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Der Stiefvater meiner Freundin 14

Geschichte Info
Epilog.
3.6k Wörter
4.48
17.2k
1

Teil 14 der 14 teiligen Serie

Aktualisiert 06/08/2023
Erstellt 02/27/2017
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Epilog

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Sie saß in einem Krankenstuhl, und ihr Blick war starr auf die weiße Wand gerichtet. Ihre Finger umklammerten ein schwarzes Buch. Das war kein besonderes Buch, eher ein mit Kunstleder bespannter Kalender, und in dem Leder war die Zahl 2010 eingeprägt, also ein längst vergangenes Jahr. Vorsichtig löste ich die Finger und ersetzte das Buch durch einen gleichgroßen Bilderrahmen. Sofort hellt sich ihr Gesicht auf, und zärtlich streichelte sie über die Wangen des kleinen Mädchens auf dem Porträtfoto.

Neugierig schlug ich das Buch auf, obwohl die Schwestern mir mitgeteilt hatten, dass Hanna in den letzten Wochen nichts mehr aufgeschrieben hat. In absolut korrekter Schreibschrift hatte sie ihr Leben aufgeschrien, von der ersten Seite an. Jede Zeile war gleich, wie gedruckt, unabhängig davon, was vorher in dem Buch stand. Sie hatte sogar über die zahlreichen Termineinträge geschrieben. Zum Glück hatte der Vorbesitzer alles mit einem feinen, schwarzen Stift geschrieben, und Hanna benutzte einen breiten, blauen Füllfederhalter.

Das Buch hatte sie vorletztes Jahr von ihrem Psychologen bei einer Sitzung stibitzt, genauso wie den weinroten Füllfederhalter. Mitten in der Sitzung griff sie den alten Kalender, fischte sich den edlen Stift aus einer Box und begann zu schreiben, ohne weiter auf den Psychologen zu hören. Ich meine, gesprochen hatte sie das letzte Jahr davor schon nicht, aber mit dem Schreiben hörte sie nicht mal zu, was der Psychologe ihr sagte. Er ließ ihr das Buch und den Stift, denn so konnten wir überhaupt etwas von Hanna erfahren.

Ach so, vielleicht sollte ich mich vorstellen, da nicht mehr Hanna die Geschichte weitererzählt. Ich bin Tatjana, die Frau vom Wirt des Waldschlösschens. Gerne wäre ich Hannas Freundin geworden, doch als richtige Freundin hätte ich Hannas Leiden verhindern müssen. Stattdessen sah ich tatenlos zu, wie sie sich bereitwillig immer mehr zugrunde richten ließ.

Ihre Entscheidung, ihr Schicksal. Jeder hat sein eigenes Los zu tragen.

Gut, bei einem Ereignis bin ich eingeschritten, aber heimlich, ohne dass es jemand mitbekam. Nur Uwe, mein Mann, wusste Bescheid, aber der ist auch der beste Mensch der ganzen Welt, und er unterstützt mich bei allem, was ich vorhabe.

Nun, lasst mich zu diesem Ereignis kommen. Als ich erfuhr, dass Hanna nach Russland gebracht wurde und dort ihr Kind zu einer Nutte erzogen werden sollte, konnte ich nicht wegsehen. Dieses Kind war unschuldig, und konnte nichts für die wirren Handlungen ihrer Eltern. Uwe war auch total aufgebracht, und gab mir freie Hand.

Mit unseren bisherigen Informationen, und den laufenden Klatschzeitschriften war es nicht schwer, Hannas wahre Identität zu ermitteln, und so Larissa zu finden, die Hannas Platz in der High Society übernommen hatte.

Über eine Social-Media-Plattform schrieb ich sie an: ‚Larissa, Hanna braucht deine Hilfe.'

Fünf Minuten später bekam ich ihre Antwort: ‚Gib mir deine Telefonnummer!'

Kaum hatte ich meine Nummer abgeschickt, meldete sich mein Handy. „Ich kann morgen bei euch sein, wo sollen wir uns treffen?", begrüßte sie mich, und wir vereinbarten ein Treffen an einem neutralen Ort. Irgendwie wollte ich sie nicht ins Waldschlösschen einladen, nicht, weil ich mich meiner Existenz schämte, eher ging es darum, mein Leben von ihrem zu trennen.

Mit einem mulmigen Gefühl ging ich durch den Torbogen, der das Parkhotel von der Straße trennte. So wie ich es abschätzte, war dieses Lokal absolut keine Konkurrenz zu unserem Waldschlösschen. Keiner, wirklich keiner, der hier verkehrt, würde zu uns kommen. Im Gegenzug könnte sich keiner unserer Gäste diesen Nobelschuppen leisten. Kurz blickte ich an mir runter, lassen die mich so überhaupt rein?

Meine Bedenken wurden gleich am Eingang bestätigt, denn der Portier wollte mich erst abweisen. Dann blickte er aber zu einem Hünen, der neben dem Torbogen stand, und gab mir den Weg frei. Larissa war schnell gefunden, denn ich kannte ihr Gesicht, und sie saß alleine an einem Tisch. Schnurstracks ging ich auf sie zu und fragte leise: „Larissa?" Freundlich nickte sie, bot mir einen Platz an und fragte: „Was möchten sie trinken, Frau äh?" „Tatjana", antwortete ich ihr. „Wir sind in einem Alter, und als Freundinnen von Hanna, sollten wir uns auch duzten. Ich hätte gerne eine Fanta."

Skeptisch blickte sie mich an, lächelte aber dann und erklärte: „Nenne mich aber bitte Hannelore, denn die Wände haben Ohren." Anschließend winkte sie dem Ober und bestellte mir eine Fanta. Nachdem ich etwas später einen Schluck getrunken hatte, räusperte sie sich und fragte: „Wie kann ich ihr helfen?"

Kurz schluckte ich, ja genau deswegen saßen wir hier. „Also, eigentlich will sie gar keine Hilfe, aber ihr Kind wird in eine Welt geboren, in der es ihm wirklich nicht gut gehen wird, und das ist noch recht harmlos ausgedrückt." Entsetzt blickte sie mich an, und in ihren Augen bildeten sich Tränen. „Hanna ist schwanger?" Sekunden später brach sie in Tränen zusammen. Von Nachbartisch sprangen zwei weitere Hünen auf und geleiteten sie ohne Umschweife durch den Hinterausgang in den Hotelbereich.

Völlig verwirrt blickte ich ihr nach, da setzte sich ein weiterer, finsterer Mann neben mich. „Hannelore von T hatte letzten Monat eine Fehlgeburt, aber es geht bestimmt gleich wieder. Bitte begleiten sie mich nach hinten, dort können sie ihr Gespräch ungestört fortsetzen." Er führte mich nach hinten, und in einer großen Suite traf ich Larissa wieder. Dieses Mal saß sie heulend auf einem Sofa zwischen Max von T und Hannas Vater.

Hannas Vater blickte mich böse an und fauchte: „Setzen sie sich und erzählen sie, was sie zu sagen haben." Damit konnte er mich nicht einschüchtern, ich konnte nichts verlieren, und vor allem wollte ich gar nichts von ihm. Da ich aber dem Kind helfen wollte, erzählte ich ihnen, was Mischa mit dem Kind vor hatte. Gleich wurde ich weiter von Hannas Vater attackiert, da sprang Larissa auf und schrie:

„Papa, ICH WILL DAS KIND, mir ist scheißegal, was sie dafür haben will. ICH -- WILL -- DAS -- Kind."

Was für eine Zicke, doch gerade dieses Verhalten legte bei mir auch einen Schalter um. Wütend sprang ich auf und schrie ihr ins Gesicht: „Ich will euer beschissenes Geld gar nicht, ICH -- WILL -- DASS -- IHR -- DAS - KIND - DA -- RAUS - HOLT." Dabei tippte ich mit jedem Wort wütend an ihre Stirn.

Inzwischen war die Tür aufgeflogen und zwei Totschläger standen sprungbereit im Eingangsbereich. „Ho, ho, ho, ganz ruhig bleiben", rief Max von T beschwichtigend in den Raum. „Kommt alle erst mal runter, und dann lasst uns ruhig weiterreden." Die beiden Totschläger verschwanden wieder und die Tür wurde geschlossen. Larissa fing sich auch recht schnell und drehte sich weinend zu Hannas Vater: „Bitte Papa, ich kann doch kein eigenes Kind mehr bekommen." Dabei griff sie Hilfe suchend meine Hand, worauf ich auch bettelte: „Bitte, ich will doch gar nichts dafür haben, aber das ist doch ihr Enkelkind." Nun stellte sich auch Max von T auf unserer Seite: „Wir könnten es als unser Kind ausgeben, denn bisher weiß niemand von Hannelores Fehlgeburt."

Hannas Vater nickte und fragte mich ruhig: „Wie haben sie sich das vorgestellt?" „Erst einmal, ich will nichts von ihnen, und meine Fanta werde ich auch gleich vorne selber bezahlen. Mir geht es ..." „Jetzt werden sie nicht kindisch", unterbrach er mich barsch, „bleiben wir beim Kernthema, wie kommen wir an das Kind." „Also erst mal müssen wir warten, bis Mischa und Hanna zurück sind, und wir es nur noch mit seiner Mutter zu tun haben. Mischa will Hanna leiden sehen, selbst wenn er dafür ihr Fleisch und Blut quälen muss, und Hanna will für ihr Handeln verachtet werden. Ich werde euch informieren, wenn die beiden zurück sind, dann muss es aber ganz schnell gehen."

„Ok, das sehe ich auch so", äußerte sich Hannas Vater: „Aber wie kommen wir an das Kind?" „Also, ich will nichts von euch haben, bei Mischas Mutter wird es anders sein. Je reicher ihr auftretet, desto mehr wird sie fordern. Am besten begleite ich einen von euch als Dolmetscher, und die ganzen Bodyguards bleiben weit, weit weg."

Hannas Vater grinste mich plötzlich an: „Du sprichst russisch?" „Я родился в Челябинске", antwortete ich ihm, was so viel bedeutete wie: Ich bin in Tscheljabinsk geboren. „Я также понимаю немного русского, поэтому мы должны идти вместе", antwortete er mir gebrochen, und wollte mir damit sagen: Ich verstehe auch ein wenig russisch, deswegen sollten wir zusammen fahren.

„Okay", stimmte ich ihm zu, „ich melde mich, wenn es soweit ist." Damit stand ich auf und verließ die Suite, ehe einer etwas sagen konnte. Auch aus dem Hotel konnte ich unbehelligt verschwinden, und erst als ich ein paar Straßen weiter war, atmete ich auf. Was für eine Gesellschaft, wieder einmal war ich froh, dass ich nur ein kleines Aschenpudel war, denn meine kleine Welt mit Uwe war einfach nur gut.

Zum Glück kannten sie nur meinen Vornamen und die Rufnummer eines nicht registrierten Prepaid Handy. Damit mich auch ja keiner verfolgen konnte, lief ich quer durch die belebte Innenstadt, und erst von da über einen Umweg nach Hause. Kaum hatte ich Uwe begrüßt, bekam ich eine SMS: ‚Du kannst mich übrigens Rudolf nennen und unter der folgenden Nummer erreichen.' Schmunzelnd steckte ich das Handy weg, hatte ich seinen harten Kern geknackt?

In den folgenden Wochen verschwanden sie vollständig aus den Klatschmedien, bis auf einmal publik wurde, Hannelore von T wurde für die Geburt ihres Kindes in eine Privatklinik eingewiesen. Zeitgleich bekam ich eine SMS: ‚Mascha wurde letzte Woche geboren, und ist inzwischen bei ihrer Oma. Hanna liegt noch im Krankenhaus, aber wo ist Mischa?'

‚Mischa ist hier in seiner Werkstatt', antwortete ich.

‚Dann sollten wir heute losschlagen, wo soll dich mein Fahrer abholen?'

‚Ich bin in einer Stunde am Flughafen', beendete ich das Gespräch, denn ich war nicht bereit, meine Identität freizugeben.

Mit meinem alten Rucksack bepackt, betrat ich die Abflughalle, und sofort stand der finstere Typ aus dem Hotel neben mir. „Hallo Tatjana, ich soll sie zum Flugzeug bringen, und keine Angst, ich werde mir ihren Ausweis nicht ansehen", begrüßte er mich. Nach meinem Nicken begleitete er mich durch die Passkontrolle und führte mich zu einem Privatflugzeug. Hannas Vater traf ich erst in Nizhny Novgorod. Er hatte bereits ein Auto gemietet, und zu zweit fuhren wir noch eine Stunde bis zu Mischas Mutter.

Die Verhandlungen liefen relativ problemlos. Da ich angab, Mischa hätte mich geschickt, um ihr Mascha abzukaufen, leuchteten in ihren Augen nur noch die Dollarzeichen. Die finanzielle Verhandlung führte Rudolf, und sie einigten sich auf zwei Millionen Rubel, was knapp unter dreißigtausend Euro entsprach. Für mich war das ein Vermögen, aber für ihn ... Wie auch immer, egal, Mascha bekam eine echte Change für ihr Leben, und der süße Fratz hatte es verdient.

Während der Rückfahrt und auf dem Flug behielt ich Mascha im Arm. Erst am Flughafen übergab ich sie an Rudolf. Soweit so gut, er bedankte sich auch dafür, doch dann setzte er einen Spruch hinterher: „Was bin ich ihnen für ihr Schweigen schuldig?" Am liebsten hätte ich ihm meine Hand ins Gesicht geschlagen, aber dann hätte er vielleicht Mascha fallen gelassen. Stattdessen holte ich einen Fünfeuroschein aus meiner Tasche, steckte ihn in die Brusttasche seines Sakkos. „Damit sollte ich meine Schulden für die Fanta bezahlt haben", fauchte ich ihn dabei an. Der finstere Hüne, der auch wieder bei uns stand, verzog sein Gesicht zu einem breiten Grinsen, und gab mir dadurch die Gelegenheit zu verschwinden.

Mein Fluchtweg führte wieder durch die Innenstadt, und als ich zwei Stunden später am Hafen entlang lief, bekam ich eine SMS von Larissa: ‚Danke'. ‚Nicht dafür, und pass gut auf den Zwerg auf.' Kurz drückte ich einen Kuss auf das Display und warf es mit viel Schwung ins Hafenbecken. Ja, ja, soll man nicht tun, ist eine Umweltverschmutzung, doch für heute hatte ich genug Gutes getan. Mit dieser Familie wollte ich aber auch nichts mehr zu tun haben. Abgeschnitten, sie können mich nicht mehr erreichen, und ich kann sie nicht mehr erreichen.

Gut, Mascha hatte mein Herz berührt, überlegt mal, ich hatte sie mehrere Stunden im Arm. Natürlich habe ich jeden Bericht über sie gelesen, ein total süßer Fratz. Seit sie laufen konnte, war sie mehr mit ihrem Opa zusammen, als mit ihren Eltern, na ja, Pflegeeltern. Eine Sache fand ich total witzig, und die will ich euch nicht vorenthalten.

Immer wieder ging das Gerücht rum, Mascha sein ein gekauftes Baby von einer armen russischen Familie. Stimmte ja auch, nur war es keine arme Familie, sondern eine Puffmutter. Bei der Eröffnung eines Genforschungsinstituts wurde Rudolf wieder darauf angesprochen. Um den Gerüchten ein für alle Mal ein Ende zu setzen, war er so abgezockt, einen öffentlichen Gentest anzubieten. Vor der laufenden Kamera wurden beide getestet, und natürlich war Mascha seine Enkeltochter.

Mein Leben ging unbeschwert weiter, wie gesagt, mit der Familie hatte ich nichts mehr zu tun. Auch Mischa besuchte nicht mehr die Knobelrunde. Doch als ich vor drei Jahren vom Einkaufen ins Waldschlösschen kam, saß er volltrunken bei Uwe. So manches Mal beneide ich Uwes Geduld, denn Mischa jammerte Uwe vor, wie unzufrieden er mit Hanna wäre. Seit Melanie ihr irgendwelche Tropfen gegeben hatte, würde sie sich nur noch wie ein Zombie verhalten. „Stell dir einmal vor, wenn man die mit dem Gesicht an die Wand stellt, bleibt sie so da stehen, bis sie irgendwann umkippt und einschläft", beschwerte er sich und jammerte weiter: „Auch kann ich sie verprügeln, und sie zuckt nicht mal zusammen." Kurz kippte er einen weiteren Wodka in den Hals und jammerte: „So macht das überhaupt keinen Spaß mehr mit ihr."

Nach der Aussage fuhr ich rum und blickte fragend zu Uwe. Er nickte nur kurz, und damit gab er mir freie Hand. „Du dreckiges Arschloch, weißt du eigentlich, worüber du dich gerade beschwerst? Ihr habt ihr den Verstand geraubt, und jetzt gibst du ihr die Schuld? Raus aus meinem Haus, und lass dich nicht noch mal hier blicken, nie wieder, verstehst du, nie wieder." Uwe war auch inzwischen um die Theke gekommen, packte Mischa an den Kragen und schubste ihn aus der Tür.

„Mist, ich muss Hanna da rausholen", murmelte ich zu Uwe, und er antwortete: „Ich denke, du musst tun, was du tun musst." Habe ich schon mal gesagt, dass ich den besten Mann der ganzen Welt habe? Ja? Egal, ich wiederhole mich bei dem Thema gerne.

Nun stand ich vor einem Problem. Meine einzige Kontaktquelle zu Rudolf hatte ich im Rhein versenkt. Eine Lösung ohne Rudolf gab es aber genauso wenig. Zwar könnte ich Hanna mit Uwes Hilfe befreien, aber wohin sollte ich Hanna bringen, ohne Larissas Identität zu gefährden. Es gab keine andere Lösung, ich musste zu ihm fahren und hoffen, er würde mich empfangen.

Eine Woche später stand ich vor seinem Pförtner und wurde recht unfreundlich abgewiesen. Der Affenarsch hatte noch nicht mal bei Rudolf nachgefragt. Resignierend entfernte ich mich wieder von seinem Grundstück, ich musste mir eine andere Kontaktmöglichkeit suchen.

Plötzlich hielt neben mir eine Limousine und aus dem Fenster fragte der finstere Typ vom letzten Besuch: „Tatjana, was machst du denn hier?" „Ich muss zu Rudolf, aber der Affenarsch da vorne hat mich nicht reingelassen." „Steig bitte ein, Tatjana." Kaum näherte sich der Wagen dem Eingang, schwang das Tor auf, doch der Fahrer hielt vor dem Tor an und drückte die Hupe, bis der Pförtner zur Fahrertür rannte. „Schau sie dir an und merke dir ihr Gesicht! Tatjana hat hier immer Zugang, ansonsten steige ich beim nächsten Mal aus."

Nachdem er den Wagen abgestellt hatte, brachte er mich zur Eingangshalle und erklärte mir: „Warte hier, ich hole ihn dann mal." Unsicher blieb ich mitten in der Halle stehen und verschränkte meine Arme vor der Brust. Das Haus, der Protz und die allgemeine Ablehnung schreckten mich ab. Mir bleib aber keine Wahl, um Hanna zu helfen, musste ich es ertragen, und das machte mich richtig wütend.

Zornig blickte ich auf die Uhr, schon zehn Minuten ließ er mich warten. Vielleicht war der Zorn ungerecht, vielleicht war ich auch in meiner Hilflosigkeit einfach nur überfordert. Anders konnte ich mein Ausrasten nicht erklären, als Rudolf plötzlich vor mir stand und überheblich fragte: „Na, willst du dir doch ein Stück vom Kuchen nehmen?"

Ungebremst schlug ich meine Hand in sein Gesicht, so fest, dass es in meinem Handgelenk knackte und sein Kopf zur Seite geschleudert wurde. „Sie überhebliches Arschloch, von ihnen würde ich nicht mal eine Fanta annehmen. Von mir aus können sie sich ihr beschissenes Geld in den Arsch stecken, bis es aus ihren Ohren wieder rauskommt. Alle die Geld haben, sind chauvinistische Vollidioten, nicht meine Welt, lieber bin ich arm und glücklich. Ich wollte nichts von ihnen haben, ich wollte ihnen etwas geben. Ich wollte ihnen die Change geben, für ihre Tochter Charakterstärke zu zeigen. Leider habe ich mich geirrt, sie sind doch nur ein emotionaler Krüppel." Damit drehte ich mich um und ging Richtung Eingangstür, ich muss eine andere Lösung für Hanna finden.

„Warte Tatjana", stoppte er mich. „Es tut mir leid, die Ohrfeige habe ich wohl verdient, aber mit so einer Person wie dir, kann ich nicht umgehen." Als ich stoppte, hörte ich von hinten: „Herr Schmieders ..." Noch ehe er aussprechen konnte, hob der Angesprochene breit grinsend seine Arme und blockte: „Ja, ja, ich habe nichts gesehen oder gehört, genauso wie ich die fünf Euro für die Fanta nicht gesehen habe." Darauf konnte ich nur grinsen, und der finstere Herr Schmieders war plötzlich einer meiner besten Freunde.

Langsam schlenderte ich zurück zu Rudolf: „Hanna hat ihr Ziel erreicht, sie ist fertig, vollkommen zerstört. Inzwischen ist sie nur noch ein hirnloser Zombie. Ich kann sie wohl mit meinem Mann da rausholen, aber ich weiß nicht, wo ich sie hinbringen kann." Rudolf nickte und war dabei gefaster als ich vermutete. „Hm, wenn ich bei ihr auftauche, wird sie sich bestimmt dennoch wehren, aber Schmieders könnte sie zu Doktor Klausner bringen", überlegte er laut. „Während ihr unterwegs seid, könnte ich einen Platz im Sanatorium besorgen." In Gedanken wendete er sich von uns ab und verließ wortlos den Raum.

Dafür sprach mich aber Herr Schmieders schmunzelnd an: „Na komm schon, kleiner Engel mit den abgetragenen Flügeln." Was soll das denn. Unsicher blickte ich zu meinen Schultern, und dann an meinem Kleid entlang zum Boden. „Was denn, das ist doch noch gar nicht so alt." Zusammen gingen wir zu seiner Limousine, und bevor er losfuhr, drückte er mir eine Karte in die Hand: „Falls der kleine, schmutzige Engel einmal Hilfe braucht und die Karte nicht wieder im Hafen versenken." Unsicher blickte ich ihn an, er hatte das gesehen? Diesmal steckte ich die Karte zu meinem Ausweis, und er lächelte zustimmend.

Uwe wartete schon vor Mischas Werkstatt. Nach der kurzen Begrüßung gingen wir hoch, und Uwe erklärte Mischa unwiderruflich, dass wir Hanna mitnehmen. Überrumpelt gab er uns den Weg frei, doch bevor ich Hanna erreichte, warf sich Melanie dazwischen. „Ihr bekommt sie nicht, ich bin noch lange nicht mit dem Miststück fertig", keifte sie mich an. „Lass es gut sein", versuchte ich sie zu beruhigen, doch sie stürzte sich auf mich. Zwar konnte ich ausweichen, doch sie gab keine Ruhe, bis ich in ihre Haare griff und ihren Kopf einmal auf den Tisch schlug. Mit aufgeplatzten Augenbraun blickte sie mich ängstlich an, was hat sie denn von mir erwartet? Hanna hat doch viel, viel Schlimmeres von ihr ertragen müssen.

Uwe holte mich aus meiner Trance, in dem er mich anschrie: „Los, bring sie raus." Ich blickte zu ihm und erkannte, wie er krampfhaft Mischa fixierte. Erst als ich schon bei Schmieders war, hörte ich, wie Uwe Mischa auszählte, und dann schnell zu uns runter kam. Als der Wagen losrollte, sprach Schmieders grinsend Uwe an: „Hat der kleine Engel wieder zugeschlagen?" „Oh ja, und ich bin heil froh, dass ich noch nie Streit mit ihr hatte." War ich wirklich so schlimm?

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