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Liebe und Hiebe 02

Geschichte Info
Das Interview wird fortgesetzt.
5.2k Wörter
4.65
15.9k
0

Teil 2 der 5 teiligen Serie

Aktualisiert 06/13/2023
Erstellt 03/26/2017
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Hier, nach langer Zeit, endlich die Fortsetzung der Geschichte um Kampfsport und Sex. Zum besseren Verständnis ist die Lektüre des ersten Teils zu empfehlen. Leider komme ich nicht so oft zum Schreiben, wie ich das gerne möchte. Ein weiterer Teil ist aber schon in Arbeit. Konstruktive Kritik und Anregungen wirken natürlich motivierend.

***

Wie schön, dass Sie sich erneut für mich Zeit nehmen. Ich denke immer wieder über Ihre Geschichte nach, seit wir uns zum ersten Mal getroffen haben. Sie haben mich sehr neugierig gemacht...

Mir auf der anderen Seite hat es richtig gut gefallen, mich einmal so hemmungslos auszuquatschen. Und da Sie Wort gehalten haben und bisher kein Bisschen von meiner Beichte an die Öffentlichkeit gedrungen ist, würde ich unsere Unterhaltung sehr gerne fortsetzen. Ich habe gemerkt, dass ich Lust am Erzählen habe. Da treten so einige Erinnerungen noch einmal ganz deutlich zu Tage. Und sie sind die erste Journalistin, bei der ich nicht die geringsten Hemmungen habe, ganz ins Detail zu gehen.

Das freut mich natürlich sehr, mehr Details bitte. Ist ja auch angenehm, wenn man seiner Interviewpartnerin nicht jedes einzelne Wort aus der Nase ziehen muss. Ich werde mein Versprechen auch weiterhin halten. Vielleicht können wir ja langfristig zusammenarbeiten und ich verfasse irgendwann einmal eine Biographie, sozusagen als Ghostwriterin?

Nun ja, das käme aber frühestens in Frage, wenn ich mich aus meiner aktiven Profikarriere verabschiedet habe. Vorher kann ich mir das kaum vorstellen. Oder was denken Sie?

Also, der von Ihnen so plastisch dargestellte Zusammenhang zwischen Zweikampf und Sex ist einerseits sicher nichts Welterschütterndes, aber Sie haben schon recht: Soweit ich das überblicke, ist das immer noch ein etwas schmuddeliges Terrain zwischen Schlammcatchen und Softpornoindustrie. Ihrem Ruf als ernstzunehmende Sportlerin könnte es jedenfalls nicht gerade zuträglich sein. Dass es abseits der Leinwand auch im richtigen Leben so hergeht, wie sie erzählen, ist schon etwas ungewöhnlich...

Warum das Kämpfen mich, vorsichtig ausgedrückt, anmacht, habe ich Ihnen ja schon bei unserem ersten Treffen zu erklären versucht. Aber diese anfänglichen Erfahrungen waren selbstverständlich nur so etwas wie eine Initialzündung. Da kam noch so Einiges hinzu...

Erzählen Sie, ich bitte sie. Bei unserem ersten Treffen ist mir durch Ihre Schilderung ehrlich gesagt heiß und kalt geworden. Ich bin wirklich gespannt auf die Erzählung von ihren ersten eigenen Erlebnissen im Ring.

Langsam, langsam. Man steigt nicht von heute auf morgen in den Ring. Wo waren wir denn beim letzten Mal eigentlich stehen geblieben?

Sie haben im Grunde genommen erzählt, wie Sie über ihren Bekannten Yannick mit dem Thaiboxen in Berührung kamen und geschildert, und was Sie an diesem ersten Kampfabend, den Sie besuchten, erlebt und gefühlt haben. Da hatten Sie aber noch nicht begonnen, zu trainieren...

Richtig, also gut. Machen wir doch genau da weiter. Der Abend ging mir wie gesagt tagelang nicht mehr aus dem Kopf. Besonders der Fight der Frauen hatte mich fasziniert, erregt, heiß gemacht. Ich wollte auch in den Ring steigen. Im Grunde genommen war mein Entschluss schon längst gefallen. Es fehlte nur noch die letzte Konsequenz -- mich tatsächlich zum Training anzumelden.

Yannick grinste mich an, als ich ihm nach einem schweißtreibenden Fick auf meiner Waschmaschine erzählte, was mich beschäftigte: „Ich hab' mir schon so was gedacht. Nach dem Kampfabend warst du ziemlich belämmert. Seitdem löcherst du mich mit Fragen über das Boxen, vor allem über das, was im Ring so in einem vorgeht und so weiter... und außerdem habe ich irgendwie so das Gefühl, dass du mir dann jedes Mal an die Wäsche willst, wenn ich vom Kämpfen erzähle und dass du seitdem noch mehr abgehst, wenn wir es treiben... Kann es vielleicht sein, dass dich das irgendwie anmacht?" Ich fühlte mich ein bisschen ertappt, war aber zugleich erleichtert, dass Yannick es so unverblümt ausgesprochen hatte. Gerade so, als sei es das Normalste auf der Welt, dass mich die Vorstellung zu kämpfen erregte. Ich lächelte ihn zuckersüß an und legte den Kopf auf die Seite. Aber mehr als ein „Mag sein" wollte ich dann doch nicht dazu sagen, und dabei beließen wir es vorerst auch.

Aber sie meldeten sich tatsächlich an...

Das erledigte Yannick ohne weiter zu fragen prompt für mich, der kannte mich mittlerweile ziemlich gut. Und so begann ich mit dem Training. Zunächst einmal war das nicht soviel anders als der Gang ins Fitnessstudio. Da gibt es ja mittlerweile auch eine Menge Kurse, die irgendwie was mit Kickboxen unter den phantasievollsten Bezeichnungen zu tun haben: Tae Bo, Kardio-Kicking und was weiß ich nicht alles. Das ist im Muay-Thai-Gym natürlich alles etwas rustikaler, weniger Schicki-Micki. Es gibt weniger teure Geräte, man verausgabt sich auch mal an Traktorreifen oder Baumstämmen. Und das Ziel ist ja auch nicht nur Schattenboxen...

War das nicht ganz schön hart am Anfang?

Nicht so hart wie Sie denken. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen eingebildet, aber ich machte ziemlich schnell Fortschritte. Auf jeden Fall schneller als die Handvoll anderer Mädels, die noch mit mir in unserem Gym trainierten. Das lag zum einen an meinem Ehrgeiz. Von Anfang an trainierte ich mehrmals pro Woche. Eigentlich ziemlich unvernünftig, ich gönnte mir zu wenig Zeit zur Regeneration. Aber es hatte mich eben gepackt, wissen Sie. Ich war in eine neue Welt eingetaucht. Meine Arbeit im Verlag machte mir zwar immer noch Spaß, aber meine Gedanken kreisten ständig um das Training. Wenn ich morgens mit schmerzenden Muskeln aufwachte, dann war ich geistig schon wieder im Gym, und meine Sporttasche war mein ständiger Begleiter. Vom Büro fuhr ich kaum noch direkt nach Hause, nach Feierabend ging es eigentlich immer zum Training. Und ich war erst zufrieden, wenn ich ausgepowert, aber glücklich eine Trainingseinheit absolviert hatte und dabei mehr geschwitzt und geackert hatte als all die anderen Mädels.

Noch etwas war der Grund für meine schnellen Fortschritte: Ich hatte in meiner Jugend lange Ballettunterricht gehabt. Auch wenn das eine Zeit lang zurückliegt, so habe ich mir doch eine ziemliche Gelenkigkeit und auch Kraft aus dieser Zeit erhalten, und Sport habe ich sowieso immer getrieben. Ehrgeiz hatte ich genug, aber einer Karriere als Ballerina stand schlicht und ergreifend meine Oberweite entgegen.

Im Ernst?

Na, schauen Sie doch mal hin. Es ist gerade noch so, dass es mich beim Boxen nicht behindert, wenn ich mich in einen anständigen Kampfsport-BH hineinzwänge -- aber fürs Ballett? Unmöglich! Außerdem hätte ich mir noch etliche Pfunde runterhungern müssen. Bei aller Disziplin und bei allem Ehrgeiz -- dafür genieße ich dann doch zu gerne. Und Männer stehen überhaupt nicht auf solche Hungerhaken. Ich habe mich in meiner Haut auch schon vor meiner Kampfsportkarriere wohl gefühlt. Mit meinem roten Haar und meinen vielen Sommersprossen bin ich ja eine eher auffällige Erscheinung. In Verbindung mit meinen braunen Augen und der Tatsache, dass mein Teint gar nicht so hell ist wie bei vielen Rothaarigen denke ich schon, dass ich auf viele Männer anziehend wirke.

Das kann ich schon bestätigen. Ich selbst finde Sie ausgesprochen attraktiv -- und das als Frau. Das hat aber nicht nur mit Ihrem Aussehen zu tun. Sie wirken insgesamt so selbstbewusst, ihre ganze Körpersprache... all das wirkt anziehend.

Vielen Dank. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ich selbst fühlte mich mit jedem Monat, der ins Land ging, anziehender und begehrenswerter. Das intensive Kampsporttraining machte etwas mit mir, und nicht nur mit meinem Körper. Natürlich nimmt man als Frau wahr, wenn kleine Fettpölsterchen verschwinden (die für mich nie ein Problem gewesen waren) und an ihre Stelle harte Muskeln treten. Mein Körper wurde definierter, ich legte ungemein an Ausdauer zu. Und ja, mit der Erkenntnis, dass ich immer größere Herausforderungen bewältigen konnte und immer fitter wurde, veränderte sich auch mein Auftreten. Nicht, dass ich vorher ein verschüchtertes Hascherl gewesen wäre -- aber mein Gang wurde aufrechter, mein Auftreten selbstbewusster. Das stachelte mich beim Kraft- und Ausdauertraining an, und bald durfte ich auch zum Sparring in den Ring.

Den genoss ich natürlich besonders. Zwar ist das nur eine Vorstufe zum Kampf: Alles läuft immer noch sehr kontrolliert ab, die gleichen Bewegungsabläufe und Techniken werden immer wieder wiederholt, bis einem alles wehtut. Aber genau das wollte ich. Beim Sparring muss man schon mal herzhaft einstecken, es geht auch um die gezielte Abhärtung gewisser Körperpartien. Man bekommt einen Vorgeschmack auf das, was einem einmal blühen wird. Mich jedenfalls stachelte es nur noch mehr an.

Und der Wunsch, richtig zu kämpfen, war natürlich schon längst da. Wenn ich mich nach intensivem Training und Sparring so richtig verausgabt hatte und spätabends mit kribbelnden Gliedern im Bett Hand an mich legte, dann stellte ich mir oft vor, wie ich die Mädels aus dem Klub eine nach der anderen herausfordern und im Ring auseinandernehmen würde. In meiner Phantasie belächelten sie mich alle als die übermütige Neue, die noch Lehrgeld zahlen würde. Aber ich erstaunte sie mit Härte und Entschlossenheit und brach über sie herein wie ein überraschendes Gewitter. Während ich mich selbst liebkoste, stellte ich mir vor, wie sie meine Fäuste, Füße, Knie und Ellenbogen zu schmecken bekamen. Schnell wich ihr Lächeln -- erst dem Respekt vor meinen Angriffen, dann dem Erstaunen vor deren Wirkung und schließlich der blanken Angst vor den Schmerzen, die ich ihnen zufügte. Bei dieser Vorstellung kam es mir meist nach kurzer Zeit sehr heftig, und dann lag ich noch schwer atmend wach und ging in Gedanken die nächste Trainingseinheit durch. Oder ich sank erschöpft in tiefe Träume, in denen ich weiterkämpfte und meinen Gegnerinnen noch härter zusetzte.

Klingt nach einer Menge Stutenbissigkeit und Zickenterror...

Was erwarten Sie? Dass man trainiert und immer wieder übt, eine Gegnerin umzuboxen -- sie so lange zu schlagen und zu treten, bis sie zu Boden geht -- ohne dass eine gewisse Spannung in der Luft liegt? Die Frauen schenken sich gegenseitig weniger als die Männer, das kann ich Ihnen garantieren. Aber das schließt doch einen respektvollen Umgang miteinander nicht aus.

Na schön, das mit dem Respekt nehme ich Ihnen ja durchaus ab, aber der Wettbewerbsgedanke steht doch sicherlich ständig im Raum...

Sicher, man vergleicht sich dauernd -- Trainingserfolge, Ausdauer, Schnelligkeit, auch den Körper. Die meisten Kampfsportler sind ja, das liegt in der Natur der Sache, ziemlich körperbewusst. Sie achten auf ihr Äußeres und sind, das kann man schon so sagen, ziemlich eitel. Wer zum Thaiboxen in den Ring steigt, der will auch gewinnen, der will siegen und besser sein...

Aha! Respekt hin oder her -- bei soviel Konkurrenz in der Luft riecht es doch in so einem Club bestimmt ständig nach Ärger...

Ganz und gar nicht. Der Umgang der Leute in der Kampfsport-Szene ist eigentlich total locker, man motiviert sich gegenseitig und freut sich auch über die Trainingserfolge der anderen. Im Ring geht es ruppig zu, aber das Miteinander rundherum ist von Fairness und Respekt geprägt. Natürlich wird auch herumgealbert und auch mal eine dicke Lippe riskiert, aber das ist eigentlich so gut wie nie von richtig persönlichen Animositäten geprägt...

Eigentlich? So gut wie nie? Sie deuten hier so etwas an. Klingt, als gäbe es aber doch Ausnahmen...

Nun ja, ich erinnere mich da an eine Episode, die sich abspielte, als ich noch nicht lange dabei war. Im Club war ein Neuer aufgetaucht. Ein glatzköpfiger Hüne mit ziemlichen Muskelpaketen, fast der Figur eines Bodybuilders. Auf den ersten Blick ein ganz attraktiver Typ, aber ein fürchterlicher Poser, der mehr Zeit mit Schattenboxen vor dem Spiegel verbrachte als mit harter und unangenehmer Ausdauerarbeit. Bei jeder Gelegenheit erzählte er, wie er schon in Thailand im Ring gestanden habe und den Jungs dort mächtig eingeschenkt hätte, die seiner Athletik einfach nichts entgegenzusetzen hatten. Der ging den Leuten mit seiner Großspurigkeit schon ziemlich auf den Keks. Naja, solche Typen gibt es überall, und das war auch nicht das eigentliche Problem. Das war eher die Kleine.

Die „Kleine"?

Ständig hatte er seine Freundin im Schlepptau, die ihn anhimmelte und ihm nicht von der Seite wich. So eine kleine, dralle Brünette mit schmaler Taille, ausladendem Hintern und mächtiger Oberweite. Ziemlich hübsch, mit großen braunen Augen, Stupsnase und Schmollmund. Ihre aufreizende, frauliche Erscheinung kontrastierte sie ganz bewusst mit mädchenhaften, geflochtenen Zöpfen. Sie war sich ihrer Wirkung auf die Männer voll bewusst und klimperte nach allen Seiten mit den Wimpern. Der Glatzkopf, er hieß Mike, zeigte sie einerseits herum wie eine Trophäe, giftete aber andererseits jeden an, der ihr zu nahe kam. Da war Ärger dann tatsächlich vorprogrammiert...

Von Tim habe ich Ihnen ja bereits bei unserem letzten Treffen erzählt. Mit seiner jungenhaften und manchmal herrlich süß-naiven Art tappte er prompt in die Falle. Natürlich baggerte er die Kleine ein bisschen an. Aber das war wirklich harmlos, er hielt immer respektvollen Abstand. Mike fauchte ihn sofort an, Tim hingegen war sich keiner Schuld bewusst. Und das Beste war: Die Kleine schien den Ärger, der um sie gemacht wurde, und an dem sie keineswegs unschuldig war, geradezu zu genießen.

Das zog sich über Tage hin. Sie schaffte es irgendwie, Tims Nähe zu suchen und es dann, sobald Mike nach ihr schaute, so aussehen zu lassen, als ginge die Initiative von Tim aus, als laufe er ihr hinterher. Wenn Mike schließlich der Kamm schwoll, dann war sie ganz sein Weibchen und die Unschuld vom Lande. Das Ganze gipfelte irgendwann in einer üblen Schimpftirade, an deren Wortlaut ich mich nicht mehr genau erinnern kann. Da war vom „goldgelockten Milchbubi" und vom „kleinen Arschficker" die Rede, dem Mike „die Scheiße aus dem Hirn prügeln" würde.

Tim zuckte ob dieser Beleidigungen mitleidig mit den Schultern, was Mike nur noch mehr in Rage versetzte. Aber die ausgesprochene Herausforderung perlte an Tim scheinbar ab. „Ich lass' mich doch von dem Orang-Utan nicht provozieren, soweit kommt's noch", ließ er mich beim gemeinsamen Klönen nach dem Training wissen. Aber ich merkte, dass Tim innerlich doch kochte. Welcher Mann lässt sich schon gerne als Milchbubi bezeichnen.

Als ich am darauffolgenden Abend im Gym auftauchte, herrschte schon hektische Betriebsamkeit. Ein Ring war hergerichtet wie bei einer Vereinsmeisterschaft -- es würde einen Kampf geben. Ich schob mich durch die Schaulustigen. Mike und Tim standen schon im Ring und würdigten sich keines Blickes. Keine marktschreierische Ankündigung, keine traditionellen Rituale. Rundherum nur geschwätzige Aufregung. Jemand hatte sich sogar dazu bereit erklärt, den Sanitätsdienst zu übernehmen. Der normalerweise obligatorische Ringarzt wäre wohl kaum dazu bereit gewesen, eine solche Konfrontation zwischen zwei überhitzten Kampfhähnen zu betreuen.

Ich wollte Yannick, der Tim sekundierte, noch Fragen, was das Fass denn jetzt doch noch zum Überlaufen gebracht hatte, aber da ging es schon los. Der Gong ertönte. Ich postierte mich bei Mikes Ecke. Die kleine Dralle (Jenny, hatte ich das schon erwähnt?), feuerte ihren Helden noch an: „Versohl' ihm seinen kleinen Bubiarsch! Hau' ihn weg! Tu ihm für mich weh!", krächzte sie mit belegter Stimme. Mir wurde klar, dass es sie anmachte, dass die beiden Männer im Ring sich nun wegen ihr schlagen würden. Sie hatte es geradezu darauf angelegt. „Diese kleine Schlampe", dachte ich mir und stellte doch fest, dass auch ich von der elektrisch aufgeladenen Atmosphäre fasziniert war. Hier würde es gleich ganz schön zur Sache gehen.

Der arme Tim...

Nicht doch. Wir alle bekamen eine Vorführung in kalter und effizienter Wut zu sehen. Sie haben ja recht, auf den ersten Blick sah es nach einem ungleichen Kampf aus: auf der einen Seite das wutschnaubende, muskelbepackte Kampfschwein, auf der anderen Seite der wesentlich schlankere, hübsche Lockenkopf. Aber da täuscht man sich. Tim ist drahtig und athletisch, und seinen leichten Reichweitenvorteil nutzte er von Anfang an aus, um Mike auf Distanz zu halten. Der stürmte zwar wie ein wilder auf ihn ein und versuchte immer wieder, ihn an den Seilen oder in einer Ecke zu stellen, aber entweder tänzelte Tim ihm davon, oder er hielt ihn sich mit kräftigen Frontkicks seiner langen, doch muskulösen Beine vom Leib. Eine um die andere Attacke Mikes verpuffte und kostete lediglich Kraft, was ihn nur noch rasender machte. Und auch Jennys Rufe wurden schnell ungeduldiger: „Jetzt schnapp ihn dir doch, na los! Low Kick! Low Kick! Hol ihn von den Beinen!"

Aber die Low Kicks krachten höchstens an Tims zum Block erhobenes Knie, und Mike beließ es bei einigen halbherzigen Versuchen, wollte er sich doch nicht selbst weh tun. Überhaupt hatten wir es hier mit einer klassischen Konstellation „Puncher" gegen „Kicker" zu tun. Wenn Tim nur auf der Hut war und den anstürmenden D-Zug Mike einigermaßen auf Distanz halten konnte, dann hatte er mehr als nur eine Chance. Die erste Runde ging vorbei. Tim hatte nicht wirklich einstecken müssen, aber dafür ein paar saftige Tritte angebracht. Schimpfend zog sich Mike in seine Ecke zurück. Wer genau hinschaute, der konnte bemerken, dass Tims Brustkorb sich ruhig und gleichmäßig unter langen Atemzügen hob und senkte, während Mike einen weit weniger aufgeräumten Eindruck machte. „Jetzt schnapp dir den kleinen Ficker endlich. Benutz mal die Knie und tu ihm ordentlich weh, dann ist schnell Ende mit seiner Karate-Kid-Show", hörte ich Jenny zischen.

Aber in der nächsten Runde machte er den gleichen Fehler erneut. Wie ein Berserker stürmte er auf Tim los und rannte doch nur in den ersten Frontkick, der ihn mitten auf die Brust traf und ihm den Atem aus den Lungen drückte. So langsam machte er sich müde. Anstatt seine Puste zu sparen, brüllte er unverständliche Verwünschungen. Und auch Jenny gab ihre letzte Zurückhaltung auf und giftete und keifte, womit und wo genau Mike Tim überall wehtun sollte. Allein, es nutzte nichts. Das Bild, das sich nach dem Ende der zweiten Runde bot, war das Gleiche wie nach der ersten, nur dass Mike nun wesentlich heftiger schnaufte und um Atem rang.

Zu Beginn der dritten Runde sah man dann plötzlich eine Veränderung. Tim hatte seine Zurückhaltung aufgegeben und ergriff die Initiative. Zwischen kraftvollen Tritten, die ein ums andere Mal ihr Ziel fanden, setzte er nun auch mit schnellen Links-Rechts-Kombinationen seine Fäuste ein, und das dumpfe Geräusch, mit dem sie an Mikes Schädel einschlugen, ließen die Wucht und die erstaunliche Kraft, die in Tims schlanken Muskeln lagen, erahnen. Mike wankte.

Tim sah seine Chance und setzte nach. Jenny stand mit offenem Mund am Ring während Tim ihren Macker auseinandernahm. Tims Kicks waren unbarmherzig, schnell und hart. Seine bandagierten Füße trafen immer öfter ins Schwarze, wie Peitschenhiebe landeten sie auf Mikes Oberschenkeln, in seiner Seite, sogar auf seinen Oberarmen. Mit einer unglaublichen Kondition ließ Tim hoch angesetzte donnernde Kicks auf Mike einprasseln, links, rechts, und wieder rechts, und wieder links. Scheinbar mühelos verlagerte er sein Gewicht von einem aufs andere Standbein. Schweiß spritzte durch den Ring, wenn Tims Füße erneut krachend ihr Ziel fanden. Und immer noch setzte Tim nach. Seine sonst so heitere und offene Miene zeigte nur noch grimmige Entschlossenheit.

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