Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Der Kotzbrocken

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Laura sah die beiden zuerst, sprang zu ihnen und wollte in den Arm genommen genommen werden.

„Wo wart ihr denn so lange?", fragte sie neugierig. „Tante Andrea hat es mir nicht gesagt."

„Mama hat mir ihr Zimmer gezeigt und dann haben wir etwas geredet. Liebe Familie, Felicitas und ich haben eine wichtige Sache besprochen. . . „

„Bleibt sie bei dir wohnen?", platzte es aus Marianne heraus, was ihr einen Blick mit gerunzelter Stirn von seinem Vater einbrachte.

„Marianne, lass ihn doch erst einmal ausreden", meine Georg, „du wirst es sicher gleich erfahren.

„Ja, sie bleibt bei mir wohnen", sagte Hans-Werner ernst, „und zwar als meine Ehefrau. Ich habe ihr einen Antrag gemacht und sie hat ihn angenommen."

Laura schaute verständnislos zu Fabienne, die ihr etwas ins Ohr flüsterte.

Und dann brach ein Jubelsturm bei den Kindern aus, so dass sich Feli und HaWe fast nicht mehr von Umarmungen und Küsschen der beiden retten konnten.

Marianne und Georg, Andrea und sein Schwager Christian, sowie seine Neffen waren außer sich vor Freude, als sie die gute Nachricht vernahmen.

Dann reichte Hans-Werner Felicitas sein Telefon und schaute sie eindringlich an.

„Ruf bitte deine Eltern an und teile ihnen auch die gute Nachricht mit. Ich möchte sie unbedingt so bald wie möglich kennenlernen und auch die Kinder wollen sicher Oma und Opa mal wieder sehen."

Sie dachte kurz nach, dann nickte sie und wählte.

Ein längeres Gespräch nahm nun seinen Lauf, das von wechselnden Emotionen geprägt war. Er bekam nur einen kleinen Teil mit, die Freude über Feli´s Entscheidung und das Unverständnis darüber, dass es ausgerechnet der Mann sein sollte, den sie doch so sehr gehasst und verabscheut hatte. Denn was sie ihren Eltern schon vor längerer Zeit erzählt hatte, war alles andere als schmeichelhaft. Und nun diese Wandlung.

Natürlich wollten ihre Eltern mit ihm reden und Hans-Werner lud sie, wenn es ihnen möglich war und der Weg nicht zu weit war, über das Wochenende zu sich nach Hause ein.

Zu Felicitas Überraschung stimmten sie auch direkt zu und man einigte sich darauf, dass seine Schwiegereltern in spe schon am Donnerstag kommen würden. So hätten sie etwas mehr Zeit um sich besser kennen zu lernen. Sie würden dann am Samstag mit ihm und den Enkelinnen ihre Tochter besuchen.

Am Abend fuhr seine Schwester mit ihrer Familie wieder nach Hause.

Hans-Werner, Felicitas und die Kinder gingen nach dem Abendessen noch ein wenig durch den Kurort spazieren und als Feli wieder auf ihr Zimmer ging, nach einer langen Verabschiedung, sagte ihr HaWe, dass er sie morgen früh nach dem Frühstück und dem Ergometertraining abholen wollte.

„Wie, du willst den ganzen Weg morgen noch einmal herfahren?", fragte sie verblüfft.

„Nööö", erwiderte er grinsend, „ich habe in der Pension gegenüber für die Kinder und mich ein Zimmer . . . „

Weiter kam er nicht, da ihn Feli gegen die Brust boxte und scheinbar erbost ausrief: „Und du Schuft hast mit nichts davon gesagt!"

„ . . . genommen", fuhr er fort. „Oder hast du vielleicht schon andere Pläne? Ohne uns? Einen Kurschatten vielleicht? Schatz, bei deinem Aussehen werden sogar die Scheintoten wieder munter."

„Die interessieren mich nicht, für mich gibt es nur einen, sonst keinen. Komme da, wer da wolle."

Sie umarmte ihn und küsste ihn so, dass er auch wusste wie sie das gemeint hatte.

*

Den Sonntag verbrachten sie gemeinsam und nachdem sich Felicitas sich abgemeldet hatte, fuhren alle vier in die nächste größere Stadt, wo sie einem ausgedehnten Bummel an den großen Schaufenstern vorbei machten.

Zum Mittagessen ging es diesmal zu einem Griechen, wo Laura nach anfänglichen Misstrauen ihre Portion Gyros mit Tzatziki und Reis regelrecht in sich hinein schaufelte.

Felicitas konnte nur ungläubig den Kopf über ihren Appetit schütteln.

„Hausmannskost koche ich während der Woche, am Wochenende wird es dann Exotisch. Das sollen sie auch alles mal probieren", sagte Hans-Werner. „zumindest besteht ihr Wortschatz, was das Essen betrifft, nicht mehr nur aus Matensoße."

„Mmmmmhhhhh, Maaatensooooße, guuuuuttt", stellte Laura fest und verbesserte sich sogleich. „Tooooomatensoße."

Felicitas schaute Hans-Werner ungläubig an.

„Tja, mein Schatz, du machst Rückenschule, wir machen ein bisschen Sprachschule."

„Hoffentlich darf ich bald wieder heim", sagte sie energisch, „wer weiß, was ihr sonst noch alles anstellt.

„Wir sind ganz brav", sagte Fabi, „wir helfen Papi beim Saubermachen, räumen unser Kinderzimmer . . ."

Erschrocken schlug sie sich die Hand vor den Mund und blickte ihre Mutter entsetzt an.

„Du meinst wohl, das Gästezimmer", sagte Felicitas.

Hans-Werner mischte sich ein.

„Nein Liebling, Kinderzimmer und nicht Gästezimmer. Du hast es ja schon gesehen, aber es wurde nie benutzt. Da es aber viel größer und heller als das Gästezimmer ist und einen großen Balkon besitzt, waren die Kinder und ich einer Meinung, dass es besser für sie geeignet ist. Schließlich ist das Gästezimmer für Gäste gedacht und nicht für unsere Kinder. Die brauchen ihren eigenen Bereich mit genügend Platz."

„Aber da ist doch nur ein Bett drin. Wie habt ihr das gemacht?" wollte sie wissen.

„Wir sind letzten Samstag bei dem Möbelhaus, wo ich damals das Zimmer geholt habe, vorbei gefahren und es ist gelungen, noch einmal das gleiche Bett und den passenden Schrank aufzutreiben. War ein bisschen kompliziert, aber jetzt haben beide die selben Möbel."

Felicitas strich Fabienne sanft über den Kopf.

„Ist schon gut, meine Kleine, der Versprecher macht nichts. Wolltest es wohl geheim halten, bis ich nach Hause komme und mich dann überraschen?"

Fabienne nickte erleichtert.

„Na, dann werde ich sagen, wenn ich mir das Zimmer anschaue, oh Gott, ein neues Kinderzimmer! Wo kommen denn all die schönen Möbel her?"

Alle lachten und Fabienne war erleichtert, dass ihr niemand den Patzer übel genommen hatte.

Noch vor dem Abendessen fuhren Hans-Werner und die Mädchen wieder nach Hause, damit Felicitas noch genügend Zeit hatte, im Schwimmbecken ihre Wassertherapie zu machen.

Der Abschied fiel allen nicht leicht. Den Erwachsenen nicht, weil die eine Entscheidung getroffen hatten, die ihre ganzes Leben und das der Kinder verändern würde und den Mädchen nicht, weil sie ihre Mutter schon im Augenblick des Verabschiedens vermissten.

Aber sie freuten sich schon auf den Donnerstag, wenn Oma und Opa zu ihnen kommen würden und dann auch mit in die Klinik fahren würden.

*

Am Donnerstag kamen die Eltern von Felicitas bei Hans-Werner und den Kindern an.

Felicitas und Laura freuten sich sehr, ihre Großeltern zu sehen. Fabienne konnte sich noch gut an sie erinnern, aber bei Laura dauerte es einige Zeit, bis auch sie mit den beiden unbefangen umging. Sie war damals noch fast ein Baby gewesen und hatte so gut wie keine Erinnerung mehr.

Die Mädchen spielten im Garten und Hans-Werner setzte sich mit Elisabeth und Erich Wagner bei einer ordentlichen Brotzeit, die nach der langen Fahrt auch notwendig war, auf die Terrasse und sie schauten den beiden zu.

Es kam eine angeregte Unterhaltung in Gang, wo alle Fragen und Ungereimtheiten geklärt wurden.

Als Hans-Werner dann Erich nach dessen Beruf fragte, wurde er erstaunt angeschaut.

„Hat Felicitas denn nicht gesagt, was ich mache?", wollte Erich wissen.

„Nein", bekam er zur Antwort, „sie hat anfangs immer nur gesagt, ich sei viel zu gut für sie, sie wäre ja nur ein armes Arbeiterkind."

Elisabeth klopfte Ihrem Mann auf den Rücken, damit der nicht an dem Stück Wurstbrot erstickte, das er sich gerade in den Mund geschoben hatte.

Erich kaute mühsam den Bissen hinunter, spülte mit einem kräftigen Schluck Bier nach und fasste sich allmählich wieder.

„Ein armes Arbeiterkind? Das hat sie wirklich gesagt. Ach du meine Güte, was hat unser Kind für Minderwertigkeitskomplexe. Da musst du ihr mal gründlich den Kopf waschen. Also, ich bin in unserer Stadt für den Straßenbau und die Verkehrsinfrastruktur zuständig, das heißt von der Planung bis zur Ausführung geht das meiste über meinen Schreibtisch. Ich habe tatsächlich beim Straßenbau angefangen und wenn etwas Zeit ist, dann fahre ich schon mal raus und schaue, ob ich den Schwarzdeckenfertiger und die Walze noch bedienen kann. Armes Arbeiterkind, ich glaub es ja nicht. Und Elisabeth ist Leiterin des städtischen Kindergartens, hat also auch so einen Minijob wie ich. Felicitas ist in einem normalen gutbürgerlichen Haushalt aufgewachsen und muss sich deswegen nicht schämen. Junge, rede mit ihr und norde sie mal ein. Ich bin stolz auf meinen Beruf und verdiene nicht schlecht, obwohl ich natürlich mit deinem Gehalt nicht mitkomme."

„Ach, Erich, was nutzt das beste Gehalt, wenn dir nichts mehr Spaß macht, wenn du keine Freunde hast und keinen Sinn mehr im Leben siehst. Du weißt ja, wie es zu dem Unfall deiner Tochter gekommen ist und dass ich eine große Schuld daran habe. Und Felicitas und die Kinder haben meinem Leben wieder Inhalt und Freude gegeben, aber dass sich das daraus entwickelt, hat wohl keiner von uns geahnt."

„Macht einfach das Beste daraus", sagte Elisabeth. „Wir werden am Samstag mal mit dem Kind reden."

Am Freitag kamen Hans-Werners Eltern vorbei, lernten die Eltern von Felicitas kennen und schätzen. Es wurde ein schöner Tag voll interessanter Gespräche und spielen mit den Mädchen, die alle Scheu abgelegt hatten und stolz darauf waren, dass sie so viele Omas und Opas hatten, die sich um sie kümmerten.

*

Als sie in der Klinik ankamen, machte Felicitas große Augen, als sie feststellte, wie viele Besucher sie hatte. Ihre Kinder und Hans-Werner, ihre Eltern, seine Eltern, Andrea und Familie besetzten 2 große Tische im Bistro. Elisabeth umarmte ihre Tochter innig und Erich meinte mit tiefem Bedauern und mit zittriger Stimme, dass er ihr leider kein Geschenk mitbringen konnte, weil er in der Fußgängerzone nicht genug hatte zusammensammeln können, um ihr etwas Anständiges zu kaufen.

Felicitas lief vor Scham und Verlegenheit feuerrot an, Hans-Werner krümmte sich zusammen und verbarg sein sein Gesicht in der Armbeuge, damit er nicht vor Lachen platzte. Meine Güte, was war sein Schatz verlegen und eine solche Röte in ihrem Gesicht hatte er auch noch nicht erlebt.

„Papa, wie kannst du mich so in Verlegenheit bringen?", fragte sie mit bebender Stimme.

„Ich? Dich? Was erwartest du denn von einem Hilfsarbeiter, als den du mich deinem Mann gegenüber darstellst? Du armes hilfsbedürftiges Arbeiterkind. Mädchen, du musst dein und unser Licht nicht unter den Scheffel stellen. Hans-Werner weiß, was Mutter und ich arbeiten und er hat mit mir auf Augenhöhe geredet, mich als Gleichgestellten behandelt. Und hat er dich jemals als Mensch zweiter Klasse behandelt?"

Felicitas liefen die Tränen über das Gesicht und schluchzte erbarmungswürdig. Hans-Werner vergaß sein Lachen und eilte auf sie zu. Er nahm sie in seine Arme und drückte sie zärtlich an sich. Dabei flüsterte er beruhigende Worte in ihr Ohr.

Fabienne und Laura, die spürten, das ihre Mutter sehr traurig war, standen bei ihr und klammerten sich an ihren Beinen fest.

Langsam beruhigte sich Felicitas wieder und als ihre Mutter sie an der Wange streichelte, schmiegte sie ihr Gesicht in ihre Hand.

„Tut mir leid, Mutti, das wollte ich doch nicht", schluchzte sie und klammerte sich an ihr fest. „Aber ich war mir doch anfangs nicht sicher, ob er mich noch haben wollte, wenn er erfuhr . . . . ach , es tut mir so leid. Ich war ja so dumm und unsicher."

Hans-Werner fasste ihr unter das Kinn und hob es so an, dass sie in seine Augen blickte.

„Liebling, wenn du nichts auf der Welt hättest als deine Liebe zu mir und deine beiden Mädchen, dann wäre es immer noch mehr als genug für mich. Du hast gesehen und gespürt wie ich war. Was hat mir all mein Geld und der Reichtum den ich habe, genutzt? Die Menschen haben mich nicht gemocht, ja gehasst, ich hatte keine Freunde. Niemanden dem ich mich anvertrauen konnte, an dessen Schulter ich mich ausweinen und meine Sorgen abladen konnte. Alles was im Leben wirklich zählt kann man sich mit Geld nicht kaufen. Liebe, Gesundheit, Glück und Freundschaft. Geld erleichtert vieles, das stimmt, aber nur durch deine Liebe und dein Verständnis und die Liebe deiner Mädchen bin ich wieder zu einem Menschen geworden, der Freude am Leben hat."

Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie zärtlich.

„Also denke niemals daran, was du hast, sondern nur wer du bist. Und das kann ich dir sagen. Du bist die Frau, die ich so unendlich liebe, der ich rückhaltlos vertraue, mit der ich mein weiteres Leben verbringen möchte. Das sage ich jetzt zum dritten Mal und ich würde es auch immer wieder sagen. Du und deine Kinder habt mir mehr gegeben, als ich mir nach all den Jahren der Trauer und Verzweiflung hätte träumen lassen. Ihr habt mich zum glücklichsten Mann auf der Welt gemacht. Und mehr geht einfach nicht."

Er küsste ihr die Tränen aus dem Gesicht.

„Und nun Schluß mit dem Gerede. Wir sind hier weil wir uns freuen dich zu sehen, weil es dir immer besser geht und weil endlich unsere Familien beisammen sind."

Erich umarmte seine Tochter und flüsterte ihr etwas ins Ohr, worauf sie strahlte wie eine Christbaumkugel.

Als Hans-Werner wissen wollte, was sie so aufgeheitert hatte, schüttelte sie den Kopf.

„Das sage ich dir ein anderes Mal, Liebster. Vorerst behalte ich es noch für mich."

Er gab sich damit zufrieden.

Fabienne und Laura sahen, dass es ihrer Mami wieder gut ging, lachten wieder und ließen sich von den Erwachsenen verwöhnen. Kleine Geschenke, Süßigkeiten und ab und zu mal ein Geldschein, der ihnen von den Omas und Opas mit den Worten „für das Sparschwein", heimlich zusteckt wurde.

Das Wochenende wurde ein großer Erfolg. Familienbande und Freundschaften wurden geschlossen, Erfahrungen und Erlebnisse ausgetauscht und Felicitas und Hans-Werner konnten noch einmal für eine Stunde traute Zweisamkeit genießen, während die anderen sich mit den Mädchen beschäftigten. Sie liebten sich diesmal ohne allzu große Leidenschaft, der Mittelpunkt ihrer Liebe war Zärtlichkeit, Sanftheit und Einfühlungsvermögen. Es ging tiefer als bisher, wo sie doch gedacht hatten, dass sie schon an der Grenze der Emotionen angelangt wären. Aber nun sahen sie ihr Verhältnis mit anderen Augen.

*

Endlich Freitag, der Abschlußtag von Felicitas Reha.

Hans-Werner hatte die Mädchen mit dem Einverständnis der Leiterin für diesen Tag vom Kindergarten abgemeldet, weil sie unbedingt dabei sein wollten, wenn ihre Mutti wieder nach Hause kam.

Sie hatten sich mit HaWe´s Hilfe schick angezogen und fein heraus geputzt. Auch er hatte sich in einen feinen Zwirn gezwängt, der aber ziemlich locker und bequem saß. Hatte er die letzten Wochen tatsächlich etwas abgenommen.

Nach einem schnellen Frühstück, sie konnten es gar nicht abwarten, fuhren sie auf dem kürzesten Weg nach K., wo Felicitas sicher schon ungeduldig auf sie warten würde.

Ungeduldig zogen die Mädchen ihn hinter sich her und Werner konnte gar nicht schnell genug gehen, so eilig hatten sie es.

Und da war sie im Empfangsbereich und wartete schon.

Klein, zierlich, schlank und wunderschön stand sie da, die linke Hand auf dem Gepäckwagen abgestützt, in der rechten Hand seinen Stock. Hans-Werner fühle eine Sturm an Gefühlen durch seine Brust jagen, als sie ihn erblickte und ein strahlendes Lächeln ihr Gesicht überzog. Sein Herz schlug wie bei einem allerersten Rendezvous.

Laura und Fabienne lösten sich von seinen Händen und mit lauten Jubelrufen stürmten sie auf ihre Mutter zu. Die wusste gar nicht, wen sie zuerst umarmen und küssen sollte, so wild wurde sie von den beiden angegangen.

Er schaute sich lächelnd die Szenen voll Wiedersehensfreude an und nahm jede Kleinigkeit von Felicitas in sich auf.

Meine Güte, was war sie schön. Die Reha schien ihr richtig gut getan zu haben. Sie sagte etwas leise zu den Mädchen, gab Laura ihren Stock und kam langsam, aber fast ohne auffälliges Hinken auf Hans-Werner zu.

„Hallo, mein geliebter Mann. Endlich sind die Tage der Trennung vorüber. Du hast mir so sehr gefehlt."

Werner konnte sie nur anschauen und bekam keinen Ton hervor, weil er einen „Frosch im Hals" hatte.

Er legte seine Arme um ihre Taille und schaute sie lange an. Dann war seine Redeblockade vorbei.

„Du hast mir auch so sehr gefehlt, geliebte Frau. Ich habe gar nicht gewußt, wie lange die Zeit von Sonntag bis Samstag sein kann. Es kam mir unendlich vor. Ohne dich hat das Wichtigste gefehlt. Ich liebe dich, mein Schatz und bin so froh, dass du endlich wieder zuhause bist."

Ein langer zärtlicher Begrüßungskuss besiegelte das Wiedersehen.

*

Da sie um die Mittagszeit daheim ankamen, gingen sie natürlich zum Essen. Hans-Werner und Felicitas hatten keine Lust, heute auch noch zu kochen. Felicitas suchte sich diesmal ein Thai-Lokal aus und Hans-Werner beriet Fabienne und Laura am Buffet, was ihnen eventuell schmecken könnte.

Es gab keine bösen Überraschungen, nur meine Laura, als sie wieder draußen waren: „Essen gut, Musik bäh!"

HaWe und Feli gaben ihr lachend recht, denn thailändische Popmusik ist nicht jedermanns Geschmack.

Endlich waren sie daheim. Hans-Werner half Felicitas galant aus dem Auto, schnallte die Kinder los und trug Koffer und Tasche ins Schlafzimmer. Dort zogen sie sich bequeme Hauskleidung an, was durch den Austausch von liebevollen Zärtlichkeiten natürlich nicht so schnell ging.

Die Mädchen wurden schon ungeduldig und Fabienne schaute zur Zimmertüre herein und wollte wissen, was ihre Eltern denn so lange da oben trieben.

„Habt ihr denn nicht genug zu essen gekriegt, dass ihr schon wieder an euch rum knabbern müsst?", fragte sie mit strenger Miene und stemmte die Hände in die Hüften.

Das war ein so drolliges Bild, dass Felicitas und Hans-Werner laut auflachten.

„Wart es einmal ab, bis du alt genug bist, meine strenge Tochter, dann wirst du merken, dass das, was wir machen und was du Rumknabbern nennst, schöner ist als jedes Eis schlecken und besser schmeckt als die feinste Schokolade."

„Pah!", meinte Fabienne schnippisch, „ein Bonbon ist mir da schon lieber", und weg war sie.

„Das ist schön", meinte Felicitas und atmete erleichtert auf, „mir reicht es, wenn sie in acht bis zehn Jahren mit ihrem ersten Freund ankommt."

„Gut, dass wir bis dahin noch Zeit haben und uns vorbereiten können", gab ihr Hans-Werner recht. Gehen wir runter zu den Mädchen."

Felicitas nahm eine große Papiertüte aus ihrer Tasche und klemmte sie sich unter den Arm. Hans-Werner holte eine flache Schachtel aus seiner Nachttischschublade, bot seiner Holden lächelnd seinen Arm an. Dann gingen sie hinunter zu den wartenden Kindern.

*

„Mami, was hast du da in der Tasche?", wollte eine neugierige Fabienne wissen.

„Dann kommt mal her, ihr zwei. Weil ihr so lieb und brav wart, als ich nicht da war und Papa auch fleißig geholfen habt, habe ich euch etwas mitgebracht. Das hier ist für dich, Laura."

Sie nahm eine größere Schachtel und gab sie Laura. So schön das Päckchen auch eingepackt war, das Geschenkpapier wurde erbarmungslos zerfetzt und ein lauter Schrei der Freude klang auf. Laura umarmte ihre Mama und gab ihr einen lauten Schmatzer, hatte Felicitas ihr eine wunderschöne Puppe zum Spielen geschenkt.

Sie drückte ihren neuen Liebling, der die Augen auf und zu machen konnte und „Mama" sagen konnte, fest an sich und war ab da mit ihr beschäftigt.

Dann war Fabi an der Reihe. Als sie den Schminkkoffer sah, flippte sie fast aus vor Freude.

„Bin im Zimmer", rief sie und vergaß vor lauter Begeisterung sich bei ihrer Mutter zu bedanken.

„Wie hast du gemeint? Der erste Freund in 8 bis 10 Jahren?", spöttelte Hans-Werner, „und dann besorgst du ihr auch noch Brandbeschleuniger? Mutig, mutig."

„Frechdachs, komm mal her zu mir", sagte sie in strengem Ton.

Folgsam wie ein kleiner Junge, der etwas angestellt hatte, ging er zu ihr und versuchte ernst und schuldbewußt drein zu schauen, aber als er ihr in die Augen blickte, wurde sein Blick liebevoll. Sollte sie ihn ruhig tadeln, er würde sie immer nur liebhaben.

1...456789