Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Vormundschaft 01

Geschichte Info
Verbindungen mit inzestuösem Charakter in einer eigenen Welt.
10.8k Wörter
3.95
80.6k
2
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Ich bitte um Nachsicht wegen Grammatik und Orthographie. Es ist länger her, dass ich Geschichten in Deutsch geschrieben habe und noch viel weniger in der Ich-Form.

Die Welt der Cathérine Ferrer soll Verbindungen mit inzestuösem Charakter in einer Welt mit mittelalterlichem Anstrich und entsprechend starken Tabus erkunden - und dies im Gegensatz zu der freien Welt der Catherina Mueller.

Die Vormundschaft - Teil 1

Prolog -

Es war mehr als irritierend. Catherina Mueller hatte den dringenden Verdacht, dass sie schwere psychische Probleme hatte oder in einem andauernden Traum gefangen war. Aber falls sie in einem Traum gefangen war, dann war es schwer zu entscheiden, was die Realität war. Seit einem Jahr schlief sie jeden Abend ein, und träumte, dass sie am nächsten Morgen als Gräfin Cathérine aufwachte und alltägliche Szenen eines Tages durchlebte. Aber jeden Morgen war sie dann dieselbe Catherina wie in der Nacht vorher. Merkwürdig war es auch, dass ihr Traum immer vom vergangenen Tag handelte. Sie erlebte jeden Tag der Woche quasi zweimal. Das konnte nicht normal sein!

Und sie erlebte jeden Tag der Woche in der anderen Welt auch als Cathérine. Die erste halbe Stunde am Morgen war so immer die schlimmste, weil sie immer desorientiert war. Danach war sie jeweils in ihre Welt genügend weit eingetaucht, um sich wieder sicher und vertraut zu fühlen. Es war eigenartig, dass ihre Erinnerungen für die zwei Personen an ihre Eltern praktisch identisch waren. Die Erinnerungen insgesamt waren lückenhaft und eigenartig farblos. Nur die nahe zurückliegenden Erinnerungen vom letzten Jahr hatten Gefühle mit den Fakten verbunden. Davor war es einfach, als ob man ein Geschichtsbuch lesen würde.

Allerdings hatte ihre jüngere Schwester Kathleen auch schon einmal angedeutet, dass sie ungewöhnliche Träume über eine alternative Welt hatte. Vielleicht war das ja eine Familienkrankheit?

Catherina Mueller war Absolventin des deutsch-französischen Studienganges in Soziologie. Sie selber hatte seit einem Jahr eine der extrem seltenen Vollzeitstellen als Doktorandin und pendelte zwischen den beiden Universitäten von Saarbrücken und Metz hin und her. Im Jahr 2048 hatte sie eine sehr gute berufliche Zukunft vor sich, denn eine Vollzeitstelle war praktisch die Garantie für eine nachfolgende Professur. Dieses Pendeln schränkte aber ihr Privatleben ein, sie konnte daher zu ihrem Bedauern ihren Geliebten in Montpellier nur selten sehen. Sie hatte ihn vor einem Jahr in Montpellier bei der Präsentation ihrer Studie kennen gelernt. Danach hatte dieser eigenartige Traum angefangen.

Das Thema ihrer Master-Arbeit war die Änderung des Integrationsansatzes von muslimischen Einwanderern nach Frankreich seit dem 11. September 2001 gewesen. Man hatte, wie auch in anderen Ländern, die Stellung der Frauen - und speziell der muslimischen Frauen - bewusst und mit Verve gestärkt und ebenso bewusst die Stellung von autokratischen Männern geschwächt. Damit war die Integration der Einwanderer bedeutend besser gelungen.

Die drohende Invasion des Iraks hatte in 2003 abgewendet werden können, weil alle EU-Länder geschlossen das Gewicht der gesamten EU eingebracht hatten, um den Status quo im Nahen Osten zu erhalten, selbst Iran, Israel, Russland und die Türkei waren auf diesen Kurs eingeschwenkt. Gleichzeitig waren die Mittelmeeranrainerstaaten eingebunden worden und Marokko, Tunesien waren EU-Kandidaten. Danach war seit 2017 die um die Türkei erweiterte EU zu einem Bundesstaat geworden mit einer machtvollen, britischen Präsidentin an der Spitze, die sich im Einklang mit ihren Kolleginnen in Frankreich und in der Türkei wusste und auch die junge deutsche Kanzlerin hinter sich hatte. Es gab praktisch kein Nahostproblem mehr, daher auch kein Migrationsproblem. Dafür gab es eine Akzeptanz von wirtschaftlichem Einfluss, der beunruhigend war. Ebenso gab es eine Macht gewisser Unternehmen in der Eurasischen Zone, die ebenfalls nicht normal war. Aber was war schon normal? Das Klima ganz gewiss auch nicht. Weine aus Mecklenburg hatten inzwischen ein Renommee wie solche ehemals aus Bordeaux. Und Wirbelstürme waren nicht mehr ungewöhnlich. Catherina Mueller wusste aus der historischen Analyse, dass dieses früher alles ganz anders gewesen war. Und sie hatte eine eigenartige Ahnung, dass sich vieles für sie persönlich ändern würde, sobald sie das Jahr 2053 erreichen würde. Das Jahr, in dem ihr Alter Ego Cathérine Ferrer ihre Selbständigkeit verlieren würde. Und diese bizarre Ahnung verstärkte noch ihren Verdacht, dass sie schizophren war oder schlimmer noch, an multiplen Persönlichkeiten litt.

Gräfin Cathérine Ferrer, geborene Mueller, war gestresst wegen ihrer aktuellen Situation. Ihr Ehemann galt seit nun bald zehn Jahren als vermisst, was ihr einen für eine Frau im streng katholisch ausgerichteten Catalunya beachtlichen Freiraum ermöglicht hatte. Sie war eine der wenigen Frauen, die als Vormund ihres minderjährigen Sohnes Vermögensverwaltung betreiben konnte. Die meisten Witwen kamen sofort unter den Vormund des erwachsenen Sohnes oder des Bruders des Verstorbenen oder häufiger noch unter den Vormund des zuständigen Adelsherrn. Sie war offiziell keine Witwe, damit konnte sie nicht unter Vormundschaft gestellt werden, da formal ihr Mann dieses Recht besaß, aber er war eben nicht da. Sie spendete auch dem Bischof Geld, damit er nicht an diesem Status rüttelte. So konnte sie ihren Sohn so aufziehen und ausbilden lassen, wie sie es wollte.

Sie wusste seit einem Jahr, dass ihr Mann geschickt untergetaucht war, um sich den von ihm verursachten Problemen als Vasall des Herzogs von Barcelona zu entziehen. Er war bis dahin einflussreicher Graf seines ausgedehnten Besitzes im Languedoc gewesen. Er hatte in 2043 kurz vor seinem Verschwinden erheblich mehr Geld eingesteckt, als für seine Geschäftsreise nötig war. Dann war er auf mysteriöse Art und Weise beim Unglück eines Schiffes nach Mallorca verschwunden. Es gab von den rund dreihundert Passagieren an Bord nur drei, die vermisst wurden und er war genau einer davon. Die damalige Frau des Herzogs von Barcelona war ebenfalls unter den drei Vermissten. Vor einem Jahr war alles ans Licht gekommen. Das war der Beginn der Träume.

In der Welt der Cathérine Ferrer hatte sich die EU nach dem Irak-Krieg langsam aufgelöst bis auf das Feigenblatt eines komplett entscheidungsunfähigen Europarates. Der Euro war Geschichte. Frankreich und Spanien waren genau wie Deutschland graduell nach 2004/2005 zerfallen in autonome Regionen mit ihren eigenen Währungen. Der Nordwesten von Frankreich und der Nordosten sowie große Teile der Mittelmeerküste waren fest in der Hand des Front National, und nur wenige Muslime lebten dort. Alle anderen Regionen waren zu unterschiedlichen Graden unter eine Art von religiösem Recht gefallen. Als Ausnahme gab es das weltanschaulich ‚neutrale' Paris, das allerdings im Süden von strenggläubigen Emiraten umzingelt war, im Westen von fundamental Christlichen und im Norden von dogmatischen Rechtsradikalen.

Gräfin Cathérine Ferrer war mit gut 33 Jahren an der Wasserscheide angekommen. Die Grafschaft von Perpignan hatte, wie die allermeisten der katholisch orientierten Kleinstaaten in Frankreich und Spanien, eine rein männliche Erbfolge in den Statuten verankert. Bisher hatte sie für ihren bis dato siebzehnjährigen Sohn Jean-Marie Baptiste die Vormundschaft, da ihr Mann nach einem Jahr Abwesenheit als offiziell vermisst galt. So hatte sie seit bald neun Jahren eigene Entscheidungen treffen können, auch wenn ihr Sohn diese auf dem Thron sitzend nach außen vertrat. Sie hatte aus dem Haus gehen können, wann immer es ihr passte und ihn mitnehmen können. Mit seinem achtzehnten Geburtstag am nächsten Wochenende würde sich das rein rechtlich drastisch ändern. So konnte sie nur wählen, ab nächstem Wochenende die Kontrolle über ihr Leben an den neuen Haushaltsvorstand, nämlich ihren Sohn, ganz abzugeben oder vor seinem achtzehnten Geburtstag das neue Angebot der Ehe mit dem Herzog von Barcelona einzugehen. Vermutlich würde ihr Sohn nach seiner erfolgten Volljährigkeit auch nicht den Wunsch des Herzogs nach einer Doppelhochzeit abschlagen können. Er würde mit der Tochter des Herzogs verheiratet werden und sie mit dem Herzog selber.

So oder so wäre es mit ihrer Unabhängigkeit vorbei. Egal ob Ehefrau des Herzogs von Barcelona oder Mutter ihres dann erwachsenen Sohnes in Perpignan, der jeweilige männliche Haushaltsvorstand konnte über ihren Aufenthaltsort und ihr Vermögen bestimmen. Sie würde nicht einmal mehr aus dem jeweiligen Haus gehen können, ohne den Haushaltsvorstand um Erlaubnis fragen zu müssen. Sie wusste nicht was sie machen sollte --und tat somit nichts.

Rein theoretisch konnte sie sich auch in die von der Front National beherrschte Zone nach Marseille absetzen, aber das war garantiert nicht besser für einen Flüchtling aus einer katholischen Region. Allein die bewachte Grenze zu passieren, war für eine katholische Frau gleichbedeutend mit Ketzerei und Hochverrat am Christentum. Selbst angenommen sie könnte das schaffen, dann war es nicht sicher, ob die fanatischen Religionshasser sie aufnehmen würden. Sie konnte nur zwischen Pest und Cholera wählen.

Schwere Entscheidungen

Ich wachte wieder einmal desorientiert auf. Dieser seit einem Jahr wiederkehrende Traum belastete mich mehr und mehr. Es war doch verrückt, was ich alles träumte. Heute am Freitag fuhr ich wieder einmal nach Montpellier -- und das war gar nicht so weit von Perpignan entfernt, dem Ort meines letzten Traumes.

Diesmal war es in einer Hinsicht noch verrückter als sonst gewesen. In meinem Traum war ich verzweifelt gewesen, weil ich im Traum als Cathérine einen sehr wertvollen, magischen Ring und Ausweise für eine Flucht in einem dunklen Keller gesucht hatte, den sie über einen Geheimgang erreicht hatte. Sie hatte im Traum Hinweise auf das mehr als vierzig Jahre alte Versteck gefunden und dessen wertvollen Inhalt. Es gab sogar ein sehr detailgetreues Foto des Ringes. Sie hatte das Versteck gefunden, aber den Safe nicht öffnen können. Als Cathérine hatte sie sich sehr gewünscht einen Laptop benutzen zu können, um das elektronische Schloss des Safes knacken zu können. Alle Computer waren in ihrer Welt jedoch extrem rar und kostbar geworden.

Allein das letzte war schon absurd. Mich verblüffte es immer wieder, wie in meinem Traum so etwas Preiswertes wie ein einfacher Laptop zu einer Kostbarkeit werden konnte.

Andererseits war ich als Kind schon für meine fantasievollen Geschichten bekannt gewesen. Schätze hatten schon immer meine Fantasie angeregt. Für den Ring konnte ich mich schon eher erwärmen, auch wenn ich die magischen Eigenschaften natürlich als rein schmückendes Element meiner Fantasie ansah. In meinem Traum war der glitzernde weiße Diamant auf der einen Seite von einem großen, strahlend blauen Tansanit und auf der anderen Seite von einem ebenso großen, idealen Rubin eingefasst. Der Ring musste ein Vermögen wert sein. Ich glaubte sogar das Gebäude zu kennen, unter dem sich der Keller befand. Nicht nur durch meinen Traum, sondern auch als reales Gebäude auf meiner letzten Reise nach Spanien vor zwei Jahren. Was einmal wieder bewies, dass Träume durchaus reale Ereignisse aufgreifen. Ich wurde nun von der Neugierde geplagt, ob es tatsächlich einen Keller unter diesem Gebäude geben würde und vielleicht sogar ein Versteck. Natürlich war das Spinnerei, aber eine reizvolle. Ich beschloss einen Abstecher mit meinem Elektromobil nach Perpignan zu machen, bevor ich nach Montpellier fuhr. Von Perpignan bis nach Montpellier war es nur rund eine Stunde Fahrt. Das konnte man schon als Umweg in Kauf nehmen.

Das Gebäude war abseits von der Stadt gelegen. Es sah eher baufällig und unbewohnt aus -- und sicher nicht so gut in Schuss wie in meinem Traum. Vor zwei Jahren war ich daran in der Distanz vorbeigefahren, als ich wegen eines Autobahnstaus eine Umleitung gewählt hatte. Die Front des Hauses sah aber im Prinzip genauso wie in meinem Traum aus. Jetzt war ich neugierig auf die Rückfront. Tatsächlich gab es am benachbarten Hügel ein wildes Gestrüpp, hinter dem eine Treppe herunter führte. Es war ähnlich wie in meinem Traum. Jetzt hatte die Neugier mich voll in ihrem Griff.

Anders als in meinem Traum war die Tür komplett zugewachsen. Ich war enttäuscht, denn ohne Werkzeug war hier nichts zu machen. Ich beschloss am nächsten Tag mit dem entsprechenden Gerät aus dem Baumarkt wiederzukommen. Bei Nachbarn erkundigte ich mich und erfuhr, dass Land und Gebäude seit Jahren wegen Erbstreitigkeiten verlassen waren. Mein Freund Robert war amüsiert, als ich ihm von meiner Schatzsuche erzählte. Natürlich ging ich am ersten Abend mit ihm aus. Weil ich früh aufstand und auch früh schlafen ging, war es für mich schon ungewöhnlich, als ich erst kurz vor 23 Uhr wieder in seiner Wohnung war.

Natürlich war ich am Samstagmorgen wieder desorientiert, als ich aus meinen exotischen Träumen aufwachte. Gräfin zu sein in der Welt von Cathérine war zwar durchaus luxuriös in mancherlei Hinsicht, aber auch stressig in religiöser Hinsicht. Wie ich bloß auf den Gedanken kam, dass es im Jahre 2053 wieder eine Inquisition gab? Amüsiert nahm ich zur Kenntnis, dass ich als Cathérine in meinem Traum mich um Robert und damit meinem eigenen Liebhaber beneidete. Wie verrückt war das denn? Mich selber zu beneiden, war schon mehr als eigenartig, auch wenn es nur im Traum geschah.

Am späten Nachmittag kam ich endlich dazu im Baumarkt einzukaufen. In weiser Voraussicht zog ich unempfindliche Jeans, ein leichtes Sweatshirt und robuste Wanderschuhe an. Ich erwarb eine Akkuheckenschere und zwei Taschenlampen. Vorsichtshalber nahm ich auch meinen Laptop mit, auch wenn ich mich selber auslachte über das Ernstnehmen meiner Träume. Aber es bestand ja trotzdem die minimale Chance, dass im Keller tatsächlich Reichtümer verborgen waren. Es war albern, ja, denn bei Erbstreitigkeiten hatten sicherlich die zukünftigen Eigentümer schon alles gründlich durchsucht, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. In der Dämmerung machte ich mich an die Arbeit. Schneller als erwartet war die verrostete Tür freigelegt. Sie ließ sich mit einiger Mühe öffnen. Den Gang erleuchtete ich mit der Stabtaschenlampe. Es roch ziemlich modrig und sah auch so aus. Der Gang erwies sich als kurzer Stichgang, der nach links in Richtung Haus führte. Vorsichtig stieg ich über die Knochen von Kadavern, die nach Katzen aussahen und vermied es tiefer zu atmen. Ich war nach einigen Minuten beim Haus angekommen, denn die verschlossene Tür konnte nichts anderes bedeuten. Die Tür aus Stahl war mit einem ziemlich solide aussehenden Zahlenschloss gesichert. Es sah ziemlich anders als das in meinen Träumen aus, aber ich versuchte es wider alle Hoffnung doch mit demselben Zahlencode, den auch Cathérine in meinen Träumen benutzt hatte. Zu meinem grenzenlosen Erstaunen öffnete sich das Schloss tatsächlich. Ich zog vorsichtig die Tür auf. Ich war wie vom Donner gerührt, als der Keller dahinter tatsächlich weitgehend so wie in meinem Traum aussah.

Nur die Wand, wo der Safe gewesen war, sah definitiv anders aus. Ein Wandteppich bedeckte die Wand, die in meinen Träumen kahl gewesen war. Das sah so aus, als ob die Eigentümer den Safe und seinen Inhalt längst entfernt hatten, falls es den Safe überhaupt jemals hier gegeben hatte und nicht nur in meinen Träumen. Na ja, es wäre ja auch zu schön gewesen! Aber es glomm noch ein Fünkchen Hoffnung in mir. Ich tastete den Wandteppich ab. Und tatsächlich, meine Finger erspürten die metallenen Umrisse des Safes. Ich ließ die Campingleuchte stehen und machte mich nur mit der Stabtaschenlampe zurück auf den Weg zur Eingangstür, um die Heckenschere zu holen. Mit dieser gelang es mir mit einiger Mühe ein großes Loch in den Wandteppich zu schneiden. Der Safe war da! Es gab ein beleuchtbares Ziffernfeld wie aus den frühen Jahren des neuen Jahrtausends. Zum ersten Mal keimte echte Hoffnung in mir auf. Vielleicht fand ich tatsächlich einen Schatz!

Ich wollte zu meinem Elektromobil zurückstürmen, musste aber draußen langsamer gehen, weil es inzwischen schon stockfinster war. Ich schaffte meinen Laptop mit der integrierten Kamera heran. Ich richtete die Kamera auf das zehnstellige Zahlenfeld. Wenn ich Glück hatte, dann war das Programm zur Bildanalyse wirklich der Schlüssel zum Erfolg. Die richtige Ziffer oder Zahl blinkte angeblich für eine tausendstel Sekunde, wenn sie eingestellt war. Das war mit unbewaffnetem Augen nicht zu sehen und auch mit der Kamera nicht leicht zu detektieren. Mit viel Geduld machte ich mich an die Arbeit. Für die erste Stelle brauchte ich bald eine Stunde, bis ich mir sicher war, dass es funktionierte. Wiederholbar zeigte sich beim kleinen ‚c' dieses charakteristische Blinken zwei Sekunden nach der Eingabe. Das senkte die Zeit für die zweite Stelle auf zwanzig Minuten.

Aber jetzt war es bereits bald zweiundzwanzig Uhr. Ich musste meinen Freund benachrichtigen, damit er sich keine Sorgen machte.

Normalerweise war ich um diese Uhrzeit längst im Bett. Ich ging wieder zu meinem Auto zurück und sandte eine erklärende SMS zu ihm. Dann ging ich mit klopfendem Herzen zurück in den Keller. Um halb zwölf war ich schon so erschöpft, dass mir bald die Augen zufielen. Um Mitternacht war es endlich soweit. Der Safe öffnete sich. Ich sah den Ring. Er funkelte im Licht der Taschenlampe. Ich konnte nicht widerstehen. Ich setzte ihn mir auf. Plötzlich roch es anders im Keller. Definitiv anders!

Die Überraschung

Dann starrte ich auf die Wand. Der Wandteppich war plötzlich verschwunden. Ich hörte in der Ferne Schritte. Panik brach in mir aus und ich schnappte meinen Laptop und die Taschenlampe. Ich eilte zur Tür und öffnete sie zum Gang. Ich traute meinen Augen nicht. Der Gang war sauber und besaß plötzlich Fackelhalter! Was war hier los?

Dann erblickte ich die Frau, die um die Biegung des Ganges kam. Sie trug in der Hand eine windgeschützte Laterne mit einer dicken Kerze als Licht. Ich stand wie angefroren da.

„Du musst Catherina sein, nicht wahr? Ich bin Cathérine..."

Mir wurde weich in meinen Knien. Das durfte nicht wahr sein! Träumte ich schon wieder? Das konnte nur ein Traum sein!

„Catherina, du musst mir helfen! Der Herzog... Also, ich kann diesen alten und grausamen Mann nicht heiraten, auch wenn der Bischof sein Bistum zusammen halten will. Aber ich kann auch über die Landesgrenzen nicht nach Paris flüchten. Und da kannst du mir helfen, denn in deiner Welt gibt es keine Grenzen zwischen Perpignan und Paris. Wir haben nur wenig Zeit, also musst du dich schnell entscheiden." Ich war immer noch total verblüfft. Das war in meinen Träumen bisher nie vorgekommen.

Natürlich war es spannend in meinen Träumen eine Gräfin zu sein, aber das war ein Traum und keine Realität...

„Cathérine, existierst du wirklich? Und wieso redest du von Welten und wer bist du eigentlich? Ich träume von dir, ja -- aber ich weiß eigentlich nicht wirklich, wer du bist."

„Catherina, du weißt eigentlich schon wer ich bin, aber du glaubst es nur nicht. Deine deutsche Mutter Eve ist am 20. März in Bagdad geboren worden und dein katalanischer Vater Jean-Claude Mueller in Figueras in Spanien. Genau wie meine Eltern. Nur war das Bagdad vom 20. März 2003 sehr unterschiedlich für unsere Mutter. Unsere Eltern haben sich in Paris im März 2019 getroffen, das damals noch in beiden Welten ähnlich war. Du bist genau wie ich dann am 20. Januar 2020 in Metz geboren worden. Und das Metz von 2020 war natürlich auch sehr unterschiedlich. Aber das weißt du eigentlich auch alles, aber willst es nicht wahrhaben."

Das stimmte natürlich. Ich konnte nur mit den Augen blinken. Was sie mir sagte, hieß nichts anderes, als dass wir praktisch identisch waren, aber in Parallelwelten lebten, weil wir in ein sehr unterschiedliches Metz hineingeboren worden waren. Oder sagte ich mir das in meinem Traum? Egal, ich musste mehr wissen: