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Out of Africa - Teil 01

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Seine Aufmerksamkeit galt jetzt der kleinen, nass schimmernden Lustperle. Er verspürte einen heftigen Drang, dieses winzige Ding zu berühren, herauszufinden wie es sich anfühlte. Njoki hatte man die Klitoris schon vor vielen Jahren, während der Beschneidungszeremonie entfernt. In ihrem Dorf lebte man noch die alten Werte und Traditionen, auch wenn die Regierung und ausländische Hilfsorganisationen immer wieder versuchten, diesen Brauch zu bekämpfen.

Tayo hatte nie darüber nachgedacht, die Dinge waren schon immer so.

Sein Blick wanderte weiter über Julias Körper.

Ihre lang gezogenen Brustwarzen standen fast senkrecht von ihrem Körper ab, die Abdrücke von verschiedenen Zahnmustern hatten sich tief in ihr Fleisch gegraben. Dunkelrote Male zeigten, dass schmerzhaft an ihnen gesaugt worden war.

Eines von Julias Augen war dunkelblau und fast zu geschwollen.

Mitleid ergriff den Mann, auch wenn es ihn sonst eher nicht berührte, wenn er von Überfällen auf Weiße erfuhr.

Jetzt, als sich keiner der Gangster Julias Körpers bediente, schien ein wenig Leben in die misshandelte Frau zurückzukehren. Sie bewegte langsam ihren Kopf. Tayo konnte erkennen, wie ihre blutigen Lippen den Namen „Joseph" formten. Es schien, als wollte sie ihn um Hilfe anflehen.

"Nicht reden Ma'am", flüsterte er so leise wie möglich. „Wenn alles gut geht, ist das hier bald vorbei, dann kommt Hilfe und ich kann Sie losbinden!"

Kraftlos schüttelte Julia ihren Kopf.

"Bitte nicht anfassen ... nicht ... bitte!", stöhnte sie kaum hörbar.

"Nein Ma'am, das tue ich nicht. Sobald ich kann, zerschneide ich nur die Fesseln.", versicherte Tayo, als ihn einer der Gangster hart am Oberarm packte und mit sich ins Haus zerrte.

Anna öffnete gerade, am ganzen Körper zitternd, in Johns Arbeitszimmer eine kleine Schatulle. Mit einer fahrigen Bewegung hielt sie Tayo den Zettel entgegen, auf dem die Safekombination notiert war und deutete mit einer Kopfbewegung in eine Ecke des Raumes.

"Los! Den Safe aufmachen!", hallte der Befehl durch die Stille des Raumes.

Wortlos trat Tayo an eine Wand und hängte das Ölgemälde ab, welches einen von Johns Ahnen darstellte. Mit ein paar wenigen Drehungen an der kleinen Scheibe war die gepanzerte Tür rasch geöffnet und die Gangster griffen jubelnd zu einem großen Stapel Dollarscheinen, einigen Krüger Rand in Gold und einer geladenen, nicht registrierten Glock 37.

***

Unwillig schnaufend betrat Inspektor van den Bergk das Krankenhaus.

Mit einem großen weißen Taschentuch wischte er sich frustriert den Schweiß von der Stirn.

Verdammte Hitze!

Verdammte Farmüberfälle!

Der dritte in diesem Monat.

Zum Glück hatte es dieses Mal keine Toten gegeben, man war heut zu Tage schon dankbar, wenn die Cleaner keine Leichenteile in Plastiksäcke zu verpacken hatten.

Scheiß Land!

Scheiß Kaffer!

Seit der ANC an der Macht war, ging es mit Südafrika bergab.

Vorsichtig klopfte er an die Zimmertür.

Ein krächzendes: „Herein!" ließ ihn die Klinke drücken und den abgedunkelten Raum betreten.

"Hi John, wie geht es Ihnen heute?", fragte van den Bergk ein wenig genervt.

Sein Schreibtisch quoll über mit immer neuen Fällen und die Regierung stellte ihm keine weiteren Beamten zur Verfügung. Die Staatskassen waren leer und er hatte den Druck von ganz Oben auszuhalten.

"Danke, es geht jeden Tag ein wenig besser. Die Fäden an meinen Kopfverletzungen sind gezogen, die Rippen werden wieder zusammenheilen und alles andere findet sich, wenn ich wieder zu Hause auf der Farm bin.", kam es rau von John zurück.

"Wissen Sie schon, wann Sie entlassen werden?"

"Ende der Woche, sagt der Arzt."

"Und Ihre Frau?"

John stöhnte gequält auf.

"Der Aidstest war zum Glück negativ. Ihre äußeren Verletzungen heilen, aber es geht ihr trotzdem nicht gut. Der Verstand, wissen Sie. Ihr Unterbewusstsein macht ihr schwer zu schaffen. Sie spricht kaum, schläft nicht, isst nicht, weint nur. Selbst die stärksten Beruhigungsmittel wollen nicht helfen. Es ist ein Jammer. Sie war immer so stark und fröhlich, hat mir mein Leben wieder erträglich gemacht, nach dem Tod meiner ersten Frau und nun das!"

"Ich verstehe genau, was Sie meinen. Es ist ein Kreuz, jeden Tag mit den Opfern solcher Überfälle reden zu müssen und so oft nicht helfen zu können! Deswegen muss ich Sie noch etwas fragen.", entgegnete van den Bergk. „Wir haben noch einmal Ihre Maid vernommen und sie hat uns bestätigt, dass an dem bewussten Nachmittag die Hunde nicht gebellt haben. Das ist auffällig, vor allem für Farmhunde, die jeden Fremden zerreißen würden."

Johns Kopf fuhr von den Kissen auf.

"Sie meinen ...?"

"Ja, wir sind sicher, mindestens einer der Vier muss die Farm und die Hunde kennen. Haben Sie in der letzten Zeit Entlassungen vorgenommen?"

Van den Bergk grinste.

Auch er wusste, wie es auf den Höfen rund um Leeudoringstad zuging.

"Entlassungen? Mensch, Inspektor! Was soll ich sagen? Das ich normalerweise jeden verdammten Hawker vom Hof jage? Das bei mir jeder gefeuert wird, der besoffen zur Arbeit kommt? Jeder der klaut? Ich weiß nicht mehr, wie viele von diesen Affen ich allein in diesem Jahr zurück in ihre stinkenden Slums geschickt habe."

"Ich verstehe! Das gibt uns ja eine Menge Ansatzpunkte!", antwortete van den Bergk zynisch. „Und Ihre Maid? Hat die nachts jemanden in ihrem Zimmer?"

John schüttelte entschieden mit dem Kopf.

"Nein, Anna hat ihre wilden Jahre hinter sich gelassen. Soweit ich weiß hat sie einen Ehemann in Lesotho, aber den sieht sie nur, wenn sie über Weihnachten frei hat und ihre Familie besucht."

"Und Sie sind sich wirklich sicher, dass sie keinen der Kerle erkannt haben? Vielleicht am Gang oder einer Narbe, irgendeine andere Auffälligkeit?"

"Nein! Ich sagte doch, die trugen Tücher vorm Gesicht und selbst ohne die Dinger ... diese Kaffer sehen doch alle gleich aus!"

Wieder musste van den Bergk grinsen. Ach ja, der liebe Zynismus! Und dabei stimmte, was John sagte. Immer wieder hatte er Fälle zu bearbeiten, wo weiße Farmer ihre Tagelöhner, die selbst schon jahrelang auf ihren Farmen die Knochen hinhielten, nicht erkannten. Die Männer waren in deren Augen schwarze Halbaffen und sonst nichts. Menschliche Züge in ihren Gesichtern nahm man einfach nicht zur Kenntnis.

John hatte nachgedacht.

"Van den Bergk ... ich erinnere mich an zwei von diesen Kerlen. Ich hatte ihnen erlaubt, für ein paar Tage in der Scheune zu schlafen und einige meiner Fenster zu reparieren, denen der letzte Hagelsturm mächtig zugesetzt hatte. Die haben lieber mit Melly und Ginger gespielt, statt zu arbeiten. Ich musste öfter dazwischen gehen, hat mich mächtig geärgert."

Van den Bergk horchte auf.

Diese Geschichte hatte er in den letzten Monaten mehrmals gehört. Heimatlose Gelegenheitsarbeiter, die sich in keinen Gruppen überall und nirgends herumtrieben und auf den Farmen für Aushilfsarbeiten herangezogen wurden, waren oft die Verbrecher, welche zurück kamen um zu rauben und zu morden. Er wusste, diese Leute fand er unter den Brücken, nahe der Townships. Ein gefährlicher Job, wenn er dort hin musste.

"War auch eines der Fenster in ihrem Arbeitszimmer kaputt?", fragte er nach.

"Jetzt wo Sie es sagen. Ja! Verflucht! Die haben uns ausbaldowert! Fuck!", schnauzte der Farmer wütend.

"Danke John, das ist eine heiße Spur. Ich werde dem nachgehen."

"Inspektor?"

"Ist Ihnen noch etwas eingefallen?"

"Eigentlich nicht. Jedenfalls nichts, was mit Ihrer Frage zu tun hat. Ich möchte etwas anderes sagen."

"Nur zu."

"Ich wollte Ihnen versichern, dass ich mich sehr erkenntlich zeigen werde, sollten Sie die Kerle finden und ihrem gerechten Schicksal zuführen."

Wieder huschte ein Lächeln über van den Bergks zerfurchtes Gesicht.

Dieses Mal allerdings eher ein triumphierendes. Sein Gehalt war nicht herausragend, das Auto größer als er es sich hätte leisten können und auch der Bond, mit dem er sein Haus belastet hatte, schlug mit jeder Rückzahlungsrate an die Bank tiefe Löcher in sein monatliches Budget.

"Ich werde sehen, was sich machen lässt.", knurrte er und verließ den Raum.

***

Viele Wochen waren seit dem Überfall vergangen. John und Julia waren aus dem Krankenhaus auf die Farm zurückgekehrt und versuchten, wieder einen normalen Alltag zu leben.

Auf Julias dringenden Wunsch hin, wurde die Veranda komplett umgebaut und neu gestaltet. Sie ertrug den alten Platz nicht, an welchem ihr so viel Schreckliches geschehen war.

Aber es wurde dennoch immer offensichtlicher, dass es weder ihr, noch John gelang, ihr altes, gewohntes Leben zurückzuholen.

John fühlte sich als konservativer Bure an seinen Ehrenkodex gebunden und konnte Julia für das, was sie während des Überfalls erdulden musste, nur verachten. Sie war in seinen Augen zur Niggerhure geworden, unwert, von ihm angefasst zu werden. Er vermied jede Nähe zu ihr, konnte und wollte sie nicht einmal tröstend in den Arm nehmen.

Julia war noch einige Zeit nach diesem schrecklichen Sonntag in psychologischer Behandlung, um zu lernen, mit dem umzugehen, was ihr geschehen war. Auch Beruhigungsmittel gehörten für diese Zeit zu ihren täglichen Begleitern. Aber ihre Seele war nur langsam bereit, sich von der vielfachen Vergewaltigung und den erlittenen Demütigungen zu erholen. Nur allmählich wurde ihr bewusst, warum sie an Depressionen litt und nicht in der Lage war, John zu verzeihen: Es gelang ihr weder, eine Erklärung und schon gar keine Entschuldigung dafür zu finden, weshalb er den Gangstern nicht sofort die Safekombination genannt hatte, um Julia vor deren Übergriffen zu schützen.

John wiederum war zu keinem Gespräch, zu keiner Annäherung bereit. Schon lange hatte er sich vor seinem eigenen Gewissen verbittert eingestehen müssen, wie unverantwortlich und kalt er gehandelt hatte. Andererseits war er sich auch darüber im Klaren, dass eine Kooperation mit den Gangstern an diesem Tag Julia vor nichts beschützt hätte. Nur konnte er diese Gedanken vor seiner Frau nicht aussprechen.

Van den Bergk hatte auf seine Weise ganze Arbeit geleistet. Bereits bei der Festnahme von dreien der mutmaßlichen Räuber waren zwei von ihnen ‚auf der Flucht' erschossen worden. Einer der Gangster geriet während der Untersuchungshaft in eine brutale Schlägerei, welche er nicht überlebte. Im Krankenhaus starb er an seinen schweren inneren Verletzungen, die aus ‚Personalmangel' nicht behandelt wurden. Lediglich einem war es gelungen, sich für einige Zeit in den Slums rund um Leeudoringstad zu verstecken. Aber auch er kam irgendwann durch ‚ungeklärte Umstände' ums Leben. Niemand ermittelte, niemand suchte nach einem Täter. Der Fall des Toten wurde als ‚Unbekannte Leiche mit ungeklärter Todesursache' zu den Akten gelegt.

Die ausgebrannte Karosserie von Johns 4x4 hatte man in einem der Townships gefunden, alle anderen Teile des Autos waren ausgebaut und längst verkauft. Auch die Krüger Rand und das Bargeld konnte bei diversen Polizeirazzien nicht sichergestellt werden. Lediglich die Glock 37 fand man bei einem der Täter. Inspektor Van den Bergk ließ diese allerdings zu Hause, in seinem privaten Safe verschwinden. Man wusste ja nie, wofür man eine solche Waffe noch brauchen konnte.

Die von John versprochene Prämie fiel für van den Bergk weit höher aus, als von ihm erwartet. Ein Monatslohn war üblich, wollte man einen Polizisten seines Dienstgrades bestechen. John jedoch hatte deutlich tiefer in die Tasche gegriffen. Allerdings ließ er es sich nicht nehmen, van den Bergk mit deutlichen Worten daran zu erinnern, dass er auch für die Zukunft einen gewissen Service von Seiten der Polizei erwartete, sollte dies eines Tages nötig werden.

Julia verbrachte in der letzten Zeit viele Stunden an ihrem Computer. Die Chats mit Johns Tante Hedwig aus den Niederlanden waren zu einer lieb gewonnenen, täglichen Abwechslung geworden. Die alte Dame hatte sich, obgleich sie schon Anfang 70 war, ihren offenen Geist und einen brillanten Verstand bewahrt. So war es Julia möglich, über viele ihrer Sorgen und Nöte zu reden. In Hedwig hatte sie eine aufmerksame und verständnisvolle Zuhörerin gefunden.

Auf Johns Farm war sie nicht gern gesehen. Der Farmer verabscheute ihre offene Art die Dinge anzusprechen, ihre Ansichten zur noch immer vorherrschenden Apartheid und der besorgniserregenden Entwicklung in Südafrika. Nur knurrend nahm er den regen Kontakt zwischen den beiden Frauen zur Kenntnis.

"John ...", begann Julia eines Tages beim Frühstück unvermittelt das Gespräch. „Hedwig hat mich nach Holland eingeladen. Sie meint, es würde mir gut tun, für ein paar Wochen von hier weg zu sein und etwas anderes zu sehen. Was meinst du, soll ich fliegen?"

Johns Gesicht versteinerte sich. Genau auf solch einen blödsinnigen Vorschlag hatte er gewartet, typisch Hedwig!

"Du erhoffst ernsthaft meine Zustimmung?", knurrte er. „Was willst du in Holland? Du wirst hier im Haus gebraucht. Das weißt du! In den nächsten Wochen sind um die hundert Rinder zu verkaufen, ich werde oft auf Auktionen unterwegs sein, der Schreibkram muss erledigt werden. Jemand muss die Kaffer beaufsichtigen, wenn ich nicht zu Hause bin. Und das ist immer noch deine Aufgabe!"

Julia schlug enttäuscht die Augen nieder. Sie wusste, es machte nicht viel Sinn, mit ihrem Mann zu streiten. Hatte er einmal eine Entscheidung getroffen, hielt er halsstarrig daran fest, egal wie unvernünftig diese auch sein mochte.

"Schade. Ich fühle mich in der letzten Zeit sehr ausgelaugt und müde. Ich hatte lange gehofft, du würdest meinen Zustand von allein zur Kenntnis nehmen. Es geht mir einfach nicht mehr wirklich gut seit..."

"Sei still!!!", herrschte John Julia an. „Ich will über diesen Dreck nicht reden! Kein Wort mehr davon! Wenn du Hedwig unbedingt sehen willst, dann soll sich die alte Schraube verdammt noch mal in einen Flieger setzen und her kommen. Am besten, ich ziehe für diese Zeit in ein Hotel, dann muss ich sie nicht sehen!"

Julia fühlte sich zwischen Enttäuschung und Freude hin und her gerissen. Sie durfte nicht in die Niederlande fliegen. Schade. Aber John erlaubte, dass Hedwig zu ihr kommen konnte! Was für ein Glück, was für eine Erleichterung in diesem einsamen Landleben!

"Danke John, das weiß ich zu schätzen!", lächelte sie erleichtert. „Ich werde mein Bestes geben, damit sie dich nicht mit ihren Ansichten belästigt, versprochen."

"Ach! Lass mich mit diesem Unsinn in Ruhe!", schnauzte der Farmer jetzt. „Wir haben wieder einen Gepard auf den Weiden. Schon drei Kälber hat das Vieh gerissen. Das sind meine Sorgen, meine Probleme. Mach du doch mit Hedwig was du willst. Nur verschone mich mit deinen Launen!". Polternd sprang er vom Tisch auf und verließ mit zornrotem Gesicht den Raum.

Wenig später saß Julia an ihrem Computer und besprach die Einzelheiten der Reise mit Hedwig, die selbstverständlich umgehend zugesagt hatte und noch im Laufe des Tages zum nächsten Reisebüro fahren wollte, um eine entsprechende Buchung vorzunehmen.

***

Mit etwas unsicheren Schritten trug Tayo das große Silbertablett nach draußen auf die Terrasse. Hedwig hatte es sich dort gemütlich gemacht und auf seine Nachfrage hin, was sie zu sich nehmen möchte, lediglich um Tee gebeten.

Es war früher Nachmittag.

Julia hatte sich mit Kopfschmerzen in ihr Zimmer zurückgezogen und John war wie so oft nicht zu Hause. Schon in der letzten Woche hatte er die beiden Frauen vier Tage allein gelassen, um in Klerksdorp an einer Rinderauktion teilzunehmen.

Eigentlich war es auch in Südafrika schon lange üblich, Rinder online zu verkaufen, aber dieses Mal hatte John es vorgezogen, die Tiere auf dem altmodischen Markt anzubieten. Der Grund hierfür war jeden im Haus bekannt.

Jetzt war er wieder unterwegs, wahrscheinlich auch heute Nacht. Der Gepard hatte wieder zugeschlagen und ein weiteres Kalb aus Johns Viehbeständen angefallen und getötet. Nun wollte er nach Fährten und anderen Spuren suchen, um in den nächsten Tagen die Jagd auf diese wunderschöne Raubkatze zu organisieren.

Nur zu gern hätte Hedwig ihm erklärt, dass diese Tiere auf der Roten Liste der fast ausgerotteten Tierarten standen und es rücksichtslos und ignorant von John war, ein paar getötete Kälber mit dem Leben einer so selten gewordenen Wildkatze aufzuwiegen. Aber sie hatte geschwiegen. Noch nie, wann immer sie und John sich begegnet waren, hatte die alte Dame ihn so aggressiv und ungehalten erlebt. Julia hatte sie gleich am Tag ihrer Ankunft gebeten, sie möge ihm aus dem Weg gehen. Nun verstand Hedwig mit jeder Stunde, die sie länger auf der Farm verbrachte, besser, was ihre Nichte damit meinte.

"Danke, Joseph!", sagte sie freundlich, als der junge Schwarze den Tee servierte. „Hast du einen Moment Zeit, oder ruft dich schon wieder die Arbeit?"

Tayo schaute unsicher. Was wollte die fremde Ma'am von ihm? Er war es nicht gewohnt, dass Weiße mit ihm das Gespräch suchten. Hier auf der Farm ging die Kommunikation zwischen den beiden Rassen nicht wesentlich über das Schreien von Befehlen und Anweisungen hinaus.

"Ich hatte noch keine Mittagspause, Ma'am.", murmelte Tayo leise, die Hände auf dem Rücken verschränkt.

"Fein. Dann bitte, setz dich einen Moment. Ich würde dich gern etwas fragen." Hedwig deutete lächelnd auf den Korbsessel ihr gegenüber.

Jetzt weiteten sich Tayos Augen staunend.

Er sollte sich setzen?

Zu der weißen Ma'am?

An den Tisch?

An diesen Tisch?

Das war auf Droekraal noch nie vorgekommen!

Es war ein striktes Ritual, dass Schwarze separat, abseits der Weißen, ihre Plätze hatten.

Scheu setzte sich Tayo auf den äußeren Rand des Korbsessels und wartete auf das, was Hedwig ihm zu sagen hatte.

"Sag mir bitte, Joseph, was ist mit Julia los? Sie hat mir von den schlimmen Dingen während des Überfalls auf die Farm erzählt. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass sie mir wichtige Details verschweigt. Gibt es etwas, dass ich wissen sollte, um ihr zu helfen?"

Tayo schlug die Augen nieder, deren weißer Teil sich tiefrot verfärbte.

Wollte die Fremde, dass er von seinen Gedanken berichtete, als er Julia auf dem Tisch gefesselt gesehen hatte?

"Ma'am, die haben sie ... sie wurde ... von allen ... mehrmals ...", stammelte Tayo hilflos.

"Das weiß ich, Joseph. Komischerweise kann Julia darüber reden. Aber sie sagt mir nicht, warum es zwischen ihr und John so kalt geworden ist, dass man das Eis förmlich knirschen hört, wenn beide im selben Raum sind."

"Ich kann nicht über Master John reden, Ma'am. Wenn er das erfährt, verprügelt er mich wie einen Hund und jagt mich vom Hof."

Hedwig schob ihre Hand über den Tisch und streckte sie dem Schwarzen als Geste des Vertrauens entgegen.

"Joseph, ich verspreche dir, dass ich kein Wort zu John sagen werde! Bitte erzähle mir, was du weißt. Ich will nur Julia helfen, es geht ihr nicht gut."

Tayo schaute fast verzweifelt auf die runzlige, weiche Hand der alten Frau. Die gesamte Situation brachte ihn völlig aus der Fassung. Solche Dinge, wie sie gerade passierten, waren ihm fremd, er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte.

Zögerlich griff er zu und drückte Hedwigs Hand vorsichtig.

"Sie werden ganz sicher nichts verraten, Ma'am?"

"Versprochen!"

"Die Gangster hatten Master John nach der Safekombination gefragt. Er hat sie ihnen nicht gegeben. Hat sich zusammen schlagen lassen und ihnen Julia überlassen. Wir alle wissen, wie sehr er uns Schwarze hasst und verachtet. Er würde nie einem von uns nachgeben, selbst wenn es ihm das Leben kosten würde. Ich denke, die Ma'am kann ihm das nicht verzeihen."

Hedwig hatte schweigend zugehört, ihre Gesichtszüge wurden eisig. Sie war einiges von ihrem Neffen gewohnt, hatte über die Jahre die eine oder andere Geschichte über ihn hören müssen. Aber das ging entschieden zu weit!

"Danke Joseph, das hilft mir weiter. Nun weiß ich, worüber ich mit Julia sprechen muss. Ich habe noch eine letzte Frage."

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