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Ein halbes Bordell 01

Geschichte Info
Kapitel 1.
4.1k Wörter
4.69
89.7k
64
Geschichte hat keine Tags

Teil 1 der 25 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 10/15/2020
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Viel Spaß damit - Euer Freudenspender

Ein halbes Bordell

Kapitel 1

Es ist eine für mich völlig ungewohnte Situation. Ich sitze in einem historischen Gebäude mitten in der Salzburger Innenstadt. Wir befinden uns in einem Kaminzimmer, in dem sich ein großer Schreibtisch befindet, davor stehen zahlreiche Stühle. Ich stehe etwas abseits an einem Fenster. Im Raum warten noch etwa 15 junge Frauen und vier Männer. Ich kenne keinen der Anwesenden. Alle sind in Schwarz gekleidet. Die Frauen sind ausnahmslos ausgesprochen hübsch und anziehend, die Männer dagegen flößen mir zum Teil ein Bisschen Angst ein. Sie sind muskelbepackt und blicken finster drein. Männer wie Frauen scheinen wirklich betroffen zu sein. Die Stimmung ist gedrückt.

Mein Onkel Franz war letzte Woche verstorben und wir warten alle auf den Notar, der die Testamentseröffnung vornehmen soll. Ich bin informiert, worum es geht und gerade deshalb frage ich mich, was ich hier soll. Franz war schon immer das schwarze Schaf in der Familie. Die gesamte Verwandtschaft pflegte so gut wie keinen Kontakt zu ihm. Mir hat nie jemand erzählt, was der Grund für diese Ausgrenzung ist. Ich kann es mir nur so erklären, dass früher einmal etwas sehr Einschneidendes vorgefallen sein muss. Doch um was es sich dabei handelt, habe ich nie in Erfahrung bringen können. Bei den wenigen Familienfeiern, zu denen Onkel Franz nach Mödling kam, wurde er von allen gemieden. Er war der Außenseiter.

Franz war der Bruder meines Vaters und vom Körperbau her ein sehr stattlicher Mann. In seiner Jugend muss er sogar ein sehr schöner Bursch gewesen sein. Im Dorf munkelt man, er habe zahlreiche Weibergeschichten gehabt. Was der wohl in Salzburg so treibt, hieß es immer wieder.

Ich bin ein recht offener Mensch. Ich bin fünfundzwanzig Jahren alt und mache für mich immer noch das Vorrecht der Jugend geltend und versuche deshalb neugierig und wissbegierig zu sein. Wohl auch deshalb war ich der einzige, der sich bei den wenigen Gelegenheiten mit Franz abgab. Mich faszinierte dieser Mann, ohne dass ich hätte sagen können, warum. Aber trotz allem wollte auch er mir nicht erzählen, warum er von allen anderen gemieden wurde.

„Man soll die Vergangenheit ruhen lassen", meinte er einmal, als ich ihn direkt darauf ansprach.

Damals war ich fünfzehn Jahre alt. Seitdem habe ich mich nie mehr getraut, ihn danach zu fragen. In den letzten zehn Jahren haben wir uns so etwa zehn oder zwölf Mal gesehen und hatten dabei immer sehr viel Spaß zusammen. Wir haben uns oft über unsere buckelige Verwandtschaft lustig gemacht. Franz war stets ein sehr freundlicher und ausgesprochen herzlicher Mensch, witzig, humorvoll, aber manchmal auch etwas ernst. Er hatte auch immer eine passende Lebensweisheit zur Hand. Nicht nur so eine Floskel, wie man sie auf den Spruchkalendern immer findet. Seine Sätze haben immer gepasst, wie die Faust aufs Auge. Onkel Franz hat in seinem Leben mit Sicherheit mehr erlebt, als alle meine übrigen Verwandten zusammen.

Vergangene Woche kam dann der Anruf eines Notars aus Salzburg. Mein Onkel Franz sei gestorben und ich sei in seinem Testament berücksichtigt worden. Die Beerdigung sei für heute Nachmittag angesetzt und anschließend finde die Testamentseröffnung statt.

Der Notar nannte mir noch den Friedhof, die Uhrzeit und diese Adresse. Danach hat er sich hastig verabschiedet und mich mit unzähligen Fragen alleine gelassen.

Ich war sehr überrascht, wie viele Menschen zu seiner Beerdigung gekommen sind. Ich war der Einzige aus der Verwandtschaft. Alles andere müssen Personen sein, die er nach seinem Weggang aus Mödling kennen gelernt hat. Ich habe meinen Eltern vom Anruf des Notars und der Beerdigung erzählt. Auch Tante Monika, die einzige Schwester des Verstorbenen, habe ich informiert. Doch niemand wollte mich begleiten. So bin ich eben alleine gefahren.

Die Trauergemeinde war ein bunt gemischter Haufen. Auf mich wirkte sie zusammengewürfelt aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten. Und doch herrschte ein sehr vertrautes und freundschaftliches Verhältnis. Auch ich habe mich sofort akzeptiert gefühlt, obwohl ich keinen vorher kannte.

Es gab viele, ausgesprochen hübsche junge Frauen unter den Trauergästen. Sie weinten, alle ohne Ausnahme. Nun gut, mein Onkel war mit seinen 57 Jahren nicht sonderlich alt, als er aus dieser Welt geschieden ist. Trotzdem war er dann doch etwas zu alt für diese Frauen. Ich schätzte sie auf achtzehn bis fünfundzwanzig Jahre. Diese Gruppe ging gleich hinter mir. Als einziger Verwandter traf es mich, den Trauerzug anzuführen.

Es gab noch eine zweite Gruppe von Frauen. Diese waren jedoch etwas älter. Sie gingen am Ende des Zuges. Sie waren im Alter zwischen 30 und 60 Jahren und wirkten etwas gefasster, hatten aber doch hie und da Tränen in den Augen.

Dazwischen waren die unterschiedlichsten Männer. Ob einfach oder sehr schick gekleidet, es war alles dabei. Auch vom Alter her, konnte ich keine besondere Gewichtung ausmachen.

„Unser Freund Franz hat Zeit seines Lebens den Menschen Freude bereitet. Er war ein guter Arbeitgeber und er war immer fair zu den Kunden und zu seinen Mitbewerbern. Mit ihm verliert Salzburg einen Mann, der sich Zeit seines Lebens für Ausgewogenheit eingesetzt hat", war ein Satz aus der Grabrede. Sie wurde von einer ausgesprochen attraktiven, jungen Frau gehalten.

Einige der jungen Frauen sprachen die Fürbitten. Diese waren so persönlich gehalten, als wären diese Frauen nahe Verwandte des Toten. Sie müssen ihn gut gekannt haben. Für mich war die Feier sehr ungewohnt. Sie war überraschend persönlich. Die Anwesenden schienen alle sehr betroffen und traurig über den Verlust. Selbst auf dem Land habe ich selten eine so ergreifende Totenfeier erlebt. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass dies hier in der Stadt möglich wäre.

Nun stehen wir in diesem Kaminzimmer. Die übrigen Anwesenden kennen sich und plaudern recht angeregt miteinander. Nur ich bin der Außenseiter und fühle mich etwas fehl am Platz. Vermutlich ging es früher - bei unseren Familienfeiern - Onkel Franz so wie mir jetzt.

Ich werde von den anderen immer wieder heimlich beobachtet. Wenn sie glauben, ich würde nicht hinschauen, mustern sie mich offen und ungeniert. Kaum wende ich ihnen den Blick zu, schauen sie beschämt weg. Ich kann nicht einschätzen, ob sie mir freundlich, reserviert oder gar feindselig gegenüberstehen. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie die Stimmung ist. Sie tuscheln miteinander und ich habe den Eindruck, sie reden über mich. Da sie ganz leise sprechen, kann ich nichts verstehen.

„Du bist also der Lieblingsneffe", höre ich eine Frauenstimme, die sich mir von hinten genähert haben muss.

„Ja, ich bin Thomas. Meine Freunde nennen mich Tom", antworte ich höflich und drehe mich um.

Was ich sehe verschlägt mir den Atem. Vor mir steht die atemberaubend schöne und ausgesprochen junge Frau, die die Grabrede gehalten hat. Sie hat langes schwarzes Haar, unglaublich dunkle Augen, ist etwa 1,76 cm groß und hat eine Traumfigur. Das Auffälligste an ihr sind die nicht enden wollenden Beine, die sie gekonnt in Szene setzt.

Sie ist äußerst dezent geschminkt, was ihre natürliche Schönheit noch mehr unterstreicht. Sie trägt ein enganliegendes, schwarzes Kleid, das auf der rechten Seite einen Schlitz hat, der knapp unterhalb des Hüftknochens beginnt. Sind das Beine! Was für eine Figur!

Der Schlitz gewährt einen traumhaften Einblick. Man sieht keine Spur von einem Höschen. Man glaubt alles zu sehen, sieht schlussendlich aber doch nicht viel. Man kann vor allem nicht ihre Weiblichkeit erhaschen, um letzte Sicherheit zu haben, dass sie keine Unterwäsche trägt. Viel dazu fehlt allerdings nicht und ich ertappe mich, wie ich gespannt darauf warte, dass der Stoff auch nur für einen kurzen Augenblick, dieses kleine Bisschen weiter zur Seite gezogen wird. Meine Phantasie fährt Achterbahn.

„Ich bin Miriam. Ich bin so etwas wie die Geschäftsführerin", erklärt sie.

Sie lächelt mich freundlich an, bleibt aber ansonsten recht reserviert. Ich kann nicht sagen, ist es reine Höflichkeit oder kommt ihr Lächeln vom Herzen. Wir haben uns noch nie im Leben gesehen und es bestünde kein Grund, nicht freundlich zu sein.

„Freut mich! Was ist das für ein Betrieb?", frage ich neugierig.

„Das wird dir sicher dein Onkel im Testament erklären. Er wollte es dir unbedingt selber sagen", antwortet sie.

„Hast du lange mit meinem Onkel gearbeitet?", frage ich ungeniert weiter.

„Seit meinem 18. Lebensjahr. Ich habe in diesem Haus angefangen und mich langsam, langsam hochgearbeitet. Mit deinem Onkel zu arbeiten, hat unheimlich Spaß gemacht. Ich hoffe, das bleibt auch weiterhin so", erklärt sie bereitwillig. Ich glaube etwas Wehmut in ihren Worten zu hören.

„Meine Damen und Herren, darf ich sie bitten, Platz zu nehmen", reißt mich eine Stimme aus meinen Gedanken.

Ein älterer Mann in einem maßgeschneiderten Anzug betritt den Raum und geht geradewegs zum Schreibtisch. Dieser steht so, dass er einem Lehrerpult ähnlichsieht, vor dem die Stühle wie Schulbänke aufgestellt sind. Das ist also der Notar.

Miriam nimmt mich am Arm und führt mich zu den Stühlen in der ersten Reihe, direkt vor dem Schreibtisch. Auch wenn ich in der Schule immer gut war und mein Studium sowie meine Rechtsanwaltsprüfung mit Bravour bestanden habe, war ich nie ein Streber. Ich saß auch nie in der ersten Reihe. Deshalb ist mir gerade hier, bei diesem Anlass, nicht besonders wohl dabei, ganz vorne sitzen zu müssen.

Miriam lässt jedoch keinen Widerstand zu, als ich mich kurz sträube. Ohne unhöflich zu sein, hätte ich mich ihr unmöglich entziehen können. Dies entspricht aber nicht meinem Naturell und gerade an so einem Ort will ich nicht unsympathisch rüberkommen. Zudem habe ich keinen blassen Schimmer, was noch alles auf mich zukommen wird.

Damit sitze ich also in der ersten Reihe. Miriam lässt sich mir auf Stuhl neben mir nieder und alle anderen nehmen hinter uns Platz. Genau das ist mir unangenehm. Ich kenne niemanden und kann bei dieser Platzverteilung nicht sehen, was für Gesichter die anderen machen, wie sie reagieren, wie sie sich mir gegenüber verhalten. Ich weiß noch nicht einmal, wen ich im Rücken habe.

„Das passt schon so. Wir beißen nicht!", beruhigt mich Miriam.

Damit uns nicht alle hören beugt sie sich zu mir herüber und flüstert mir diese Worte ins Ohr. Ich kann ihren Duft wahrnehmen, den ich ausgesprochen anziehend finde. Einen kurzen Moment schließe ich die Augen, um ihre Nähe besser genießen zu können.

Als sie sich wieder gerade hinsetzt, schaut mir Miriam ganz tief in die Augen und ich habe den Eindruck, ich sehe ein freundliches Aufblitzen. Aber ich kann mich auch täuschen und es ist nur mein Wunschdenken, das mich dies hat sehen lassen. Sie ist eine gute Beobachterin, denn sie scheint bemerkt zu haben, dass ich mich ein wenig unwohl fühle.

„Davor habe ich nicht Angst. Aber ich habe keinen blassen Schimmer, was hier abgeht und was ich mit dem Testament zu tun habe", unternehme ich einen schwachen Versuch der Rechtfertigung.

„Ich kann dich gut verstehen. Ist alles neu für dich."

Ihre sanfte Stimme wirkt überraschend beruhigend. Sie legt auch eine Hand auf meine. Es ist eine sehr vertraute Geste, dabei aufregend und besänftigend gleichermaßen. Etwas, wie diese Berührung, habe ich noch nie in meinem Leben gespürt.

„Meine Damen und Herren, ich bin der Notar von Herrn Franz Haberle. Er hat mir zwei Wochen vor seinem Tod ein neues Testament diktiert und es gleichzeitig als Video aufgenommen. Sein Wunsch war es, Euch persönlich seine Entscheidung kund zu tun. Er wollte, dass Ihr ihm dabei in die Augen schauen könnt, hat er gemeint. Im Zweifelsfall gilt allerdings die schriftliche Fassung.

Bevor wir das Video abspielen, möchte ich noch feststellen, dass das Testament rechtsgültig verfasst wurde und Herr Haberle bei klarem Verstand war. Das Testament anzufechten dürfte wenig Erfolg versprechen. Ich sage das nur vorweg, da der letzte Wille des Verstorbenen dem einen oder anderen etwas sonderbar erscheinen mag. Es steht aber selbstredend jedem frei, das Erbe auszuschlagen. Das wäre kein Problem. Auch für diesen Fall hat der Verstorbene vorgesorgt. Trotzdem möchte ich unterstreichen, dass sich unser lieber Franz von allen erwartet, dass sie seinen Willen respektieren und nicht streiten."

Der Notar blickt in die Runde, ob jemand etwas dazu sagen will. Dann drückt er auf einen Knopf und hinter ihm wird eine große Wand im Schrank beiseite gefahren. Dahinter kommt ein großer Flachbildfernseher zum Vorschein.

„Typisch Franz, er liebte immer schon die großen Auftritte", flüstert mir Miriam ins Ohr.

In diesem Moment kriege ich Gänsehaut am ganzen Körper. Die Stimme dieser Frau ist Erotik pur, wenn sie flüstert. Erneut legt sie die Hand auf meinen Arm. In dieser unscheinbaren Geste, liegt ein überraschend starkes Gefühl der Vertrautheit. Mir wird in dem Moment bewusst, dass ich mir genau diese Vertrautheit mit dieser Frau wünsche. Sie hat eine magische Ausstrahlung auf mich.

„Hallo, meine Lieben, hallo Thomas! Wenn mein Freund und Notar dieses Video abspielt, dann bin ich nicht mehr bei euch. Seid nicht traurig, ich hatte ein schönes Leben und das habe ich allein Euch zu verdanken. Ihr wart meine Familie!

Ach Thomas, ich freue mich ehrlich, dass du gekommen bist. Du warst schon immer anders, als meine übrige Verwandtschaft und ich danke dir, dass du mir bei den Familienfeiern gezeigt hast, dass ich dir willkommen bin. In einem Brief erklärte ich dir, warum mich die Familie Zeit meines Lebend als Aussätzigen behandelt hat. Diese Antwort bin ich dir nach all den Jahren nun doch schuldig. Außerdem glaube ich nicht, dass die anderen dir etwas sagen. Lieber würden sie sich die Zunge abbeißen.

Dieses Ereignis hat dazu geführt, dass ich alle Brücken hinter mir abgebrochen habe und hierher nach Salzburg gegangen bin. In dieser schweren Zeit fand ich Freunde und habe diesen Betrieb aufgebaut. Sei jetzt nicht schockiert, es ist ein Bordell."

Onkel Franz sitzt im Video in einem der Ledersessel des Kaminzimmers und lächelte dabei glücklich und zufrieden. Ich habe den Eindruck, als würde er mitten unter uns sitzen. Miriam neben mir, hat in dem Moment meine Hand ergriffen, als das Video gestartet ist und sie Onkel Franz sah. Sie sucht unbewusst Halt und das ausgerechnet bei mir, denke ich so bei mir.

Ein verstohlener Blick in ihre Augen überrascht mich. Sie weint! Sie weint leise und blickt mich mit einer Mischung aus Traurigkeit und Dankbarkeit an. Würde sie mich auch so anschauen, wenn wir uns unter anderen Umständen begegnet wären?

Ich lege nun meinerseits meine zweite Hand auf ihre Hand und streichle sie leicht. Sanft fahre ich mit den Fingerkuppen über ihre Fingerknöchel. Ich versuche Miriam damit zu beruhigen. Zwischendurch drücke ich auch ihre Hand. Ich kenne diese Frau erst seit ein paar Minuten und doch habe ich das Bedürfnis ihr beizustehen.

„Die Ärzte haben mir gesagt, dass ich nicht mehr lange zu leben habe. Glaubt mir, ich habe es mir nicht einfach gemacht, denn genau genommen ist es mir scheiß egal, wer erbt. Mir geht es einzig und allein darum, dass die Familie auch ohne mich eine Zukunft hat.

Liebe Miriam, lieber Tom, ich habe euch als Werkzeug ausgewählt. Euer Ziel muss es sein, dass dieses Bordell auch weiterhin die Heimat für Euch, meine Familie bleiben kann und auch weiterhin für Mädchen wie Euch zur Zufluchtsstätte wird. Der oberste Zweck war und soll es bleiben, dass Mädchen, die diesen Weg freiwillig gewählt haben, in Sicherheit und zusammen mit Freunden, dieser Tätigkeit nachgehen können.

Liebe Miriam, du sollst 50 Prozent von allem bekommen, die andere Hälfte geht an Tom. Ihr entscheidet gemeinsam, gleichberechtigt und hoffentlich in Harmonie über alles, was mit dem Club zu tun hat."

Ein Blick zu Miriam zeigt mir, dass sie genauso überrascht ist, wie ich. Als sich unsere Blicke kreuzen, zieht sie unwillkürlich ihre Hand zurück und blickt mich erschrocken an.

„Ich kann mir gut vorstellen, dass ihr jetzt sehr überrascht seid. Du Miriam hast wohl nicht erwartet, dass ich dir diese Aufgabe zutraue. Du unterschätzt dich selbst. Du hast die meiste Erfahrung und du bist die klügste im Laden. Du warst mir auch immer eine loyale Beraterin und Freundin. Ich könnte keine Bessere als dich finden.

Und du Tom wirst vermutlich überrascht sein, dass du die Hälfte eines Puffs erben sollst. Aber so einfach mache ich es dir auch wieder nicht. Du musst innerhalb einer Woche entscheiden, ob du annehmen willst oder nicht. Ich erwarte von dir, dass du hier arbeitest und vor Ort bist. Glaub nicht, das Erbe anzutreten und dann die ganze Verantwortung an Miriam abzuschieben. Und einfach verkaufen darfst du deine Anteile auch nicht.

Miriam braucht deine Hilfe! Sie ist eine unglaublich tolle Frau. Sie braucht aber in diesem Job einen Mann an ihrer Seite und du hast das Herz am rechten Fleck. In dieser Woche, in der du dich entscheiden musst, wirst du bei Miriam schlafen und sie mindestens einmal bumsen. Ihr sollt Euch näher kennen lernen. Wie würde das besser gehen, als im Bett.

Wenn du das Erbe ausschlägst oder nach einem Monat meine Forderungen nicht erfüllt hast, wird mein Notar den gesamten Besitz verkaufen und den Erlös an alle hier Anwesenden zu gleichen Teilen aufteilen. Außer dir natürlich.

Willst du das Erbe antreten, dann musst du einen Monat lang hier arbeiten und mit Miriam zusammen die Entscheidungen treffen. Du musst insgesamt mindestens fünfmal mit Miriam schlafen, dabei mindestens einmal in jedes Loch spritzen und darüber hinaus zweimal eine Kundin betreuen. Du sollst das Gewerbe aus erster Hand erleben."

Wie bitte? Was sind das denn bitte für Bedingungen? Ich schaue zu Miriam, die mich ebenfalls überrascht anschaut. Ich kann aber keine Ablehnung oder Abweisung erkennen.

„Überrascht?", fragt sie und nimmt wieder meine Hand.

„Und wie! Ich war bisher völlig ahnungslos. Was soll ich nur tun?", flüstere ich ihr ins Ohr.

„Bringen wir das hier hinter uns und dann reden wir", schlägt sie vor.

Ich kann nur nicken. Wie kann diese Frau so gefasst bleiben? Ich soll sie ficken, hat mein Onkel angeordnet und sie zuckt nicht einmal mit der Wimper. Reden wir darüber, hat sie ganz ruhig gemeint.

„Nun meine Mädchen, meine Freunde und vor allem du Miriam und du Tom! Haltet zusammen und gebt aufeinander acht. Ich bin mir bewusst, dass es nicht immer leicht sein wird. Habt vor allem Verständnis füreinander und seid Euch eine Stütze. Seid mir nicht böse für meine Entscheidung. Ich wusste keinen besseren Weg.

Vor allem Miriam und Tom müssen Zusammenhalt zeigen, aber sie müssen auch immer das Gemeinwohl vor Augen haben. Die anderen sollten Verständnis dafür aufbringen, dass die beiden es nicht immer leicht haben werden. Ich kann nur sagen, bleibt eine Familie. Ich werde Euch vermissen."

„Du fehlst uns auch", hörte ich mehrere hinter mir sagen. Einige schniefen.

Mir schwirrt der Kopf. Was soll ich von all´ dem nur halten? Als Rechtsanwalt habe ich Ahnung von der Materie. So ein Testament ist definitiv ungewöhnlich. Wenn man es genau nimmt, ist es sogar unmoralisch oder sittenwidrig und damit ungültig. Mit seiner Feststellung, eine Anfechtung hätte keinen Sinn, liegt der Notar auf jeden Fall falsch. Doch vermutlich wollte er nur etwaige Kläger abschrecken. Doch genau genommen hätten nur Miriam und ich ein Recht, es anzufechten. Alle anderen können sowieso kein Recht auf ein Erbe geltend machen. Demnach galt der Warnschuss uns beiden.

„Triff bitte keine Entscheidung, bevor wir uns ausführlich unterhalten haben. Ich denke, ich muss dir noch einiges erzählen, damit du die Zusammenhänge verstehst", sagt Miriam eindringlich und blickte mich flehend an.

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