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Hi, ich bin Lila - Kapital 0001

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Hey Leute, ich studiere jetzt in der Großstadt! Cool, gell?
6k Wörter
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Hey Leute, ich studiere jetzt in der Großstadt! Cool, gell?

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Die junge Lila tritt ihr Studium an. Endlich raus, endlich in die große, weite Welt! Ihrem sonnigen, offenherzigen Wesen und ihrem messerscharfen Intellekt kann niemand widerstehen. Bestimmt wird sie die Stadt und die Universität im Sturm erobern. Kein Scheiß!

Diese Geschichte enthält keine vernünftige Erotik, sondern ausschließlich unvernünftige. Ich versuch´s mal wieder in der Kategorie „Humor". Klappt sicher wieder nicht. Falls doch, schreibe ich 999 weitere Teile in dieser Serie. Kein Scheiß!

Dingo666

********************

„Hi, ich bin Lila. Die neue WG-Mitbewohnerin."

Das sage ich mit meinem strahlendsten Lächeln zu dem Typ, der gerade die Tür aufgemacht hat und mich jetzt anstarrt. Ich bin aufgeregt, denn es ist mein erster Tag in der Universitätsstadt Grävenbröckel. Nächste Woche beginnt mein Studium! Juhuu! Lila Link in der großen Stadt! Lila Link, das bin ich.

„WG-Mitbewohnerin?", fragt der Mann und runzelt die Stirn. Er ist vielleicht vierzig und scheint zur bequemen Sorte zu gehören. Obwohl es erst später Vormittag ist, hat er ein Feinripp-Unterhemd an, das auf eine lässige Weise die Sehnen seiner Arme betont. Er hat sich nicht rasiert. Schon zwei oder drei Tage nicht.

Ich kenne noch keinen Menschen hier. Der Mann vor mir ist also mein erster Kontakt zu den Einheimischen. Ich will, dass er gut wird. Der Kontakt, meine ich. Und mein Studium. Und sowieso alles. Wieso kann eigentlich nicht immer alles gut werden? Blöd, oder? Aber keine Angst, ich arbeite dran.

Seine Augen gehen an mir hinunter, wieder hinauf, und bleiben an meinem Ausschnitt hängen. Er freut sich, mich zu sehen, denn er grinst jetzt leutselig. „Ah, Sie sind Studentin, richtig?"

„Genau." Ich ziehe mein Notizbüchlein heraus. „Das ist doch die Geranienallee fünf, oder? Wir hatten Kontakt per Mail, Herr Rockmann."

„Ah." Er nickt eifrig. „Klar. Kommen Sie rein. Aber den Namen haben Sie falsch verstanden. Ich heiße Egon Rübli, nicht Hajo Rockmann."

„Oh, ich bitte um Entschuldigung", beteure ich und werde rot vor Verlegenheit. So ein Mist! Kaum angekommen, und ich trete in das erste Fettnäpfchen. Obwohl -- Egon Rübli und Hajo Rockmann, das klingt recht ähnlich. Das kann man schon mal verwechseln, oder?

Ich betrete die Wohnung. Er gehört zum erlauchten Kreis der Antiquitätensammler, stelle ich fest. Also muss er Geld haben. Er scheint sich auf das Sammeln antiker Bier- und Schnapsflaschen spezialisiert zu haben. Die stehen und liegen überall herum. Wahrscheinlich investiert er so viel in seine Leidenschaft, dass es keine vernünftigen Sammlerregale mehr reicht.

„Tschuldigen Sie die Unordnung." Er wedelt mit den Händen. „Die Putzfrau hat Urlaub. Ein paar Jahr schon. Hier rüber. Achtung, die Scherben da! Äh -- dieses Zimmer wäre frei. Das können Sie haben."

Ich betrete mein neues Heim mit großen Augen. So ein süßes Zimmer! Sofort verliebe ich mich in die Bleibe. Es hat mindestens sechs Quadratmeter und ein Fenster in den Hinterhof. Ein Bett steht darin, auch voller Flaschen, und ein Tischchen.

Hier also werde ich Medienmythologie studieren! Viele, viele Bücher lesen, und lernen, und ganz viel verstehen. Und -- hihi -- vielleicht sogar der großen Liebe begegnen? Hach, das wäre sooo nett, wenn ich einen hübschen, jungen Kommilitonen kennenlernen würde und...

Schnell reiße ich mich zusammen. Ich träume zu viel. Doch ich kann auch ganz energisch sein.

„Sehr schön, Herr Rübli", nicke ich. „Vereinbart waren fünfhundert Euro pro Monat, richtig?" Ich recke das Kinn. Mich wird er nicht über den Tisch ziehen, ha!

„Natürlich. Kalt allerdings." Er sieht mich abschätzend an. „Dazu kommen dreihundert Euro Heizkostenbeteiligung, fünfzig für Internet und Telefon, und, äh, hundert für Instandhaltung. Also eintausend, alles zusammen."

„Hmm." Ich überlege eine Weile. Oder tue so. Von Mietverträgen habe ich nicht so viel Ahnung. Es klingt alles ganz vernünftig. Egon hat so ein professionelles Auftreten, was soll da schon schiefgehen?

„In Ordnung", erkläre ich bestimmt. „Kann ich auch das ganze Jahr im Voraus bezahlen? Das ist dann nicht so umständlich, oder?"

„Uhmm, ja, schon." Er blinzelt wie ein Mann, der blinzelt. „Das lässt sich machen. Aber da muss ich eine Bearbeitungsgebühr draufschlagen. Das macht dann, ähem, fünfzehntausend."

„Fünfzehn. Gut." Ich hole meine Geldbörse aus der Arschtasche und zähle fünfundvierzig Fünfhunderter heraus. Er glotzt auf das Bündel und lässt es beinahe fallen. Das bedeutet wohl, er ist so reich, dass er das Geld auch wegwerfen könnte. Das finde ich gut. Ich mag Leute, die sich nicht viel aus materiellen Dingen machen.

„Sehr schön. Kommen Sie. Das heißt -- wollen wir nicht besser zum Du übergehen? Wir leben ja jetzt wohl zusammen. Ich bin der Egon." Er zählt die Scheine nicht mal nach, sondern stopft sich alles in die Hosentasche. Ha -- wusste ich es doch! Geld ist ihm völlig egal.

„Gerne. Ich heiße Lila. Lila Link.", strahle ich ihn an. Ein Traum, so ein umgänglicher Vermieter! Bis jetzt liebe ich Grävenbröckel.

„Hier drüben ist die Küche. Da kannst du dir was kochen. Eine Platte geht noch, das reicht", erklärt er mir. „Und da ist das Badezimmer. Das teilen wir uns. Ähem, die Tür ist übrigens kaputt. Die muss ich heute noch ausbauen und in die Werkstatt bringen."

„Wirklich?" Ich schiebe die Tür hin und her. Sie knarrt ein wenig, scheint aber sonst ganz intakt. „Was ist denn kaputt?"

„Sie, äh, geht immer wieder auf. Einfach so. Und das kann ja wohl nicht so bleiben. Es wäre ja voll peinlich, wenn du im Bad bist, und die Tür öffnet sich, oder? Also nehme ich sie erst mal für eine Woche raus und lasse sie reparieren."

Er verschränkt die Arme vor der Brust und sieht mich erwartungsvoll an. Das kenne ich schon, von Vati. Der war auch immer so stolz auf seine Handwerkerkompetenz und hat sich mit viel Liebe um alles im Haus gekümmert.

„Sehr gut", gebe ich ihm die Bestätigung, die er braucht. Männer sind ja so einfach zu manipulieren, denke ich oft. Auch das hat mir Vati beigebracht. Wie zum Beispiel den Trick mit dem Ausschnitt. Es reicht völlig, wenn man im richtigen Augenblick drei Knöpfe oben offenlässt, und die Leute sind viel freundlicher zu einem. Die Männer, vor allem. Ja, mein Vati hatte es wirklich drauf! Gott sei seiner armen Seele gnädig.

Das Bad sieht ein wenig vernachlässigt aus. Der Spiegel ist fast blind, die Wandfliesen verspritzt, und im Waschbecken steht eine seltsame, bräunliche Lache.

„Weißt du was, Egon?", meine ich. „Wenn du dich um die Tür kümmerst, dann übernehme ich die Reinigung, solange die Putzfrau im Urlaub ist."

„Das ist fair. Deal!" Er streckt mir die Hand hin, und ich schüttle sie feierlich. „Dann mal frisch ans Werk!"

Erst hole ich meinen Koffer aus dem Auto, dann fuhrwerke ich wie ein Fuhrwerk durch die Wohnung und putze alles blitzblank. Weil ich gerade so schön drin bin, mache ich die Küche und Egons Schlafzimmer gleich mit. Das fällt mir nicht schwer, denn zuhause habe ich auch immer geputzt, für Vati und meinen Bruder Georg und mich. Egon hilft sogar und bringt die Flaschen weg, als er die Badezimmertür runterträgt. Wahrscheinlich hat er gerade einen guten Deal mit einem anderen Sammler gemacht.

Es dauert kaum sechs Stunden, dann bin ich fertig. Im Anschluss räume ich meinen Koffer aus. Das heißt, ich stelle meinen Computer auf das Tischchen. Die Kleider lasse ich im Koffer, da ich keinen Schrank habe. Das ist eigentlich ganz gut so, das spart nämlich viel Platz.

Stolz sehe ich mich um. Mein Reich, wie hübsch! Ja, hier werde ich es mir richtig gemütlich machen. Mit einem Lachen lasse ich mich auf das Bett plumpsen. Hey, das muss so eine ganz neue Technologie sein: Die Matratze geh in der Mitte runter, so dass ich tief einsinke. Die Ränder kippen hoch. Sehr praktisch, so kann man nie aus dem Bett fallen. Egon leistet sich wirklich nur hochwertige Dinge!

Jetzt bin ich aber verschwitzt. Ich nehme ein Handtuch und den Beutel mit meinen Kosmetika -- alle drei! -- und gehe damit ins Bad. Egon sitzt in seinem Fernsehsessel und lächelt mich total freundlich an. Ich lächle genauso zurück. Gut, dass die Tür ausgebaut ist. Ich könnte es nicht ertragen, wenn sie einfach aufgeht, solange ich nackt unter der Dusche stehe.

Im Bad ziehe ich mich aus, Bluse und Jeans und Unterwäsche. Egon guckt von seinem Sessel aus. Er ist so fürsorglich! Natürlich interessiert es ihn, ob seine neue WG-Partnerin im Bad auch zurechtkommt, das weiß ich zu schätzen. Ich werfe einen Blick in den Spiegel. Der ist jetzt so sauber geputzt, dass man sich drin spiegeln kann.

Meine hellblonden Haare sind verschwitzt, die muss ich waschen. Ich lächle mich an. Ja, ich mag mein Aussehen, ehrlich! Die meisten Mädchen sind ja sooo kritisch, was die eigene Figur betrifft. Ich kann da nicht klagen. Meine Maße sind 90-60-90, bei Konfektionsgröße 36. Jaja, das passt nicht zusammen, aber das ist auch so ein Trick von Vati. „Die Kleider immer eine Nummer zu klein kaufen, meine Süße", hat er immer gesagt. „Das sieht einfach besser aus."

Dieser Tipp war schon in der Schule Gold wert. Ehrlich gesagt war ich nicht die Beste in Mathematik, oder Metaphysik oder Geothermie, und wie die ganzen Fächer da alle heißen. Aber dennoch stimmten meine Noten immer. Weil mein Verhältnis zu den Lehrern immer stimmte. Und das wiederum hatte mit meinen Kleidern zu tun. Mal sehen, ob die Professoren an der Uni ein angemessenes Outfit auch so schätzen.

„Äh -- die Kleider würde ich da nicht auf dem Boden liegen lassen", ruft Egon ein und beugt sich so weit über die Seitenlehne seines Sessels, dass er beinahe rausfällt. „Die Badewanne ist nicht ganz dicht, vielleicht läuft da Wasser raus."

„Oh, danke für den Hinweis." Ich schenke ihm ein strahlendes Lächeln, dann wende ich mich um und bücke mich bis zum Boden, um meine Kleider aufzusammeln. Egon gibt ein ersticktes Geräusch von sich und kippt aus dem Sessel. Ich achte nicht darauf, sondern steige in die Badewanne und ziehe den transparenten Duschvorhang zu. Es dauert eine Weile, bis das Wasser warm wird, und ich zittere vor mich hin. Meine Nippel werden total hart vor Kälte. Egon, der sich am Türrahmen hochgezogen hat, sackt wieder zu Boden. Hoffentlich hat er kein ernsthaftes gesundheitliches Problem, darum kann ich mich nicht auch noch kümmern. Ich muss mich auf mein Studium konzentrieren.

Endlich ist das Wasser warm, und ich kann duschen. Ich seife mich am ganzen Körper ein, und dann reibe ich den Schaum etwa eine halbe Stunde auf der Haut hin und her. Immer an den Armen und Beinen rauf und runter und vor allem über die Brüste und den Bauch. Den Popo nicht vergessen, und auch nicht das Zuckerdöschen. Egon ist auf den Knien vor die Badewanne gerutscht und starrt zu mir hoch, mit herausquellenden Augen. So wie eine dieser Comic-Figuren, bei denen ich immer so lachen muss. Er sieht wirklich nicht gut aus.

Mein Vati hat mir genau erklärt, wie man sich als Mädchen da unten korrekt wäscht. Die Beine gaaanz weit spreizen, dann erst drumherum reiben, und am Schluss mit zwei Fingern rein ins Schlitzchen und sorgfältig auswaschen. Langsam. Weil ich da ja sehr empfindlich bin. Und weil sich das so gut anfühlt. Ich meine -- richtig gut! Da fällt es mir leicht, mich gleich nochmal zu waschen, am ganzen Leib. „Doppelt hält besser", hat Vati immer gesagt.

„Kch ... kch ..." ächzt Egon, eine Hand um den Hals gekrallt. Ich mache mir Sorgen um den armen Mann. Also dusche ich sorgfältig den Schaum ab, indem ich mich mit der Brause von allen Seiten anbrause. Ich bin fast durch und brause von unten gegen das Schlitzchen. Hihi, das kitzelt immer so. Ich muss mich einfach räkeln und dehnen und seufzen. Egon sinkt mit einem Wimmern zu Boden und zuckt seltsam. Seine Kleider werden nass. Komisch -- mich hat er noch vor dem austretenden Wasser gewarnt, und jetzt legt er sich selbst rein?

Doch wer bin ich, sein Verhalten zu kritisieren. Es ist seine Wohnung, er kann hier machen, was er will. Ich kann ja froh sein, zu einem unschlagbaren Preis hier untergekommen zu sein. Also lasse ich ihn erst mal dort liegen und gehe nackt in mein Zimmer. Aufwischen werde ich später.

Es ist jetzt kurz nach sechs. Ich bekomme langsam Hunger. In der Straße habe ich eine Pizzeria gesehen, da werde ich mal vorbeischauen. Georg, mein Bruder, hat mir die Grundpfeiler studentischer Ernährung verraten: Pizza, Schokolade, Eis und Bier. Ich mag zwar kein Bier, aber ich werde mich anstrengen, eine gute Studentin zu sein.

Donnerstagabend. Pizzeria. Welches Outfit passt da am besten? Ich ziehe einige Stücke aus meinem Koffer. Das rote Kleid? Hm, vielleicht ein wenig kurz. Man sieht den Slip schon, wenn ich nur dastehe. Der halbtransparente Overall, den Vati so mochte? Nein. Zu warm. Oder mein neues, superenges Top in Regenbogenfarben und dem „Hi I am a slut"-Aufdruck über dem Busen? Das hat mir Georg geschenkt, anlässlich meines Auszugs. Das ist eine ganz neue, topmodische Marke aus den USA, hat er gesagt. Ein echter Geheimtipp. Ach, mein Bruderherz! Er ist so gut zu mir.

Doch das hebe ich mir für eine besondere Gelegenheit auf. Also ziehe ich eine Jeans an, und eine weiße Bluse. Die ist schon etwas älter und nicht eine, sondern zwei Nummern zu eng. Dafür verzichte ich auf den BH, das gleicht es wieder aus. Damit bin ich perfekt gestylt, denke ich. Zur Sicherheit mache ich heute mal vier Knöpfe vorne auf.

Und schminke mich, aber nur wenig. Den grellroten Lippenstift, und die „Specialsuperfat"-Wimperntusche. Auch so ein Geheimtipp von Georg. Eigentlich ist das Teer, aber der macht einen superfatten Job an meinen Wimpern. Zum einen sind die Härchen damit etwa viermal so lang, zum anderen so schwer, dass ich die Lider nur halb hochstemmen kann. Das mögen die Leute, wenn ich sie so angucke, habe ich festgestellt.

Habe ich alles? Handtasche? Darin Geld? Handy? Notizbuch? Lippenstiftnachschub? Notfallwasser? Ja, alles da. Los geht´s! Ich trällere fröhlich vor mich hin, als ich das Treppenhaus runterhüpfe. Gerade als ich vorbeikomme, schwingt die Tür der Wohnung im Stockwerk unter mir auf, und ein junger Mann tritt heraus.

Ich laufe mit voller Wucht gegen eine durchsichtige Wand. Zumindest fühlt es sich so an. Der Mann ist groß und schlank und athletisch gebaut. Südländischer Typ, dunkler Teint, scharfe Nase. Er trägt schwarze Hosen, ein schwarzes Hemd, und fährt sich gerade so lässig durch die schwarzen Haare, dass man daraus ohne jeden Schnitt einen Shampoo-Werbespot machen könnte. Seine tiefblauen Augen leuchten auf, als er mich sieht.

„Hi", sagte er locker. Ich würde ihm sofort den Literaturhobelpreis für diesen Text geben.

„Hi", hauche ich und sehe wahrscheinlich völlig belämmert aus, weil ich nicht mehr atmen kann. Die Bluse ist echt zu eng! Doch es fällt ihm nicht auf, denn er wird von den Knöpfen abgelenkt. Danke, Vati!

„Wohnst du oben, bei Egon?", fragt er mich. Ich bin hingerissen, wie easy er eine Konversation startet. Ich meine, wir kennen uns ja überhaupt nicht.

„Ja. Ich bin seine neue WG-Partnerin", bringe ich heraus und muss einfach mal tief Luft holen. Der fünfte Knopf platzt ab und schießt dem Typ so eng am Ohr vorbei, dass er zusammenzuckt.

„Witzig." Er schnaubt. „Bei mir hätte heute auch eine neue Mitbewohnerin einziehen sollen. Aber sie kommt einfach nicht. Übrigens: Ich bin Hajo. Hajo Rockmann."

Ich schüttle ihm die Hand und denke scharf nach. Den Namen habe ich schon mal gehört. Aber Hajo bringt mich so durcheinander, dass ich mich nicht konzentrieren kann.

„Ich bin Lali", stottere ich und verdrehe sogar meinen eigenen Namen. Sein Händedruck fühlt sich so drückend an. Wie eine Hand, die meine drückt. Das bringt mich noch mehr durcheinander.

„Schön, dich kennenzulernen, Lali." Er lächelt und zeigt dabei zwei schneeweiße Zahnreihen. Zusammen mit den blauen Augen und dem tiefschwarzen Haar erinnert mich das an Gletscherseeschnee vor einem Kohlebergwerk.

Oh je! Ich werde immer total poetisch, wenn ich verliebt bin. Ist es mal wieder soweit?! Normalerweise bin ich ja sehr beherrscht und habe alles im Griff. Aber wenn ich mein Herz verliere, dann kann ich für nichts garantieren.

Schon öffne ich den Mund, um mich zu korrigieren, was meinen Namen betrifft. Da sagt Hajo: „Lali -- hm, schöner Name! Ungewöhnlich." Und er lächelt erneut gletscherseeschneemäßig. Ich mache den Mund wieder zu und überlege, ob es wohl schwierig ist, den Vornamen beim Amt ändern zu lassen.

„Ich wollte gerade runtergehen zu Claudio, und eine Pizza essen. Darf ich dich einladen?", fragt er mich. Ich strahle. Wie ich diese Stadt liebe! Am ersten Tag schon ein Dinner Date mit so einem Traumtyp? Doch ich will nicht den Eindruck machen, dass ich leicht zu kriegen bin. Auch wenn ich mich am liebsten hingekniet und an seinen Schuhen rumgesabbert hätte.

„Ich komme mit", erkläre ich. „Aber nur, wenn ich dich einladen darf, Hajo. Ich habe was zu feiern heute."

„Gerne", nickte er und fasst mir locker um die Schultern. „Ich bin nur ein armer Student und habe nicht viel Geld." So gehen wir die Treppe zusammen runter. Ich fühle mich, als ob ich zehn Zentimeter über dem Boden schwebe. Hm, ich hätte nicht die Schuhe mit den ganz hohen Absätzen nehmen sollen.

„Ich dachte, alle Studenten haben Studentenjobs?", frage ich ihn.

„Ja, ich auch." Er seufzt. „Am Montag und Mittwoch helfe ich im Altersheim, ehrenamtlich. Am Dienstag bin ich beim Umweltschutzverband, Ortsgruppe Grävenbröckel. Am Donnerstag gebe ich kostenlose Nachhilfe für sozial benachteiligte Schüler. Und freitags helfe ich meinem besten Kumpel an der Bar. Er hat gerade einen neuen Club aufgemacht, und kann noch keine Löhne zahlen."

„Wow. Beeindruckend", lache ich. „Bist du sowas wie der weiße Ritter? Der Rächer der Witwen und Waisen?"

„Das war Robin Hood", korrigiert er mich. „Nein, ich bin kein Robin Hood. Weder habe ich einen Bogen, noch trage ich Strumpfhosen, noch nehme ich von den Reichen und gebe es den Armen. Ich bin politisch gegen die Vermögenssteuer."

Ist er nicht perfekt? Kennt sich in Geschichte, in Politik, und in Strumpfhosenkunde aus, hilft den Schwachen, und sieht aus wie der Sohn von Antonio Banderas mit einer griechischen Göttin. Britney Spears oder so. Meine Knie haben inzwischen die Konsistenz von Gelee angenommen, und anscheinend habe ich mich doch nicht richtig gewaschen: Es juckt mich im Zuckerdöschen.

Er muss etwas bemerkt haben, obwohl ich total auf cool machen. Vielleicht ist es das welpenhafte Fiepen, das aus meiner Kehle dringt. Vielleicht, weil ich an ihm hänge wie ein Kartoffelsack. Oder ist es der Speichelfaden, der von meiner Unterlippe trieft? Ich raffe mich hoch und wische das ab, aber er wirft mir einen bedauernden Blick zu.

„Hey Lali. Nur damit das klar ist zwischen uns: Ich bin schwul. Also wird nichts laufen, ja?"

„Äh -- na klar", stottere ich und stehe vor der schwierigen Wahl: Strick und Schlaftabletten? Oh nein -- nicht schwul, bitte! Warum ist die Welt nur so ungerecht?

„Aber wir können beste Freunde sein und so." Er strahlt mich so heftig an, dass ich kurz erblinde. „Ist doch auch schön, oder? Ich meine, wo wir ja jetzt Nachbarn sind."

„Ja, toll", lächle ich krampfhaft. Schlaftabletten! Einen Container voll, bitte!

Er führt mich in die Pizzeria, den Arm immer noch um mich gelegt. Meine Bluse gibt Geräusche von reißendem Stoff von sich. Wahrscheinlich die Nippel, die sich steinhart zusammengezogen und aufgerichtet haben. Jetzt passen sie beim besten Willen nicht mehr in die ohnehin zu knappe Hülle.

So laufen wir bei „Da Claudio" ein. Fast jeder Tisch ist belegt von Männern verschiedenen Alters, die ihre Pizza essen. Als sie uns sehen, schauen alle auf und bekommen große Augen. Die Musik hört auf zu spielen. Totenstille. Ich verstehe sofort. Das ist hier eine dieser richtig intakten Nachbarschaften. Man kennt sich, und jedes neue Gesicht fällt gleich auf. Nett, dass es sowas noch gibt!

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