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Rendezvous mit dem Bastard

Geschichte Info
Ein Konzertbesuch mit nachhaltigen Folgen.
4.3k Wörter
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Die Protagonistin dieser Geschichte ist volljährig.

*

„Mach bloß dieses Geschredder aus!"

„Das Stück läuft grad mal seit zehn Sekunden!", schrie Katharina mir über den Lärm zu.

„Das reicht mir voll und ganz!"

Sie verdrehte die Augen und regelte zumindest die Lautstärke der Anlage so weit herunter, dass man sich in normalem Tonfall unterhalten konnte.

„Du magst sie also nicht."

„Ich würde mal sagen, „Rapist" ist ein sehr passender Name für diese ... Band", erwiderte ich trocken. „Meine Gehörgänge fühlen sich verdammt vergewaltigt an."

Meine Freundin blies die Backen auf, als hätte ich gerade die Beatles als talentfrei bezeichnet. „Steffi, das ist Black Metal! Was erwartest du?"

„Das härteste, was ich mir anhöre, ist Metallica", sagte ich säuerlich.

„Bah -- so'n ödes Thrash-Zeug", meinte Katharina mit verächtlich gerümpfter Nase. „Ich dachte, du verstehst was von Musik."

Belustigt schüttelte ich den Kopf. „Das, was du da aufgelegt hast, ist für mich hirnloses Geschrammel und Gebrüll. Sorry, ich hab keinen Nerv, mir das auch noch live anzutun."

Katharina warf ihr langes rotbraunes Haar zurück und zündete sich eine Zigarette an. „Dann kann ich mir das Konzert also abschminken", sagte sie bitter.

Ich stöhnte. Warum konnte diese grottige Underground-Metal-Kapelle ihren Deutschland-Besuch nicht um ein halbes Jahr verschieben? Dann wäre Katharina nämlich volljährig und müsste mir kein schlechtes Gewissen einimpfen. Denn das eigentliche Problem war ihre überbesorgte Mutter, die ihr Töchterchen auf keinen Fall allein zu Konzerten oder Festivals gehen lassen wollte. Wahrscheinlich hielt sie Metalfans für eine Art verlauste und verdorbene Randgruppe der Gesellschaft.

Der Zigarettenrauch biss mir in die Nase. Ganz im Ernst, wenn ich eine minderjährige Tochter hätte, würde ich ihr das Rauchen verbieten und sie dafür in Gottes Namen mit anderen Headbangern ziehen lassen. Aber gut, man mischte sich nicht in anderer Leute Erziehung ein.

„Du glaubst doch nicht, dass deine Mutter dich bedenkenlos zu solchen Typen wie Rapist gehen lässt, bloß weil ich dabei bin? Wenn sie nicht mal Finn als Beschützer gelten lässt?"

Finn war Katharinas Freund, achtzehn Jahre alt und damit gerade mal ein Jahr jünger als ich.

Sie stieß heftig den Qualm aus. „Na klar! Du giltst bei ihr als vernünftig, Steffi. Wenn du auch zum Konzert gehst, denkt sie, es ist okay."

Mein Blick wanderte von der Stereoanlage, aus der nach wie vor die grauenhafte Musik dröhnte über Katharina in ihrem Rapist-Bandshirt hin zu dem Rapist-Poster über ihrem Bett. Sie liebte diese Band, weiß der Himmel warum. Und jetzt kamen die Jungs auf ihrer Tour nach Deutschland tatsächlich sogar hierher nach Flensburg -- und der härteste aller Die-hard-Fans sollte sie nicht sehen können, nur weil Mami von ihrem Veto-Recht Gebrauch machte.

„Okay", knurrte ich. „versuchen können wir's. Aber ich werd mir eine ganze Packung Watte in die Ohren stopfen!"

Katharina fiel mir um den Hals und drückte mir vor Begeisterung fast die Luft ab.

***

Rapist, die Katharina und erstaunlich viele andere Kids nachhaltig mit dem Black-Metal-Virus infiziert hatten, stammten aus Island. Es gab sie noch nicht besonders lange, vielleicht zwei Jahre oder so, aber in der Zeit hatten sie schon zwei Alben herausgebracht. Für heutige Bands war das ganz schön fix. Mit einem geschickten Trick hatten sie sich auch über den Untergrund hinaus schnell einen Namen gemacht -- Maskerade. KISS waren seinerzeit mit ihren geschminkten Hackfressen bekannt geworden, AC/DC mit ihrem Schuljungen-Gitarristen, Lordi mit ihrem Höllenengel-Outfit und aktuell war auch Cro als „der mit der bescheuerten Panda-Maske" fast jedem ein Begriff. Der Sänger von Rapist, nur unter dem Spitznamen „der Bastard" bekannt, trat ebenfalls im Kostüm auf. Es war allerdings einigermaßen ungewöhnlich und ziemlich gut gemacht, sodass sogar ich als Antifan der Originalität Respekt zollen musste. Der Bastard trat im Zusammenhang mit der Band grundsätzlich nur als eine Art Höllenpferd in Erscheinung. So ähnlich wie ein Minotaurus, nur mit dem Hals und Kopf eines Pferdes auf den Schultern. Sein Oberkörper musste in einer Art hautengem Anzug stecken, der den Anschein erweckte, er wäre mit glattem, pechschwarzem Fell bewachsen. An seinen muskulösen Armen unterbrachen helle, runenförmige Linien wie Tätowierungen die ebenmäßige Fellstruktur. Der Pferdehals war kurz und kräftig und wurde betont von einer dichten Stehmähne. Der Kopf war für eine Maske erstaunlich filigran gearbeitet, wirkte mit der breiten Stirn und dem geraden schmalen Nasenrücken nahezu edel. Aus der Stirn jedoch wuchsen zwei kurze blaue Hörner, kerzengerade wie die eines jungen Ziegenbocks. Und da das Maul der Maske geöffnet werden konnte, waren die spitzen, raubtierähnlichen Eckzähne wunderbar zu erkennen.

Alles in allem eine sehr aufwändige Kostümierung, es machte sicher keinen Spaß, dort drin zu stecken. Mich hatte vor allem beeindruckt, wie echt und lebendig das Ganze auf den Fotos der CD-Booklets und nicht zuletzt auf Postern wirkte. Wie das Fell glänzte und die stechenden schwarzen Augen einen durchdringend ansahen ... na ja, Photoshop sei Dank, relativierte ich meine Bewunderung.

Ansonsten konnten weder Rapist im Allgemeinen noch der Bastard im Speziellen mich beeindrucken, sei es musikalisch oder persönlich. Davon zumindest war ich überzeugt gewesen.

***

Katharina zog ein schwarzes Bündel aus ihrer Handtasche und warf es mir zu. Reflexartig fing ich es auf und faltete es auseinander. Ein T-Shirt mit der Silhouette des Bastards, umgeben von einer metallenen Dornenranke, darüber der kaum zu entziffernde Rapist-Schriftzug. Ich verdrehte die Augen.

„Muss das sein?"

„Wenn du da drin nicht gelyncht werden willst, ja", gab Katharina mit einem vielsagenden Blick auf meine weiße Bluse zurück.

„Ich denke, ihr Metaller seid so tolerant."

„Komm schon", meinte Finn. „Ist doch grad mal für zwei Stunden."

Ich stöhnte und streifte mir das T-Shirt über die anstößige Bluse.

Obwohl wir eigentlich sehr früh dran waren, hatten wir nur gefühlte drei Kilometer vom Club entfernt einen Parkplatz gefunden. Anscheinend würde es rammelvoll werden.

Wenn ich Katharinas leuchtende grüne Augen so ansah und ihre vor Aufregung geröteten Wangen, bereute ich meine Entscheidung, ihr diesen Gefallen zu tun, nicht im Geringsten.

Im Frühsommer hatten wir uns bei der Arbeit kennengelernt. In einem Lübecker Aquarium hatten wir beide zur selben Zeit ein Praktikum gemacht -- sie in den Schulferien, ich als eine Art Orientierungsmaßnahme nach dem Abi. Wir interessierten uns beide für Biologie, wobei in meinem Fall die Entscheidung für oder gegen ein Studium natürlich drängender war. Katharina hatte da noch ein bisschen Zeit, sie war gerade erst mit der elften Klasse fertig geworden. Unsere Begeisterung darüber, dass wir in derselben Stadt wohnten, war beiderseitig, so würde es uns nicht schwerfallen, auch nach der gemeinsamen Zeit Kontakt zu halten. Wir waren innerhalb weniger Wochen wirklich gute Freundinnen geworden, der geringfügige Altersunterschied fiel überhaupt nicht ins Gewicht, denn Katharina besaß ein angenehmes, vernünftiges Wesen.

Es sei denn, es ging um eine ihrer geliebten Bands.

Vor dem Club drängte sich eine Horde schwarz gekleideter Gesellen. Viele trugen Pferdemasken -- eigentlich fast peinlich, so billig sahen sie im Vergleich zum Original aus.

Finn langte um seine Freundin herum und zog mir das Haargummi heraus, sodass meine dunkelblonden Haare offen über den Rücken fielen.

„Hey --", setzte ich schon wütend an, aber er unterbrach mich nur grinsend.

„Jetzt entspann dich mal, Steffi. Ist doch viel geileres Headbanging so."

Ich klappte den Mund wieder zu und atmete tief ein. Reg dich ab. Es ist ja bald überstanden.

***

Die Vorband war noch schlimmer als der Headliner des Abends. Ihren Namen hatte ich im Handumdrehen zu Recht wieder vergessen. Cleaner Gesang war für den Sänger ein Fremdwort, das einzige, was er konnte, war growlen. Das bisschen, was ich von den Texten mitbekam, waren Wortfetzen wie „hate", „fear", „hell", „murder" und „suicide". Grandios. Ich hätte einschlafen können, wenn die Jungs nicht so einen Krach fabriziert hätten. Der Rest des Publikums ging auch nicht besonders enthusiastisch ab, aber immerhin traf diese Musik grundsätzlich den Nerv der Leute. Am Ende des halbstündigen Sets gab es höflichen Applaus, an dem ich mich aus Prinzip nicht beteiligte, dann folgte eine kurze Umbaupause.

Urplötzlich klammerte sich Katharina an meinen Arm.

„Das ist Waaahnsinn!", quietschte sie. Vor Aufregung war sie richtig zappelig.

Ich musste grinsen. „Spar dir deine Begeisterung, du wirst sie gleich noch brauchen."

Jetzt wurde es richtig dunkel. Auch die Bühnenbeleuchtung erlosch bis auf einen einzigen Scheinwerfer. Ein Raunen lief wie eine Welle über das Publikum, dann wurde es absolut still.

Man erahnte mehr, wie die Musiker ihre Plätze einnahmen, als dass man sie sah. Insgesamt meinte ich, vier zu erkennen. Zwei Gitarristen, ein Bassist, ein Drummer. Wer fehlte, war der Bastard.

Wie aus dem Nichts legten sie los. Ich zuckte richtig zusammen, denn die harten Riffs schienen die Watte, die ich mir tatsächlich vorsichtshalber in die Ohren gesteckt hatte, regelrecht zu zerschneiden. Im Vergleich mit der langweiligen Vorband klangen Rapist auf einmal richtig fähig. Sie hörten sich auch wesentlich besser an als auf CD.

Es musste an der Lautstärke liegen, dass die Musik, die ich eigentlich nicht leiden konnte, mich plötzlich nicht mehr kalt ließ. Jeden Schlag des Drummers spürte ich in meinem Magen, die bösartigen Gitarrenklänge vibrierten in meiner Brust, beschworen dort ein Gefühl des Schreckens herauf, ich wollte mich winden, ohne wirklich auszuweichen.

Verdammt, dachte ich, nein.

In diesem Moment sprang er aus der Dunkelheit in den Scheinwerferkegel.

Heiserer Jubel der Fans brandete auf, aber ich war nicht fähig, einen Laut herauszubringen. Er fesselte meinen Blick.

Die ausgeprägten Muskeln seiner breiten Brust.

Der schön gewölbte sehnige Hals.

Die zuckenden Ohren, die brennenden Augen, die leicht gebleckten Zähne.

Fast wie in Kampfstellung verharrte er so, taxierte uns alle, die gut zweihundert Leute, die gerade so eben in den Club hineinpassten.

Dann stieg ein grollender Laut aus der Tiefe seiner Brust empor, der sich steigerte, steigerte, steigerte zu dem Brüllen eines Tieres. Eines wahnsinnigen Tieres mit der Lust zu vernichten.

In meiner Kehle zuckte etwas, als wollte ich ihm antworten, aber ich tat es nicht, im Gegensatz zu den anderen um mich herum.

Der Bastard begann zu singen, gut, eher zu schreien, aber seine Stimme war seltsam klar dabei, prägnant und ebenso schneidend wie die Gitarren.

Die Texte erschienen mir zwar nicht sehr viel origineller als die der Vorband, aber es gab einen entscheidenden Unterschied -- für den Bastard war es nicht bloß eine imagekonforme Wortwahl.

Er wollte Blut.

Er wollte Jungfrauen schänden.

Er wollte in die Hölle kommen.

Ich konnte nicht mehr denken, nur noch fühlen. Und unbegreiflicher Weise fühlte ich: „Ja."

Ja, tu es. Fahr zur Hölle, ich werde dir folgen.

Plötzlich sah er mich an. Wir standen zwar im vorderen Drittel, aber es war kein Zufall. Mir sah er direkt in die Augen, der einzigen Person, die in einem Pulk ekstatischer Headbanger komplett regungslos stand. Er blickte durch das tarnende Bandshirt auf meine weiße Bluse, durch die Brust in mein Herz und erkannte die Ungläubige in mir, den Fremdkörper im Metalkosmos.

Das Lied war zu Ende und während die Gitarren ausklangen, sagte er: „I'm gonna get ya."

Er sagte es in völlig ruhigem Tonfall, mit einer tiefen, rauen Stimme, die ihren Ursprung irgendwo im Erdinneren haben musste. Er sagte es zu mir.

Von da an war mein Widerstand komplett gebrochen. Ich glaube, ich blinzelte kein einziges Mal mehr, so sehr hing mein Blick an ihm, als hätte er mich hypnotisiert, mit schwarzer Magie an sich gebunden.

Das schwarze Fell glänzte mittlerweile vor Schweiß, ich sah den feuchten Schimmer seiner Zunge zwischen dem schrecklichen Gebiss, sah ihn blinzeln und die Nüstern blähen. Es war alles echt. Es war kein Kostüm. Aber in diesem Moment rief das bei niemandem Schrecken oder Verwunderung hervor. In diesem Moment gab es niemanden, dem diese Tatsache bewusst war -- außer mir.

Die Instrumente und die Stimme des Bastards packten meine Seele, verdrehten sie, erfüllten sie zu gleichen Teilen mit unerklärlicher Angst und Lust. Das war kein normales Konzert, es war ein schwarzes Ritual einer Macht, welche dieses gehörnte Wesen auf der Bühne verkörperte.

***

Während wir uns mit der Masse in Richtung Ausgang drängten, zog ich mir die Watte aus den Ohren.

„Waaahnsinn", hörte ich Katharina neben mir, ohne dass ihre Stimme wirklich bei mir ankam. Ich reagierte nicht auf sie, wollte nur raus aus dem Club, raus, raus. Als ich endlich den Fuß vor die Tür gesetzt hatte, wandte ich mich ohne zu zögern nach rechts.

Ein Griff am Ärmel hielt mich zurück, verärgert sah ich über die Schulter in Katharinas Gesicht.

„Hey, Steffi, das Auto steht in der andern Richtung ... "

„Fahrt ruhig", sagte ich heiser. „Ich muss woanders hin."

Verständnislos starrten sie und Finn mich an. Dauernd rempelten uns die anderen Konzertbesucher an, weil wir mitten im Weg standen.

„Wie, du musst woanders hin?"

„Eine Verabredung." Ich machte mich los und entfernte mich zielstrebig. „Macht's gut!"

Wahrscheinlich riefen sie noch etwas, aber sie liefen mir nicht nach.

Ich wusste, welchen Weg ich einzuschlagen hatte, ohne mein Ziel zu kennen. Als ich das Hotel erreicht hatte, wusste ich, dass ich hineingehen und mit dem Fahrstuhl in den zweiten Stock fahren musste. Und vor Zimmer Nr. 205 blieb ich stehen.

Hier schaltete mein Autopilot wieder ab. Zaghaft meldete sich meine Vernunft zurück. Das, womit ich mich einlassen wollte, war böse. Dass ich dieses Zimmer vielleicht nicht mehr lebend verlassen würde, erschien gar nicht weit hergeholt. Aber schon meldete sich die unbekannte Macht zurück, die mich glauben ließ, ich würde es wollen. Was auch immer mit mir geschehen sollte.

Meine rechte Hand klopfte leise an die Tür. Zwei Atemzüge später schwang sie auf und ich trat ein.

Nur er befand sich in dem Doppelzimmer, breitbeinig auf der Bettkante sitzend. Hinter mir fiel die Tür wieder ins Schloss, ohne dass er oder ich auch nur einen Finger gerührt hätten.

Er trug dieselbe schwarze Lederhose wie noch vor einer halben Stunde auf der Bühne. Leicht vorgebeugt saß er da, die Unterarme auf den Oberschenkeln, beobachtete mich mit gespitzten Ohren und funkelnden Augen. Ein eigenartiges Lächeln spielte um seine Schnauze, entblößte leicht die kräftigen Zähne.

„Zieh das T-Shirt aus."

Diese dunkle Stimme. Der Tonfall vollkommen gelassen, weil er wusste, dass kein Widerspruch zu erwarten war. Ich weiß übrigens nicht, ob er, der angeblich aus Island stammte, tatsächlich deutsch sprach. Ich sah nur, wie seine Lippen sich bewegten und Worte formten, die ich verstand. Alles andere spielte keine Rolle.

Gehorsam zog ich das Bandshirt über den Kopf und ließ es auf den Boden fallen. Sein Lächeln verbreiterte sich etwas, als er meine unschuldig weiße Bluse sah.

„Komm her."

Zitternd, weil mein Sträuben und Verlangen miteinander kämpften, ging ich auf ihn zu, blieb so dicht vor ihm stehen, dass wir uns leicht hätten berühren können. Neben ihm kam ich mir mit meinen knapp 1,70 Meter winzig vor. Wenn er sich aufgerichtet hätte, hätte er mir auch im Sitzen fast den Kopf auf die Schulter legen können.

Er streckte den Kopf vor, bis er beinahe meinen rechten Arm berührte, und schnupperte. Ich hörte, wie er meinen Geruch einsog und wollte schon reflexartig zurück zucken, als er die Luft wieder ausstieß. Feucht und so heiß, dass ich eine Gänsehaut bekam, strich sein Atem über die empfindliche Innenseite des Handgelenks.

Ganz leicht berührte mich jetzt seine Schnauze.

„Fass mich ruhig an", sagte er, wobei seine Lippen die dünne Haut über meiner Pulsader kitzelten.

Scheu streckte ich die linke Hand aus und legte sie ihm auf die Schulter. Wieder wollte ich zurück zucken. Wer schon einmal mit Pferden zu tun hatte, weiß wie warm deren Haut ist. Dieses Mischwesen jedoch fühlte sich an, als hätte es Fieber jenseits der Richterskala.

Je länger ich die Hand jedoch dort ließ, wo sie war, desto mehr gewöhnte ich mich an die Hitze, begann sogar, sie als angenehm zu empfinden. Ich strich über die breite Schulter, machte mir dabei das glatte, seidige Fell bewusst. Darunter befanden sich Muskeln und Sehnen in fast permanenter, wenn auch leichter Bewegung, in Millionen von Adern floss Blut, welches diese unglaubliche Hitze in die entlegensten Winkel des Körpers transportierte.

Wie konnte es Menschen geben, die allen Ernstes so blind waren, dieses Wunderwerk des Lebens für einen normalen Mann mit Kostüm zu halten?

„Wer bist du?", traute ich mich endlich zu flüstern.

Er grinste. Es fühlte sich so an, als würde er mein Handgelenk küssen.

„Ich bin derjenige, dem du dich opfern wirst."

Selbst wenn ich versucht hätte, jetzt noch zu fliehen -- es wäre aussichtslos gewesen. Und das wusste ich.

„Zieh dich aus."

Dass er es schaffte, so sanft zu klingen, bei dem, was er vorhatte. Es musste Absicht sein um den Schrecken noch größer zu machen.

„Werde ich überleben, was du mit mir tun wirst?", flüsterte ich noch leiser als zuvor.

Seine Augen waren wie schwarze Löcher. Unaufhaltsam, alles verschlingend. Für niemanden zu ergründen.

„Das hoffe ich doch", erwiderte er.

Seine Nüstern drückten den Stoff der Bluse gegen meinen Bauch, er schien mir mit seinem Atem fast die Haut zu verbrennen.

„Wenn du dich nicht ausziehst, mach ich es."
Meine Hände hoben sich zum obersten Knopf der Bluse, aber brachten es nicht fertig, ihn zu öffnen. Die Vorstellung, allein diesem alles sezierenden Blick gänzlich ohne Schutz ausgeliefert zu sein ...

Er wartete nicht lange, sondern packte mich ohne Vorwarnung mit seinen riesigen Händen und warf mich aufs Bett wie eine federleichte Puppe. Der einzige Laut, den ich dabei von mir gab, war ein scharfes Luftschnappen. Zum Schreien war ich überhaupt nicht in der Lage.

Mit festem Griff, aber noch ohne mir weh zu tun, nahm er meine Hände in seine und drückte sie zu beiden Seiten meines Kopfes in die Kissen. Meine Beine klemmte er zwischen seine Knie.

Auf diese Weise fixiert lag ich unter ihm. In meinem Körper raste es. Ich wusste längst nicht mehr, was ich eigentlich fühlte, dafür war die Situation zu surreal. Eine tiefe Urangst um meinen Körper und meine Seele war mit Sicherheit dabei, aber auch in diesem Moment absoluter Hilflosigkeit spürte ich ... Erregung? Bis zu dieser Stunde hatte ich noch keinen außergewöhnlichen Sex gehabt, schönen Sex sicher, aber Rollenspiele oder womöglich SM-Praktiken hatten mich nie fasziniert, eher abgestoßen.

Ich kam nicht dazu, weiter über meine Gefühle und Vorlieben nachzudenken, denn unvermittelt fuhr der Kopf des Bastards auf mich herab, ich sah seine Zähne und hörte in der nächsten Sekunde Stoff reißen. Mühelos zerfetzte er die Bluse, als bestünde sie aus Papier, ebenso zerriss er meinen BH. Meine Jeans leistete ihm nur geringfügig stärkeren Widerstand, der Stoff des Slips gab sofort nach.

Er hielt inne um sich aufzurichten und mich, seine Opfergabe, ohne störende Verhüllung zu betrachten. In aller Ruhe wanderte sein Blick über die weiße Haut der im Liegen nur leicht gewölbten Brüste mit den dunkelrosa Nippeln. Über den flachen Bauch hin zu meinem Schoß mit den dunkelblonden krausen Härchen. Er fuhr wiederum sanft mit den Händen über meine Hüften, seine Lippen öffneten sich leicht und seine nass glänzende Zunge schob sich ein Stück heraus. Vermehrter Speichelfluss, als hätte er etwas sehr appetitanregendes vor sich.

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