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Schwester Anna und Opa Hermann

Geschichte Info
Die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft.
6.1k Wörter
4.32
166k
16
Geschichte hat keine Tags

Teil 1 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 06/20/2021
Erstellt 02/07/2007
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Als Anna an diesem kalten Februar Morgen auf die Uhr schaute war es genau 5 Minuten vor 6 als sie durch die Tür des Seniorenstifts Waldesruh trat um ihre Frühschicht anzutreten. Noch vor wenigen Wochen hätte ihr der Gedanke daran, dass nun wieder eine komplette Arbeitswoche vor ihr lag ein tief greifendes Unbebhagen verursacht und sie wehmütig an ihr warmes und kuscheliges Bettchen denken lassen. Doch seit sie vor etwa 8 Wochen ihren bisherigen Arbeitsplatz in der Hamburger Innenstadt aufgegeben hatte und glücklicherweise fast sofort wieder Arbeit in diesem modernen Seniorenstift bekommen hatte, war ihre Einstellung zu ihrer Arbeit eine völlig andere geworden. Sie hätte sich vorher nie träumen lassen, dass ein von der eigentlichen Aufgabenstellung her völlig identischer Job so anders sein konnte wenn nur die Umgebung und die Arbeitsbedingungen stimmen.

Ihre ehemalige Arbeitsstätte in der Innenstadt war ein Seniorenheim wie man es sich immer in seinen schlimmsten Vorstellungen ausmalt. Anna war damals während ihrer Schicht manchmal für über 20 Senioren alleine verantwortlich gewesen und so sehr sie sich auch bemühte und abrackerte, es blieb nie Zeit genug um den Senioren mehr als nur die allernötigste Pflege zukommen zu lassen und manchmal reichte die Zeit nicht mal dafür. Anna taten diese Umstände ihrer Arbeit im Herzen weh, denn sie hatte sich bewusst für den Beruf der Altenpflegerin entschieden und war selbst in den stressigsten Momenten immer voll motiviert bei der Sache. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern war sie selbst den Großteil ihrer Jugend bei ihren Großeltern aufgewachsen und sie konnte sich erst jetzt mit ihren 22 Jahren ein ungefähres Bild davon machen, was es für zwei alte Leutchen mit Anfang 70 für eine Aufgabe gewesen sein musste noch mal in die Elternrolle zu schlüpfen und ein Mädchen durch die Jugend und nicht zuletzt auch durch die Pubertät zu bringen. Als Anna allmählich begriff was sie diesen zwei Menschen zu verdanken hatte, da reifte in ihr der Entschluss einen Teil dieser Liebe und Fürsorge die sie empfangen hatte zurückgeben zu wollen.

Ihre Freundinnen reagierten zum großen Teil mit Unverständnis, dass sie mit einem glänzenden Abitur diesen Berufweg einschlug.

„Mensch Anna Du bist hübsch und intelligent, Du könnest es locker zur Rechtsanwältin bringen, oder Dir auf der Uni einen zukünftigen Staranwalt aufreißen anstatt dein Leben damit zu verbringen alte Menschen zu füttern oder Nachmittags mit ihnen durch den Park zu spazieren und Dir immer wieder die gleichen 30 Jahre alten Geschichten anzuhören"

Das war der Lieblingsspruch ihrer langjährigen Freundin Andrea die das Uni Leben in vollen Zügen genoss und immer wieder versucht hatte Anna von ihrem „verrückten" Plan abzubringen. Doch Anna hatte ihren Entschluss gefasst und war nach der Ausbildung mit großen Zielen und Träumen in ihren ersten Job gestartet. Doch diese Träume verwandelten sich bald einen schier unendlichen Alptraum aus Stress, unendlich vielen Überstunden und zahllosen unbezahlten Wochenenddiensten. Viele Male war sie kurz davor die Brocken hin zu werfen aber sie hatte immer das Gefühl ihre Patienten damit zu verraten und im Stich zu lassen und so schleppte sie sich von einem frustrierenden Arbeitstag zum nächsten. Die Wende zum Positiven kam für Anna ironischerweise erst zu dem Zeitpunkt als sie glaubte den absoluten Tiefpunkt erreicht zu haben. Nachdem sie vor etwa 3 Monaten nach einem weiteren durchgearbeiteten Wochenende erschöpft und mit höllischen Kopfschmerzen Nachmittags Zuhause ankam hörte sie schon im Treppenhaus das Telefon klingeln und stürmte durch die Wohnung zum Telefon.

„Hallo mein Schatz, ich bin es Frank. Wo steckst Du denn ich habe schon seit 2 Stunden versucht Dich zu erreichen"

Trotz ihrer Müdigkeit zauberte die Stimme ihres Freundes sofort ein Lächeln auf ihre Lippen. "Tut mir leid mein Schatz aber ich bin mal wieder nicht pünktlich raus gekommen und Du weißt ja, dass unsere Oberschwester der alte Hausdrache keine Handys im Heim duldet."

„Ja, ich habe mir schon gedacht, dass Du mal wieder bei der Arbeit bist"

Irgendetwas in Franks Stimme war anders als sonst und ließ Anna plötzlich aufhorchen „Aber Schatz Du weißt doch, dass ich da nicht einfach verschwinden kann bevor nicht alles erledigt ist. Die armen Leutchen da verlassen sich doch auf mich"

„Ja schon klar und was ist mit mir?? Dein Freund verlässt sich vielleicht auch auf Dich wenn er mit Dir um 14 Uhr verabredet ist ....." Anna riss vor Überraschung die Augen auf, „Ach du Schande, unsere Verabredung, die habe ich ja total vergessen. Oh mein armer Schatz das tut mir leid „

„Ja genauso wie es Dir leid tat, dass Du zu unserem Essen letzte Woche zwei Stunden zu spät kamst und genauso wie es Dir leid tat das Du zur großen Geburtstagparty meiner Mutter kurzfristig nicht kommen konntest weil Du die armen alten Leute ja nicht im Stich lassen konntest."

„Frank das ist jetzt nicht fair, ich.... „

„Nicht fair ist es, dass ich bei Dir immer nur an zweiter Stelle komme und Du nur dann Zeit für mich hast wenn es im Heim mal ausnahmsweise nichts zu tun gibt. Ich kann so nicht weiter machen!! Außerdem...."

„Außerdem was???"

„Außerdem kostet es mich immer mehr Überwindung wenn wir uns lieben und ich weiß, dass Du mich mit den Händen streichelst mit denen Du wenige Stunden zuvor einem alten Sack unter der Dusche den Schwanz gewaschen hast, Das finde ich zunehmend abstoßend."

Bei diesen Worten hatte Anna das Gefühl als hätte ihr jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Sie starrte wie benommen ins Leere und legte den Hörer ohne noch ein Wort zu antworten mit zitternden Händen wieder auf das Telefon. Den Rest des Abends verbrachte sie wie in Trance und fühlte sich benommen als hätte ihr jemand eine Reihe von Ohrfeigen verpasst. Ihr war klar, dass sie Frank nach diesen Worten niemals wieder sehen wollte und sie fühlte sich zum ersten Mal in ihrem Leben zutiefst verletzt und alleine gelassen. Am nächsten Morgen spielte sie lange mit dem Gedanken diesen Tag einfach mal blau zu machen und sich telefonisch krank zu melden, bevor sie ihr Pflichtbewusstsein dann doch wieder in das Heim trieb. Aufgrund ihrer angespannten Nerven hoffte sie inständig auf einen möglichst ruhigen Tag doch schon kurz nachdem sie sich umgezogen hatte wurde sie von der Oberschwester auf dem Flur abgefangen wo diese zu einer 5 minütigen Predigt darüber ansetzte wieso es sich Anna hatte erlauben können das Heim am gestrigen Sonntag schon um 16 Uhr zu verlassen anstatt ihrer Kollegin noch wenigstens bei der Abendessensausgabe zu helfen. Als sie Anna dann auch noch etwas von „mangelndem Pflichtbewusstsein" an den Kopf warf, war für diese das Maß endgültig voll. Sie drückte der Oberschwester ihren Kittel in die Hand, machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Seniorenheim ohne sich noch einmal umzuschauen.

Nachdem sie zwei Wochen fast durchgehend in ihrer Wohnung verbracht hatte da sie vom Rest der Welt gehörig die Nase voll hatte kam urplötzlich der Wendepunkt. Sie entdeckte die Stellenanzeige des Seniorenstifts Waldesruh einige Kilometer außerhalb von Hamburg wo noch diverse Pflegerinnen gesucht wurden. Sie wurde nach einen kurzen Telefongespräch direkt für den nächsten Tag zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen und war schon während der Wartezeit vor dem Gespräch von der ruhigen und irgendwie friedlichen Atmosphäre in diesem Heim beeindruckt. Da es sich um einen Seniorenstift der gehobenen Preisklasse handelte in dem viele hochgestellte Hamburger Persönlichkeiten ihren Lebensabend verbrachten bzw. ihre Verwandern unterbrachten wurde hier auf Bildung und auf gute Umgangsformen der Pflegerinnen fast ebenso großen Wert gelegt wie auf deren fachliche Kompetenz. Die Stelle schien wie geschaffen für Anna und als schon am nächsten Tag das Telefon klingelte und sie gefragt wurde wann sie denn anfangen könne, da schien für sie zum ersten mal seit Wochen die Sonne wieder zu scheinen.

Bis zu diesem Montagmorgen waren nun gute 8 Wochen vergangen und Anna hatte ihren Entschluss in dieser Zeit auch nicht für eine Sekunde bereut. Aufgrund der großzügigen Personaldecke hatte sie endlich die Gelegenheit ihren Beruf so auszuüben wie sie es sich immer vorgestellt hatte. Hier konnten die Angestellten (das Wort Pfleger war tabu weil es so nach Krankenhaus klang) individuell auf die Bewohner eingehen und sich für diese Zeit nehmen. Um die Sache noch vollends perfekt zu machen hatte sich auch zwischen den Kolleginnen ein eingeschworenes Team gebildet in dem jede bereit war der anderen bei Bedarf unter die Arme zu greifen. Als Anna an diesem Morgen das Dienstzimmer ihrer Abteilung betrat schlürfte ihre Kollegin Marie bereits an ihrem ersten Kaffe und studierte die Protokolle der Nachtschicht. Marie war ebenfalls 22 Jahre alt und hatte sich für Anna in den letzten Wochen zu einer echten Freundin entwickelt. Sie war eine Seele von Mensch aber alles andere als ein Frühaufsteher und so sah sie zu dieser frühen Stunde wie ein Häufchen Elend vor ihrem dampfenden Kaffe und versuchte verzweifelt beim lesen der Protokolle die Augen offen zu halten. Anna schlich sich langsam von hinten an ihre Kollegin heran, um ihr dann ein fröhliches und lautes „Guten Morgen" ins Ohr zu säuseln. Marie machte vor Schreck einen Satz in ihrem Stuhl und konnte es nur mit Mühe vermeiden sich mit ihrem Kaffe zu bekleckern.

„Ahhhhhh....Anna du Biest, irgendwann bringst Du deine Lieblingskollegin noch ins Grab und dann beschwer dich nicht, wenn Du die ganze Arbeit hier alleine machen musst"

Die beiden grinsten sich an und umarmten sich dann zur Begrüßung. „Na ist es gestern wieder spät geworden Marie? Wie heißt er denn und hast Du dich denn mit ihm rumgetrieben?"

„Schön wäre es gewesen! Aber ob Du es glaubst oder nicht, ich habe gestern ganz brav um 10 Uhr im Bettchen gelegen und trotzdem fühle ich mich heute Morgen als hätte ich die Nacht durch gefeiert. Ich glaube ich sollte mir einen Job suchen bei dem ich niemals vor 16 Uhr Mittags antanzen muss, das wäre mein Traum!!'

„Hmm...also ich habe gerade erst neulich gelesen, dass sie im Dollhouse neue Tänzerinnen suchen. Das wäre dann doch was für Dich! Spät anfangen, die Nacht durchfeiern und auch noch dafür bezahlt werden."

„Ja klar, dumm nur das ich mich da auch noch nackich machen muss und ich bin mir nicht so sicher ob Konfektionsgröße 38 da so angesagt ist. Du mit deinem Knackarsch wärst da eher angesagt." Marie gab Anna einen leichten Klapps auf den Hintern und wendete sich dann wieder ihren Protokollen zu. Anna machte sich auf dem Weg zu ihrer Umkleide wo sie sich die übliche Dienstkleidung die aus einer schwarzen Stoffhose und einer weißen Bluse bestand anzog. Arztkittel wurden hier nur bei Bedarf getragen um mehr den Flair eines Hotels und nicht den eines Heims oder Krankenhauses zu verbreiten. Während sie sich umzog warf Anna einen kurzen Blick in den Spiegel und konnte nicht ganz ohne Stolz feststellen dass Marie gar nicht so unrecht hatte. Hatte sie während ihrer kummervollen Tage noch etliche Kilos abgenommen und sah zu dieser Zeit regelrecht krank aus, so war sie in den letzen Wochen wieder auf ihr Idealgewicht gekommen und registrierte befriedigt das ihre Pobacken wieder schön prall und fest waren und auch ihre 80 C Körbchen wieder gut gefüllt waren. Nach der bitteren Enttäuschung mit Frank standen ihr die Sinne zur Zeit nach allem möglichem nur nicht nach einer neuen Beziehung, aber Frau kann ja nie wissen wann ihr mal wieder etwas Schuckliges begegnen würde und es konnte nicht schaden im Falle des Falles alle verfügbaren Reize einsetzen zu können. Sie zog ihre Arbeitskleidung an von der jeder Kollegin 5 Garnituren zur Verfügung standen und begab sich zurück in das Dienstzimmer um den Tagesablauf zu planen.

„Hast Du schon geschaut ob heute irgendwas Besonderes anliegt Marie?"

„Also wir haben so wie es aussieht diese Woche keine Neuzugänge oder sonst irgendwelche ungewöhnlichen Aktionen, aber vergiss bitte nicht das Hermann Fischer aus Zimmer 17 heute Geburtstag hat. Er wird 74 wenn ich mich nicht irre."

Sofort umspielte ein Lächeln Annas Lippen, nein Hermanns Geburtstag hätte sie bestimmt nicht vergessen. So sehr sich die Betreuer auch bemühen jeden Bewohner gleich zu behandeln, so sehr ist es doch auch natürlich, dass sich zu dem einen oder anderen eine intensivere Beziehung entwickelt. Und Opa Hermann wie ihn hier alle nannten war in den letzten Wochen zu Annas ganz persönlichem Liebling geworden. Sie hatte selten einen so herzensguten Menschen wie ihn erlebt der sich noch über die selbstverständlichste Kleinigkeit mit einem Strahlen in den Augen freuen konnte. Trotz seines Spitznamens Opa Hermann war er allein stehend und hatte keinerlei Verwandtschaft mehr. Er hatte vor vielen Jahren eine kleine Schreinerei gegründet und sich nach dem frühen Tod seiner Frau ganz seiner Arbeit verschrieben. Mit seiner Firma hatte er es zu einem bescheidenen Wohlstand gebracht und war noch immer stolz darauf auch in den letzten Jahren vor seinem Ruhestand die Firma trotz der wachsenden Billigkonkurenz auf Kurs gehalten zu haben. Vor 5 Jahren zog er sich schließlich aus dem Berufsleben zurück und war zusammen mit 2 alten Freund

en die ebenfalls keine Lust mehr auf eine einsame Wohnung hatten einer der ersten Bewohner des Waldesruh gewesen.

Die drei waren ständig zu irgendwelchen Scherzen gegenüber ihren Mitbewohnern aufgelegt und hielten damit Annas und Maries Bereich mächtig auf Trab.

"Dann gibt es ja heute Mittag bestimmt wieder ein kleines Kaffekränzchen, da muss ich noch dran denken nach dem Mittagessen den Speisesaal zu decken"

"Ähhh.. das kannst Du Dir sparen Marie. Hermann hat mir gestern noch mal ausdrücklich gesagt, dass er keine Feier haben will"

"Echt nicht? Das ist aber schade, die Leutchen hier freuen sich doch immer wenn es was zu feiern gibt"

"Ja, genau davor hat er wohl Angst. Wie sagte er so schön? Eine Horde Greise die sich aufführt wie auf einem Kindergeburtstag. Es graust ihm wohl schon davor, dass er es wohl nicht vermeiden kann die 75 im nächsten Jahr groß zu feiern, da will er wenigstens dieses Jahr noch seine Ruhe haben und Abends lieber mit Erwin und Gerd einen in der Stadt draufmachen"

"Na hoffentlich reißen die keine Studentinnen auf und kommen dann früh morgens gröhlend hier wieder rein gestolpert"

Die beiden mussten bei dieser Vorstellung herzhaft lachen. Dafür das die Bewohner der Waldesruh eine hohen monatlichen Betrag für die Unterbringung zahlen mussten genossen sie hier diverse Freiräume die in anderen derartigen Unterkünften nicht üblich waren. Die Bewohner hatten sich, soweit sie körperlich und geistig gesund waren an keinerlei Auflagen zu halten und konnten selbst entscheiden wann sie das Gebäude verließen oder ob sie an den Mahlzeiten teilnehmen wollten oder nicht. Und gerade Hermann und seine zwei Freunde nutzen diese Freiräume zuweilen sehr gerne aus.

Der weitere Tag verlief weitestgehend ruhig und ohne besondere Vorkommnisse und Anna freute sich schon auf dem Nachmittag wenn ein kleiner Rundgang durch den angrenzenden Wald mit ihrem Lieblingsschützling anstand. Anna zog ihre Straßengarderobe an und als die vor die Tür trat stand da schon Hermann und lächelte sie freudig an. Anna umarmte ihn herzlich und wünschte ihm noch mal alles Gute zum Geburtstag. bevor sie langsam richtig Wald los schlenderten.

"Na bereust Du es nicht doch ein wenig, dass es heute Nachmittag keine Feier gibt?"

"Ach Kindchen, hör mir bloß auf ein Teller Kuchen nach dem nächsten und die alte Hilde aus der zweiten Etage will dann bestimmt wieder 3 mal hintereinander mit mir tanzen. Ne ne .. da drehe ich lieber eine gemütliche Runde mit meiner Lieblingspflegerin"

Anna musste schmunzeln als sie an die besagte Hilde dachte, die 82 jährige war seit gut 4 Wochen in der Waldesruh unter gebracht und hatte ganz offensichtlich vom ersten Tag an ein Auge auf Hermann geworfen.

"Also Hermann die Hilde ist eine sehr nette Dame"

"Ja, nur habe bei Ihr das Gefühl, dass sie mich nach dem zweiten Tanz am liebsten schon vor den Traualter schleppen wollte. Ich warte nur auf den Tag an dem sie mir dem Abendessen mit einem Zwinkern ihren Zimmerschlüssel zusteckt"

Die beiden mussten anhalten und bekamen sich vor lachen kaum wieder ein, bevor sie nebeneinander weiter gingen. "Warum hast Du eigentlich nie wieder geheiratet Hermann? " Diese Frage lag Anna schon lange auf dem Herzen da Hermann der Schwarm der Damen des Seniorenstifts war und auch in seinem fortgeschrittenen Alter noch zu erkennen war, dass er mal ein recht attraktiver Mann gewesen sein musste.

"Ach weißt Du Kindchen das ist eine schwierige Frage. Nach Susannes Tod hat mir meine Arbeit in der Firma halt gegeben. Und irgendwie hat mich diese Arbeit dann so erfüllt, dass ich nie auf die Idee gekommen wäre, dass ich irgendwas verpassen könnte".

Anna bemerkte wie Hermanns Blick seltsam ins Leere ging und das sonst so freudige Funkeln für einen Moment aus ihnen verschwunden war.

"Und heute??? Bist Du heute der Meinung, dass Du irgendwas verpasst hast?"

"Aus materieller Sicht habe ich sicher alles erreicht was in meinen bescheidenen Möglichkeiten stand. Ich habe eine gesunde Firma übergeben und ich kann mir den Platz hier in diesem gemütlichen Heim auch noch leisten wenn ich 110 Jahre alt werde. Aber von dem was im Leben sonst noch so möglich ist habe ich nicht viel mitbekommen. Kannst Du dir vorstellen, dass ich im Leben so was wie eine Disco oder einen Tanzpalast wie es damals noch bei uns hieß nie von innen gesehen habe?? Wenn ich mal feiern wollte dann habe ich mit Freunden mal ausnahmsweise irgendwo ein Bier getrunken und dabei hatte ich schon ein schlechtes Gewissen weil ich am nächsten Morgen ja wieder früh aufstehen musste. Ich muss damals der langweiligste Mensch der Stadt gewesen sein."

Anna hatte Hermann noch nie so melancholisch erlebt und sie musste sich unweigerlich fragen wie wohl die Bilanz ihres Lebens ausfallen würde wenn sie mal sein Alter erreicht haben würde.

„Aber Hermann, noch ist es doch nicht zu spät um einiges zu erleben. Du bist doch noch fit und geistig besser drauf als so mancher Typ Mitte 40.Schnapp Dir heute Abend doch einfach mal Erwin und Gerd und macht eine Sause durch die Stadt. Geht doch einfach mal irgendwo hin wo ihr noch nie gewesen seid"

"Oh ja.. wir drei ziehen uns ...wie sagt ihr immer?? ach ja ..wir ziehen uns echt Hippe Klamotten an und stürmen die nächste Techno Disco" Hermann lachte dabei herzlich und schüttelte seinen Kopf.

"Na ja ihr müsst es ja nicht gleich übertreiben, aber denkt euch doch einfach irgendwas Verrücktes aus und zeiht das dann durch"

Hermann legte die Stirn in Falten und blickte weiter in die Ferne, aber Anna spürte, dass er an der Idee zunehmend Gefallen hatte.

"Hmm, vielleicht hast Du ja recht Kindchen. Aber hättest Du auch einen Tipp wo so ein Rudel Tattergreise wie wir drei noch was Verrücktes erleben sollen???"

Anna überlegte angestrengt, kam aber spontan auch auf keine wirklich gute Idee bis ihr plötzlich die Unterhaltung mit Marie vom Morgen wieder in den Sinn kam.

"Ich hab's!! Ihr könntet doch ins Dollhouse gehen!"

"Wie?? In einen Sexschuppen??"

Anna musste herzhaft lachen als sie den überraschten Ausdruck in Hermanns Gesicht sah "Nein, Quatsch.. das ist kein Sexschuppen. Das ein absolut seriöser Laden in dem hübsche Mädels erotisch tanzen. Da ist absolut nichts Anstößiges dabei."

"Also ich weiß nicht, ich habe gar keine Erfahrung mit sowas"

"Aber Hermann, willst Du sagen das Du seit 74 Jahren in Hamburg lebst und noch nie in irgend einem Laden auf der Reeperbahn warst? "

Hermann schaute schüchtern fast wie ein kleiner Schuljunge zu Boden "Ich habe Dir doch gesagt, dass ich der langweiligste Mensch der Stadt war."

"Ja, aber heute wollen wir ja Mal ein Ende mit der Langeweile machen! Oder klingt die Beschreibung nicht verlockend?"

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