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Legenda Major - Aurorae Mundi

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„Das wird es sein", lächelt nun auch meine Tante. „Was wolltet ihr besprechen?"

„Ich möchte Kontakt zu den Rebellen aufnehmen", sage ich direkt. Ich will nicht lange um den Brei herumreden.

„Jetzt schon?", meint Luna. „Kannst du bereits gut genug kämpfen?"

„Ich will mit den Rebellen nicht kämpfen, wir sollen Verbündete werden."

„Du bewegst dich dabei aber im Reich der Mitte und des Südens."

„Ich denke, ich schaffe es, mich zu verteidigen", sage ich mit Überzeugung.

„Sie schlägt sich nicht schlecht. Im Bogenschießen ist sie besser als Leo. Der könnte sich von ihr eine Scheibe abschneiden und mit dem Schwert ist Aurora auch nicht zu unterschätzen", steht mir Greta bei.

„Leo hat Mühe mit ihr. Inzwischen siegt öfter Aurora als er", unterstützt mich auch Lea.

„Das sind aber Übungskämpfe", wirft Luna ein. „Im wirklichen Leben reicht es, wenn du einen Kampf verlierst."

„Aber Leo ist einer der besten Schwertkämpfer", wirft Greta ein.

„Gewesen", grinst Lea breit. „Jetzt ist Aurora besser."

„Wirklich besser?" erkundigt sich Luna skeptisch.

„Für einen Kämpfer aus dem Reich der Mitte dürfte es allemal reichen", zeige ich mich überzeugt.

„Bist du dir sicher?"

„Ja, da bin ich mir sicher. Außerdem kann ich nicht ewig trainieren. Irgendwann kommt die Zeit, wo ich das Gelernte auch umsetzen muss", antworte ich bestimmt.

„Na gut", lenkt meine Tante ein. „Die Rebellen sind im ganzen Land verbreitet. Ihr Hauptquartier haben sie am Fuße der Berge. Ich weiß nur, dass ihr Anführer Peter heißt."

„Wo in den Bergen sich dieses Hauptquartier befindet, weißt du nicht?", frage ich.

„Das ist gut versteckt, sagen meine Spione. Sie haben es noch nicht gefunden."

„Dann wollen wir es mal versuchen", antworte ich lächelnd.

„Hast du einen Plan?", will Greta wissen.

„Ich denke schon."

„Der wäre?"

„Wir nutzen die Luftaufklärung?", lache ich.

Greta und Luna schauen mich skeptisch an, Serafina grinst stolz und Lea gibt sich sicher, dass ich schon weiß, was ich tue. Dabei frage ich mich, seit wann meine Freundin so großes Vertrauen zu mir hat. In unserem früheren Leben hat sie immer wieder an mir herumkritisiert.

„Ich fliege als Drache über die Berge und achte auf Bewegungen, Feuer oder ähnliche Anzeichen auf ein Versteck", erkläre ich. Mir ist klar, dass außer Lea niemand verstanden hat, was ich unter Luftaufklärung verstehe.

„Ist das nicht gefährlich?", will Greta wissen.

„Wer soll mir dort, hoch oben in der Luft, etwas anhaben?"

„Das ist auch wieder wahr", lenkt sie ein.

„Fliegst du allein?", will nun Luna wissen.

„Ich komme natürlich mit", ruft Lea, noch bevor ich antworten kann.

Kapitel 9

Den Tag habe ich noch mit Kampftraining verbracht. Dabei musste Leo ganz schön einstecken. Ich habe mich diesmal besonders konzentriert, um mir und vor allem Luna zu zeigen, dass ich gerüstet bin. Sie wollte es sich nicht nehmen lassen, dem Training beizuwohnen.

„Du bist bereit", gesteht sie. „Du hast echt schnell gelernt."

Leo, der noch am Boden liegt und die Glieder von sich streckt, gibt einen undefinierbaren Laut von sich. Ich fürchte, ich habe seinem Selbstwertgefühl eine ganz schön große Schramme verpasst. Aber ich will endlich etwas unternehmen. Da ist dann halt kein Platz dafür, das Ego dieses Angebers zu streicheln. Ich will etwas bewegen, dazu bin ich schließlich in dieses Land gekommen. Dazu ist eben notwendig, dass ich zeige, dass ich kämpfen kann und damit für den nächsten Schritt gewappnet bin.

Da sich die Sonne langsam dem Horizont nähert, mache ich mich auf den Weg zu unserem Haus. Ich ziehe mir einen frischen Kampfanzug an, wie ich ihn fürs Training bekommen habe. Dieser ist allerdings etwas vornehmer und ausgefeilter. Er ist für den Ernstfall gedacht. So kann ich hier auch drei Messer an verschiedenen Stellen meines Körpers in recht gut verborgenen und eigens dafür vorgesehenen Halterungen verstecken. Das Schwert binde ich mir um. Es steckt in einer Scheide, die sich an einem Ledergurt befindet, den ich mir umschnalle.

„Du willst allein fliegen?", erkundigt sich Lea.

„Willst du mit?"

„Was hast du vor?"

„Ich will das Hauptquartier der Rebellen suchen."

„Und wenn du es entdeckt hast?"

„Dann werde ich landen und mich umschauen."

„Sollte nicht jemand mitkommen?"

„Du möchtest mitkommen?"

„Würde ich gerne, aber ich fürchte, ich bin dir dabei keine große Hilfe."

„An wen hast du dann gedacht?"

„An Leo."

„An diesen Arsch?"

„Er kann kämpfen, wie kein anderer. Außer dir natürlich."

„Kämpfen kann er, aber wir werden nie ein Team", werfe ich ein.

„Dann nimm Greta mit", schlägt sie vor.

„Das könnte klappen."

Ich ziehe mich fertig an und wir gehen zur Lichtung in der Nähe des großen Platzes. Von hier aus möchte ich starten. Luna und einige andere warten bereits auf uns. Auch Greta ist da. Deshalb gehe ich direkt auf meine Mentorin zu.

„Möchtest du mich begleiten?", frage ich sie direkt.

„Ich?", erkundigt sie sich.

„Du kannst kämpfen und bist ein kluges Mädchen."

„Leo kann besser kämpfen", wirft sie ein.

„Ist er auch kooperativ?"

„Ich würde es an deiner Stelle ausprobieren", rät sie mir. „Ich denke, es werden noch viele Gelegenheiten kommen, wo du ihn brauchst."

„Dann sollte ich ihn mir zu Zeiten zurechtbiegen, glaubst du?", sage ich überlegend.

Mir gefällt der Gedanke nicht sonderlich gut. Aber Greta liegt nicht ganz falsch. Ich werde irgendwann auf Leo zurückkommen müssen und dann ist es wohl besser, gleich in den sauren Apfel zu beißen.

Deshalb gehe ich auf Leo zu. Er steht etwas gelangweilt neben seiner Mutter. Bevor ich die beiden erreiche, hole ich noch einmal tief Luft.

„Hallo Leo, hast du Lust mitzukommen?"

„Mitkommen, wie denn?"

„Auf dem Drachen reiten."

„Das geht?"

„Wie glaubst du ist Lea mitgekommen?"

„Keine Ahnung. Ihr wart einfach da", meint er schulterzuckend. „Du bist ein Drache?"

„Ja, hast du das nicht mitbekommen?"

„Nein, das hat mir ja keiner gesagt."

„Kommst du dann mit oder nicht?", frage ich genervt.

„Du schaffst das auch alleine", meint er gelangweilt.

„Gut, dann komme ich mit", mischt sich nun auch Greta ein, die uns zugehört hat.

„Du?", meint Leo abschätzig.

„Ja Greta!", sage ich dezidiert.

„Ach, ich komme doch mit", meint er. „Was willst du mit der da?"

„Zu spät, ich fliege mit Greta", sage ich entschlossen.

„Aber ich kann besser kämpfen."

„Mit Greta verstehe ich mich besser und damit basta!"

Nun schaut er gekränkt drein. Er wirft mir einen bösen Blick zu und geht zu seiner Mutter, die etwas weiter von uns entfernt steht und unseren Disput vermutlich nicht mitbekommen hat. Sie sprechen miteinander und schließlich kommt meine Tante auf mich zu.

„Aurora, Leo hat mir gesagt, du willst Greta statt ihm mitnehmen?"

„Hat er dir auch gesagt, dass er abgelehnt hat und erst dann mitkommen wollte, als ich Greta gefragt habe?"

Sie wirft ihm einen fragenden Blick zu und er zuckt nur lässig mit den Schultern. Dann wendet sie sich wieder mir zu.

„Trotzdem musst du bedenken, dass Leo besser kämpfen kann."

„Und mit Greta verstehe ich mich besser. Mit Leo würde es nie klappen, weil er nicht als Team agieren kann."

Meine Tante sieht mich überrascht an. Sie hat mir wohl nicht zugetraut, so klar zu sein. Ein nachdenklicher Blick in Richtung ihres Sohnes ist die Folge. Sie scheint meinen Einwand abzuwägen.

„Trotzdem ist er geeigneter."

„Das sehe ich nicht so", bleibe ich hart. „Ich fliege mit Greta."

Meine Tante schaut mir in die Augen, ich halte jedoch ihrem Blick entschlossen stand. Ich nehme an, dass sie es nicht gewohnt ist, dass ihr jemand widerspricht. Mir aber ist es egal. Ich gehöre nicht zu ihren Untertanen.

„Na gut, auch wenn ich anderer Meinung bin", lenkt sie schließlich doch ein.

„Leo muss lernen sich unterzuordnen, sonst wird es mit uns beiden nie funktionieren", gebe ich zur Antwort.

Dann nehme ich Greta bei der Hand und gehe in die Mitte der Lichtung. Ich weise sie kurz ein und scheuche die Zuschauer an den Rand der Lichtung. Ich möchte nicht, dass einer von ihnen Schaden nimmt, wenn ich nicht genügend Platz habe und ihn mit einem Flügel oder bei der Verwandlung erwische. Alle kommen meiner Aufforderung nach, nur Leo nicht. Er bleibt mit verschränkten Armen und bösem Blick stehen, wo er sich gerade befindet.

„So ein Idiot", sage ich zu Greta. „Weißt du jetzt, was ich meine?"

„Ich kann dich nur zu gut verstehen", antwortet sie.

Wir gehen etwas zur Seite und können damit nur einen Teil der Lichtung nutzen. Ich habe aber so viel Abstand zu Leo, dass ich mich verwandeln kann, ohne ihn zu berühren. Greta hält sich, wie von mir angewiesen, an meinem Rücken fest und ich verwandle mich.

Ein Raunen geht durch die Zuschauer. Nur Lea und Serafina bleiben ruhig. Aus dem Augenwinkel heraus kann ich sehen, wie Leo mich fasziniert anstarrt. Er bewegt sich keinen Millimeter, diesmal nehme ich allerdings an, dass es aus Überraschung und nicht aus Sturheit ist.

Greta, die zum ersten Mal auf mir sitzt, hat einen Schrei ausgestoßen, als es nach oben ging. Aber sie hält sich recht gut und klettert schnell an den Platz, den ich ihr geraten habe, einzunehmen.

Ohne auf die Zuschauer zu warten, erhebe ich mich in die Lüfte. Dabei wird Leo vom Luftdruck umgeworfen, den meine Flügelschläge verursachen. Ich achte aber nicht weiter auf ihn und schraube mich hoch in die Lüfte.

„Alles gut bei dir?", frage ich Greta über Gedanken.

„Aurora, das ist unglaublich cool. Es ist, als würdest du in meinem Kopf sitzen."

„Das ist eine Gabe von mir. Aber dir geht es sonst gut?"

„Es ist unglaublich."

„Gut, dann nehme ich Kurs auf die Berge", informiere ich sie.

Damit steige ich höher und fliege auf die Berge zu, ich überfliege sie und drehe ab, um wieder zum Abhang der Bergkette zu gelangen.

„Jetzt heißt es aufmerksam sein", ermahne ich Greta.

„Siehst du da etwas?"

„Ja, ich sehe alles."

„Da ist nur dunkel. Ich fürchte, ich bin dir keine große Hilfe."

„Mach dir deswegen keine Sorgen."

Mir war von vorneherein klar, dass ich aufgrund meiner Drachenaugen besser sehen kann. Dass Greta gar nichts erkennen kann ist zwar blöd, aber nicht ihre Schuld und ändern kann ich daran auch nichts. Also konzentriere ich meine Aufmerksamkeit voll auf das Gebiet am Fuß der Berge.

Langsam und verhältnismäßig tief überfliege ich das Gebiet. Ich kann aber nichts erkennen und komme dem Ende der Bergkette immer näher. Als ich dieses erreicht habe, drehe ich frustriert um und überfliege das Gebiet in die Gegenrichtung.

Da! Nur kurz hat ein Lichtschein aufgeleuchtet. Er war ganz kurz, aber ich habe ihn gesehen. Ich bin aufgeregt.

„Ich habe ganz kurz einen Lichtschein gesehen", informiere ich Greta.

„Du siehst jetzt nichts mehr?"

„Nein, aber da war etwas, ganz bestimmt."

„Und was tun wir jetzt?"

„Da müssen wir wohl oder übel nachsehen."

„Das ist doch zu gefährlich."

„Wer nichts wagt, der nichts gewinnt."

„Du willst in dieser Wildnis und nachts landen?"

„Hast du eine bessere Idee."

„Weißt du noch, wo das Licht war?"

„Natürlich, ich bin ein Drache."

Ich setze zur Landung an. Da das Gebiet mit großen Steinen übersäht ist, die wahllos herumliegen, ist es nicht einfach. Ich gehe davon aus, dass diese im Laufe der Jahrhunderte von den Felswänden heruntergebrochen und zu Tal gedonnert sind. Trotzdem schaffe ich es, sanft zwischen zwei großen Felsbrocken auf einer kleinen mit Gras bewachsenen Fläche aufzusetzen.

Ich verwandle mich zurück und Greta und ich blicken uns um. Da der Mond hinter einer Wolke versteckt ist, stehen wir weitgehend im Dunkeln. Die wenigen Sterne, die zu sehen sind, spenden nur ganz wenig Licht. Zum Glück kann ich dank meiner Drachenaugen trotzdem die Umgebung wahrnehmen.

„Alles gut?", frage ich Greta leise.

„Alles gut. Aber wie willst du dich in dieser Finsternis zurechtfinden?"

„Ich kann mich dank meiner Drachenaugen recht gut orientieren. Halt dich an mir fest."

Sie nickt mir zu, was ich ja auch nur dank meiner besseren Sicht erkennen kann. Dann nimmt sie meine Hand, die ich ihr so hinhalte, dass ich die ihre berühre. Dann schleiche ich los. Sie folgt mir.

Während ich bei Greta immer wieder höre, dass ein kleiner Ast unter ihren Schritten knackt, schaffe ich es, ohne es zu wollen, nahezu geräuschlos meinen Weg zu suchen. Dies kann aber auch an der besseren Sicht liegen.

Ich habe noch das Bild der Landschaft im Kopf, das ich mir eingeprägt habe, als ich das Gebiet überflogen habe. Deshalb schleiche ich zielstrebig auf die Stelle zu, an der ich glaube, dass dort das Licht kurz aufgeblitzt war.

„Es kann nicht mehr weit sein", flüstere ich Greta zu.

„Bist du sicher, dass wir das tun sollen. Ist es nicht gefährlich."

„Was tun?"

„Die Rebellen suchen. Wenn die uns als Feinde sehen und gefangen nehmen?"

„Dann nehmen sie uns eben gefangen", antworte ich. „Das wird sich dann schon aufklären."

„Und wenn sie uns umbringen."

„So schnell bringt man einen Drachen nicht um", grinse ich. „Da braucht es mehr als eine Hand voll Rebellen."

„Trotzdem mache ich mir Sorgen."

„Wir müssen Kontakt zu den Rebellen aufnehmen. Sie kennen die Lage im Reich am besten und sie sind wertvolle Verbündete."

„Aber müssen wir sie suchen?"

„Sie kommen ganz sicher nicht von allein zu uns. Sie wissen ja nicht einmal, dass es uns gibt."

„Wenn du meinst", antwortet sie resigniert.

Wir schleichen weiter. Meiner Schätzung zufolge sind wir nicht mehr weit von der Stelle entfernt. Ich zwänge mich zwischen zwei dicken Brocken durch und Greta folgt mir. Wären wir nicht so schlank, würden wir nicht durch den schmalen Spalt passen.

„Rührt euch nicht! Ihr seid umstellt", brüllt plötzlich eine Stimme.

Greta greift zum Schwert und umfasst schon den Griff. Es ist bei ihr wohl eine reflexartige Reaktion. Ich hingegen lege beruhigend meine Hand auf ihre.

„Lass das, wir regeln das mit Worten", sage ich ihr beschwichtigend.

„So, so, du regelst das", meint der Mann spöttisch. „Wenn hier jemand etwas regelt, dann sind wir das."

Nun kommen weitere Männer hinzu, die Fackeln bei sich haben und somit die Nacht ein wenig erhellen. Nun kann auch Greta sehen, was ich bereits schemenhaft erfasst habe. Etwa zehn Männer mit gezogenen Schwertern halten uns in Schach. Eine von uns könnte durch den Spalt entwischen, aber die zweite würde unweigerlich kämpfen müssen. Doch so weit will ich es gar nicht kommen lassen.

„Ich würde vorschlagen, wir bleiben alle ruhig. Wir haben euch gesucht und kommen in Frieden", sage ich zu den Männern.

Ich betrachte den, den ich für den Anführer halte. Er dürfte Mitte 20 sein. Er hat wilde, zerzauste Haare, dunkle Augen und einen kurzen Bart. Er ist groß und kräftig gebaut. Unter der warmen Kleidung kann ich nicht mehr sehen, aber ich gehe davon aus, dass er ausgesprochen muskulös gebaut ist.

„Was habt ihr nachts hier herumzuschleichen. Das ist nichts, was Menschen machen, die in Frieden kommen."

„Wir wussten nicht, wie wir euch finden können. Deshalb haben wir euch gesucht."

„Ihr kommt erst einmal mit", faucht er mich an. Ich weiß nicht, warum er so abweisend ist. Dann wendet er sich an seine Männer. „Fesselt sie und verbindet ihnen die Augen."

„Halt langsam, so geht das nicht", mischt sich nun Greta ein. „Ich lasse mich nicht fesseln."

„Greta, wir haben nichts Böses im Sinn und können uns auch gerne fesseln lassen. Am Ende wird sich herausstellen, dass sie uns mehr brauchen als wir sie."

„Und wenn die uns umbringen?", wirft sie ein.

„Das werden sie schon nicht", versuche ich sie zu beruhigen.

„Wenn du meinst, aber wohl ist mir bei der Sache nicht."

„Wenn du darauf aus bist, dass du es bequem hast, dann hättest du zuhause bleiben müssen", meint der Rebellenführer in einem gehässigen Ton.

Wir legen vorsichtig die Waffen ab und lassen uns die Hände fesseln. Danach bekommen wir eine Augenbinde und werden von jeweils zwei Rebellen geführt. Es ist etwas schwierig, da viele Steine herumliegen und immer wieder Wurzeln den Weg queren. Immer wieder stoße ich mit dem Fuß irgendwo an oder drohe hinzufallen. Die beiden Männer neben mir fangen mich dann aber immer auf.

Während ich ruhig versuche, den Weg zurückzulegen, höre ich Greta hinter mir immer wieder fluchen. Ich wusste gar nicht, dass sie so derbe Ausdrücke kennt und muss unwillkürlich grinsen. Sehr damenhaft ist ihre Ausdrucksweise nicht.

Nach einer geschätzten halben Stunde bleibt die Gruppe stehen. Da ich sehr genau auf die Geräusche geachtet habe, gehe ich davon aus, dass wir nun in einer Höhle sind. Wenn ich mich nicht täusche, muss sich vor dem Eingang eine Art Vorhang befinden. Allerdings verstehe ich den Sinn nicht.

„So, da sind wir", höre ich den Rebellenführer.

Jemand nimmt uns die Augenbinde ab und ich muss kurz blinzeln. Doch schon bald klärt sich das Bild vor mir. Wir stehen in einer großen Höhle. Zahlreiche Menschen stehen um uns herum. Einige sind bewaffnet, andere nicht. Es sind aber auch zahlreiche Frauen, die ich erblicke, auch wenn sie weiter hinten stehen. Neben einigen erkenne ich sogar Kinder. Die Höhle scheint ein Zufluchtsort zu sein.

Da kommen zwei Frauen auf uns zu. Die Umstehenden gehen ehrfurchtsvoll zur Seite und lassen sie durch. Die beiden scheinen wichtige Personen in der Gruppe der Rebellen zu sein.

„Warum sind die beiden gefesselt?", will eine der beiden wissen. Sie schaut dabei den Mann an, der die Rebellengruppe anführt, die uns gefangengenommen hat.

„Sie haben sich draußen herumgetrieben."

„Dann bringst du sie einfach hierher? Hast du gefragt, was sie wollen?", will nun die zweite wissen.

„Sie haben gesagt, sie wollen uns nichts Böses. Aber sie waren bewaffnet", verteidigt er sich.

„Damit ich mich verteidigen kann, wenn ich auf so einen Dödel treffe, wie dich", sage ich mehr zu mir als zu den Umstehenden. Allerdings habe ich es wohl etwas zu laut gesagt und es haben nun alle verstanden.

„Dir gebe ich den Dödel", faucht der Mann. Er kommt mit erhobener Faust auf mich zu und hält sie mir unter das Kinn.

„Bruno, wo bleiben deine Manieren?", bellt nun eine der beiden Frauen. „Nehmt ihnen die Fesseln ab!"

„Aber Jelena, wir kennen die beiden nicht", wirft der Mann ein, der vermutlich Bruno heißt.

„Das sind zwei junge Frauen, die Waffen hast du ihnen abgenommen. Was soll an ihnen gefährlich sein?"

„Du bist Jelena?", frage ich. „Die Rebellenführerin, die Königin Serena zu ihrer Beraterin gemacht hat?"

„Das ist schon sehr lange her. Aber woher weißt du das? Wer bist du?", will sie wissen.

Sie betrachtet mich nun eingehender. Sie lässt ihren Blick von unten nach oben über meinen Körper gleiten. Aber auch ich mustere die Frau. Ich schätze sie auf Anfang bis Mitte 40. Vom Alter her könnte es hinkommen, rechne ich hastig.

„Du weißt, wer die Frau ist?", will Greta wissen.

„Ich denke schon. Sie kam in der Erzählung vor."

„In welcher Erzählung?", will Jelena wissen.

„Das ist eine längere Geschichte. Die Kurzfassung ist, dass mir meine Mutter über Umwege ihre Geschichte erzählt hat."

„Über Umwege?"

„Sie hat mir mit ihrer Magie ein Buch zukommen lassen."

„Gegeben oder zukommen lassen."

„Meine Mutter ist schon lange tot."

„Das tut mir leid. Aber wer bist du?"

„Ich bin die Tochter von Königin Serena, ich bin Aurora Simons", sage ich entschlossen.

Während mich Jelena ungläubig mustert, geht ein Raunen durch die Umstehenden. Auch die zweite Frau schaut mich zweifelnd an.

„Du bist der kleine Drache?", will hingegen Jelena wissen. Ihre Stimme ist ganz ruhig, still, fast schon ehrfürchtig. Mir kommt es so vor, als wäre sie gedanklich in die Vergangenheit zurückversetzt.

„Inzwischen bin ich größer, aber ich bin es", sage ich schmunzelnd.

Nun beginnt Jelena mir hastig die Fesseln abzunehmen und deutet einem der Umstehenden, dies auch bei Greta zu tun.

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