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Alles im Arsch

Geschichte Info
Eine Frau verändert ihr Leben - gravierend.
7.4k Wörter
4.56
98.8k
22
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Alles, aber auch alles war im Arsch.

1. Meine Ehe.

2. Die Beziehung zu meiner besten Freundin.

3. Mein Job.

4. Der Typ hinter mir.

Aber der Reihe nach. Alles fing vor etwa vier Wochen damit an, dass ich auf der Arbeit einen Anruf erhielt. Eine verfremdete unbekannte Stimme sagte mir nur: „Dein Mann fickt... JETZT!" Ich verstand nur Bahnhof. Den gesamten Nachmittag konnte ich nicht mehr vernünftig meiner Arbeit nachgehen. Ich bekam keine weiteren Anrufe mehr, je mehr ich darüber nachdachte, um so mehr wuchs in mir der Zweifel, ob mir mein Mann eben noch treu war. Wir waren jetzt 26 Jahre verheiratet. Ich hatte seither keinen anderen mehr ran gelassen. Möglichkeiten gab es genug. Ich sagte allen ab. Außerdem vertraute ich ihm. Unsere Ehe hatte eine Tochter hervorgebracht, die mit 22 Jahren beschloss, nach Australien auszuwandern. In den letzten Jahren war unser Interesse füreinander gesunken. Immer wieder hatten wir noch Sex. Ich war mit 47 Jahren nun aber auch nicht mehr so knackig wie mit 21. Männer wie er wurden im Alter hingegen durchaus attraktiver. Seine 52 Jahre sah man ihm nicht unbedingt an. Sportlich war er auch.

Ich sprach nicht mit ihm über den Anruf. Ich überwachte aber das Geschehen nun mehr. Er kam hin und wieder später von der Arbeit. Er war manchmal nicht im Büro erreichbar. Den entscheidenden Hinweis lieferte mir aber unser Auto. Ich nutzte es äußerst selten. Doch in den drei Tagen, seit ich es zuletzt bewegt hatte, waren etwa 250 Kilometer auf dem Tacho. Mein Mann hatte einen Arbeitsweg von 20km. Macht 40km pro Tag. Macht 120km in drei Tagen. Wo waren die anderen 130 hergekommen? Ich war nun misstrauisch und notierte jeden Abend die Stände des Tachos. Und siehe da: Jeder Tag wies diese Differenz auf. Ich verwickelte ihn in ein unscheinbares Gespräch am Abend, indem ich über die Sinnlosigkeit eines parkenden Autos am Arbeitsort philosophierte und über Car-Sharing-Modelle sprach. Er bestätigte mir dabei, dass ja auch unser Wagen nur so genutzt wurde und es den gesamten Tag dort stand und nicht weiter bewegt werden würde. Er belog mich also. Soviel war nun klar.

Dann waren wir bei meiner besten Freundin auf dem Geburtstag und alles klärte sich, als wir noch nicht einmal ganz angekommen waren. Wir parkten ein wenig zu nah an der Tiefgarageneinfahrt. Ein Nachbar, ein älterer aufgebrachter Herr, kam zum Wagen und motzte meinen Mann an. Er sollte sich gefälligst nicht IMMER dort hinstellen. Die Straße sei so eng und wenn die Schnauze unseres Fahrzeugs da immer in die Einfahrt ragt, käme man kaum mehr da rein. Ich versuchte den Mann zu beruhigen und sagte ihm, er müsse das verwechseln. Wir waren schließlich zum letzten Mal vor vier Wochen hier gewesen und da haben wir wo anders geparkt. Doch der Mann schüttelte vehement den Kopf und betonte, dass er diese Woche bereits dreimal am Mittag das parkende Auto fotografiert habe und Anzeige machen würde, sobald er ihn dort wieder stehen sah.

Ich sah in dem Moment alles klar. Mein Mann betrog mich mittags mit meiner besten Freundin, die selbst gerade Anfang 40 war, verheiratet, ohne Kinder, derzeit arbeitslos. Ich machte keine Szene, sondern beobachtete den Abend über den Umgang der beiden. Diese Zutraulichkeiten. Eindeutig. Ja. Ich war mir sicher.

Mein Mann war mittags wieder bei ihr. Und wieder. Und wieder. Dass ich mir dafür mehrere Tage wegen angeblicher Übelkeit frei nahm, bekam er sicherlich nicht mit. Blöd nur, dass meine beste Freundin im dritten Stock wohnte. Ich konnte nicht mal eben rein schauen, was da vor sich ging. Klingeln und eine Szene machen war ja wohl auch schlecht. So fotografierte ich das Auto und dokumentierte. Es machte mich verrückt zu wissen, dass da drin gerade mein Ehemann mit meiner besten Freundin vögelte. Ich stellte mir das Rumgestöhne vor. Ich wusste so ziemlich alles über sie. Nahezu jeden Lover hatte sie mir im Laufe ihres Lebens auf den Hals gebunden. Ob ich das wollte oder nicht. Sie erzählte freizügig von Liebschaften, geilen Stechern, Bumskarnickeln und echten Rammlern. Ich wusste nahezu jeden Seitensprung den sie hatte. Nur diesen einen nicht. Und ich? Die treue Ehefrau. Drei Schwänze hatten bisher meine Eingeweide zu sehen bekommen. Mein zweiter Freund, der mich mit 18 schließlich entjungferte, eine Disco-Bekanntschaft mit 20, mit dem ich es genau fünf Tage lang aushielt und mein Mann. Danach waren wir verheiratet und meiner Erziehung wegen hieß das: Treu sein. Ob er es immer war?

Freilich, Gelegenheiten hatte ich auch. ... Mein Mann kam zur Tür heraus. Ich duckte mich hinter der Garageneinfahrt. Er stand in der Tür. Dann war es klar. Sie stand im Bademantel im Hauseingang und gab ihm ein flüchtiges Küsschen. Das Foto war verwackelt, aber deutlich genug. Mein Herz raste. Alles war klar. Er stieg ins Auto und fuhr zur Arbeit. Mittagspause beendet.

Ich kotzte ins Gebüsch. Mir drehte sich der Magen um. Plötzlich eine Hand auf meinem Rücken. Der Nachbar. „Sehen Sie? Wieder parkt er dort. Jeden Mittag geht das so. JEDEN! - Mögen Sie auf 'nen Kaffee mitkommen?" Ich verneinte. Mir reichte das.

Ich weinte den ganzen Nachmittag über. Ich zerfloss in Selbstmitleid. Ich bedauerte mich. Immer wieder diese Frage. Warum? Je länger dieser Zustand dauerte, um so klarer wurde ich mir, dass ich das nicht mehr wollte. Am kommenden Morgen stand ich früh auf, ging in den Keller und holte zwei Reisekoffer hoch. Ich legte sie aufgeklappt auf den Flur. Als er aufstand war er erstaunt. „Nanu? Verreisen wir?"

„Nein -- DU ziehst aus!" erwiderte ich. Erstaunen.

„Bitte?"

„Du ziehst aus!"

„Welcher Teufel hat dich den geritten?" Er ging zum Bad.

„Wie lange fickst du schon mit ihr?"

Erstaunt blieb er stehen, hielt inne. „Was?"

„Es geht nicht mehr um das 'Was', es geht um das 'Wie lange'?" trotzte ich ihm ungeheuer kühl an den Kopf.

„Ich...."

„Du weißt genau, was ich meine. Wie lange betrügst du mich mit ihr schon? Sag es! Ich habe jeden Tag beobachtet, dass du dort warst! Jeden Tag. Und Fotos habe ich auch!"

Er stand im Flur... Überrascht. Unschlüssig. Sein Gesicht verzog sich von angewiderter Überführtheit bis hin zu fassungslosem Entsetzen. Dann kam die zögerliche Antwort.

„Etwa ein halbes Jahr lang!" Das Geständnis. So schnell hatte ich noch nie gerechnet. 120 Arbeitstage waren ein halbes Jahr.... Einhundertzwanzig mal Ficken mit meiner besten Freundin. Ich konnte es nicht glauben.

„Du ziehst aus. Pack deine wichtigsten Sachen ein. Die Wohnung behalte ich. Zieh ins Hotel oder zu ihr. Mal gucken, wie das ihr Mann findet. Du wolltest ja schon immer mal einen Dreier machen. Oder habt ihr etwa schon?"

Er schnappte nach Luft und wollte seine Fassungslosigkeit ausdrücken. Er verkniff sich sein Bemühen.

Ich ging ins Bad und kotzte wieder. In meinem Magen konnte kaum etwas sein. Ich hatte seit Tagen nicht gegessen. Außer Magensäure kam da nicht viel. Es war eklig. Ich ging duschen. Ich cremte mich ein, rieb mir den Schaum in die Spalte und fühlte mich schmutzig. 47 Jahre... Drei Pimmel. DREI! Erbärmlich. Mittlerweile war da nicht mal mehr Leben drin. Seit drei Jahren hatte ich keine Periode mehr. Spät angefangen, früh aufgehört. Ich kam mir so wertlos vor. Unnütz, geradezu unbrauchbar.

Ich kam aus dem Bad. Die Koffer waren weg. Die Schränke offen. Seine Sachen nahezu alle ausgeräumt. Ich hatte ihn rausgeworfen. Ich hatte es wirklich getan. Ich zog mich an. Ein kurzer Rock über Leggings, die schwarzen Pumps, ein weißer BH, weißes Langarmshirt. So, wie ich fast immer zur Arbeit ging. Dort angekommen grüßte ich kurz meine doofe Kollegin, wegen der ich schon eine Abmahnung hatte, weil ich sie angeblich beschimpft hatte. Ich hatte sie Schlampe genannt, weil sie dem Chef auf der Betriebsfeier wohl etwas näher gekommen war. Meine zweite Abmahnung, weil der Chef bei mir nicht landen konnte. Er hatte einen Vorwand gesucht und mich aufgrund irgendwelcher betrieblicher Versäumnisse abgemahnt. Das einzige mir bekannte Versäumnis war wohl, dass sein Schwanz sich nicht an oder in mir hat austoben dürfen. Und dann klingelt das Telefon und ich muss zu IHM kommen. Heute. Ausgerechnet. Ich hatte gerade meinen Mann rausgeworfen. Ich hatte auch mit meiner besten Freundin abgeschlossen. Die Schlampe im Büro schaute doof über ihre Brille. Wie doof sie damit aussah. Und nun noch ins Büro kommen. Zum Chef.

Der Abteilungsleiter und die Tussie vom Betriebsrat waren auch dort. Ich begriff nicht. Hier ging es wohl um mich, um mein Arbeitsverhältnis. Fünf Minuten später hatte ich meine fristlose Kündigung unterschrieben. Ein freundliches Geschenk meines Mannes, dem ich blöderweise gesagt hatte, dass ich ihn vergangene Woche beschattet hatte. Er hatte in der Firma angerufen und mich beim Chef angezählt. Er wusste ja von meinen zwei Abmahnungen. Nun war es also die fristlose Kündigung. Raus. „Packen Sie Ihre Sachen und übergeben Ihre Arbeit bitte an die Kollegin. Die Schlüssel geben Sie bitte beim Pförtner ab!"

„Was wollte denn der Chef?" Ich schaute die Schlampe nicht an. „Fresse halten!" schoss es ehrlich aus mir heraus. Sie schnappte nach Luft. Ob sie so auch seinen Schwanz schnappte? „Wir müssen noch Gehaltslisten abgleichen!" tuckerte sie daher. „Kannst du dir in deine Fotze schieben oder dahin, wohin der Chef es lieber mag!" Sie quietschte empört und wurde knallrot. „Wusste ich es doch!" polterte ich über sie drüber. Dann schnappte ich noch meine Sportschuhe aus dem Schrank. Workoutsport, der würde mir in der Tat fehlen. Der Trainer war super und gefiel sogar mir prüder, braver Ehefrau. Ich knallte dem Pförtner die Schlüssel auf den Tresen und raus war ich. Im Auto überkam mich ein Heulkrampf. Bei aller Coolness da drin, jetzt übermannten mich meine Gefühle und ich brach zusammen. Eine halbe Stunde später rüttelte ich mich auf. Ohne Mann. Ohne Job. Ohne beste Freundin, wo ich mich hätte ausheulen können. Alles war im Arsch. Ich wusste ja noch nicht, dass da noch was von hinten kam.

Was tut Frau an so einem Tag. 27 Jahre Ehe futsch. 20 Jahre Freundschaft futsch. Der Job futsch. Genau. Shoppen! Ich fuhr in diese große Einkaufszentrum mit hunderten Boutiquen, Bekleidungshäusern usw. Ich gab sinnlos Geld aus, das ich von nun an nicht mehr verdiente. Dessous, Kleider, Hosen, Schuhe -- vier Paar -- Pumps, Stilettos, Ballerinas, Stiefel. Accessoires wie Schals, Haarbänder und Gürtel, zwei Handtaschen und Strümpfe jeglicher Couleur. Mehrmals an diesem Tag ging ich mit Einkaufstüten runter in die Tiefgarage, brachte das sinnlose Zeug ins Auto und fragte mich, ob ich es jemals tragen würde. Dann ging ich noch zum Friseur, ließ meine hüftlangen Haare, auf die ich immer so stolz gewesen war, auf Schulterlänge kürzen und mir Strähnchen färben. Blaue Strähnchen. Dann war Ladenschluss. Eine Lautsprecherdurchsage jagte die Kundschaft freundlich aber bestimmt aus der Passage. Ich saß im Auto und fragte mich, wie viel hundert Euro ich wohl dort gelassen hatte. Es war mir wurscht.

Ich startete den Wagen und fragte mich, was nun? Ich starrte auf den Boden vor dem Beifahrersitz. Da lagen meine Sportschuhe. Wieso eigentlich nicht? Ich beschloss, zum Badesee zu fahren. Dort waren viele befestigte Wege, auf denen ich joggen konnte. Ich hatte zwar keine Sportbekleidung gekauft -- irgendwas vergisst man eben immer -- aber in meiner Leggings, den Sportschuhen und dem weißen Oberteil, würde ich sicher Sport machen können. Ich bog in die Parkplatzstraße ein. Am Badesee etwa 150m entfernt führte eine Straße entlang, an der Parkplätze angebracht waren. Im Sommer musste man hier zahlen. Im Herbst war die Straße immerhin befahrbar und im Winter war hier alles abgesperrt. Obwohl es ein milder Herbstabend war -- das Thermometer im Auto zeigte 16° an, war kein Auto weit und breit zu sehen. Ich parkte an einem gepflasterten Aufgang, der durch ein kleines Waldstück über eine Anhöhe zum Badesee führte. Dann begann ich mich ein wenig zu stretchen. Dabei versteckte ich meinen Autoschlüssel unter der hinteren Stoßstange. Wenn man von hinten rein griff, konnte man dort prima etwas ablegen. So machte ich das immer, wenn ich zum Joggen fuhr.

Dann lief ich los. Den Weg hinauf, bis auf die Anhöhe, dann herab Richtung See. Dort hatte ich die Möglichkeit nach rechts oder links auf den Kiesweg einzubiegen. Ich beschloss, nach rechts abzubiegen. Vorbei am FKK Bereich hielt ich an. Das Fehlen eines Sport BHs machte sich mehr als deutlich bemerkbar. Dauernd verrutschte meine Brust oder der Bügel vom BH. Alles schaukelte umher. Ich beschloss aufzugeben und stromerte zu einer Bank am Volleyballfeld. In der Tat gab es ein Beachvolleyballfeld am FKK Bereich. Wir mieden den Bereich stets, wenn wir Baden gingen. Mein Mann fühlte sich immer beobachtet. „Da will jeder nur sehen, was der andere hat oder sich selbst zur Schau stellen." waren immer seine Worte. Ich folgte ihm da als die treue Ehefrau natürlich in seiner Meinung. Wieso eigentlich? Ich setzte mich auf die Bank und saß nun mit dem Rücken zum See am Weg und schaute den kleinen sanft ansteigenden Hang hinauf. Das hohe Gras war im Restlicht des Abends in feinen Grau-/Brauntönen schon als herbstlich auszumachen. Oben endete die Wiese an einem kleinen Waldstück, hinter dem ein weiterer Weg entlang führte und direkt die Böschung darunter führte die Parkplatzstraße entlang. Ging man diesen oberen Weg im Sommer entlang, so tauchten oft zwischen den Bäumen nackte, meistens Männer, auf, die sich im Schutze des hohen Grases und des Wäldchens fern ab vom Badesee sonnten. Wir, also mein Mann, sprach von den Exhibitionisten dort oben. In der Tat sah es hin und wieder so aus, dass sich die Männer dort zur Schau stellten, wenn Passanten vorbei gingen. Wir mieden deshalb das Gelände und waren nie dort.

Fast wäre ich von der Bank gefallen, jedenfalls jagte mir der sich plötzlich setzende Mann neben mir einen gehörigen Schrecken ein. „So spät noch am Sport treiben, junge Frau?" War es schon so dunkel? Ich kam mir so jung gar nicht mehr vor. Die Falten des Alters ließen auch mich nicht jünger aussehen. Er schmeichelte mir. Ich sagte, stumm vor Schreck, erst mal nichts. „Ist ein schöner Abend heute. Der klare Abend lässt sogar noch Restlicht durch." In der Tat war die Nacht zwar angebrochen, der Himmel Richtung Westen aber eher tiefblau als rabenschwarz. „Gesprächig sind sie ja nicht gerade. Ist Ihnen nicht gut oder haben Sie heute etwas grausames erlebt, dass sie so in Gedanken sind?" Bevor ich antworten konnte, schaute er mich an und las meine Emotionen ab. „Sagen Sie nichts. Ich sehe es Ihnen an. Sie suchen Zerstreuung. Ihr Blick wirkt leer." Stille. Er schwieg eine Weile. Ich traute mir nur, ihn aus den Augenwinkeln zu betrachten. Wo war er hergekommen? Wieso hatte ich ihn nicht gehört? Was, wenn er ein Perverser ist, der mich wegzerrt und mich umbringt. Niemand würde mich vermissen. Mein Herz raste. Im Hals spürte ich den Puls. Mein Schlucken war deutlich zu hören. Und er griff genau jetzt in seine Jackentasche. Ein spitzer Schrei blieb mir kläglich in der verschnürten Kehle stecken, als seine Hand sich mir entgegen streckte und ... „Wollen Sie auch eine?" ... eine Zigarette anbot.

Ich atmete erleichtert aus. Ich hatte mit dem Messer an der Kehle gerechnet und schon abgeschlossen. Als ich nicht zugriff, zog er das Päckchen zurück, nahm sich eine heraus und seufzte: „Dann eben nicht." Mit einem Zipfeuerzeug zündete er sich die Zigarette an. Ich sah sein Gesicht erleuchtet. Drei Tage Bart, markante Wangenknochen, etwa Anfang vierzig, leicht ergraut an den Schläfen. Eigentlich ganz hübsch, schoss es mir durch den Kopf. „Sie haben heute sicherlich scheiße erlebt. Sie sind so verschreckt. Hey Lady, trauen Sie sich zu sprechen. Was ist los?" Ich holte Luft und eher klagend als deutlich brachte ich drei doofe Worte raus: „Alles und nichts." Er lachte kehlig. „Alles und nichts. Haha. Hübsche Lady. Alles kann, nichts muss. Denken Sie dran. Was ich Ihnen sage. Es kann immer alles passieren, ob es muss? Nein. Nichts. Muss. Passieren." Er betonte die letzten Worte sehr deutlich. Wieder schossen mir Gedanken durch den Kopf. Was machte er hier? Was meinte er damit? Ich war mir nicht sicher, aber war er in seinem Tonfall nicht irgendwie zweideutig? Was meinte er damit, dass nichts passieren muss? Dass dann doch was passiert? Und wieder war da der Gedanke an einen Perversen, der mich gleich hinter das Gebüsch zog, mir die Kleider runter riss und sich dann an mir verging. Ich dachte an meinen Mann, wie er das gerade mit meiner besten Freundin tat. In mir kribbelte es.

Früher dachte ich immer, ich sei krank, weil ich diese Fantasien von Männern hatte, die über mich herfielen. Später las ich mal in einem Artikel, dass Frauen oft diese Fantasien hatten, es sogar Frauen gab, die sich wünschten, dass man sie vergewaltigte. Ich wischte den Gedanken weg, als ich mit der Hand den Rauch vor der Nase wegwedelte. „Entschuldigen Sie. Ich gehe woanders hin zu Rauchen. Wenn Sie Lust haben. Das Angebot steht. Ich geb Ihnen gern was ab. Sie müssen mir nur folgen." Er stand auf und zeigte auf seine Zigarettenpackung in der Hand. Irgendwie schienen seine Worte aber anders gemeint zu sein. Der Raucher entfernte sich von meiner Bank. Er trug eine schwarze Jogginghose, eine schwarze Kunstlederjacke. Das schwarze Haar setzte die Färbung nahtlos fort. Dann bog er in den Weg zu Hang hinauf ein. In der Dunkelheit vor dem Wald konnte ich ihn nicht mehr ausmachen. Wie meinte er die Worte? Er sprach von Lust, einem Angebot, was abgeben. Dazu dieses 'Alles kann, nichts muss'. Ich war verwirrt. Machte mich der Kerl etwa gerade an. Gibt es so was? Eine Frau mit zwei Hunden ging am Weg vorbei und wünschte Guten Abend. Ich starrte den Hügel hinauf und dachte nach.

In den vergangenen dreißig Jahren hatte ich drei Männer. Kläglich, ich weiß. Drei. Nicht einmal eine Hand voll. Ich war ein gut erzogenes Kind aus strengem Elternhaus. Mädcheninternat im Gymnasium. Mit 18 hatte ich mein erstes Mal. Heute war ich fast 48. Dreißig Jahre. Drei! Zwei davon in den ersten drei Jahren, den anderen hatte ich jetzt über 27 Jahre lang treu begleitet und geliebt. Mein erster Freund war Ok, wir hatten Petting und er spritzte dabei ab. Danach wollte ich erst mal nicht mehr, fühlte mich schmutzig und schäbig. Dann lernte ich einen netten jungen Mann kennen auf einer Hochzeit meiner Cousine. Wir tanzten, wir flirteten. Er wollte mehr, ich wollte auch und auf der Rückbank seines VW Golf dann mein erstes Mal. Nicht besonders romantisch. Aber sehr intensiv. Wir hatten etwa ein halbes Jahr lang Sex, dann musste er zum Bund und verpflichtete sich für das Ausland. Die Beziehung war beendet. Dann der nächste. Wir hatte zwar auch Sex. Fünf Tage lang. Dann war Schluss.

Mit 20 lernte ich meinen Mann kennen. Es funkte sofort. Wir bumsten wie die Kaninchen. Jeden Abend. Einmal, Zweimal, Mehrmals. Fast immer Missionar, selten Hündchen, fast nie durfte ich reiten. Mit 22 war ich dann trotz Pille schwanger. Unsere Tochter kam zur Welt und unser Sexleben wurde langweilig. Einmal pro Woche. dann pro Monat, zuletzt pro Jahr. Das war dann wohl der Grund, warum er mit meiner besten Exfreundin rummachte. Er konnte oft und viel. Wahnsinnig viel erlebt habe ich dabei nicht. Wir versuchten es mit Pornos. Das turnte mich aber eher ab als an. Vor allem diese schmutzigen Gedanken und Worte der Frauen in den Filmen. Damit konnte ich braves Mädchen, gesittete und anständige Ehefrau, mich so gar nicht identifizieren. Ich sah einen Lichtschein gegenüber vor dem Wäldchen. Fast konnte ich sein Gesicht erkennen. Der Raucher war nun nahezu gegenüber von mir, den Hügel hinauf vor dem Waldstück. Er zündete sich eine Zigarette an. Wenn man genau schaute, konnte man das winzige Lichtpünktchen der glühenden Zigarette sehen. Ich stand auf und beschloss, dass erste Mal seit 25 Jahren wieder eine Zigarette zu rauchen.

Ich hatte aufgehört, als ich schwanger war. Vorher hatten wir natürlich alle cool geraucht. Ich bog in den Weg ein und spürte meinen Puls pochen. Ich kannte dieses Gelände nicht und die Dunkelheit tat ein Übriges. Ich fragte mich, wie ich zu ihm kommen sollte. Es sah aus, als würde er in einer Mulde oder so etwas stehen, vielleicht war er aber auch nur vom hohen Gras verdeckt. Meine Schritte knirschten auf dem Kieselsteinbelag des Weges. Ich schritt langsam und vorsichtig. An einer Baumgruppe vorbei führte der Wald hier durch das Waldstückchen hindurch und lief dabei wieder bergab zum Parkplatz runter. Der Raucher stand aber weiter oben. Ich schaute nach links in seine Richtung. Irgendwo da musste er sein, ausmachen konnte ich ihn freilich nicht mehr. Ich stand dort und schaute über die Wiese. Im trüben Licht der Nacht, ja, Stadtnächte sind eben beleuchtet, erkannte ich so etwas wie einen Trampelpfad durch das hohe Gras. Diesem folgte ich. Ich ging den Hügel hinauf. Bereits nach wenigen Metern verlief der Waldrand in einer langen Rechtskurve und der kleine Pfad zog sich dort deutlich sichtbar nach oben. Ich ging weiter. Es raschelte im Gebüsch und ich erstarrte vor Schreck.