Laura Kraft 06

"Okay, verlieren wir keine Zeit".

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Udama Nahri und ihre Bande waren der Schrecken von Algier. Eine reine Mädchen-Gang, die mit allem handelte, was Geld einbrachte. Sie terrorisierten Restaurantbesitzer indem sie Schutzgeld erpressten, sie verschoben Hehlerware, kontrollierten die Prostitution in der Stadt.

Aliyah machte sich Udama´s Dienste ab und an zunutze. Gerne tat sie es nicht, aber es gab Dinge, da machte man sich besser nicht selbst die Hände schmutzig. Für diese Drecksarbeit gab es Udama.

Udama war in Algier geboren und aufgewachsen. Sie hatte schon immer in der Casbah gelebt und war aus der Gosse nie heraus gekommen. Sie war ein Mischling, ihr Vater Franzose, ihre Mutter Algerierin. Beide Eltern waren gestorben, als sie gerade mal 11 Jahre alt war. Umgekommen bei einer Schiesserei in einem Restaurant. Udama hatte Rache geschworen, war damals jedoch noch zu jung. Eine Gruppe Banditen, die damals die Stadt kontrollierten, war verantwortlich für diese Schießerei gewesen. Der Inhaber des Restaurants hatte sein Schutzgeld nicht bezahlt.

Udama hasste Männer. Besonders hasste sie diese Gruppe von Banditen. Mit 12 Jahren begann sie, Mädchen um sich zu scharen und eine Art Gang aufzubauen. Erst waren sie eine Mini-Bande von nur 5 halbstarken Mädels, alle zwischen 12 und 13 Jahren, die die Gegend unsicher machten. Niemand nahm sie ernst. Zwei Jahre später verdroschen sie alle Jungs, denen sie habhaft werden konnten. Die Älteren schnappten sie sich zu 4 oder 5 Mädels. So bezogen auch 18 oder 20jährige Jungs von ihnen Prügel und hatten schließlich Schiss, ihnen alleine zu begegnen.

Zunächst wurde die Girlie-Gang noch belächelt. Schaden nahmen die Jungs, die von ihnen verprügelt wurden. Ein 22jähriger junger Mann wurde zum Gespött von Algier, weil er sich von einem einzigen Mädel hat fertig machen lassen. Sie war erst 15 Jahre alt. Ihr Name: Udama Nahri.

3 Jahre später griff Udama´s Gang auch Bandenmitglieder an, die zu der Zeit noch die Unterwelt in Algier kontrollierten. Da war es vorbei mit dem Belächeln der Girlie-Gang. Die ersten beiden "harten Jungs" wurden in einem offenen Straßenkampf von den Mädels fertig gemacht. Udama erledigte den Einen, ihre engste Vertraute Indra, auch gerade erst 18 Jahre alt geworden, den Anderen. Zur Abschreckung wurden die beiden Kerle nackt ausgezogen und bekamen ein Brandzeichen auf den Po gedrückt. Bei dem Brandzeichen handelte es sich um das Wappen der Girlie-Gang. So konnte jeder sehen, von wem sie besiegt worden waren. Ein bleibendes Souvenir. Demütigend.

Natürlich rüsteten sich die Männer zum Gegenschlag aus. Es konnte nicht angehen, dass kleine Mädchen ihnen in die Suppe spuckten. Sie bewaffneten sich mit Knüppeln und Messern und zogen zu 20 Mann - alle wie sie da waren - los, um die Mädchen zu verdreschen. Udama´s Girlie-Gang war damals nur 16 Köpfe groß, also waren die Mädchen in Unterzahl. Trotzdem stellten sie sich dem Kampf. In einem verlassenen Hinterhof trafen sie aufeinander. Udama hatte den Mädchen befohlen, Miniröcke zu tragen und sich sexy zu schminken. Alle hatten sich rot karierte Röcke und ein weißes, bauchfreies Top angezogen. Es sah aus, wie eine Schuluniform.

Die jungen Männer zuckten bei dem Anblick erst einmal zurück. Damit hatten sie nicht gerechnet. Sie hatten eine abgerissene Frauen-Gang erwartet. Stattdessen standen ihnen 16 hübsche, geschminkte und gut zurechtgemachte Mädchen gegenüber. Da denkt "Mann" zuerst an etwas anderes als an kämpfen. Sie kamen überein, es ohne Waffen auszutragen. Die Jungs legten die Messer und Knüppel beiseite.

Was dann folgte, kann nur als Massaker beschrieben werden. 20 Männer wurden von 16 Mädchen brutal zusammen geschlagen. Und zwar krankenhausreif. Natürlich erwischte es auch ein paar der Mädchen. Zum Schluss blieben 10 kampffähige Mädchen übrig, aber kein einziger Mann. Die Schmach der Niederlage war für die Männer so groß, dass sie die Stadt verlassen mussten. Sie konnten sich nie wieder in Algier sehen lassen. Einige baten sogar aus religiösen Gründen darum, "erlöst" zu werden. Udama liquidierte diese Männer höchst persönlich.

Damit hatte Udama mit ihrer Girlie-Gang die Kontrolle über die Unterwelt von Algier übernommen. Sie führte deren Geschäfte weiter und baute sie sogar noch aus. Sie herrschte mit noch größerer Brutalität als die Männer vor ihr. Die Polizei fand bislang kein Mittel, sie dingfest zu machen.

Mit Aliyah verband Udama eine Art Respekt. Aliyah war auf ihre Art unantastbar. Sie besaß den größeren Einfluss, hatte internationale Verbindungen. Udama kontrollierte die Unterwelt von Algier, Aliyah die orientalische Geschäftswelt. Diesen Brocken zu schlucken war für Udama eine Nummer zu groß. Sie war brutal aber nicht dumm. Also arbeitete sie mit Aliyah zusammen anstatt sie zu bekämpfen.

Seit dem Massaker gegen die Männer waren gerade mal 2 Jahre vergangen. Udama war 20 Jahre alt geworden. Ihre Gang bestand aus 16 Mädchen, alle zwischen 18 und 24 Jahre alt. Udama hatte 5 von ihnen zur Überwachung des Hotels mitgenommen. Tindra hatte darauf bestanden, dass Udama mit dabei war. Wohl weil sie Angst hatte, dass die Mädels sonst wegen fehlender Disziplin das ganze Hotel auseinander nehmen könnten. Aufsehen sollte vermieden werden. Wenn es Ärger gab, dann stand Udama in der Öffentlichkeit - nicht Aliyah.

Die Mädchen hatten sich unauffällig gekleidet... was bedeutete, dass sie Straßenkleidung trugen. Ein wenig abgerissen, was hier unauffälliger war als eine saubere Jeans. Eben wie Mädchen aus einfachsten Verhältnissen. Davon gab´s genug in Algier. Udama selbst fiel aus der Reihe. Sie trug ihre Schulmädchen-Uniform. Karierter Minirock, diesmal kombiniert mit einem kurzen und engen roten Top aus Baumwolle. In abgerissener Straßenkleidung war sie zu bekannt. Als "braves" Mädchen fiel sie weniger auf, obwohl sie durchaus ein Blickfang war. Sie hatte eigentlich keine sehr großen Brüste. Da sie nie einen BH trug, stachen ihre festen Brustwarzen fast durch den Stoff. Sie war mit fast 1,75m die Größte von allen, sehr schlank, hatte enorm lange Beine.

Ihre im Vergleich saubere Kleidung war das einzige, was sie von ihren Bandenmitgliedern unterschied. Ihre mittellangen schwarzen Haare hingen wirr und strubbelig um ihren Kopf. Ihr Gesicht war streng, asketisch, mit harten Linien um die Lippen. Sie war keine Schönheit im klassischen Sinne. Hübsch zwar, aber erst auf den zweiten Blick. Vielleicht ein wenig unterkühlt. Ihre Augen waren pechschwarz und wirkten bedrohlich.

Die 5 Mädels in ihrer Begleitung sahen regelrecht abgerissen aus. Alle waren sehr schlank und drahtig. Große Brüste besaß keine von ihnen. Ihre Augen hatten Ränder, so als hätten sie nächtelang nicht geschlafen. Oder durchgesoffen. Sie wirkten Furcht einflößend. Gar nicht mal wegen ihrer Statur. Einfach nur, weil sie aggressiv und runtergekommen wirkten. Man wusste aus Erfahrung, dass sie nicht lange fackelten. Es reichte schon, sie neugierig anzuschauen, um sie zu provozieren. Wer sie unterschätzte, machte diesen Fehler nur ein Mal. Diesen Effekt nutzte Udama ganz bewusst aus.

Diesmal war auch Aneta mit dabei. Die war bisher eher dadurch aufgefallen, dass sie extrem gelenkig war und selbst Hauswände ohne Hilfsmittel hochklettern konnte. Als Kämpferin wurde sie bisher nicht sehr hoch eingeschätzt. Udama und Aneta mochten sich eigentlich nicht besonders. Bisher hatte Aneta jedoch stets getan, was Udama von ihr verlangt hatte.

Die Girl-Gang hatte sich um das Hotel verteilt. Udama befand sich als Einzige drinnen, und zwar in der Lobby, ganz in der Nähe der Stelle, an der auch Gini das Einchecken von Li und Sharon beobachtet hatte. Mit einem Auge beobachtete sie Casio, die draußen die Auffahrt im Auge hatte. Casio hieß so, weil sie eine Uhr derselben Marke trug. Ihr richtiger Name war Helena. Doch alle nannten sie nur Casio. Mit knapp 1,60 Metern war sie die Kleinste. Sie war auch die jüngste - gerade mal 18 Jahre alt. Ihr Äußeres war nicht besonders beeindruckend aber sie fiel auch am Wenigsten auf.

Tindra hatte Udama und den übrigen Mädchen genaue Beschreibungen von Li, Laura, Sharon und Aimee geliefert. Sharon und Aimee waren Udama flüchtig bekannt, schließlich waren es Ex-Söldnerinnen von Aliyah. Oder wenigstens nahm man das "Ex" an. Anders herum kannte nur Tindra Udama´s Mädchen - und auch nur wenige von ihnen. Die Verbindung zu Udama wurde möglichst geheim gehalten.

Von Li gab es ein Bild, von Laura, Sharon und Aimee eine Beschreibung. Was Laura Kraft betraf: So viele hübsche junge Frauen mit sehr gepflegter langer blonder Mähne liefen derzeit in Algier nicht herum. Dann hatte Tindra noch eine rothaarige Frau erwähnt. Noch längere Mähne, sehr groß, sehr hübsch mit einem Engelsgesicht. Sie musste nichts mit der Sache zu tun haben, aber verhört werden sollte sie auf jeden Fall - falls man sie fand.

Udama sah aus dem Augenwinkel, wie Casio draußen auf ihre Armbanduhr schaute. Das war das Zeichen.

"Showtime", murmelte Udama...

Fortsetzung in Teil 07