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Joes kleine Meerjungfrau

Geschichte Info
Real ist alles etwas, äh, rustikaler als bei Arielle & Co...
14.6k Wörter
4.61
19.2k
11
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Aqua-Xeno-Erotik mit einigen erschröcklichen Schock- und Splatter-Effekten. Bei dieser (etwas längeren) Geschichte steht das „Nichtmenschliche" im Vordergrund. Allerdings würde sie auch perfekt unter „Horror" passen. Dies als Vorab-Warnung, falls das jemand nicht mag.

(c) 2021 Dingo666

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„So eine verfickte, riesengroße Scheiße!"

Joe warf den Kopf in den Nacken und heulte seine Frustration laut heraus. Die Fäuste hatte er so fest geballt, dass die abgesplitterten Fingernägel in sein Fleisch schnitten. Ein paar Möwen, die sich auf dem Wrack der „Slanderscree" niedergelassen hatten, flogen erschreckt auf. Ihr Kreischen erfüllte kurzzeitig die Luft.

„Scheißescheißescheiße!"

Alles im Arsch! In dem Boot hatte alles gesteckt, was er noch besaß. Der Rest seines früheren Reichtums war für die Abfindung von Dunja und für die Anwälte draufgegangen. Und für die etwa halbjährige Party, mit der er zunächst versucht hatte, sein zersplittertes Leben wieder zusammenzufügen.

Dunja -- das elende Miststück! Sie war eigentlich an allem schuld, wenn er es sich recht überlegte. Wenn sie jetzt hier wäre, er würde ihr...

Die glühende Wut, die ihn erfüllt hatte, zerfiel zu Asche. Er fühlte sich zu ausgepumpt, nach der stundenlangen Bergung in der Nacht. Sein Zorn fand kein Ziel. Er war mutterseelenalleine hier.

Der große Mann ließ sich in den Sand plumpsen und brütete stumpf vor sich hin. Hinter ihm stapelten sich die Dinge, die er aus dem zerschmetterten Fiberglasrumpf gerettet hatte. Nahrungsmittel, Wasser, Kleidung, Verbandszeug und Medikamente, ein paar Werkzeuge. Einige Segelbahnen.

„Scheiße." flüsterte er tonlos und zuckte zusammen, als eine Schmerzwelle durch sein bandagiertes Schienbein rollte. Dort hatte er sich böse an einem Stein verletzt, bei den hektischen, chaotischen Aktionen mitten in der Nacht.

Joe atmete tief durch und sah sich um. Er hockte an einem unberührten Sandstrand, so weiß und breit, dass er jedem Urlaubskatalog zur Ehre gereicht hätte. Die Sonne hatte sich gerade erst über den Horizont gehoben, es musste etwa sieben Uhr am Morgen sein. Hinter ihm erhob sich die namenlose Insel zu einem niedrigen Hügel, bewachsen von Palmen und anderen tropischen Pflanzen. Das alles wirkte abweisend, feindlich. Ganz und gar nicht wie die putzigen Mini-Inseln in den Cartoons über Schiffbrüchige.

Er atmete tief durch und straffte sich. Sogar ein Lächeln spielte kurz um seine harten Mundwinkel. Wollte er nicht etwas Interessantes erleben? War das nicht der Grund für alles? Für seinen Ausstieg, den Kauf der „Slanderscree"? Den Entschluss, ein Jahr lang die ganze Welt zu besegeln? Nun, eine Strandung auf einer einsamen Insel im tropischen Sturm, das konnte man mit Fug und Recht als interessante Erfahrung bezeichnen, oder? Wer konnte schon von sich behaupten, so etwas erlebt zu haben?

Er jetzt schon, Joseph Michael Cains, 38 Jahre alt. Nun also nicht nur geschieden, sondern auch gestrandet. Seine Laune hob sich ein wenig. Genau! Irgendwann würde er lässig an einer Bar lehnen, einen eiskalten Gin Tonic in der Hand. Dunja, die ganz zufällig auch in dem Club gekommen war, würde Augen und Mund aufreißen. „Gestrandet? Im Sturm? Mitten in der Nacht. Mein Gott!" Er würde nonchalant abwinken und einen Schluck nehmen. Die vollen Brüste in Dunjas offenherzigen Ausschnitt würden sich heben und senken, ihre Augen anbetungsvoll leuchten...

Mit einem Schnauben verdrängte er das Wunschbild. Dunja würde er schon zurück gewinnen, früher oder später. Jetzt musste er erst einmal weg von diesem öden Fleck. Und dazu musste er gefunden werden. Gleich würde er Holz sammeln und ein Signalfeuer vorbereiten. So groß, dass ein Flugzeug es aus fünfzig Meilen Entfernung sehen würde.

Er kam er ins Stehen und hinkte nach links. Dort unterbrachen schroff gezackte Felsblöcke die Linien des Strands. Kurze Wellen schwappten dagegen und warfen Schaum und Wasserspritzer hoch, die letzten Nachwehen des nächtlichen Sturms. Es roch durchdringend nach Salz und nach Tang.

Die „Slanderscree" bot einen erbärmlichen Anblick. Die Brecher hatten das Boot quer gekentert auf die Felsen geschleudert. Der Mast hatte sich in einem Spalt verfangen, doch die Schwerkraft hatte das Boot zurück in eine halbwegs aufgerichtete Lage gezwungen. Der Mast war daher nun zu einem abenteuerlichen Bogen gespannt, umweht von zerfetzten Leinwandresten und abgerissenen Tauen.

Jeden Gedanken an eine Reparatur konnte er vergessen. Sein Boot, die elegante, weiße Slup, seine Heimat in den letzten Monaten: tot, Geschichte. Genau wie seine Börsenkarriere. Wie der ganze Wahnsinn, den er früher getrieben hatte. Für Dunja.

Er verdrängte die Erinnerungen an sein früheres Leben und konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt.

Angst um sein Leben hatte er nicht. Auch hier im Südpazifik, in den weit verstreuten Inselgruppen und Atollen von Mikronesien, gab es eine Überwachung, Vermisstenmeldungen und Suchflugzeuge. Gut, er war zwei Tage lang mit gebrochenem Ruder vor dem Sturm hergetrieben, doch sie würden ihn finden. Im 21. Jahrhundert verhungerten gestrandete Seeleute nicht mehr auf einer einsamen Insel. Da war er sich absolut sicher.

Es ging darum, bis dahin zu überleben. Das sollte kein größeres Problem darstellen. Die Angelruten hatten den Crash überlebt, und im Dschungel müsste er Kokosnüsse und vielleicht Früchte finden. Auch Wasser gab es -- ein paar Meter weiter plätscherte ein kleines Rinnsal durch die Steine ins Meer. Das Wetter und die Temperaturen sollten hier in den Tropen ebenfalls kein Problem darstellen.

„Na gut, Robinson Crusoe." sagte er zu sich selbst. „Dann mal auf. Schauen wir doch, ob wir noch was finden."

Das Bein pochte immer noch, doch er drückte den Schmerz weg, einfach beiseite. So etwas konnte er gut. Ja, als Mann der Tat durfte man sich von kleinen Widrigkeiten nicht beeindrucken lassen. Früher, in seiner Zeit an der Börse, hatten ihn die anderen Trader beneidet um seine Fähigkeit, Rückschläge und falsch laufende Kurse gleichmütig zu akzeptieren und sofort neue Entscheidungen zu treffen. Wer ein Ziel hatte, war niemals verloren! Er pflegte seine Ziele immer zu erreichen, komme was da wolle.

Ein metallisches Blinken zog seine Aufmerksamkeit auf sich, im flachen Wasser neben den Felsen. Er hinkte hinüber, vorsichtig, um nicht von der immer noch starken Brandung umgeworfen zu werden. Da lag seine Bordaxt, halb vergraben im Sand. Mit einem triumphierenden Ruf schnappte er sich das Werkzeug und wog es in der Hand. Wunderbar -- damit konnte er sich alles Mögliche bauen.

Eine größere Welle rollte an. Er wich einige Schritte zurück. Sie brach und schäumte über die Felsen. Der Mast gab ein durchdringendes Schaben und Kreischen von sich, wo er gegen den Stein rieb. Joe betrachtete das genauer. Anscheinend hatte sich die Mastspitze mit dem darauf montierten Radardom in einer Felsspalte verhakt. Wenn er das lösen konnte, würde sich das Wrack vielleicht wieder aufrichten. Das würde die Bergung weiterer Habseligkeiten wesentlich erleichtern.

Gedacht, getan. Vorsichtig kletterte er auf den Steinhaufen und studierte die Situation aus der Nähe. Dann hob er die Axt und schlug auf die Mitte der weißen Plastikhülle, unter der die Radarelektronik lag. Ein Riss sprang quer durch die Halbkugel. Anscheinend stand sie massiv unter Druck. Joe schlug ein zweites Mal zu. Ohne Ergebnis. Ein drittes Mal.

Ein Knirschen. Ein durchdringendes Kreischen. Dann schnalzte der Mast hoch und kam federnd wieder in eine Senkrechte, während das ganze Boot durchsackte. Das komplette Radargerät löste sich von der Mastspitze und wurde wie von einem überdimensionalen Katapult über das Wasser geschleudert. Joe folgte der Flugbahn in andächtigem Staunen. Das Teil flog mindestens zweihundert Meter weit und klatschte in die Wellen, wo --

Wo ein Arm sich in einer Abwehrgeste aus dem Wasser gehoben hatte? Wo kurz ein dünner Schrei über dem Rauschen des Seegangs zu hören war?

„Was zum Teufel...?" Joe richtete sich ganz auf und beschirmte die Augen mit der Handfläche. Ein Mensch, hier draußen im Wasser? Hatte er schon Halluzinationen? Nein. Da trieb etwas, eindeutig. Ein roter Schimmer im stumpfen Graugrün des Wassers. Blut? Hatte er versehentlich jemand getroffen und verletzt?

Joe zögerte keine Sekunde. Er schleuderte die Axt nach oben auf den Strand, weit genug weg von der Brandungslinie. Dann stürzte er sich ins Wasser und kämpfte sich mit ausholenden Schwimmzügen durch die Wellen. Das war ungemütlich, das Wasser klatschte ihm frontal ins Gesicht. Er spuckte und hustete, und schwamm weiter. Das linke Bein schonte er ein wenig, doch die Kühle des Wassers betäubte den Schmerz ohnehin.

Nach wenigen Minuten hatte er die Stelle erreicht und sah sich um. Ja -- da drüben! Mit drei, vier weiteren Zügen war er dort.

Es war kein Blut. Sondern ein langer, dunkelroter Haarschleier, vom Wasser zu einem wogenden Fächer geformt. Da trieb ein Mensch, mit dem Gesicht nach unten. Hastig nahm er die schlaffe Gestalt und drehte sie um. Eine Frau. Leichenblass. Ein langer Riss zog sich über die linke Schläfe, doch Blut war kaum zu sehen. War sie etwa schon tot? Von ihm achtlos erschlagen?

Eine Welle klatschte über sie hinweg. Joe spürte ein leises Zucken in ihrem Körper. Sofort schob er alle Fragen nach Herkunft oder Schuld beiseite -- in Krisenzeiten war dafür kein Platz, weder an der Börse noch auf See. Er umfasste die Unbekannte, hielt ihr das Gesicht über Wasser, und schwamm in Richtung Strand. Die auflaufende See unterstütze ihn diesmal.

Nach zehn Minuten zähen Ringens mit den Wellen spürte er Boden unter den Knien, er schürfte über Steinchen und Sand. Erleichtert kroch er auf allen Vieren weiter den Strand hoch. Beziehungsweise auf allen Dreien - einen Arm hielt er eisern um die schlaffe Gestalt geschlungen. Dann, als auch die stärksten Wellen sie nicht mehr erreichten, ließ er die Fremde in den Sand sinken. Er sank stöhnend auf den Rücken, pumpte Sauerstoff in seine Lungen, in schnellen, harten Atemzügen. Das Pochen in seinem Bein hatte sich in einen schwarzen, wühlenden Dauerschmerz verwandelt.

Ein schrilles Knistern und Knallen ließ ihn den Kopf heben. Sein Boot, jetzt befreit, neigte sich bei der einsetzenden Ebbe langsam Richtung Meer. Die Steinzacken zerdrückten den weißen Fiberglasrumpf zu länglichen Splittern, und das Wrack sackte tiefer, glitt langsam unter die Wasseroberfläche. Bald würde es ganz verschwunden sein.

„Fahr doch zur Hölle, du Schrotthaufen." murmelte er. Die Wut verlieh ihm neue Kraft, und er stemmte sich hoch.

„Was zum...?"

Er spürte, wie sein Unterkiefer herabsank. Eine Sinnestäuschung? Ein Scherz? Hielt jemand eine versteckte Kamera auf ihn gerichtet?

Neben ihm lag eine junge Frau. Nackt. Ab der Hüfte ging ihr Körper in eine elegante Fischform über. Ein langer Schwanz, der in einer überraschend kleinen Doppelflosse endete. Keine Schuppen, sonder Haut. In einem irisierenden Grünblau.

Er schüttelte den Kopf, blinzelte. Das änderte jedoch nichts an dem unmöglichen Bild vor ihm.

„Eine -- eine verfickte Seejungfrau?" flüsterte er. Sein Kopf fühlte sich an, als hätte er den Mast beim Hochschnalzen direkt vor den Schädel gekriegt.

Wie hypnotisiert streckte er den Arm aus, tippte gegen die Hüfte. Spürte kühles, festes Fleisch. Jeder aufkeimende Gedanken an eine Hülle über normalen, menschlichen Beinen verflüchtigte sich sofort. Das fühlte sich verdammt echt an.

Unlösbare Fragen und Rätsel gehörten ebenfalls zu den Dingen, die man getrost beiseitelegen und auf später verschieben konnte. Er akzeptierte vorläufig, was er sah.

Das Radargerät hatte das Wesen am Kopf erwischt. Wahrscheinlich war es deshalb auch bewusstlos. Obwohl: kein es, eine sie. Auf den ersten Blick war die Kreatur als weiblich zu erkennen. Zwei erstaunlich großvolumige Brüste saßen an einem schmalen, drahtig-schlank geformten Oberkörper. Der rechte Unterarm wies einen Knick auf, der eindeutig nicht natürlichen Ursprungs war. Gebrochen, beim Versuch der Abwehr. Wenigstens ragte kein Knochen heraus.

Gut. Er hatte also eine Meerjungfrau fast erschlagen, und jetzt aus dem Meer gefischt. Was nun? Wofür konnte er diesen schockierenden Fund nutzen?

Für eine Sekunde sah er die andere Dunja. Die Furie, die durch ihren luxuriösen Bungalow tobte und mit einem Baseballschläger auf den superbreiten Fernseher und die teuren Designermöbel einschlug. „Du bist der langweiligste Mensch auf Gottes Erdboden", hatte sie geheult. „Du und dein Geld. Geh mir aus den Augen. Ich will dich nie mehr wiedersehen!"

Schnell wischte Joe diese unwillkommene Erinnerung beiseite. Das würde sich ändern. Dafür würde er sorgen! Interessant wollte sie es haben, anstatt langweilig? Konnte sie haben!

Er holte das Bild an der Bar wieder in seinem Kopf. „Ja, und dann habe ich eine leibhaftige Meerjungfrau aus dem Meer gezogen." sagte der Joe mit dem eleganten Knitterjackett zu einer perfekt gestylten Dunja. Der fielen fast die Augen heraus. „Eine echte Meerjungfrau?"

Ah, was für ein wohltuender Kontrast. Ha -- er freute sich schon auf das Gesicht seiner Exfrau. Nun hatte er nicht nur einen Schiffbruch hinter sich, sondern wirklich und wahrhaftig die Vertreterin einer sagenhaften Rasse vor Augen! Wenn das mal nicht super-mega-hyper-interessant war!

Doch dafür musste er diese Wasserfrau erst einmal retten. Er hatte keine Ahnung von ihrem Metabolismus, von ihrem Körperbau. Und waren diese Geschöpfe nicht eigentlich magisch, den Geschichten nach?

Joe schüttelte den Kopf. Das Wesen wirkte so unmagisch wie ein Thunfisch. Er würde vorerst davon ausgehen, dass es hier nur um Biologie ging, nicht um Mystik. Auch wenn der Anblick ihn hochgradig faszinierte.

Sie stöhnte leise, ihre Finger zuckten. Ein schmerzvoller Ausdruck flackerte über ihr dreieckiges Gesicht. Dann entspannte sie sich, noch in tiefer Bewusstlosigkeit gefangen.

Joe runzelte die Stirn. Die Farbchangierungen am Unterleib der Fischfrau hatten einen stumpfen Farbton angenommen. Das tiefe Flaschengrün und das leuchtende Saphirblau verblassten, wichen leblosen Grautönen. Wahrscheinlich trocknete die Haut schnell aus.

Er sah sich hektisch um. Zurück ins Meer? Doch die Wellen brachen sich immer noch regelmäßig am Strand, er würde sie dort nicht halten können. Und sie konnte dort sofort abhauen, sobald sie erwachte. Nein.

Mit Wasser besprengen?

Er kam hoch und humpelte zum Häufchen seiner geretteten Ausrüstung. An der Seite lag ein gesprungener und ausgelaufener Wasserkanister. Den füllte er am Strand mit Meerwasser und schleppte ihn hoch zu seinem Fund. Dort hielt er ihn einfach über den Unterkörper der Meerfrau. Das ausrinnende Wasser benetzte die Oberfläche, und sofort gewannen die Farben ihre Leuchtkraft zurück.

Dann war der Kanister leer, und er fiel neben der schlaffen Gestalt auf die Knie. Das konnte er nicht ewig so machen. Wer wusste schon, wann sie wieder zu sich kommen würde?

Süßwasser vielleicht? Hatte das dieselbe Wirkung?

Er füllte den Kanister erneut, diesmal an dem winzigen Bächlein. Es funktionierte! Offenbar regenerierte sich ihre Haut sowohl bei Salz- als auch bei Frischwasser.

„Okay, meine Süße." murmelte er. „Dann schauen wir doch mal nach einem Aquarium für dich."

Er umfasste sie und zog sie stöhnend hoch, bis er im Stand war und sie leblos in seinen Armen hing. Wie schwer sie wog! Und wie groß sie war! Der Schwanz lag neben seinen Füßen, ganz sandig geworden. Sie musste mindestens zweieinhalb Meter lang sein, von Kopf bis zur Flosse.

So wankte er den Strand hinauf, in Richtung des Bächleins. Der Körper fühlte sich kühl an, durch seine nassen Klamotten hindurch. Kein Wunder: Im Wasser durfte nicht zu viel Körperwärme durch die Haut abgegeben werden. Immer vorausgesetzt, sie war überhaupt warmblütig.

„Ah -- das ist doch gut, oder?"

Am Rand des Wäldchens hatte sich ein kleiner See gebildet. Ob aus Regenwasser vom Sturm, oder von einer Quelle gespeist, das war nicht zu erkennen. Der Tümpel hatte vielleicht sechs Meter Durchmesser und sah flach aus, mit sandigem Boden. Er stolperte hinüber, bis das Wasser um seine Füße spritzte. Es fühlte es sich merklich wärmer an als das Meer.

Mit zusammengebissenen Zähnen ließ er seinen Fund in das seichte Wasser gleiten. Er bettete sie sorgfältig auf eine kleine Sandbank, so dass der Kopf gut aus dem Wasser ragte, aber die untere Hälfte unter der Oberfläche des Miniatursees lag. Dann holte er das Medi-Kit und kümmerte sich um die sichtbaren Verletzungen. Kurz darauf hatte er ihr einen fachmännischen Verband um den Kopf geschlungen und den gebrochenen Unterarm mit drei geraden Ästen und zwei Binden eng geschient.

Schwer atmend ließ er sich ins Wasser neben sie plumpsen. Perfekt! Hier war sie auch weit genug vom Meer entfernt, dass sie ihm nicht einfach entwischen konnte, sobald sie aufwachte.

„Also gut." sagte er zu ihr. „Jetzt mal raus mit der Sprache. Wer bist du? Was bist du?"

Natürlich antwortete sie nicht. Das hatte er auch nicht erwartet. Anscheinend hatte er sich in den einsamen Wochen auf See angewöhnt, mit sich selbst zu sprechen. Das musste er sich schleunigst abtrainieren, wenn er wieder unter Leute ging.

Er beugte sich vor, studierte sie genauer. Die Haare lagen in wilden Schlingen auf dem Sand. Sie reichten ihr bis zum Bauchnabel und schimmerten in wundervollen Rotabstufungen. Von Purpur und Burgunderrot über Feuer und Kupfertönen, bis hin zu helleren Strähnen in lebhaftem Chili. Der weiße Verband um die Stirn bildete einen starken Kontrast und wirkte wie ein topmodisches Haarband.

Ihr Gesicht war eindeutig menschlich, mit aufregend geformten Wangenknochen und vollen, blassen Lippen. Überhaupt wies die Hautfarbe einen sehr hellen Teint auf. Wenig überraschend -- UV-Strahlen drangen kaum durch Wasser, soweit er wusste. Sie würde in ihrer natürlichen Umgebung kaum jemals Sonnenbrand bekommen.

Und hier? Joe sah hoch, prüfte den Stand der Sonne. Noch war es unkritisch. Vielleicht würde sie später einen Schutz benötigen.

Weiter. Zwischen den leicht geöffneten Lippen schimmerten weiße Zähne. Vorsichtig zog er die Unterlippe herab. Das Gebiss wirkte auch menschlich. Vorne vier gleichmäßige Schneidezähne, eingerahmt von etwas längeren Eckzähnen. Die sahen spitz aus. Entweder von Natur aus, oder weil jemand sie zugefeilt hatte.

Betontes Kinn. Schlanker Hals. Und...

Mit geweiteten Augen ging er näher. Ja! Da an den Seiten ihres Halses zogen sich Hautlappen entlang. Er zupfte sachte daran, hob sie. Darunter lagen längliche Schlitze. Kiemen! Er betrachtete ihre Nase. Eher klein gehalten, und ganz gleichmäßig. Normal, zwei Öffnungen. Die Nasenlöcher hatten kleine Membrane unten. Offenbar konnte diese Rasse sowohl über als auch unter Wasser atmen. Sehr praktisch.

Dann die Brüste. Zwei perfekte Kugelformen an ihrem Leib, in der Größe von Grapefruits. Mindestens E, schätzte er abwesend. Da ihr Oberkörper extrem dünn ausfiel, wirkte der Busen noch größer.

Er strich mit dem Finger über den rechten Ball. Drückte versuchsweise dagegen. Wow! Die festeste und straffste Brust, die er jemals berührt hatte! Jede Menschenfrau würde töten für das hier!

Dann fiel ihm ein weiteres Detail auf -- es gab keine Brustwarzen. Er verengte die Augen. Nicht die Spur von Knospen. Nur eine Art waagrechte Linie. War das eine Hautfalte? Verbargen sich die Nippel da drunter, als überdimensionierte Schlupfwarzen? Er tastete ein wenig daran herum, doch die glatte, pralle Form veränderte sich nicht.

Weiter. Der Brustkorb ging in eine schmalere Taille über. Allerdings nahtlos und nicht wie bei Menschen mit einer deutlichen Einbuchtung unter dem untersten Rippenbogen. Ihr Bauch fühlte sich fest an, richtig muskulös. Doch davon war auf der Oberfläche nichts zu sehen. Wahrscheinlich eine Frage des Reibungswiderstands: beim Schwimmen konnte so das Wasser nicht an hervortretenden Muskelsträngen verwirbeln und sie bremsen. Er sah förmlich die darwin´sche Entwicklung vor sich abrollen.