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Die Weltreise - Kapitel 10

Geschichte Info
Kapitel 10 - Sieben Tage.
7.6k Wörter
4.6
5k
4

Teil 10 der 11 teiligen Serie

Aktualisiert 04/26/2024
Erstellt 06/08/2023
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Kapitel 10 - Sieben Tage

Gespannt sahen wir dem Kapitän ins Gesicht und warteten darauf, dass er seine Aussage präzisierte. Wir hatten keine Ahnung, von was für einer Idee er da sprach. „Also folgendes. Ihr beide habt ja das Problem, dass ihr in Deutschland nicht heiraten könnt, da ihr Geschwister seid, korrekt?" Mit einem Nicken bestätigten wir den offensichtlichen Fakt. „Und was, wenn ich euch sage, dass ihr euch deswegen so gut wie keine Gedanken machen müsstet?" Langsam spannte er uns mit seiner Fragerei echt auf die Folter.

„Nun sag schon, was deine Idee ist Onkel Peter, du siehst doch, wie angespannt wir alle schon warten", sprach Sasha aus, was wir alle wohl dachten. Das Grinsen des Kapitäns wurde noch breiter.

„Ganz einfach, laut internationalem Seerecht darf ich euch trauen, wenn ihr wollt." Verwirrung machte sich breit. Sicherlich hatte ich das in Filmen schon gesehen, doch konnte ich mir nicht vorstellen, dass ein Schiffskapitän wirklich die gleichen Rechte wie ein echter Standesbeamte hatte. Dies brachte ich auch gegenüber dem Kapitän zum Ausdruck, woraufhin dieser mich mit mildem Lächeln ansah.

„Im Prinzip hast du recht, Bibi. Das man einfach auf jedem Schiff heiraten kann ist Seemannsgarn. Es gibt allerdings zwei Ausnahmen, bei denen es dem Kapitän erlaubt ist, eine rechtskräftige Ehe zu schließen. Nämlich dann, wenn das Schiff entweder unter der Flagge Bermudas fährt oder aber unter der von Malta." Das letzte Wort traf mich wie ein Donnerschlag. Nur zu gut hatte ich die Worte von Silvia noch im Ohr, als sie unserer Mutter beim Frühstück vor einigen Wochen ihr neu erworben Wissen unterbreitet hatte. ‚Wissen sie eigentlich, Margot, dass wir unter einer maltesischen Flagge fahren? Das hat mit der Reederei zu tun!'

Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so still war es nach der Ansage des Kapitäns im Raum. Keiner wagte auch nur ein Wort zu sagen, doch schließlich konnte sich meine Mutter nicht mehr zurückhalten. „Na das sind doch fantastische Neuigkeiten, was sagt ihr zwei dazu?" Immer noch hatte mein Gehirn die Information nicht verarbeiten können, doch mein Liebster übernahm die Antwort für uns beide.

„Wenn es nach mir geht, sofort." Fragend sah er mich an. Endlich löste sich auch bei mir der Knoten im Kopf und energisch nickte ich in die Runde.

„Auf jeden Fall, nichts würde ich mir mehr wünschen. Last uns anfangen." Von plötzlicher Euphorie erfüllt, ergriff ich die Hand meines Bruders und schaute erwartungsvoll auf den Kapitän. Doch unsere Mutter hatte scheinbar Einwände.

„Moment, so geht das nicht. Ihr könnte doch nicht in T-Shirt und Jeanshosen heiraten. Ein wenig Tradition sollte schon sein. Und Ringe haben wir auch keine und keinen Brautstrauß." Kopfschüttelnd baute sie uns vor uns auf.

Der Kapitän hatte ebenfalls noch Anmerkungen vorzubringen.

„Nebenbei könnte ich das jetzt sowieso nicht tun, ein paar Bedingungen sind da schon noch einzuhalten." Spätestens damit holte er uns wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. „Also zum einen muss die Trauung in internationalen Gewässern stattfinden, wo wir uns momentan nicht befinden. Zum anderen muss die Hochzeit öffentlich bekannt gegeben werden." Wenn ich mit dem ersten Teil auch noch gut leben konnte, der zweite Teil des Satzes, brachte meine Euphorie gänzlich zum Erliegen. Es war ausgeschlossen, dass jeder an Bord so offen und tolerant war, wie die Personen, welche gerade im Raum versammelt waren. Vor allem dachte ich dabei an Silvia, die mir sehr resolut erschien und ganz sicher ihre Stimme gegen diese Eheschließung erheben würde. Verzweifelt sah ich meinen Bruder an.

„Wäre ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein." Noch während ich das aussprach, lief mir eine Träne die Wange herunter. Doch Mike blickte mich nur entschlossen an und wischte mit einem Finger meine Träne aus meinem Gesicht.

„So eine Chance werden wir wahrscheinlich nicht ein zweites Mal bekommen und ich werde den Teufel tun und sie ausschlagen. Wir finden auch dafür eine Lösung." Die Überzeugung in seiner Stimme, mit der er diese Worte sagte, griff auch auf mich über und ein kleiner Funken Hoffnung kehrte in mich zurück. Trotzdem musste ich noch eine Frage loswerden.

„Kapitän? Aber ist es nicht trotzdem verboten? Ich meine, weil Mike und ich nun mal Bruder und Schwester sind?" Bedächtig nickte Sashas Onkel in meine Richtung.

„Das stimmt, aber lass das mal meine Sorge sein. Ich habe da durchaus meine Möglichkeiten." Ein aufmunterndes Lächeln umspielte seinen Mund.

Wir entschieden daraufhin, die Planungen auf den nächsten Tag zu verschieben. Es war immerhin schon kurz vor Mitternacht. So wünschten wir uns zusammen eine gute Nacht und verschwanden in unsere jeweiligen Kabinen. Die Anstrengungen der letzten Tage hätten mich eigentlich sofort einschlafen lassen müssen, doch mein Kopf kam nicht zur Ruhe. Ich blickte in Richtung meines Bruders, welcher neben mir lag und bewunderte ihn dafür, dass er sich schon im Land der Träume befand. Aus Verzweiflung begann ich schon Schäfchen zu zählen, dann umfing auch mich der Mantel des Schlafes.

Als es gegen die Tür hämmerte, wurde ich unsanft aus meinem Traum gerissen und verschlafen öffnete ich die Augen. Noch im Halbschlaf stand ich auf und ging zur Tür. So unsanft geweckt zu werden, konnte ich gar nicht leiden. „Was zur Hölle soll dieser Lärm mitten in der Nacht?", begrüßt ich dementsprechend den ungebetenen Störenfried. Doch da wurde ich schon in die Kabine zurückgedrängt.

„Mensch Bibi, bist du irre? Du kannst doch nicht nackt die Tür öffnen!" Ich sah Sasha erst in die Augen, registrierte dann was sie gesagt hatte und schaute an mir herunter. Erst da wurde mir bewusst, dass ich tatsächlich im Evakostüm vor ihr stand. „Stell dir vor, es wäre eure Mutter, oder schlimmer noch mein Onkel oder ein anderer aus der Crew gewesen. Na, das wäre echt peinlich geworden." Sichtlich vergnügt über meine Nachlässigkeit wartete sie auf eine Reaktion. Mein Gehirn hatte sich in der Zwischenzeit wieder zum Dienst gemeldet und so konnte ich wenigstens mit einer halbwegs schlagfertigen Antwort aufwarten.

„Als ob es dich stören würde, dass ich nackt vor dir stehe", versuchte ich wenigstens halbwegs zu kontern, ohne auf ihren Nachtrag einzugehen. Doch Sasha grinste mich nur an.

„Das habe ich auch nicht behauptet, übrigens solltest du für die Hochzeitsnacht da unten noch ein wenig nacharbeiten." Und ohne eine Spur von Zurückhaltung, streifte sie mit ihren Fingern durch meinen Schambereich. Sofort zuckte ich zusammen.

„Sasha!", rief ich lauter aus, als beabsichtigt. Daraufhin regte sich etwas im Bett und mein Bruder hob verschlafen seinen Kopf.

„Was ist denn hier...?", verwundert betrachtete er die sich ihm bietende Szene. Ich nackt vor dem Bett, vor mir Sasha mit einer Hand an meinem Schritt. Verwirrt schüttelte Mike den Kopf. „Ich muss wohl noch träumen", stellte er dann fest und fing dümmlich an zu Grinsen. ‚Männer' schoss es mir durch den Kopf und schlug gleichzeitig Sashas Hand weg.

„Sorry Bruderherz, aber das ist kein feuchter Traum von dir, du bist wach, also lass die Decke bitte über dir." Das ich es tatsächlich schaffte so gefasst auf die Situation zu reagieren, erstaunte mich selbst am meisten. Aber nach dem, was wir mit Sasha alles schon erlebt oder in ihrer Gegenwart getan hatten, verkam dieses Ereignis zu einer Lappalie. Ich ging schnell zum Sessel und warf mir das T-Shirt meines Bruders über, was an mir wie ein kurzes Kleid wirkte. Dann sah ich unseren Eindringling an. „Also, was willst du eigentlich hier? Draußen ist es noch dunkel und die letzten Tage waren echt anstrengend. Ich hätte nichts gegen ein wenig mehr Schlaf."

Sasha wirkte fast ein wenig enttäuscht, dass ich meine Blöße bedeckte hatte, schien sich dann aber an den Grund ihres Besuches zu erinnern. „Naja, ich hatte mir überlegt, wie wir das mit der Bekanntmachung anstellen, also dass sich niemand berufen fühlt, euren Tag zu zerstören und der Eheschließung zu widersprechen." Anschließend machte sie eine Kunstpause, scheinbar damit ihre nächsten Worte genug Gewicht bekommen. „Was ist, wenn wir ankündigen, dass nicht du, sondern Mike und ich heiraten wollen. Das würde die meisten Gäste dann nicht interessieren." Kurz dachte ich über ihren Vorschlag nach, doch noch während ich noch das für und wider abwog, schaltete sich mein Bruder ein.

„Das würde das Problem aber nicht final lösen Sasha. Und außerdem würde dann wahrscheinlich fast die ganze Crew an der Feier teilnehmen wollen, immerhin bist du die Nichte des Kapitäns. Danke für deinen Vorschlag, aber ich denke es gibt nur einen Weg." Fragend sahen wir ihn daraufhin an. „Ich möchte den Rest unseres Lebens nicht mit einer Lüge oder Geheimnissen beginnen, Bibi. Daher sage ich, lass es alle wissen und ich bin davon überzeugt, dass niemand seine Stimme erheben wird. Sicherlich werden ein paar wenige vorher auf uns zukommen, vielleicht werden noch mehr Leute mit dem Finger auf uns zeigen, aber das ist mir egal. Ich stehe zu meinen Gefühlen und damit auch zu meiner Verlobten." Die Ansprache hatte sowohl Sasha als auch mich selbst sprachlos werden lassen. Jedenfalls schauten wir uns beide erstmal stumm an, doch dann fing Sasha an zu Grinsen.

„Also wenn du ihn nach der Ansage nicht heiratest, mach ich es." Doch entschieden schüttelte ich meinen Kopf.

„Nix da, der gehört ganz und gar mir. Und Mike mein Schatz, danke. Ich bin jedes Mal aufs Neue von dir überrascht. Du hast aber recht, ich will auch nicht mit falschen Voraussetzungen in unser neues Leben starten, also ja, ich stimme dir zu. Es sollen ruhig alle wissen, wir haben schon so viel überstanden, das schaffen wir auch noch." Mit meinen letzten Worten ließ ich mich auch schon in seine Arme sinken und ein leidenschaftlicher Kuss ließ jeden letzten Rest Zweifel im Keim ersticken. Allerdings wurde der Kuss unterbrochen, als ich, ohne mich dagegen wehren zu können, gähnen musste. Mike aber sah mich einfach nur verliebt an, dann wandte er sich an Sasha, welche immer noch vor dem Bett stand.

„Raus jetzt mit dir, lass uns wenigstens noch ein paar Stunden schlafen." Wir hatten keine Ahnung, warum sie daraufhin ein leicht enttäuschtes Gesicht zog, vielleicht hatte sie ja noch auf eine erotische Zugabe gehofft, aber ohne weitere Worte, zog sie sich zurück und ließ uns allein. Ich drückte mich eng an Mike. Doch dieser hatte noch etwas auf dem Herzen. „Liebling, auch wenn ich es großartig finde, dass wir uns jetzt auch schon die Klamotten teilen, aber nackt habe ich dich lieber im Bett." Ich zuckte nur mit den Achseln und streifte mir sein Shirt wieder vom Körper.

„Aber jetzt wird trotzdem geschlafen und nicht mehr gespielt." Nach einem Kuss auf die Stirn, sah mich mein Liebster an.

„Keine Panik meine Göttin, auch wenn ich dich immer begehre, ist mir schon bewusst, dass morgen ein anstrengender Tag wird." Ein leicht schiefes Lächeln legte sich auf meinen Mund.

„Morgen? Schau mal auf die Uhr, wir haben maximal noch vier Stunden."

Das wir tatsächlich pünktlich am Frühstückstisch saßen, war wohl der Aufregung geschuldet. Meine Mutter machte gerade eine Liste, was wir alles noch besorgen mussten, bevor wir am heutigen Nachmittag Yokohama verlassen würden. Als Punkt eins stand natürlich das Kleid auf dem Zettel, gefolgt vom Smoking für meinen Zukünftigen. Neben uns dreien beteiligte sich noch Sasha an dem Brain Storming, welche allerdings erst eine halbe Stunde später zu uns gestoßen war. Als wir alles notiert hatten, ging es an die Aufgabenverteilung. Klar war, meine Mama würde mich dabei begleiten, ein Kleid auszuwählen. Sasha war zwar etwas enttäuscht, ließ sich aber dazu überreden, Mike zu begleiten, da ihr Onkel leider keine Zeit hatte. Die beiden würden sich um seinen Smoking und um die Ringe kümmern. „Um alles andere können wir uns kümmern, wenn wir wieder unterwegs sind", hatte uns Sasha die Information ihres Onkels mitgeteilt. Meine Mutter bestand aber darauf, dass wir noch einen Strauß besorgten. Die Stimmung war gut, auch wenn ich etwas wehmütig an das Kleid dachte. Vor ein paar Jahren hatte meine Mutter mir ihr Kleid gezeigt und ich hatte mich sofort in dieses verliebt. Als ich es dann auch noch anprobieren durfte, schwärmte ich meiner Mutter damals vor, dass ich in genau diesem Traum aus Seide und Tüll einmal heiraten würde. Das Kleid befand sich allerdings zuhause im Schrank meiner Mutter und war damit für mich unerreichbar. Also schob ich die Gedanken beiseite. Nachdem die Aufgaben verteilt waren, fuhren wir mit einem Taxi Richtung Innenstadt.

In der Stadt trennten sich unsere Wege und schweren Herzens ließ ich meinen Liebsten ziehen. Es war das erste Mal seit Monaten, das wir den Tag nicht miteinander verbringen würden. Auch Mike schien es schwer zu fallen sich von mir zu trennen und Sasha musste ihn regelrecht von mir wegzerren, als wir uns abermals einem leidenschaftlichen Kuss hingaben.

„Jetzt ist aber gut ihr zwei, in ein paar Stunden seht ihr euch ja wieder", kommentierte sie ihre Bemühungen uns voneinander zu trennen. Erst als die beiden außer Sichtweite waren, wandte ich mich meiner Mutter zu.

„Auf geht's, ich will das tollste Kleid der Erde finden", rief ich übermütig aus und ging ohne Plan einfach los.

„Bibi, stopp, du gehst in die falsche Richtung." Aus unserer ersten Tour gelernt, hatten wir uns feste Wegpunkte auf einer Karte im Handy gespeichert. So konnten wir uns orientieren, ohne auf jemanden angewiesen zu sein. Henry hätten wir auch schlecht fragen können, ob er uns in ein Brautmodengeschäft bringt, damit ich mir ein Kleid kaufen könnte. Immerhin wusste er von dem Kauf des Verlobungsrings und die Gefahr, dass er dann eins und eins zusammenzählen würde, war einfach zu groß. Aber wir fanden uns Dank der Technik auch so zurecht und klapperten einen Laden nach dem nächsten ab. Ich probierte mindestens dreißig verschiedene Kleider an und erst mit dem Letzten war ich ganz zufrieden. Es war kein Vergleich zu dem Kleid meiner Mutter, aber es gefiel mir und da unsere Zeit doch sehr begrenzt war, entschied ich mich dazu es zu kaufen. Beim Brautstrauß hatten wir dagegen mehr Glück, wurden wir doch direkt im ersten Blumengeschäft fündig. So schafften wir es dann doch noch rechtzeitig zum Treffpunkt und glücklich viel ich Mike in die Arme, der mit Sascha bereits auf uns wartete.

Freudig schlossen sich seine Arme um mich. „Hi mein Schatz, Gott ich habe dich vermisst." Als hätten wir uns wochenlang nicht gesehen, pressten wir uns aneinander. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit, ließen wir uns wieder los und sahen in die lächelnden Gesichter der beiden anderen Anwesenden.

„Ich hoffe, dass Onkel Peter und ich auch irgendwann mal so offen zu unseren Gefühlen stehen werden", sagte Sasha ganz verträumt. Dann schlug sie sich vor Schreck die Hand vor den Mund und sah erschrocken zu unserer Mutter. Doch diese legte ihr beruhigend den Arm auf die Schulter.

„Keine Panik Liebes, ich weiß von dir und deinem Onkel." Sashas Augen weiteten sich. Dann richtete sie ihren Blick auf mich, doch bevor sie mir gegenüber Schuldzuweisungen äußern konnte, sprach meine Mutter weiter. „Nein, nein, Bibi hat mir nichts erzählt. Ich habe deinen Onkel und dich nur die letzten Tage aufmerksam beobachtet und ich bin nun mal auch nicht auf den Kopf gefallen. Aber alles gut Sasha, ich habe die Beziehung mit Mike und Bibi akzeptiert, da fällt mir das bei dir und dem Kapitän sogar sehr leicht." Mit einem leichten Lächeln und einem Augenzwinkern beendete sie ihre Rede. Man konnte sehen, wie die Schwarzhaarige sich daraufhin entspannte.

„Danke Frau Werding, das bedeutet mir viel." Dann fiel sie meiner Mutter sogar noch in die Arme.

„Alles gut Sasha und nenn mich bitte Margot." Erst überrascht, dann aber mit einem einvernehmlichen Nicken, stimmte die 19jährige zu.

„Sehr gerne Margot. Wir sollten aber glaube ich langsam aufbrechen, das Schiff wird in zwei Stunden ablegen."

Kurz bevor das Schiff den Hafen verlassen würde, tauchte Henry auf, um sich, wie versprochen, von uns zu verabschieden. Nachdem wir Nummern ausgetauscht hatten, rangen wir ihm noch das Versprechen ab, uns mal zu besuchen. Freudig stimmte er zu. „Das trifft sich gut, ich wollte sowieso schon lange mal wieder in die Heimat. Da lässt sich sicher auch ein Abstecher nach Deutschland machen. Ach, und Mike, viel Erfolg bei deinem Antrag." Bald darauf musste er aber unseren Kreuzer wieder verlassen, sonst wäre er als blinder Passagier mitgefahren. Als wir uns verabschiedeten, reichte er uns einem nach dem anderen die Hand. Kurz stutzte er bei mir, sah mir auf die Hand, schüttelte dann aber den Kopf, murmelte etwas vor sich hin, was außer ihm selbst keiner verstand, und ging von Bord.

Dem Ablegen des Schiffes hatten wie diesmal nicht beigewohnt, da wir erst einmal die ganzen Sachen verstauen mussten und Sasha mich bei der Gelegenheit regelrecht anbettelte, mich im Kleid sehen zu können. Ich hatte schließlich klein beigegeben und mich in der Kabine meiner Mutter nochmals in Schale geworfen. Als auch Mike sich der kurzen Modenschau anschließen wollte, bekam er von unserer Mutter einen Klaps auf den Hinterkopf. „Untersteh dich, deine Frau vor der Hochzeit in ihrem Kleid zu sehen." Drohend baute sie sich vor ihm auf. Abwehrend hob mein Bruderherz daraufhin die Hände.

„Schon gut, ich bin ja schon weg." Im Rückwärtsgang verließ er damit die Kabine. Im Anschluss konnte ich mich endlich dem Kleid widmen und Sashas Augen begannen zu leuchten, als ich angezogen vor ihr stand.

„Wow, du siehst wunderschön aus." Ich betrachtete mich an einem kleinen Wandspiegel.

„Ja, oder, es ist fast so schön, wie Mamas Kleid" nahm ich mit einem leicht enttäuschten Unterton das Kompliment von Sasha entgegen. Dann mischte sich unsere Mutter ins Gespräch ein.

„Nana, hier wird kein Vergleich angestellt, das Kleid ist Wahnsinn Bibi, du siehst bezaubernd aus." Ich nickte ihrem Spiegelbild zu, begann dann aber das Kleid wieder auszuziehen.

„So genug jetzt davon, wir müssen noch vieles planen und Hunger habe ich auch langsam."

Kurz darauf saßen wir wieder alle zusammen, um gemütlich das Abendessen zu genießen. Dem Kapitän hatten wir kurz vorher mitgeteilt, dass wir der Bekanntmachung unserer Eheschließung zustimmten. So entschieden wir uns auch, am Tisch ganz offen über das Thema zu reden. Innerlich war ich mega nervös, wie gerade Silvia reagieren würde. Aus einem mir unbekannten Grund wusste ich, wenn sie es akzeptieren würde, stand der Hochzeit nichts mehr im Wege.

Der Kapitän richtete auch gleich das Wort an Mike und mich, um uns über die weiteren Abläufe zu informieren. „Wir werden laut Planung die nächsten sechs Tage in relativer Küstennähe weiterfahren. Dann haben wir im arabischen Meer eine Passage, wo wir uns in internationalen Gewässern befinden." Silvia saß wie üblich neben dem Kapitän und schaute diesen verwundert an.

„Das ist ja eine großartige Information, aber was ist daran so besonders?" Dies war der Moment, in dem ich all meinen Mut zusammennahm, die Hand meines Bruders ergriff und die andere Hand, an welchem ich meinen Verlobungsring trug, offen auf den Tisch legte.

„Das bedeutet", setzte ich an, „dass wir dann heiraten werden, und der Kapitän wird uns trauen." Zuerst sah Silvia uns verständnislos an, dann ging ihr Blick erst zu unseren Händen, dann zu meinem Ring. Dann verstand sie plötzlich und wollte schon vom Stuhl aufspringen, doch Sashas Onkel hatte scheinbar mit so einer Reaktion gerechnet und hielt sie an der Schulter fest, was sie dazu zwang, sitzen zu bleiben. Entgeistert sah sie erst uns, danach den Kapitän an.

„Peter, das geht doch nicht, ich muss aufs Schärfste widersprechen!", zeterte sie los. Vor Aufregung zitterten ihr Hände. Von der anderen Seite legte unsere Mutter ihre Hand auf die von Silvia.

„Bitte bleiben sie ruhig Silvia, es ist alles in bester Ordnung." Ein ungläubiger Blick richtete sich auf meine Mutter.