Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Trauma

Geschichte Info
Ein Erlebnis, welches sie lange Zeit beschäftigt.
4k Wörter
4.19
67.8k
1
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Vorweg:

Lange habe ich überlegt, welche Kategorie für die Geschichte angemessen ist. Ich habe mich dann für ‚Inzest / Tabus' entschieden. Nein, in dieser Story schlafen keine Familienmitglieder miteinander. Dennoch denke ich, dass man bei der vorliegenden Erzählung von einem gewissen Tabu ausgehen kann.

Das hier vorliegende Machwerk war ursprünglich ein Kapitel in einem Mehrteiler. Ich schmiss es raus, nachdem ich negatives Feedback bekam.

Zitat eines Kritikers:

„Wenn die Geschichte nun so weitergeht, kommt man als Leser über die erschreckenden Kapitel hinweg, weil man nicht mehr dran denkt, so wie man über eine Urlaubsgrippe hinwegkommt und den Rest des Urlaubs dann doch noch genießen kann; aber ohne die Grippe wär´s halt noch schöner gewesen."

Ich habe das Kapitel stark überarbeitet und es hiermit als Einzelgeschichte veröffentlicht.

Seid also gewarnt, hier gibt es Schnupfen pur!

***

Blut spielte eine wichtige Rolle in Carmens Leben. Zuerst fuhr sie Erik mit ihren Fingernägeln durch die Brust, bis die rote Flüssigkeit nahe einer Rippe zum Vorschein kam. Ihre Lippen zog der Lebenssaft magisch an. Erik wurde mit einer Hand Mund und Nase zugehalten, während sie sein Blut sanft saugend in sich aufnahm. Er würde sich nie vorstellen können, welches Martyrium Carmen hatte durchleiden müssen. Nur ihm hatte sie es erzählt und er konnte der sonst so lebenslustigen jungen Frau nicht helfen ...

Erik war zwanzig, als er Carmen zum ersten Mal mitten in einem Wald erblickte. Er war damals im Naturschutz sehr aktiv eingebunden und hatte bei den Fotofallen die Batterien ausgewechselt. Er musste sich beeilen, denn das Tageslicht war schon längst verschwunden. Plötzlich stand sie vor ihm. Der Schock traf ihn wie ein Blitz. Ein junges Mädchen mit blutverschmierter Kleidung. Sie war sehr blass, dennoch schien das Blut nicht von ihr zu stammen. „Was ist mit dir denn passiert?", erkundigte sich Erik. Sie schwieg und überlegte, davonzulaufen. Doch sie überwand ihre Furcht und blieb stehen. „Ich will nach Hause!" Er erkundigte sich nach ihrer Adresse, Carmen vertraute ihm und ließ sich von Erik heimbringen. Das verstörte Kind hatte tags zuvor seinen zwölften Geburtstag gefeiert, erfuhr er von ihrer Mutter, die sie in Empfang nahm.

Ihre Mutter war ganz aufgelöst. Sie erzählte mir, Carmen sei am Vorabend aus ihrem Haus verschwunden und niemand wüsste, wo ihr Mann steckte. Sie war den Tränen nahe, als sie das Blut auf der Kleidung ihrer Tochter erblickte. Die Polizei fand schnell heraus, dass die Körperflüssigkeit auf der Kleidung des Mädchens zu ihrem Vater passte. Befragungen dazu erbrachten aber keine Erkenntnisse. Carmen schwieg eisern. Bald gab es Gerede in der Nachbarschaft und Carmen wurde während ihrer Jugendzeit von Altersgenossen gemieden.

Die Kleine tat ihm unendlich leid. Was ihn genau dazu bewog, sie wöchentlich zu besuchen ist Erik bis heute nicht klar. Aber er tat es, jeden verdammten Sonntag. Obwohl es keine Leiche ihres Vaters gab, galt er nach mehreren Jahren auch offiziell als Tod. Carmen musste darüber etwas wissen. Sie bemühte sich, jede Frage danach schon im Keim zu ersticken. Erik hielt sie keinesfalls für das Monster, welches Andere in ihr sahen.

Die wöchentlichen Besuche bei ihr machten ihn zu einer Art Ersatzvater. Auch wenn das Altersverhältnis nicht stimmte, versuchte Erik, diese Rolle auszufüllen. Je älter Carmen wurde, umso mehr rebellierte der Teenager gegen den Nichtvater. Auch diese Phase ging vorbei und sie sah in ihm, je reifer sie wurde, das Objekt ihrer Begierde. Sechs Jahre nach den Ereignissen im Wald wurde sie volljährig. Es fiel Erik immer schwerer, sie nicht als Tabu anzusehen. Carmen tat auch alles dafür, ihn mit ihren lieblichen Reizen zur Strecke zu bringen.

Erik hatte während ihres Erwachsenwerdens öfters danach gefragt, ob sie einen Freund hätte. Er wollte einfach nicht, dass das passiert, worauf Carmen mit Nachdruck zusteuerte. Doch wie er es auch anstellte, es lief schief. Seine Frage nach einem Freund interpretierte sie immer als Eifersucht. „Wenn du wissen willst, ob ich schon mit jemanden geschlafen habe, dann kann ich dich beruhigen, ja, das habe ich. Aber bisher war noch keiner dabei, der für mich als fester Freund in Frage kommt." Ihr Augenzwinkern verriet ihm, wen sie dabei im Sinn hatte.

Er versuchte, sie schroff abzuweisen, doch dass erwies sich genau so wenig Effektiv wie die Frage nach einem Freund. Sie lächelte ihn nur an und begriff instinktiv, dass er der Versuchung immer weniger widerstehen konnte. Um sein Bollwerk endgültig niederzureißen begann sie sich in seiner Nähe immer lasziver zu präsentieren. Ein Knopf an der Bluse, der geöffnet blieb, ein Rock, kurz wie die Sünde selbst oder einfach nur ein Augenaufschlag, der Erik immer mehr in die Defensive trieb. Erik hatte seine Niederlage schon lange vorhergesagt, doch er kämpfte bis zum süßen Ende. Warum sie gerade die Bekanntschaft aus ihren Kindertagen auswählte, um ihn so zu verführen, dass ein normaler Mann wie er es war, einfach keine Chance hatte und im Endeffekt erliegen würde, wusste er nicht.

Er hätte den Kontakt schon längstens abbrechen müssen, doch irgendetwas hinderte ihn daran. Er versuchte, sich einzureden, dies hätte mit seinem Beruf zu tun. Er war mittlerweile ein erfolgreicher Informatiker geworden. Zwar war er Freelancer, doch sein Hauptauftraggeber war die Polizei, die ihn in kniffligen Fragen bei der Datensicherheit oder der elektronischen Recherche in Anspruch nahm. Er arbeitete auch für das LKA, so wie es der Vater von Carmen auch getan hatte. Kurz gesagt, ihn faszinierte immer noch das Geheimnis, welches Carmen umgab und sie manchmal Löcher in die Luft starren ließ.

Sie gab sich längst nicht mehr damit zufrieden, auf seine wöchentlichen Besuche zu warten. Fast jeden Tag schneite sie bei ihm in seiner Wohnung herein. Carmen konnte es nicht lassen, eine Nebenbuhlerin bei ihren Erik würde sie nicht dulden. Sie wusste genau, was sie wollte und wurde auch Erik gegenüber immer dominanter. Ihr ‚früher oder später kriege ich dich' Blick machte aus Erik nur noch Wachs in ihren Händen. Als sie kurz vor ihrem zwanzigsten Geburtstag stand, meinte sie, mehr als genug gewartet zu haben und ging zum Generalangriff auf seine kümmerlichen Verteidigungslinien über.

Sie hatte soeben den Abschluss des erste Semesters ihres Studiums mit ihren Kommilitonen gefeiert. Peter hatte gehofft, dass sie in ihrer neuen Umgebung, wo niemand etwas von ihrem dunklen Geheimnis wusste, sich einem Mann in ihrem Alter zuwenden würde. Carmen dachte aber nicht mal daran, ihn aufzugeben. Nachdem sie auf der Feier so ziemlich jeden der männlichen Studenten den Kopf verdreht hatte, wollte sie nun endlich Erik zu Fall bringen.

Sie öffnete den Reißverschluss ihres enganliegenden Abendkleides schon auf der Treppe zu seiner Wohnung zur Hälfte. Bei Erik, dem immer noch wegen ihres Outfits der Mund offen stand, übte sich auch weiter südlich etwas in Stehversuchen. Sie drehte ihm den halbnackten Rücken zu. „Kannst du mir mal bitte mit dem Reißverschluss helfen?" Er trat an sie heran und spürte ihren wohlgeformten Po, der etwas zu weit nach hinten für eine normale Haltung gereckt war, an seinem Schlagbaum. „Nach unten bitte!" Erik zögerte kurz, er wusste, diesmal würde er ihr nicht widerstehen können, sie hatte wie in fast allen Fragen ihren klugen Kopf durchgesetzt. Warum mussten die verbotenen Früchte auch immer die Süßesten sein?

Als sie sich nach dem Öffnen des Kleides umdrehte, sah sie wieder wie ein Kind in einem Süßigkeitenladen aus. Carmen hatte seit Jahren auf dieses Ziel hingearbeitet und wollte sich nun ihre hart erarbeitete Belohnung schmecken lassen. Erik blickte hypnotisiert auf den wohlproportionierten Körper der jungen Frau, die er jetzt schon fast acht Jahre kannte. Er war sich sicher, dass das was jetzt folgen würde, nicht richtig war. Doch der Teufel in Form seines Schwanzes sah dies anders und warum sollte man nicht auch ein mal auf den Teufel hören?

Er zog Carmen an sich und gab ihr wie von Sinnen einen Zungenkuss. Sie ließ ihn einen Augenblick lang gewähren, bevor sie gemäß ihres Planes meinte, die Initiative zurückgewinnen zu müssen. Leicht biss sie in seine Lippe während sie mit ihrer Hand ihn dort berührte, wo seine Hose spannte. Eriks Unterlippe begann leicht zu bluten. Er hielt es für ein Versehen von Carmen und küsste sie erneut. Sie begann an besagter Stelle zu saugen und Erik spürte, wie ihre Erregung zunahm. Er beeilte sich, seine Hose loszuwerden und sie gab ihn einen Schubs, sodass er noch mit den Beinkleidern um seinen Knöchel nach hinten auf die Couch fiel. Sofort bediente sie sich der Pracht, die bei Erik schon längst steinhart geworden war. Er spürte ihren Mund um seine Eichel und konnte es nicht mehr verhindern, dass er sich vollkommen fallen ließ.

Er spürte deutlich, dass sie nicht unerfahren war. Sie hatte wohl mehr Know-how, als Erik sich vorgestellt hatte. Schon ihre Lippen, die an Eriks Pfahl auf und ab glitten, brachten ihn an den Rand eines Höhepunktes, doch sie hörte rechtzeitig auf. Es war nun an Erik, sie dort zu verwöhnen, wo sie schon ganz feucht war. Carmen rieb heftig mit ihrem Lustzentrum an seinem Gesicht. Nicht einmal seiner Zunge wollte sie die Regie überlassen. Kaum Luft bekommend versuchte Erik, ihr bei ihrem wilden Ritt wenigstens etwas zu ihrer bevorstehenden Befriedigung beizutragen. Mit immer animalischeren Lauten war es bei ihr dann auch so weit. Der Zustand, bei dem sich der Geist für kurze Zeit vom Körper zu trennen schien, war bei ihr erreicht. Sie stieg von seinem Kopf und zerrte ihn in das Schlafzimmer.

Carmen hatte Erik wieder in die Rückenlage dirigiert. Sie saß auf seinen Oberschenkeln und ließ ihn mit ihrer Vulva an seinem besten Stück darum betteln, Einlass gewährt zu bekommen. Er versuchte seinen mit Blut überversorgten Zauberstab ohne ihre Erlaubnis zu versenken. Sie rutschte immer ein Stück von seinem Stück weg. „Du bist gemein", gab er halb im Ernst von sich. Carmen aber versuchte, seine unübersehbare Lüsternheit nur noch zu steigern. „Spürst du wie weich und warm sie ist? Möchte mein Hengst seine rossige Stute besteigen?" Der Dirty Talk machte Erik zu schaffen, er wollte nur noch in sie eindringen. Es war ihm egal, wer hier das Kommando hatte und zeigte sich dankbar, als sie ihn endlich in sich aufnahm.

So wild, wie sich Carmen gebärdete, hatte Erik das Gefühl, dass er es nicht mehr lang aushalten würde. Zu seinem Glück war auch Carmen schnell an die Grenzen des Höhepunktes gestoßen. Sie nahm seine Hand und führte sie zu ihrem Hals. Erik sollte zudrücken. Er zögerte, doch Carmen machte ihn klar, dass dies bei ihr zum Liebesspiel dazu gehörte. In ihrer Wollust zog sie ihre Fingernägel tief durch seine Brust. Beide hatten fast gleichzeitig den Olymp bestiegen und feierten mit den Göttern ihre Erhebung. Erik sah nur noch, wie sie danach gierig das Blut von seinen Wunden leckte, die sie mit ihren Fingernägeln verursacht hatte. Es schien ihm fast so, als ob alle ihre Bemühungen auf diesen Moment zugeschnitten waren.

Carmen sah ihn mit ihren buchstäblich blutroten Lippen an. „Es ist nicht das, was du denkst. Keine Angst ich bin kein Vampir!" Erik hatte sich immer verkniffen, sich bei ihr nach dem Tag ihres Kennenlernens zu fragen. Was wirklich vorgefallen war, konnte er nicht mal ahnen. „Carmen, was weißt du über das verschwinden deines Vaters?" Ihre Mine verdüsterte sich. „Du warst immer der Einzige, der mich nie danach gefragt hatte und jetzt machst du alles kaputt!" Sie zog sich an und stürmte schluchzend aus seiner Wohnung.

Erik machte sich Vorwürfe wegen seiner Direktheit. Nur weil sie mit ihm geschlafen hatte, würde Carmen doch nicht ihr tiefstes Inneres mit ihm teilen. Wie konnte er nur so dumm sein! Aber sie musste mit jemand darüber sprechen, ihre heftige Reaktion deutete darauf hin, dass es sie auffraß. Er wollte sie jetzt mehr denn je und so beschloss Erik, nicht eher zu ruhen, bis sie sich jemanden anvertraut hatte. Es musste ja nicht unbedingt er sein. Er fuhr mit seinem Auto zu ihr und klingelte. Carmen war anwesend, er wusste es einfach. Sie machte ihm aber nicht auf. Er holte sein Smartphone hervor und sprach auf ihren Anrufbeantworter. „Carmen, du willst mit mir darüber nicht reden. Aber kannst du nicht wenigstens meine Entschuldigung annehmen?" Carmen reagierte nicht auf seinen Anruf. Sie kämpfte mit sich selbst.

Erik versuchte sie mit einer letzten Nachricht sie noch zu erreichen. Er musste hartnäckig bleiben um Carmen nicht für immer zu verlieren. „Carmen, du musst mich einfach anhören, ich werde nicht eher gehen, bevor ich mit dir gesprochen habe!" Er setzte sich in sein Auto und wachte über ihre Tür. Sie kam einfach nicht. Sollte er resignieren? Erstmals hatte er sich eingestanden, dass er sie wirklich liebte und nun soll wegen seiner Blödheit alles schon wieder vorbei sein? Er würde kämpfen, und dies hieß im Moment warten. Irgendwann musste sie das Haus verlassen.

Seine Gedanken drehten sich im Kreis und so verpasste er fast den Augenblick, als Carmen aus der Tiefgarage kommend mit ihrem altertümlichen Moped an ihm vorbei fuhr. Er fuhr ihr nach, so schnell würde sie ihn nicht los werden. Am Ortsausgangsschild fragte sich Erik, wo sie nur hin wollte. Er fuhr ihr auf der Allee hinterher und war sich sicher, dass sie ihn längst entdeckt haben musste. Carmen ließ sich aber nicht beirren und folgte ihren selbstgewählten Weg. ‚Wohin wollte sie nur?', fragte er sich. Schon wieder hatten seine Überlegungen ihn abgelenkt und plötzlich sah er vor sich nur eine leere Straße. Sie musste irgendwo abgebogen sein, aber hier gab es weder eine Kreuzung noch eine einmündende Straße.

Plötzlich dämmerte es ihm, Waldwege gab es hier. Er befand sich in unmittelbarer Nähe zu der Stelle, an der er der kleinen Carmen begegnet war.Er steuerte sein Fahrzeug in Windeseile dort hin. Keine Spur von ihr, als er dort ankam. Aber sie musste hier irgendwo sein! Das hier war kein Zufall, dessen war sich Erik sicher. Zu Fuß machte er sich auf um die nähere Umgebung zu erkunden. Es dauerte ein paar Minuten als er das leuchtende Rot ihres Zweirades entdeckte. Von Carmen konnte er immer noch nichts entdecken, aber weit konnte sie ja nicht sein. Er kämpfte sich durch das Unterholz, es war dichter geworden seit seinen Tagen als er für den Naturschutz tätig war. Dann sah er sie, Carmen saß auf einer Decke inmitten einer Lichtung.

Erleichtert atmete er auf, als sie keine Anstalten machte, wegzurennen. Sie musste ihn schon längst bemerkt haben, mit geruhsamen Schritt steuerte er auf sie zu. Carmen beobachtete das Treiben zweier Eichhörnchen, die sich jagend spiralförmig auf einen Baum nach oben trieben. Erik setzte sich neben sie und hielt es für besser, erst einmal nichts zu sagen. Auch er betrachtete die Szene, bei der die flinken Tiere ihren halsbrecherischen Spielen nachgingen. Still saßen sie minutenlang nebeneinander.

„Ist es nicht schön hier?", brach sie das Schweigen. Erik nickte nur. „Kannst du dir einen besseren Platz vorstellen, an dem mein Papa begraben sein könnte?" Erik erschrak innerlich, ließ sich aber nichts anmerken. Er würde keine Fragen stellen, die sie an ihrer Aufarbeitung hindern würde. Ihre Stimme wurde tonlos und die Augen starrten auf einen imaginären Punkt in der Ferne.

„Es ist jetzt fast acht Jahre her, wie du weißt, war es mein zwölfter Geburtstag. Mein Vater war selten zu Hause. Er war wochenlang abwesend und er erklärte mir, dass dies nötig sei um die Bösen zu fangen. Später erfuhr ich von seinen Undercovereinsätzen gegen die in Deutschland aufkommende Gefahr italienischer Mafia-Banden. Damals versuchten sich diese Verbrecher in ganz Europa auszubreiten. Ich liebte meinen Vater abgöttisch, die wenige Zeit, die er da war, gab er mir das Gefühl, der wichtigste Mensch auf dem Planeten zu sein. Doch an meinem Geburtstag war er anwesend und ich fürchtete die Stunde, an der er uns wieder verlassen würde. Ich wollte nicht, dass er wieder geht. Ich wollte mit ihm zusammen sein und ich beging einen Fehler, mit einer Idee, wie sie nur ein zwölfjähriges Mädchen haben kann. Kurz bevor er ging, versteckte ich mich auf der Rückbank in seinem Auto, diesmal würde er mich mitnehmen. Unter einer Decke entdeckte er mich auch nicht. Er fuhr los und nach einer guten Stunde hielt er an." Der Glanz in ihren Augen verschwand. Ihre Erinnerungen schienen schmerzlich für sie zu sein. „Carmen, du musst mir das nicht erzählen, ich brauche keine Erklärung."

Unbeeindruckt von Eriks Worten fuhr sie fort. „Mein Vater wusste also nichts von meiner Anwesenheit. Er stieg aus dem Auto und ich traute mich nicht aus meinem Versteck. Was sollte ich tun? Ich befand mich im verschlossenen Wagen und Vater war schon im Hauseingang verschwunden. Zu dieser Zeit hatten noch nicht alle PKW elektrische Fensterheber und so kurbelte ich die Scheibe herunter und kletterte aus dem Auto. Sollte ich einfach klingeln? Vater würde es bestimmt nicht gefallen, einen blinden Passagier in Form seiner Tochter durch die Gegend kutschiert zu haben. Wenn ich mich schon nicht traute, meinen Vater die Wahrheit zu sagen, wollte ich ihn wenigstens ein bisschen ausspionieren. Ich wollte einfach herausfinden was er hier machte und dann sah ich das Fenster."

Carmen legte eine Pause ein, man konnte spüren wie sehr sie mit sich rang. Erik schwieg. Wenn sie ihm alles erzählen wollte, musste sie es tun. Er konnte ihr die Entscheidung nicht abnehmen. Erik nahm sie in den Arm. Carmen hatte längst beschlossen, ihm alles zu erzählen, mit fester Stimme fuhr sie fort.

„Es war ein Kellerfenster und es stand offen. Ich schlich mich heran und blickte hinein. Es war ein Kellerraum, nicht besonders groß und vollkommen leer. Das Fenster befand sich ungefähr 1,70 Meter über dem Bodenniveau. In einer Art von Unbekümmertheit hielt ich mich am Fensterrahmen fest und ließ meinen kleinen Körper nach unten gleiten. Meine Füße reichten nicht bis zum Boden und so ließ ich mich einfach fallen. Schnell bereute ich meinen Entschluss, die Kellertür war verschlossen und das Fenster lag für mich zum Herausklettern zu hoch. Ich überlegte noch wie ich mich bemerkbar machen konnte, jetzt war mir alles egal. Ich erhob meine Faust um gegen die Tür zu donnern, doch ein lauter Knall erschreckte mich. Was war das?"

Sie schluckte. „Für ein kleines Mädchen wie mich hatte es sich wie ein Schuss angehört. Ich legte mein Ohr an die Tür um weitere Laute zu erspähen, doch es war nichts zu hören. Gerade wollte ich mit dem Lauschen aufhören, da vernahm ich doch etwas, es waren Schritte und Stimmen von zwei mir fremden Männern. Die Geräusche näherten sich. Etwas in mir sagte, dass dies nicht gut sei und ich suchte nach einem Versteck. Wo aber versteckt man sich in einem leeren Raum? Mir blieb keine Wahl, ich versteckte mich neben der Tür und hoffte so, vom Türblatt verdeckt zu werden. Und dann öffnete sich die Tür ..."

„Schleifgeräusche und die Stimmen der zwei Männer waren zu hören", fuhr sie fort. „Einer beklagte sich darüber, dass immer alles an ihm hängen blieb, worauf der andere zu bedenken gab, dass er schließlich an allem Schuld sei und er froh sein müsste, mit heiler Haut davonzukommen.Die Kerle hatten mich nicht bemerkt, sie ließen die Tür offen und so war ich für sie unsichtbar. Zwei Minuten hatte es gedauert und schon waren die Männer wieder weg. Nur einen Haufen Gummi hatten sie zurückgelassen."

Wieder zögerte sie, bevor sie weitererzählte. „Bei näherer Betrachtung war es aber gar kein Haufen, sondern eher ein Sack, ein Leichensack wie mir mit Schrecken bewusst wurde. Heute sind alle Leichensäcke aus einem speziellen Kunststoff, aber damals gab es welche aus Gummi. Dieser abscheuliche Behälter war nicht leer. Nach einigen zögern überwand ich mich und schaute hinein. Es war der grässlichste Anblick meines Lebens, ich blickte in die toten Augen meines Vaters. Man hatte ihn in den Hinterkopf geschossen und ich sah die Austrittswunde an der Stirn. Stocksteif saß ich neben ihm und war zu keiner Regung fähig."

12