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Die neue Wohnung

Geschichte Info
Mutter und Sohn bilden eine Wohngemeinschaft
13.2k Wörter
4.59
139k
21
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Eine alleinerziehende Mutter muss aus finanziellen Gründen in eine kleinere Wohnung ziehen und bildet mit ihrem Sohn gewissermaßen eine WG.

*

Und wiedermal lag ich auf meinem Bett, hatte einen Kopfhörer auf und es lief laute Musik. Vergebens. Ich überlegte den Kopfhörer abzunehmen und mit den Handflächen die Ohren zuzuhalten. Denn meine Alten zofften sich wiedermal. Trotzdem meine Alten im Erdgeschoß stritten, trotzdem meine Türe geschlossen war hörte ich jedes bösartige Wort.

An sich war das nichts neues, das ging schon Jahre so. Nur es wurde immer häufiger und die Auseinandersetzungen immer Bösartiger, die Pausen zwischen dem Streiten immer eisiger. Normalerweise verdrückte ich mich immer wenn sowas im Anzug war. Zu Kumpels, ins Jugendzentrum zum Billard spielen, in die Sporthalle zum Tischtennis. Nur, wo soll ich heute hin?

Es ist heiliger Abend. Das Feste der Liebe und der Familie. Alles ist zu. Meine Kumpels will ich nicht so überraschend behelligen. Und manchmal muss man auch was mit sich alleine ausmachen. Ich ging trotzdem. Schnappte mir meinen Rucksack, packte im Keller wahllos vier Flaschen Bier hinein. Dann durch die Kellertüre in den Garten, seitlich über den Zaun hinweg, so sehen mich meine Alten nicht. Üblicherweise umgekehrt mein Geheimweg wenn ich mal wieder zu spät nach Hause kam.

Ich streifte planlos durch die Straßen. Alles gespenstisch Ruhig, bunte Lichter hinter den Fenstern. Es nieselte leicht, war viel zu warm für die Jahreszeit. Vielleicht ganz gut jetzt. Plötzlich bemerkte ich dass ich bei meiner Schule bin. Gymnasium. Setze mich auf den Gitterrost des Heizungskellers, warme Luft zieht von unten hoch und ein überhängendes Dach schützt etwas. Ich denke nach. Keine Ahnung wie lange.

Ein offensichtlich Obdachloser kam träge angewatschelt, stellt umständlich 4 Plastiktüten auf den Boden und setzt sich neben mich auf den Rost, lehnt sich mit dem Rücken an die Wand, sieht mich an.

„Läuft wohl gerade nicht so gut, Junge?"

„Wie kommen sie da drauf?"

„Wenn ein Junge in guten Kleidern mit frischem Haarschnitt an einem solchen Abend alleine an einem solchen Ort sitzt und in den Boden starrt dann stimmt was gewaltig nicht."

Lange sah ich ihn an. Der Mann war unrasiert und die Bekleidung ziemlich Abgetragen. Eine russische Filzmütze schützte sein Haupt. Kurz überlegte ich ob das ein Angebot war um mein Herz auszuschütten oder eine Einleitung weil er sich jetzt auskotzen wollte. Aber er sagte sonst nichts, starrte ebenfalls in den Boden. Ich schämte mich plötzlich etwas zu sagen. Dieser Mann hatte wohl weit größere Probleme wie ich?

„Und was machen Sie hier?"

„Du sitzt auf meinem Schlafplatz."

„Oh, Entschuldigung!"

Eben wollte ich aufstehen, als er mich am Arm zurückhielt.

„Passt schon. Bleib nur. Du wirst ja nicht ewig wach bleiben wollen. Und dann gehst du wieder in dein schönes Heim zurück."

„Schönes Heim? Vielleicht. Aber hier ist es Friedlicher."

„Ach so. Daher weht der Wind. Deine Alten."

Nicken. Ich erinnerte mich an den Inhalt meines Rucksacks, kramte darin, reichte meinem Nachbarn eine Flasche und nahm selber eine. Der sah auf das Ettikett.

„Augustiner. Edelstoff. Das nenne ich mal Weihnachtsbier!"

Gekonnt öffnete er den Kronkorken an der Betonkante. Wie ich mich etwas ungeschickt anstellte öffnete er meine Flasche auch noch. Leise klirrten die Flaschenböden gegeneinander, eine entfernte Laterne spendete fahles Licht durch die kahlen Bäume.

„Bernd."

„Mike."

„Dann mal frohes Fest, Mike!"

„Danke, dir auch!"

Tiefer langsamer genüsslicher Schluck aus der Flasche.

„Dann erzähle doch mal, Mike."

„Danke für das Angebot. Aber ich fänd's Scheisse mich jetzt auszukotzen, wo du wahrscheinlich andere Probleme hast wie ich."

„Ich habe keine Probleme. Mir geht es gut. Ich habe freiwillig dieses Leben gewählt." Erstaunt sah ich ihn an. „Ich hatte auch mal alles. Haus, Job, Familie, Auto, Segelyacht, Privatjet." In diesem Augenblick glaubte ich kurz er flunkerte. „Immer mehr, immer besser, immer teurer. Dann hat er angeklopft. Der Schlaganfall. Ich war 44 und für 3 Wochen halbseitig gelähmt. Hilfsbedürftig. Habe mich nur langsam wieder erholt. Da merkst du schnell auf wen du dich verlassen kannst. Wie schnell du ausgetauscht wirst wenn du nicht mehr funktionierst. Diese Erfahrung war so krass dass ich einen Schnitt machen musste. Ich will mich vom Konsum nicht erpressen lassen, ich will nicht funktionieren müssen. Ich will keinen Schlaganfall mehr haben. Ich will nur noch leben. Sonst nichts."

„Wow!" Ich war echt sprachlos.

„Den einzigen Luxus den ich mir heute noch leiste ist eine Krankenversicherung. Mein Herz beobachten. Aber im Moment sieht es recht gut aus. Sie geben mir noch 10 oder 15 Jahre."

„Dann mal auf deine Gesundheit!"

Wieder klirrten die Flaschenböden gegeneinander. Wie ich ihn mir genauer ansah bemerkte ich dass Bernd zwar ärmlich daher kam, aber nicht abgefuckt. Die Zähne blitzten weiss. Nicht gelb oder braun. Die Plastiktüten schienen Gegenstände des täglichen Bedarfs zu enthalten, keine Schnapsflaschen. Bernd sprach deutlich und prägnant. Sog nicht gierig an der Flasche, die zweite Halbe lehnte er ab. Seine Geschichte erschien stimmig. Langsam taute ich auf und wir fanden in ein ziemlich anspruchsvolles Gespräch. Ich ging erst spät. Und er machte mir große Hoffnung. Bernd scheint ein weiser Mann zu sein.

Ich schlich um unser Haus herum, es war leise. Ging durch den Keller ins warme. Wie ich wieder komme sitzt meine Mutter im Wohnzimmer. Ziemlich übel zugerichtet. Ein Veilchen, eine Wange stark gerötet mit deutlich erkennbarem Handabdruck. Das Wohnzimmer verwüstet, sie starrte in den gebrochenen Glastisch hinein. Bemerkte mich nicht.

Dad hatte eine Grenze überschritten. Ich konnte jedoch mit Mum kein Mitleid empfinden, da sich beide immer gegenseitig wirklich derbe beschimpften und unter die Gürtellinie beleidigten. Ich weiss nicht was Menschen dazu bewegt solche Aggressionen gegeneinander auszuschütten. Irgendwann hatten sie sich mal geliebt? Ich ging in mein Zimmer. Wenigstens war es ruhig. Schlafen konnte ich nicht, dachte lange noch an Bernd, den Clochard. Der lag jetzt auf seinem warmen Gitterrost. Zufrieden?

Das war dann auch das letzte Mal dass ich etwas von Dad sah. Also hörte. Die Feiertage blieben ruhig und ich hing mit meinen Kumpels ab. Obwohl ich Bernd noch manchmal suchte fand ich ihn nicht mehr. Dafür stand dann pünktlich mit dem 7.1. ein Mann von der Bank Spätnachmittag vor der Haustüre. Ich verstand nicht wirklich um was es ging. Geldprobleme.

Wir hatten ein Reihenhaus. Es wäre kaum etwas getilgt worden, nur Zinsen bedient. Selbst das seit Monaten nicht mehr. Also Zwangsversteigerung. Und damit sofort ausziehen. Das Verstand ich wieder. Jedoch gibt es keine Wohnungen mehr. Also nicht für uns. Vielleicht für Topverdiener. Oder für bestimmte andere Bevölkerungsgruppen. Die bekommen das sogar kostenlos, mit Heizung und drei Mahlzeiten täglich. Selbst ein beheizter Wohncontainer erscheint plötzlich luxuriös wenn du nicht weisst wo du hin sollst. Wieder dachte ich an Bernd. Was würde der in einer solchen Situation tun?

Wirklich in allerletzter Sekunde bekamen wir rein zufällig ein winziges Appartement von einer Freundin meiner Mutter, weil deren Oma extra wegen uns etwas früher ins Pflegeheim zog. Keine Ahnung, vielleicht 25m². Wir sollten nur solange darin wohnen bis wir was vernünftiges finden. Es blieb wenig Platz für Möbel. Eine Wand war komplett mit Umzugskarton zu gestapelt, die andere mit wenigen zerlegten Möbeln.

Im Wesentlichen stand nur das große Ehebett offen im Raum, eine kleine Singleküche war schon in der Wohnung und Essen taten wir auf den ehemaligen Campingmöbeln. Die stammen noch aus einer Zeit wo sich meine Eltern verstanden und wir zweimal im Jahr mit dem Wohnwagen nach Italien fuhren. Der Wohnwagen und das Familienglück gingen drauf als wir von der Mietwohnung in das eigene Haus zogen. So eigen war das Haus jedoch nicht, wie sich nun heraus stellte. Im Grunde war es das Haus der Bank und wir waren für paar Jahre nur geduldet darin.

Es änderte sich Viel. Nicht nur die beengte Wohnsituation. Mama war plötzlich innerlich Ruhig. Ich erkannte sie kaum wieder. Die ständige Anspannung war weg, sie zeigte ein bisher ungekanntes freundliches Gesicht. Trotz der Umstände wirkte sie eher zuversichtlich. Und ich war gezwungen mich mit meiner Mutter auseinander zu setzen wenn ich Zuhause war. Seit vielen Jahren konnte ich mich einfach in mein Zimmer einschließen wenn mir meine Alten auf den Sack gingen. Das taten sie praktisch immer.

Die letzten Jahre waren meine Alten praktisch nicht existent. So ging ich einfach an den Kühlschrank wenn ich Hunger hatte und stellte etwas in die Mikrowelle. Gemeinsame Mahlzeiten fanden so gut wie nicht statt. Getragene Wäsche warf ich im Keller neben die Waschmaschine, die saubere Wäsche stand in einem Korb vor meinem Zimmer. Das Taschengeld bekam ich früher an die Pinwand geklemmt, die letzten Monate fiel auch das aus und mein einziges Einkommen war immer Donnerstags das Käseblatt auszutragen. Ich sah meine Alten vielleicht 2 Stunden in der Woche, meinen Dad wahrscheinlich seltener.

Plötzlich wohnten wir buchstäblich wieder zusammen. Ich sah meine Mum täglich mehrere Stunden, musste mit ihr reden. Wir saßen an einem Tisch zum Essen, zum Fernsehen und Hausaufgaben machen. Und wir mussten zwangsläufig in einem großen Bett nächtigen.

Wow, welch neue Erkenntnis: Meine Mum ist ein Mensch! Der reden und zuhören kann. Kein Geist der heimlich die Wäsche macht. Und meine Mum kann sogar leise reden, sich ohne Kraftausdrücke gewählt ausdrücken und hat gelegentlich ein Lächeln auf den Lippen. Was ist denn da los?

Genau genommen fehlen mir ein paar Jahre in der Zeitrechnung meiner Familie. Seit etwa ein Jahr nachdem das Reihenhaus gekauft wurde. Ich ging meinen Alten nur noch aus dem Weg. Sie waren scheinbar froh sich nicht auch noch um mich kümmern zu müssen. Und mir wurden meine Alten komplett gleichgültig. Und Fremd. So auch Mum. Als Mensch und als Frau.

Mum suchte sich wieder Arbeit in ihrem alten Beruf. Irgendwas im Büro und mit Versicherung, vier volle Tage in der Woche. Da ging sie morgens vor mir aus der Wohnung. Montags blieb sie länger liegen.

Wenn man so ungewohnt eng aufeinander lebt geht plötzlich auch jegliche Privat- und Intimsphäre verloren. Selbst die einfachsten alltäglichen Bedürfnisse müssen neu geregelt werden. Duschen. Zähneputzen. Toilette. Onanieren. Ja, das gehört zu den dringenden Bedürfnissen eines jungen Mannes wenn er keine Freundin hat. Im eigenen Zimmer kein Problem seine Schmuddelheftchen (bevorzugt die mit dem Häschen) zu verstecken und sich gelegentlich -- also täglich -- einen runter zu schütteln. Und nun?

Unter der Woche ging meine Mutter früher aus dem Haus wie ich, aber nicht früh genug. Zu wenig Zeit zum aufgeilen und abwichsen bis der Bus fuhr. Die Heftchensammlung als Wichsvorlage ging vor dem Umzug auch flöten. Draussen noch Winter, zu kalt um sich im Freien ein lauschiges Plätzchen zu suchen.

Das winzige Bad absperren beim Duschen war nicht möglich. In der Oberstufe hat man zu oft auch Nachmittags Schule, meist kam ich nach Mum nach Hause. Kurz: Es wurde die Hölle. Schon nach wenigen Wochen der Samenstau. Meine Kumpels würden das nicht verstehen, denn sie haben eigene Zimmer. Oder bereits eine Freundin. Oder beides.

Plötzlich musste ich mich mit meiner Mutter auch als Frau wieder auseinander setzen. Sie entkleidete sich und zog sich um. Im Zimmer. Im einzigen Zimmer. Natürlich ging sie etwas zur Seite und drehte sich weg. Allerdings nicht sonderlich weit, bei 25m². Und natürlich sieht man als Junge hin. Verstohlen und heimlich, aber man sieht hin. Mum isst kaum noch was, keine Ahnung warum. Sie nimmt ab. Nicht dass sie vorher Fett war, bestenfalls Mollig vielleicht. Soweit ich mich überhaupt daran erinnern kann. Jetzt sehe ich das. Täglich.

Manchmal läuft sie nachlässig nur in Strumpfhose und Top im Zimmer herum. Früher fiel mir das nicht auf, denn wenn ich Zuhause war dann alleine in meinem Zimmer. Nun passierte es schon mehrfach dass ich sie völlig unbekleidet sah, wenn ich zum Beispiel aus dem Bad kam und sie gerade ihr Nachthemd anzog. Es schien sie nicht zum kümmern.

Für mich wurde es zunehmend zum Problem. Dicke Nüsse, kaum Gelegenheiten zum Abschütteln. Und wenn dann immer in Hektik und der Angst unterbrechen zu müssen oder dabei erwischt zu werden. Scheiß Situation.

Gerade in einer solchen Situation dann läuft eine Frau im Zimmer umher. In schwarzer schimmernder Figur betonender Strumpfhose und einem engen hellen Top, unter dem sich deutlich der dunkle BH durch zeichnet. Natürlich sieht ein Junge sowas gerne. Aber nicht wenn er am heimlichen abschütteln verhindert ist.

Das sonderbare: Meine Mum ist mir irgendwie als Mutter reichlich fremd. Ich kann sie nicht als meine Mutter sehen. Dazu war sie die letzten Jahre emotional einfach zu weit weg, zu lästig, mit zu vielen Problemen und ständigem Ärger behaftet.

Und jetzt? Ich lerne sie im Moment völlig neu kennen. Ich sehe den Geist täglich wenn sie die Waschmaschine befüllt oder die Wäsche am kleinen Balkon zum trocknen aufhängt. Wenn sie kocht oder bügelt. Wenn sie sich morgens recht förmlich für ihren Bürojob ankleidet und in ihre halbhohen Pumps schlüpft. Wenn ich Abends mal später Heim komme und sie brettbreit quer über das Bett liegt zum Fernsehen. Sehe ihre Beine wenn dabei das Nachthemd hochgerutscht ist. Eigentlich schöne Beine. Auch wenn ich das so nicht sehen will.

Sie lernt mich im Prinzip auch neu kennen. Sie fragt immer öfter nach Details in meinem Leben, war total erstaunt dass ich schon in der 13.Klasse bin. Dabei habe ich bis vor kurzem noch brav jedes halbe Jahr mein Zeugnis zum Unterschreiben vorgelegt. Ebenso wie sie mich ansieht. Und manchmal beobachtet. Anscheinend wird ihr langsam bewusst wie wir all die Jahre aneinander vorbei gelebt hatten.

Es kam immer öfters vor dass wir während dem gemeinsamen Essen ausführlich redeten. Und danach noch eine halbe Stunde länger saßen zum Quatschen. Man bekam den Eindruck dass sie tatsächlich aus Interesse fragte, nicht aus Höflichkeit. Vielleicht wurde ihr ebenfalls bewusst was sie die letzten Jahre versäumt hatte. Jeden Tag wurde ich dafür fortan mit etwas anderem Frauenkram beschäftigt.

Gut, Schuhe scheinen ein typisches allgemeines Frauenproblem zu sein. Ich selber habe 4 Paar. Leichte Sandalen für den Sommer, normale Halbschuhe für universellen Einsatz, Sportschuhe für Tischtennis und ein paar Trekking-Boots zum wandern und für den Winter.

Mum hat geschätzte 50 Paar. Vielleicht 20 Paar für den Winter in 3 Karton im Keller. Etwa 30 Paar für den Sommer. Alleine 10 Paar verschiedene Pumps die sie vorwiegend zur Arbeit trägt. Dann noch Sandaletten, Pantoletten, Dianetten, Mules und was weiß ich noch alles. Ohne Absätze, Keilabsätze, halbhohe- und hohe schlanke Absätze. Früher standen die alle in einem Regal im Keller, da war es mir auch noch egal. Jetzt steht alles in als Regalersatz aufgestapelten, nach vorne offenen Kartons im winzigen Flur und sie schwört dass sie die alle unbedingt braucht.

Auf dem Balkon könnte man gut sitzen. Jedoch es sind unzählige Leinen gespannt. Darauf flattern immer und ständig irgendwelche Klamotten. Gewaschene. Und nicht gewaschene zum Lüften. Und Klamotten zum lüften die dann doch gewaschen werden müssen. Und Unterwäsche. Also ein Hauch von Unterwäsche. Keine Ahnung für wen Frauen solch dürftiges Stöffchen tragen. Klar sieht es schön aus, aber auch etwas unbequem. Mir kann niemand erzählen dass nur eine Schnur durch die Kimme irgendwie praktisch oder bequem sein soll. Zudem unten drunter sieht es ja niemand. Aber Mama schwört auch hier dass sie es nur für sich trägt.

Menstruation. Daran zu erkennen das Frauen zickig werden, furchtbar heimlich unter abenteuerlichen Verrenkungen im Bad rumturnen und dass die Toilette dann häufig verstopft ist. Früher hatte ich mein eigenes Kloo, da war es mir egal.

Und ich verstehe auch nicht warum Frauen Zuhause meistens mit Unterwäsche rumlaufen müssen. Dafür gibt es Morgenmäntel, Jogginganzüge, bewusst lange weite Shirts welche bis an die Knie reichen und als Kleidersatz Bequemlichkeit versprechen. Mama hat sowas. Dennoch sehe ich sie fast nur noch in Strumpfhosen und Top. Wenigstens sieht es irgendwie schön aus.

Der verstärkte Höschenteil sollte eigentlich Blickdicht sein, dennoch schimmert oft der Slip durch. Oder man sieht eben keinen Slip durchschimmern, was auch nicht viel besser ist. Ich verstehe wohl auch nie warum Frauen mit zierlichen höheren Schuhen in der Wohnung laufen müssen. Ich finde Barfuß sehr viel bequemer. Mama geht auch oft in Strumpfhosen zum Schlafen wenn sie nicht ihr altertümliches Nachthemd trägt. Obwohl, auch dieses wird nach und nach ausgetauscht. Kürzer, leichter, offener selbst hier die Devise. Vielleicht alles Gewöhnungssache.

Frauen telefonieren. Ewig. Zwei Stunden aufwärts. Dann legen sie auf und tippen noch 20 SMS. Wenn sie quatscht muss ich immer leise sein. Kein Problem wenn ich Hausaufgaben mache. Und wenn ich mal telefonieren will ist grundsätzlich der Akku leer. Mama schwört das alle Frauen so sind und dass ich mich schonmal daran gewöhnen muss.

Anfangs war sie noch penibel auf Umsicht und gegenseitige Rücksicht geimpft. Langsam überwiegt bei ihr Bequemlichkeit. Manchmal kommt mir vor sie sieht mich im Alltag schon wie einen Lebenspartner. Am meisten kämpfe ich mit ihrer nachlässigen Bekleidung. Wie soll ein junger Mann damit Umgehen? Sieht man hin ist man ein Spanner. Sieht man weg ist man Verklemmt. Dabei ist der kleinste weibliche Reiz im falschen Moment schon oft etwas unangenehm.

Wenn sie sich zum Beispiel nach was bückt am Boden und das zierliche Top mit dem leichten BH darunter sind ob des Gewichtes des Inhaltes überfordert und zeigen baumelnde Glocken, wo gerade noch die Brustwarzen bedeckt sind. Oder wenn das Hinterteil von der hautengen schwarz schimmernden Strumpfhose betörend betont wird. Vielleicht noch die Waden gestrafft von etwas höheren Pantoletten, deren Absätze laut am Parkett klappern. Das trägt nicht zur Beruhigung eines jungen Mannes bei. Auch wenn es nur die eigene Mutter ist.

Meine hormonelle Qual steigerte sich immer weiter. Ich hoffte so sehr auf ein baldiges eigenes Zimmer, war derweil gezwungen bald jede seltene Situation zum abschütteln auszunutzen. Auch wenn es gefährlich werden könnte. Mehrmals hatte mich Mum knapp erwischt. Ich hörte gerade noch rechtzeitig ihre Schritte im Treppenhaus vor der Wohnungstüre, ein Vorteil dass sie jetzt immer zur Arbeit förmliches Schuhwerk trug. Oft halbhohe Pumps mit schlanken Absätzen zum Kostüm.

Letztes Mal war es noch knapper, ich hörte den Schlüsselbund an der Haustüre rasseln und riss hektisch meine Jogginghose an die Hüften, dann stand Mom schon im Flur und damit ja auch schon fast im winzigen Bad. Wenn sie kommt muss sie oft sofort auf Toilette.

Ich dachte fest sie hat nichts gesehen, meine harte Latte in der Jogginghose ist durch den Schreck schnell genug abgeschwollen und nahm mir vor für die Zukunft Vorsichtiger zu sein. Was ich nicht wusste: Dabei tat Mum nur unbedarft, sie hat es genau mitbekommen. Sie wollte es in ihrer Unsicherheit nicht merken, denn das hätte eine Reaktion ihrerseits erfordert. Statt dessen trug sie viele Wochen ein quälendes Gefühl mit sich herum.

Man merkte ihr an dass etwas war. Aber sie sagte nichts. Ich schloss es auf Probleme mit Dad. Das will ich nicht hören. Soll sie sich bei einer ihrer Freundinnen auskotzen. Was sie wohl auch irgendwann tat.

In ihrer ratlosen Unsicherheit fragte sie schließlich ihre beste Freundin wie das bei deren etwa gleichaltrigen Söhnen war. Diese reagierte erst erheitert, bemerkte dann jedoch die seelische Notlage meiner Mum und zwang sich zum Ernst.