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Elizabeth

Geschichte Info
Gepfändetes Herz.
8.7k Wörter
4.29
50.6k
3
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„Ich bin mir sicher, wir finden eine Lösung zur Zufriedenheit aller beteiligten Parteien.“

Elizabeth schreckte aus ihrer Lektüre hoch, als die Tür zur Bibliothek geöffnet wurde und zeitgleich diese beschwichtigenden Worte aus dem Munde ihres Vaters erklangen.

„Dessen bin ich mir sicher,“ antwortete daraufhin eine ihr entfernt bekannte, tiefe Stimme.

Hätte die Art, wie ihr Vater seine Worte aussprach sie nicht stutzig gemacht, hätte sie sich bereits zu erkennen begeben.

Doch etwas an seinem unbekannt unterwürfigem Tonfall ließ sie aufhorchen und die Sicherheit ihres Versteckes vorziehen.

Sie befand sich in ihrer Lieblingsecke des gesamten Landsitzes, im zweiten Stockwerk der geräumigen Bibliothek, dem Stolz des Hauses, das über eine Wendeltreppe zu erreichen war. Eine Balustrade führte um den ganzen Raum und ihre Lieblingsnische, die sie heimlich aufsuchte, um ihre Romane zu lesen, war vom unteren Stockwerk nicht einsehbar, da sie von Bücherstapeln und unzähligen Papieren und Karten verbaut war.

Neugierig lugte sie nach unten und sah, wie ihr Vater nervös an seinen Schreibtisch trat und mit zittrigen Fingern begann, sich und seinem Gast einen ordentlichen Schluck Whiskey einzuschenken.

Sie konnte das Gesicht seines Gastes nicht sehen, da er ihr seinen breiten Rücken zugewandt hatte. Er setzte sich ungefragt und selbstsicher, nachdem er sein Glas entgegengenommen hatte und sah ihren Vater direkt an.

Dieser begann, nachdem er sein Glas mit einem beherzten Schluck geleert hatte: „Mr. Finley, ich bin untröstlich. Ich hatte die Summe fast beisammen, es fehlten nur noch einige wenige tausend Pfund... Ich hatte eine reelle Chance, wirklich, die hatte ich, doch die Karten schienen wie verhext und... ich verlor. Alles. “

Er ließ sich resigniert in seinen Sessel fallen und stieß dabei die Luft laut aus.

Elizabeth Augen weiteten sich. Ihr Vater hat nie durchblicken lassen, dass er in Geldnöten steckte.

Letzte Woche erst hat er ihrem achtzehnten Geburtstag zu Ehren einen ausschweifenden Ball gegeben, zu dem die erlesensten Gäste geladen waren.

Er hat keine Kosten oder Mühen gescheut und ein opulentes Fest gegeben, über das noch immer gesprochen wurde.

Hätte sie gewusst, dass er in Nöten steckte, hätte sie nie zugelassen, dass er sich finanziell dermaßen verausgabte. Sie fand ohnehin nie so recht Spaß an solchen Abenden. So viele Leute, alle ihre teure Garderobe zur Schau stellend.

Die faden Frauengespräche interessierten sie nicht und die Männer überschlugen sich dabei, wer der nächste sein durfte, der sie über das Tanzparkett wirbelte.

Sie musste sich regelrecht verstecken, wenn sie Ruhe von dieser balzenden Bande haben wollte.

Klirrende Eiswürfel holten sie in die Gegenwart zurück. Der Fremde saß gemütlich zurückgelehnt in seinem Sessel, ließ die Eiswürfel in seinem unberührten Getränk kreisen und sagte im ruhigen Ton: „Das ist in der Tat äußert unglücklich.“

Ihr gefiel seine herablassende Art nicht, aber seine Stimme kam ihr dunkel bekannt vor. Wo hatte sie sie nur gehört? Als ihr Blick auf seine Hände fiel, wusste sie, wer dieser Mann war. Robert Finley.

Er hatte sie an ihren Geburtstag den ganzen Abend lang beobachtet. Egal, wo sie war oder mir wem sie tanzte, stets spürte sie seinen heißen Blick im Nacken. Er war ihr unheimlich.

Er war sehr groß, breitschultrig und sein schönes, markant männliches Gesicht war von seinen starken, nackenlangen schwarzen Haaren gerahmt.

Er war einer der begehrtesten Jungegesellen des Landes und die Damen rangen um seine Aufmerksamkeit.

Doch er hat sie nicht um einen Tanz gebeten, sondern sie lediglich mit seinem bohrenden Blick verfolgt. Sie hatte sogar versucht ihn anzulächeln, doch vergeblich. Als es ihr von dem Tanzen und seinen unergründlichen Blicken zu heiß wurde, entschuldigte sie sich und zog sich auf die Terrasse zurück.

Einige Fackeln erhellten den Weg in den Rosengarten und sie folgte ihnen bis zum Teich, wo sie sich auf die Bank setzte und die frische Abendluft genoss.

„Verzeiht, wenn ich Sie bei Ihrer wohlverdienten Pause von Ihren Gastgeberpflichten störe, aber wenn Sie erlauben, würde ich ihnen gerne Gesellschaft leisten.“ Sein beinah eifersüchtiger Tonfall und die Tatsache, dass er sich ohne ihre Antwort abzuwarten neben sie setzte ließen ihren Rücken steif werden.

„Ich glaube nicht, dass wir uns bereits vorgestellt wurden, Mr...“. „Robert,“ beendete er den Satz für sie, nahm ihre Hand in seine und küsste die Innenfläche, ohne seinen begehrenden Blick von ihr zu lassen.

Ihr fiel sofort auf, wie klein ihre Hand in seinen lag und es lief ihr ein heiß-kalter Schauer über den Rücken bei seinem tiefen Blick und dieser unverschämt intimen Handlung.

Sie stand prompt auf und sagte, während sie versuchte ihre Hand zurückzuziehen: „Ich werde zurückerwartet und als Gentleman wissen Sie sicherlich, dass es sich nicht schickt, einer Dame so nahe zu kommen.“

Er schien verblüfft über ihre Offenheit und vor allem über den leichten Sarkasmus in ihrer Stimme. „Sie wurden den ganzen Abend lang von Männern umgarnt und schienen sich nichts daraus zu machen,“ sagte er mit einem verschmitzten Lächeln.

Wütend auf seine Andeutung kniff sie die Augen zusammen: „Mr... wie auch immer Sie heißen. Ich kann tanzen mit wem ich mag. Was fällt Ihnen ein...“ Weiter kam sie nicht, denn er zog sie an sich und flüsterte ihr ins Ohr: „Robert. Mein Name ist Robert und ich bitte um den nächsten Tanz.“

Er hatte sie so fest in seinen Armen, dass sie sich kaum rühren konnte. Sie reichte ihm bis ans Kinn und war so verdutzt über seine dreiste Aufdringlichkeit, dass sie ihn nur erschrocken anblicken konnte.

Sein warmer, fester Körper war nah an ihren gepresst und sie konnte seinen Atem an ihrer Wange spüren, so nah waren sich ihre Gesichter, während er ihr tief in die Augen blickte.

Ihr stockte der Atem und warme Schauer durchrieselten ihren Körper. Noch nie war sie einem Mann so nahe gewesen. Bevor seine Lippen ihre berühren konnten, kam sie zu sich und drückte ihn erschrocken mit beiden Händen weg. Er ließ sie laufen und schaute ihr mit selbstsicherem Lächeln nach.

***

„Sicherlich haben Sie etwas von Wert, dass mir meinen beträchtlichen Verlust ersetzten könnte, meinen Sie nicht?“ „Wie gesagt, Mr. Finley, ich konnte lediglich den verspielten Teil liquidieren, alles andere...“ versuchte ihr Vater erneut.

„Das ist es nicht, worauf ich hinaus möchte.“

„Ich verstehe nicht. Was meinen Sie dann? Ich wüsste nicht...“.

„Ihre Tochter.“

„Wie bitte? Was ist mit meiner Tochter?“

„Ich möchte Ihre Tochter,“ wiederholte er ernst.

Elizabeth und ihr Vater wurden bei diesen Worten beide blass. Im nächsten Augenblick hörte sie zu Ihrer Erleichterung die wütenden Worte ihres Vaters: „Was soll das heißen? Glauben Sie wirklich ich würde meine Tochter ruinieren und dazu zwingen...“.

Weiter kam er nicht, denn er wurde von Mr. Finley unterbrochen. „Davon war nicht die Rede.

Mir scheint, Ihnen fehlt die rechte Motivation, Ihre Schulden bei mir zu begleichen. Diese werde ich Ihnen verschaffen, indem ich Ihre Tochter als Pfand mitnehmen werde. Ich habe auf meinem Anwesen meine Schwestern zu Besuch, die sich sehr über ihre Gesellschaft freuen würden. Es wird ihr an nichts mangeln und sie wäre in keinerlei... Gefahr.“

„Aber das ist unmöglich! Das Gerede der Leute“, stammelte ihr Vater. Mr. Finley stand auf und sagte entschlossen: „Es ist ihre Wahl. Entweder Elizabeth oder ich pfände Ihr Anwesen und alles was Sie besitzen. Was meinen Sie, welch Gerede es dann gäbe.“

Elizabeths Vater sackte in seinen Sessel und sein Blick starrte resigniert ins Leere. Sie konnte nicht glauben, dass dieser unverschämte Kerl diese dreiste Forderung stellte und wartete ungeduldig darauf, dass ihr Vater ihm den Kopf dafür abriss.

Entsetzt beobachtete sie, wie er aber nicht noch einmal widersprach und stattdessen kleinlaut forderte: „Wenn Sie mir bei Ihrer Ehre schwören, dass ihr nichts zustößt.“

„Ich versichere Ihnen, dass meine Absichten...“

Sie hörte Mr. Finleys Antwort nicht weiter. Sie war so entsetzt über das bereits Gehörte und den Verrat ihres Vaters, dass ihre einzigen Gedanken der Flucht galten.

Ihr hastiger Aufbruch blieb nicht unbemerkt, doch es war ihr gleich. Sie rannte den langen Korridor mit starrem, entsetzten Blick entlang, nahm die Hintertreppe und rannte so schnell aus der Küchentür, dass die Köchin sie fast nicht bemerkte.

Draußen wehte ein unangenehmer Nordwestwind und die ersten Tröpfchen Regen fielen, doch die unglücklichen Begleiterscheinungen waren ihr nicht bewusst, als sie über die Wiesen auf das Wäldchen zulief.

Ihre Gedanken schwirrten durch ihren Kopf. Wie konnte es sein, dass ihr Vater alles verlor? Sie wusste, dass er gerne trank und spielte, aber ihr war nicht klar gewesen, dass er sein Vermögen dabei verprasste.

Und dieser arrogante Finley! Er glaubte offensichtlich nicht nur, dass er die Frauenwelt mit einem Lächeln dazu bringen könnte, ihm gefällig zu sein, sondern auch, dass er über sie bestimmen könne wie über ein Schmuckstück, welches man verpfändet, wenn Not am Mann sei.

Diese zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit ließ sie vor Wut kochen. Wie kann er es wagen! Ich bin doch kein Gegenstand!

Sie war so in ihre Gedanken vertieft, dass sie das Donnern der Hufe hinter sich fast zu spät bemerkte.

Dieser elende Schuft wagte es, sie zu verfolgen.

Sie blieb stehen und wandte sich ihm zu, wild entschlossen, ihn ihre Wut kosten zu lassen. Sie hatte einige Worte für diesen „Gentleman“ übrig und schritt ihm nun sogar mit geballten Fäusten entgegen.

Sein Gesicht schien Verblüffung zu zeigen, als er sie nur wenige Momente später erreichte, vom Pferd stieg und breitschultrig und ein wenig außer Atem auf sie zuschritt.

„Sie!“ fauchte sie ihn mit erhobenem Zeigefinger laut an. „Wie können Sie es wagen, so etwas überhaupt vorzuschlagen!“

Es schien ihr in ihrem Redeschwall nicht aufzufallen, welch einen Kräftegegensatz sie darstellten. Sie reichte ihm gerade über die Schulter und musste den Kopf in den Nacken legen, um ihn anzufunkeln.

Er hatte tatsächlich die Unverfrorenheit, sie während ihres gesamten Tadels von oben herab anzulächeln und sagte lediglich, als sie zum Ende kam: „Na, da hab ich mir ja ein feuriges Temperament eingefangen.“

Er sah die Ohrfeige kommen, wich ihr aber nicht aus. Lediglich sein Lächeln verschwand, als er sie bei den Handgelenken packte und so ungestüm und fest an sich zog, dass ihr die Luft aus den Lungen gepresst wurde.

Ihre Nasenspitzen berührten sich beinahe und ihr beider Atem stockte um dann schneller zu gehen. „Tut das nie wieder!“ flüsterte er in einem drohenden Tonfall, der keine Widerrede duldete,

„Oder ich werde mich revanchieren müssen,“ fügte er nach einer kleinen Pause hinzu und strich ihr mit dem Handrücken über die Wange.

Ihre Augen weiteten sich. Drohte er ihr etwa Gewalt an? Noch nie hat jemand sie geschlagen. Sein Lächeln kam zurück, er legte seine Hände auf ihre Schultern und zog sie hoch. Sie spürte den Hauch seines Atems auf ihren Lippen und zu ihrem Erstaunen schien dieser sie bis zu ihren Zehen zu erwärmen.

Dieses wohlig kribbelnde Gefühl schien sie vergessen zu lassen, dass sie in den Armen eines ihr verhassten Mannes lag und sie eigentlich hätte darüber entsetzt sein müssen, dass sich ihre Augen in Erwartung eines Kusses zu schließen begannen.

Nach wenigen Sekunden, in denen nichts geschah, öffnete sie sie und blickte ins sein amüsiert lächelndes, hübsches Gesicht.

Beschämt über ihr unschickliches Verhalten und wütend auf seine herablassende Falle kniff sie die Augen zu, doch ehe sie ihn mit einem neuen Schwall an Beleidigungen überhäufen konnte zog er sie am Arm gepackt zu seinem Pferd und eröffnete ihr dabei: „Eurem undamenhaften Lauschangriff sei Dank sei Ihr ja über den Stand der Dinge wohl aufgeklärt. Ihr bleibt in meinem Gewahrsam und unter meiner Obhut, bis Euer Vater seine Schulden bei mir begleichen kann.“

Mit diesen Worten packte er sie bei der Taille und hob sie auf sein Pferd, als ob sie nichts wöge. „Nehmen Sie ihre Finger von mir, Sie elender Schuft,“ fuhr sie ihn an und rutschte von ihren Damensitz zurück auf den Boden, lediglich um wieder von ihm erfasst und diesmal rittlings aufs Pferd gesetzt zu werden.

Diese Position war sie nicht gewohnt, und während sie zappelte, um von dort wieder auf den Boden zu kommen, setzte er sich gekonnt hinter sie, nahm die Zügel und ließ sein Pferd los reiten.

„Hören Sie auf zu zappeln, Sie machen das Pferd nervös. Es neigt dazu, seinen Reiter dann abzuwerfen und sollten Sie es soweit bringen, werde ich Sie den ganzen Weg zu meinem Anwesen laufen lassen.“

Noch während er diese Worte sprach, wieherte der Hengst und begann zu tänzeln und aus Angst zu stürzen, lehnte sie sich in den Sattel zurück. Erst als das Pferd ruhiger wurde und in einen Trab verfiel, fiel ihr auf, dass sie sich an ihren Entführer gelehnt hatte. Sie fuhr hoch und versuchte, so viel Abstand wie möglich zu ihm zu gewinnen, ohne vornüber zu kippen.

„Ich verlange, dass Sie mich sofort wieder nach Hause bringen!“ sagte sie steif, doch es entlockte ihm lediglich ein leises Lachen und er trieb sein Pferd in die entgegen gesetzte Richtung an.

Ihr wurde schmerzlich bewusst, dass sie zu Hause keinen Schutz zu erwarten hatte. Ihr Vater hatte diesem niederträchtigen Angebot ja zugestimmt. Während sie versuchte, sich zu überlegen, wie sie aus dieser misslichen Lage herauskommen könnte, ließ der Regen nach. Ihr nasses Kleid klebte an ihr und sie begann zu frieren. Als er ihr seinen Mantel um die Schultern legte, war sie fast schon dankbar, hielt sich aber dennoch von seinem wärmenden Körper fern so gut sie konnte.

Kapitel 2

Es war bereits dunkel, als sie wach wurde, weil das Pferd zum Stillstand kam. Unwissentlich hat ihr Körper im Schlaf seine Wärme gesucht und sie erschrak, als sie feststellte, dass sie sich die letzten Stunden an ihn gekuschelt hatte.

Verschlafen blinzelte sie ihn an, während er mit amüsiert hochgezogener Braue auf sie nieder lächelte. „Ich hoffe, die Dame hat wohl geruht? Es ist eine Schande, diese gemütliche Zweisamkeit aufzugeben, aber ich fürchte, wir sind da.“

Mit diesen überheblichen Worten verflog ihre Verschlafenheit und sie wurde ihrer Umgebung gewahr.

Sie standen vor seinem warm erleuchteten Anwesen. Das Haus war größer und eleganter als das ihres Vaters, doch sie wollte ihm nicht die Genugtuung geben, ihr Erstaunen kund zu tun.

Während der herbeigeeilte Stallbursche seinen Herrn grüßte und die Zügel des Pferdes an sich nahm, stieg Robert Finley elegant vom Pferd, packte sie bei der Taille und ließ sie langsam und genüsslich an seinem Körper entlang gleiten, während er sein Lächeln nicht verlor.

Sobald sie den Boden berührte drückte sie diesen unverschämten Flegel von sich, rückte ihr Kleid zurecht und lief entschlossen die marmornen Treppen hoch, die zum prächtigen Eingang seines Hauses führten.

Eine hübsche Magd öffnete ihr die Tür, doch als sie Elizabeth sah, verlor sich ihr Lächeln und sie wünschte ihr steif einen guten Abend. Ihr Gesicht erhellte sich kurz, als sie ihren Herrn auf sich zukommen sah, bis er sagte: „Lindsay, mach bitte das Chandelier-Zimmer für unseren Gast zurecht und bereite ein heißes Bad. Sag Annegret, wir werden bald einen kleinen Happen im Speisesaal zu uns nehmen.“

Mit diesen Worten entließ er sie und Elizabeth fiel auf, wie Lindsays Lippen schmal wurden und sie ihr erst einen verächtlichen Blick zuwarf, bevor sie losging, um die Anweisungen ihres Herrn umzusetzen.

Mit steifem Rücken blickte Elizabeth sich in der Empfangshalle um. Zwei marmorne Treppen führten links und rechts vom Eingangsbereich nach oben. Die Wände waren mit kostbaren Stoffen verkleidet und mit noch kostbareren Gemälden behangen.

Ohne auf ihn zu warten stieg sie die rechte Treppe hoch und wartete oben angekommen auf ihn. „Welches Loch hatten Sie denn für ihre Gefangene vorgesehen?“ giftete sie ihn an.

Was sie drum gegeben hätte, dieses amüsierte Lächeln von seinem Gesicht zu wischen. Ihren Blick haltend öffnete er eine Tür und wedelte seinen Arm übertrieben in den Raum. „Wenn's genehm ist, Milady.“ Sie packte ihre nassen Röcke und drückte sich an ihm vorbei in den Raum.

Ein prächtiges, mit schweren Brokatvorhängen behangenes Himmelbett bildete den Mittelpunkt des Raumes. Zu ihrer rechten sah sie eine Tür und eine edle Anrichte samt Spiegel, zu Ihrer linken einen Kamin, einen Kleiderschrank samt Paravan zum Umkleiden und einen Sekretär mit Stuhl.

Überall im Raum standen Kerzenleuchter, deren Licht auch Wärme ausstrahlte. Während sie sich umsah, trugen die Stallburschen eine Zinkwanne in den Raum und gossen mehrere Eimer warmen Wassers hinein.

Robert Finley ging zum Schrank und nahm eine weich fließendes, weißes Kleid heraus und legte es ihr aufs Bett. „Ihr findet alles was Ihr sonst noch benötigt in diesem Raum. Ich erwarte Euch in einer Stunde zum Essen im Speisesaal.“

Ehe sie erwidern konnte, dass sie keinen Appetit habe, schloss er die Tür hinter sich.

Wenn dieser Mann glaubte, sie würde sich für ihn herrichten und ihm beim Abendessen Gesellschaft leisten, als wäre sie nicht seine Gefangene sondern ein Gast, dann wollte sie ihn gerne eines Besseren belehren.

Sie durchwühlte den Schrank nach dem unansehnlichsten Kleid, das sie finden konnte und warf es über das weiße auf das Bett. Da sie nass und durchgefroren war, wollte sie sich den Genuss des Bades nicht versagen und griff nach den Duftölen auf dem Sims.

Als die wohlige Wärme sie umschloss und entspannte, begann sie über die Ereignisse des Tages nachzudenken.

Am meisten störte es sie, wie ihr verräterischer Körper auf die Nähe dieses unsäglich arroganten, zugegebenermaßen ansehnlichen Kerls reagierte.

Wenn er sie an sich drückte, begann ein wohliges Kribbeln in ihrem Bauch und endete als warme Lava in ihrem Unterleib. Allein die Erinnerung daran ließ sie ihre Augen schließen und sich unwillkürlich in der Wanne winden.

Sie riss die Augen auf. Das darf nicht sein. Wenn sie so weitermachte, würde es ein schlechtes Ende mit ihr nehmen. Sie musste sich seinem gefährlichen Einfluss entziehen. Nach Hause konnte sie zwar nicht, aber sicherlich würde ihr eine ihrer Freundinnen Zuflucht gewähren? Sie dachte sofort an ihre langjährige Freundin Margret, die sie sicherlich nicht abweisen würde und fasste einen Entschluss.

Kapitel 3

Vor Ablauf der nächsten halben Stunde rechnete er nicht mit ihr. Dies war ihrer Meinung nach der Augenblick, den sie nutzen musste.

Sie schlich durch die Tür und als sie sah, dass sie Luft rein war, rannte sie so leise wie möglich die Treppen hinunter. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass keiner in Sichtweite war, schlich sie durch die Haupttür und schloss sie so leise sie konnte.

Mit pochendem Herzen und erleichterter Stimmung schlich sie im Schatten der Dunkelheit am Haus entlang, bis sie an den Stallungen war.

Zu Fuß zu fliehen wäre unsinnig gewesen. Wenn sie ihren Vorsprung nutzen wollte, musste sie auf dem Rücken eines Pferdes fliehen.

Als sie in den Stall trat, erschrak sie im ersten Moment, denn sie stand einem hübschen Stallburschen gegenüber, der nicht weniger überrascht war, sie zu sehen.

„Guten Abend, Milady.“ Sie fasste sich schnell und versuchte, so selbstsicher wie möglich zu klingen. „Guten Abend, ... Wie ist doch gleich dein Name?“ „Ronald, Milady.“ „Ronald, könntest du mir dabei behilflich sein, ein Pferd zu satteln? Ich würde gerne noch ein wenig ausreiten.“ „Aber, Milady, es ist schon spät, und ich glaube nicht, dass Lord Finley ...“

„Lord Finley,“ unterbrach sie gereizt, „hat es mir erlaubt. Ihr würdet ihn doch nicht stören wollen,“ fuhr sie mit einem verführerischen Blick fort, „weil Ihr dem Wort einer Dame nicht glaubt.“