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Hinter den Kulissen

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Heiliger Hugh Hefner! Was ist DAS denn für eine Story?!
23k Wörter
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Heiliger Hugh Hefner! Was ist DAS denn für eine Story?!

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WARNUNG: Schräg!

Diese Geschichte ächzt und pfeift und rumpelt auf zwei Rädern um die Kurven. Inhalt und Form spotten jeder Beschreibung: Der Plot ist an den Haaren herbeigezogen, die Moral fragwürdig, sämtliche Protagonisten sind dissoziiert und die Metaphern treiben einem Tränen in die Augen. Überhaupt hat der Autor völlig einen an der Waffel.

Wer „ernsthafte" Erotik sucht, dem ist dieser Text wahrscheinlich zu wirr und zu psychedelisch. Allen anderen bietet sich ein faszinierender Einblick: Das geheime Treiben hinter den Kulissen unseres Lieblingsportals Literotica und seiner Autoren...

Dingo666

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1 - Vorstandsbüro der „Hardsoft AG", Dienstag, 09:56 Uhr

„Bitte warten Sie hier. Herr Gonzales wird sicher gleich hier sein." Die Assistentin setzte ein professionelles Lächeln auf und wies Linda einen Platz hinter dem Besprechungstisch an. „Möglicherweise verspätet er sich um ein paar Minuten."

„Kein Problem." Linda stellte ihre Handtasche auf den Stuhl und erwiderte das Lächeln. Und zwar mit ihrem gut erprobten „Extrastrahlen". Das hatte sie vor Jahren am Spiegel perfektioniert -- volle Energie in die leicht aufgerissenen Augen, alle blendend weiße Zähne zeigen, stark einatmen. Bei Männern funktionierte das immer, und die meisten Frauen reagierten ebenfalls.

So auch diese Assistentin, „Conny Costar", laut dem Namensschild am Kostüm. Connys bernsteinfarbene Pupillen weiteten sich, ihr Plastiklächeln vertiefte sich zu etwas Echtem, Ernstgemeintem. Sehr schön, ein erster persönlicher Kontakt. Das konnte nützlich sein, irgendwann.

Conny nickte verunsichert, stöckelte aus dem Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. Linda sah sich um. Sie war zum ersten Mal hier in der Chefetage im achtzehnten Stock. Das Reich des Vorstandsvorsitzenden.

Durch eine geöffnete Zwischentür erblickte sie einen gewaltigen Schreibtisch mit drei Bildschirmen darauf, sein eigentliches Büro. Dieses angrenzende Besprechungszimmer hier war auf der einen Seite mit einem deckenhohen Regal voller alter Bücher und Folianten ausgestattet, die das Flair einer mittelalterlichen Bibliothek verbreiteten. Gegenüber bot eine Fensterfront einen atemberaubenden Blick über die Stadt. In der Mitte stand ein massiver Tisch aus einer Edelholzsorte, deren Import inzwischen sicher verboten war. Dazu acht schlichte, aber erkennbar teure Stühle.

Schon klar. Das alles war darauf ausgelegt, Besucher zu beeindrucken. Vielleicht sogar einzuschüchtern. Das wusste sie, aber dennoch verfehlte es seine Wirkung nicht. Die Aufregung ließ ihr Herz in der Kehle pochen. Auf diesen Termin, diese Chance wartete sie seit Wochen. Sie durfte das nicht in den Sand setzen!

Sie sprang auf und tigerte mit mühsam bezähmter Spannung durch den Raum. Jedes Mal, wenn sie tief Luft holte, fühlte sie eine Beengung um die Brust. Verdammt, vielleicht hätte sie doch einen BH mit C-Körbchen anziehen sollen. Aber ihr bestes Stück, dunkelrote Seide mit Spitze, war Größe B -- zwar großzügig in der Passform, aber eigentlich einen Tick zu klein für sie.

Andererseits hatte sie ihn genau deshalb ausgewählt. Mit etwas Glück würde ihr Chef demnächst diese Bluse aufknöpfen. Und darunter ein Busen, der fast den BH sprengte, das sah einfach verdammt sexy aus, soviel stand fest. Ein legitimer Trick.

Ein letzter Check: Ja, ihr blaues Kostüm saß einwandfrei, das stark taillierte Jäckchen brachte ihre Kurven gut zur Geltung. Sie strich sich die schulterlangen, roten Haare aus dem Gesicht. Noch einen Knopf auf an der Bluse? Hm, nein. Besser am Anfang nicht übertreiben.

Wo blieb er nur? Nun ja, als Vorstandsvorsitzender eines Unternehmens mit über tausend Mitarbeitern hatte er viel zu tun. Ein voller Kalender, ein hektisches Leben. Hoffentlich konnte sie ein Stündchen abzwacken. Mehr würde sie nicht brauchen.

Ihr Blick fiel auf ein Familienbild, das in einem der Regalfächer stand. Der Chef, mit einer hübschen, dunkelhaarigen Frau im Arm, zwei hübsche, lachende Kinder vor sich. Familie Gonzales also. Perfekte Leute in einem perfekten Leben, sicher in einer großzügigen Villa am Waldrand, mit einem Jaguar und einem SUV davor.

Linda atmete extra tief durch und ignorierte, wie die Drahtbügel des BHs sich in ihr Fleisch gruben.

Genau dieses perfekte Leben wollte sie auch haben. Und sie war bereit, alles Notwendige dafür zu tun.

Alles!

***

2 - Zirkus „Kopfkino", Parkplatz für Darsteller-Wagen, Dienstag, 9:58 Uhr

Boy klopfte an die Tür des schäbigen Wohnwagens. Das Geräusch, das seine Knöchel auf der Oberfläche erzeugten, kündete von einer billigen Spanplatten-Konstruktion. Das kleine Schild mit der Aufschrift „Gonzo Gonzales -- Darsteller" erbebte und drohte abzufallen.

„Hm?", kam ein unwirsches Brummen von innen. Boy seufzte und drückte die Klinke. Ein Schwall warmer, verbrauchter Luft kam ihm entgegen, mit einer deutlichen Note nach Alkohol. Und nach Bettwäsche, die mal wieder eine Reinigung nötig hatte.

„Gonzo!"

Boy betrat den einzigen Raum des Wagens, baute sich vor dem Tisch auf und stemmte die Hände in die Hüften. Der dunkelhaarige Mann, der in einem nachlässig geschlossenen Bademantel auf der Bank hockte, schien wenig beeindruckt. Er blinzelte hoch, rührte sich jedoch nicht vom Fleck.

„Komm schon, Mann." Boy seufzte wieder und versuchte eine aktivierende Handbewegung. „Du solltest schon längst am Set sein. Was ist denn nur los mit dir? Gestern warst du auch zu spät dran, und dann die Geschichte mit den Kostümen letzte Woche. Stimmt was nicht? Bist du krank oder so?"

„Nein." Gonzo lehnte sich zurück und rieb sich mit der Hand über die Augen. „Hab nur keinen Bock."

Scheiße! Daher wehte also der Wind. Boy biss die Zähne aufeinander. Doch er machte diesen Job ja nicht erst seit gestern. Er hatte sein Repertoire an motivierenden Worten, für unmotivierte Darsteller beiderlei Geschlechts.

„Kann ich verstehen", nickte er und machte erst mal auf verständnisvoll. „Immer nur Sexgeschichten, tagein tagaus. Das kann auf die Dauer eintönig wirken. Aber hey, immerhin hast du ständig was laufen. Die meisten Männer wären froh, wenn sie jeden Tag eine Mieze vögeln könnten, einer hübscher als die nächste."

„Jaja, ich weiß." Gonzo legte den Kopf zurück an die Wand. Er wirkte müde. „Der Job ist ja auch nicht schlecht. Aber selbst Schönheit wird auf die Dauer langweilig. Weißt du, wann ich das letzte Mal mit einer normalen Frau arbeiten durfte? Immer diese perfekt gebauten Model-Typen. Manchmal kriege ich total Lust auf was richtig Hässliches."

„Ich kann ja mal fragen, ob jemand eine Story mit Conchita Wurst plant." Boy zuckte die Achseln. Alle Darsteller waren Mimosen. Der hier auch.

„Wie wär´s mit Frankensteins Braut?", schlug Gonzo vor. „Oder Flipper? Mit einem Delfin, das wäre auch mal was Neues."

So einen Schwachsinnsdialog durfte man niemals weiterführen, das war Zeitverschwendung, wusste Boy. „Hier ist das Skript für heute." Er zog einige Kopierseiten aus der Innentasche seines Jacketts und warf sie vor Gonzo auf den Tisch. „Ich hoffe, du hast dir das wenigstens mal durchgelesen."

Gonzo warf einen Blick auf das Deckblatt.

„Klar," murmelte er. „Schrott. Schriftstellerisch erbärmlich. Kein Wunder -- ist ja auch von „Dingo666". Nicht der schon wieder!" Er verdrehte die Augen gen Himmel.

„Na und? Wie lautet der erste Katechismus für Darsteller?" Boy verschränkte die Arme vor der Brust und sah an der Nase entlang auf ihn hinunter.

„Ehre deinen Autor, jaja", murmelte der Mann und seufzte.

„Ganz genau. Der Plot ist nicht mein Problem. Oder deines, Gonzo. Du bist nur das ausführende Organ. Buchstäblich sogar."

„Aber schau doch mal hier!" Zum ersten Mal kam Leben in die schlaffe Gestalt des Darstellers. Er griff nach dem Skript, blätterte einmal um, und klatschte auf das Papier. „Gleich auf der ersten Seite wird die Körbchengröße der Hauptdarstellerin thematisiert. Das ist doch platter als platt. Unterste Schublade, oder?"

„Ach, ich finde das gar nicht so übel", verteidigte Boy das Skript. „Das ist doch gut gelöst mit dem zu kleinen BH, der sie einzwängt. Die Leser sollen sich halt schnell ein Bild machen. Warum nicht erst mal anschaulich zeigen, wie groß die Möpse sind?"

„Jajaja. Ich weiß schon. Wir sind ein Portal für erotische Geschichten und kein Verlag für nobelpreisverdächtige Literatur."

„Exakt, mein Lieber. Und du hast hier einen Job. Also schwing endlich deinen Arsch hier raus und rüber zum Set!"

„Sklaventreiber", brummte Gonzo, seine Stimme triefend vor Verachtung. „Williger Büttel sinisterer Kräfte. Wahrscheinlich ist Literotica insgeheim von QAnon finanziert. Du arbeitest für den Satan, du weißt es nur nicht." Doch wenigstens stemmte er sich hoch und streckte sich. Sein Rückgrat knackte.

„Bestimmt." Boy lächelte strahlend und nickte zur Aufmunterung. Gleich hatte er den Idioten so weit. Dann erlosch sein Lächeln. Der Bademantel hatte sich geöffnet und gab den Blick frei auf das Gemächt von Gonzo. An einem schlanken, durchtrainierten Körper hing ein beachtlicher Schwanz, eingerahmt von einem wirren Knäuel tiefschwarzer Schamhaare.

Na klar -- die Darsteller hier werden ja speziell nach solchen Kriterien ausgesucht, sagte sich Boy. Dennoch fühlte er sich mies und minderbemittelt.

Gonzo hatte seinen Blick bemerkt. „Nur zweiundzwanzig Zentimeter", meinte er abwesend und öffnete einen Schrank. „Hier laufen ja ganz andere Kerle rum. Aber wenigstens ein richtiger Fleischpenis, bleibt auch schlaff recht groß. Das hilft in manchen Situationen."

„Hmpf." Boy ignorierte das. Ebenso wie den straffe Hintern, der zum Vorschein kam, als Gonzo den Bademantel abwarf und die passende Kleidung zur heutigen Rolle hervorkramte. Verdammt, der Kerl sah einfach gut aus, trotz der sechsunddreißig Jahre, die auf seiner Karteikarte als Alter vermerkt waren.

„Kennst du meine heutige Partnerin?", fragte Gonzo und streifte sich ein hellblaues Hemd über. „Linda Lust, das sagt mir nichts. Aber ich arbeite mit so vielen, da kann ich mir nicht alles merken. Ist dann immer peinlich, wenn ich schon mal mit einer gefickt habe und sie dann nicht wiedererkenne."

„Nein. Ist wohl recht neu hier. Kennst du sicher nicht", antwortete Boy und sah verstohlen auf Gonzos superknackigen Po, der nun in einer knapp geschnittenen Anzughose aus grauem Stoff verschwand. Er schluckte. Bei manchen von diesen Darstellern konnte man direkt Lust auf Homoerotik entwickeln, auch wenn man ansonsten völlig hetero unterwegs war.

„Komm jetzt", fügte er unwirsch an. „Du bist spät dran. Ich auch. Ich habe gleich noch einen Termin mit „hunter61kk". Neue Story."

„Jajajaja. Bin soweit. Wir können los."

„Hast du die Viagra, für den Notfall?"

„Klar. Immer in der Tasche."

„Also gut. Auf in den Kampf!"

***

3 - Vorstandsbüro der „Hardsoft AG", Dienstag, 10:15 Uhr

Linda saß am Tisch, den Kopf in die Hände gestützt. Sie vergnügte sich damit, sich Haarsträhnen aus dem Gesicht zu pusten, mit möglichst präzisen Luftstößen aus den gespitzten Lippen.

Wo blieb Gonzales nur? Schon eine Viertelstunde über der Zeit. Gut, für die Gesprächseröffnung vielleicht nicht schlecht, denn dann war er ihr was schuldig. Er würde um Verzeihung bitten müssen, und das bot vielleicht schon die Chance zum Einhaken.

Ihre Aufregung hatte sich gelegt, drohte sich in Langeweile zu verwandeln. Das kam unerwartet. Wenn man vorhat, den eigenen Chef anzumachen, dann sollte das nicht langweilig sein, oder? Zumal, wenn dieser als äußerst attraktiver Mann galt, und zudem noch verheiratet und nicht gerade für Skandale bekannt war.

Ja, sie würde ihr ganzes Register ziehen müssen. Der erste Eindruck würde sehr wichtig sein. Es musste knistern, von der Sekunde an, in der er durch die Tür kam. Und dazu musste sie selbst knistern.

Sie atmete tief durch. Dann legte sie die Hände auf ihre Brüste und drückte sanft, massierte die weichen Formen. Das wohlvertraute Kribbeln setzte ein, und sie spürte, wie sich ihre Brustwarzen verhärteten. Einige sanfte Berührungen an den richtigen Stellen erzeugten ein hübsches Glimmen in ihr, das langsam tiefer sank, in Richtung Schoß.

Schon besser! Sie presste die Schenkel zusammen, spannte die Muskeln in ihrem Unterleib an, ein paar Mal, rhythmisch. Dabei dachte sie an ihren Chef. An seine dunklen Augen, die sie im Meeting so durchdringend ansehen konnten. An starke Arme, die Wölbungen von Muskeln unter Anzughemden. An die Rundung seines Hinterns, wenn er sich umdrehte, um eine Powerpoint-Grafik an der Wand zu erläutern.

An den Umriss in seiner Hose, der sich dann deutlich unter dem eng geschnittenen Stoff abzeichnete, wenn er ihr das Profil zuwandte...

Sie lächelte versonnen. Ja, sie war bereit für das Gespräch!

***

4 - Zirkus „Kopfkino", Set-Bereich, Dienstag, 10:18 Uhr

„Mensch, da seid ihr ja endlich! Ich dachte schon, heute wäre Schreibblockade oder so."

Pinky sprang auf und wedelte mit beiden Händen, um Boy und Gonzo zu mehr Eile anzutreiben. Boy sah ihn nur an und rollte die Augen übertrieben gen Himmel. Gonzo gab einen undefinierbaren Laut von sich und trottete in exakt demselben Tempo weiter. Er sah gut aus in dem engen, italienisch anmutenden Business-Outfit. Der hellgraue Stoff kontrastierte hübsch zu seinem südländisch-dunklen Teint.

„Musste seine Eminenz erst aus einer Sinnkrise reißen", bemerkte Boy und kickte ein gebrauchtes Kondom weg, das auf dem Weg lag.

„Ist dir super gelungen", murmelte der Darsteller gallig. „Yeah, endlich wieder so eine dumme Tussi begatten. Ist ja schon Stunden her seit der letzten Nummer."

„Heute wird es dir sicher gefallen. Das Skript taugt was, sage ich dir."

„Jaja. Was ist jetzt mit Flipper?"

In dieser Tour ging es weiter. Pinky hörte nicht mehr hin, er kannte diese Leier zur Genüge. Doch das tat seiner Energie keinen Abbruch. Er winkte nach rechts, als würde nur er den Weg kennen, und setze sich mit energischen, kleinen Schritten an die Spitze.

Bald hatten sie das Zentrum von Literotica erreicht: Eine runde Manege, bedeckt mit Holzspänen und Streu. Leute strömten ein und aus. Meistens einzelne Männer, ein paar Frauen, wenige Paare. Die meisten mit einer Sonnenbrille im Gesicht. Unbekannte Nutzer also, und daher anonym. Einige andere trugen Namensschildchen auf der Brust und wiesen sich als registrierte Leser aus.

Dazwischen auch Darsteller. Pinky nickte Helena zu, der bekannten Serienheldin. Sie bemerkte es nicht, oder sie ignorierte ihn. Einige der Stars verhielten sich schon ziemlich herablassend gegenüber der Crew. Ah, und dort drüben war ein Autor zu sehen, der aufgeregt mit einem Zensor diskutierte. Wahrscheinlich wieder mal so eine Altersfrage. Wann kapierten es diese Schreiberlinge endlich, dass man kein Mädchen aus der Mittelstufe in eine wüste Gangbang-Orgie stecken und dann einfach „Alle Personen sind mindestens achtzehn Jahre alt" drüber schreiben konnte?

Eine Anzahl großer Portaltore bildete die Einfassung der Zentralmanege. Er hielt auf das ganz links gelegene zu, über dem ein Schild „Anal -- Der Hintern ohne wenn und aber" prangte. Jemand hatte von Hand darunter gesprüht: „The butt, and nothing but." Auch so eine ewige Baustelle -- hier hätte schon vor Jahren eine bessere Übersetzung des Wortspiels angebracht werden sollen. In diesem verrückten Laden funktionierte so einiges nicht.

Sie schritten zum Tor, im Strom der Leser -- „Anal" gehörte zu den beliebtesten Bereichen. Nebenan kam „_Faith_" mit einem überdimensionalen Tonbandgerät an der Hüfte aus dem Nachbardurchgang mit der Aufschrift „Audio -- Erotik mit akustischer Begleitung." Richtig, der machte ja gerade ziemlich Furore mit seiner „Luxus MILF als Hörbuch". Hinter ihm drangen seltsame Laute aus dem Studio. Brunftschreie von Löwen?

Dahinter erkannte er eine Gruppe von Lack- und Ledertypen, die grölend in das „BDSM"-Tor einfielen. Dabei schlugen sie mit Peitschen und Ketten um sich und taten ihr Bestes, um die gesichtslosen Leser zu schockieren. Sena78 stand dahinter und raufte sich die Haare. Anscheinend hatte die Autorin sich das anders vorgestellt.

Dann waren sie im Anal-Sektor angelangt. Eine Endlosreihe von Sets erstreckte sich entlang eines schnurgeraden Weges bis zum Horizont. Das sah aus wie eine doppelte Perlenkette aus Ikea-Ausstellungsräumen, aufgebaut in der längsten Tiefgarage der Welt. Über jedem der Stände leuchtete eine grüne oder rote Anzeige. Leser schlenderten entlang, blieben immer wieder vor einem der lebensgroßen Dioramen stehen und studierten die jeweils dargebotenen Sexszenen. Sie beachteten nur denjenigen mit einem grünen Signal. An den roten wurde noch gearbeitet, die waren noch nicht veröffentlicht.

„Hier ist es schon." Stolz streckte Pinky beide Hände aus und zeigte den zwei anderen das Ergebnis seines letzten Auftrags: einige Fake-Wände und Möbelstücke auf ein paar Bühnenelementen. Darüber hing ein großes Schild mit der Nummer „33". Die Signallampe brannte rot.

„Ein Büro im 18. Stock, ein Hochhaus in einer namenlosen Großstadt", las er von dem Auftragszettel ab, der an die Zugangstür genagelt hing. „Gehobene Ausstattung, anonymer Business-Stil. Teppichboden, weich genug für Action, falls erforderlich."

„Aha." Gonzo betrachtete den Aufbau mit ostentativ hochgezogenen Augenbrauen und schnaubte.

Pinky biss die Zähne zusammen. Welches Problem hatte der Spacko nur?

„Guck nicht so blöd!", zeterte er. „Das ist doch eine schöne Skyline-Bildtapete, die da die Aussicht simuliert, oder? Und das Regal ist auch hübsch. Echte Bücher mit Lederrücken, das kann ja wohl niemand von mir erwarten, bei dem lächerlichen Budget. Der Tisch ist natürlich auch ein Imitat, aber stabil gebaut. Der sollte einiges aushalten. Aber bitte nicht überstrapazieren, ja?"

„Wirklich toll geworden", nickte Boy mit nur teilweise glaubhafter Begeisterung und zeigte auf eine Gestalt im Dunkeln, die auf einer Plattform über dem Set hockte. „Scribo scheint einsatzbereit. Hey, und da ist ja auch schon Linda, deine Partnerin für heute. Du kannst also gleich loslegen, Gonzo. Viel Spaß euch beiden!" Er wandte sich und hastete davon.

Richtig. Am Kopfende des Tisches saß eine junge Frau mit halblangen, dunkelroten Haaren. Sie legte den Kopf schräg und verzog die Mundwinkel, als sie die Ankommenden bemerkte.

„Beeil dich lieber, Gonzo", flüsterte Pinky. „Ich glaube, sie ist ein wenig sauer, weil sie auf dich warten musste. Sie hat ein wenig mit Autoerotik improvisiert, um das zu überbrücken."

„Bestens!", ätzte der Darsteller. „Können wir nicht rüber in „Spielzeug & Selbstbefriedigung"? Da könnte sie das auch selbst zu Ende führen, und ich habe meine Ruhe."

„Gonzo! Schluss jetzt. Da ist der Job. Jetzt geh und mach ihn gefälligst!"

Gonzo sah sich um, als suche er nach einem Fluchtweg. Er nickte ergeben und atmete endlos lange aus. Dann straffte er sich durch, stieß ein hell keckerndes Delfin-Geräusch aus und pflasterte ein falsches Lächeln auf sein Gesicht. So trabte mit zwei, drei federnden Sturmschritten in das Set. Das offene Jackett umwehte seine durchtrainierte Gestalt. Das erinnerte an einen Kavallerieangriff. Ein Pferd mit großen, bunten Fahnen, die sich in Zeitlupe bauschten und flogen.

Die betagten Bühnenelemente ächzten bedenklich unter seinen Füßen, die Sperrholzwände wackelten. Hoffentlich hielt das Set dem vereinten Ansturm der zwei Darsteller stand. Pinky stopfte mürrisch beide Hände in die Taschen und wandte sich ab.

„Hey Pinky!"

Weiter vorne im Gang sah er „swriter", der hektisch winkte.

„Hm?"

„Hast du Zeit? Ich brauche vierundzwanzig Sets für neue Geschichten. Gerade stecke ich wieder in einer Vielschreib-Phase."

Pinky nickte und biss heimlich die Zähne zusammen. Ein Scheiß-Job! Warum hatte er nicht was Vernünftiges gelernt?

***

5 - Vorstandsbüro der „Hardsoft AG", Dienstag, 10:25 Uhr

„Linda Lust! Ich bin zu spät, das ist unverzeihlich. Mir bleibt nur, mich vor Ihnen in den Staub zu werfen und auf ihre Gnade zu hoffen!"

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