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Die Piratenbraut - Teil 04

Geschichte Info
Auf Annie wartet eine schwere Zeit.
18.8k Wörter
4.66
39.3k
8
Geschichte hat keine Tags

Teil 4 der 9 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 09/14/2018
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Kapitel 16 -- Der Sturm

Der Tag verläuft recht ruhig und erneut ist für die Mannschaft Müßiggang angesagt. Immer öfter verschwinden Piraten mit einer Frau und wie mir Sam berichtet, sind auch schon einige als Paar in eine der freien Schlafstellen gezogen.

„Ich überlege mit Susan zusammen zu ziehen. Was sagst du dazu?", ist Sam überraschend unsicher.

„Ihr seid ein Paar?"

„Ja!"

„Ihr möchtet miteinander schlafen?"

„Haben wir schon!"

„Der Sex war gut?"

„Unglaublich!"

„Und Susan, hat es ihr auch gefallen?"

„Sie schwärmt nur noch davon."

„Was überlegst du dann?"

„Ich weiß nicht", meint er. „Ich bin noch unsicher."

„Habt Spaß und genießt das Leben, kann ich Euch nur raten", schließe ich die kurze Diskussion ab.

„Du hast ja Recht. Danke!", meint Sam und umarmt mich.

Am Nachmittag sehe ich, wie sich am Horizont vor uns Sturmwolken zeigen und relativ rasch immer höher auftürmen. Blake gibt mir Zeichen, dass wir uns annähern sollen. Ich übergebe Sam, der inzwischen ausgeruht zurück auf die Brücke gekommen ist, das Ruder.

„Da vorne kommt ein heftiger Sturm auf. Halte dich an das, was wir besprochen haben. Ich werde die „Annie" weiter auf den Ozean hinaus bringen und du solltest Kurs halten. Nähere dich nicht der Küste, das könnte gefährlich werden. Viel Glück Annie!", ruft er zu uns herüber.

„Mach´s gut Blake, wir sehen uns nach dem Sturm", rufe ich hinüber.

Blake lässt die Segel neu setzen und die „Annie" zieht von uns weg und weiter auf den Ozean hinaus. Ich blicke ihm nach und fühle mich auf einmal ganz allein auf dieser Welt. Blake, mein über alles geliebter Blake ist nicht mehr neben mir. Ich weiß, dass es vernünftig ist, was wir tun, aber das Gefühl sagt mir etwas ganz anderes. Zum Wohle aller Menschen auf den beiden Schiffen, reiße ich mich am Riemen und gebe dem Drang nicht nach, ihm auf den Ozean zu folgen.

Ich gehe zu Sam auf die Kommandobrücke und berechne nochmal unsere Position. Unser Abstand zur Küste reicht aus, davon bin ich überzeugt. Wir segeln weiter auf den Sturm zu und die Wolken türmen sich immer höher auf und werden immer dunkler und bedrohlichen. Als die ersten Regentropfen fallen und vor uns gewaltige Blitze aus den Wolken ins Meer fahren, fordere ich Cam auf, unter Deck zu gehen.

„Ich bleibe bei dir!", beharrt sie energisch.

Ich schaue Sam an, der mich überrascht anschaut und dabei die Augen verdreht.

„Wir müssen uns aber alle drei hier mit Seilen anbinden, damit uns der Sturm nicht fortreißt", ist seine Antwort.

Je dunkler und bedrohlicher die Wolken werden, umso stiller wird Cam, die noch immer neben mir steht. Sam holt die Seile und zeigt uns, wo wir uns anhängen können.

„Camilla, jetzt ist die letzte Möglichkeit, doch noch unter Deck zu gehen. Wenn später der Sturm braust, bleibst du angeseilt, dann gehst du nirgendwo mehr hin. Egal was sein wird. Haben wir uns verstanden?", fragt sie Sam noch einmal sehr eindringlich.

„Ich bleibe bei Annie", beharrt sie und seilt sich ebenfalls an.

Während Sam und ich uns absprechen, hält sich Cam ganz ruhig und stört nicht. Sie will halt beim einzigen Menschen sein, dem sie vertraut. Da hilft es auch nicht, ihr zu erklären, dass es unter Deck sicherer und vor allem trockener wäre. Ich kann sie nur zu allzu gut verstehen. Was würde ich nicht alles geben, könnte ich bei Blake sein!

„Hast du ein Kleid zum Wechseln?", fragt Sam Cam mit einem Lachen.

„Nein, warum?"

„Weil du bald nass bis auf die Knochen sein wirst", fügt er hinzu.

„Ich gebe dir eines von meinen Kleidern", sage ich zu Cam, um sie zu beruhigen.

„Du hast Kleider?" Sam ist ganz überrascht und wir müssen beide lachen.

Ich gebe den Männern Befehl die Segel abzunehmen, um dem Sturm möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Im Nu haben sie die Segel abgenommen und vertäut. Nun können die meisten unter Deck gehen. Es bleiben nur so viele Leute an Deck, wie es unbedingt braucht, um im Ernstfall eingreifen zu können.

Und da bricht der Sturm auch schon los, mit ungeheurer Kraft. Als ob er nur darauf gewartet hätte, dass wir uns auf ihn eingestellt haben. Der Seegang wird immer höher und nach einer halben Stunde krachen gewaltige Brecher mit bis zu zehn Meter Höhe gegen das Schiff, das in der aufgewühlten See herumgeworfen wird, wie ein Spielball. Der Boden unter uns erzittert jedes Mal, wenn einer der Brecher über dem Schiff zusammenbricht. Zum Glück sind wir angeseilt. Sonst wären wir in wenigen Sekunden nicht mehr an Bord, sondern irgendwo draußen in der aufgewühlten See.

Mit dem Sturm wird es auch dunkel, es ist fast so dunkel, wie in der Nacht. Wegen der Dunkelheit, dem heftigen Regen, den riesigen Wellen und dem Sturm kann ich nicht weit sehen. Ich orientiere mich nur noch am Kompass, um einigermaßen den Kurs zu halten. Ich blicke mich immer wieder zu Cam um, die inzwischen bleich wie ein Laken neben mir steht. Dann drücke ich ihr beruhigen die Hand und versuche sie aufzumuntern.

Wie aus dem Nichts quert plötzlich mit ungeheurer Geschwindigkeit eine spanische Galeone unseren Weg. Sie taucht plötzlich vor uns auf, verfehlt uns zum Glück, wenn auch nur um Haaresbreite und verschwindet auch gleich wieder in der Wolkenwand. Es ist eine gespenstische Begegnung. Und es geht auch so furchtbar schnell, dass ich noch eine ganze Weile wie angewurzelt da stehe. Auch Sam sagt nichts. Meinen Berechnungen zufolge schießt das Schiff genau auf die Skelettküste zu.

„Das war jetzt nicht Blake?", schreie ich Sam über das Heulen des Sturms hinweg zu.

„Ich denke nicht. Der wäre doch nicht so dumm, bei so einem Sturm unter voller Takelage zu segeln", antwortet Sam.

„Dann habe ich das nicht falsch gesehen? Die haben die Segel nicht abgenommen", rufe ich wieder gegen den Sturm an.

„Ja, und das würde Blake nie machen. Dafür ist er zu vorsichtig."

„Hoffen wir!", schließe ich unsere etwas mühevolle Unterhaltung ab.

„Da war so ein komischer Mann an Deck dieses Schiffes. Das war definitiv nicht Blake und auch sonst keiner von unseren Leuten", meint Cam. „Da war so ein Dickwanst."

„Admiral Vasquez?", fragen Sam und ich gleichzeitig.

„Wer ist Vasquez?", will Cam nun wissen.

„Oh, jemand der uns ganz fest lieb hat", antworte ich mit einem breiten Lachen. „Die Geschichte erzähle ich dir, wenn wir mehr Ruhe haben."

In diesem Augenblick bin ich froh darüber, dass Cam bei uns geblieben ist. Ihre Beobachtung legt den Schluss nahe, dass Admiral Vasquez uns doch noch verfolgt hat. Dabei dürfte er unvorsichtig geworden sein und ohne die Segel abzunehmen in den Sturm gefahren sein. Das ist nicht nur leichtsinnig, das grenzt an Selbstmord.

Ich frage mich immer wieder, wie es Blake und der „Annie" geht. Sind sie sicher, haben sie Vasquez gar nicht gesehen oder hat er sie gesehen? Das sind alles Fragen, die mir durch den Kopf schwirren, auf die ich aber keine Antwort bekomme.

Erst nach Stunden lässt der Sturm nach und vor uns taucht wieder klarer Himmel auf. Es ist inzwischen Nacht. Der Regen lässt nach und schon bald beruhigt sich auch der Ozean. Die Gefahr ist vorbei und wir binden uns los. Sam, Cam und ich sind nass bis auf die Haut. Bei Cam kann man die von der Kälte aufstehenden Nippel deutlich sehen und als ihr Sam einmal zufällig auf die Brust schaut und sie das bemerkt, werden beide rot vor Verlegenheit.

Sam bleibt, ganz der Kavalier, am Ruder und lässt uns Frauen beim Umziehen den Vortritt. Als wir wieder trocken und mit frischen Kleidern an Deck kommen, hat die Mannschaft bereits alle Segel gesetzt und wir nehmen wieder volle Fahrt auf.

Ich bestimme mit den Instrumenten unsere Position und lass auch Cam versuchen, die Position zu errechnen. Sie scheint wirklich eine gute Schülerin zu sein, denn ihr Ergebnis stimmt mit meinem exakt überein. Wir sind immer noch auf Kurs und sind kaum von unserer Route abgewichen. Bei unserer Berechnung ist uns der inzwischen wieder klare Sternenhimmel eine große Hilfe.

Als ich Sam ablöse könnte man fast den Eindruck gewinnen, es sei nie etwas gewesen. Ich suche mit dem Fernrohr den Ozean ab. Jetzt möchte ich wissen, wo Blake ist. Aber in dieser Dunkelheit kann ich einfach nichts erkennen. Wo ist Blake? Geht es ihm gut?

Nachdem sich auch Sam wieder trockene Kleider angezogen hat, übernimmt er wieder und Cam und ich gehen in die Kabine, um etwas aufzuräumen und dann zu schlafen. Wir kuscheln uns zwar eng zusammen, aber nach Sex haben wir beide nach diesem Sturm vorerst kein Verlangen. Während Cam augenblicklich vor Müdigkeit einschläft, bleibe ich noch lange wach. Ich mache mir Sorgen um Blake! Ich habe ein ungutes Gefühl und habe eine unglaubliche Unruhe in mir. Aber es hilft nichts, ich bin zum Nichtstun verdammt und schlafe schließlich ein. Ich falle in einen unruhigen und von wirren Träumen geprägten Schlaf.

Kaum, dass es hell wird, eile ich auf die Brücke, wo Sam ganz überrascht schaut, als ich schon so früh daher komme.

„Hast du etwas von der „Annie" gesehen?", frage ich ihn schon von weiten.

„Nein, noch nicht, aber mach dir keine Sorgen. In der Nacht haben sie sicher nicht ihren Kurs geändert. Das wäre zu gefährlich, dass sie auf uns auffahren, weil sie uns nicht sehen", versucht mich Sam zu beruhigen

„Was machen wir?", frage ich besorgt.

„Wir setzen unsere Reise fort, wie Blake es gesagt hat. Wir sehen ihn in den nächsten Tagen oder treffen ihn in Kapstadt", meint er entschlossen.

„Und wenn ihnen etwas passiert ist? Wenn sie unsere Hilfe brauchen", bin ich fast panisch, denn ich kann diesen Gedanken nicht ertragen, dass sie hilflos auf dem Ozean treiben und wir davonfahren.

„Was soll denn schon passiert sein?", will mich Sam beruhigen.

„Und wenn Vasquez sie getroffen hat?", hake ich nach.

„Der? Der hat sicher nichts und niemanden getroffen. Mit voller Takelage war er ein Spielball der Winde", argumentiert Sam.

„Und wenn er die „Annie" durch Zufall getroffen hat?", gebe ich noch immer keine Ruhe.

„Dann wäre sein Schiff auch nicht mehr intakt gewesen. Mach dir keine Sorgen, wir fahren nach Kapstadt und dort treffen wir Blake. Ganz sicher!", sagt Sam eindringlich. Dabei hält er mich mit beiden Händen an den Schultern fest und schüttelt mich.

Seine Argumente leuchten zwar ein, aber trotzdem kann ich mich nicht wirklich beruhigen. Sam hat Recht. Wo sollen wir denn suchen. Der Ozean ist nicht nur groß, er ist riesig. Wir müssen uns drauf verlassen, dass wir sie auf der Fahrt oder später in Kapstadt treffen.

Wir sind seit dem Ablegen auf den Kanaren bereits über fünf Wochen unterwegs. Bis Kapstadt dürfte es noch eine weitere Woche sein. Wenn Blake uns nicht vorher trifft, wird es für mich eine schwere Zeit. Ich sitze den ganzen Tag mit dem Fernrohr an Deck und hoffe, eine Spur der „Annie" zu entdecken. Wenn ich nicht auf der Brücke bin, dann meist ganz vorne am Bug, unserem Lieblingsplatz. Ich fühle mich, als würde ein Teil von mir nicht da sein, ein ganz wichtiger Teil.

Ich warte und schaue stundenlang auf das Meer hinaus. Immer und immer wieder suche ich den Horizont ab. Vergebens, die „Annie" will nicht erscheinen und sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Ich schlafe kaum noch, ich esse nicht mehr und trinke nur noch Kaffee, um wach zu bleiben.

„Annie, du kannst nichts machen. Mach dich nicht verrückt! Geh schlafen und ruhe dich aus", ermahnt mich Sam eines Abends.

Er weist Cam an, mich in die Kabine zu begleiten und alles zu tun, damit ich schlafe. Sie hat sich schon die letzten Tage rührend um mich gekümmert. Cam ist eine ganz liebe Freundin und bemüht sich, mich mit allen Mitteln zum Schlafen und zum Essen zu bewegen. Aber es ist ein schweres Unterfangen.

„Du liebst ihn wirklich! Das sieht man!", meint sie, als wir auf dem Bett liegen.

„Er ist mein Leben. Ich habe keinen blassen Schimmer, was ich mache, wenn ich ihn nicht mehr treffe", gestehe ich unter Tränen.

„Ich möchte auch einmal so einen Mann treffen", schwärmt sie.

„Das wirst du. Da bin ich mir ganz sicher", versichere ich ihr.

„Und Blake kommt zu dir zurück. Auch das ist ganz sicher. Du musst es dir nur fest genug wünschen", antwortet Cam. „Dann geht es in Erfüllung."

Inzwischen sind fünf Tage vergangen. Noch immer fehlt von der „Annie" und von Blake jede Spur. Ich werde immer unruhiger. Besonders trifft mich, dass ich nichts spüre. Ich habe nur eine unglaubliche Unruhe in mir. Ich fühle aber nicht, ob es ihm gut geht oder nicht. Ich bin davon etwas irritiert. Müssten zwei Menschen, die sich so sehr lieben, nicht irgendwie spüren, wie es dem anderen geht? Was hat das zu bedeuten? Liebe ich Blake nicht genug? Unmöglich! Ich habe noch nie einen Menschen so geliebt und ihn so vermisst, wie Blake. Ohne ihn bin ich ein Nichts, ein Wrack, ein Niemand. Bitte, bitte komm zu mir zurück. Ich brauche dich so sehr!

Kapitel 17 - Kapstadt

Wir erreichen den Hafen von Kapstadt genau eine Woche nach dem Sturm. Wir legen in einem der beiden Hafenbecken an und ich mache mich sofort auf die Suche. Ich bete schon seit wir den Hafen in der Ferne haben auftauchen sehen, dass die „Annie" schon hier ist. Ich bin etwas verwundert, dass ich trotz meiner Lethargie aufgrund meiner Anspannung, den Kurs immer richtig berechnen konnte. Aber Cam war mir dabei eine wichtige Freundin. Sie hat meine Ergebnisse überprüft und mir damit die Sicherheit gegeben, dass ich auch richtig gerechnet habe. Vermutlich ging das bei mir auch ganz mechanisch, denn bewusst hätte ich keinen wirklich klaren Gedanken fassen können. Ich werde vor Sorge um Blake und die anderen innerlich von Sorge fast aufgefressen.

Sam, Cam und die anderen versuchen mir Hoffnung und Mut zu machen und mir Kraft zu geben. Aber ich bin einfach nur in Sorge. Wie soll ich weiterleben ohne Blake? Er hat mir ein wundervolles Leben gezeigt, er hat mich geliebt, mich gefickt und meine Lebensgeister geweckt. Ohne ihn ist alles leer, öde und tot. Er ist meine neue Welt, in der ich mich so wohlfühle.

Cam kommt mit mir mit, eine Hafenrunde machen. Sie kümmert sich rührend um mich und sorgt sich um mich. Wir gehen die beiden Becken ab und erkundigen uns bei der Hafenmeisterei, ob ein Schiff mit dem Namen „Annie" vor Anker gegangen ist. Aber der Hafenmeister hat keine positive Antwort für mich. Er schaut mich recht mitleidig aber auch etwas lüstern an. Allerdings ist mir das in diesem Moment so etwas von egal, ich finde das nicht einmal störend.

Wir haben zum Glück vor dem Sturm eine der Goldkisten von der „Annie" auf unser Schiff geladen. Damit haben wir mehr als genug Geld, um die Hafengebühr zu bezahlen und die nötigen Einkäufe zu tätigen, um unsere Vorräte wieder aufzufüllen. Sam hat mich wohl bewusst mit den Einkäufen beauftragt, um mich etwas abzulenken. Aber auch das hilft nicht viel, denn schon nach drei Tagen haben wir wieder alles an Bord, was wir brauchen.

Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, mich am Fuße des Leuchtturms auf einen großen Stein zu setzen und mit dem Fernrohr auf das Meer hinauszuschauen. In den ersten drei Tagen sitze ich nur wenige Stunden dort, da ich mich um die Einkäufe kümmere, danach bin ich jeweils den ganzen Tag dort. Ich gehe mit dem Morgengrauen zum Leuchtturm und mit der Dämmerung verlasse ich meinen Posten widerwillig. Sam und Cam versuchen mich zwar abzulenken, aber es gelingt ihnen nicht. Je länger Blake aus ist, umso größer werden meine Sorgen. Ich kann auch nicht mehr weinen. Ich habe keine Tränen mehr. Ich starre nur reglos auf das Meer hinaus und wirke apathisch.

Die ganze Zeit sitzt Cam geduldig neben mir. Ich frage mich manchmal, was ich ohne sie tun würde. Sie ist mir eine wirklich gute Freundin geworden und kümmert sich rührend um mich. Sie achtet darauf, dass ich auch immer wieder etwas trinke oder auch einen Happen esse. Ohne sie würde ich vermutlich am Fuße des Leuchtturms verhungern und verdursten.

Am neunten Tag, an dem wir am Leuchtturm sitzen und Ausschau halten, erkenne ich Segel am Horizont. Cam, die sich inzwischen ein eigenes Fernglas besorgt hat, schaut mich überrascht an. Auch sie hat die Segel bemerkt. Noch sind die Segel ganz weit draußen und nähern sich auffallend langsam dem Hafen. Man kann beim besten Willen nicht erkennen, ob das die „Annie" ist oder nicht.

„Das sind sie!", sage ich und bin selbst davon überrascht, mit welcher Sicherheit ich das sage. Ich bin voller Zuversicht und meine Laune bessert sich schlagartig.

„Ich bin nicht sicher", versucht Cam vorsichtig zu sein.

„Das müssen sie sein!", bin ich schon fast euphorisch.

Die Zeit vergeht extrem langsam. Das Schiff ist unglaublich langsam unterwegs und es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis man endlich mehr erkennen kann. Der Name am Bug des Schiffes ist kurz, das kann ich schon sehen. Auch ist er auf verwitterte Bretter geschrieben, die am Bug angebracht sind, genauso, wie es bei der „Annie" der Fall ist. Aber den Namen kann ich einfach noch nicht lesen. Meine Augen sind auch schon etwas müde und vom angestrengten Starren auf den Horizont etwas schwach.

„Es ist tatsächlich die Annie!", ruft Cam, die offenbar die besseren Augen oder das bessere Fernrohr hat.

In dem Moment erkenne auch ich ganz eindeutig den Namen des Schiffes: „Annie"! Ich springe auf, ziehe Cam mit hoch und umarme sie. Ich springe und freu mich, wie ein kleines Kind. Cam freut sich mit mir und auch sie ist ganz ausgelassen. Zusammen laufen wir zurück zum Hafen und warten dort auf das Eintreffen des Schiffes.

Ich kann es kaum erwarten, ich zapple hin und her und drücke die Hand von Cam, die mir seit Tagen nicht von der Seite gewichen ist. Diese Frau ist eine ganz wunderbare Freundin. Als die „Annie" endlich ins Hafenbecken einläuft, überwältigt mich die Szene. Ich umarme Cam und weine ungehemmt drauflos. Meine Tränen fließen und wollen gar nicht mehr aufhören. Es ist Erleichterung, pure Erleichterung, die mich in diesem Moment einfach überwältigt.

Cam streicht mir beruhigend über den Rücken und spricht mir gut zu. Sie versucht mich zu beruhigen, denn ich bin ganz aufgelöst. Aber die Anspannung, die nun von mir abfällt, ist gewaltig. Endlich habe ich wieder eine Perspektive, endlich habe ich mein Leben zurück. Egal war geschehen ist, egal was war, die „Annie" bringt mir meinen über alles geliebten Mann zurück und nur das zählt.

Ich bekomme gar nicht mit, dass die Annie langsam auf uns zukommt. Sie legt genau da an, wo wir stehen und auf sie warten. Ich sehe nichts, so verheult bin ich.

„Na, was ist mit meinem Mädchen", höre ich seine Stimme.

Ich kann es nicht glauben, Blake ist da, er spricht mit mir. Ich löse mich von Cam und falle dem Schatten vor mir, den ich durch meinen Tränenvorhang sehe, um den Hals und küsse ihn voller Leidenschaft.

„Ich lasse dich nie mehr los! Ich bin tausend Tode gestorben vor Angst, Sehnsucht und dem Gefühl verlassen worden zu sein. Blake, du bist mein Leben. Nur du!", heule ich.

„Du hast mir auch gefehlt und ich habe mir auch Sorgen um dich gemacht", gesteht er mir mit sehr ernster Stimme.

„Ich lasse dich nie mehr gehen! Das schwöre ich bei Gott und allem, was mir heilig ist", versichere ich ihm mit meiner vom Weinen immer wieder durch Luftholen unterbrochenen Stimme.

„Das musst du auch nicht", sagt Blake und löst sich von mir. Ich lasse ihn nur widerwillig gehen. Doch er ist stärker. Noch während ich mich frage, warum er mich von sich stößt, geht er vor mir auf die Knie. „Annie, willst du meine Piratenbraut werden? Willst du mich heiraten?"

„Ja, nichts lieber als das!", ich bin völlig aus dem Häuschen.

„Ich habe dich so vermisst und ich bin mir dessen bewusst geworden, dass es für mich im ganzen Leben keine bessere Frau geben kann, als dich. Deshalb habe ich da draußen auf dem verdammten Meer den Entschluss gefasst, sollte ich dich je wiedersehen, dann werde ich dich als erstes fragen, ob du meine Frau werden willst. Mir ist klar geworden, dass ich mir nichts auf der Welt mehr wünsche als das", gesteht er mir.