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Ulrichs erster Kuss kam von Thomas

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Es war eine Versuchung, aber auch ein Gefühl der Angst, denn ich fürchtete Kommentare. Alleine in den Sandaletten mit einem echten Absatz loszugehen, war schon ein Erlebnis. Es veränderte meinen Gang, wie mir bewusst wurde.

„Donnerwetter, du bist ja wirklich eine Zauberin, Anke! Wie hast du das geschafft? Ulrich sieht bald wie eine hübsche Ulrike aus. Ich glaube, du hast Deine Wette schon verloren, Uli! Wenn Anke mit dir runtergeht zu Müllers, um Bescheid zu sagen, dass es am nächsten Samstag wegen unserer Feier laut werden kann - und sie dich nicht erkennen, dann bist du dran! Die legen immer Wert darauf, zu grüßen und gegrüßt zu werden."

Tom war sichtlich beeindruckt. Er wirkte leicht schadenfroh wegen der Wette, aber er wirkte nicht, als ob er sich über mich lustig machen würde -- im Gegenteil.

Tatsächlich erkannten die Alten mich nicht -- und Anke behauptete einfach, dass ich eine Freundin zu Besuch war, die auch zur Feier käme. Ich war halb entsetzt und halb begeistert von diesem Test. Es reizte mich zu wissen und zu fühlen, was die ‚hübsche' Unterwäsche war, von der Anke geredet hatte. Was die Müllers von mir dachten, war mir relativ egal. Was Patrick und Gerd von mir nach dieser Verkleidung dachten, war mir nicht so egal und da wurde mir wieder mulmig.

„Mit dem richtigen Make-up und den richtigen Schuhen wird ‚Ulrike' an Bert und Patrick vorbeirauschen -- und sie werden an alles denken, nur nicht an unseren Ulrich! Ein bisschen französischer Akzent und Redeweise würde das Bild dann zu einer ‚Mademoiselle Uli' komplettieren -- sie würden nie glauben, dass es dieselbe helle Stimme ist."

Das mit dem Akzent war alles andere als ein Problem, denn ich hatte Jahre gebraucht, um meinen ursprünglichen Akzent bewusst zu eliminieren. Darin zurückzufallen, würde überhaupt kein Problem darstellen. Das demonstrierte ich auch gleich -- und schon war Mademoiselle Ulrike geboren.

Anke war sichtlich stolz auf ihren Erfolg. Tom war angenehm überrascht, wie komplett ich mich auf den Spaß eingelassen hatte. Er fand das durchaus mutig. Wenn ich ehrlich war -- ich auch, besonders als mir klar wurde, dass es bei der Vorbereitung der Feier auffallen würde.

„Das funktioniert nicht! Bei der Vorbereitung der Feier kann ich doch nicht nach oben als Ulrich gehen -- und komme zehn Minuten später als Ulrike zurück!"

Anke stutzte nur kurz:

„Da hat er Recht. Wenn wir aber mein Zimmer im Schwesternheim benutzen, was ich erst nach dem Krankenschwesterexamen abgeben muss, dann kommt ‚Mlle. Uli' als Überraschungsgast mit mir an."

Michael und Thomas murrten zwar etwas, weil sie nun einen Teil der Vorbereitung alleine stemmen mussten, aber zumindest Tom hatte ja an der Wette mitgewirkt.

Faschingsfeier

Der Tag der Faschingsfete kam. Tom hatte auch noch etwas zur Kostümierung beigetragen. Von seiner älteren Schwester hatte er ein Paar weinrote Pumps besorgt, die sie nicht mehr tragen wollte. Ebenso hatte er zwei goldfarbene Ohrclips ausgeborgt, die mit blauen Aquamarin-Pendeln versehen waren, weil ‚sie besser zu meiner Haarfarbe' passten. Das fand ich nett von ihm.

Anke war in Hochstimmung. Sie genoss es, mich im Schwesternheim zurecht zu machen. Noch vor der Dusche ging sie in die Vollen. Zu meiner Überraschung auch anders, als ich es erwartet hatte. Ich bekam von ihr ein weißes Miederhöschen mit detaillierten Hinweisen, wie ich meine männlichen Attribute nahezu perfekt verstauen könne und gleichzeitig einen gleichfarbigen Push-up BH mit Einlagen. Ich war etwas erstaunt:

„Anke, woher hast du diese Hinweise? Ich meine, das geht doch über normale Verkleidungskenntnis hinaus? Und warum ist das so wichtig?"

Sie lächelte amüsiert und erklärte knapp, dass sie in ihrer Ausbildung als Krankenschwester schon allerhand gesehen hätte -- und Michael ja auch bereits Praktika in kosmetischer Chirurgie absolviert hätte. Dann erklärte sie noch, warum das so wichtig war:

„Uli, bei dem Test mit dem alten Ehepaar ging es nur ums Gucken, da macht der exakte Sitz nicht so viel aus. Heute wirst du aber auch tanzen -- und eventuell eng tanzen. Da wäre es doch fatal, wenn dein Partner plötzlich ‚etwas' spüren würde..."

Ich war perplex, denn daran hatte ich nicht gedacht. Also wenn ich ehrlich war, dann hatte ich bisher noch nie eng getanzt. Ich war froh gewesen, wenn ein Mädchen überhaupt so etwas Ähnliches wie einen Paartanz mit mir gemacht hatte. Ich wollte das spontan sagen, aber dann klang es mir zu kläglich. Ich war achtzehn und wollte dann zugeben, dass ich noch nicht einmal eng getanzt hatte? Ich verbiss mir diesen Kommentar.

Kaum hatte ich nach dem Duschen die Sachen anprobiert, da brachte sie also Verbesserungsvorschläge an, bis alles zu ihrer Zufriedenheit gut saß. Ich ließ sie machen, obwohl ich das zu diesem Zeitpunkt noch als überflüssig ansah. Das mit dem Büstenhalter fand ich allerdings sehr aufregend -- im Spiegel konnte ich tatsächlich eine Art Dekolleté bei mir erkennen.

Dann kam die Frisur dran. Das war kein rasches Umkämmen. Es war Haare waschen, Locken formen und wieder und wieder föhnen. Zum Schluss war ich richtig überrascht. Ich hatte einen vorne einen Pony, der meine Stirn zu einem guten Teil bedeckte -- und den sie exakt gerade schnitt. An den Seiten hatte sie mir lockiges Haar geföhnt, das sich hinter meinen Ohren sanft kringelte.

„Der Look passt aber nicht gut zu einer Brille. Ich habe Dir aus der Augenmedizinabteilung Kontaktlinsen verschafft. Die Stärke ist nur für schwach Kurzsichtige, aber es wird schon reichen. Du wirst vielleicht noch weniger gut als mit meiner Brille sehen, aber du wirst gut aussehen!"

Danach war es mit dem Make-up noch aufwändiger. Augen-Make-up, Rouge, Augenbrauen und alle anderen Härchen zupfen, Gesicht und Beine rasieren, Wimperntusche -- sie ließ nur wenig aus und schon gar nicht meine Finger- und Fußnägel, die sie im selben Rot wie das des Rockes lackierte. Dann mit dem Lippenstift, der ins Handtäschchen kam. Ich kam mir schon wie eine Anziehpuppe vor.

Sie reichte mir eine dünne, leicht glänzende Strumpfhose, die sie wieder unbeschädigt zurück haben wollte.

„Ich zeig dir, wie du sie ganz vorsichtig hochrollst. Diese Strumpfhose ist aus ganz empfindlichem Gewebe und wir wollen doch keine Laufmaschen kommen, nicht wahr? Der Höschenteil ist hier nur unwesentlich verstärkt. Also sei vorsichtig, wenn du mal auf Klo musst."

Zwischendurch belehrte sie mich über mädchenhaftes Hinsetzen und es anzunehmen, dass mir die Tür aufgehalten wurde, etc. Danach kam der Knigge über Getränke -- eine ‚Lady' würde nicht an einer Bierflasche nuckeln, sondern lieber ein Glas Wein trinken.

Roter Bleistiftrock und ebenso rote Pumps mit höheren Absätzen vervollständigten die Verkleidung komplett.

Zu guter Letzt hatte sie auch noch eine Zigarettenspitze besorgt, die sie mir in das Handtäschchen aus rotem Leder packte. Und das, obwohl ich mir aus Rauchen genauso wenig machte wie aus Hochprozentigem trinken, beidem frönte Thomas durchaus mal, wenn er da ran kam. Ich konnte mich an keine Faschingsfeier erinnern, bei der ich vorher jemals so aufgeregt war. Auf was hatte ich mich da eingelassen? Wie würden die anderen reagieren, die mich kannten? Würde ich als Crossdresser ausgelacht werden? Würden sie mich als schwul verlachen? Ich war reichlich nervös. Anke hatte sich indianisch geschminkt und sah zwar etwas exotisch aus, aber ihre Augenpartie hatte sie absichtlich nicht verändert. Sie wollte ja erkannt werden. Ganz bewusst steuerte sie zunächst die WG von Patrick und Bert an. Mein Herz klopfte, als sie mich den beiden als ihre Freundin Ulrike vorstellte. Entweder verstellten sich die beiden komplett, um uns das Vergnügen zu lassen oder sie erkannten mich tatsächlich nicht. Nun gut, die Pumps machten mich auch netto rund 5 cm größer, als ich sonst war und mein französischer Akzent half wohl zusätzlich. Aber auch bei Franz und Simone war kein Erkennen festzustellen -- und Anke feixte sich eins hinter deren Rücken. Sie war begeistert über ihren Erfolg als Maskenbildnerin!

Michael freute sich über ihre Aufgekratzheit. So langsam waren alle Gäste eingetrudelt -- und auch Tom ließ sich nun blicken. Er sah mich an, als ob er mich das erste Mal sehen würde, aber er war perfekt höflich, ohne im ersten Moment irgendwelche Anspielungen zu machen. Ich hatte Angst davor, denn sein Humor war mitunter eigenartig. Also vermied ich erst einmal bewusst seine Nähe. In jeder Wohnung gab es andere Musik, aber nur in der Wohnung von Patrick und Bert war für das Tanzen ein Zimmer freigeräumt worden.

In der Anfangsphase von allen Partys gab es immer das Phänomen, das einzeln getanzt wurde. Bei mir blieb das auch praktisch nach der Anfangsphase so, denn welches Mädchen wollte schon mit einem kleineren Jungen tanzen? Ich fürchtete, dass das auch für die Studentenpartys seine Gültigkeit behielt. Beim hoch gewachsenen Tom war das anders, bei den meisten Partys tanzte er zum Schluss eng mit einem Mädchen -- und manchmal verschwand er auch mit ihr in einem Zimmer. Natürlich beneidete ich ihn mitunter, aber er hatte noch nie eine ständige Freundin gehabt.

Na ja, jedenfalls ging auch ich zum Tanzen dort in das freie Zimmer. Es fühlte sich merkwürdig an, in einem engen Rock zu tanzen, der die Bewegungsfreiheit meiner Schenkel arg beschränkte, aber ich reduzierte einfach meine Bewegungen ohne den Takt mit der Musik zu verlieren. Mein Gefühl für rhythmischen Takt hatte ich durch die Tätigkeit als Steuermann beim Rudern geschärft. Ein gutes Taktgefühl war wichtig, um den richtigen ‚Fluss' in einem Ruderrennen zu erzielen. Dieses trainierte Taktgefühl kam mir beim Tanzen zugute, obwohl ich nie einen Tanzkurs belegt hatte. Als die Zeit der Tanzkurse gekommen war in der Schule, hatte ich genügend Signale empfangen, die mir gesagt hatten, dass ein kleinwüchsiger Junge -- und damals war ich noch erheblich kleiner als heute -- beim Tanzen nicht sehr willkommen war. Auch Tom hatte mich damals nicht überreden können.

Dieses Mal war alles anders. Ein junger Mann, den ich nicht kannte, kam auf mich zu und fragte mich, ob er mir einen Drink bringen könnte, Cuba libre oder so. Beinahe hätte ich ihn gefragt, ob er irgendwas geraucht hätte. Ich meine, da kommt irgendein Typ auf dich zu und fragt, ob du was zu trinken haben willst -- war der schwul? Gerade noch rechtzeitig erinnerte ich mich daran, was Anke über ‚annehmen' gesagt hatte. Ich dankte ihm höflich, aber lehnte es ab.

Danach wollte ich Anke aufsuchen, aber die knutschte gerade hemmungslos mit ihrem Michael herum. Also ging ich nach oben in unsere eigene Wohnung. In der Wohnküche war das Partybuffet aufgebaut. Eine Stärkung war sicherlich nicht verkehrt. Das hatten andere wohl auch gedacht. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich drankam. Und nach dem Essen ging es so allmählich auf Mitternacht zu. Dann wäre ich beinahe in Patrick reingerannt. Der hatte eine Bierbuddel in der Hand und einen suchenden Ausdruck im Gesicht.

„Sorry -- du bist doch die Freundin von der Anke, nicht wahr? Wo ist die denn, ich wollte sie mal was fragen."

„Die knutscht mit ihrem Michael herum. Sie ist unten in der Wohnung. Kumpel, was willste denn von der?"

Er sah mich etwas eigenartig an. Ups, ihn als Kumpel zu titulieren, war wohl nicht gerade klug gewesen. Ich hatte bei seinem Anblick mich automatisch auf Hochdeutsch ohne Akzent eingestellt. Sollte ich mich ihm nun zu erkennen geben oder das Spiel weiter treiben?

„Forget it. Ich wollte eigentlich nur eine Schallplatte von dem Uli haben, aber der ist nicht zu finden heute. Mag der Geier wissen, wo er heute ist. Tom weiß es auch nicht, wo der ist. Anke und Michael haben doch die Feier organisiert..."

Ich wusste haargenau, welche Platte er wollte. Er hatte mich vor einigen Tagen schon einmal gefragt. Was sollte ich antworten -- gute Frage? Ich verfiel bewusst in meinen Akzent:

„Die werden nischt ewisch knutschän..."

Grummelnd machte er sich auf den Weg in das tiefere Stockwerk, wie auch andere.

„Komm, lass' uns tanzen gehen, Tom!"

Eine langbeinige, schlanke Hexe, deren Stimme ich eben gehört hatte, zog Tom hinter sich her. Aha, vermutlich diejenige, mit der er spätestens um Mitternacht eng tanzen würde -- sehr eng.

Plötzlich fühlte ich mich einsam. Nur Anke, Michael und Tom wussten, wer ich wirklich war. Und alle drei waren ‚belegt'. Ich legte mich in den Sitzsack im ‚Wohnzimmer' und lauschte der Rockmusik gedankenverloren.

„Tolle Beine, Mädchen. Bist du von Ankes Seite oder von Michis?"

Ich wäre beinahe hochgesprungen, als eine betrunkene Stimme die Musik übertönte. Erst im zweiten Moment merkte ich, weshalb der als Rocker in Lederkleidung verkleidete Typ das sagte. Mein Rock war hochgerutscht und seine Augen waren starr darauf gerichtet. Ich zog den Rock herunter, weil ich mich unwohl fühlte bei diesem gierigen Blick. In diesem Moment war mir meine eigene mädchenhafte Reaktion sehr einleuchtend. Sein Spruch sollte wohl ein Kompliment sein. Im nächsten Moment wusste ich noch besser, weshalb es mir unangenehm war.

„Oder bist du etwa alleine hier? So ein hübsches Mädchen will doch nicht alleine sein, wenn ihr Rock so viel Bein enthüllt."

Den Unterton in seiner Stimme mochte ich partout nicht. Der besoffene Typ war mir sowas von unsympathisch. Ich hatte keine Lust mit ihm zu reden noch gar mit ihm allein zu sein.

„Isch muss gleisch noch mit Anke reden. Entschuldige misch bitte."

Ich rannte praktisch weg. Im unteren Stockwerk war jetzt richtig Tanzen angesagt. Dorthin flüchtete ich mich. Der Typ kam hinterher. Er wollte mich auffordern zum Tanzen, aber ich schüttelte den Kopf, was er nicht akzeptierte. Da kam mir Tom zur Hilfe:

„Uli, du hast mir noch einen Tanz versprochen, weißt du das noch?"

Ich nickte dankbar, aber der Typ wollte es einfach immer noch nicht wahrhaben.

„Hey, wer bissn du? Ich hab das Mädchen zuerst aufgefordert!"

Tom richtete sich etwas höher auf und sah dem Typen ruhig ins Gesicht:

„Mein Name ist Tom. Ulrike ist Ankes Freundin. Und ich bin ein Nachbar und Freund von Anke und Michael. Du lässt Ulrike jetzt in Ruhe. Ist das klar?"

Dem dämmerte so langsam, dass er sich auf schwankendem Boden befand. Er blickte hektisch um sich, dann grummelte er nur was von ‚okay, okay' und verschwand.

Tom nahm mich in den Arm und begann Rumba zu tanzen. Ich war verwirrt. Der Typ war doch verschwunden. Warum machte Tom das? Ich konnte nicht anders und fragte ihn flüsternd:

„Mensch, Tom -- du kannst doch nicht mit mir tanzen! Der Typ ist auch weg -- und du hast doch deine Tanzpartnerin..."

Er grinste nur amüsiert und hörte nicht auf zu tanzen. Man konnte merken, dass er mehrere Tanzkurse hinter sich hatte. Er wusste zu führen -- und er war lässig.

„Entspann dich, Uli. Silvia ist im Bad. Das ist eine Party. Vielleicht solltest du auch einmal was trinken -- nur zur Entspannung, natürlich. Nach diesem Tanz. Die Lady bekommt natürlich ein Glas!"

Ich knuffte seinen Arm wegen des Glases, aber er lachte nur. Und dann machte er es wahr. Er holte sich eine Bierflasche und goss mir aus dieser ein schlankes Pilsglas Bier ein.

„Salut, jolie fille!"

Ich verdrehte die Augen -- ‚hübsches Mädchen' -- na, da mokierte er sich ja mal wieder über mich. Trotzdem mochte ich es, wie er mir aufmerksam das Bier offerierte.

„Ulrike, komm -- wir sollten noch eine Runde Tanzen absolvieren!"

Er sprach mit erhobener Stimme und Patrick wirkte etwas irritiert, als wir auf die Tanzfläche gingen. Dann kam die langbeinige Hexe wieder, die wohl Silvia hieß und blieb in einiger Entfernung stehen. Jedenfalls konnte es nur die Silvia sein, denn es gab kein anderes Mädchen im Hexenkostüm. Das amüsierte mich trotz der absurden Situation. Der Rock'n'rolls-Titel klang langsam aus, als wir gerade angefangen hatten.

Danach kam eine überaus sentimentale Slow-Nummer -- Mamy Blue --, die mich sofort veranlasste, ihn am Ärmel zu ziehen und auf die Couch zu deuten, von der wir gerade aufgestanden waren. Er lächelte nur träge und nahm mich enger in die Arme. Ich war skandalisiert und zischte in seine Ohren:

„Tom!! Das kannst du doch nicht machen! Heilige Scheiße, du bist doch..., ich meine, du, also - hör mal!"

Er hielt mich einfach fest in seinem Arm und ließ mich einfach nicht los. Dabei war er in keinster Weise aufgeregt oder sonst wie aus dem Häuschen. Er war ruhig, aber entschlossen. Seine linke Hand hielt mich an der Schulter, während seine rechte herabglitt zu meinem Kreuz.

„Patrick und Silvia beobachten uns gerade, Kleines. Willst du einen Skandal provozieren, wenn du dich losreißt oder möchtest du, dass ich lieber mit Silvia tanze?"

Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich wusste auch nicht, warum Tom nicht einfach auf die Couch zurückging oder mit Silvia tanzte. Ich wusste auch nicht, warum ich nicht einfach stoppte, aber ich konnte es nicht.

„Leg' deine Arme um meinen Hals. Und dann schließ die Augen -- und fühle die Musik."

Seine ruhige, tiefe Stimme war derart suggestiv, dass ich einfach meine Arme um seinen Hals legte. Und dann schloss ich die Augen. Der Hintergrundchor stöhnte ‚oh mamy' -- und ich fühlte seine Hand noch tiefer herabgleiten, bis diese meinen Po erreichte. Wir wiegten uns zum Takt der Musik -- und als seine Hand auf meinem Hintern mich gegen ihn presste, spürte ich seine harte Männlichkeit. Das verwirrte mich komplett. Meine Güte, was geschah hier bloß?

Dann kam ‚If you could read my mind' -- und ich fragte mich, was er wohl in meinen Gedanken lesen könnte, wenn das möglich wäre. Es war einfach nur Konfusion, die in meinen Gehirn alles beherrschte. Seine Hand knetete meine Hinterbacken und ich wusste weder ein noch aus. Meine Güte, was würde Patrick oder gar Silvia denken, wenn sie wüssten, wer ich war? Das mit Toms Hand auf meinem Arsch war mit einem Jux für eine Faschingsfeier beim besten Willen nicht mehr zu erklären -- weder für mich noch für Tom. Silvia verschwand in das andere Zimmer.

Als nächstes kam kein Song, sondern mein erster ‚echter' Kuss, den ich je bekommen hatte. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Aber es war egal, weil ich nach einer Schrecksekunde meine Lippen öffnete und es einfach genoss.

Dann nahm er mich einfach auf den Arm, indem er mir seinen rechten Arm unter die Knie setzte und den linken unter die Schulter. Automatisch legte ich meinen rechten Arm um seine Schulter und hatte ein Déjà-vu-Erlebnis. Es erinnerte mich an den verknacksten Fuß und wie er mich trug damals. Heute zauste ich seine rebellischen Nackenhaare. Er trug mich zurück zur Couch.

Dort nahm er mich auf seinen Schoß und legte meinen Kopf auf seine linke Schulter. Er legte seine rechte Hand auf meine Knie und lächelte, als er mich sanft küsste. Es war elektrisierend, als seine warme Hand auf meinem nylon-bestrumpften Knie lag.

„Na, wer knutscht denn da so ungeniert?", erklang die fröhliche Stimme von Anke.

Ich zuckte regelrecht zusammen, als unsere Nachbarin uns so erwischte. Gott, was musste sie denken?? Ich fühlte, wie ich knallrot wurde. Unwillkürlich presste ich meine Knie zusammen, als Ankes Augen für einen Moment auf seiner Hand verharrten, die sich jetzt zwischen meinen Knien befand.

Sie kicherte und flüsterte dann in mein Ohr „Meine Mühe muss sich wohl gelohnt haben -- so etwas habe ich mir schon gedacht, als Tom das Ausprobieren interessant fand..."

Dann richtete sie sich wieder auf und bemerkte mit normaler Stimme:

„Tom, ich glaube die nette Französin braucht einen hübschen Cocktail, damit sie sich etwas entspannt und nicht so zusammenzuckt oder angespannt wirkt."

„Sie hat Recht, Ulrike. Du brauchst etwas Stärkeres als ein halbes Glas Bier."

Er zog mich an seiner Hand zur primitiven Bar und mischte mir einen Drink aus prickelndem Cidre und einem ordentlichen Schuss Calvados in einem Sektglas. Er selber goss sich einen puren Calva in einen Schwenker ein.

„Auf uns beide, meine kleine, hübsche Französin!"