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Juist 01

Geschichte Info
Linea braucht entspannenden Urlaub.
4k Wörter
4.11
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1
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Vorbemerkung: Freunde expliziter, ausgedehnter Sexszenen brauchen bei dieser Geschichte sehr viel Geduld bzw. sind dann hier schlicht in der falschen Geschichte. Konstruktive Kommentare erwünscht.

Juist 1 Montag

Linea verließ die Fähre, die Frisia VI., und fragte sich erneut, warum sie auf die Idee gekommen war im Februar nach Juist zu fahren. In aller Frühe war sie in Osnabrück aufgebrochen, um pünktlich um 9 Uhr für die Abfahrt der einzigen Fähre des Tages in Norddeich Mole zu sein. Gestandene drei Stunden hatte sie mit dem Auto gebraucht, weil hinter Oldenburg eine Baustelle für Verzögerungen gesorgt hatte und dann hatte sie es auch noch geschafft sich hinter Emden zu verfahren. Am Ende hatte sie es dann geschafft ein paar Minuten nach 9 Uhr in Norddeich zu sein und das Auto stand nun sicher auf dem Langzeitparkplatz. Die Fähre hatte pünktlich um 9 Uhr 30 abgelegt und außer einigen Rentnern, die aussahen wie Kurgäste, war Fracht transportiert worden, vor allem Baumaterial. Der etwas zu aufdringliche Mitarbeiter der Frisia hatte ihr erklärt, dass zur Zeit viel auf Juist gebaut und renoviert werde, da dies in den Sommermonaten der Touristen wegen nicht möglich sei. Das hatte Lineas Laune nicht gebessert, ganz im Gegenteil. Toll, dachte sie sich, ich mache meinen Erholungsurlaub auf einer Baustelle anstatt auf einer ruhigen Nordseeinsel.

Jetzt stand sie verfroren und übermüdet am Hafen von Juist und sah sich um. Kein Auto war zu sehen, nur drei Pferdefuhrwerke warteten auf ihren Einsatz. Linea rief sich den Ortsplan von Juist ins Gedächtnis: sie erinnerte sich, dass sie einfach nur der einzigen Straße zum Ort folgen musste, die sie geradewegs ins Zentrum und zu ihrem Hotel Atlantic Juist führen würde. Linea wollte eine Woche auf Juist bleiben, sie hatte sich sehr kurzfristig dafür entschieden, weil sie einfach dringend eine Auszeit brauchte. Sie arbeitete als Controllerin in einer Versicherungsgesellschaft und hatte seit zehn Monaten keinen Urlaub gemacht und kaum mal einen freien Tag genommen. In diesen zehn Monaten hatte sie sich allerdings von ihrem Lebensgefährten getrennt, ihre Mutter hatte einen Herzinfarkt gehabt und ihr Bruder war wegen einer Depression in eine ambulante Psychotherapie gekommen -- und während all dessen hatte Linea nicht gemerkt, wie müde und angestrengt sie selber durch die vielen Anstrengungen geworden war. Dann war sie am letzten Freitag bei einem Meeting mit ihrem Chef einfach vor dessen Augen zusammengeklappt. Als sie wieder zu sich gekommen war, hatten ihre beste Freundin auf der Arbeit Sara, ihr Chef und der Betriebsarzt Dr. Brömme ihr besorgt ins Gesicht geschaut. Dr. Brömme hatte ihr dann ins Gewissen geredet und ihr eine Woche Minimum Zwangsurlaub verschrieben und sogar ihr Chef, der sonst immer nur arbeiten, arbeiten, arbeiten einforderte, hatte großes Taktgefühl bewiesen:

„Frau Hannebrun, ich habe mir eben ihre Kartei angeschaut, sie waren zuletzt im März letzten Jahres für eine halbe Woche im Urlaub. So geht das nun nicht. Auch wenn Sie uns natürlich fehlen werden, möchte ich, dass sie sich jetzt wirklich mal eine Woche komplett raushalten und abschalten. Laden sie ihre Akkus wieder auf, sie haben sich das wirklich verdient. Also --in einer Woche sehen wir uns wieder!" Daraufhin hatte Dr. Brömme so mit seinen Augen gefunkelt und sich so ausführlich geräuspert, dass ihr Chef sich beeilte zu sagen: „Nein, nein, wenn ich es recht bedenke sollten sie erst am Mittwoch, in anderthalb Wochen hier wieder auftauchen, ja? So haben Sie wirklich genug Zeit auszuspannen. Also ab mit Ihnen nach Hause."

Sara hatte dann extra eine Stunde freibekommen und hatte Linea nach Hause gebracht und sich dann ausführlich von ihrer Freundin verabschiedet. Zunächst hatte Linea sich dann eine heiße Badewanne einlaufen lassen und war -- was sie zuletzt als kleines Mädchen gemacht hatte -- um 19 Uhr ins Bett gegangen und hatte dann bis zum nächsten Morgen bis 8 Uhr durchgeschlafen. So gestärkt hatte sie ihren Vater angerufen und ihm ohne Umschweife erklärt, dass er in der nächsten Woche ohne sie auskommen müsse. Er war sehr wütend geworden, und Linea hatte große Mühe damit gehabt keines seiner Argumente gelten lassen und sich durchzusetzen. Wieder und wieder hatte sie ihm geduldig beigebracht, dass sie jetzt Zeit für sich brauche und weder ihre Mutter noch ihr Bruder sterben würden, nur weil sie, Linea, mal eine Woche weg sei. Schließlich hatte er dies zwar nicht akzeptiert, aber er machte ihr auch keine Vorwürfe mehr und Linea konnte sich endgültig von einem Anflug schlechten Gewissens befreien. Den Rest des Samstages hatte sie damit zugebracht ihr Urlaubsziel zu wählen. Ihre Kriterien waren sehr simpel: es musste am Meer sein und schnell erreichbar. Zuerst hatte sie mit einem Flug ins Warme geliebäugelt; aber dann hatte sie weder auf den Flug an sich noch auf die Unterstützung dieser Umweltsünder Lust gehabt und so waren die Ostfriesischen Inseln in den Fokus gerutscht. Sie kannte nur Langeoog von Gemeindefreizeiten als Kind, aber nach zweieinhalb Stunden Lektüre und Recherche stand Juist als Ziel fest, da diese Insel am natürlichsten zu sein schien und nicht einmal Elektrowägelchen besaß, sondern nur Pferdefuhrwerke zum Transport benutzte. Die Insel versprach absolute Ruhe. Das Hotel Atlantic war ihre erste Wahl und so war alles schnell vorbereitet.

Am Sonntag hatte sie dann ihre Mutter in der Reha besucht und sich geduldig ihre Vorwürfe angehört, wie sie denn in der jetzigen Lage Urlaub machen könne. Daraufhin hatte Linea nur geantwortet, dass der Arzt ihr draußen auf dem Flur gesagt habe, dass sie schlechter aussehe als ihre Mutter, woraufhin betretene Stille herrschte, denn für ihre Mutter waren Ärzte Halbgötter und deren Urteile Gesetze. Ihr Bruder, mit dem sie am Sonntag telefonierte, hatte sich aufrichtig für sie gefreut und ihr viel Spaß gewünscht, worüber Linea sehr froh gewesen war.

Linea betrat das Hotel Atlantic und fühlte sich gleich wohl. Obwohl auf einem gehobenen Niveau angesiedelt, strahlte die Einrichtung eine heimelige, norddeutsch-nüchterne Stimmung aus und ließ keinerlei Dünkel oder Arroganz erkennen. Obwohl eigentlich die Zimmer erst ab 15 Uhr bezugsfertig waren, durfte Linea sofort in ihr kleines Appartement. Es bestand aus einem geräumigen Bad mit Badewanne, separater Dusche und WC, dann einer kleinen Einbauküche und einem schön großen Bett, einer kleinen Sofaecke mit Fernseher und einem Balkon.

Sie packte nun rasch aus und räumte alle ihre Utensilien und Klamotten ein; sie hasste Unordnung. Sie aß für den gröbsten Hunger einen Apfel und beschloss dann die nähere Umgebung zu erkunden. Kurz machte sie an der Rezeption Station und erkundigte sich nach den Zerstreuungsmöglichkeiten im Haus und auf Juist überhaupt. Sie erfuhr, dass das Meerwasserbad am Donnerstag nach einer kurzen Reparatur-Pause wieder öffnen würde, die meisten Restaurants aber geschlossen hätten. Gleiches galt für das Kino und das Nationalparkhaus und leider auch für die Domäne Bill. Dagegen hatte das kleine Küstenmuseum im Ortsteil Loog auf und auch die meisten Geschäfte waren zumindest für ein paar Stunden geöffnet. Linea beschloss alles in diesem Urlaub so zu nehmen wie es kam, die Ruhe und relative Abgeschiedenheit hatte sie sich schließlich selbst ausgesucht. Und außerdem gab es ja nicht nur die vier Romane, die sie sich mitgenommen hatte, sondern auch den großzügigen Spa-und Poolbereich im Hotel.

„Ziehen sie sich die Tage warm an, es ist Schnee und Frost für die nächsten Tage angesagt" rief ihr der Rezeptionist noch hinterher und Linea stand draußen auf der Straße. Sie beschloss weiter der Hauptstraße zu folgen, die zum Strand führte. An mehreren Restaurants, Hotels und Klamottengeschäften vorbei stieg dann der Weg merklich in Richtung der Dünen an. Links erhob sich das schneeweiße Hotel Kurhaus mit der gläsernen Kuppel. Linea schenkte ihm nur einen kurzen Blick, irgendwann würde sie sich die Kuppel anschauen, wenn die Sicht besonders gut sein würde. Jetzt aber wollte sie an den Strand gehen und die Nordseebrise genießen. Am Scheitelpunkt der Düne angekommen überblickte Linea den breiten Sandstrand und zu beiden Seiten die Dünenlandschaft. Sie fröstelte, der Wind war eisig kalt. Trotzdem ging sie bis an die Brandungskante; gerade war Flut und das Meer schwappte infolge des Windes mit kräftigen Wellen an den Strand. Ein beständiges Rauschen erfüllte die Luft und sie schmeckte intensiv das Salz auf ihren Lippen. Linea drehte sich um und betrachtete die Insellandschaft von der Meerseite aus -- ihr fiel auf, dass nur wenige Gebäude die Dünen überragten, allen voran das Hotel Kurhaus Juist. Nur sehr wenige Leute waren unterwegs, alle dick eingemummt. Linea seufzte. Das würde eine einsame Woche werden, aber sie tröstete sich damit, dass sie bestimmt sehr erholt sein würde, sie müsste nur lernen diese Einsamkeit auszuhalten.

In diesem Moment ertönte Hundegebell links von ihr. Linea drehte sich um, und sah einen Neufundländer, der sich in die Wellen stürzte. Linea musste grinsen: es sah zu drollig aus, wie sich der massige, schwarze Hund in den Fluten sichtlich wohl fühlte und nach den Wellen schnappte. Ein Mann und eine Frau schienen zu dem Hund zu gehören. Der Anblick versetzte Linea einen kleinen Stich. Sie hatte jetzt zehn Monate lang keinen engeren Kontakt zu einem Mann gehabt. Ihr fehlte eine Beziehung in jeder Hinsicht, geistig und körperlich. Ihren Exfreund hatte sie für den perfekten Mann gehalten, bis sie an ihm immer mehr abstoßende Verhaltensweisen entdeckt hatte. Mit längerer Dauer der Beziehung wurde er immer negativer, fieser, er wollte zunehmend alles kontrollieren und machte alle anderen Menschen schlecht. Zuerst hatte sie gedacht, dass er eine schlechte Phase hätte, aber als sie ihn dabei erwischte, wie er ihr Handy systematisch durchsuchte und sich auf ihre Beschwerde hin sogar noch damit brüstete sie künftig zu ihrem Besten noch mehr kontrollieren zu wollen, hatte sie ihm erklärt, dass sie sich von ihm trennen würde. Die nächsten zwei Wochen würde sie am liebsten aus ihrem Gedächtnis tilgen. Nur mithilfe ihrer Freunde und Familie konnte sie ihre Sachen aus der Wohnung holen und ihren Ex davon abhalten handgreiflich zu werden. Der Horror aus dem Mietvertrag herauszukommen und überhaupt seine kranke Person aus ihrem Leben zu streichen dauerte noch weitere drei Monate. Linea erschauderte, als sie an all das dachte. Das letzte Mal, dass sie etwas von ihrem Ex gehört hatte, war, als der dreiste Kerl bei ihren Eltern aufgetaucht war und an der Haustür ihrem Vater lautstark vorgeworfen hatte eine verdorbene Tochter in die Welt gesetzt zu haben. Von ihr selber hielt er sich fern, Linea konnte sich wehren, das wusste er nur zu gut.

Sie versuchte die Gedanken daran abzuwerfen, sie hatte keine Lust noch einmal alles durchzumachen. Das Paar mit dem Hund war ihr inzwischen näher gekommen und ehe Linea begriff, was vor sich ging stand der schwanzwedelnde und die pure Fröhlichkeit ausstrahlende Neufundländer vor ihr. Sie erschrak sich kurz, merkte aber schnell, dass von diesem Hund, so groß er auch war, keine Gefahr ausging.

„Hey, Nemo!" Der Mann rief den Hund zu sich und dieser gehorchte sofort. Linea grinste in sich hinein -- dieser Mann hatte eine interessante Stimme, dunkel und hell zugleich! Das Paar war nur noch wenige Meter von Linea entfernt und wieder beneidete Linea die beiden um ihre Partnerschaft.

„Hi, ich hoffe, Nemo hat sie nicht belästigt oder erschrocken." Die Frau, blond und sehr nett aussehend, sprach Linea an.

„Nein, gar nicht" antwortete sie lächelnd.

„Gut, aber ernsthaft, manches Mütterlein bekäme wahrscheinlich einen Herzinfarkt, wenn Nemo auf sie zukommt. Lein ihn lieber an, Brüderchen!" Brüderchen?, echote es in Lineas Kopf.

Das „Brüderchen" drehte ihr nun sein Gesicht zu. In Sekundenschnelle checkte Linea sein Gesicht ab. Er war keine klassische, männliche Schönheit. Sein Dreitagebart war fast ein bisschen zu lang und seine braun-grauen Augen schauten eher melancholisch und müde drein. Sein Haar war dunkelblond und recht kurz geschnitten, er schien sich die Haare aus der Stirn zur Seite wegzugelen. Irgendwie gefiel ihr der Typ. Schüchtern lächelte Linea ihn an, darauf wartend, dass er etwas sagte.

„Ich leine ihn gleich an, versprochen. Hallo! Ich hoffe, er hat sie nicht nass gemacht."

Linea schluckte, diese Stimme war krass! Nicht nur dunkel und hell, sondern auch sanft und tief, der Klang gefiel ihr sehr.

„Danke, nein, hat er nicht. Ein munteres Tier!" sagte sie und deutete auf den schon wieder in den Wellen tobenden Nemo. Die beiden folgten der Zeigerichtung ihres Fingers und gemeinsam sahen sie dem Neufundländer dabei zu, wie er mit den Wellen spielte. Linea und die Frau lachten herzlich über das Verhalten des Hundes. Der Mann schaute auf seine Uhr und meinte:

„Gleich 16 Uhr, Klara, wir müssen leider nach Hause. Und Nemo muss ich dann erstmal ausgiebig duschen..." Die mit dem schönen Namen Klara Angesprochene seufzte und schaute ebenfalls auf die Uhr. Unmittelbar sprach sie Linea an.

„Machen Sie auch Urlaub auf Juist?" Linea räusperte sich.

„Ja, bin heute angekommen, und ich bleibe jetzt eine Woche. Und sie?" Klara nickte und meinte:

„Ich war gerade mal drei Tage hier und habe meinen Bruder besucht -- und jetzt muss ich schon wieder weg." Sie seufzte wieder. „Morgen nehme ich die Fähre." Linea schaute an ihrem Gesicht vorbei auf Klaras Bruder. Er war ihr Bruder, nicht ihr Freund. In Lineas Kopf ging sofort der Film los: Vielleicht, ganz vielleicht könnte sich ja was mit ihm in der Woche hier ergeben, ein bisschen nette Gesellschaft wäre schon schön. Klara riss Linea aus den Träumen.

„Also dann, sollen wir?" Ihr Bruder pfiff und Nemo trabte leichten Schrittes auf sie zu. „Sind sie denn alleine hier?" fragte Klara unvermittelt Linea.

„Äh, ja, bin ich. Einfach mal eine Woche raus. Ich komme aus Osnabrück." Nun guckte ihr Bruder Linea das erste Mal interessiert und fast durchdringend an. Linea wurde dabei heiß und kalt zugleich, was war bloß los mit ihr?

„Und da suchen sie sich im Februar Juist aus? Eine ungewöhnliche Wahl, aber sie werden sehen, sie haben die Insel fast für sich." Linea hing an seinen Lippen, aber dabei kam sie sich auch albern-mädchenhaft vor.

„Ja, den Eindruck habe ich auch. Nicht viel los. Machen Sie hier länger Urlaub?" Klara schaute spitzbübisch von Linea zu ihren Bruder und antwortete an seiner statt.

„Ha, mein Glückspilz von einem Bruder arbeitet hier auf Juist." Linea schaute ihn überrascht an. Er grinste, was ihm ausgezeichnet stand.

„Ja, ich arbeitete hier in der Gemeindeverwaltung für den Tourismus. Mein Name ist Joachim." Er gab ihr die Hand: warm und trocken und irgendwie sexy fühlte sich das an. Herrje, dachte sich Linea, ich bin echt unterfickt, wenn ich so auf einen wildfremden Mann reagiere. Joachim grinste sie an, als ob er ihre Gedanken lesen könnte und so wandte sie sich schnell ab. Klara lächelte Linea freundlich an: „Wollen Sie vielleicht ein paar Schritte mit uns mitgehen zurück in den Ort? Ich erfriere hier..." Linea nickte heftig und die beiden Frauen gingen los in Richtung Dünen. Joachim ging mit Nemo ein paar Schritte hinter den beiden. Unterwegs wechselten alle drei zum Du. Linea unterhielt sich ausgezeichnet mit Klara und bedauerte bereits, dass diese abreisen musste. Mit ihr hätte sie sich gerne noch einmal getroffen. Klara fragte Linea unaufdringlich nach ihrem Job und nach ihren Vorhaben für die Woche auf Juist. Auf der ersten größeren Kreuzung blieben die drei stehen, Linea musste nach rechts zum Hotel Atlantic Juist, während die beiden nach links gingen. Linea hatte unterwegs erfahren, dass Joachim ein kleines Häuschen nahe des Inselhospizes im Osten des Ortes hatte.

„Linea, ich wünsche dir eine schöne Woche auf Juist, genieß die Zeit!" Klara strahlte sie an.

„Danke Klara, ich versuche es." Sie überlegte kurz, dann traute sie sich noch in Richtung Joachim zu sagen: „Wenn ich eine Frage habe, weiß ich ja, an wen ich mich wenden kann." Klara grinste ihren Bruder an. Joachim zog den etwas widerspenstigen Nemo hinter sich her und lächelte Linea an: „Immer gerne. Und wenn du vor Einsamkeit eingehst, dann komm einfach gegen drei hier an den Strand. Ich muss ja den Tiger spazieren führen, und er und ich freuen uns auch über Gesellschaft." Linea spürte, dass sie etwas rot wurde und war froh, dass es schon dunkler war. „Darauf komme ich glaube ich zurück, danke!"

Linea und Klara umarmten sich zum Abschied und Joachim gab ihr einen Wangenkuss, sodass Linea wie auf Watte zurück in ihr Hotel ging. Im Zimmer angekommen warf sie sich aufs Bett. Hatte sie heute Morgen noch Zweifel gehabt, ob der Juist-Urlaub eine gute Idee gewesen war, fühlte sie sich nach der Begegnung am Strand einfach nur vibrierend gut gestimmt. Gleichzeitig bremste sie sich selbst: wer wusste schon, ob sie Joachim wirklich wiedersehen würde. Linea beschloss nicht zu sehr auf Joachim zu hoffen und sich den Urlaub auch allein so schön wie möglich zu machen.

Heute Abend wollte sie den Sauna- und Poolbereich des Hotels besuchen. Zunächst aber gönnte sich Linea eine ausgiebige Körperpflege, angefangen mit einer warmen Dusche und dann einer ausgiebigen Nagelpflege. Nach der Sauna wollte sie sich noch ausgiebig mit Bodylotion eincremen und den Abend dann vor dem Fernseher ausklingen lassen. Als Linea ihr Zimmer im Bademantel verließ, kribbelte es in ihr. Es war schon Ewigkeiten her gewesen, dass sie in einer Sauna gewesen war und noch nie war sie nur in einem Bademantel in einem Hotel herumgelaufen. Eben in ihrem Appartement hatte sie die eigene Nacktheit gar nicht bewusst wahrgenommen, diese merkte sie nun aber umso heftiger. Ihre Brüste fühlten sich nun schwer an und ihre Nippel richteten sich auf und in ihrer Körpermitte pochte es verdächtig. Normalerweise hatte Linea keine exhibitionistischen Neigungen, aber heute war sie durch den Tag schon so entspannt und durch die Begegnung mit Joachim auch ein wenig aufgeregt, dass sie ihre nur durch den Bademantel geschützte Nacktheit sehr genoss.

Linea war nun im Erdgeschoss angekommen und guckte sich suchend um. Bisher war sie immer mit dem Aufzug gefahren. Auf der linken Seite des Flures, in dem das Treppenhaus mündete, entdeckte sie das Hinweisschild zur Rezeption. Bei dem Gedanken ins Foyer zu gehen, durchzuckte es sie freudig. Wenn sie heute schon in einer frivolen Stimmung war, dann wollte sie diese auch ein bisschen ausreizen. Sie tat ja nichts Schlimmes, wenn sie den Rezeptionist nach dem Weg zur Sauna fragte. Linea öffnete den Spalt ihres Bademantels ein wenig mehr und prüfte kurz im Spiegel, wie tief der Ausschnitt jetzt war. Man konnte nun die Rundung ihrer Brüste recht gut erkennen -- das reichte, sie wollte ja nicht als durchtriebene Urlauberin in Verruf kommen. An der Rezeption stand noch immer der junge Mann von heute Morgen. Er war bestimmt erst knapp 30 Jahre alt und damit nur wenige Jahre jünger als sie. Er war mit seinem strohblonden Haar und der etwas zu schlaksigen Figur nicht ihr Typ, aber sie wollte ja auch nicht mehr als ihre Wirkung testen.

Er bemerkte erst in letzter Sekunde, dass sie vor ihm stand.

„Guten Abend, Frau Hannebrun. Was kann ich für sie tun?" Linea bemerkte keinerlei Zeichen der Aufregung oder Irritation an ihm. Innerlich seufzte sie resigniert.

„Guten Abend, ich möchte gerne in die Sauna, können Sie mir bitte den Weg zeigen?" Und da, da ging für ein, zwei Sekunden sein Blick in ihren Ausschnitt. Linea triumphierte innerlich. Hab ich also doch noch eine gewisse Wirkung auf Männer, dachte sie sich zufrieden. Der junge Rezeptionist, Herr Mackel stand auf seinem Namensschild, zeigte ihr den Weg sehr zuvorkommend und ließ es sich nicht nehmen Linea bis zum Eingang in den Saunabereich zu begleiten. Linea schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und schmunzelte dann belustigt. Den Saunabereich betreute eine junge Frau namens Tanja, die mit ihrem norddeutschen Akzent eine herb-friesische Ausstrahlung hatte. Sie eröffnete Linea, dass sie bisher der erste Gast sei und wahrscheinlich nur noch wenige Leute dazu kommen würden, da das Hotel ohnehin nur dünn besetzt sei. Linea war es nur Recht, sie hatte kein Interesse daran als wohlmöglich einzige Frau unter lauter älteren Männern in der Sauna zu sitzen.

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