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Erben und Erben lassen 11

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„Zurück blieben Andy und der lebende Karl", beschließt er seine Darstellung, „und von einer Testamentsänderung war nie die Rede, solange ich dabei war."

Andy wendet seinen Blick nicht von den Fernsehern, selbst als die Bildschirme längst wieder dunkel geworden sind. Anders als bei Laras Auftritt reicht seine Kraft nicht mehr, um sich aufzubäumen. Wie ein geprügelter Hund hängt er in den Seilen, sieht seine Felle davonschwimmen. All die Menschen, die er zu kontrollieren glaubte, wenden sich gegen ihn. Er hat nichts mehr zu gewinnen, wenn er Lara nicht manipulieren kann, und viel zu verlieren durch Dereks Aussage. Denn jetzt ist er mit Sicherheit der letzte, der Karl lebend gesehen hat.

Als Andy mich schließlich doch wieder ansieht, schreit er vor Schreck laut auf. Jess, verkleidet als der Tod persönlich, hat sich hereingeschlichen und still neben mich gestellt. Das weiße Skelett, das auf ihre schwarze Verkleidung gedruckt ist, leuchtet im Licht eines Schwarzlichtstrahlers.

„Ja, Andy, nach Derek kommt der Tod. Erst zu Karl, jetzt zu Dir." Ich bin mir nicht sicher, ob er mich noch hört, ob er noch versteht, was ich ihm sage. Andy ist in einer Art Delirium, nur noch schwer zu erreichen.

„Karl war betäubt vom Rohypnol, aber es hat ihn nicht umgebracht. Denn er hat vor seinem Tod ja noch das Testament unterzeichnet, das Du mitgebracht hattest." Jetzt kommt ein riskanter Punkt, den ich nur rate. „Du hattest das so nicht geplant, aber die Situation war einfach zu günstig. Derek sah sich selbst schon als Täter, Du musstest ihn nur darin bestätigen. Und selber keine Spuren hinterlassen. Also hast Du die Handschuhe gesucht und im Schrank mit den Reinigungsmitteln gefunden. Damit hast Du das Zyankalifläschchen angefasst und Karl das Gift gegeben. Im Whiskey, versteht sich."

Andy starrt mich jetzt an, als sei ich wirklich der Leibhaftige. „Woher ...? Ich war allein mit Karl ...", stammelt er, " ... die blöden Handschuhe sind längst verbrannt..."

Also liege ich richtig. Ich hatte mich an den leicht rosa gefärbten Tropfen am Zyankalifläschchen erinnert und an die rosa Handschuhe, die ich auch selber im Büro gefunden und benutzt hatte. Wenn nun das Zyankali etwas vom Gummi gelöst hätte, würde das die rosa Farbe des Tropfens erklären.

„Ich weiß alles, Andy, gib Dir keine Mühe. Auch über das geänderte Testament..."

„Es ist seine Unterschrift!" Andy ist geradezu hysterisch, „die echte Unterschrift!"

„Ja, weil er so voller Rohypnol war, dass er alle getan hätte, was Du ihm einredest. Die Unterschrift beweist nur Deine miese Absicht, sonst nichts. Du hast das Erbe Deiner Familie sichern wollen, Lara hattest Du im Griff. Sobald Karl unterschrieben hat, war er erledigt. Dann hast Du ihn das Gift schlucken lassen."

„Und jetzt übernimmst Du seine Rolle", wundert sich Andy auf einmal, „wer bist Du überhaupt? Warum lasse ich Karl sterben, wenn Du dann alles bekommst? Sogar Lara ..." Er hängt in den Seilen, den Blick zum Boden gewandt.

Jess beschließt, dass es jetzt reicht. Sie tritt vor, ein Tablett in der Hand. Darauf zwei Gläser Whiskey aus Karls Büro. Andy schaut auf, erkennt die Form der Gläser sofort wieder. Neben einem Glas liegen die Rohis, die ich besorgt habe. Der Tod lässt sie in das Whiskeyglas fallen, wo sie sich rasch auflösen. Neben dem anderen Glas steht ein unverkennbares grünes Fläschchen. Andy Augen treten hervor, mit stierem Blick verfolgt er, wie der Tod die Flüssigkeit aus dem grünen Fläschchen ins andere Glas gießt.

„Der Tod spielt keine Spiele", betone ich. „Alles ist so, wie es aussieht. Keine Tricks. Du hast die Wahl, dann bist Du frei für heute." Mit einem Griff öffne ich eine seiner Handschellen, erwarte einen Sprung, einen rasche Bewegung, aber Andy lässt nur langsam die Arme sinken. Zögernd steht er vor dem leuchtenden Skelett des Todes und seinem Tablett mit doppelten Whiskeys, einer unangenehmer als der andere. Schließlich ergreift er das Glas mit Rohypnol, hastig und ungelenk wie ein Süchtiger, trinkt es in einem Zug leer, stellt das Glas langsam wieder auf dem Tablett ab, als erwarte er, dass das Spiel weitergeht, dass neue Gestalten auftauchen und neue Grausamkeiten berichten.

Erst nach Sekunden der Stille macht er den ersten zaghaften Schritt in Richtung Ausgang, dann den nächsten, zögernd, ungläubig, dann rennt er ohne sich umzusehen vor uns her. Jess und ich haben Mühe, ihm durch den Korridor zu folgen. Offenbar erschrecken ihn unsere Schritte, denn als er im Foyer die Garderobe leer sieht, blickt er sich nur ein einziges Mal kurz um auf der Suche nach seiner Jacke mit seinem Autoschlüssel darin, rennt dann ohne sie weiter durch die Haustür hinaus in die Nacht. Jess folgt ihm, springt in ihre alte Karre, lässt den Motor an. Sofort wechselt Andy die Richtung, verlässt die Straße und schlägt sich ins Gebüsch. Binnen Sekunden ist seine Gestalt zwischen dunklen Zweigen verschwunden. Jess fährt ein Stück die Straße entlang auf der Suche nach ihm, wendet dann und kommt zurück.

Sandy und ich erwarten sie im Foyer, Lara ist verschwunden, wohin auch immer. Schweigend stehen wir am Fenster, blicken die wenigen Meter in den Wald hinein, die von der Außenbeleuchtung erhellt werden.

„Der Wald ist groß", durchbricht Jess irgendwann die Stille, „da kann er lange und weit laufen. Das Rohypnol wird nicht unbedingt hilfreich sein. Beruhigungsmittel ermüden, und wer im Schnee einschläft, stellt beim Aufwachen fest, dass er tot ist."

„Wir haben ihn zu nichts gezwungen", betone ich. „Er war frei. Er hätte nichts trinken müssen, weder das Rohypnol noch den Whiskey mit Zuckersirup." Denn natürlich hatten wir kein Zyankali besorgt, das grüne Fläschchen war vollkommen harmlos.

„Er hätte auch nicht weglaufen müssen", ergänzt Sandy, „Du hast ihm gesagt, dass er frei ist."

„Trotzdem wird es einen Prozess geben." Jess ist ruhig. „Aber was immer passiert, wir werden es durchstehen. Jetzt müssen wir wohl die Polizei rufen, eine Vermisstenmeldung abgeben. Ich bin gespannt, wie lange sie brauchen, um herzukommen. Wenn sie überhaupt kommen, bei der Straßenglätte. Es sollte mich jedenfalls sehr wundern, wenn sie ihn noch rechtzeitig finden. Und wenn doch -- ich habe alles auf Video aufgenommen. Das ist kein erstklassiges Geständnis, aber er streitet auch nichts ab."

„So oder so -- es ist vorbei." Ich ziehe Sandy an mich. Während Jess telefoniert, blicken wir den Schneeflocken nach, die ungerührt zu Boden sinken. Langsam, gleichmäßig. Und genau so langsam, Schneeflocke für Schneeflocke, verstehen unsere Herzen es, unsere Körper, verstehen wir es wirklich: Es ist vorbei.

Zitatnachweis: Alle Stellen in Versmaß stammen aus der Schlegel'schen Übersetzung von W.Shakespeares „Ein Sommernachtstraum", 5. Aufzug.

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9 Kommentare
kleinerDrache75kleinerDrache75vor fast 6 Jahren
schade

Ja ich weiß iss schon ewig hier die Story ;) allerdings extrem gut geschrieben. Hätte meiner Meinung nach ruhig noch ein zwei Seiten mehr vertragen können. Schade weil ich lieber lnage Geschichten Lese als diese ewigen Kurzdinger *gg* die machen einem den Mund wässerig und meistens ist es dann nach ein zwei Absätzen ziemlich holterdipolter vorbei. Trotzdem weiter so ;)

RomeoReloadedRomeoReloadedvor mehr als 6 JahrenAutor
Oha,

sieh an, auch ältere Geschichten finden doch noch Leser!

Danke für den sehr netten Kommentar.

Das war meine erste Geschichte hier. War ganz schön wahnsinnig, gleich sowas langes anzugehen - inzwischen schreibe ich fast nur noch einzelne Stories.

AnonymousAnonymvor mehr als 6 Jahren
Sehr gute Geschichte

faszinierente und spannende Geschichte. Sie hebt sich positiv aus anderen stumpfsinnigen Sexgeschichten von denen es schon mehr als genug gibt. Ich hätte es bereut wenn ich nur die Sexszenen gelesen hätte. Eine der besten Geschichten hier.

AnonymousAnonymvor etwa 8 Jahren
Schwaches Ende für eine ansonsten gute Geschichte

Dabei heißt "schwach" nicht unbedingt schlecht, höchstens im Vergleich zu den vorhergehenden Teilen.

Alles in allem war das Ganze aber sehr lesenswert und macht Appetit auf das nächste Werk des Autors.

RomeoReloadedRomeoReloadedvor etwa 8 JahrenAutor
Neue Geschichte ist in Angriff genommen

Danke für Dein positives Feedback.

Und ja, ich habe eine neue Geschichte in Angriff genommen, werde aber diesmal langsamer schreiben und sie wohl auch erst einstellen, wenn sie ganz fertig ist.

Abwarten und Tee trinken...

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