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Avatar - Teil 01

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„Danielle, überlege dir das mit der Beschwerde bei Oberst Latter. Ich werde es dir nicht übelnehmen, aber du wirst damit keinen Erfolg haben. Wenn du dich nicht beschwerst, werde ich sagen, dass du gut mitgearbeitet hast. Das ist keine Lüge, weil ich glaube, dass du das Potential dazu hast. Du kannst das -- das hast du beim letzten Tanz bewiesen."

Sie drehte sich um und verschwand, bevor ich ihm eine Antwort geben konnte. Meine Gedanken purzelten durcheinander.

8. MIA

Ich musste mir eingestehen, dass ich Danielle arg unterschätzt hatte. Wie heißt es doch so schön, kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort. Oder Hochmut kommt vor dem Fall. Jedenfalls war meine Aussage, dass sie sich hier von mir alles gefallen lassen müsse, ein klarer Fall von einem Rohrkrepierer.

Sie war knapp ein Kopf größer als ich und körperlich viel besser durchtrainiert. Ich hatte nicht die leiseste Chance, als sie mich mit ihr mitführte und mich dann im Untergeschoss über ihren Schoß zog. Soviel zu meiner Arroganz, ihr zu sagen, dass ich sie übers Knie legen würde. Es kam genau umgekehrt.

Und dann war ich auch noch so begriffsstutzig, dass ich es anfangs einfach nicht wahrhaben wollte. Es ging bei mir in diesem Moment nach dem Motto, das nicht sein kann, was nicht sein darf. Zuerst war ich auch noch einfach zu stolz, um mich bei Danielle oder Daniel zu entschuldigen. Na ja, schließlich hatte mich auch Oberst Latter zur Projektleiterin gemacht. Wie konnte Danielle dann auf die Idee kommen, dass ich mich bei dem Daniel zu entschuldigen hätte, der sich ohne Erlaubnis von mir entfernt hatte? Wie konnte es ein Daniel wagen, mich aufzufordern meinen Rock hochzuziehen? Einige Sekunden später hatte mich ein sehr überzeugendes Lineal, das laut klatschend mehrmals auf meinen Po aufschlug, von dieser Forderung zwangsläufig überzeugt. Es war ein grausamer brennender Schmerz, der mich aufschreien ließ. Genau in diesem Moment wusste ich, dass ich Daniel/Danielle unterschätzt hatte.

Natürlich war es peinlich für mich, aber dummerweise hatte ich ihr ja etwas Ähnliches angedroht. Seufzend zog ich meinen Rock hoch bis auf die Hüften. Ich wusste, dass mein Höschen jetzt sichtbar war. Ich weiß nicht warum, aber just in diesem Moment durchlief mich ein lustvoller Schauer. Die warme Hand, die auf meinem Po jeweils landete, tat mir weh, aber es war auch eine Intimität damit verbunden, die mir erregend erschien. Frau Leutnant hatte auf einmal meinen Respekt.

Sie schickte mich ins Bad, um den Schaden zu reparieren, der durch meine Tränen bei dem Aufschlag des Lineals entstanden war. Dann zeigte Daniel mir, dass er/sie durchaus den Auftrag verstanden hatte. Wir tanzten durch den Saal. Erst in diesem Moment entschuldigte ich mich richtig, so wie es sich gehört und begründete es durch die Tarnung.

Beim Stichwort Tarnung nickte Daniel. Im nächsten Moment bekam ich einen Kuss. Das sah ich als Friedensangebot an und nahm es gerne an. Und da war er wieder, dieser Zauber! Ich hätte in den Kuss versinken können.

9. DANIELLE

Ich hatte am nächsten Tag noch die Worte von Mia in den Ohren mit dem Zweifel an einem Erfolg einer Beschwerde. Wahrscheinlich hatte sie Recht. Eine Beschwerde war kein guter Weg. Ich würde es anders drehen und die Verbesserung der Erfolgsaussichten in den Vordergrund stellen. Ich hatte mit Glück tatsächlich einen Gesprächstermin bekommen. Der war zwar erst kurz vor dem Lunch, aber immerhin hatte ich einen Termin. Für einen, der erst kurz vorher seine Ausbildung beendet hatte, war das schon beachtlich.

Sorgfältig hatte ich mich auf das Gespräch vorbereitet. Ich hatte sogar eine gute Stoffhose und ein weißes Oberhemd angezogen. Vor dem Gespräch hatte ich mir auch noch extra die Haare gekämmt. Ich hatte mir meine Argumente vorher zurechtgelegt.

„Herr Oberst Latter, ich habe einen Vorschlag, wie wir die Erfolgsaussichten bei diesem Projekt verbessern können. Frau Mia Lipari bekommt einen Partner, der sich im Club sicherlich weniger auffällig verhält und es ihr ermöglicht, ihre Beobachtungen geschickt durchführen zu können. Gegebenenfalls kann sich dieser auch besser mit den Soldaten unterhalten -- so von Mann zu Mann. Ich kann dann gegebenenfalls die Gesprächspartner überwachen, falls diese sich trennen sollten."

Der hohe Herr sah mich forschend an. Seine Stirn legte sich in Falten. Er überlegte:

„Junge Frau, haben Sie schon einmal daran gedacht, dass ich dann noch jemanden in das Geheimnis einweihen müsste? Außerdem habe ich schon mit Frau Lipari gesprochen. Sie haben Ihre Rolle gut genug gespielt. Das nächste Mal strengen Sie sich bitte noch ein bisschen mehr an. Ich habe Ihrer Chefin alle Freiheiten gegeben. Melden Sie sich in ihrem Büro, Danielle Klose."

Er drehte sich um und verschwand, bevor ich ihm eine Antwort geben konnte. Meine Gedanken purzelten durcheinander. So hatte ich mir den Gesprächstermin nicht vorgestellt.

Es war ohne Zweifel eine direkte Aufforderung gewesen. Die konnte ich nicht so einfach ignorieren. Ich ging also in das Büro von Frau Lipari. Sie saß hinter ihrem Schreibtisch und las in Papieren. Ich begrüßte sie höflich:

„Guten Tag, Frau Lipari. Herr Oberst Latter hat mir gesagt, dass Sie mich zu sprechen wünschen?"

Auf ihre Erwiderung und vor allen Dingen die Art Erwiderung war ich nun überhaupt nicht gefasst.

„Daniel, erstens haben wir uns gestern darauf geeinigt, dass Du mich Mia nennst und dass Du mich duzt. Zweitens habe ich Dir davon abgeraten, zum Chef zu gehen bzw. den Auftrag von ihm nicht ausreichend anzunehmen. Beides hast Du nicht beachtet. Hast Du etwas dazu zu sagen?"

Der strenge Tonfall brachte mich aus dem Konzept. Woher sollte ich denn wissen, dass ich sie auch im Büro mit Vornamen anreden sollte? Das war nicht gerecht!

„Ähh, Mia also. Ich wusste nicht, dass das mit dem Vornamen auch für das Büro galt. Und ich habe mich nicht beschwert, Frau..., Ähh, ich meine natürlich Mia."

Ihre Stirn zeigte noch mehr Runzeln, als ich antwortete. Sie nahm sich einen Moment Zeit, bevor sie ihre Antwort formulierte:

„Deine Antwort ist schon ein Musterbeispiel dafür, dass Du den Auftrag nicht richtig ernst nimmst. Wir haben doch gestern festgestellt, dass Du noch viel besser in die Rolle von Daniel schlüpfen musst. Das geht nur, wenn es ein komplettes Eintauchen von Dir in den Part als Daniel gibt."

Jetzt war ich komplett von der Rolle. Das durfte doch nicht wahr sein! Das würde doch die Kollegen mitbekommen. Ich war in Panik.

„Bitte, bitte nicht. Frau Li..., Ich meine natürlich, Mia. Das geht... Ich meine, ich wäre dabei meinen Kollegen komplett blamiert!"

Sie sah mich an. Sie überlegte und nickte dann etwas widerstrebend. Sie seufzte etwas: „Na schön, Danielle. Das Argument begreife ich. Für die Dauer des Auftrages wirst Du nicht mehr hier arbeiten. Wir werden mein Haus als Standort verwenden. Die Kollegen brauchen nur zu wissen, dass Du in meinem Auftrage an einem besonderen Projekt arbeitest. Vom Chef habe ich alle Vollmachten. Das macht also keine Schwierigkeiten. Wir fahren gleich los."

Auf der Fahrt zu ihrem Haus war ich relativ still. Sie erläuterte noch einmal in aller Ruhe, dass dies alles keine Schikane sein sollte, sondern darauf abheben würde, dass es bei unserer verdeckten Ermittlung so gut wie nur irgend möglich funktionieren würde. Auch bei professionellen Agenten würde es vorher jeweils ein Training geben. Sie hätte sich auch schon Gedanken darübergemacht, wie die Vorbereitung am besten ablaufen würde.

Vorbereitung, dass hörte sich so neutral an. Das was sie sich darunter vorstellte, empfand ich alles andere als neutral. Sie führte mich in ihrem Haus in ein relativ großzügiges Zimmer mit zartblauen Wänden, einem Bett mit einer schwarzen Überdecke und einem großen Schrank aus Kirschholz.

„Mein Exmann wollte unbedingt ein getrenntes Schlafzimmer haben, ein halbes Jahr bevor er bei Nacht und Nebel mit seiner Geliebten verschwand, ohne mehr als ein kleines Köfferchen mitzunehmen. Von der Geliebten erfuhr ich erst per SMS, die er dann am Tag nach seiner Flucht schickte. Der verdammte Schuft!!"

Ihre Stimme klang verbittert, als sie die Türen des Wandschrankes öffnete und nach etwas suchte. Nach einer guten Minute hatte sie all das zusammen, was sie wollte. Sie warf es auf das Bett:

„Für den Auftrag hat es den Vorteil, dass seine Figur und Größe so ähnlich wie Deine ist. Zieh' das an, was ich Dir rausgelegt habe. Für die Dauer des Auftrages ist das hier Dein Zimmer. Du wirst hier wohnen. Ich habe auch schon einen Maskenbildner als Frisör bestellt. Du wirst so tief wie nur irgend möglich in Deine Rolle eintauchen. Ist das klar?"

Ich nickte wortlos. Protest war zwecklos. Der Oberst hatte ihr alle Vollmachten gegeben. Ja, ich konnte kündigen, aber wollte ich das? Und irgendwie tat sie mir auch leid. Es waren schon mehr als zwei Jahre her, dass ihre Scheidung bekannt geworden war. Trotzdem sah das Zimmer immer noch makellos aus. Sie hatte ‚verdammter Schuft ' gesagt, aber sie hing wohl immer noch an ihm oder zumindest an den Erinnerungen an ihn. Warum sonst hatte sie noch nicht die Klamotten von ihm entsorgt? Im Büro hieß es, dass sie einsam bleiben wollte. Das war wohl so. In einer Hinsicht war ich beleidigt, dass sie meine Figur und Größe als ähnlich zu ihrem Ex bezeichnet hatte, aber das konnte ich verkraften.

Auf dem Bett lagen Anzughose, weißes Oberhemd und männliche Unterwäsche sowie ein Schlips. Aus dem Schrank holte sie noch ein Paar schwarzer Halbschuhe:

„Ich lasse Dich jetzt allein, damit Du Dich in aller Ruhe umziehen kannst. Ich erwarte dich im Arbeitszimmer zur Besprechung. Heute werden wir im ersten Anlauf in den Club hineinkommen. Und wir werden uns unauffällig umsehen, ohne irgendwelche Probleme, weil wir uns perfekt vorbereiten werden. Und du wirst heute deine Rolle trainieren -- ich habe einen Maskenbildner bestellt."

Merkwürdigerweise nahm ich ihr inzwischen sogar ab, dass all dies keine Schikane war. Sie war eine Perfektionistin. Sie wollte ganz sicher sein, dass es in dieser verdeckten Operation so reibungslos wie nur irgend möglich ablaufen würde.

10. MIA

Die junge Danielle hatte den Ernst der Lage noch nicht begriffen. Oberst Latter hatte ganz bewusst keine Details bezüglich der Brutalität beim Zusammenschlagen des Detektives erwähnt. Das war nämlich wirklich beunruhigend. Der Einsatz von Schlagringen hatte dazu geführt, dass der arme Mann gerade eben überlebt hatte und noch gut einen Monat im Krankenhaus sein würde. Ob er bleibende Schäden davontragen würde, war zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar. Zum eigenen Schutz vor Panik von der jungen Frau war es allerdings sinnvoll, dass sie davon nicht zu viel erfuhr. Ich würde auf andere Art und Weise dafür sorgen müssen, dass die frisch gebackene Frau Leutnant den Auftrag selber und auch die nötige Geheimhaltung entsprechend ernst nahm. Dass Danielle geglaubt hatte, Herrn Oberst Latter dazu bewegen zu können, eine weitere Person einzuweihen, zeigte ganz klar ihre Naivität.

Es machte es nicht einfacher, dass im Rahmen des Auftrages die junge Danielle die Rolle ihre männliche Begleitung spielen musste. Herrje, dazu war es noch der erste Auftrag in verdeckter Ermittlung, den diese übernahm. Natürlich verstand ich die Beweggründe von dem Oberst. Jener vertraute mir selber, weil ich als externe Psychologin klar außerhalb des Militärs stand. Auf der anderen Seite der Skala der Militärs misstraute er der jungen Danielle am wenigsten, weil diese bisher praktisch keinen Kontakt mit einer regulären militärischen Einheit gehabt hatte. Bei allen anderen Offizieren, die länger im Dienst waren, hatte der Oberst die Zweifel, ob diese nicht im Zweifel bereits im Kontakt mit dem feindlichen Geheimdienst waren. Was dann passieren würde, war die große Frage.

Wenn es so war, wie ich selber befürchtete, dann wäre das brutale Zusammenschlagen noch ein gnädiges Schicksal und ixh würde sogar einen Mord nicht ausschließen. Danielle mochte als subalterne Person gelten, aber ob sie das vor harten Konsequenzen bewahren würde, war mehr als zweifelhaft.

Ich würde also sicherstellen, dass Danielle den Auftrag sehr, sehr ernst nahm. Sowohl für die Geheimhaltung als auch für das einwandfreie Übernehmen der Rolle, die für sie vorgesehen war. Ich stimmte mit dem Oberst darin überein, dass die junge Frau gut dafür geeignet war. Die Frau Leutnant wusste genügend über Simulationen, um hilfreich sein zu können und sie war jung genug, um noch nicht verdorben zu sein. Ich selber war immer noch über den Grad der Perfektion dieser Simulation verblüfft. Ich war neugierig, darüber mehr herauszufinden. Mir war allerdings auch klar, dass der Hauptfokus auf der Ermittlung gegen den Verrat liegen musste

Ich selber hatte genügend über alle Projekte in verdeckter Ermittlung der Dienste erfahren, um zu wissen, wie so etwas durchgeführt wurde. Schließlich war ich eine langjährige Mitarbeiterin der Dienste, ich hatte damit schon vor der Ablegung meines Abschlussexamens begonnen.

11. DANIELLE

Mia hatte mir vorher gezeigt, wo das Arbeitszimmer lag. Ich hatte also keine Entschuldigung, nicht dorthin zu gehen. Die Besprechung war ja auch nicht das große Problem an sich. Wie ich an der Besprechung teilnehmen sollte, fand ich allerdings sehr problematisch. Es war ja schon schlimm genug, dass ich in der Simulation selber in einer männlichen Rolle auftauchen sollte. Dass dieses es auch noch als Übung im realen Leben ablaufen sollte, war mir überhaupt nicht recht. Sie hatte allerdings wohl recht damit, als sie behauptet hatte, alle Vollmachten vom dem Chef erhalten zu haben. Das machte es schwer, mich dagegen zu wehren. Ich zögerte zwar einen Moment, aber dann ergab ich mich in mein Schicksal.

Ich zog die weiße Unterwäsche an, die bestand aus einem Unterhemd und einer Unterhose. Beides war glücklicherweise sehr einfach gehalten. Ich hatte mehr Schwierigkeiten mit dem weißen Oberhemd und der Hose. Deren Schnitt war so eindeutig männlich, dass kein Zweifel möglich war.

Ich war ja nicht dumm. Natürlich begriff ich, dass Frau Lipari mir damit die Einübung der männlichen Rolle in der Simulation näherbringen wollte. Begeistert war ich davon aber nicht! Wollte sie mich dazu zwingen zuzugeben, dass es mir gar nicht so schlecht gefiel? Aber genau das bleibe wollte ich auf keinen Fall! Reichte es nicht, wenn ich schon in der Simulation das Ganze über mich ergehen lassen musste? Kaum war ich in dem Zimmer, da sah sie mich forschend an und richtete auch schon eine Frage an mich:

„So, bist Du bereit für das Training? Hast Du begriffen, wie wichtig es ist, dass Du Deine Rolle perfekt spielst?"

Da konnte ich nur die Augen verdrehen. Sie redete ja die ganze Zeit von nichts anderem. Vielleicht war mein ‚Ja' etwas zu gedehnt. Sie rastete aus:

„Du wirst lernen müssen, dass Du zu keiner Sekunde mehr als Danielle reagieren kannst, sondern in jeden Moment als Daniel agieren musst, solange der Auftrag läuft. Und mit jedem Moment meine ich 24 Stunden innerhalb eines Tages. Und innerhalb jeder Stunde dieses Tages jede Minute dieser Stunde. In jeder Minute wirst Du 60 Sekunden lang Daniel sein, ist das klar!?"

Ihr Ton erschreckte mich regelrecht. Denn ich hatte den Eindruck, dass sie jedes ihrer Worte meinte, ohne jedwede Einschränkung. Plötzlich wünsche ich mir, dass ich diesen Auftrag nie akzeptiert hätte. Was sollte ihr noch alles einfallen?? Offensichtlich hatte ich ihr nicht schnell genug noch enthusiastisch genug geantwortet. Sie schnauzte auf einmal los, dass ich zusammenzuckte:

„Daniel -- nur so werde ich Dich ab jetzt nennen -- Du kommst---"

Es klingelte an der Haustür -- gerettet durch die Klingel! Jedenfalls dachte ich das. Woher sollte ich auch ahnen, dass sie nicht nur an die traditionelle Maske dachte?

„Herr Berger, Sie sind ja nicht das erste Mal für unseren Dienst tätig. Die junge Frau hier soll für die Dauer des Projektes, die ich auf sechs bis zwölf Wochen schätze, als junger Mann in verdeckter Ermittlung arbeiten. Kosten spielen keine Rolle. Es darf sich aber nur um kleine Eingriffe handeln. Für die Frisur bitte nur Kurzhaar. Was schlagen Sie insgesamt vor?"

Ich bekam große Augen, als mich der rund 40-jährige Mann von Kopf bis Fuß musterte. Was sollte das alles?

„Gut, bei dieser Dauer lohnen sich bereits Injektionen im Gesicht. Weiterhin Behandlung mit Testosteron und Anabolika, deren Wirkungen aber dann erst in ca. 6-9 Monaten völlig verschwunden sind. Und einige Haarimplantate helfen auch. Die junge Frau ist aber ganz gut trainiert. Weiterhin kann man bei ihr das ohnehin geringe Volumen der Brüste durch eine Festabsaugung so reduzieren, dass das Tragen von auch engen Oberhemden möglich wird."

„Moment mal, Frau Lipari! Wir haben nie über Injektionen oder Brustverkleinerung geredet! Das kann doch nicht Ihr Ernst sein?!"

„Haben wir nicht vor 5 Minuten genau darüber geredet, dass Du in jeder Stunde während der Dauer dieses Auftrages 60 Minuten lang Daniel sein wirst? Hast Du immer noch nicht begriffen, wie wichtig es ist, dass Du Deine Rolle perfekt spielst?"

Sie meinte das tatsächlich alles ernst. Ich konnte mich da nur fügen, wenn ich nicht sofort fristlos bei der Kanzlei kündigen wollte. Ich nickte also ergeben. Der Maskenbildner hatte mich für den gesamten Nachmittag in Beschlag belegt. Es war nicht nur zeitraubend, es war mit den Injektionen auch teilweise schmerzhaft und mit den Absaugungen an meinen Brüsten auch ausgesprochen peinlich.

12. MIA

Ich wusste, wie professionell und einfallsreich Herr Berger arbeitete. Trotzdem war ich über das Ergebnis überrascht, als er mir nach seiner Umwandlungsarbeit Danielle vorstellte. Kleine kosmetische Injektionen und der Gebrauch von Botox hatten das Gesicht von Danielle eckiger und männlicher gemacht.

Die Augenbrauen waren breiter und buschiger. Hüften und Po der jungen Frau hatten schon vorher nicht gerade sehr weiblich ausgesehen, aber nun wirkten sie tatsächlich männlicher durch die Haarimplantate des Maskenbildners und kosmetischen Chirurgen. Die Beine waren nicht mehr makellos glatt. Ich hatte es schon vorher vermutet, aber der Maskenbildner hatte es auch geschafft, die Front der Unterhose überzeugend zu gestalten. Er sah ihren Blick und kommentierte das auch:

„Frau Lipari, natürlich habe ich auch auf eine überzeugende Optik der Unterwäsche gesetzt. Die Plastik der Hoden und der Penis aus Kautschuk der Probandin sind durch entsprechende Klebebänder fixiert. Ein entsprechendes Training hat auch stattgefunden. Vielleicht kann man später noch ein besseres Modell einsetzen."

Ich war zufrieden. Das sagte ich, aber ich unterstrich auch im Hinblick auf Daniel/Danielle, weshalb dieser optische Eindruck für mich so wichtig war:

„Herr Berger, Sie haben exzellente Arbeit geleistet. Genau das wird es auch ermöglichen, dass Danielle die Rolle als junger Mann verinnerlichen wird. Es wird keine bewusste Minute des Tages geben, in der diese Rolle verlassen wird. Das ist deswegen wichtig, weil ein einziger kleiner Moment der Unaufmerksamkeit sonst den gesamten Aufwand einer verdeckten Ermittlung in 1 Sekunde zerstören kann. Danielle, nach erledigtem Auftrag kann Herr Berger auch genauso professionell wieder die Rückverwandlung bewirken. Also ist kein Grund zur Sorge vorhanden."

Ich sah die Zeichen einer gewissen Erleichterung in Danielles Gesicht, aber auch den Missmut, als prompt die Erwiderung kam:

„Das ist ja gut zu wissen, aber so kann ich mich in den nächsten 6-12 Wochen doch nicht bei meinen Freunden oder Verwandten sehen lassen!"

„Das kein Problem, Danielle. Du wirst einfach per Telefon anrufen, bei denen Du es für nötig hältst und ihnen mitteilen, dass Du auf einem längeren Fortbildungsseminar bist, auf das Dich die Firma geschickt hat. Das ist ja keine Ewigkeit. Für die Dauer eines längeren Urlaubs würden Deine Freundinnen ja sonst auch auf Dich verzichten müssen."

Ich war dankbar, als Herr Berger dann noch aus eigener Initiative einen Vorschlag machte, der mir sehr sinnvoll erschien.