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Frau R.

Geschichte Info
Ehemaliger Schüler nimmt Nachhilfe.
6.7k Wörter
4.65
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17
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Vorwort: Diese Geschichte ist frei erfunden; könnte allerdings so oder ähnlich statttgefunden haben. Wie auch immer: Viel Spaß beim Lesen!

Sie war keine Frau, nach der sich ein Mann umdrehen würde. Groß und stämmig gebaut, maskulines Gesicht. Ihre einfallslose Kleidung und Frisur rundeten das Bild einer unattraktiven 35 jährigen Jungfer ab. Das einzig Auffällige war ihre recht stattliche Oberweite.

In der Hauptschule einer Provinzkleinstadt hatte sie ihre Anstellung als Pädagogin inne: Ein sicherer Beamtenjob. Wenig Risiko, aber auch ohne große Aussichten auf eine Karriere.

Bernd hatte bei ihr Unterricht. Nein -- da war nichts von Vertrauen zu spüren, welches Schüler zu Lehrern haben sollten. Es war ganz einfach nur stures einpauken des Stoffes. Respekt? Eher kuschen vor der Frau, die sich mit gezielten Vorwürfen und manchmal gemeinen Bemerkungen bei den Schülern durchsetzte. Es gab Lehrer und Lehrerinnen, die netter waren. Bei denen der Unterricht sogar interessant sein konnte. Erst später merkte er, dass das Gelernte bei der ‚Langen' saß, hängen blieb und die Quälerei durch die Stunden nicht umsonst war.

Nennen wir die Lehrerin Anja.

Bernd seine Erinnerungen an diese Lehrerin waren zwiespältig: Sie war zwar nicht ungerecht, konnte aber mit ihrer scharfen Zunge sehr verletzend sein. Und ihre Erscheinung entsprach auch nicht gerade dem, was er sich unter dem Begriff Traumfrau vorstellte. Trotzdem stellte er sich vor -- oder versuchte es zumindest: Wie würde sie wohl „oben Ohne" aussehen? Hatte sie zwischen den Beinen einen riesigen Busch oder war dort alles klein geraten? Hatte sie schon mal? Und wenn, mit wem, wie, wo und wann?

Phantasien eines pubertierenden Jünglings...

Die Zeit der Hauptschule war irgendwann vorbei und Bernd fing seine Ausbildung als Mechaniker an. Damit begannen auch seine Schwierigkeiten: Mathe war nun mal nicht seine Stärke. Er versuchte sich irgendwie durchzumogeln, aber es war abzusehen, dass es so nicht ging: Es drohte der Abbruch der Ausbildung wegen mangelnder Leistungen in diesem Bereich.

Mit seinen 19 Jahren sah er das -- nicht ganz zu Unrecht - als katastrophal an: Abgebrochene Ausbildung gleich Hilfsarbeiter gleich kein Geld, keine Zukunft. Versuchte Hilfestellung von Seiten der Eltern endeten im Fiasko: Da wurden lange Erklärungen abgegeben, Vorwürfe wie: „Hättest mal besser in der Schule aufgepasst!" und Ähnliches, aber das brachte ihn auch nicht weiter.

Dann noch die Spitze: Seine Mutter meinte irgendwann: „Geh doch zu dem Lehrer, der es versaut hat! DER hätte dir das doch beibringen müssen!" Gleich hatte er das Bild von der ‚Langen' vor sich.

Bernd überlegte lange, versuchte noch Dies und Jenes, um sein Problem zu lösen. Sah bald keinen anderen Ausweg: Die Telefonnummer von der Frau war nicht schwer herauszubekommen. Bald darauf hörte er ihre nüchterne Stimme:

„R. hier. Mit wem spreche ich bitte?"

„Ich... Bernd, aus der 9b vor vier Jahren."

„Ach ja, ich erinnere mich."

Stille

„Ja -- äh... Ich wollte mal fragen..."

„Bernd! Ich habe nicht alle Zeit der Welt! Nun sag endlich, warum du anrufst!" kam es von ihr in der gewohnten Strenge. - Ganz die autoritäre Lehrerin, wie er sie aus alten Zeiten kannte.

„Um es kurz zu machen: Ich habe Probleme mit Mathe!"

„Aha! Das ist aber nichts Neues!"

„Und da wollte ich mal fragen... äh.."

„Das hast du bereits gesagt! Also?"

„Naja, es dreht sich um Algebra, binomische Formeln und so. Ich kapiere das alles nicht. Und... Deshalb will ich die Ausbildung nicht in den Sand setzten!"

„Mit anderen Worten: Du brauchst Nachhilfe! Das hättest du auch gleich sagen können. Meine Antwort: Nimm die Rechenbücher aus der 8. und 9. Klasse, schau dir nochmal die Hausaufgaben durch, bevor du viel Geld für Nachhilfe ausgibst. Ich kann mich damit nicht befassen."

„Aber..."

„Was aber? Ich habe dir gerade gesagt, was du tun kannst."

„Frau R. ... Ich habe mir die Bücher noch mal vorgenommen..."

Seine Stimme brach. Vor Wut, Enttäuschung und auch Verzweiflung fing er fast an zu heulen.

„Wenn ich da reinschaue, sehe ich überhaupt nicht mehr durch! Da läuft derselbe Film ab wie damals in der Schule. Das bringt alles nichts! Das ist so abstrakt und praxisfern erklärt -- ich komme damit einfach nicht weiter!"

„Moment!!! Beruhige dich erst mal! Hast du das Buch zur Hand?"

„Ja. Das ist der Kitsch Band X, Ausgabe 1982."

„Ach herrje... Das Ding..." Für endlos lange Sekunden, die ihm wie Stunden vorkamen, hörte nur leises Rauschen in der Leitung.

„Also gut: Komm am Samstag um 13:00 Uhr vorbei. Und vergiss deine Unterlagen nicht."

„Danke! Vielen Dank!"

„Dazu ist es viel zu früh! Ich kann dir jetzt gar nichts versprechen. Komm vorbei und dann sehen wir weiter!"

Es klickte, und das Gespräch war beendet.

Nach diesem Telefonat ließ sie den Hörer wie ein Stück glühendes Eisen fallen. Natürlich erinnerte sie sich an den schlaksigen spindeldürren Jungen! Manchmal war er stinkend faul, um sich dann wieder beinahe fanatisch mit bestimmten Themen zu befassen. Mathematik war für diesen freigeistlich denkenden Jungen eine Tortur: Zu festgelegte Regeln. Nur stures Einpauken brachte ihn damals zum Klassenziel. Dafür konnte er wunderbare Aufsätze schreiben. Sie war nicht nur einmal von seiner Phantasie angetan. Bei Naturwissenschaft stellte er viel in Frage und brachte die irrwitzigsten Thesen ein. Nur zu oft hatte sie ihn mit barschen Zurechtweisungen auf den Boden der Tatsachen zurückholen müssen. Darüber konnte sie im Kollegium reden. Was sie besser für sich behielt: Ab und zu träumte er vor sich hin; was völlig normal war. Auch, dass er sie mit Blicken auszog. Pubertät eben. -- Auch normal. Schlimm war nur, dass sich dabei ihre Libido meldete. Und darüber konnte und durfte sie aus sehr vielen Gründen mit niemandem reden!!!

Er wusste noch, dass Frau R. auf Pünktlichkeit großen Wert legte. Er war etwas zu früh dran und wartete noch etwas... Ein paar Häuser von ihrer Wohnung entfernt. Um dann genau um 13:00 auf den Klingelknopf ihrer Wohnungstür zu drücken. Sie war älter geworden... Ein paar graue Haarsträhnen kamen durch, und die Falten um ihre Augen hatten sich vertieft. Die Kleidung war nur ein wenig vorteilhafter als der Schuldress: Statt des strengen Kostüms, dass sie in der Schule trug, hatte sie jetzt eine weit sitzende Schlabberhose an; dazu einen Pullover, der -- wie die Hose -- kaum oder gar nichts von ihrer Figur preisgab; selbst ihre Oberweite war kaum zu erahnen.

Zu allererst fragte Bernd, was die Nachhilfe kosten würde. Empört lehnte sie Geld ab:

„Ich bin nicht zu kaufen! Was denkst du dir?!"

„Ja aber..."

„Nichts aber!"

„Ich kann das nicht so annehmen... Schließlich opfern Sie Ihre Zeit für mich Dummdödel..."

„Wenn du ein Dummdödel wärst, würdest du erst gar nicht über meine Schwelle kommen. Du warst einfach stinkend faul und unkonzentriert. Jetzt hast du ein Ziel, welches du dir mit Fleiß und Mühe erarbeiten musst!"

„Umsonst nehme ich keine Hilfe an!" Meinte er in seiner Sturheit, die sie noch gut von ihm kannte.

„Halt!" Kam es von ihr. -- Fast wie ein Befehl, als er sich zum Gehen wandte.

„Um das mal klarzustellen: Ich werde aus vielen Gründen keinen einzigen Pfennig von dir annehmen. Ich verlange Disziplin und Mitarbeit, sonst können wir das alles vergessen und brauchst dich gar nicht mehr blicken zu lassen. Bei Erfolg: Wir werden sehen..."

Was ihn zuerst verwunderte und auch störte waren ihre Zigaretten: Das war irgendein orientalisches Kraut, was einen widerlich süßen Gestank verbreitete. Sie erlaubte ihm allerdings nicht, in ihrer Wohnung seine Marke zu rauchen: „Die stinken ja entsetzlich!"

Sie sah sich seine Unterlagen an, stellte einige Fragen, um dann in ihren eigenen Büchern zu kramen.

„Es geht bei dir viel um Physik. Das ist nicht so mein Fachbereich. Obwohl immer gesagt wird, das die Sprache der Physiker die Mathematik ist. Aber bei Strömungslehre und Hydrodynamik muss ich passen. Mal überlegen, wie wir weiter kommen..."

Gemeinsam schafften sie es, ein paar seiner Probleme zu lösen. Etwas barsch fuhr sie ihn oft an:

„Hier ein Flüchtigkeitsfehler, dort die Formel nicht richtig umgestellt. Besser aufpassen!"

Jetzt nahm er ihr das aber nicht übel: Sie hatte ja recht! Dann noch ihre Standard -- Sprüche:

„Erst mal gucken: Was steht da! Das schwarze sind die Buchstaben -- und hier auch Zahlen!"

„Punktrechnung geht vor Strichrechnung! Immer die Regeln der Mathematik beachten!"

Was die Sache für ihn erleichterte: Da war niemand, der über ihn lachte. Was in der Schule nur zu oft, auch jetzt noch vorkam. Deshalb traute er sich im Klassenzimmer immer weniger, noch einmal nachzufragen, wenn er etwas nicht verstand.

„Das war und ist einer deiner Hauptfehler! Wer nicht fragt bleibt dumm!", war ihre Antwort darauf.

Er ging nun jeden Samstag zu ihr: Der Beruf war ihm wichtiger als Fußballspiele, Besäufnisse oder Dico -- Besuche; das Lästern seiner Freunde ignorierte er: „Ich muss da durch! Alles Andere kann ich machen, wenn ich diesen Scheiß hinter mich gebracht habe!" Einige titulierten ihn als Streber. Nur seine Mutter redete ihm zu: „Bleib am Ball! Ich bin ganz sicher, dass du auf dem richtigen Weg bist! Du schafft das schon!"

Bereits die nächste Klausur zeigte Erfolg: Statt einer knappen vier brachte er eine glatte drei nach Haus. Nur mit äußerstem Widerwillen befolgte er den Rat seiner Mutter:

„Hier hast du einen Blumenstrauß aus unserem Garten. Und eine Flasche Wein. Das bist du ihr schuldig!"

„Mensch Mutti! Das sieht ja so aus als ob ich was von ihr will!"

„So ein Käse! Jede Frau freut sich über Blumen... Wenn man die verschenkt, ist das ein Zeichen der Anerkennung, und die hat sie sich verdient. Das heißt noch lange nicht, dass du mit ihr ins Bett gehen willst."

„Wäre wohl auch das allerletzte..."

Sie sah ihren Sohn merkwürdig an -- und gab keine Antwort darauf.

Er hatte noch nie Blumen verschenkt und war sich sehr unsicher. Würde sie ihm den Strauß um die Ohren hauen? Schon alleine der Weg zu ihr... Wenn jemand ihn damit sehen würde! Nicht auszudenken! Irgendwo fand er eine große Einkaufstasche, wo sich beides einigermaßen drin verstauen ließ. Er merkte gar nicht, dass ein paar Blüten dabei abbrachen.

Zitternd klingelte er. Sie ließ ihn ein und lächelte etwas nachsichtig, als er ihr sichtlich verlegen und ungeschickt den Wein und die Blumen überreichte. Schnell hatte sie eine Vase zur Hand und bedankte sich mit wenigen Worten. Als er ihr jedoch stolz seine besser als sonst zensierte Arbeit zeigte, freute sie sich mit ihm. Um dann aber gleich zu kritisieren:

„Also den Fehler hättest du vermeiden können. Und hier: Wieder deine Flüchtigkeit!"

„Na ja... Der Stress..." Versuchte er sich rauszureden.

„Tja -- da musst du mit mehr Selbstbewusstsein und Konzentration herangehen! Du kannst es doch!"

Die aus seiner Sicht ältere Frau war nun nicht mehr ganz so streng und distanziert wie am Anfang. Heute gab sie ihm weniger Aufgaben. Waren es die Geschenke oder auch ihr Erfolg, dass sie etwas umgänglicher als sonst war?

Sie riss ihn aus seinen Gedanken.

„Ich bin handwerklich nicht sonderlich begabt. Und ich verdiene nicht so viel, dass ich alles von einer Firma machen lassen kann."

‚Jetzt kommt die Rechnung! ', dachte er sich und es kam ihm in den Sinn, was sie vor Beginn der Nachhilfe gesagt hatte: Kein Bezahlung mit Geld -- bei Erfolg würde man sehen.

„Nun erschrick nicht gleich zu Tode: Ich erwarte nichts Unmögliches. Wie du siehst, könnte dieses Zimmer neue Tapeten vertragen, außerdem liegen hier zu viele lose Strippen herum. Das muss mal etwas in Ordnung gebracht werden, und alleine..."

Mit sichtlicher Erleichterung bot er seine Hilfe an: Mit Malen, Tapezieren und Elektrik kannte er sich aus.

Bernd überraschte sie wieder einmal mit seinem Eifer und Kreativität, wie er an die Sache heranging: Schnell hatte er den Raum vermessen und machte eine Zeichnung davon. Dann schnitt er maßstabgerecht kleine Stücke Papier aus, die den Schrank, Tisch, Stühle und Regale darstellten. Nun konnte sie entscheiden, was nach der Renovierung wo hingestellt wurde, wo wie viele Steckdosen hinsollten und die Lampen hinkamen. Er war so konzentriert bei der Planung, dass er ihr Schmunzeln nicht sah.

‚Das ist Bernd wie er leibt und lebt... Sprüht vor Ideen... Das nüchterne liegt ihm überhaupt nicht!'

„Das Ganze muss aber in einer Woche erledigt sein; länger halte ich ein Provisorium nicht aus!" stellte sie als Bedingung auf.

„Ok, ein paar Tage Urlaub habe ich noch -- das müsste hinhauen...", sinnierte er.

„Nun mal langsam, junger Mann!" stoppte sie ihn. „Also dass du hier alleine herumfuhrwerkst kommt gar nicht in Frage! Da will ich schon dabei sein!"

„Ok, dann eben nur Nachmittags... Könnte knapp werden..."

Sie diskutierten noch darüber, wie sie die ganze Aktion vom Zeitablauf her am besten organisierten und sie akzeptierte viele seiner Vorschläge. Zum ersten Mal bot sie ihm eine von ihren Zigaretten an und forderte ihn auf, den Wein einzuschenken. So übel der Knaster auch roch: So schlecht waren ihre Glimmstängel nun auch wieder nicht. Oder war es die Kombination mit dem Wein und der ganzen Situation? Er hatte sie nun ja etwas besser kennen gelernt. Dadurch wurde sie von ihrem Äußeren her zwar nicht attraktiver, aber er schätzte mittlerweile ihre Intelligenz -- die er nie in Frage gestellt hatte. Dazu kam ihr etwas merkwürdiger Humor, mit der sie ihre eigenen Unzulänglichkeiten mal verdeckte und manchmal wiederum herausstellte.

Bei der Unterhaltung mit ihrem Schüler zog Anja ein wenig Bilanz: Ihre bisherigen Zweierbeziehungen waren die reinsten Katastrophen. Während einer Urlaubsfahrt mit ihren Eltern an der Ostsee der erste Kuss mit einem Jungen, der es mit ihr nur ausprobieren wollte. Dann ihr ‚erstes Mal' als sie gerade 18 geworden war: Einfach nur scheußlich, schmerzhaft und entwürdigend: Daran wollte sie sich nicht groß erinnern. Dann war da noch die Reise mit einer etwas übergewichtigen blonden Studienkollegin nach Afrika. Dort machte ihr der Sex Spaß. Der Fehler war nur, dass sie den verheirateten Kerl auch noch dafür bezahlen musste. Das war auch so eine Sache, über die sie mit niemanden reden konnte. „Was der Mann tut, darf die Frau noch lange nicht!" war ihre Selbstironie zu diesem Thema. Obwohl... Erst vor einem Jahr gönnte sie sich noch einmal so einen ‚Urlaub'. Und war unendlich erleichtert, als sie das negative Ergebnis des HIV -- Tests in ihren Händen hielt.

Der Wein war bald ausgetrunken. Beim Reden hatten sie beide nicht gemerkt, dass es bereits auf Mitternacht zuging. Zum Abschied gab er ihr wie üblich die Hand. Hielt sie etwas länger als gewöhnlich. Nach den Worten: „Vielen Dank für den schönen Abend! Bis morgen Nachmittag!" küsste er sie kurz auf die Wange. Und hatte es auf einmal sehr eilig zu verschwinden.

Der kleine freundschaftliche Kuss brannte wie Feuer in ihrem Gesicht. Sehr nachdenklich ging sie zu Bett.

„Hoffentlich war es wirklich nur aus Dankbarkeit! Da kann und darf nichts draus werden! Dieser Satansbraten!", murmelte sie vor sich hin.

Gegen Träume kann man bekanntlich nichts tun: In ihrem Traum küsste er sie richtig -- und nicht nur auf den Mund. Sie meinte seine Lippen nicht nur auf ihrem Hals, den Brüsten zu spüren, sondern auch dort, wo sie noch nie geküsst wurde...

Bernd ging es ähnlich: Im Traum zog er sie langsam aus. Sah ihre großen Brüste. Küsste und umfasste sie. Hörte sie vor Lust stöhnen, als er ihre Muschi bis zum Orgasmus leckte und danach darum bettelte, dass er sie endlich... Und sie ihn beinahe mit Gewalt nahm...

Pünktlich zur verabredeten Zeit war er am nächsten Tag bei ihr. Zusammen räumten sie die Möbel auf Seite und begannen, die alten Tapeten abzureißen. Anja gestand ihm, dass sie Höhenangst hätte; aber auch so war er eifrig dabei, diesen Teil zügig hinter sich zu bringen. Es war zwar keine anstrengende Arbeit, aber besonders Anja kam ins Schwitzen. Ohne jegliche Hintergedanken verschwand sie ins Bad: Sie tauschte ihren dicken Pullover gegen einen leichteren aus.

War es Absicht oder nur ein Versehen von ihr, das die Tür zum Bad dabei einen Spalt offen blieb und er sie für einen kurzen Moment mit fast freiem Oberkörper sehen konnte? Nur einen Augenblick... Aber lange genug, um an etwas ganz anderes als ans Tapezieren zu denken...

Sein Traum von letzter Nacht kam ihm wieder in den Kopf. So unförmig war sie doch gar nicht! Etwas groß für eine Frau -- zugegeben! Aber es passte doch alles zu ihr! Von der Seite und hinten gesehen war ihr Rücken doch durch und durch weiblich, feminin und... sexy!

Ähnliche Gedanken schwirrten durch Anjas Kopf: Sie beobachtete ihn bei seiner Arbeit. Jetzt, wo er nur ein dünnes Shirt trug konnte sie das Spiel seiner Muskeln sehen. Kein Arnold Schwarzenegger, aber auch nicht mehr der unreife dürre Jüngling. Wie es sich wohl anfühlen würde, wenn... Und dann sein Blick... Fast so wie damals, als er sie gedanklich ausgezogen hatte. Fast?! Viel schlimmer!

Die abgerissene Tapete war bald in den Müllsäcken verstaut und Bernd fing damit an, die Decke mit weißer Farbe zu streichen. Sauber setzte er die Ecken ab: Die Lehrerin war hier etwas mäkelig. Ihren Anblick von kurz vorher hatte er beinahe vergessen. Aber nur beinahe: Er wollte die Leiter herabsteigen, weil sie versetzt werden musste. Als Anja ihm die Farbe und den Pinsel abnehmen wollte, passierte es: Statt auf seine Füße zu achten sah er zu lange in ihre Augen und rutschte von der Sprosse ab.

„Scheiße!" Schrie er vor Schmerz. Anja war völlig panisch, fing Bernd auf, nahm einen Arm über ihre Schulter und brachte ihn auf das Sofa. „Bleib ruhig... Wo genau tut es weh?" Fragte sie mit zittriger Stimme.

„Hier... oberhalb vom Gelenk!" Stöhnte er nun.

„Warte -- ich hole eben ein nasses Handtuch zum kühlen!"

Er hatte ziemlich enge Jeans an. Es ging nicht anders: Die mussten ausgezogen werden.

Das taten sie gemeinsam -- ohne jeden Hintergedanken.

Sie beugte sich vor, um ihm das kühlende Handtuch um das Bein zu wickeln. In diesem Moment achtete sie nicht darauf, dass er nun freien Blick in ihren Ausschnitt hatte. Das erfuhr sie wenig später:

Er griff unter ihre Achseln und zog sie auf sich. Wie zwei Magneten fanden sich ihre Lippen; wie von selbst erwiderte sie seinen Kuss, um sich dann von ihm loszureißen.

„Bist du wahnsinnig?" fragte sie nach einer Schrecksekunde.

„Ja!" war seine klare und ehrliche Antwort. „Bei dem Anblick konnte ich nicht anders..."

„Aber... aber das ist doch total... Ich bin doch viel zu alt für dich! Und potthässlich obendrein! Das geht doch alles überhaupt nicht!" Unschwer war ihre Unsicherheit zu hören.

Sie widerstand ihm -- etwas... - als er ihr Gesicht in beide Hände nahm und erneut küsste.

„Ähhemm... Das bleibt unter uns! Ich... ich muss das erst mal verdauen. Bitte bedränge mich nicht!"

Wie am Abend zuvor bot sie ihm eine von ihren Zigaretten an und holte eine Flasche Weinbrand mit zwei Gläsern aus dem Schrank. Schenkte ein und meinte beim zuprosten:

„Jetzt können wir auch ‚du' zueinander sagen, wenn wir allein sind. Dass ich Anja heiße, weißt du ja hoffentlich!"

Sie wich aus, als er sie im Gesicht streicheln wollte; erwiderte aber sein Lächeln.

Und dann ganz praktisch denkend -- die Situation überspielend:

„Was macht dein Bein? Wieder einsatzfähig?"

„Wird schon gehen!"

Die Decke war bald fertig gestrichen und eine Wand tapeziert. Sich hin und wieder -- rein zufällig oder auch nicht - berührend kamen sie schneller voran als erwartet.

„So... Feierabend!" meinte sie, als die letzte Bahn geklebt war.

Als Bernd Anstalten machte zu gehen, hielt sie ihn zurück:

„Also so dreckig und verschwitzt gehst du nicht! Was sollen die Leute denken!" Und musste nun über sich selbst grinsen.

„Ja... Duschen wäre nicht schlecht! Du zuerst?"