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Die Fickinger 05

Geschichte Info
Wo Zorn und Rache sich vereinen...
5.1k Wörter
22k
0

Teil 5 der 5 teiligen Serie

Aktualisiert 05/02/2022
Erstellt 04/03/2011
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Anmerkung: mh, mir scheint, an dieser Stelle wäre vllt. eine klare Warnung angebracht...

Also, klare Warnung: Dieses Kapitel enthält angedeutete Autoaggressionen und weniger angedeutete/explizit dargestellte Gewaltszenen, inklusive nicht so ganz freiwilligem Sex zwischen Männern (!) - Mit anderen Worten: Dieses Kapitel ist immer noch ziemlich heftig, obwohl ich es mehrfach entschärft hab; Lesen erfolgt auf absolut eigene Gefahr!

Moralisch korrekt war ich eh noch nie, also können wir uns den Paragraphen diesbezüglich eh schenken.

Die Stadt Sigtuna gibt es zwar wirklich, aber vermutlich hat sie nicht in der Form existiert, in der sie hier dargestellt wird... ehm ja, künstlerische Freiheit halt :P

Und wer bis jetzt noch nicht die Flucht ergriffen hat, dem sei an dieser Stelle viel Spaß beim Lesen gewünscht!

- - -

My flower withered between the pages two and three

the once-and-forever bloom gone with my sins

walk the dark path sleep with angels call the past for help

My loving heart lost in the dark

for hope I'd give my everything

(Nightwish: Nemo)

DIE FICKINGER PART V.

Ihr Weg hatte die drei tapferen Wikinger in lichtere Gefilde geführt. Dichte Forste und unwegsame Böschungen wichen schrofferen Gegenden: Hier und da passierten sie kluftige Steilfelsen und vom Meerwind glattpolierte Steinklippen.

Sie nächtigten unter freiem Himmel am provisorischen Feuer, sammelten Beeren und Kräuter für kaum nahrhafte Suppen und schöpften ihr Trinkwasser aus vorbeiplätschernden Bachläufen. Eisigkalt war das Wasser, das sie führten, aber es erfrischte angenehm nach unruhigen Nächten mit wenig Schlaf.

Die raue Landschaft und die widrigen Lebensbedingungen ihrer Reise ins Ungewisse trug nicht unbedingt zur Erhellung von Vickes Stimmung bei.

Mit finsterer Miene stapfte der junge Wikinger seit nunmehr zwei Tagen seinen beiden Gefährten hinterher, die beschwingt voranschritten und scheinbar gar nicht schnell genug so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Kuperadbyn bringen konnten. Vickes Schweigen übergingen sie geflissentlich. Snorre, da er ohnehin an nichts anderes mehr dachte als das hoffentlich bald bevorstehende Wiedersehen mit den Starken Männern und seine dafür empfundene Vorfreude. Und Tjure, da er ahnte, dass Vicke auf Streit aus war, um seinen Verlust abzugelten.

Viel zu oft warf der Rotschopf einen klammheimlichen Blick über die Schulter zurück, wenn er sich unbeobachtet wähnte. Ebenso waren seine rabenschwarzen Gedanken hinter seiner sturmumwölbten Stirn nicht allzu schwer zu erraten: Er verzehrte sich nach diesem kleinen Wildfang, Runa, der ihm den Kopf verdreht hatte.

Aber so hartherzig und ungerecht es Vicke vielleicht erscheinen mochte, es war die vernünftigste Entscheidung gewesen. Er würde seinen Verlust schon noch überwinden.

Niemand von ihnen war der Abschied leicht gefallen, aber die Wikinger von Flake gehörten nicht hierher, und das wusste Vicke auch irgendwo tief in sich, selbst wenn er es derzeit nicht wahrhaben wollte. Sie gehörten zu den Starken Männern, auf ihr Wikingerschiff und hinaus auf die raue hohe See, und zum Überwintern zurück in die heimischen Gefilde nach Flake. Selbst, wenn Vicke seine Gefährten im Stillen dafür verfluchte.

Das ungleiche Dreiergespann näherte sich allmählich dem vorläufigen Ziel: Die etwas abseits vom Wegesrand gelegene verlassene Fischerhütte, die Birger ihnen kurz vor ihrem Aufbruch beschrieben hatte. Hier würden sie die kommende Nacht verbringen, ehe sie im Morgengrauen die letzte Etappe gen Sigtuna in Angriff nehmen würden.

Das verwitterte Holz der windschiefen Bretterbehausung zeichnete sich dunkel gegen den grauverhangenen Himmel ab.

Seit der vergangenen Nacht nieselte es ununterbrochen. Nicht nur Vicke klebte die Kleidung am Körper, auch Tjure und Snorre hatten mehr als genug von der klammen Kälte, die ihnen durch die Haut direkt ins Innerste drang, um sie von dort heraus auszukühlen.

Die Hütte mochte nicht die komfortabelste Unterkunft sein, aber sie bot ihnen einen nicht zu verachtenden Schutz vor der Witterung.

Durchweicht bis auf die Knochen schob Snorre sich durch die bedenklich knartschende Hüttentür ins Trockene, ließ sein durchnässtes Gepäck auf den abgenutzten Boden der Holzhütte sinken und sah sich zufrieden um. Die Aussicht auf ein trockenes Plätzchen zum Schlafen unter einer wärmenden Wolldecke ließ ihn behaglich aufseufzen.

Auch Tjure stimmte der Gedanke an die kommende Nacht milde. Mit Kennermiene inspizierte er ihre Unterkunft und beschied seine beiden Gefährten dann: „Hier lässt es sich aushalten! Snorre, du gehst einigermaßen trockenes Feuerholz suchen, während ich mich um unser Abendessen kümmere. Wickie, du kannst mir zur Hand gehen."

'Das hättest du wohl gerne!' Vicke warf einen herausfordernden Blick in Richtung Tjures Schritt, der dem Handarbeiter nicht entging.

Vicke war auf Zank und Streit aus, und dafür ergriff er jede nur erdenkliche Gelegenheit zur Provokation.

Absichtlich alles Gesagte und Ungesagte falsch zu interpretieren, war dabei jüngst zu einer seiner Lieblingsmaschen geworden. Zu seinem Bedauern war Tjure ihm jedoch unlängst auf die Schliche gekommen und strafte jeglichen Versuch, der auf Brüskierung abzielte, mit gleichgültiger Nichtachtung.

So auch jetzt. Schulterzuckend verließ der Handarbeiter die windschiefe Hütte, ohne Vicke noch eines weiteren Blickes zu würdigen.

Vicke starrte ihm mit unkontrolliert bebenden Schultern nach, die Lippen fest aufeinander gepresst. Der hell in ihm lodernde Zorn drohte ihn beinahe zu ersticken.

Hasserfüllt ballte Vicke seine Hände zu Fäusten, holte weit aus und hieb mit aller Heftigkeit, die er aufzubringen imstande war, gegen die raue Holzwand zu seiner Linken.

Es krachte gewaltig, als Haut und Knochen auf Holz prallten. Augenblicklich zuckte ein heller Schmerz durch Vickes linke Hand. Einen Moment benommen ob des abrupten Schmerzes taumelte Vicke einen Schritt zurück.

Schwer atmend richtete der junge Wikinger seinen Blick auf die aufgeplatzte Haut an seinen Knöchel. In dünnen Rinnsalen tropfte tiefrotes Blut seine Finger hinab.

Mit grimmiger Zufriedenheit spürte Vicke den pulsierenden Schmerz durch seine Hand strahlen. Er fesselte seine volle Aufmerksamkeit und für wenige Herzschläge übertünchte er gar das bittere Gefühl, das ihn stets zuverlässig heimsuchte, sobald Vicke sich mit hartem Stich durchs Herz einen flüchtigen Gedanken an Runa erlaubte.

Noch immer zitternd vor Wut hob Vicke die blutende Hand langsam zum Mund. Etwas, das unaufhörlich in seinem Blick glomm, schlug plötzlich um in blanken Hass. Ganz, ganz langsam führte Vicke seine verwundete Hand an seine Lippen und leckte über die Wunde, bis er sein Blut metallisch-süß auf der Zungenspitze schmeckte.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

Was ihn aus unruhigen Träumen gerissen hatte, war Vicke im ersten Moment nicht bewusst.

Irritiert drehte er sich auf den Rücken. Tastete über die zerschlissene, dünne Decke, unter der er sich zusammengerollt hatte. Zwei Lammfelldecken dienten ihm als weiche Unterlage, um nicht auf dem morschen Boden liegen zu müssen, durch den die Kälte hineinkroch in die schäbige Hütte.

Benommenheit lag wie ein dunkler Schatten über ihm. Wo war er hier?

Dann jedoch lichteten sich die Nebel um seine Gedanken. Die Fischerhütte. Ihr kärgliches Nachtmahl und Tjures und Snorres belangloses Geplapper am Feuer, das von Vorfreude auf die bevorstehende Zusammenkunft mit den Starken Männern sprach.

Vicke hatte kaum einen Bissen der unappetitlich aussehenden Matsche angerührt, die Tjure ihm in einer groben Holzschüssel gereicht hatte. Stattdessen war er frühzeitig unter die Decken geflüchtet, um sich schlafend zu stellen und der fröhlichen Stimmung zu entgehen, die seine beiden Gefährten unentwegt verbreiteten. Das ertrug er einfach nicht.

Ebenso wenig, wie er ihr nächtliches Verhalten ertrug, wenn sie ihn in tiefen Träumen wähnten.

Vicke musste irgendwann dann doch eingeschlafen sein, und Tjure und Snorre hatten die Gunst der Stunde scheinbar genutzt.

Nur zu deutlicher nahm Vicke wahr, was von irgendwo draußen in unmittelbarer Nähe an seine Ohren drang und sich in sein Unterbewusstsein gemischt haben musste, seinen wilden Träumen nach zu schließen, in denen lange helle Haare und üppige Mädchenbrüste die Hauptrolle gespielt hatten.

Es waren allerdings auch recht unverkennbare Geräusche, wie er nun mit fest zusammengebissenen Zähnen feststellte. Im selben Atemzug verfluchte er seine beiden Begleiter mit den finstersten Verwünschungen, die ihm spontan in den Sinn schossen.

Während er an seinem Liebeskummer zugrunde ging, hatten die beiden Männer nichts besseres zu tun, als ihre Zweisamkeit nach allen Stichen der weibischen Stickkunst auszuleben -- hemmungslos und laut, da sie ihren jungen Schützling unlängst in den Händen der Träumemacher wähnten.

Ein gleißend heller Stich zuckte durch Vickes Herz, als er unwillkürlich an Runa denken musste.

Er schluckte hart. Aber es half nichts. Es gab nichts, das ihm helfen konnte. In manchen Momenten drohte ihn der Gedanke an sie fast zu ersticken.

Aber er würde nicht heulen. Das war eines Wikingers unwürdig! Und noch war er längst nicht tief genug gesunken, um selbst den letzten Funken Stolz über Bord gehen zu lassen, der noch irgendwo tief in ihm glomm. Gut versteckt, aber trotzdem vorhanden. Er fragte sich nur, wie lange noch...

Runa, dachte Vicke wehmütig. Für wenige Herzschläge schloss er die Augen, doch ehe seine Erinnerungen auf ihn einstürmen konnten, besann er sich. Es brachte ihn nicht weiter, sich an Vergangenem aufzuhalten.

Unwillig ächzend sank Vicke zurück auf seine unbequeme Schlafstatt, die keinen Vergleich mit den weichen Schaffellen und Decken aus Birgers Langhaus standhalten würde. Aber auch daran zu denken, verbot Vicke sich strikt. Das riss nur unnötig an den tiefen Wunden, die der Aufbruch aus dem Dorf in seiner Brust hinterlassen hatte.

Es waren tiefere Schnitte, als jeglicher Schwerthieb ihm jemals beigebracht hatte. Und es waren bei weitem nicht wenige Hiebe gewesen, die er damals hatte einstecken müssen im Kampf gegen die norwegischen Kaufleute, die ihnen unerwartet in der halb verfallenen Burgruine aufgelauert hatten, um sie in einen Hinterhalt zu locken...

Die Niederlage der Starken Männer gegen die Norweger war bereits mehr als zwei Jahre her. Vickes Verletzungen waren abgeklungen, nur die Narben auf seiner Brust zeugten noch von der harten Lektion, niemals die Deckung zu vernachlässigen. Und sei der Gegner auf den ersten Blick auch noch so sehr im Nachteil.

Der tiefe Schnitt über seinem Herzen hatte geblutet, wundgenässt, gebrannt und ihn nächtelang Höllenqualen leiden lassen. Fiebernd hatte er sich auf seiner Schlafstatt herumgewälzt, geschrieen, gebrüllt und geflucht, bis seine Kehle rau war und ihm die Stimme versagte. Nicht selten hatte er in den endlosen Nächten um Erlösung seiner Pein gefleht...

Doch das alles war nichts im Vergleich zu den Wunden, die Runa ihm mit einem einzigen Blick beigebracht hatte. Nichts würde jemals diese Wunden heilen können. Verglichen mit Vickes Trennungsschmerz waren die Schwerthiebe seiner Feinde bedeutungslos gewesen.

Mit hasserfülltem Blick starrte Vicke auf das von Wind und Wetter schiefe Reetdach der Fischerhütte, das den prasselnden Regen abfing, der seit einiger Zeit auf das Land niederging. In diesem Moment hasste er Tjure und Snorre abgrundtief.

Was ihn letztendlich dazu bewogen hatte, aufzustehen, war Vicke später nicht mehr bewusst.

Spontan fasste er einen Entschluss, warf die groben Wolldecken beiseite, um sich aufzurichten und durchquerte dann das pechschwarze Dunkel der Hütte mit festen Schritten.

Draußen schlug ihm kühle Nachtluft entgegen. Der Herbst nahte mit unaufhaltsamen Schritten, und als Vicke den Kopf nach Norden wandte, schlug ihm eine heftige Böe ins Gesicht. Immer noch peitschte Regen in dichten Strömen über das Land.

Vicke verzog angewidert die Miene und klaubte das Laub aus seinen Haaren, das ihm der klamme Nachtwind neckisch hineingeblasen hatte. Dann stapfte der junge Wikinger mit wenigen Schritten zur Südseite der heruntergekommenen Fischerhütte, von wo die eindeutigen Geräusche zu ihm drangen.

Mit jedem Span, den der Abstand zwischen ihm und seinen beiden Beschützern dahinschmolz wie Flakes Schnee und Eis im Frühling, fiel ihm das Atmen schwerer. Gleichzeitig fühlte er eine ihm fremde Art der Erregung, die sich seiner bemächtigte. Tjures lustvolles Stöhnen und Snorres behagliches Seufzen wirkten sich heftiger auf ihn aus, als er befürchtet hatte.

Vicke spürte sein Herz schmerzhaft gegen seinen Brustkorb hämmern. Es war falsch, wollte ihm sein Gewissen einreden. So furchtbar falsch und respektlos und ungerecht!

Aber mit einer knappen Geste wischte Vicke seine Bedenken von dannen.

Nein, ihm war absolut gleichgültig, was irgendeine ihm unwillkommene Moral von seinem Verhalten denken mochte! Er sann auf Rache, und Rache fragte nicht nach Sittlichkeit. Sein unüberlegtes Vorhaben duldete keinen weiteren Aufschub, wenn er nicht auf der Stelle zum Meuchelmörder werden wollte.

Vicke tat den letzten Schritt, löste sich aus dem Windschutz der Holzwand und stand plötzlich keine zwei Schritte mehr von den beiden schwer beschäftigten Männern entfernt im silbrigen Mondlicht, das hier und da vereinzelnd durch die dichte Wolkendecke brach und die schweren Regentropfen schimmern ließ.

Snorre presste sich keuchend gegen das verwitterte Holz der Rückwand der Fischerhütte, den nackten Arsch Tjures schwieligen Händen entgegen gereckt.

Tjure stand breitbeinig hinter ihm, die Hände um Snorres Becken geschlossen. Er beugte den sehnigen Oberkörper weit über Snorres entblößten Rücken, um noch tiefer in ihn dringen zu können. Seine angespannten Muskeln ließen ihn kräftig wirken. Seinem Körper war anzusehen, dass Tjure keine körperliche Arbeit scheute, und sei sie auch noch so hart.

Snorre hielt die Augen konstant geschlossen, während Tjures Blick beinahe zärtlich über Snorres dunkelblonden Schopf die Schultern hinunterstreifte und sich schließlich irgendwo zwischen den kräftigen Arschbacken verfing. Snorres Körper war weitaus weniger drahtig als der Tjures, aber ebenso kräftig. Auch Snorre konnte sich durchaus sehen lassen, stellte Vicke unterbewusst fest.

Die beiden Männer liebten sich so hingebungsvoll, dass sie nichts um sich herum wahrnahmen.

Schon gar nicht ihren grimmigen Beobachter, der soeben beschloss, dass er sich allmählich zeigen könnte.

Mit finsterer Miene sah Vicke den beiden Männern noch einen Augenblick lang zu, während er der seltsamen Lust in sich nachspürte, die qualvoll an ihm zehrte. Dann jedoch gab er sich einen Ruck und trat fast geräuschlos aus dem Schatten.

„Welch friedvolle Nacht."

Im selben Augenblick fuhren die beiden Starken Männer erschrocken auseinander.

„Vicke!", quiekte Snorre voller Schrecken. Für einen Moment schien es, als wollte der blonde Wikinger sein Heil in der Flucht suchen, aber da hatte Vicke ihm schon den Weg versperrt.

„Hier geblieben", knurrte er aus tiefster Kehle. Sein finsterer Blick jagte den beiden Männern eisige Schauer über den Rücken. Vickes Finger machten sich derweil geschickt an seinem Hosenbund zu schaffen -- eine unmissverständliche Vorwarnung vor dem, was Tjure und Snorre nun bevorstehen würde.

„Ihr habt es begonnen, ihr werdet es beenden. Nur werden wir den langen und harten Weg dieses Mal gemeinsam gehen."

Und mit diesen Worten ließ Vicke seine Hosen langsam gen Boden sinken. Unter den dunklen Ton in seiner Stimme mischte sich kehliges Lachen, als er sich des blanken Entsetzen in Tjures Augen gewahr wurde.

Es klang grausam.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

Nebelfelder waberten dicht über den mit Tau benetzten Untergrund, der jeden ihrer Schritte sanft abfederte.

Morgen graute, wie ein dünner Lichtstreif am östlichen Himmel erahnen ließ.

Gähnend stolperte Snorre den Wikingern voran, fiel hier und da fast über eine bodennahe Strauchwurzel und verfing sich in so manch dünnem Geäst, das traurig von einem der spärlich belaubten Bäume herabhing.

Für Snorres Geschmack war es noch viel zu früh am Morgen, um weiterzureisen. Aber ihn fragte ja niemand!

Und Tjure, unangefochtener Anführer des Dreiergespanns, kannte kein Erbarmen. Gnadenlos hatte er Snorre und Vicke aus dem Schlaf gerissen, kaum das der erste Silberstreif am Horizont zu sehen gewesen war.

Tjure hatte dem verschlafen vor sich hinjammernden Snorre das Gepäck aufgedrückt, das die Nacht über an der Feuerstelle in der Hütte getrocknet war, und dann Vicke aufgetragen, sich um die kläglichen Reste ihres Proviants zu kümmern.

Nach einem schweigsamen Frühstück, das ebenso karg ausgefallen war wie das Nachtmahl zuvor, hatte Tjure zum Aufbruch getrommelt.

Nun schritt der Handwerker verdrießlich neben Vicke einher, der den Blick stur geradeaus gerichtet hielt und nicht im Traum daran dachte, sein eisernes Schweigen zu brechen.

Seit der Begegnung hinter der Hütte in der vergangenen Nacht hatte der junge Wikinger kein Wort mehr gesagt. Er ignorierte seine beiden Gefährten und verweigerte permanent jegliche Konversation. Die letzte Nacht stand immer noch unausgesprochen zwischen ihnen.

Aber manchmal bedurfte es auch gar keiner Worte.

Ein Blick in Vickes verfinstertes Gesicht reichte aus, um Tjure dessen gesamte Gefühlswelt zu offenbaren. Wieso er getan hatte, was Tjure und Snorre ihm in ihren dunkelsten Stunden nicht zugetraut hätten.

In gewissem Maß war Tjure wütend auf seinen Schützling. Wahnsinnig wütend. Es war ja nicht so, als könnte er Vickes düstere Stimmung nicht verstehen. Oder als wollte er ihn absichtlich quälen.

Aber das rechtfertigte nichts, gar nichts!

In dem Moment, als Vicke sich so rüde an Tjure vergangen hatte, war das Vertrauen zwischen ihnen zersplittert wie gebrannter Ton, der nach einem unaufhaltsamen Sturz aus großer Höhe auf steinernem Boden aufschlug und in abertausend Einzelteile zerbarst.

Vicke würde ihm den Rest ihres Weges zu seiner persönlichen Hölle machen, das wusste Tjure. Das konnte er in Vickes Augen widerspiegeln sehen, wenn der feindselige Blick den seinen gefangen nahm und Tjure eisige Schauer über den Rücken jagte.

Er hatte Vicke noch nie so hasserfüllt erlebt. Nicht einmal damals, als Vicke gezwungen war, das Schwert wider seinen Willen gegen einen Menschen zu richten, um ihm sein Leben zu nehmen...

Wenn Tjure es sich ehrlich eingestand, dann jagte ihm der junge Wikinger an seiner Seite Angst ein. Tief glühende, an ihm zehrende Angst.

Nicht selten hatte er sich gefragt, wie sich wohl Vickes Gegner fühlten, wenn er zum Schlag gegen sie ausholte. Doch nun bereute Tjure, jemals darüber nachgedacht zu haben. Er hätte lieber nie am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlte, Vickes unauslöschlichen Zorn auf sich zu ziehen.

„Schaut mal, da vorne!", riss ihn da Snorres freudiger Ausruf abrupt aus seinen schwarzen Gedanken.

Der herbstliche Wald lichtete sich allmählich, und von der leichten Anhöhe, die Snorre erklommen hatte, erstreckte sich ein schmales Tal bis weit hin zum Horizont. Verwundert hob Tjure dem Kopf und folgte mit dem Blick Snorres weit ausgestrecktem Arm.

Aufgeregt deutete der quirlige Blondschopf auf die winzigen Dächer, die sich östlich gegen den grauen Himmel abzeichneten.

„Sigtuna", murmelte Tjure ehrfurchtsvoll.

Eine der einst wohl wichtigsten Handelsstädte Schwedens erstreckte sich vor ihnen. Dort wollte Halvar nach der ungeplanten Trennung seiner Wikinger nun einen Neuanfang wagen. Und wenn das Schicksal ihnen hold war, dann würden sie schon bald wieder mit den Starken Männern vereint sein.

Ein dünner Hoffnungsschimmer machte sich in den drei Gefährten breit.

Dieser Gedanke beschwingte nicht nur Snorre, der übermütig die Arme gen Himmel riss und laut jubelte. Auch Tjures Miene wirkte plötzlich froh, ganz als würde da unten in der hübschen Stadt am Meer all die Antworten auf die nagenden Fragen liegen, die ihn seit letzter Nacht plagten.

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