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Unermessliche Liebe 1

Geschichte Info
Heiko und Gesche: Sie brauchen dringend einen Hoferben
16.8k Wörter
4.28
46k
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Geschichte hat keine Tags

Teil 1 der 2 teiligen Serie

Aktualisiert 10/24/2021
Erstellt 03/21/2008
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Kapitel 01 - 08

HINWEISE

Die nachfolgende Geschichte darf Personen unter 18 Jahren nicht zugänglich gemacht werden!

Ort, Namen und Handlung sind auf jeden Fall willkürlich ausgewählt bzw. frei erfunden und haben keinerlei Bezug zu irgend welchen lebenden oder bereits verstorbenen Personen oder konkreten Ereignissen.

DIE PERSONEN
Ludwig Meyer (51) Moorhofbauer (geb.1902)
Gesche Harmsen (34) Frau des Ludwig (geb.1914
Heiko Meyer (23) Neffe/Sohn des Ludwig (geb. 1925)
Beke (Rebecca) Evers geb. Harmsen (geb.1910)
Lür Evers (geb. 1901)

INHALTSÜBERSICHT
Teil 1:
1. Der „Moorhofbauer“
2. Es geht um die Zukunft der Familie und des Hofes
3. Es wird so sein, wie du es sagst!
4. Brennend heiße Einblicke
5. Jetzt gibt sie mir den Rest
6. Alles muss Heiko beichten
7. Heiko, ich möchte ein Kind von dir!
8. Fortsetzung im Pferdestall

Teil 2:
9. Aufregende Lektüre im Gesindehaus
10. Der ewige Kreislauf
11. Begegnung in der Futterkammer
12. Der Treueschwur
13. Verzweifelte Schwester

Der Autor wünscht auf jeden Fall viele anregende Momente beim Lesen; zumindest ein klein wenig Spaß und Amüsement, für Personen, die sich für die hier geschilderten Formen der Erotik und Sexualität begeistern können.

1.
Der „Moorhofbauer“

Erotisch ist sie auch, zumindest teilweise, diese Geschichte. Sie ereignete sich in der Nachkriegszeit in einem niedersächsischen Dorf auf dem großen Gehöft des Ludwig Meyer, dem „Moorhofbauern“, wie er respektvoll genannt wurde. Sein Hof lag außerhalb des Dorfes etwas versteckt idyllisch hinter einem kleinen Wald und Büschen. Riesige Weiden und Koppeln umgaben ihn. Mehrere Knechte und Mägde kümmerten sich um die Kühe, Pferde und das vielköpfige Jungvieh. Die Bediensteten wohnten etwas abseits des Hofes in den Gesindehäusern. Ludwig Meyer war ein sehr reicher Bauer. Er galt als ein recht umgänglicher und ehrenwerter Mensch, für den seine Helfer fast alle schon in dritter Generation bei ihm waren. Man mochte ihn. Bei ihm und seinen Vorfahren mussten keine Knechte oder Mägde den Hof verlassen, weil sie krank, gebrechlich oder alt waren. Der Hof war wie eine riesengroße Familie.

Ludwig Meyer war mein Onkel. Nie hatte er die richtige Frau gefunden und heiratete erst im fortgeschrittenen Alter. Er hatte den seit vielen Generationen in der Familie vererbten Hof als Ältester bekommen. Mein Vater hatte den nur wenig kleineren Hof daneben bekommen und geheiratet. 1926 wurde ich geboren. Die Erbfolge war also gesichert; zur Not auch für den Onkel, wie er meinte. Dass er noch eine zu ihm passende Frau finden würde, rechnete er nicht. Er bemühte sich auch gar nicht, eine zu finden. Besser gesagt, angesichts der unendlich großen Probleme, die es auch auf seinem Hof gab, fehlte ihm dazu Lust und Zeit.

Von Anfang an machte er keinen Hehl daraus, dass er mit den Machthabern des Dritten Reiches nichts anfangen konnte, übte sich allerdings mit seinen Äußerungen in größter Zurückhaltung. Bis 1933 war er der Bürgermeister. Als die Nazis an die Macht kamen, setzten sie ihn und den Gemeinderat einfach ab und ersetzten sie durch linientreue Mitglieder der NSDAP. Es waren nicht die honorigsten Bürger, die jetzt die Verantwortung trugen. Ihre Qualifikation für diese Ämter war ausschließlich, dass sie geradezu fanatisch ihren ‚Führer’ anbeteten. Leuten wie meinem Onkel begegnete man allenthalben mit großem Misstrauen. Die einen wussten, dass er sie hasste und die anderen wussten, dass er von den Nazis gehasst wurde und übten Distanz, um ja nicht das Missfallen der Braunen zu erregen. Nicht wenige gab es, die ihn bis zum Kriegsende überhaupt nicht mehr kennen wollten.

Es war Anfang 1944. Die Tiere mussten weitgehend alle abgegeben werden. Die Ställe waren nahezu leer. Die Knechte hatte man eingezogen und die Mägde wurden für kriegswichtige Betriebe kurzerhand zwangsverpflichtet. Auch mein Onkel musste trotz seines relativ hohen Alters von Ende Vierzig noch zum Fronteinsatz einrücken. Er kam zu einer Kavallerieeinheit und musste sich um die Pferde kümmern. Keiner wusste, ob er jemals wieder die Heimat sehen sollte. Er und alle seine Knechte kamen nach der kurzen Englischen Gefangenschaft wieder nach Hause. So viel Glück hatten nicht viele. Fast aus jeder Familie im Kirchspiel blieb jemand auf einem der Schlachtfelder. Die meisten wurden bei den Rückzugsgefechten von blindwütigen Offizieren und letztlich auf Befehl des ‚Obersten Kriegsherrn’, des ‚Führers’ in die Bombenhagel der Stalinorgeln an der Ostfront und der Panzer und Fliegerangriffe der Alliierten, allen voran der Amerikaner und Engländer an der Westfront in das alles vernichtende Feuer geschickt.

Auch mein Vater wurde im Januar 1945 noch zum Fronteinsatz herangezogen und schon nach ein paar Tagen von Granatsplittern tödlich getroffen. So richtig zum Trauern und Nachdenken kam damals, Ende April und dann im Mai 1945, niemand. Alle waren zu sehr damit beschäftigt, wieder einigermaßen normale Verhältnisse herzustellen und das Leben auf den Höfen aufrecht zu erhalten. Meine Mutter kümmerte sich mit zwei Mägden bei uns um den Hof und die paar Tiere, die uns verblieben waren. Bei meinem Onkel waren es seine ledige Schwester, die bei ihm wohnte, ebenfalls zwei der noch verbliebenen Mägde und ich. Es verging kein Tag, an dem nicht auch ich auf des Onkels Hof war und half, wo es nötig war.

Die paar Kühe und Jungtiere waren schnell versorgt. Die Pferde hatte alle das Militär requiriert. Die Vermögenswerte hatte er gut mitten im Moor versteckt. Nur er und mein Vater kannten diesen Platz. Dort hielten sie auch etliche der Tiere gut versteckt und die Unterkünfte der Tiere getarnt. Bevor er einrücken musste, rief mich mein Onkel zu sich und zeigte mir, auf welch verschlungenen Wegen man zu den Verstecken inmitten des Moores kommen konnte.

Nahezu täglich erreichte eine andere Familie in der Umgebung eine Schreckensnachricht. Alle, die einen Angehörigen im Krieg wussten, schauten in panischer Angst aus dem Fenster, ob der Briefträger hereinkam oder vorbeifuhr. Wir redeten darüber, als mein Onkel bei einem kurzen Heimaturlaub einmal für ein paar Tage zuhause sein konnte. Er war sehr niedergeschlagen. Auch die Zukunft seines Hofes machte ihm große Sorgen. Seit einem Vierteljahr etwa war er mit Gesche Harmsen versprochen. Sie war eine hübsche Frau mit deftigen Rundungen und üppiger Ausstattung.

Bei Gesche war alles so, wie es idealer Weise sein sollte. Auf den ersten Blick wirkte sie schüchtern und zurückhaltend, war aber jemand, der gerne Menschen um sich mochte, leutselig war. Ihre Feinfühligkeit und ihre Klugheit wusste man zu schätzen. Bei Gesche fand man immer den richtigen Rat. Jede und jeder, zumal in diesen Zeiten, suchte gerne Gesches Gesellschaft, weil man um ihre Verschwiegenheit wusste, und ihr Optimismus so ansteckend war. Zudem war sie eine richtige Frohnatur und hatte ein geradezu ansteckendes Lachen. Zur rechten Zeit konnte sie allerdings auch ganz schön energisch werden und richtig entschlossen zupacken. Ihre Bescheidenheit spürte jeder, der ihr begegnete. Hilfsbereitschaft war ihr selbstverständlich. Sie half jedem ohne große Fragen, der sie darum bat. Für ihren Fleiß war sie bekannt. Sie arbeitete von Früh bis Spät. Gesche war einfach ein wunderbarer, ein überaus gütiger Mensch.

Ihr Verlobter war schon 1939 zu Beginn des Krieges gefallen. Unter den ihr avisierten Heiratskandidaten war in der Folgezeit der Richtige nie so richtig dabei. Ein paar Mal hatten ihre Eltern versucht, Gesches Herz für eine lukrative Heirat zu bewegen. Erst als Ludwig vor der Tür stand, sagte sie “Na endlich hat der, den ich immer schon wollte, kapiert, dass ich auf ihn die ganze Zeit gewartet habe ... Schon als junges Mädchen hab ich mir immer gedacht, so einen stattlichen Mann wie den Ludwig und Herrin auf dem Moorhof, das wäre es ...!“ Auch Ludwig hatte schon die ganzen Jahre her auf das hübsche Mädchen reflektiert, sich allerdings auch wegen des Altersunterschiedes keinerlei Hoffnungen gemacht. Außerdem hatte sie sich kurz vor Kriegsbeginn mit einem jungen Kerl, einem Knecht, aus dem Dorf verlobt.

Meines Onkels Absicht war nicht so selbstverständlich, wie man vielleicht meinen konnte. Mein Onkel und mein Vater waren die beiden größten Bauern, stammten aus einer Familie, die schon etliche Jahrhunderte auf den Höfen war, während Gesche die Tochter eines ‚Brinksitzers’, also eines sehr kleinen Landwirtes war, und dieses kleine Anwesen mit ihren alten Eltern alleine bewirtschaftete. Ludwig musste wieder zurück an die Front, ob er wollte oder nicht. Beim nächsten Heimaturlaub wollten sie heiraten.

Als nach etlichen Tagen tatsächlich der Briefträger auf den Hof zuradelte, dachten alle an das Schlimmste. Er hatte einen Brief von meinem Onkel für uns. Für Gesche war auch einer dabei. Ich brachte ihn zu ihr und sie las ihn gleich. Mein Onkel wollte möglichst sofort heiraten. Da er keinen Urlaub bekommen konnte, meinte er, wäre auch eine Ferntrauung möglich. Die Papiere hätten sie ja alle schon länger beisammen und er wollte das – wenn Gesche damit einverstanden war – in den darauffolgenden Tagen gleich machen. So geschah es dann auch. Es war nicht ganz einfach, klappte aber schließlich doch. Gesche war jetzt die rechtmäßig angetraute Frau meines Onkels und zog schon die folgenden Tage auf den Hof. Mein Onkel wollte es so. Sie war jetzt die Bäuerin, die Herrin auf dem Moorhof und wurde sofort von allen ganz selbstverständlich als solche respektiert. Die kirchliche Hochzeit wollten sie nachholen, wenn er wieder zu Hause war.

Die Nachrichten von der Front verhießen nichts Gutes. Täglich überflogen uns ganze Schwärme feindlicher Flugzeuge bei Tag und Nacht. Deutschland lag schon in Schutt und Asche. Und immer noch wurde weiter bombardiert. Immer herrschte die große Angst, dass sie auch uns treffen wollten, auch wenn rundherum nur einzelne Gehöfte waren. Der alte Pastor, einer der wenigen, dem man noch trauen konnte, kam in viele Häuser. Er wusste auch zu erzählen, wie es wirklich war. Der Krieg war längst verloren. Es war März 1945. Von meinem Onkel war schon seit Wochen keine Nachricht mehr gekommen, auch von den meisten anderen nicht, die aus dem Dorf zur Wehrmacht eingezogen waren oder zwangsverpflichtet für die Rüstungsindustrie irgendwo arbeiten mussten.

Dass mein Onkel sich schließlich in letzter Minute in den letzten Kriegstagen und Stunden vor der Kapitulation über die Elbe in amerikanische Gefangenschaft retten konnte, empfanden wir fast als eine Frohbotschaft. Bei den Russen hätte es da sehr viel schlechter ausgesehen. Die gefangenen Soldaten und hunderttausende Zivilpersonen aus den östlichen Bereichen und Berlin wurden von den Russen sofort nach Sibirien zur Zwangsarbeit abtransportiert. Die wenigen Nachrichten, die zu uns durchsickerten, ließen zumindest nicht das Schlimmste erahnen und gaben uns zu Ludwig etwas Hoffnung, auch wenn angeblich bei den westlichen Alliierten hunderttausende Gefangene starben. Dass er lebte, erfuhren wir vom alten Pastor, der sich jetzt wieder von Früh bis Spät um seine Schäfchen kümmern durfte. Mit jeder Woche Nachkriegszeit hofften wir mehr, dass er bestimmt schon bald nach Hause kommen würde. Damit hatte er zumindest eine etwas größere Chance zum Überleben.

Es dauerte noch ein paar Wochen. Er hatte Glück und wurde schließlich von den Engländern rasch aus dem Gefangenenlager entlassen. Ende Juni sahen wir wie eine zerlumpte, heruntergekommene Gestalt aus dem zur Straße hin gelegenen Wald auf die großen Höfe in der Einöde zuging und dachten, dass sich wieder einmal ein marodierender, ehemaliger Kriegsgefangener, Landstreicher, Bettler usw. zu uns verirrt hatte. Solche Leute zogen ja ständig über das Land und stahlen alles, was nicht niet- und nagelfest war. Als er schließlich an der Haustüre stand, erkannten wir alle nicht, dass es mein Onkel war.

Furchtbar sah er aus. Abgemagert und dünn war er, ja, richtiggehend ausgezehrt sah er aus, wie ein Klappergestell stand er vor uns. Man konnte ihn auch aus unmittelbarer Nähe kaum wiedererkennen. Er ging erst gar nicht in das Haus. Hinter dem Stall bat er uns, dass wir ihm in einer großen Wanne ein heißes Bad richten und neue Kleidung heraussuchen sollten. Er sagte „So lange ich so verlaust und verdreckt bin, bin ich für die Zivilisation nicht geeignet.“ Gesche wich keinen Millimeter von seiner Seite. Das war bald wunschgemäß vorbereitet. Zusammengesunken saß er derweil auf einem Stuhl hinter dem Stall, kaute an einem Butterbrot und trank Wasser aus unserem Brunnen. Bei der Wäsche wollte er alleine sein. Gesche kochte ihm in der Zeit das, was er sich gewünscht hatte.

Lange ließ er sich Zeit beim Baden. Als er anscheinend fertig war, rief er mich zu sich. Er saß mit dem Rücken zu mir und bat mich, dass ich ihm noch ein paar Eimer frisches Wasser darüber schütten, ihn abspülen sollte. Ich holte den ersten Kübel. Onkel Ludwig stand mittlerweile außerhalb der Wanne. Er hatte mit meiner Rückkehr nicht so schnell gerechnet und stand mit seiner Vorderseite zu mir. Was ich sah, konnte ich sekundenlang nicht fassen. Sichtlich geschockt schaute ich ihm zwischen die Beine „Ludwig hat keinen Schwanz mehr. Von seinem Glied ist die Eichel weg und nur noch ein kleiner Stummel zu sehen. Und von seinem Hodensack ist ja fast überhaupt nichts mehr zu sehen. Da ist ja nur noch eine zusammen geschrumpelte, kleine Erhebung und sonst nichts mehr. Auf den ersten Blick sieht er ja zwischen den Beinen wohl aus wie eine Frau. Was ist mit ihm nur passiert …?“

Onkel Ludwig sah meinen Schreck und sagte nur leise „Weißt du, Heiko, ganz ohne Blessuren ist es mit mir doch nicht abgegangen. Mich hat es auch sehr böse erwischt. Es war ein paar Wochen vor dem Ende und ich wäre beinahe deshalb nicht mehr am Leben. Das waren Granatsplitter. Ein paar davon hab ich noch im Arm und im Bauch. Beinahe wäre ich daran verblutet. Bitte sprich mit niemand darüber. Es muss niemand wissen, dass ich kein Mann mehr bin ...!“ Ich versprach es ihm und spülte ihn mit den eben herbeigeholten zwei Kübeln Wasser den letzten Dreck und Läuse vom Körper.

Der Anblick ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Es war unvorstellbar - zumal für einen jungen Kerl - dass man nur noch einen kleinen Stummel als Schwanz und keinen Hodensack mehr hatte, zwischen den Beinen damit praktisch fast nichts mehr war, wie eine Frau aussah, kastriert war, wie ein Bulle oder Hengst, dem man den Hodensack abschnitt und damit zum Ochsen bzw. Wallach machte. Sicher, ich war aufgeklärt und wusste auch recht gut, wie die Mädchen da unten so aussahen, auch wenn ich noch bei keiner Frau die Muschi in Natura gesehen hatte. Ein paar Mal hatte ich beim Tanzen ein Mädchen etwas fester gedrückt. Sonst war aber nie etwas. Das Wort Sex war damals bei uns noch unbekannt. Gleichwohl gab es ihn vermutlich natürlich reichlich.

Die Geburtenzahlen stiegen in den Nachkriegsjahren schon bald wieder sprunghaft an. Die Dörfer waren ja teilweise wie entvölkert von jungen und jüngeren Männern, die als Soldaten umgekommen waren. In fast jedem Haus gab es ein Opfer zu beklagen. Bei nicht wenigen Familien waren es sogar zwei Söhne. Eine Familie hatte sogar drei Söhne verloren. Überall fehlten die Millionen gefallener, vermisster und nach Sibirien, Kanada und in viele andere Länder als Gefangene verschleppten Männer und Frauen. Dafür kamen regelrechte Flüchtlingsströme aus dem Osten und überschwemmten die Dörfer, mussten irgendwie untergebracht werden. Ludwig war von den Engländern kurz nach seiner Heimkehr einfach wieder als Bürgermeister eingesetzt worden. Die hatten nur gefragt, wer kein Parteimitglied und vor 1933 in Amt und Würden war. Er saß den halben Tag in der Gemeindekanzlei und musste sich um die Unterbringung der Flüchtlinge, Lebensmittelmarken und vieles mehr kümmern.

2.
Es geht um die Zukunft der Familie und des Hofes

Gesche war eine wunderbare Frau. Schon von klein auf war sie mir ein Begriff, weil mein Schulweg und der sonntägliche Kirchgang unmittelbar bei ihr vorbeiführte. Immer grüßte ich sie schon von Weitem und sie lachte und winkte mir zu. Sie arbeitete wie ein Pferd. Immer wirkte sie freundlich, hatte ein warmherziges Lächeln im Gesicht und ein gutes Wort auf den Lippen. Mit Onkel Ludwig ging sie besonders zärtlich um. Die beiden liebten sich sehr, soweit ich das als Außenstehender mitbekam. Wie sehr sie einander liebten und vertrauten, sollte ich noch in sehr wunderbarer Weise erfahren.

Als ich einmal mit meinem Onkel vier Jahre später (1949) in der Stube alleine beisammen saß, begann er urplötzlich aus einer heiteren Unterhaltung heraus sehr ernst zu werden und sah mich an „Weil wir gerade alleine sind, mein Junge, muss ich mit dir etwas bereden, was mir schon lange auf der Seele brennt. Es ist etwas sehr wichtiges. Es geht um die Zukunft der Moorhöfe, deine Zukunft und vor allem auch die Zukunft meiner geliebten Gesche.“ Nach einer Pause, in der er mich nur unentwegt liebevoll ansah, und seine Hand auf meinen Arm gelegt hatte, fuhr er fort. „Gesche und ich möchten, dass du den Hof bekommst. Uns so habe ich es auch beim Notar bestimmt. Sie bekommt das neue Haus, das gerade nebenan im Garten gebaut wird. Und du bekommst den Hof mit allem, was dazu gehört, musst ihr allerdings ein standesgemäßes Auskommen bis zum Tode sichern, soweit sie das nicht schon mit dem schafft, was ich ihr an Barvermögen und Mieteinnahmen aus den Gesindehäusern zugeschrieben habe ...!“ Er fuhr fort „Ich weiß, dass meine Zeit hier wohl sehr begrenzt ist. Der Arzt meint, ein Jahr würde mir, wenn ich Glück habe, vielleicht noch gut verbleiben. Es kann auch weniger sein ...!“

Nach einer kleinen Pause atmete er tief durch und sprach weiter „Ich muss dir auch noch etwas gestehen und dich um etwas ganz Besonderes bitten, mein Junge ... mir fehlen aber ausnahmsweise einmal die Worte ...!“ Nach einer langen Pause atmete er tief durch und sagte leise „Kurzum, mein Junge, Heiko, ich … ich bin dein Vater … dein Vater, mein Junge, und nicht dein Onkel. Deine Mutter hat es mir ein paar Tage, bevor sie für immer ging, in Anwesenheit von zwei Ärzten im Krankenhaus gestanden. Ich habe sie dort besucht. Es war ja alles nicht so einfach. Sie hat es nicht mehr geschafft, selbst mit dir darüber zu reden. Das wollte sie tun, wenn sie wieder nach Hause kam. Aber der Tod überraschte sie schließlich wohl doch bevor sie es noch selbst tun konnte. Als ich bei ihr war, bat sie die Ärzte, dass sie alles gleich aufschreiben und wir alle - auch deine Mutter - haben das unterschrieben. Das Dokument ist, wie auch alle anderen Dokumente, sicher im Stahlschrank verwahrt. Du weißt ja, dass du da hinter dem großen Ofen, die geheime, kleine Türe im Ofen öffnen und die Treppe nach unten gehen musst. Dort sind an den dicken Mauern mehrfach Mechanismen zu bedienen. Ich zeige es dir die nächsten Tage auch noch genau, damit du ebenfalls in diese Geheimnisse auf den Moorhöfen eingeweiht bist. Gesche weiß das alles schon!“

Der Hof, den ich nach seinem Tod übernehmen sollte, jetzt diese Offenbarung, das war mehr, als man normalerweise auf einmal erfassen und verkraften konnte. Beides erfüllte mich mit einer unbeschreiblichen Freude. Richtig glücklich fühlte ich mich. Vater war aufgestanden. Ich zitterte, als ich ebenfalls aufstand und wir uns in die Arme fielen. Beide weinten wir. „Mein Bruder war dir immer der beste Vater, mein Heiko, den es geben konnte. Ich ahnte es von Anfang an; er hatte keinerlei Misstrauen und war um seinen wohlgeratenen Sohn dankbar. Beide liebten wir als junge Kerle deine Mutter sehr. Entschieden hat sie sich schließlich doch für ihn, obwohl sie dich von mir schon ein paar Wochen unter dem Herzen trug. Er hat nie erfahren, dass du nicht sein, sondern mein Sohn bist. Deine Mutter hat bis zuletzt geschwiegen. Und wenn ich sie nicht im Krankenhaus besucht hätte, hätte es sicher nie jemand erfahren. Als ich ihr von meinem Besuch beim Notar berichtete, begann sie zu erzählen. ‚Es ist nur recht, dass du deinen Hof dem Heiko gibst. Er ist dein Fleisch und Blut, nicht nur dein Neffe. Heiko ist dein Sohn. Du solltest es nie erfahren. Ich sage es dir jetzt, weil auch du alles so gerichtet hast. Und wenn du einmal gehen musst, sollst du wissen, dass die Höfe in den besten Händen sind, die du dir nur wünschen kannst. Du darfst stolz auf ihn sein. Er ist ein echter Moorhofbauer, so wie du. Für ihn würde ich gerne noch ein paar Jahre leben. Aber ohne meinen geliebten Harms möchte ich hier nicht mehr bleiben. Ich will zu ihm, jetzt erst recht, weil die letzte Last von mir genommen ist. Jetzt ist auch bei mir alles gerichtet.“