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Junge Liebe Teil 06

Geschichte Info
Eine Geschichte über die Jugend, die Liebe und erste Male.
9.5k Wörter
4.64
76.6k
11

Teil 6 der 14 teiligen Serie

Aktualisiert 10/12/2022
Erstellt 01/04/2012
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Dieser Teil sechs ist der letzte Teil des ersten Kapitels der Geschichte und zugleich endet hier auch der erschreckend lange, erste Tag in der Beziehung der beiden Protagonisten.

Ich habe ein wenig hin und her überlegt, ob ich diesen Teil noch einmal aufteilen soll, denn immerhin hat er vier Subkapitel und ist etwas mehr als doppelt so lang, wie die Vorherigen.

Ich hab's nicht getan, denn dann hätte ich die Ereignisse unterbrechen müssen, die sich auf ihren - hoffentlich angemessen dramatischen - Höhepunkt zubewegen.

Die Geschichte selbst ist allerdings noch lange nicht erzählt. Soviel sei gesagt.

Es geht weiter. Und zwar bald.

Viel Spaß mit dem hoffentlich furiosen und multiplen Höhepunkt des ‚ersten Teils'!

-----

VIII.

Peter stand noch unter der Einwirkung einer gehörigen Portion Adrenalin, als Nadia einige sehr aufwühlende Dinge in sein Ohr flüsterte. Und bevor er sich zu viele Gedanken über seine Reaktion auf die ersten ihrer Ideen machte, verlegte er sich lieber darauf, hinsichtlich der letzten einfach tätig zu werden.

Ein wenig wunderte er sich zum wiederholten Mal über sich selbst.

Nicht, dass er nicht fähig gewesen wäre, Dinge in die Hand zu nehmen. Aber in Sachen Frauen hatte er das einfach niemals... auf die Reihe bekommen. Immer hatte er auf den Moment gewartet, in dem sie die interessierte Maske fallen ließen und anfingen, sich über ihn lustig zu machen. Und meistens war dieser Moment auch irgendwann gekommen.

In den seltenen Fällen, wo es anders gewesen war, hatte er einfach zu lange gewartet.

Aber bei Nadia war diese Unsicherheit so einfach zu überwinden, als wäre sie nur ein kleiner Zaun, über den man hinwegsteigen konnte. Und nicht etwa die unüberwindliche Mauer, als die sie ihm immer erschienen war.

Konnte das wirklich nur daran liegen, dass sie ihn aufgefordert hatte, seinen Impulsen nachzugeben? Waren sie wirklich erst seit wenigen Stunden ein Paar?

Als er sie an der Hand nahm und mit sich zog, zuckte er innerlich mit den Schultern. Spielte das überhaupt eine Rolle?

Er hatte es mit einem Mal eilig, seine Freundin zum Auto zu bringen. Viel eiliger, als er es in den zwanzig Jahren seines Lebens bislang mit irgendetwas gehabt hatte, wenn man vom Weg zur Bescherung an Weihnachten absah, als er noch ein ganz kleiner Junge gewesen war. Und in gewisser Hinsicht war das ja eine vergleichbare Situation...

Die Disko schnell zu verlassen war einfach, denn die meisten Leute waren gerade erst eher auf dem Weg hinein. Es war gerade spät genug, dass der Andrang so richtig anfing.

Vermutlich war die Menge an Leuten der Grund dafür, dass er die Gestalt erst bemerkte, als diese im direkt in den Weg trat. Der Typ kam aus der Lücke zwischen zwei parkenden Autos hervorgesprungen und baute sich vor ihm auf.

Angesichts der Nummer, die sich der Idiot gerade eben noch mit Nadia erlaubt hatte, war es eine Handlungsweise, deren Weisheit ein Teil von Peters Verstand in Frage zu stellen wagte.

Er kannte den Kerl flüchtig vom Sehen. Sein Name war Rene und sie waren im gleichen Dorf aufgewachsen. Aber der Bursche war drei Jahre älter als Peter und sie hatten dementsprechend nie viel miteinander zu tun gehabt.

Dennoch war Rene jemand, der nie eine Gelegenheit ausgelassen hatte, sich an irgendwelchen Hänseleien oder Gemeinheiten zu beteiligen. Für eine direkte Konfrontation mit dem eindeutig kräftigeren Peter war er jedoch immer zu feige gewesen.

Es war dieser Gedanke, der ihn alarmierte. Doch die Eingebung kam zu spät.

Wie es eigentlich vorhersehbar gewesen war, hatte Rene sich nicht allein aufgemacht, um was auch immer zu tun. Zwei kräftige Handpaare schlossen sich um jeden von Peters Armen, noch bevor er bereit war zu reagieren. Und was noch schlimmer war: Nadia ließ einen erschrockenen Schrei ertönen.

Sofort stand alles in ihm unter Strom. Aber die beiden Typen hielten ihn gut unter Kontrolle und ließen nicht zu, dass sich Peter umdrehte oder losriss. Und sie störten sich auch nicht an den Geräuschen des Gerangels in ihrem Rücken, wo sich Nadia offenbar nach Kräften wehrte.

Stattdessen musste er Rene dabei zusehen, wie der selbstzufrieden grinsend auf ihn zukam.

„Bevor ich auf die Einladung der kleinen Schlampe von vorhin zurückkomme, wollte ich dich noch kurz daran erinnern, wo dein Platz ist, Moppel."

„Hast du den Satz vor dem Spiegel geübt?", grunzte der Angesprochene abfällig. Wäre er nicht so besorgt um seine Freundin gewesen, hätte er sich vielleicht über seine eigene Kühnheit gewundert.

Der Faustschlag in seinen Magen lenkte ihn dann von beiden Gedankengängen ab.

Keuchend ausatmend krümmte sich Peter weit nach vorne. Weiter, als es eigentlich notwendig gewesen wäre, denn Rene hatte keinen sonderlich harten Schlag, wie sich herausstellte. Aber die Reaktion zu übertreiben schien eine gute Idee zu sein.

Als sich die Griffe an seinen Armen ein wenig lockerten, legte Peter sogar noch einen Zahn zu und fing an, theatralisch zu wimmern, als würde er anfangen zu heulen. Für Stolz oder Würde hatte er einfach keine Zeit.

Rene trat noch näher und riss den Kopf seines Widersachers an den Haaren wieder nach oben. Man konnte ihm ansehen, dass er höchst zufrieden mit der Situation war. Auch wenn es ihn offenbar irritierte, dass sich in Peters Gesicht so gar keine Tränenspuren zeigen wollten.

Noch irritierter blickte er drein, als etwas anderes passierte, dass er nicht hatte kommen sehen. Es war ein Ausdruck höchster Überraschung, der unmittelbar von fast aus den Höhlen tretenden Augen ersetzt wurde, bevor sich der Schweinehund stöhnend krümmte und in die Knie sank.

Niemand schien nämlich darüber nachgedacht zu haben, dass Peter auch noch Beine hatte. Und eines davon hatte soeben ein lohnendes Ziel zwischen Renes Beinen gefunden.

Was danach geschah, ging vergleichsweise schnell, denn auch die beiden Handlanger waren überrascht und Peter hatte jahrelange Erfahrung als Prügelknabe. Und er hatte zu Beginn seiner Bundeswehrzeit angefangen, sich mit dem Ringersport zu beschäftigen.

Der Linke der beiden Typen schaffte es daher zwar, sich erfolgreich zurückzuziehen, der andere lag jedoch kurze Zeit später auch auf dem steinigen Parkplatz und hielt sich die Hände vor seine blutende Nase.

Aber das Wichtigste befand sich in seinem Rücken, wo es gerade verdächtig ruhig geworden war. Also fuhr Peter schnell herum und... staunte...

Nadia stand mit geballten Fäusten und wütendem Gesichtsausdruck über einem weiteren Typen, der sich auf dem Boden krümmte. Und es sah nicht so aus, als hätte er es sich da nur gemütlich gemacht.

Allem Anschein nach konnte dieser Dreckskerl sich gar nicht entscheiden, ob sein Knie, seine Leiste oder sein Gesicht mehr schmerzte, und verzweifelte an dieser Frage. Tatsächlich schien er sogar zu heulen.

Nadia machte es ihm noch etwas schwerer, sich zurechtzufinden, als sie mit ordentlicher Kraft einen Tritt in seinen Magen pflanzte. Dann wandte sie sich Peter zu, sondierte die Lage und grinste schließlich.

„Mein Held!", strahlte sie und warf sich in seine Arme.

„Hätte ich dafür nicht...?"

„Pah! Details...", wiegelte sie ab. „Bei dir liegen zwei und einer rennt. Also bist du der Held."

„Vielleicht eher ein etwas lahmer Ritter in rostiger Rüstung", spöttelte er.

„Peter!", fuhr Nadia ihn an. „Hör auf damit! Wenn die zu viert auf mich losgegangen wären, hätte ich vielleicht zwei geschafft, aber bestimmt nicht mehr."

„Zwei?", fragte er erstaunt. „Machst du irgendeinen Kampfsport?"

„Ein Mädchen muss sich aufdringlicher Verehrer erwehren können."

„Ich werde mir das besser merken."

„Dich würde ich höchstens verprügeln, wenn du mich noch viel länger am ausgestreckten Arm verhungern lässt."

Der Wechsel in ihrer Stimmlage machte die Frage überflüssig, wie sie das wohl gemeint haben könnte. Und wieder einmal wirkte sich ihre Tonlage unmittelbar auf seinen Gemütszustand aus, indem sie ihn alles vergessen ließ, außer der atemberaubenden Frau in seinen Armen.

„Bring mich endlich auf dein Schloss, mein edler Ritter."

Als sie schließlich im Auto saßen, hatte sich sein Puls soweit beruhigt, dass er wieder halbwegs klar denken konnte. Jedenfalls solange er nicht nach rechts blickte, wo alles an Nadia immer darauf wartete, ihn zu verwirren...

Er runzelte konzentriert die Stirn, als er sich der Frage zuwandte, wohin er mit ihr nun eigentlich fahren sollte.

Sein Zimmer schied aus. Nicht nur wegen der anderen Hausbewohner. So banal durfte der Ort nicht sein. Es sollte schon einen... naja... feierlichen Charakter haben. Und am besten unter offenem Sternenhimmel.

Dann fiel ihr der letzte Satz ein, den seine Freundin vor dem Einsteigen gesagt hatte. Und plötzlich wusste er es. Es gab gar keine andere Möglichkeit.

Als er zuversichtlich lächelnd den Motor anließ, spürte er ihren Blick auf sich ruhen. Sie musterte ihn und schien sich zu fragen, was er ausheckte. Aber auch wenn es nur eine kleine Überraschung war, würde er sie nicht vorweg verraten.

„Wer hätte gedacht, dass Rene sich so weit aus dem Fenster lehnen würde", lenkte er ihre Aufmerksamkeit auf etwas Unverfängliches, als ihr neugieriger Gesichtsausdruck sich langsam zu einer Frage verdichten wollte. „Du musst ihn wirklich umgehauen haben."

„Nein. Das warst du." Ihr fröhliches Grinsen war ansteckend. „Aber ich gebe zu, dass ich auch nicht gedacht hätte, da würde noch was kommen."

„Du hast diese Wirkung also wohl nicht nur auf mich."

„Was? Ich locke die Bestie im Mann hervor? Den Vergewaltiger?"

Sie grinste zwar noch immer, aber Peter stockte. So hatte er das natürlich nicht gemeint. Natürlich war es nicht ihre Schuld, dass sich der Trottel so verhalten hatte.

„Nein", versichert er eilig. „So..."

„Nein?" Sie stöhnte frustriert, auch wenn es ein wenig theatralisch klang. „Verdammt, Peter? Muss ich mich nackt auf deine Motorhaube fesseln, damit du zum Tier wirst?"

„Wa..." Er schnappte nach Luft. „Nein... Ich... Aber... Ich wollte nur nicht... Wegen Vergewaltigung und so..."

„Ich bin ein Großstadtkind, Baby. Ich bin nicht so leicht zu erschüttern. Und außerdem..."

Sie sprach nicht weiter und wirkte tatsächlich so, als wäre sie ein klein wenig unsicher.

„Ja?"

„Gott, das ist so peinlich", murmelte sie schließlich. „Aber wenn du solche Dinge tust, wie irgendwelche Arschlöcher verprügeln oder in die Ecke stellen oder... mich rumkommandieren, dann werde ich zum Wasserhahn."

„Zum was?"

„Zum... moah!" Sie warf die Hände in die Luft, und obwohl es dunkel war, glaubte Peter zu sehen, dass sie rot wurde. „Meine Pussy, du Blödian. Sie läuft über."

„Oh..."

Für einen Augenblick blieb er still, als hinter seiner Stirn eine kleine Diskussion stattfand.

‚Das kann ich nicht bringen!', dachte er sich. Und andererseits: ‚Aber sie will doch den Neandertaler. Und rumkommandiert werden macht sie auch an.'

‚Sie wird mir nicht verschweigen, wenn ihr etwas nicht passt', beschloss er schließlich. ‚Sie weiß ganz genau, was sie nicht will.'

„Zeig es mir", presste er daher etwas krächzend hervor.

„Was?" Sie starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund an.

„Wie du überläufst", zwang er sich zu sagen, ohne seine Stimme so richtig unter Kontrolle zu kriegen. „Ich will deine... Pussy sehen."

Sie keuchte und ein Schauer schien sie zu überlaufen. Als sie antwortete, war ihr Tonfall beinahe kleinlaut und sehr leise: „Jetzt?"

Peter nickte, hatte dann aber noch eine Idee. Und da er ohnehin schon in die Hölle kommen würde...

„Und deine... ähm... Titten auch. Alles."

„Hier?", piepste sie noch immer fassungslos.

Unfähig etwas zu sagen nickte er nur noch einmal. Und Nadia... tat es!

Mit sichtbar zitternden Fingern zog sie sich das Kleid über den Kopf und hielt sich kurz daran fest, bevor sie es mit einer gewissen Endgültigkeit auf den Rücksitz warf. Mehrmals blickte sie sich um, als hätte man in der Dunkelheit jenseits der Landstraße etwas erkennen können. Aber natürlich war da nichts zu sehen.

„So?", hauchte sie.

Wieder konnte Peter nur nicken. Er musste sich zwingen, sein Hauptaugenmerk auf die Straße zu richten.

„Gott... Was machst du mit mir?"

„Was ich will?", grunzte er heiser. Und es war nicht mehr nur Aufregung, die seine Stimme belastete.

Als sie anstelle einer Antwort mit einem kehligen Stöhnen auf seine Worte reagierte und sich an die Brust griff, wäre er beinahe in den Straßengraben gefahren.

Den Großteil der Strecke hatte er glücklicherweise bereits hinter sich gebracht, aber die letzten Kilometer und vor allem der Weg durch das Dorf unterhalb seines Ziels waren pure Folter.

Er musste Nadia nicht anweisen, wegen der Überraschung die Augen zu schließen. Das tat sie bereits von alleine.

Sichtlich angespannt saß sie aufrecht im Beifahrersitz und hatte den Kopf fest gegen die Nackenstütze gepresst. Ob sie ihre beiden wundervollen Brüste ihm entgegenreckte oder ihren eigenen Händen, war ihr Geheimnis. Aber es waren Letztere, die für den Moment das exklusive Vergnügen hatten.

So genau er es wagte, beobachtete Peter, wie ihre Handflächen über ihre Haut fuhren und immer wieder von unten in die festen Hügel griffen. Langsam tasteten sie sich bis zu den beiden hart hervorstehenden Knöpfchen vor. Dann packten ihre Finger fest zu und zogen sehr energischer daran, als er es jemals gewagt hätte. Und jedes Mal wimmerte sie dabei fast so, als würde ihr jemand Schmerzen zufügen.

Es war... unglaublich erotisch.

Irgendwann wagte sich eine ihrer Hände langsam über ihren Bauch weiter nach unten vor. Einen Augenblick lang folgte sein Blick der Bewegung und er dachte daran, wie wunderbar sich das anfühlte, worauf sie sich zubewegte.

„Nein!", grunzte er dann und sie erzitterte. „Das nicht. Das... ist meins."

Wieder stöhnte sie bei seinen Worten und wand sich in ihrem Sitz. Aber diesmal klang es gleichermaßen angetan wie frustriert.

Um seine Worte zu unterstreichen, legte er eine Hand auf ihren Oberschenkel. Ihre Haut glühte förmlich und ihr Körper schien vor Muskelspannung zu vibrieren.

Ihre unmittelbare Reaktion war ein anhaltendes Wimmern, dass jedoch schnell zu einem unzufriedenen Grunzen wurde, als er nichts weiter tat. Beinahe trotzig packte sie sich dann wieder an die Brüste und zupfte hart an den bereits ein wenig geröteten Nippeln.

Als Peter wieder auf die Straße blickte, konnte er den Wagen gerade noch auf Kurs bringen. Beinahe wäre er in ein Wohnhaus gefahren. Obwohl er kaum noch dreißig fuhr, erschrak er gehörig. Zu seiner unendlichen Erleichterung hatten sie es jedoch beinahe geschafft. Nur noch die Steigung lag vor ihnen, bevor das Ziel erreicht war.

Nadia schien gar nicht zu bemerken, dass er den Wagen abstellte. Erst als er sie ansprach, erwachte sie aus ihrer Trance.

„Wir sind da, Prinzessin", sagte er mit weiterhin nur mühsam kontrollierter Stimme. „Meine Ritterburg."

Vor ihnen lag die Burg im Mondschein. Der Ort, an dem irgendwie alles seinen Anfang genommen hatte.

IX.

Zunächst konnte Nadia den Anblick gar nicht so richtig genießen. Sie nahm alles wie im Nebel wahr. Durch einen Schleier der maßlosen Erregung.

Als Peter ihr aus dem Wagen half und sie für einen kurzen Moment in der kühlen Abendluft stehen ließ, klärte sich ihr Geist zumindest ein wenig wieder. Sie musste eingestehen, dass ihr kein passenderer Ort eingefallen wäre.

Betrachtete man es ganz genau, dann machte die Burg nicht so fürchterlich viel her. Aber sie war ein Ort mit einer richtigen Geschichte - in historischer, wie persönlicher Hinsicht.

Der einzelne Turm reckte sich in den schwarzen, von Lichtpunkten übersäten Nachthimmel und das ganze Gemäuer wurde von einem großen Mond in sanftes, silbernes Licht getaucht.

Ob der Vollmond wohl etwas mit dem unglaublichen Verlauf es Tages zu tun hatte?

Peter trat an ihre Seite. Über seiner Schulter lag eine Decke.

Als sie am Morgen aufgebrochen waren, hatte er einen Scherz über die Unerschöpflichkeit des Kofferraums seines Autos gemacht. Langsam war sie bereit, ihm zu glauben.

Er beugte sich hinab und nahm sie auf die Arme. Es war eine Überraschung und gleichzeitig das einzig Richtige. Zum zweiten Mal an diesem Tag legte sie die Arme auf diese Weise um seinen Hals. Und obwohl alles anders war, war es doch so ähnlich...

Als Peter sie nach der Beinahe-Katastrophe getragen hatte, war da das erste Mal dieses Gefühl von Vertrautheit gewesen. Schon vorher war sie an diesem Kerl interessiert, aber in jenen Minuten war es ihr wirklich klar geworden.

Sie wollte ihn. Nicht als Spielzeug oder als den nächsten Vorzeigefreund, sondern als... Mann an ihrer Seite.

Wie kein Mensch vor ihm gab ihr Peter ein Gefühl von Sicherheit. Nur bei ihm hatte sie keine Angst, er würde sie verraten. Er würde sie nicht verlassen, wie ihr Vater und er würde nicht vor ihr und der Erinnerung in den Alkohol flüchten, wie ihre Mutter. Er wurde sie nicht schlagen, wie ihr Onkel. Vielleicht würde er sie schlagen, wenn sie ihn anflehte, aber er würde sie niemals im Zorn schlagen. Und er würde sie auch nicht mit eisiger Nichtachtung strafen, wie ihre Tante.

Seitdem sie als kleines Kind ihre Oma verloren hatte, war sie niemals wieder mit einem Menschen zusammen gewesen, der ihr ein so vollkommenes Gefühl von Sicherheit gegeben hatte.

Als Peter bemerkte, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen, hielt er inne. Besorgt blickte er sie an.

„Nur Glück, Geliebter", flüsterte sie heiser. „Mehr als ich verdiene..."

„Du verdienst alles Glück auf dieser Welt", gab er nicht weniger rau zurück. Auch für ihn war all das etwas Besonderes. In vielerlei Hinsicht. Das stand glasklar in seinen Augen, die im Mondlicht beinahe silbrig schimmerten. „Und du ahnst gar nicht, wie viel du mir gibst."

‚Doch', hätte sie sagen können, denn sie ahnte es. Aber das spielte keine Rolle, denn sie verstand, was er meinte.

Ja, verdammt! Sie verdienten es beide!

Inmitten des Burghofes setzte Peter sie sachte ab und breitete dann die Decke über einen Flecken Gras aus. Mit einer Hand führte er sie in die Mitte und sie ließ sich nieder. Dann sah sie zu ihm auf, suchte seinen Blick und nickte auf seine unausgesprochene Frage hin.

Er schluckte, aber er leistete ihrer Aufforderung folge. Und zum Lohn streckte sie ihren Körper im Mondlicht aus, damit er sich auf etwas konzentrieren konnte, was ihn ein wenig ablenken würde.

Es war nicht nötig, dass Nadia verstand, weswegen er seine Unsicherheit noch nicht hinter sich lassen konnte. Es war nur wichtig, dass sie ihn akzeptierte.

Und es fiel ihr alles andere als schwer, wie sie wieder einmal zugeben musste.

Aus halb geschlossenen Augen beobachtete sie, wie er sich auszog. Ohne ihr Zutun gingen ihre Hände dabei wieder auf Wanderschaft. Überallhin, außer an den Ort, der ihm allein gehörte.

Wie bereits im Auto und so viele Male zuvor an diesem Tag, fing etwas in ihrem Inneren an zu vibrieren. Er brachte etwas in ihr zum Klingen. Wenn er sich allein für sie herrisch gab am meisten. Zumindest bisher...

Aber nun, als er sich nackt im Mondlicht aufrichtete, erreichte es eine neue Ebene der Intensität. Es war so überwältigend, dass sie die Augen weit öffnete und nichts mehr wahrnahm, als ihren... Mann.

Er war kein Adonis. Und auch kein griechischer Gott oder Held. Es waren die Germanen, die ihr in den Sinn kamen. Wotan oder Thor oder etwas in der Art... Nein. Da war dieser eine, der seine Hand als Pfand einem Wolf ins Maul legte. So jemand war ihr Peter. Das passte zu ihm.

Sie fragte sich flüchtig, ob die einstigen Bewohner der Burg sich wohl je hätten träumen lassen, dass ein nordischer Gott einmal in ihrem Gemäuer ein Mädchen entjungfern würde, und musste kichern.

„Du... lachst mich nicht aus, oder?", fragte Peter unsicher und blickte auf sie hinab.

„Nein!" Sofort wurde sie wieder ernst. „Ich... Ich habe gerade... Ich habe dich..."

Sie keuchte und riss wieder die Augen auf, als er sich ein klein wenig drehte. Plötzlich lag sein Unterkörper nicht mehr im Schatten und sie konnte sehen, dass er erregt war. So bereit, wie ein Mann sein konnte. Sie konnte die Augen nicht von dem Anblick losreißen.