habe, diese alle in dem kleinen, aber schönen, Badezimmer unterzubringen. Glücklicherweise haben meine Helfer am Vortag bereits alle Möbel aufgebaut. Da ich handwerklich unbegabt und mit zwei linken Händen ausgestattet bin, war mir das die größte Hilfe. Es dauert einige Stunden, doch als ich vor dem letzten Karton stehe, bin ich zufrieden, wie sich mein neues Zuhause zeigt.

Der letzte Karton beinhaltet meine ganz persönlichen Gegenstände: Wichtige Dokumente, Fotos und Bücher. Darunter verbergen sich noch einige aufreizende Outfits und ein durchaus beachtlicher Fundus an erotischem Spielzeug. Während Letzteres, vor allem in letzter Zeit, immer häufiger zum Einsatz kommt, habe ich das meiste der Kleidungsstücke noch nie getragen. Es gab schlichtweg keinen Anlass hierfür. Dennoch kaufe ich diese gerne. Die Vorstellung, wie mich jemand darin sieht, erzielt denselben Effekt wie der Traum der vorangegangenen Nacht. Diese Dinge habe ich säuberlich unter den harmlosen Dingen versteckt. Nur für den Fall, dass sich der Karton ungewollt öffnet und jemand einen Blick hinein werfen könnte.

Für die sexy Klamotten halte ich eine Schublade in einem der Schränke frei, in der ich sie säuberlich ausbreite. Das Spielzeug findet seinen Weg in meine Nachttischschublade. Und schließlich hänge ich noch die Fotos und Bilder an die Wände und räume die Bücher in ein Regal im Wohnzimmer. Alle bis auf eines:

My secret Garden: Die Fantasien der Frauen.

Ich hatte dieses Buch aus einem der offenen Bücherregale am Bahnhof nähe der Universität mitgenommen. Mir war es zuvor schon einige Male aufgefallen. Als es zwei Wochen dort verweilte, packte ich es in einem unbeobachteten Moment in meine Tasche. Der Titel des Buchs war selbsterklärend und dass es sich dort befand, musste bedeuten, dass es einer anderen Frau vor mir geholfen hatte. Quasi eine anonyme Empfehlung von Frau zu Frau.

Ich wagte lange nicht, das Buch in die Hände zu nehmen und zu lesen. Ich befürchtete, dass das Beschäftigen mit den Fantasien, die sich scheinbar in meinem Unterbewusstsein abspielen, dazu führen würde, dass ich den Fokus auf das Leben im Alltag verlieren würde. Doch als meine Träume häufiger kamen und immer intensiver wurden, begann ich vor wenigen Wochen das kleine Taschenbuch zu lesen, in der Hoffnung, Klarheit über mein seltsames Verlangen zu erlangen.

Kapitel 1: Die Macht der Fantasien hatte ich bereits abgeschlossen. Anfangs tat ich mich mit der Sprache des Buches schwer, doch mit jeder Passage, die auf mich anwendbar war, las ich weiter. So interessiert, dass ich mich regelrecht darin verlor. Zwar wusste ich natürlich bereits selbst, welche Macht die sexuellen Fantasien über mich selbst ausüben konnte, aber die Bestätigung half mir zu verstehen, dass es nicht unüblich ist, wenn diese auch das Handeln, selbst in Alltagssituationen, bestimmen. Am wichtigsten ist aber: Das Buch urteilt nicht. Nicht über mich. Nicht über meine Fantasien. Über niemanden, der es liest. Es fühlt sich beinahe wie ein diskreter Gesprächspartner an, dem man so sehr vertraut, dass man ihm seine intimsten Gedanken und Wünsche anvertrauen kann.

Kapitel 2: Ursprung der Fantasien behandelte die Frage nach dem "Warum". Ich mochte den Teil des psychologischen Ansatzes und die Referenzen zu einigen gängigen Theorien bekannter Philosophen nicht wirklich. Dass die Antwort auf ein wie auch immer geartetes sexuelles Verlangen ein Schlüsselerlebnis oder gar Trauma in der Kindheit sein soll, ist keine zufriedenstellende Lösung für mich. Zwar hatte ich zeitlebens nie ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern gehabt, ansonsten verlief mein Leben aber völlig unauffällig. Mir ist nicht erinnerlich, dass sich irgendeine vorherige Erfahrung nachhaltig in mein Gedächtnis eingebrannt hat. Auch mögliche Faktoren wie "Unsicherheit", "Frustration" oder "Bestätigung" kann ich für mich ausschließen. Ich bin zufrieden und selbstbewusst und für Bestätigung brauche ich keinen Sex zu haben.

Die im späteren Abschnitt des Kapitels genannten "Neugier", "sexuelle Erweiterung" und selbst "Unersättlichkeit" sprachen mich da schon deutlich mehr an. Zwar kann ich schon einige Sexualpartner vorweisen, doch blieb es dabei zu jeder Zeit bei stinknormalen Geschlechtsverkehr, bei dem ein Wechsel in die "Doggy"-Position das Höchste der Gefühle war. Nachdem mir einmal bewusst wurde, dass mich dies doch recht langweilte und in keinster Weise befriedigte, nahm mein Interesse an Treffen dieser Art ab. Das Buch scheint mir zu bestätigen, dass dies für Menschen wie mich nicht genug ist. Die Macht der Fantasie verschafft mir weitaus mehr Erfüllung, da ich mich immer dieser bediene, wenn ich mit mir selbst zugange bin. Und nicht selten endet dies in explosionsartigen Orgasmen, die ich noch nie beim Verkehr mit einem Mann gespürt habe.

Ich bin bei Kapitel 3: Über was fantasieren Frauen? angekommen und habe dieses zu einem Drittel durch. Erfreulicherweise werden dabei einige Themen abgehandelt, von denen ich sicher bin, dass sie die Maschinerie meiner Gedankenfabrik ölen.

Anonymität: Der Gedanke, mit einem Wildfremden ins Bett zu steigen, ist überaus reizvoll für mich. Einfach Sex haben. Kein Kennenlernen. Kein Nummernaustausch. Einfach eine einmalige Sache. Ein rein körperlicher Akt. Dabei spüre ich, dass der Fokus dieser Lust nicht auf dem Fremden, sondern auf mir selbst liegt. Meinen Körper einfach so herzugeben, hat etwas von Tabubruch.

Exhibition und Voyeurismus. Die Thematik meines morgendlichen Traums. Nicht nur in diesem war ich das Anschauungsobjekt eines Publikums. In meinen Gedanken liegen die Augen Anderer auf mir und meinem nackten Körper. Sie ergötzen, erregen sich an meiner Erscheinung. Es kommt häufiger vor, dass dieses Szenario in meinem Kopf das Letzte ist, an das ich denke, bevor sich die angestaute Lust in einem zufriedenstellenden Höhepunkt entlädt.

Die voyeuristische Neigung ist in diesem Fall aber lediglich meinen Zuschauern vorbehalten. Ich selbst habe kein Interesse daran, anderen bei was auch immer zuzusehen. Vermutlich deshalb hatte ich noch nie etwas für Erotikfilme jeder Art übrig. Selbst wenn diese einem Genre zuzurechnen sind, das sich mit meinen Fantasien deckt.

Ich schlage die Seite auf, in der das Lesezeichen steckt. Ich hatte es nicht geschafft, die Zeilen über dieses Thema zu Ende zu lesen. Ich bin neugierig darauf, was es sonst noch darüber zu lesen gibt. Zu meiner Enttäuschung wartet auf der nächsten Seite lediglich ein kurzer Absatz, der das Ende dieses Themenfeldes markiert, bevor es mit der nächsten Fantasie weitergeht.

Ein leeres weißes Feld zeigt sich unter dem Absatz. Mein Herz macht einen kurzen Sprung.

Jemand hatte mit einem Bleistift eine kleine Notiz auf das Papier geschrieben

48°52.6′S 123°23.6′W

Es handelt sich unverkennbar um die Koordinaten eines spezifischen Ortes. Mein Herz schlägt mir bis in die Brust. Hat mir die Vorbesitzerin des Buches einen Hinweis hinterlassen? Oder handelt es sich vielleicht um einen Besitzer? Egal, wer diese Zeichen in das Buch gezeichnet hatte: Die-, oder derjenige hatte dies absichtlich getan. In der Hoffnung, dass es einen unbestimmten Adressaten erreicht. Ich bin zu diesem Adressat geworden.

Noch bevor ich den Ort prüfe, blättere ich die übrig gebliebenen Seiten durch. Doch obwohl ich jede Einzelne sorgfältig prüfe, finde ich keine weiteren handschriftlichen Vermerke. Es hat etwas aufregendes, Geheimnisvolles an sich und so werde ich nervös, als ich die Koordinaten in eine Internet-Suchmaschine eintippe. Sofort zeigt mir die Karte den Ort aus der Vogelperspektive. Ich hatte zuerst vermutet, die Koordinaten würden zu einer Adresse führen. Doch stattdessen ist der Bildschirm von einem satten Grün übersät. Ich prüfe meine Eingabe, doch sie ist korrekt. Der Marker befindet sich inmitten eines dicht bewachsenen Waldes. Vielleicht also nur ein Scherz?

Ich bemühe die Navigationsfunktion des Anbieters und tatsächlich: Der Ort ist nicht weit entfernt von meinem neuen Zuhause. Er liegt etwa zwei Kilometer von dem Parkplatz auf der Autobahn entfernt, der die Hälfte der Fahrtstrecke zwischen meiner neuen und alten Heimat markiert. Da die Vorbersitzerin des Buches scheinbar aus der Region kommt ist es naheliegend, dass es sich nicht um einen Scherz handelt. Dahinter MUSS sich etwas verbergen, was in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Inhalt des Buches, ja sogar dem speziellen Kapitel steht. Zu meiner Aufregung gesellt sich die Neugier. Ich will nicht wirklich dorthin. Oder? Was erwartet mich dort?

Ich recherchiere etwas. Vielleicht handelt es sich ja um einen bekannten Ort aus der Swinger-Szene. Mir ist durchaus bewusst, dass es einige Orte gibt, die für Treffen dieser Art zweckentfremdet werden. Für gewöhnlich sind diese recht einfach zu finden, da sich die Menschen hierfür online verabreden. Doch ich finde nichts. Gar nichts.

Mich beschleicht das Gefühl, dass es kein Zufall ist, dieses Buch in den Händen zu halten. Ich glaube nicht an Schicksal oder sonstige mythische Ereignisse. Dennoch passt es einfach zu gut zusammen. Hat die Vorbesitzerin hier vielleicht ihre sexuelle Erfüllung gefunden?

Ich lasse den Cursor über den Bildschirm wandern. Zoome in das Bild. Außer Bäumen ist nichts zu erkennen. Es ist noch nicht einmal ein Weg eingezeichnet. Ich schließe das Fenster. Meine Gedanken rasen. Ich rede mir ein, dass ich nicht dorthin fahren werde. Schließlich könnte es auch gefährlich sein. Und doch zwingt mich die Neugier immer wieder dazu, den Weg zu dem ominösen Ort aufzurufen. Ich wäge lange ab. Was soll schon passieren? Ich werde ja nur kurz schauen, was sich hinter dem Ganzen verbirgt. Aus reiner Neugier, nicht aus Lust, versteht sich. Das Kribbeln in mir bedeutet allerdings, dass die Lust wohl ein Faktor ist, der mich dazu bewegt, den Autoschlüssel von der Kommode zu nehmen. Noch ehe ich mir im Klaren darüber bin, starte ich den Motor. Es bedeutet, dass ich meine Entscheidung bereits getroffen habe.

2

Etwa eine halbe Stunde brauche ich zu dem Parkplatz, der den Ausgangspunkt meiner kleinen Erkundungstour markiert. Die Straßen sind am Wochenende wie leergefegt und so ist mein Auto auch das Einzige, das einen der wenigen Parkplätze vor den heruntergekommen Toiletten in Anspruch nimmt. Da der Weg nach allem, was ich weiß, durch den Wald führt, habe ich mich für funktionelle Kleidung entschieden. Zumindest soweit das mein Kleiderschrank hergibt. Über das enganliegende Top trage ich eine ebenso enge, leichte Daunenjacke. Meine Beine sind von einer alten Jeans bedeckt, die nicht mehr so recht passt. Die schwarzen Lederstiefel im Reiter Look sind zwar eher für den Winter gemacht, aber sie bieten mir wahrscheinlich den besten Halt im unwegsamen Gelände. Um mich so gut wie möglich vor unliebsamen Krabbelgetier zu schützen, bedeckt eine ausgeblichene Schildmütze, von der ich nicht einmal mehr wusste, dass ich sie besitze, meinen Kopf. Hierfür musste ich zuerst meinen langen Zopf durch die hintere Öffnung fädeln, damit sie richtig sitzt.

Ich steige aus und atme noch einmal tief durch. Die Aufregung ist noch lange nicht verflacht und ich frage mich unentwegt, ob diese Reise zu einem lustvolles Erlebnis führen wird. Ich bewege mich in Richtung des angezeigten Wegs. Zu meiner Überraschung ist der Parkplatz nicht durch einen Zaun von dem angrenzenden Wald getrennt. Ich suche mir eine geeignete Öffnung und beginne, die ersten Baumstämme zu passieren. Der Boden ist trocken, was das Voranschreiten problemlos möglich macht. Das dichte Laub der Bäume nimmt den Sonnenstrahlen jede Chance, zu mir vorzudringen. Nur vereinzelt fallen sie auf den Boden. Spätestens jetzt bin ich froh darüber, mich für lange Kleidung entschieden zu haben. Ich schiebe einige Äste beiseite und passiere einen Punkt, an dem sich Trampelpfade zeigen. Allerdings sind diese eher schwach ausgeprägt und scheinbar wenig frequentiert. Vielleicht andere, die den Ort suchten? Ein Blick auf den Bildschirm meines Smartphones verrät mir, dass sie in die andere Richtung führen. Ich habe bereits mehr als die Hälfte geschafft. Ich bin zwar etwas außer Atem, aber nicht wirklich angestrengt. Regelmäßiger Sport ist ein Pflichtprogramm für mich und somit bin ich in bester körperlicher Verfassung. Unentwegt schreite ich weiter. Die Abstände zwischen den Bäumen werden größer. Und etwa fünfzehn Minuten später habe ich das Ziel erreicht.

Vor mir türmt sich eine beeindruckende Hecke auf. Sie ist locker über 3 Meter hoch und erstreckt sich in gut dreißig Metern Länge von links nach rechts. Die einzelnen Bäume sind in kerzengerader Linie eingepflanzt und somit definitiv nicht natürlich entstanden. Ich versuche einen Blick hindurch zu werfen, doch die Hecke ist nicht nur hoch und lang, sondern muss auch extrem breit sein. Außer spitze Nadeln kann ich nichts erkennen. Ich beginne damit, die Hecke entlang zu laufen. Es stellt sich heraus, dass sie perfekt quadratisch angeordnet ist. Meinen Schritten nach zu urteilen, liege ich mit meinen geschätzten dreißig Metern gar nicht weit weg von der tatsächlichen Größe. Ich bin aus südlicher Richtung gekommen und umrunde das Quadrat gegen den Uhrzeigersinn. Im Osten und Norden bietet sich mir nichts weiter, als die Fortführung der akkurat gepflanzten Hecke. Als ich jedoch von der nördlichen Seite auf die westliche Seite einbiege, kann ich eine Lücke in der Mitte der Linie entdecken. Ich beschleunige meinen Schritt und laufe zielgerichtet darauf zu. Kurz bevor ich sie erreiche, sehe ich, dass ein Trampelpfad, ähnlich dem vorherigen, darauf hinzuführt. Ich bin also richtig. Ich erreiche den Weg und richte meinen Blick auf ein gewaltiges Tor in der selben Höhe der Hecke. Sie ist massiv und aus dickem Stahl. Die dunkelgraue, blickdichte Verkleidung erlaubt ebenfalls kein Einsehen des Grundstücks dahinter. Wer auch immer das errichtet hat, war sehr darauf bedacht, keine Einblicke von Außen zu gewähren. Ich fahre mit der Hand an der kalten Oberfläche entlang. Das Tor ist gut fünf Meter breit.

Am rechten Ende des Tores befindet sich eine Klinke. Das Tor ist mit einem massiven Pfosten verbunden und durch diesen verschlossen. Jetzt wird es richtig interessant: Auf dem Pfosten befindet sich ein Bedienfeld. Nummerierte Tasten zeigen sich darauf, ähnlich wie bei einem Bankautomaten. Mein Atem stockt. Hinter der Notiz in meinem Buch verbirgt sich also wirklich etwas, nach dem es sich augenscheinlich zu suchen lohnt. Ich frage mich, wie viele Menschen vor mir schon hier waren.

Über den Tasten prangt ein rudimentäres Display. Strom gibt es hier also auch. Es ist also ein Code nötig, um das Tor zu öffnen. 8 Striche auf dem Display bedeuten, 8 Ziffern einzutippen. Nach dem Zufallsprinzip hacke ich auf die Tasten ein, doch nichts passiert. Natürlich nicht. Ich bin hier. Die Person, die mir die Notiz hinterlassen hatte, wollte, dass ich hierher komme. Doch was bringt mir das, wenn ich keinen Zutritt habe?

Ich krame nach meiner Ausgabe My secret Garden, die ich in einen kleinen Rucksack gesteckt und mitgenommen habe und durchforste es nach weiteren Hinweisen. Doch auch beim zweiten und dritten Suchen finde ich keine weiteren Hinweise. Ich probiere noch einige Zahlenkombinationen, doch beende dieses aussichtslose Unterfangen schnell. So aufregend dieser kleine Trip gewesen ist, so enttäuschend endet er. Ich bemerke, dass die Sonnenstrahlen nun flacher zwischen den Baumkronen einfallen. Ich muss los. Das Letzte, was ich will, ist im Dunkeln durch den Wald zu spazieren. Ich schultere also den Rucksack und suche nach dem Weg, den ich Stunden zuvor benutzt habe. Ich verabschiede mich von dem mysteriösen Ort, und auch der Idee dahinter und bin froh, nach einer knappen Stunde mein Auto noch vor dem Sonnenuntergang erreicht zu haben.