Neuorganisation Kap. 01

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Sie war angenehm überrascht - sie hatte ihn sich in seiner Funktion eher schroff vorgestellt. Er führte sie höflich zu dem Sechser-Tisch, wo bereits eine ca. 50-jährige korpulente Frau mit blondierten Haaren in einem langen, hochgeschlossenem Kleid und ein schlanker, eleganter Mann in seinen Mittdreißigern mit dunklen Haaren in hellbrauner Cordhose und hellblauem Oberhemd sowie ein bärtiger gut fünfzigjähriger Mann saßen. Er wechselte ins Englisch und präsentierte ihr die drei Personen. Der jüngere, französische Logistikmanager Bonaventura war Susanne trotz seines leicht arroganten Gesichtsausdruckes -- bei seinem unverschämt guten Aussehen vielleicht kein Wunder - durchaus nicht unsympathisch, während die Engländerin Helen Goodweather in ihrer eher abweisenden Art nicht ihren Beifall finden konnte. Der spanische Produktionsleiter Jaime Mendoza in seiner bequemen, blauen Jeans und dem beigen Pullover war schwerer für sie einzuschätzen. Dann rief Herr Burg den Oberkellner zwecks Bestellung eines Aperitifs, während er auf die schöne Aussicht auf den See hinwies, der vom Restaurant her gut zu sehen war.

In diesem Moment traf eine schlanke auffallende Frau ein, die sich als Maria Galinski aus Polen vorstellte. Sie lächelte gewinnend und etwas kokett in die Runde, während sie sich gerade für die Aufmerksamkeit aller Anwesenden bedankte. Ihre graziöse, hochgewachsene Figur steckte in einem eleganten und gut geschnittenen Glockenrock in hellblauem Seidenlook und in einer cremefarbenen Bluse, die ihren verführerischen Busen dezent unterstrich. Ihre langen wohlgeformten Beine wurden durch die modisch mit schwarzen Rauten verzierten Nylons und ihre cognacfarbenen Pumps betont. Sie war es erkennbar gewöhnt, die Aufmerksamkeit aller anwesenden Männer zu gewinnen. Susanne notierte amüsiert wie diese sichtlich irritiert wirkte, als der Franzose sich nach der erfolgten Vorstellung wieder in die Unterhaltung mit ihr vertiefte, noch bevor die Polin sich gesetzt hatte.

Susanne beobachtete wie die junge Frau den Franzosen deshalb musterte, bevor sie höflich neben dem Gastgeber Herrn Burg Platz nahm. Die Polin hatte ihren Blick von ihm losreißen müssen, denn der französische Mann machte einen Eindruck, der sich wohl von dem ihr bekannten typischen Muster eines Mannes unterschied. Erst einmal war sein olivfarbener Teint doch stark abweichend von dem Bild, das sie von polnischen Männern - selbst nach stärkeren Bräunungseffekten -- gewohnt war. Zweitens bewirkten seine tiefschwarzen Bartstubbeln am Ende des Tages einen Ausdruck auf seinem Gesicht, den sie wohl als verwegen und abenteuerlich empfand.

Gut, in Fernseh- und Kinofilmen hatte sie solche breitschultrigen und aufregenden Männer schon gesehen, aber hier an ihrem Tisch wirkte der Eindruck auf sie exotisch in einem vorher nicht geglaubten Ausmaß. Sie musste sich regelrecht auf ihr Gespräch mit dem Gastgeber konzentrieren, weil sich die Präsenz dieses sie ignorierenden Mannes irgendwie in ihr Unterbewusstsein rein fraß. Sie konnte einfach nicht umhin, ihn heimlich mehrmals zu mustern.

1.1.2 Die Vorspeise

Belustigt nahm dieser die Reaktion der Polin aus den Augenwinkeln zur Kenntnis, ohne jedoch davon auf irgendeine sichtbare Art Kenntnis zu nehmen. Er kannte diesen Typ Frau. Sie war durch ihr Aussehen so verwöhnt, dass sie automatisch annahm, dass ihr jeder Mann Aufmerksamkeit zollen musste. Natürlich sah sie umwerfend aus, und er schätzte es auch, dass sie sich in Szene zu setzen wusste, aber sein Interesse an ihr war nur lauwarm, denn sicher war sie zickig. Na ja, insbesondere bei solch jungen Frauen konnte man nur wirkliche Beachtung wecken, wenn man nicht wie alle anderen Männer mit heraushängender Zunge hinter ihr her lief. Er war inzwischen erfahren genug, um seine eigene Attraktivität beim weiblichen Geschlecht halbwegs einschätzen zu können. Er hatte lernen müssen, dass sein eigenes Verhalten ebenso wichtig war wie sein Aussehen. Innerlich zuckte er mit den Schultern -- er würde sich nicht in die Reihe seiner Tischnachbarn einreihen, die jedem Wort aus den liebreizenden Lippen der polnischen Schönheit lauschten. Seine deutsche Tischnachbarin war zwar in ihrem schlichten Outfit keine Offenbarung, aber dafür kannte sie Frankreich und einen Teil seiner Geschichte. Das war für einen Franzosen immer ein Thema.

Plötzlich spitzte er jedoch seine Ohren. In einem Gesprächsfetzen zwischen Herrn Burg und Frau Galinski hatte er mitbekommen, wie diese sich über die Wichtigkeit der katholischen Kirche in Polen ausließ und dann sich selbst als Katholikin beschrieb, die wieder bei ihren Eltern lebte. Unauffällig checkte er ihre Hände und tatsächlich, sie war wohl verheiratet, denn sie trug einen Ehering, lebte aber bei ihren Eltern. Das war vielversprechend.

Seine Jugend hatte Michel Bonaventura in einer erzkatholischen Kleinstadt in Spanien verbracht. Er hatte dort am Beispiel seiner Cousinen erfahren, dass die strengen katholischen Moralvorstellungen insbesondere für lebensfrohe Mädchen und Frauen nicht unproblematisch waren, die zwischen ihrer Sinnlichkeit und ihren eigenen Moralansprüchen beziehungsweise noch mehr denen ihrer Umwelt wählen mussten. Die eventuellen Heimlichkeiten aus diesem Konflikt bewirkten eine Intensität von sexuellen Handlungen, die er heutzutage bei den meisten vermisste. Seine ersten Liebschaften hatte er mit spanischen Mädchen aus dieser Stadt gehabt. Schon für ihn als Jungen war es damals nicht einfach gewesen, denn auch er hatte durch den Zwang zur ehrlichen Beichte mit Schuldgefühlen zu kämpfen gehabt. Selbst wenn sich der Priester gegenüber den Jungens bekanntermaßen viel nachsichtiger verhielt als gegenüber den Mädchen, so war es doch keine Kleinigkeit. Vielleicht war es nicht ganz richtig, aber seitdem faszinierten ihn junge katholische Frauen, die eine ausgeprägte Sinnlichkeit hatten und deswegen in ihrem katholischen Umfeld mit Schuldgefühlen zu kämpfen hatten. Er fragte sich ob die junge Polin in diese Kategorie fiel. Jetzt war seine Neugier geweckt und er musste es herausfinden. Unwillkürlich blickte er zu Maria Galinski hinüber - gleichzeitig plauderte er unverbindlich über Napoleon und Deutschland mit seiner deutschen Tischnachbarin.

In einer Hinsicht überraschte ihn in diesem Moment seine aktuelle Gesprächspartnerin, die sich zwar sichtlich geschmeichelt fühlte, dass er sich ihr bisher so intensiv gewidmet hatte, die sich aber nun ohne Zweifel keine Illusionen über das wahre Objekt seiner Begierde machte. Ihm wurde dies klar, als sie ihn mit einem feinen Lächeln nach seinen Kenntnissen über Napoleon und seine Frauen fragte, als er Napoleons zweite Ehegattin Marie Louise als Beispiel für deutschsprachige Verbindungen anführte. Als er sie fragend anschaute, erwähnte sie leise spöttelnd dessen vorherige polnische Geliebte Maria Walewska, die von dem französischen Herrscher zur Mätresse gemacht wurde, wobei sie den Namen Maria leise betonte. Er fühlte sich ertappt und durchschaut, jedoch verfügte er über genügend Selbstironie um auch selber darüber schmunzeln zu können. Er betrachtete sie mit erneuerter Aufmerksamkeit -- unter ihrem braven äußeren Aussehen verbarg sich ein wacher Verstand. Als Frau sprach sie ihn mit ihrem biederen Aussehen nicht an, aber sie war sicherlich eine intelligente Gesprächspartnerin. Für einen kurzen Moment überlegte er sich, ob er ihr Ratschläge für eine modischere Erscheinung geben sollte, entschied sich aber sofort dagegen. Sehr wahrscheinlich würde sie das als unerwünschte Kritik interpretieren. Außerdem würde es ihrer Selbstachtung nicht gut tun, wenn er das richtig bedachte.

1.1.3 Der Hauptgang

Unter seinen forschenden Augen verfluchte Susanne ihre eigene Bequemlichkeit. Sein etwas mitleidiger Blick bestätigte ihr, dass sie lieber eine Verspätung hätte riskieren sollen als sich das Umziehen aus Pünktlichkeitsgründen zu ersparen. Natürlich hatte sie einige Momente vor dem Heruntergehen zum Essen überlegt, ob sie sich umziehen sollte, aber sie hatte sich noch zu fröstelig gefühlt und hatte nicht mehr für ihr Aussehen getan als ihr Make-up aufzufrischen. Jetzt musste sie den Preis dafür zahlen, spätestens nach der Ankunft der Polin war sie definitiv ‚underdressed'. Sie kam sich unscheinbar und langweilig neben der glamourösen Frau vor, die die Blicke der Männer wie magisch anzog. Johannes Burg und Jaime Mendoza verbargen dies nur nicht so geschickt wie ihr eigener Gesprächspartner. Als Michel Bonaventura jedoch ihre gute Aussprache der französischen Speisenamen auf dem Menü komplimentierte, fühlte sie sich weniger schlecht. Sie wusste zwar, dass er dies hauptsächlich aus Nettigkeit tat und nicht weil er sie wirklich interessant fand, aber die Geste hatte etwas an sich. Außerdem war es nicht zu verachten, dass die Polin just in diesem Moment herüberblickte und für einen winzigen Augenblick Susanne daran glauben konnte, dass diese wie ein Fotomodell aussehende junge Frau sie beneiden könnte.

Im Laufe des Essens stellte Johannes Burg sich als Gourmet heraus, der in seinen Kenntnissen durchaus mit dem erklärten Weinkenner Michel aus Frankreich und dem Weinbrandfanatiker Jaime Mendoza aus Spanien mithalten konnte. Sowohl Maria als auch Susanne hatten am Wein nur genippt, während Helen und die Männer zuerst dem Weißwein und dann dem Rotwein gut zugesprochen hatten. Zum Abschluss des Mahles schlug Jaime Mendoza vor, dass man doch eine schöne Mousse au chocolat mit dem Konsum eines spanischen Solera-Weinbrandes verbinden sollte. Susanne erkannte wie auch die beiden anderen anwesenden Frauen sich genervte Blicke zu warfen, als die Männer sich sofort auf dieses Stichwort unnötige Diskussionen über die feinen Unterschiede zwischen spanischem Brandy, deutschem Weinbrand und französischem Cognac lieferten.

Schlussendlich deklarierte Helen Goodweather mit halbschwerer Zunge, dass sie sich auch ohne Kaffee und Dessert doch in Richtung Terrasse für einen Absacker bewegen wolle, worauf sich Jaime Mendoza ihr sofort anschloss. Dankbar nickte ihm Herr Burg zu, denn er schien es als eine gute Idee anzusehen, die bereits stark angetrunken wirkende Engländerin zu begleiten.

1.2 In der Bar

1.2.1 Der Absacker

Flexibel offerierte Michel Bonaventura allen anderen doch einen Cocktail in der Bar und Disco im Souterrain zu probieren. Herr Burg und Frau Galinski stimmten ihm sofort zu, während Susanne weniger enthusiastisch war. Am Tisch im Restaurant war das Augenmerk nicht auf den Unterbau der Körper gerichtet, denn das Tischtusch verdeckte doch Rock und Beine weitgehend, abgesehen von dem direkten Nachbarn, jedoch in der Bar war das anders. Aber der Franzose insistierte auf eine charmante Weise, die ihr keinen Ausweg ließ.

Als sie in der Bar ankamen, offerierte Herr Burg galant der Polin eine Sitzgelegenheit zu seiner Linken an dem Halbkreis der Bar-Theke. Die junge Frau schlüpfte in einer eleganten Weise auf den hohen Barstuhl und entfaltete dekorativ ihre endlos langen Beine, während sie ihren Rock sittsam ordnete. Die anwesenden Männer sahen es mit Freude, diese junge Frau hatte sichtlich Vergnügen daran bewundert zu werden und sie war noch jung genug, um leicht geleitet zu werden. Das versprach ihnen wohl ein Potential für ein Abenteuer voyeuristischer Art. Der Franzose setzte sich genau gegenüber von ihm und mied es offensichtlich der Polin ins Gesicht zu schauen.

Die ziemlich hohen Barhocker ohne Fußraste waren Susanne gar nicht lieb, denn sie war die kleinste aus der ganzen Runde. Sie fühlte sich entsetzlich tollpatschig, als sie sich mühsam auf den hohen Sitz heraufhievte und beinahe noch die Hilfe von dem französischen Kollegen benötigt hätte. Sie wünschte sich, dass ihre Beine länger wären oder sie zumindest eine elegantere Strumpfhose tragen würde anstelle ihrer schlichten Reisestützstrumpfhose in dem fleischfarbenen Ton, den auch uralte Omas benutzten. Sie hatte den scheußlichen Verdacht, dass die anderen die Herkunft ihrer Strumpfhose aus der Apotheke oder dem Sanitätshaus vermuten würden, obwohl sie aus dem Supermarkt direkt beim Abfahrtsbahnhof stammte. Einen Vergleich ihres rustikalen knielangen Jeansrockes mit dem auserlesenen Tellerrock der jungen Frau wollte sie noch nicht einmal in Gedanken erwägen. Sie wurde von ihren trüben Gedanken abgelenkt, als Michel Bonaventura die Frauen fragte, ob sie den klassischen Champagner-Cocktail bevorzugen oder sich für den exotischeren Belle de Nuit-Cocktail entscheiden würden. Susanne war für klassisch, während Maria die Exotik wählte.

Der gleich nach der Ankunft bestellte Cocktail wurde zügig serviert, während die Männer sich auf einen Cognac verständigt hatten. Die Polin fühlte sich anscheinend trotz der ganzen Aufmerksamkeit nicht völlig zufrieden. Bis jetzt war es ihr praktisch anscheinend noch nicht passiert, dass sie in kleiner Runde von einem Mann wie dem Franzosen so offensichtlich geschnitten wurde. Wenn er alle Frauen gleich behandelt hätte, würde sie das ja verstehen können, aber er sprach mit der Deutschen ganz wie selbstverständlich, während er sie gerade eben nur mit knappen Worten nach der Wahl des Cocktails gefragt hatte.

Diese Frau hatte den attraktiven Franzosen absolut mit Beschlag belegt. Es war deprimierend zu sehen wie dieser anziehende Mann selbst auf Manöver von ihr kaum reagierte, die sie aus ihrer Erfahrung als erfolgreich einschätzte, während er sich angeregt mit dieser Spießerin unterhielt. Dabei war diese Deutsche doch echt trutschig in ihrer Aufmachung! Es war zum Mäusemelken! Derjenige der reagierte war genau derjenige, den sie eigentlich nicht meinte. Der aalglatte Typ aus London war ihr unheimlich. Seit er sie nach ihrer Meinung zu Katholiken und Autorität befragt hatte, wurde sie das beklemmende Gefühl nicht los, dass er ihr irgendwie etwas mit ihr vorhatte, das ihr nicht geheuer war. Dieses Gefühl hatte sich noch verstärkt, als sie bewusst versuchte hatte, das Interesse von dem Franzosen durch das Kreuzen ihrer Beine zu wecken und der Berater aus London für einen Moment regelrecht geglotzt hatte auf eine Art, die ihr einen Schauer über den Rücken laufen ließ.

Sie leerte ihr Getränk schnell und dann leuchtete ihr Gesicht auf. Sie schob ihren Barhocker etwas zurück, unter dem Vorwand sich einen weiteren Cocktail beim Kellner zu bestellen. Sie wandte sich ihm zu und bestellte etwas. Dann fragte sie die beiden Männer beiläufig mit einem kurzen Seitenblick zu beiden, ob sie auch noch etwas bestellen wollten und reichte ihnen beiden jeweils eine Getränkekarte, um sich dann wieder dem Kellner zuzuwenden. Als sie damit deren Aufmerksamkeit hatte, kreuzte sie einen Moment später kokett ihre Schenkel, was ihren Rock hochrutschen ließ. Natürlich hatte sie so ihre Hände erst wieder frei, als die Männer die Karte jeweils ergriffen hatten. Erst dann konnte sie mit einer Geste, die wie automatisch aussah, ihren Rock wieder züchtig herabzuziehen.

Susanne nahm das Aufmerksamkeit heischende Manöver der jungen Frau bereits im Ansatz wahr. Männer waren mitunter ja so einfach zu manipulieren! Deren Blicke folgten der Bahn von Maria's Händen wie hypnotisiert, während die kleine Hexe geschickter Weise ihr Gesicht von den Männern abgewandt hatte und so angeblich davon nichts wahrnahm. Es war einfach frustrierend zu sehen, wie sich die Augen beider Männer - wie von einer synchronen Automatik gesteuert - auf den Rocksaum der slawischen Schönheit richteten, ohne Rücksicht auf ihre eigene Gegenwart zu nehmen.

Susanne kam sich in diesem Moment wie das hässliche Entlein vor. Maria warf Susanne einen kurzen triumphierenden Blick zu. In diesem Moment beschloss Susanne zwar nicht sofort auf ihr Zimmer zu gehen, aber doch nach dem Austrinken des Cocktails. Sie wollte sich nicht noch mehr deplatziert zu fühlen. Ein paar Minuten später kündigte sie das auch an. Beide Männer baten sie zwar höflich um ihr Bleiben, aber es war überdeutlich, dass ihnen dies nicht wirklich wichtig war und der Polin war es wohl eher willkommen.

Sie war allerdings überrascht, als sich Johannes Burg als nächster verabschiedete. Er hatte wohl mit ihrem Weggang nun realisierte, dass er als Diskussionsleiter wohl besser möglichen Komplikationen aus dem Weg ging. Der erleichterte Blick von der Polin als die deutsche Frau sich verabschiedete, und ihr hoffnungsvoller Seitenblick zu dem Franzosen hatte ihm anscheinend klar gemacht , dass er sich Illusionen hingegeben hatte. Es war keine gute Idee über ein Abenteuer mit der schönen Polin nachzudenken, während es ihm hätte klar sein sollen, dass sie mit dem Franzosen anbändeln wollte.

1.2.2 Der Tanz

Mit dem Weggang aller anderen konnte Michel Bonaventure es nicht mehr vermeiden, Maria Galinski direkt anzuschauen. Ihre dezent geschminkten hell blaugrauen Augen zogen ihn in ihren Bann. Ihr beinahe quadratisches Gesicht wurde durch die prominenten Wangenknochen in einer interessanten Art akzentuiert. Ihre blonden, nackenlangen Haare umrahmten ihr Gesicht, während ihr Pony sich bis auf die Oberkante ihrer sorgsam gezupften rotblonden Augenbrauen herabsenkte. Er konnte seine Faszination mit der begehrenswerten Polin nicht mehr abstreiten. Sie nippte inzwischen an ihrem dritten Cocktail, den sie beim Weggang von Herrn Burg bestellt hatte. Er musste sich ins Gedächtnis rufen, dass eine schöne Frau überrascht werden wollte. Spontan forderte er sie mit einem charmanten Lächeln auf Deutsch und auf Französisch zum Tanzen auf. Dafür konnte er noch genug Deutsch, das er von einem Kommilitonen an der Sorbonne gelernt hatte, auch wenn sein Akzent sicherlich grausam klang. Maria Galinski gab ihm keinen Korb, als sie seine Aufforderung lächelnd bejahte. Michel war froh, dass seine Überraschung gut funktioniert hatte. Sie hätte auch unwilliger reagieren können.

Instinktiv wechselte er nach dem Tanzen vom Siezen auf das Duzen und sie folgte ihm auch damit ohne Zögern. Er vermied das bisher in der Runde genutzte Englisch, um nur ja keine Verbindung zur Arbeit anklingen zu lassen, sie verstand ja genug Französisch und ausreichend Deutsch. Jetzt konnte er seine Neugier nicht mehr bezwingen und begann das Gespräch geschickt mit der Verknüpfung von einem Kompliment und dem Thema, das ihn mitunter obsessiv verfolgte. Er fiel ins Französische, weil er sich dort leichter ausdrücken konnte. „Maria, wenn Du mich nicht gut genug verstehst, können wir ins Deutsche oder wenn es gar nicht anders geht, auch ins Englische wechseln. Lasse mich Dir sagen, dass Du schick und sexy aussiehst. Vorhin habe ich Dich sagen hören, dass Du Katholikin bist -- und ich bin selber katholisch erzogen worden. Gehst Du denn auch zur Beichte?"

„Ist die Beichte beim Priester mitunter genauso heikel -- wie es das manchmal für mich ist, wenn ich Freundinnen habe?" Er lachte leise auf, als er sofort an ihrer Reaktion in Form der Körpersprache erkannte, wie heikel es sein konnte. Das versprach ja mehr als interessant zu werden. „Glücklicherweise für alle Beteiligten habe ich zurzeit keine feste Freundin." Das war zwar nur die halbe Wahrheit, aber da die betreffende Frau noch nicht geschieden war, wusste außer seinem Priester kein anderer etwas darüber. Und wenn sie offiziell geschieden war, dann würde sie nach einer Weile Freunde und Bekannte sehen wollen, was er wegen seiner katholischen Familie nicht konnte und wollte. Und dann würde es wieder vorbei sein.

1.3 Unter dem Sternenhimmel

Maria wusste nicht so recht, was man auf so eine Frage antworten soll. Sie errötete leicht, als sie ausweichend erklärte, dass ein Sündenbekenntnis ja immer mit Schuldgefühlen verbunden sei. Sie fühlte sich verunsichert durch diese Frage. Wollte er nur wissen ob sie einen Freund hatte oder weshalb fragte er das in dieser Form? Vielleicht war es auch das Sprachproblem. So murmelte sie leise, dass sie keinen Partner mehr hätte. Das war zwar nicht ganz richtig, aber auch nicht wirklich falsch, denn sie wollte sich ja von Igor trennen, hatte das sich nur noch nicht getraut ihm das zu sagen, weil er ja auch ihr Chef war.