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Patrick Episode 05

Geschichte Info
Drama um Marie - Claire.
16.8k Wörter
4.7
14.5k
3

Teil 5 der 5 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 06/12/2020
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Komplikationen

Das wird die letzte Episode dieser Serie. Sie war und ist als Roman geplant und ich hatte sie begonnen, bevor ich die Teile 1 - 4 schrieb ( so ähnlich wie Star Wars ).

Seit mehr als 2 Jahren recherchiere ich für diese Geschichte. Es geht um Gewalt in der Familie und in der Ehe in vielerlei Form. Ich habe mit Transplantationsspezialisten und Chirurgen ( darunter meine Nichte ) gesprochen, habe aus dem Konferenzraum für Medizinstudenten zwei Nierentransplantationen beobachtet ( obwohl ich schwer dabei geschluckt habe ) und habe mich mit Reha-Spezialisten unterhalten. Es folgten endlose Gespräche mit Psychologen und Psychiatern. Dann holte ich mir bei einem befreundeten Anwalt und bei meiner Cousine, die Notarin ist, Informationen über die strafrechtlichen und zivilrechtlichen Aspekte ein und die Schadensersatzforderungen, die aus solch einem Fall entstehen können.

Ich bin mit dem Roman noch nicht fertig und die Ausarbeitung wird noch geraume Zeit in Anspruch nehmen. Aber ich habe mich dazu durchgerungen, den Lesern eine geraffte, aber trotzdem ausführliche Version anzubieten, die aber die oben genannten medizinischen und rechtlichen Aspekte ausklammert, oder nur kurz streift.

Dennoch wünsche ich viel Interesse und wenn möglich auch Freude beim Lesen.

Liebe Grüße

Arne

Patrick

Jetzt bin ich schon mehr als 3 Jahre im Schwarzwald und habe mich sehr gut eingelebt. Mein Onkel hatte mich damals dazu ermuntert und mir und meiner Tochter Elena tatkräftig bei unserem Neuanfang unter die Arme gegriffen.

Die Eskapaden mit Anna und Elena haben wir nach einiger Zeit in gegenseitigem Einvernehmen beendet, da die Mädels mehr in Basel beim Studium als bei mir zuhause sind. Aber wenn sie mal da sind, dann wird uns auch nicht langweilig, ohne dass wir wieder über die Stränge schlagen. Sie haben mit Océane, einer bezaubernden Französin aus Village-Neuf, einem Ortsteil von Saint Louis, eine WG gegründet, sind dort scheinbar recht zufrieden und nur noch selten über das Wochenende bei mir. Na ja, alt genug und selbstständig sind sie ja. Und wenn ich, was nicht oft vorkommt, im Leclerc einkaufen gehe, dann schaue ich auch mal bei ihnen vorbei und bringe ihnen ein paar Kleinigkeiten vorbei.

Außerdem bin ich in einem Alter, wo ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben habe, irgendwann mal wieder eine Familie zu haben und das wäre mit meiner Tochter und ihrer Freundin schwerlich der Umwelt zu vermitteln.

Aber noch habe ich die Richtige nicht getroffen, obwohl im Dorf und in der Umgebung einige Damen leben, die ich gerne etwas näher kennen lernen würde und wo ich den Eindruck habe, dass auch von deren Seite ein gewisses Interesse besteht. Einige sind Kundinnen und sind öfter bei mir um sich Gartengerät auszuleihen, als es zwingend notwendig wäre. Wenn ich dort nach gar nicht so viel Überredung ausnahmsweise mal den Rasen mähe und die Sträucher und Bäume schneide, was tut man nicht alles für eine gute Reputation, dann werde ich umsorgt und gehätschelt, als ob mein Seelenheil davon abhinge.

Nun gut, ich wehre mich auch nicht dagegen, sondern genieße es, denn auch das Auge isst mit. Aber noch ist mir die „Eine" nicht über den Weg gelaufen, obwohl ich mit Linda und Marion zwei kurze Affären hatte, die aber nicht von Dauer waren. Dennoch hat sich mit Marion eine Freundschaft entwickelt, die weiter geht als mit allen anderen "Freundinnen". Wenn sie zehn Jahre älter wäre, hätte ich sie wahrscheinlich nicht gehen lassen. Und Linda war eine Kurzschlußhandlung, die ich bis heute nicht so richtig verstanden habe und doch schon etwas bereue.

Aber ich habe meine Familie in meiner Nähe (Elena, Arne, Melanie und die Kinder), Freunde, Bekannte und meine Arbeit, die mich ausfüllt. Eigentlich bin ich recht zufrieden . . . . .

*

Die erste Begegnung

Es war wieder mal ein sehr heißer Tag gewesen und die letzten Geräte und Maschinen waren gereinigt und aufgeräumt. Den halben Tag war ich mit Max im Wald beschäftigt gewesen, hatte die erst neulich gekauften Baumstämme in handliche Stücke gesägt, aufgeladen und nach Hause transportiert. Dort wieder in ofengerechte Teile gekürzt, gespalten und aufgestapelt. Mein Lagerplatz war fast ganz gefüllt und der Winter und die entsprechende Kundschaft konnte kommen.

Gerd´s Computer war auch fertig, eine zweite Festplatte war installiert und die neue Software aufgespielt und getestet. Noch die Rechnung geschrieben und das war es dann.

Endlich Feierabend und Wochenende.

Frisch geduscht und aufgehübscht machte ich mich auf den Weg zu Melanie und Arne ( siehe Final Fantasy ), um meinen Tag mit einem großen Eis und einem guten Cappuccino ausklingen zu lassen. Dem Wetter entsprechend war die Schlange vor dem Eisiglu ziemlich lang. Kinder und Erwachsene freuten sich schon auf eine Portion Eis und nahmen dafür gerne eine kleine Wartezeit in Kauf. Mein Stehtisch in der Ecke war frei und nach einer herzlichen Begrüßung mit Mel und meinem Onkel stand auch schon ein Traum von einem Cappu mit einem Täfelchen Zartbitterschokolade und einem Waffelröllchen vor mir.

Ich schaute mich ein wenig um, nickte einigen Bekannten und Kunden zu und schon kam Klein-Rosa an und wollte auf den Arm genommen werden. Sie erzählte mir auf ihre eigene Art, was sie den ganzen Tag im Kindergarten und sonst so erlebt hatte, dass Federica noch oben saß um Hausaufgaben zu machen und meine Patentöchter, die Zwillinge, schon schliefen. Dazu mampfte sie mir nebenbei meine Waffel weg, die raffinierte Maus.

*

"Hallo, Marie", hörte ich plötzlich Melanie fragen," hast du Lust auf einen Espresso und eine Kugel Eis für deine Mädels?"

Ich blickte auf und es war als ob ein Blitz in mich einschlug. Eine wunderschöne Frau von etwa 30 - 35 Jahren stand schräg hinter mir. Sie war circa 1,75 m groß, sehr schlank, ja fast schon mager und machte einen melancholischen, traurigen Eindruck auf mich. Sie hatte halblanges, weißblondes Haar, hellblaue Augen und wirkte fahrig und sehr nervös. Neben ihr standen zwei hübsche junge Mädchen von 9 - 12 Jahren, scheinbar ihre Töchter.

"Äh . . . . , ach nee, lass gut sein, Mel," meinte sie, "ich habe meinen Geldbeutel nicht dabei. Ein anderes Mal vielleicht."

"Das ist schon in Ordnung," sagte Arne und bedachte mich mit einem vieldeutigen Blick, " der Kaffee geht natürlich aufs Haus . . "

" . . und das Eis auf mich," rutschte es mir heraus.

Mel lachte und Arne sagte wie beiläufig: " Marie, Ela, Susi, darf ich vorstellen, das ist Patrick, ein ganz besonderer Freund der Familie."

Ich verbeugte mich leicht, gab Marie und den Kindern die Hand.

"Es ist mir ein Vergnügen, Freunde von meinem . . . äh, von Arne und Melanie kennen zu lernen. Nun die jungen Damen, wie viele Kugeln Eis dürfen es denn sein?"

Marie schaute mich mit großen Augen an und Michaela ( Ela ) fragte: " Dürfen wir, Mami, bitte, bitte?"

Arne meinte beruhigend zu Marie, "das ist schon in Ordnung" und Mel nickte zustimmend.

" Ich eine Kugel Zitrone und eine Joghurt-Kirsch, bitte," freute sich Ela.

" Und ich Schoko und Haselnuss, " rief Susi.

Die beiden bekamen jede 2 große Kugeln Eis in der Waffeltüte und setzten sich freudestrahlend auf eine Bank vor die Eisdiele.

Ich nahm meinen Cappuccino und stellte mich zu Marie und Arne an deren kleinen Tisch um etwas Smalltalk zu machen. Ich war von Marie fasziniert. Sie hatte etwas, was mich vom ersten Moment in ihren Bann zog. Es war nicht nur ihr Aussehen, denn sie war auch auf den zweiten Blick eine wunderschöne Frau, sondern es ging etwas von ihr aus, was mein Innerstes berührte und erschütterte. Was genau es war, konnte ich damals noch nicht bestimmen, aber zum ersten Mal seit dem Tod meiner Frau zog mich etwas an einem weiblichen Wesen an, was über ein oberflächliches Interesse hinausging. Meine Neugier war geweckt und begann langsam, aber stetig an mir zu nagen.

Jetzt lebte ich schon relativ lange hier und war ihr bisher noch nicht begegnet. Was hatte ich nur verpasst?

Marie blickte zwischen Arne und mir hin und her, runzelte die Stirn, schaute uns wieder an und sagte dann: "Arne, wenn ich euch beide genau anschaue, dann ist da viel mehr als eine normale Freundschaft zwischen euch. Ihr beide habt sehr viel Ähnlichkeit und gemeinsame Charaktereigenschaften, soweit ich das beurteilen kann. Aber was ist es?"

Konnte sie hellsehen? Bisher hatte das noch niemand vermutet, denn Arne und mich unterschieden die Größe, der Körperbau und das Alter. Nein, beim besten Willen sahen wir uns nicht ähnlich und bisher hatten wir unsere Verwandtschaft auch noch nicht preisgegeben.

Was sollte es, irgendwann musste auch die beste Tarnung auffliegen.

Ich schaute Arne überrascht an. Der hob die Augenbrauen, zuckte mit den Schultern und ging mit dem Kopf näher zu Marie.

"Kannst du ein Geheimnis für dich behalten, Marie-Claire?"

´Marie-Claire´, was für ein Name. Er passte zu ihr, wie nur für sie gemacht.

Marie nickte heftig.

"Das weißt du doch, Arne. Ich bin kein Plappermaul."

Arne legte ihr beruhigend seine Hand auf ihren Unterarm. Marie zuckte zusammen, verzog das Gesicht und presste ihre Lippen zusammen. Wie beiläufig zog sie ihren Arm weg. Alarmiert registrierte ich dieses Verhalten.

"Nun gut, dann sollst du es erfahren. Patrick ist mein Neffe, seine Mutter ist meine Schwester Lisa. Ich habe den kleinen Stinker schon als Baby im Kinderwagen spazieren gefahren und jahrelang seine Launen ertragen müssen. Das Leben hat es nicht immer leicht mit mir gemeint. Und du kennst doch die Ärztin Renate aus Basel? ( Verbotenes Verlangen - Anna Teil 1 ) Das ist seine kleine Schwester und mein Patenkind. Deshalb ist die ja dauernd mit Familie bei uns zum Eisessen. Ist ja nicht so weit von der Schweiz bis hierher. Und das sind nur zwei von der Viererbande."

Marie lachte und schaute zu mir hoch.

" Na ja, kleiner Stinker bei der Größe?" meinte sie.

Nun, 2,04 m und 110 kg, damit lies sich so manches Mal eine Sonnenfinsternis erzeugen.

Marie´s Lachen klang wie ein heller Glockenschlag in mir und brachte jede Zelle zum schwingen. Zum ersten Mal wirkte sie befreit und unbeschwert. Und jedes Mal wenn sie mich anschaute, begann sie wieder zu kichern. Die Bemerkung "kleiner Stinker" schien sie königlich zu amüsieren.

Und ich konnte meinen Blick auch nicht von ihr abwenden und starrte sie unentwegt an. Arne gab mir einen Stoß mit dem Ellenbogen und grinste mich an.

"He, Großer, aufwachen. Dein Kaffee wird kalt. Kalter Kaffee soll ja schön machen, aber das wirkt halt nur bei Marie."

Ich zuckte zusammen. Marie und ich, wir blickten uns an und ich wußte nicht, wer von uns beiden verlegener war.

Ich räusperte mich und Marie schaute krampfhaft auf ihren Espresso und verknotete dabei ihre Finger. Zu unserem Glück saßen ihre Töchter noch draußen und hatten nichts mitbekommen.

"Keine Panik, ihr beiden. Dieses Gefühl ist mir nicht ganz unbekannt. Ich habe so was auch schon mal erlebt. Das letzte Mal war das mit Melanie und es ist mir sehr gut bekommen."

Also manches Mal war ich der Versuchung nahe, meinen Onkel wegen seiner flapsigen Sprüche zu erwürgen. Marie lies das Ganze auch nicht unberührt und sie schien bemerkt zu haben, an was und wen ich so dachte. Meine Güte, war mir das peinlich.

Aber Arne setzte noch einen drauf.

"Ich lass das junge Glück mal für eine Weile alleine, damit Mel nicht alles selbst machen muss. Ich muss ihr bei der Kundschaft helfen, sonst wird sie zu sehr gestresst und ich darf sie abends wieder stundenlang massieren und bespaßen. Ihr könnt euch ja ein wenig unterhalten und bekannt machen."

Es war, was ich gar nicht bemerkt hatte, etwas ruhiger geworden und Melanie stand entspannt hinter der Eistheke, unterhielt sich mit der Nachbarin und lächelte zu mir herüber. Sie nickte leicht, als ob sie mir Mut machen wollte.

Ich sah verlegen zu Marie-Claire, die mich mit einem sehr nachdenklichen Blick bedachte. Als sich unsere Augen begegneten, meinte ich, dass die Welt ein Karussell sei. Ihr intensiver Blick machte mich schwindelig und ich hielt mich unsicher an der Tischkante fest. Wir wechselten, ich weiß nicht wie lange kein Wort, sondern schauten uns nur an.

Die Kirchturmuhr schlug 18 Uhr.

Marie fuhr zusammen.

"Ach du meine Güte, schon so spät. Ich muss nach Hause, das Abendessen machen. Johann kommt bald heim und da muss alles fertig sein."

Sie packte ihre Tasche, den Autoschlüssel und sah mich noch einmal an.

"Bis zum nächsten Mal, Patrick, wir sehen uns wieder. Kommt Kinder."

Die Drei eilten zu ihrem weißen Golf und dann brauste sie mit flottem Tempo die Hauptstraße hinauf aus dem Dorf.

*

Aufklärung

"Was war denn das?" fragte ich Arne, als er zu mir an den Tisch kam.

"Das war Marie", bekam ich zur Antwort. "Wie gefällt sie dir?"

"Was heißt da, wie gefällt sie dir? Ich kenne sie doch gar nicht."

"Na ja, so wie du sie angeschaut hast, hatte ich den Eindruck, dass du hin und weg von ihr warst. Und ihre Blicke für dich waren auch alles andere als schicklich. Die Luft zwischen euch hat ja regelrecht geknistert. Das war Liebe auf den ersten Blick."

"Ach Blödsinn, Arne. Das bildest du dir ein. Außerdem ist sie ja anscheinend verheiratet."

Arne seufzte und stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Tischchen auf.

"Hast du ein wenig Zeit, Neffe? Ich muss mal was mit dir reden."

"Klar habe ich Zeit. Es ist Feierabend, Elena ist in Basel und zuhause wartet niemand auf mich, wie du weißt. Aber was erzähle ich dir, dieses Gefühl hast du ja selbst zur Genüge gekannt."

Arne ging zu Mel und wechselte ein paar Worte mit seiner Frau. Die machte große Augen, blickte zu mir und nickte dann Arne zu.

*

Mein Onkel machte zwei Kaffee und kam damit wieder an unseren Tisch zurück.

"So, Patrick, jetzt sage ich dir einige Dinge, aber die bleiben unter uns. Niemand, aber auch gar niemand erfährt davon etwas. Verstanden?"

Ich nickte betroffen.

"Nun gut, Marie heißt mit Nachnamen Berger und ist mit Johann Berger verheiratet. Sagt dir das etwas?"

Ich überlegte eine Weile.

"Berger?. . . . Berger? . . . . meinst du etwa das Bauunternehmen Berger? Das sagt mir schon etwas. Ich sehe die Lkw jeden Tag. Mit dem ist sie verheiratet?"

"Genau, mit selbigem. Mit dem Junior. Der Vater hat die Firma mit seinem Bruder aufgebaut und ist voll in Ordnung. Junior hat die Alten quasi aus dem Geschäft gedrängt, das Ganze vor 14 Jahren übernommen und schwingt seitdem das Zepter. Und Junior ist ein Prolo und ein Arsch wie er im Buche steht. Natürlich geht es der Firma glänzend, weil er Konkurrenten mit unsauberen Methoden aus dem Geschäft drängt und er das Geld hat. Und wer nicht kuscht, bekommt kein Bein mehr auf den Boden. Hat man ja bei Roland gesehen. Der musste seinen Betrieb zumachen, weil es keine Anschlussaufträge mehr gab. Berger hat ihn regelmäßig bei den Ausschreibungen unterboten, weil er in anderen Teilbereichen seine Verluste kompensieren konnte. Und Roland arbeitet jetzt in der Schweiz bei einem Pharmakonzern am Band und verpackt Tabletten. Herr Johann Berger weiß wie man sich Freunde schafft. Aber lassen wir das Geschäftliche."

"Und was Marie damit zu tun?"

"Immer langsam. Die Großeltern von Marie-Claire sind Ende der 50er Jahre aus dem Bayerischen hierher gekommen. Und zwar aus unserer Gegend."

"Wie, aus unserer Heimat?"

"Nicht direkt, aber nur 15 km von uns entfernt. Ihre Großeltern waren ziemlich oft bei uns im Lokal zum Essen, da kommt man schon mal ins Plaudern und ich habe heute noch guten Kontakt mit ihnen. Damals habe ich auch Marie kennen gelernt. Die Familie von ihr stammt aus dem Donaumoos. "

"Jetzt willst du mich aber veräppeln, Arne."

"Bestimmt nicht, Patrick. Emil und Hanna heißen Badstieber und so lautet auch der Mädchenname von Marie. Sagt dir das etwas?"

"Meine Güte, das sagt mir schon was, der Name ist ja wirklich nicht so häufig. Jetzt klingelt es ein wenig. Bei mir in der Klasse war auch einer von denen, Helmut hat der geheißen und der war sogar noch größer als ich. Da sind sicher noch mehr Verwandte in unserer Heimatstadt."

"Schon möglich, aber ich bin ja auch schon fast 50 Jahre von dort weg. Aber weiter. Marie´s Eltern sind vor 16 Jahren, also kurz bevor Gerit und ich das Lokal gekauft hatten, bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Die genauen Umstände sind immer noch nicht ganz aufgeklärt, aber man nimmt an, dass ihr Auto auf dem Weg in Richtung Rheintal in der Nacht von einem Lkw von der Straße gedrängt wurde und in den Fluss gestürzt ist. Die Spuren haben darauf hingewiesen, aber bei den Nachforschungen ist nichts heraus gekommen. Marie ist dann bei ihren Großeltern aufgewachsen und hat später Johann Berger kennengelernt. Am Anfang muss es die große Liebe gewesen sein, denn die beiden Mädchen haben sie ja nicht im Lotto gewonnen. Aber im Lauf der Jahre hat sich Marie immer mehr verändert."

Ich schluckte aufgrund dieser Aussage.

"Wie hast du das bemerkt", wollte ich von meinem Onkel wissen.

"Na ja, früher war sie immer fröhlich und gut gelaunt, hat viel gelacht und Gerit und ich haben uns oft mit ihr unterhalten. Dann zog sie sich zurück, kam seltener zu uns, bis es ihr ihr Göttergatte ganz verboten hat. Sie war ruhig, niedergeschlagen und ist abgemagert. Früher hatte sie eine Figur, da ist mir das Wasser im Mund zusammen gelaufen und ich habe mehr als einmal angefangen zu träumen. Heute schaut sie aus wie ein Hungerhaken, also normal ist das nicht. Ich habe sie einmal gefragt, ob ich ihr irgendwie helfen kann, ob alles in Ordnung mit ihr sei, aber sie hat mich nicht an sich ran kommen lassen und gemeint, dass ihr keiner helfen kann. Ich habe es noch ein paar Mal versucht, aber ohne Erfolg."

Ich war perplex. Selten hatte ich Arne so viel reden hören. Eigentlich war er immer ein recht ruhiger und gelassener Zeitgenosse gewesen, aber jetzt hatte er sich regelrecht in Rage geredet.

"Und was glaubst du, was mit Marie los ist?"

"Ich mag vielleicht zu schwarz sehen, aber ich glaube, dass Marie und die Kinder nicht gut behandelt werden. Sie kaschiert und verdeckt zu viele Stellen, wo ich meine, dass da blaue Flecken und Blutergüsse zu sehen wären. Und wie mir Samantha gesagt hat, fehlt Michaela des öfteren im Unterricht. Beweisen kann ich nichts, aber es ist schon auffällig, dass Marie selbst im Hochsommer bei größter Hitze mit langen Ärmeln oder Strickjacke herumläuft und sie hat mir auch zu oft bei schlechtem Wetter eine Sonnenbrille auf. Und wenn wir uns beim Einkaufen begegnen, hat sie schnell einen Grund parat, um nicht mit mir reden zu müssen. Und die beiden Mädchen sind auch sehr zurückhaltend und unnahbar geworden, ganz anders als beispielsweise Samantha, mein Patenkind, die mit Ela in die selbe Klasse geht."

"Hast du schon einmal mit Johann, ihrem Mann gesprochen? Der müsste doch wissen, was mit ihr ist."

Arne´s Gesicht wurde dunkel vor Wut.

"Reden? Mit dem? Der hatte bei uns Lokalverbot, weil er andere Gäste, die bei uns zum Essen waren, angepöbelt und beleidigt hatte. Er hat gemeint, weil er Geld hat, könnte er sich jedes schlechte Benehmen leisten und wir würden stillschweigend darüber hinweg sehen. Als er dann auch noch im Suff handgreiflich wurde, habe ich ihn vor die Tür gesetzt und ein Lokalverbot ausgesprochen. Das hat er mir nie verziehen und auch nicht als ich ihm gesagt habe, dass ich ihn hier auch nicht sehen will. Er hat dann versucht, die Einheimischen von Gerit und mir fern zu halten und unser Restaurant schlecht zu reden, aber diesen Zahn haben wir ihm schnell gezogen. Im Gegenteil, der Zuspruch ist dadurch nur noch größer geworden. So viel zu seiner Beliebtheit. Aber nicht jeder war so unabhängig wie wir und konnte sich Widerspruch erlauben. Deshalb durfte Marie nicht mehr zu uns und wenn ihm einer steckt, dass sie heute mal wieder da war, dann möchte ich nicht in ihrer Haut stecken. Johann ist gewalttätig und ein Schläger. Wir sind ausgesprochen gute Feinde!"