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Eva 11 - Lionel

Geschichte Info
Ist der junge Mann etwas schüchtern?
27.1k Wörter
4.38
3.3k
1

Teil 11 der 11 teiligen Serie

Aktualisiert 05/18/2024
Erstellt 09/20/2023
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Die Geschichte ist frei erfunden. Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Orten sind rein zufällig und keineswegs beabsichtigt.

Copyright 2024 © LiteroCat1147

Wer Mühe hat, sich die vielen Namen der auftretenden Personen zu merken, sollte die 'Series Introduction' anschauen.

Diese Geschichte knüpft an 'Eva 10 -- Josephine' an. Wer diese Geschichte nicht gelesen hat, sollte das zuerst nachholen.

***

Eva 11 - Lionel V1.0

Ist der junge Mann etwas schüchtern?

***

Dolce Far Niente -- Bericht von Peter

Noch am Montagabend hatte ich Felix berichtet, dass die Vorbereitungen für die Abnahme abgeschlossen sind. «Sogar die Sitzordnung für den folgenden Montag ist schon geplant. Der Vorschlag kam von Lionel. Überhaupt war Lionel sehr kooperativ. Manchmal könnte man vergessen, dass er bei der EPA angestellt ist, nicht bei uns. In einem Fall konnte ich ganz klar erkennen, dass er Samantha eine Vorzugsbehandlung angedeihen liess.»

Felix wollte Details hören: «Sie beschwatzte Lionel, ihr die Protokolle von früheren ähnlichen Abnahmen zu überlassen, damit sie daraus lernen konnte, wie man so etwas am besten machen kann.»

«Hat er sich eine Bewilligung von der EPA-Zentrale geholt?»

«Das bezweifle ich. Dazu ging alles viel zu rasch. Ist das für einen EPA-Beamten normal, so viel Eigenverantwortung?»

«Überhaupt nicht. Seit es diese neuen Anti-Korruptions-Weisungen gibt, hört man praktisch täglich so Dinge wie 'da muss ich meinen Chef fragen'. Das muss etwas mit Samantha zu tun haben.»

«Paul und ich vermuten, dass es etwas mit den Beinen von Samantha zu tun hat.»

Felix kugelte sich und meinte: «Sie trug vermutlich CFM-Schuhe und Nacktstrümpfe.»

«Nacktstrümpfe?»

«Jene Sorte, bei der man nie weiss, ob man Strümpfe oder nackte Haut vor sich hat, bis man das Bündchen sehen kann, wenn sie sich bückt. Hat sich Samantha gebückt?»

«Und ob! Anders war ja das untere Drittel der Wandtafel auf die Schnelle nicht zu erreichen. Für grössere Aktionen hat sie sich hingekauert. Auch dabei sind ihre Beine ausgezeichnet zur Geltung gekommen. Übrigens hat man die Bündchen auch sehen können, wenn sie etwas ganz oben an die Wandtafel schrieb und dazu ihre Arme streckte. Dadurch hoben sich ihre Schultern und somit das gesamte Kleid.»

«Die Frau ist ganz schön raffiniert.»

«Lass das Paul nicht hören! Der Mann hat die junge Frau in sein Herz geschlossen wie eine Tochter und lässt überhaupt nichts auf sie kommen. Letzten Sonntag konnten wir sie beim Playfight beobachten. Sie hat einen Mann in ihrem Alter, der etwas übergriffig wurde, mit einem doppelten Hammerlock gekonnt überwältigt und ihm geradezu befohlen, aufzugeben.»

«Das kann ich mir gut vorstellen. Die Frau hat ein gesundes Selbstvertrauen und einen eisernen Willen. Man sollte sie besser nicht gegen sich aufbringen.»

«Stimmt. Der attraktive, verwöhnte Frankokanadier hatte danach fast ein wenig Angst vor Samantha, aber Paul hat wie ein fürsorglicher Vater vermittelt und jetzt sind die beiden fast unzertrennlich. Ich erlaubte mir die schüchterne Frage, ob Samantha für eine Lady nicht ein wenig grob gewesen sei, aber Paul fand, sie hätte jedes Recht gehabt, ihm auch noch den Arsch zu versohlen, statt nur den Fuss in Siegerpose darauf zu stellen.»

Die Art, wie Felix jedes Mal reagierte, wenn ich von Samantha berichtete, bewies, dass auch er so etwas wie Vaterstolz entwickelte, aber er freute sich natürlich besonders darüber, dass bereits heute feststand, dass die Abnahme am nächsten Montag wie geplant stattfinden konnte. Dann überraschte er mich mit der Feststellung: «Indirekt verdanken wir das ja Eva.»

«Wie das?»

«Sie hat mir immer und immer wieder eingebleut, genügend Reserve in die Zeitpläne einzubauen, und mir zur Illustration erzählt, was einer Reiseleiterin alles in die Quere kommen konnte. Sie schloss so eine Predigt meist mit der Behauptung 'Wenn Du mal zu früh am Ziel bist, musst Du Dir natürlich auch etwas einfallen lassen, aber das kannst Du dann in aller Ruhe tun.'.»

«In diesem Fall ist das wohl das kleinste Problem.»

«Im Gegenteil. So kommt Paul doch noch zu ein paar Ferientagen, sogar an einem See und mit interessanten Nachbarn.»

Felix trug mir Grüsse für Samantha, ihre Eltern, Eva, Paul und Marianne auf, dann verabschiedete er sich: «Bis morgen Abend!»

Weg war er. Ich war ja von Felix gewohnt, dass er die Verbindung trennte, sobald er nichts mehr auf dem Herzen hatte. Heute hätte ich gerne nachgefragt, um welche Zeit wir ihn erwarten sollen. Felix war immer voller Überraschungen. Daran musste man sich einfach gewöhnen.

***

Dienstagmorgen: Beim Frühstück richtete ich die Grüsse von Felix aus und berichtete auch von dem 'bis morgen Abend'. Eva warnte uns: «Felix ist ein sehr vielbeschäftigter Mann und Kunden haben immer Priorität. Ich würde das so interpretieren: Heute komme ich sicher nicht mehr, sondern frühestens morgen Abend. Das ist ja nur ein Ausblick, keine Terminzusage. Bei einer solchen wäre Felix allerdings sehr zuverlässig.»

Danach setzten sich Eva und Samantha mit mir in die Hollywood-Schaukel. Wir schauten den anderen zu, wie sie sich zu Grüppchen organisierten. Die meisten hielten sich am und manchmal auch im Wasser auf, einige schwammen auch mal auf die Halbinsel.

Als Josephine mit ihren Kindern auftauchte, schnappte sich Samantha den Sohn und rannte mit ihm zum Wasser. Mir schien, dass sie um die Wette schwammen und dann im Unterholz verschwanden. Die beiden schienen sich schlussendlich gut zu vertragen, obschon ihr Start etwas rau gewesen war.

Josephine und ihre Töchter suchten Paul und dann sah man sie stundenlang am Wasser rammeln. Was sie da genau taten, war mir nicht klar und auch Eva staunte: «Es sieht so aus, wie wenn sie Paul nicht zum Höhepunkt kommen liessen, sondern immer kurz davor stoppten. Koitus Interruptus.»

«Nein, so heisst das Spiel sicher nicht. Viel zu akademisch. Zudem hören sie danach nicht auf, sondern machen nach einer kurzen Pause weiter. Ich glaube, mal mitbekommen zu haben, dass die Jungen von 'Edging' sprachen.»

Wir küssten uns und genossen das süsse Nichtstun in vollen Zügen. Eva meinte: «Felix hat doch etwas von Ferientagen gesagt. Warum hat er wohl nur von Paul gesprochen?»

«Das hat damit zu tun, dass Paul seine Ferien unterbrochen hat, um mit uns hierher zu kommen. So jedenfalls hat es auf Felix gewirkt. Dadurch ist ihm ein grosser Stein vom Herzen gefallen. Du hast ja selbst vorausgesagt, dass Marianne dafür einen Heiratsantrag bekäme.»

«Ich habe aber nicht vorausgesehen, dass er sie damit auf eine weitere Rekordliste befördert.»

«Von welcher Liste sprichst Du?»

«Die Liste hat noch keinen kompakten Namen, aber sie zeigt, für wen bei einer Versteigerung die höchste Summe gezahlt wurde.»

«Aha, Marianne ist also nicht nur eine Sponti-Queen, sondern auch noch eine Trophy-Queen.»

«Da hätten wir doch schon einen Namen für die Liste.»

In diesem Moment kletterten Jasper und Samantha aus dem Wasser und von Land her erschienen Will und die beiden Cherokee. Wir unterbrachen unser Dolce-Far-Niente-Gespräch, um die Neuankömmlinge zu begrüssen.

Die beiden Cherokee fragten nach Mary. Eva zeigte ihnen, wo in der Nähe des Wassers sie sich zum Sonnenbaden hingelegt hatte. Weg waren die beiden. Jasper und Samantha waren unterdessen auf dem Sitzplatz eingetroffen und machten sich heissen Kaffee. Auch sie spürten, dass sich der Altweibersommer dem Ende entgegen neigte und das Wasser nicht mehr so warm war wie im Hochsommer. Jasper verwickelte Eva in ein französisches Gespräch über Polyamorie und Samantha kuschelte sich zu mir: «Jasper steht ganz eindeutig auf reifere Frauen. Gestern hat er auffällig viel Zeit mit Marianne verbracht, heute ist möglicherweise Eva dran.»

Heute genoss ich die Rolle als Zuschauer. Heute war ich Voyeur und Contemplateur. Vor allem fand ich es sehr genüsslich, von so vielen so glücklichen Menschen umgeben zu sein. Dieses Glücksgefühl hatte ganz klar auch mit Abwechslung zu tun. Samantha stellte ja auch eine Art Abwechslung dar, denn ich hatte bisher nie so etwas wie eine Tochter, und bei Samantha hatte ich je länger je öfters das Gefühl, so würde sich eine Tochter anfühlen, so glücklich! Darin war ich mit Eva völlig einig.

Wenn ich davon ausging, dass Eva, Marianne, Paul und ich eine 'Reisegruppe' bildeten, die hier neue Menschen kennenlernen durfte, zu denen die fünf Ranger, die vier Kanadier, Kurt und Penelope sowie Samantha und ihre Eltern zählten, so kam ich auf vierzehn Personen. Nahm ich auch Fred, Elias und die beiden Terry sowie Felix und Gerry auf unserer Seite hinzu, so konnte ich das so zusammenfassen: Sechs kommen hierher und lernen in sechs Tagen achtzehn liebe Menschen kennen.

Keine schlechte Statistik. Dabei hatte ich keine Trucker mitgerechnet. Das wären dann nochmals zwölf.

***

Erkundungen -- Bericht von Paul

Mittwochmorgen: Eva und Marianne hatten Jasper in ihr Herz geschlossen und begonnen, sich mit ihm auf Französisch zu unterhalten. Ich staunte nicht schlecht, wie rasch Marianne ihr Schulfranzösisch hervorkramen und 'den Rost abschütteln' konnte. Ich schrieb das dem Einfluss des jungen attraktiven Mannes zu. Natürlich fanden die beiden Frauen, dass die Kanadier bereits zum Frühstück zu uns kommen sollten.

Dabei stellte sich heraus, dass Jasper sehr wohl ein Gentleman sein konnte. Sobald jemand in Hörweite war, der nicht Französisch sprach, schaltete er konsequent auf Englisch um. Zwischen zwei Gabeln voll Rührei mit Lachs fragte ich: «Gibt es einen besonderen Grund, warum Ihr vier so gut Englisch könnt?»

Josephine erklärte: «Das begann damit, dass meine Eltern anfangs unentschlossen waren, ob sie nach Québec oder nach Ontario auswandern wollten. Also motivierten sie mich schon in Paris, fleissig Englisch zu lernen. Das taten sie auf eine ganz raffinierte Art: Sie liess mich mit Tante Veronie an jenen Wochenenden zur Cabane gehen, an denen Englisch gesprochen wurde. Dass es mir dort gefiel, kannst Du Dir sicher denken.»

Da Eva und ich schon bei verschiedenen Gelegenheiten von der Cabane erzählt hatten, erntete Josephine allseits ein wissendes Lachen.

Sie fuhr fort: «Als wir dann in Québec ankamen, erfuhr ich, dass es drei Sorten Kanadier gibt: Typ A) meint, alle müssten Französisch sprechen, B) meint, es wäre doch schöner, wenn alle Englisch sprechen würden, C) meint, alle sollten beides können, und am besten auch noch Italienisch, Spanisch, Japanisch und Chinesisch.»

Jetzt übernahm Jasper: «Ma identifizierte sich mit der dritten Gruppe, weil sie darin eine Chance der Kanadier gegenüber den Amerikanern sah, die bekanntlich nicht so fleissig Sprachen lernen. Oh, hätte ich das jetzt nicht so sagen sollen?»

Er schaute Peter an, der antwortete: «Doch, doch. Ich bin zwar ein typischer Amerikaner, vielleicht sogar ein extremer, denn ich habe Nordamerika noch nie beruflich verlassen, nur ferienhalber, und nie eine andere Sprache gelernt, aber ich lebe seit mehr als dreissig Jahren mit einer Frau zusammen, die genau das Gegenteil von mir ist.»

Dabei umarmte und küsste er Eva sichtlich verliebt: «Sie ist an so vielen Orten auf der Welt gewesen, da wäre ich bei Sonnenuntergang noch am Aufzählen, und sie hat viele Sprachen gelernt, vier davon so gut, dass sie damit Geld verdienen konnte. Sie hat Reisegruppen auf Deutsch, Französisch, Englisch und Spanisch geführt. Ich bewundere sie dafür.»

Das war wieder so ein Moment, wo ich mir bewusst wurde, dass ich mich mit Marianne, Eva und Peter so wohl fühlte wie selten im Leben. Es war so schön, zu sehen, wie Peter und Eva nach so vielen Jahren immer noch wirkten wie ein frisch verliebtes Paar, und dazu kam die Gewissheit, dass Marianne und ich uns ähnlich fühlten.

Nun kam noch Samantha dazu. Unsere Reaktion auf sie bewies, dass wir vier kein abgeschottetes System bildeten, sondern durchaus in der Lage waren, eine weitere Person aufzunehmen. Das hätte ich früher für etwas sehr Schwieriges gehalten, ja fast für unmöglich. Dass das offensichtlich möglich war, schrieb ich der Tatsache zu, dass wir uns in letzter Zeit intensiv mit uns selbst, mit der Polyamorie und mit dem Gedankengut des Hedonismus auseinandergesetzt hatten.

Die Kanadier wollten von Eva mehr über ihre Sprachkenntnisse erfahren. Sie zierte sich etwas, aber dann erklärte sie: «Muttersprache ist Deutsch, Englisch haben wir in unserem Jahrgang schon in der Schule gelernt, Französisch habe ich in Paris gelernt und Spanisch in Kalifornien. Für Small-Talk reicht es knapp auf Italienisch, Holländisch und Dänisch. Dabei spielen ein paar Tricks auch eine Rolle. Wenn man beispielsweise zu einem Holländer in einigermassen passablem Niederländisch sagt, dass man kein Niederländisch spricht, muss er lachen und kann danach meist ganz gut Deutsch, sicher Englisch. Ganz ähnlich ist es bei den Skandinaviern. Aber alle diese Sprachen verwenden das lateinische Alphabet.»

Der letzte Satz liess einige Gesichter zu Fragezeichen werden.

«Griechisch zu lernen, finde ich sehr viel schwieriger, weil mir das griechische Alphabet im Wege steht. Ich habe nie versucht, ernsthaft Japanisch oder Chinesisch zu lernen, weil man da gleich auch noch eine ganz neue Schrift lernen müsste.»

Ich konnte das bestätigen: «Ich war mit Marianne zwei Mal je einen Monat in einem Land, wo eine zumindest auf den ersten Blick völlig fremde Sprache gesprochen wird. Das erste war eine Reise durch Malaysia und Indonesien, das zweite ein Aufenthalt in Südindien. Beide Sprachen waren uns vorher überhaupt nicht bekannt. In beiden Fällen habe ich vorgängig etwas Literatur beschafft -- Reiseführer, Sprachführer, Wörterbuch -- und etwas gelesen. Das Resultat war nicht vergleichbar. In Indonesien schaffte ich es, nützliche Dinge wie 'nein danke' oder 'gute Reise' zu sagen. Ich konnte fragen 'wieviel kostet das?'. Im Falle von Malayalam, der Sprache von Kerala, kam ich nicht so weit. Ich war schon mächtig stolz, als ich es schaffte, unsere Namen in der betreffenden Schrift zu schreiben.»

Josephine fragte: «War das denn nicht frustrierend oder zumindest langweilig?»

«Langeweile kam sicher keine auf, denn ich war ja beschäftigt, mich mit dem Phonem-Vorrat und mit der Schrift auseinanderzusetzen. Beides ist hochinteressant, da sich beide sehr von unserer Gedankenwelt unterscheiden. Ist Euch schon aufgefallen, dass Inder, die sehr gut Englisch gelernt haben, immer noch wie Inder tönen?»

Josephine konnte das bestätigen. Sie kannte einen Inder, der in Vancouver lebte, dort als Professor tätig war, quasi perfekt Englisch und Französisch sprach, aber beides mit einem unverkennbaren Akzent: «Wie wenn seine Zunge kürzer wäre, oder so etwas fundamentales.»

«Ich muss vielleicht erklären, wie ich vorging. Die zehnjährige Tochter des Hauses, Athira, wünschte, dass ich mit ihr Englisch-Hausaufgaben machte. Dafür half sie mir mit Engelsgeduld, ihre Muttersprache zu erforschen. Beispielsweise hatte ich gelernt, dass die Inder in Kerala zwei 'L' verwenden, die in etwa dem englischen und dem französischen 'L' entsprechen. Ich hatte eine Liste mit Wörtern, die ein 'L' enthalten und las vor. Athira sagte nur 'richtig' oder 'falsch'. Für mich tönten die beiden Laute anfänglich sehr ähnlich, wenn Athira sie aussprach, nicht wie das Französische, ganz vorne, und das Englische, ganz hinten, sondern beide näher bei der Mitte. Ich übte und stellte fest, wenn ich extrem blieb, wurde ich verstanden, wenn ich versuchte, subtil zu sein, gab es mehr Missverständnisse, also liess ich es bleiben.»

«Das hätte Dir vermutlich einen Akzent verschafft, wie wir ihn den Russen nachsagen.»

«Ziemlich sicher, wenn nicht noch extremer. Dann übten wir 'D' und 'T'. Da fiel sofort auf, dass das Malayalam nicht nur zwei Sorten unterscheidet, sondern sogar vier, die man mit 'TH', 'D', 'T' und 'TT' beschreiben könnte, wobei bei uns kaum jemand denkt, dass 'TH' ein besonders weiches 'D' sein könnte, aber das denken auch die Griechen. Da dieser Laut auch im Namen von Athira vorkommt, war ich motiviert, dem Phänomen etwas genauer nachzugehen. Zunächst muss man feststellen, dass es 'TH' in drei Formen gibt, nämlich 1) mit Aspiration und Stimme, 2) mit Aspiration, aber ohne Stimme, und 3) ohne Aspiration, aber mit Stimme. Die ersten beiden Formen gibt es im Englischen aber die dritte verwenden die Inder, und das tönt dann wie ein sehr sanftes, fast weggelassenes 'D'.

Ich schrieb dann Wörter und Namen, die für Athira völlig sinnlos, aber problemlos aussprechbar waren, einfach um die Schrift zu üben und zu lernen, wie es tönt. Dabei gab es eine satte Überraschung. Ein Wort wie 'Komplott' sprach Athira zunächst wie 'gomblod' aus. Nach einigem Korrigieren und Herumprobieren kam ein Schriftbild heraus, das wenigstens annäherungsweise tönte, wie ich es erwartete: 'Kompplotttt'. Athira war aber klar der Meinung, zwei 'TT' gäbe es nie hintereinander, aber auch ein 'P' in unserem Sinne gibt es eigentlich nicht, nur ein 'B'.»

«Ist das alles irgendwie verschoben?»

«Ja, das sehe ich auch so. Der indische Phonem-Vorrat ist bei den explosiven Konsonanten am 'sanften' Rand unseres Vorrates angesiedelt und feiner unterteilt, aber unsere Laute vom 'kräftigen' Rand kennen sie einfach nicht. Und da kommt noch etwas fast trauriges dazu: Sowohl mundfaule Angelsachsen als auch mundfaule Deutsche machen etwas ähnliches, also finden wir, Inder hätten keine deutliche Aussprache.»

Malu fragte: «Dann findet Ihr vermutlich, Franco-Kanadier und Franzosen seien ebenfalls mundfaul?»

Da war ich jetzt ratlos, aber Eva half aus: «Fast. Das Französische hat keine aspirierten Explosivlaute, was vor allem beim 'P' und beim 'T' auffällt, aber nicht als weich, sondern als trocken empfunden wird. Dieser feine Unterschied 'rettet' gewissermassen die Frankophonen. Es gibt aber auch das umgekehrte: Angelsachsen und Deutsche können die trockenen Explosivlaute nicht von Hause aus. Die fleissigeren haben sie extra gedrillt, aber die anderen haben dann eben einen schweren englischen oder deutschen Akzent, sie tönen dann wie Rosbifs oder wie Boches.»

Charlotta wollte von mir wissen: «Warum können Ingenieure meist recht gut Englisch?»

«Weil sehr viel Fachliteratur auf Englisch verfasst wird. In der MINT-Welt spielt Englisch heute die gleiche Rolle wie das Latein im Mittelalter. Wer gelesen werden will, publiziert auf Englisch. Natürlich wird auch fleissig übersetzt, aber wenn man das englische Original lesen kann, ist man der Konkurrenz bis zu einem Jahr voraus, also lernt man besser so gut Englisch, dass man Fachbücher lesen kann. Dann gibt es aber auch Seminare und Kurse, die meist von den neuesten Entwicklungen handeln, also sollte man auch zuhören und Fragen stellen können, wenn man beim 'Cutting Edge' dabei sein will.»

Marianne fügte hinzu. «Grössere Firmen haben meist Geschäftsbeziehungen, die Ländergrenzen und Sprachgrenzen überschreiten, also suchen sie Leute, die sie über diese Grenzen hinweg schicken können.»

«Ein Schweizer Kollege hat folgendes Gedankenexperiment vorgeschlagen: Man suche sich ein Stück Autobahn und frage, wie lange man fahren muss, um eine Sprachgrenze oder eine Landesgrenze zu erreichen. In der Schweiz etwa eine Stunde, in Deutschland, Frankreich usw. bis zu zehn Stunden, aber in den USA Tage!»

Malu meinte dazu: «Da die meisten Kanadier in einem Streifen entlang der Grenze zu den USA leben, dürften zehn Stunden meist reichen, um eben diese Grenze zu erreichen. Es wird daher nicht so viele Kanadier geben, die Kanada noch nie verlassen haben.»

Peter bestätigte sie: «Ich habe ja viele berufliche Reisen gemacht, aber alle innerhalb von Nordamerika. In einem gewissen Sinne reicht ein Leben nicht, um ganz Nordamerika zu erkunden, und dabei denke ich eigentlich nur an den Teil nördlich des Rio Grande.»

Josephine erhob sich und sagte: «Stichwort 'Erkunden'! Ich wollte noch die Halbinsel erkunden. Paul, begleitest Du mich?»

Charlotta und Malu wollten auch mit. Schon hatte ich drei kanadische Sexbomben um mich, die mich aus- und zum Wasser zogen. Auf der Insel angekommen, wollten die drei in den Wald hinein und eine Erkundungstour machen. Wir erforschten den südlichen Teil der Halbinsel, der durch ein Feuchtgebiet begrenzt wird. Malu schien sich besonders für dieses nasse Stück Erde zu interessieren, während sich Josephine und Charlotta eher für mich interessierten.

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