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Es gibt immer mehrere Wege

Geschichte Info
Die Ehe ist in einem laufenden Wandel begriffen.
7.6k Wörter
3.89
47.3k
5
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1. Unsere ersten Jahre

Wir trafen uns in einem Club. Es war ein schummriger Abend. Eine Band spielte und man tanzte -- wir auch. Warum ich sie zum Tanz aufforderte, ich weiß es nicht wirklich. Ihr offenes und fröhliches Gesicht sagte mir, die ist dem Leben zugetan. Ich war ein lausiger Tänzer. Schön war, wenn es langsam wurde, dann fiel nicht auf, dass ich nichts mit Tanzen am Hut hatte. Ich merkte, sie hatte eine kleine Brust, die sich an mich drückte. Ich spürte den BH, dieses überaus hässliche Kleidungsstück mit den martialischen Metallbügeln, die immer seitlich ins Fleisch drangen und dort hässliche rote Druckstellen verursachten. Und sie war auch nicht so zurückhaltend, dass ich ihren Venushügel auf meinem Oberschenkel spürte; sie drückte ihn anbietend und einladend und ich konnte nicht anders als diese Einladung zu erwidern. Sie rieb ihre Möse an meinem Bein! „Ein geiles Luder", dachte ich und fühlte mich gut aufgehoben.

Der erste Abend verging ohne tiefe Intimitäten. Ich war ja wohl erzogen und brachte sie, deren Namen ich nun kannte, Christina, nach Hause. An den Folgetagen erfuhr ich mehr über sie: sie war in der Lehre, Orthopädie, hatte einen Bruder, war 20 Jahre alt und hatte bereits eine größere Anzahl intime Freundschaften gehabt. Freimütig sagte sie, Sex macht ihr Spaß, sie braucht Sex zum fröhlichen Leben. Bisher war sie noch nicht viel in Europa herumgekommen, das Geld hatte nie gereicht. Die Eltern führten keine besonders glückliche Ehe; sie tranken recht viel und wurden dabei auch vor den Kindern recht ausfallend. Nicht unbedingt eine Ehe, die als Vorbild für die Kinder genannt werden konnte. Christina erzählte, dass die Eltern sogar Sex machten, wenn die Kinder dabei waren, kein Wunder in der Zweizimmerwohnung. Das war Aufklärung einer besonderen Art. Dadurch hätte sie aber auch erfahren, wie sie mir sagte, dass Sex etwas total Natürliches sei, was man durchaus täglich brauchen könne.

Zunächst begannen wir Wochenenden gemeinsam zu planen. Christina fand es toll, dass ich ein Auto hatte und dadurch mal eben auch in andere Städte fahren konnte. So konnten wir Hamburg, Köln, Düsseldorf, Frankfurt und München erkunden. Mit den täglichen Gemeinsamkeiten wuchs eine wirklich inhaltsreiche Beziehungsbasis und die Überzeugung, dass wir fast ähnlich an Dingen unserer Umgebung interessiert waren.

Es blieb natürlich nicht nur Theorie, dass Christina Sex zum täglichen Wohlbefinden brauchte. Es war ein Erlebnis mit ihr „Liebe zu machen", wie sie sich damals ausdrückte. Noch nie hatte ich eine so offensive Frau im Bett. Für Christina, sie sagte es mir während eines Streits, da sagt man immer locker Unbedachtheiten, war ich nicht der Bombenliebhaber: mein Kleiner wurde oft von ihr gar nicht richtig gespürt, was auch daran lag, dass Christina ungeheuer feucht war -- sie lief fast aus. Insbesondere lag es daran, dass sie nicht wenig weit „unten" war. Nach dem Streit sagte mir Christina, dass es ihr leid tat, das gesagt zu haben, ihre Liebe zu mir sei so stark, dass sie darüber hinweg sah.

Beruflich ging es bei mir auch langsam aufwärts. Ich bekam einen Anstellungsvertrag als Konstrukteur für Holzmaschinen und ich spezialisierte mich darauf, Spanplatten- Anlagen zu entwickeln. Mein Arbeitgeber machte eines Tages einen Test, ich sollte zu einem Kunden fahren, der mit seiner Spanplatten- Anlage unzufrieden war. „Vielleicht stimmt etwas nicht mit der Maschineneinstellung oder den Anlagenparametern?" Die Aufgabe war klar. Der Einsatzort Süd- Baden-Württemberg, fast am Bodensee. Zwischen unserem Heimatort Kassel und dort eine verdammt lange Strecke. Ich war fast eine Woche dort beschäftigt. Alles lief bestens und die Chemie zwischen den Kunden und mir war auch sehr gut. Der Kunde hatte das Problem, dass einige Druck- und Temperatureinstellungen nicht richtig waren und als wir die Endabnahme machten, war er mit dem Ergebnis mehr als zufrieden.

Als ich nach meiner ersten Auswärtstätigkeit nach Hause kam, wurde ich von Christina, mit der ich ja inzwischen schon mehr als 4 Monate zusammen war, freudig erwartet. Christina wollte vor allem wissen, ob die Sekretärin, sie vermutete, es muss eine Sekretärin da sein, attraktiv war. Ich spürte so etwas wie Eifersucht. Und dann haben wir einfach nur wie die Wilden gefickt -- anders kann man es nicht bezeichnen. Christina war ausgehungert: „So lange kannst du mich nicht allein lassen, ohne dass das Folgen hat!" Wir lachten beide über den Ausspruch. Selbst morgens vor der Arbeit wollte Christina manchmal Sex.

Abends erzählte ich Christina, wie alles gelaufen ist und wie ich dem Kunden die Anlage einstellte -- ich hatte den Eindruck, sie war wirklich brennend an Details interessiert, wahnsinnig brennend. Und dann sagte mir Christina, dass sie andere Internetseiten aufgesucht hatte. Seiten, Inhalte, die sie bisher noch nie gekannt hatte. „Welche denn?" Und dann führte sie mir auf ihrem Laptop eine der Seiten vor: http://bfriends.brigitte.de/foren/erotik/. „Schau mal, da schreiben ganz normale Leute wie du und ich ihre Fragen zur Sexualität. Ist das nicht interessant?" „Und was hast du während meiner Abwesenheit gemacht?" Christina gestand mir, sie hätte sich täglich mehrmals ... befriedigt. „Aber hier ist doch wirklich ein interessantes Thema: Gemeinsame Sexualität wiederbeleben; da schreibt eine Frau, ‚ In meinem Kopf kann ich mit jedem fremden Mann eine aufregende Sexualität erleben- mit meinem Mann nicht. Ich finde meinen Mann attraktiv, er ist sexy und zärtlich, meine Traumbesetzung'. Das fand ich interessant! Ich hab mir auch so einen künstlichen Schwanz gekauft. Damit hab ich es mir gemacht."

Sofort sah ich die Verbindung zwischen ‚ kann ich mit jedem fremden Mann eine aufregende Sexualität erleben' und dem künstlichen Schwanz und ich fragte Christina deshalb: „Hast du dir denn dabei vorgestellt, dass der künstliche Schwanz ein anderer Mann als ich bin?" Christina druckste herum. „Nein, nicht direkt. Ich liebe doch nur dich!" Erst später, viel später, wusste ich, dass ein solcher Liebessatz alles zukleisterte, ein jedes weiterführende Gespräch verhinderte. Und Christina setzte dem noch einen drauf: „Warum interessiert dich mein Jo nicht?" „Wer ist Jo?" „Das Teil, das ich mir gekauft hatte! Warum interessiert dich das nicht", fast zickig gefragt. „Doch natürlich interessiert es mich, zeig mal!" Christina holte aus ihrem Schrank eine Schachtel, öffnete die und es kam ein -- zugegebenermaßen -- prachtvoller und fast natürlich aussehender Schwanz hervor. „Pho, und den kriegst du bei dir ... ich glaub es nicht", meinte ich recht naiv (waren wir damals ja auch). Christina spuckte auf den Schwanz, schob ihr Höschen zur Seite und ließ Jo Zentimeter für Zentimeter ihre Feuchtigkeit spüren. „Siehst du, es geht gut! Es fühlt sich gut an! Und in diesen Seiten schreibt eine Eve ‚Wir kennen uns, seit wir Teenager sind und waren irgendwie lange auf der "Blümchen-Sex-Ebene" stehen geblieben. Manchmal hatte ich das Gefühl, wir wurden erwachsen, aber nicht unser Sexleben', ob uns das auch passiert", fragte Christina. Fast zwei Stunden sprachen wir über „Blümchen-Sex" und ich hatte den Eindruck, dass in der Woche bei Christina viel mehr passiert war als bei mir. Fast ängstlich fragte ich Christina: „wir sind jetzt fünfeinhalb Monate zusammen. Wir leben hier in der Wohnung seit zwei Monaten. Und du sagst mir jetzt schon durch die Blume, dass dir was fehlt?" „Jürgen, ich war immer ganz offen. Ich bin auch bei dir ganz offen und sage, was ich denke. Nimm das doch nicht als Bedrohung sondern als Chance!"

Die nächsten Monate vergingen, ohne dass wir jemals wieder das Thema angeschnitten hatten. Christina musste erkannt haben, dass ich vor dem Gespräch „Blümchen-Sex" davon lief. Das war mir damals nicht bewusst, ich verdrängte dieses Thema, es gab es nie, es gab es niemals!

Christina hatte ihre Lehre abgeschlossen, sie war nun Medizinische Fachangestellte bei einem Orthopäden. Christina fühlte sich recht wohl in ihrem Beruf, die KollegInnen waren aufgeschlossen, die Stimmung war sehr gut, der Arzt recht burschikos. Alles lief auch bei Christina bestens. Wir verlobten uns. Wunderschön, Verlobungsreise nach Venedig. An der Rialtobrücke schworen wir uns nochmals lebenslange Liebe, lebenslanges Zusammenstehen, was immer kommen möge. Ich war stolz auf Christina bei unserer Verlobung: sie trug ein weißes Kleid mit tiefem Ausschnitt, der ihren Brustansatz lieblich präsentierte, nicht zu viel, nicht zu wenig. Man konnte sehen, dass sie, wie wir Männer sagen, ‚ordentlich Holz vor der Hüttn' hat. Ich kannte ja im Gegensatz zu allen anderen Hochzeitsgästen ihre geilen harten Nippel, ich wusste im Gegensatz zu allen anderen, dass sie eigentlich keinen BH brauchte. Noch in unserer Verlobungsnacht gestand mir Christina: „ich hatte zu unserer Verlobung kein Höschen an, hast du das gemerkt? Ich mag es, wenn es mir am Bein hinterherläuft! Ich liebe meine Geilheit!" Ja, Christina war eine total geile Frau, meine Frau.

Wir führen weiterhin an Wochenenden in andere Städte. Wir konnten es uns ja auch leisten, weil wir beide insgesamt gut verdienten. Auch suchten wir nun nicht mehr nur Städte in Deutschland auf, sondern wir besuchten Amsterdam, Brüssel, Zürich und so weiter. Wir entdeckten auch eine gemeinsame Leidenschaft: wenn immer jemand Interessantes im Fernsehen boxte, so sahen wir das gemeinsam. Im Bett. Und anschließend wieder der gemeinsame „Kampf" um die Lust, so empfand ich es bald, weil ich täglich zumindest einmal ...

Christina war an der Stelle mehr, als ich vertragen konnte und wollte.

Monate vergingen, Monate wurden zu Jahren. Nach 3 Jahren entschlossen wir zu heiraten, wir passten ja mit unseren Interessen fast ideal zusammen. Ja, unsere Liebe war für uns beide spürbar. Wäre da nicht der verdammte Sex. Täglich! Manchmal mehrmals! Eines Tages sagte Christina zu mir:

„Du, eine Kollegin meinte so ganz heimlich zu mir ‚mein Mann hat Erektionsprobleme, deshalb funktioniert es meist nicht wirklich, was soll ich nur machen?' Sagte sie wirklich. So was gibt es auch!"

„Na, manchmal ist das ja bei mir auch so!"

„Aber Gott sei Dank nur selten!"

„Ja, was würdest du denn machen, wenn es bei mir schlapp bleibt?"

„Jürgen, das habe ich mir auch schon mal vorgestellt, so im Kopfkino. Magst du, wenn mich andere Männer ansehen?"

„Ja, schon. Aber was hat das damit zu tun?"

„Viel, ich nehme wahr, dass ich als attraktive Frau von anderen Männern so angesehen werde, vielleicht sogar begehrt werde, wer weiß?"

„Ja, das kann ich mir vorstellen und wenn ich das mitkriege, dass andere Männer dich ansehen, dann bin ich auch stolz, dass meine Frau für andere Männer attraktiv ist."

„Hast du dir denn eigentlich mal vorgestellt, dass dann mehr kommt?"

„Wie meinst du das, Christina, dass dann mehr kommt?"

„Ich meine, bitte, nur so im Kopf, dass ich mit einem anderen Mann auch ficken kann! ... auch ficken darf", komisch, dieser Gesichtsausdruck, so herausfordernd, so eine Antwort auf die Frage suchend. Meinte sie das wirklich?

Meine Christina mit einem Fremden?! Wieso „meine"? War Christina in meiner Lebenswelt „gekauft", war sie mein Besitz? Wieso diese Wünsche? Wieso diese Gelüste? Welche Christina war eigentlich meine Frau? Die, die bei ihrer Arztpraxis ihren Mann stand? Die, die sich täglich hingab und ihren Orgasmus brauchte? War meine Frau vielleicht nymphoman? Was ist das eigentlich, nymphoman?

Fragen über Fragen.

Ja, Christina hatte sich verändert. Ihre Worte waren „eindeutiger", vielleicht sagt man dazu „vulgärer". Ficken war das harmloseste Wort. Das letzte war vor ein paar Tagen:

„Fick mich endlich richtig durch, du Kleinschwanz!" Peng, das saß! Warum „endlich", war sie nicht zufrieden mit meinem Sex? Was war dran an ihrer Unzufriedenheit? Andere Paare sagten: „Anfänglich hatten wir noch Sex miteinander, aber dieser wurde bald immer weniger und verebbte schließlich ganz vor über einem Jahr", ist das also nicht normal? Und was ist, wenn eine Frau sich beschwert:

„Mit Sex ist es auch schwierig: lange ergab sich einfach kein geeigneter Zeitpunkt. Wenn ich morgens am WE Lust hätte, schläft er noch. Anfangs bin ich dann oft zu ihm ins Bett gegangen, aber er war dann noch so müde und oft muffelig. Wir hatten also immer seltener Sex, zuletzt vielleicht noch alle 4 bis 6 Wochen. Und ich habs schon vermisst - letztlich hab ichs mir dann ja auch woanders geholt. Ihm scheint das weniger auszumachen. Außerdem finde ich auch, dass er nicht gut küsst."

Christina hatte ja recht: die Mutter Natur hat mich nicht besonders ausgestattet, eher klein. Und Christina war eher sehr weit ... und immer feucht. Was ich zur Anfangszeit wirklich geil fand, inzwischen wurde es zur Last, zu so einer Last, dass ich oft versagte. Hatte Christina vielleicht mit ihrem Satz „Fick mich endlich richtig durch, du Kleinschwanz!" recht gehabt, hatte sie ihre tiefen Wünsche ausdrücken wollen?

Unsere Ehe war so geformt, dass, wenn immer jemand ein Thema besprechen wollte, man sich zusammensetzte und freimütig diskutierte. Klar, ich wollte es wissen!

„Was hast du damit gemeint, Christina, ‚Fick mich endlich richtig durch, du Kleinschwanz!'?"

„Das hab ich so nur gesagt!"

„Nein, das klang sehr ernst, also, warum sagst du das so?"

„Nein, wirklich, das war nur momentan!"

„Das glaub ich dir nicht!"

„Was, ‚das glaub ich dir nicht', du zweifelst an dem, was ich sage?"

„Ja!"

„So weit es also schon, dass du mir nicht mehr glaubst?"

„Christina, grundsätzlich glaube ich dir schon, aber in dem Fall denke ich, du wolltest mich sicherlich nicht verletzen!"

„Nein, Jürgen, das wollte und will ich nicht. Aber sieh mal, meine Lust ist immer noch ungebrochen und du arbeitest viel und hast auch ein paar Probleme mit deinem Ständerchen! Es will nicht so, wie ich will und brauche."

„Aber das wusstest du doch vor unserer Hochzeit. Du kanntest mich doch."

„Aber zu dem Zeitpunkt konntest du besser ... mich befriedigen."

„Also gibst du zu, dass ich dich nicht befriedigen kann?"

„Nein, so nicht, aber ich brauch es intensiver, länger, öfters, spritzfreudiger! Ich wäre, entschuldige, dass ich das sage, gern eine kleine Ehenutte, wie ich in manchem Internetforum gelesen habe."

„Ehenutte", fragte ich total verzweifelt, „was sagst du da? Wie denkst du denn?"

2. Das Schicksal ist unerbittlich

„Ich denke wie eine junge Frau, die von ihrem Mann nicht richtig beglückt wird. Du bist ein mieser Ficker."

Und das sagte meine Frau zu mir! Fast war ich glücklich, wieder ein paar Tage beruflich zu einem Kunden fahren zu müssen, diesmal nach Hamburg. Ich war deshalb glücklich, weil ich über alles, was Christina sagte, nachdenken konnte. Ja, meine Frau hatte sich schon verändert! Schon allein, was sie alles sagte, wie sie das sagte. Was sollte ich nur machen? Penisverlängerung oder --vergrößerung? Abstrus, dachte ich und auf dem Hotelzimmer googelte ich danach. Nein, das war nichts für mich!

Ratlos kam ich nach Hause. Die Arbeit hatte doch länger als geplant gedauert. Weil ich inzwischen doch ziemlich aufgeschreckt war von meiner Ehe, war ich auch recht sensibel, wie meine Frau mir Sachen sagte. Ich spürte schon, dass die alte Herzlichkeit nicht da war. Und ich bekam sogar wenige Tage nach meiner Rückkehr ein E-Mail von meiner Frau:

Das fand ich -- kannste mal sehen, wie weit andere Frauen in unserer Situation gehen: „Ich suche einen diskreten, sportlichen, attraktiven Mann für eine dauerhafte Affaire. Ich habe wenig Zeit und möchte diese für gelegentliche Treffen mit einem gebildeten Mann mit Intelligenz und Stil nutzen. Ich bin gebunden, berufstätig, habe Stil und bin versaut." Das, mein Lieber, trifft auf mich zu!"

So weit war Christine also schon, dass sie im Internet um Rat suchte. Und ich gebe zu, dass ich auch an ihren Rechner ging, um dort nachzusehen, was dort vielleicht passierte: hatte sie schon Kontakte gesucht? Ich wusste, dass man das nicht macht ... aber meine Unruhe lies mir keine Wahl.

Und was ich entdeckte, war schockierend:

Hallo Christine,

wie geht es dir heute früh? Hast du unseren Abend gut überstanden? Hat dein Mann auch keinen Kontrollanruf gemacht?

Du weißt, ich stehe zu dir und akzeptiere, dass du verheiratet bist und bleiben willst.

Dein

Horst

Es handelte sich offensichtlich um einen Brief in der Datei mann.docx. Die Antwort, wenn es eine gab, war nicht gesichert. Was ich aber sah, dass diese Datei gerade einmal 3 Tage alt war. Vor also etwa 3 Tagen schrieb ein Horst meiner Frau „Du weißt, ich stehe zu dir und akzeptiere, dass du verheiratet bist und bleiben willst", warum sagt jemand so etwas? Was sollte das „Hast du unseren Abend gut überstanden?", warum „überstanden"? Was war da passiert? War Christine fremd gegangen? Wenn ja, dann könnten Spuren in ihrem Höschen sein. Also ging ich zum Wäschekorb ... er war leer!!! Alle verräterischen Spuren vernichtet?!

Hatte sich meine Frau verliebt? Ist unsere Ehe am Ende? Offensichtlich muss es ja Intimitäten gegeben haben, sonst würde dieser Mensch nicht so was schreiben. Und sie haben sich unterhalten, ob Christine verheiratet bleiben will. Warum eine solche Frage?

Mein Herz begann zu rasen. Mein Kopf wurde heiß. Mein Bauch verkrampfte sich. Im Ohr hörte ich mein Herz: bum -- bum -- bum. Ich konnte meine Spannung ja auch nicht lösen, weil gerade heute meine Frau in der Sprechstunde den langen Tag hatte. Wie sollte ich reagieren, wenn Christine von der Arbeit kommt? Wie sollte ich anfangen? Ich war ratlos, konzeptlos. In mir wühlte die Eifersucht, gemischt mit einem Selbstvorwurf, dass ich nicht so ein toller Hecht bin. Ich druckte mir den Horst- Brief jedenfalls für mich aus.

Endlich kam sie nach Hause. Als Christine im Schlafzimmer war und sich umzog, fiel mir eine Möglichkeit ein: ich zerknüllte den Horst- Brief und legte ihn beiseite.

„Du, Christine, sag mal, heute wollte ich mit einem Papier etwas Schmutz aufnehmen und bin zu unserem Papierkorb und fand da einen Brief, den ein Hans einer Christine geschrieben hat."

In dem Moment hörte ich, wie ein Kleiderbügel geräuschvoll zu Boden fiel.

„Ja ... und, was hab ich damit zu tun?"

„Der Brief ist doch überschrieben mit Hallo Christine, also an dich adressiert".

„Das muss ein Irrtum sein. Es gibt hunderte Christines mit ebenso vielen Hans!"

Klar, meine Frau wollte sich rausreden. Ich blieb hart. Wir setzten uns an den ungemütlichen Küchentisch. Ich blieb dabei: sie kannte Hans.

„Ja, verdammt, ich kenne Hans! Und nun? Willst du dich scheiden lassen?"

„Das ist doch momentan gar nicht die Frage! Ich stelle fest, dass Ihr beiden intim wart, dass er dich gut befriedigt, du aber unsere Ehe erhalten willst. Ist das richtig?"

„Woher willst du wissen, dass wir miteinander gefickt haben?"

„Welchen Grund gibt es, nach einem gut überstandenen Abend über Ehe oder nicht zu sprechen?"

Christine wurde sichtlich nervös.

„Ja, wenn du es genau wissen willst, wir waren im Bett. Hier. In unserem Ehebett. Ja, er ist sehr einfühlsam und fickt himmlisch. Er befriedigt mich, wie seit Jahren nicht mehr."

Christine schaute mich bei dieser Erklärung ohne mit den Wimpern zu zucken an. Ich wusste nicht, was ich nun sagen sollte. Meine Befürchtungen hatten sich alle bestätigt. Alle?

„Liebst du ihn?"

„Wenn du es genau wissen willst, ja, wir lieben uns - auch."

„Was heißt denn auch?"

„Jürgen, ich liebe dich, wie eine Ehefrau ihren Mann nur lieben kann!"

„Aber wie kannst du mir dann solche Schmerzen zufügen, indem du mit einem anderen Mann rummachst?"

„Lass uns doch mal vernünftig nachdenken: erstens, du sagst damit, dass du mich auch liebst. Das ist doch wunderbar. Zweitens, du weißt, dass ich sexuell unglücklich mit dir bin. Deine neun mal zwei Zentimeter, damit kannst du doch keine Frau wirklich befriedigen. Aber dennoch, du bist ein liebenswerter Ehemann und deshalb bleibe ich auch bei dieser Ehe."