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Alle Kommentare zu 'Out of Africa - Teil 02'

von Wespe

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  • 6 Kommentare
Auden JamesAuden Jamesvor etwa 7 Jahren
Realitätsklitterung dank Kitsch? oder: Der Frauen liebste Kätzchen

Die Fortsetzung baut die Figuren sowie ihre Stellung zueinander und in der Welt weiter aus. Der Fokus richtet sich nun jedoch merklich auf Julia und Tayo (alias Joseph), deren Gedanken und Gefühle von den Geschehnissen in Bewegung gesetzt sich mehr und mehr anzunähern scheinen, was für den Fortgang der Handlung – in Bezug auf diese beiden Figuren – einiges erahnen lässt. Inwiefern hier von Vorhersehbarkeit zu reden gerechtfertigt ist, werden die nachfolgenden Teile erweisen.

Die Hauptschwäche, stärker noch bemerkbar als in Teil eins, ist (und bleibt) jedoch die fehlende Erotik. Bis auf den zaghaft kurzen – und letztlich scheiternden – Versuch der Selbstbefriedigung Julias, findet sich im vorliegenden zweiten Teil quasi nichts, was irgendwie erotischer Natur wäre. Das ist in meinen Augen, vor allem auch angesichts der ansonsten in kitschig-erbauliche Bahnen abzugleiten drohenden Handlung (kleine [Raub-]Katzenbabys, moralische Epiphanien* im Schlagtempo seitens der beiden Hauptfiguren etc.), viel, viel zu wenig. Ob das vielleicht schon bald wieder besser wird, werden die nachfolgenden Teile erweisen.

Zum Abschluss das übliche Quantum Detailkritik:

Zu Beginn des zweiten Teils heißt es, dass auch John seit dem Überfall auf die Farm kaum Sex gehabt habe. Danach gibt der Erzähler die Erklärung, dass unter den Buren nur ein wahrer Mann sei, wer mit seinen Geschäftspartnern nach erfolgreichem Deal sich von den allerorten verfügbaren Prostituierten bedienen lasse (wobei letzteres in der Ehe mit Julia auch schon vorgekommen sei). Was soll jene Feststellung über die geringe sexuelle Auslastung Johns dem geneigten Leser nun sagen? Dass John seit der Schändung seiner Frau die Prostituierten „kaum“ noch in Anspruch genommen habe? Dass er „kaum“ noch erfolgreiche Deals abgeschlossen habe? Oder seine Libido unter jenem Überfall auf Droekraal irgendwie Schaden genommen habe? Wie auch immer, so bleibt die Frage ungeklärt, was die Autorin mit dieser Ungenauigkeit (von Ambiguität zu reden wäre ob der nicht erkennbaren Intention hinter der betreffenden Passage, finde ich, vollends verfehlt) erreichen wollte.

Ein weiterer unerklärlicher Lapsus: der plötzlich wieder aufgetauchte 4x4-Jeep Johns. In Teil eins steht geschrieben: „Die ausgebrannte Karosserie von Johns 4x4 hatte man in einem der Townships gefunden, alle anderen Teile des Autos waren ausgebaut und längst verkauft.“ Und in Teil zwei liest der geneigte Leser nun plötzlich: „Noch bevor am nächsten Tag die Sonne aufging, waren John und Tayo bereits damit beschäftigt, den Jeep mit allem auszustatten, was der Farmer für seine Gepardenjagd benötigte. [...] Als John den 4x4 später über die staubigen Sandwege fuhr [...]. [...] Obwohl er nun schon einige Jahre für John arbeitete und immer wieder mit dem 4x4 fahren musste, hatte er sich nicht an dessen unnatürliche Schaukelbewegungen gewöhnt.“ Nirgends findet sich auch nur eine Andeutung, dass es sich um einen anderen Jeep als den handeln könnte, der in Teil eins gestohlen und abgebrannt worden ist. Hier scheint die Autorin schlichtweg die Übersicht über ihre eigene Geschichte verloren zu haben!

In einer der ersten Moralschauen Tayos, als er von John den Auftrag erhält, den wildernden Gepard ggf. zu erschießen, wird der geneigte Leser darüber in Kenntnis gesetzt, „wie er die Souvenirs der ‚Big Five‘ hasste“. Zu den ‚big five game‘ jedoch zählt – neben Löwe, Elefant, Schwarzbüffel und Nashorn – der Leopard, n i c h t der Gepard (wie an dieser Stelle – unabsichtlich? – impliziert)!

An einer anderen Stelle sagt John zu Tayo, er solle sich vor Montag nicht wieder auf der Farm blicken lassen. Einen Tag später, am Samstagnachmittag, steht Tayo aber schon wieder – ungestraft – am Grill und bewirtet die zahlreichen Gäste. Wie ist das möglich? Und wieso macht sich Tayo keinen Kopf, dass „Master“ John von der Missachtung seiner Vorgabe erfahren und ihn entsprechend bestrafen könnte?

In der kurzen Selbstbefriedigungspassage findet sich die folgende Beschreibung, und zwar zwei Mal buchstabengleich hintereinander: „Ihre Mitte zog sich gierig, in sinnlichen Krämpfen zusammen, sie begann zu fließen. Weißer Lustschleim zog sich in zähen Fäden über ihre Hand.“ Wieso wird dieser Absatz wiederholt? Verbirgt sich dahinter eine besondere Wirkungsabsicht seitens der Autorin?

Gegen Ende unterläuft selbiger dann noch ein lästiger Zeitformfehler, als sie unversehens und grundlos vom Präteritum ins Präsens wechselt: „Das Taxi würde sie morgen gegen 10.00 Uhr abholen, ihr Flugzeug startet um 18.00 Uhr in Johannesburg.“

Fazit: Nach dem vielversprechenden Start in Teils eins werden die Hoffnungen auf eine mitreißende und wirklichkeitsnahe Weiterentwicklung wenn nicht enttäuscht, so doch zumindest lesbar gedämpft. Statt harter Realität setzt es Ansätze von Plicherismus in einem Aufstand der Aufrechten gegen jede Wahrscheinlichkeit (‚against all odds‘) in einer moralisch in jeder Zeile (vor-)verurteilten Welt. Bleibt die Hoffnung, dass dies nur eines der kleinen Zwischentiefs war, wie bei einer Achterbahnfahrt, wenn der Wagen vor einem steilen Anstieg auf seinen Schienen zunächst einmal abwärts stürzt...

In diesem Sinne

Auden James

* Die jähe Läuterung Tayos wirkt, wie ich finde, besonders unglaubwürdig: In Teil eins noch – überzeugend – als Getriebener seiner Laster und Leidenschaften (Glücksspiel, besinnungsloses Zechen, Analverkehr etc.) gezeichnet gibt er nun mir nichts, dir nichts diese auf, just als sie zu durchkosten ihm einfacher und unkomplizierter möglich wäre als selten zuvor, da Julia ihm kurzentschlossen zur Bezahlung des Futters der Gepardenjungen – gutgläubig oder schon blauäugig? – das Zehnfache seines Wochenlohns ausgehändigt hat. Hier wäre das Samenkorn für eine klassische Tragödie zu finden gewesen; oder, wie es der bisherige Gang des Geschehens vielleicht eher nahelegen mag, eine dramatische Zuspitzung der Geschichte, wenn auch nur in Form eines retardierenden Moments vor der schlussendlichen Wendung zum Guten. Das Mindeste jedoch wäre eine glaubwürdigere Charakterentwicklung Tayos gewesen, die, wenn man so will, seine inneren Dämonen ernstgenommen hätte, statt ihn in ein paar phrasenhaften Sätzen („Er hatte es satt!“) quasi vom Saulus zum Paulus umzustempeln.

Auden JamesAuden Jamesvor etwa 7 Jahren
∴ { ◊ ◊ 2 STERNE ◊ ◊ }

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SeesenSeesenvor etwa 7 Jahren
Wow!

Ich bin wieder zutiefst beeindruckt, Du kannst wirklich schreiben!

Einerseits möchte ich Dich auffordern: "Schreib schnell eine weitere Fortsetzung, lass uns nicht so lange drauf warten!", andererseits möchte ich Dich bitten: "Lass Dir Zeit mit der nächsten Fortsetzung, übereile nichts, damit sie wieder so gut wird!".

Kann mich nicht entscheiden.

Auf jeden Fall genieße ich es, von Dir auf diese "Reise" mitgenommen zu werden.

Danke dafür!

WespeWespevor etwa 7 JahrenAutor
Spätes Danke...

Liebe/r Seesen und lieber Auden James,

ich bitte um Entschuldigung, dass meine Antwort auf eure Kommentare dieses Mal ein wenig gedauert hat. Die liebe Zeit spielt mir gelegentlich einen Streich...aber ich denke noch immer, dass es nicht nur für uns Schreiber nett und wichtig ist, ein Feedback zu bekommen, sondern eben auch für jene, die sich die Zeit nehmen, eine Anmerkung zur Geschichte zu hinterlassen.

Hierfür als erstes an euch beide meinen herzlichen Dank!

Seesen: Da du dich nicht entscheiden kannst, ob du auf eine Fortführung der Geschichte lange warten möchtest oder doch lieber ganz schnell den nächsten Teil lesen willst, nehme ich dir die Entscheidung ab! ;)

Teil 3 ist in der Warteschleife, Teil 4 und 5 wird an jedem folgenden Sonntag von mir eingestellt. Ich hoffe, du bist jetzt nicht zu enttäuscht...

Lieber Auden James, die Antwort auf deinen Kommentar fällt wie gehabt ein wenig länger aus. Wäre ja langweilig, wenn es anders liefe! ;)

Ehe ich auf einzelne deiner Anmerkungen eingehe, möchte ich eine Frage aufwerfen, die ich mir im Zusammenhang mit unserem gelegentlichen Austausch schon wiederholt gestellt habe: Bist du der Typ Leser, welcher nach ein paar Seiten einer Geschichte eine gewisse Vorstellung davon hat, die diese sich aufbauen und fortgeführt werden muss?

Ich frage deswegen, weil du auch in "Out of Africa" wieder mit gewissen Enttäuschungen zu kämpfen scheinst, die mir noch gar nicht gerechtfertigt erscheinen, eben weil die Geschichte noch lange nicht zu Ende erzählt ist.

Ich befürchte, sie wird nicht den Verlauf nehmen, den du dir erhoffst, da ich letztendlich eine "Liebesgeschichte " erzählen möchte, deren Hintergrund im Südafrika der Gegenwart angelegt ist. Nicht mehr und nicht weniger.

Ein wichtiger Gedankengang eben dieser "Romanze" war es, für mich selbst herauszufinden, was für eine Burin wohl Auslöser seien könnte, um sich - entgegen aller Traditionen - mit einem Schwarzen einzulassen, den Mut aufzubringen, mit ihrem angestammten, vorbestimmten Leben zu brechen.

Ich habe mich letztendlich für Tiere (in dem Fall Geparde) entschieden, aus verschiedenen Gründen:

1. Weil es mir so möglich war, auf die Wilderei im südlichen Afrika aufmerksam zu machen.

2. Konnte ich auf diese Weise erwähnen, dass auch (!!!) die Geparde - ebenso wie die Big Five - bereits auf der roten Liste der fast ausgerotteten Tierarten stehen.

3. Sind Frauen nun mal für alles zu begeistern, was klein, weich und "fluffig" ist, also lag es nah, Julia die Gepardenbabys unterzujubeln...sie werden aber in den folgenden Teilen der Geschichte keine wirklich große Rolle mehr spielen. Von daher hoffe ich, deine "Kitschsorgen" ausgemerzt zu haben! ;)

Zu deiner Detailkritik:

Was die angedeutete, mangelnde Sexualität Johns angeht, so kann ich dich nur wieder bitten, den Fortgang der Geschichte abzuwarten. Es war meinem Erachten nach nötig, ab einem bestimmten Punkt der Erzählung diese Information einfließen zu lassen, weil John in den nächsten Teilen Handlungen begehen wird, die sonst womöglich unverständlich erscheinen. Ich bitte dich um Verständnis, wenn ich an dieser Stelle meine Erklärungen beende und mich in Schweigen hülle! ;)

Zum ausgebrannten / neuen 4x4-Jeep kann ich sagen, dass ich tatsächlich verpasst habe, an der von dir genannten Stelle das Wort "neu" einzufügen. Ich habe es allerdings gefunden...leider erst in Teil 4, also viel zu spät.

Da hast du Recht, ich habe den Faden verloren. Kann ich mir derzeit eigentlich nur damit erklären, dass ich noch nie an einem so großen und weit gefächerten Text gearbeitet habe.

Die "Big Five": Dazu steht im Text:

"Konnte er (Tayo) etwas tun, um dem Gepard das Leben zu retten?

Zu viele Tiere waren durch Gewehrschüsse weißer Farmer gestorben.

Wie er die Souvenirs der „Big Five“ hasste, die überall auf den Flohmärkten angeboten worden! Aus Horn oder Knochen geschnitzte Reiseandenken, welche die Leute aus Overseas kauften ohne nachzudenken, ohne zu wissen, dass die dargestellten Tiere die begehrtesten Jagdobjekte Afrikas waren und noch immer gnadenlos abgeschlachtet wurden."

Für mich stehen Tayos Gedanken über die "Big Five" nicht im direkten Zusammenhang mit der geplanten Tötung des Geparden als TEIL der "Big Five"...Zwischen dem Gedanken an den Gepard steht: "Zu viele Tiere waren durch Gewehrschüsse weißer Farmer gestorben. "

Die Bewirtung der Gäste:

Hier liest sich der Text tatsächlich wie ein Patzer. Ich wollte hier eigentlich die Nöte darstellen, in welche Taglöhner gebracht werden können, wenn von ihren Vorgesetzten (blödes Wort in dem Zusammenhang) unterschiedliche Anweisungen gegeben werden. Das hätte ich ausbauen müssen! Aber es wird in einem der nächsten Teile eine andere Situation - mit Anna - geben, in welcher dieses Thema noch einmal aufgegriffen wird. Dann eskaliert die Situation und wird dann hoffentlich deutlicher.

Woher der doppelte Text kommt, kann ich nicht erklären, im Manuskript steht er korrekt. So ein Problem hatte ich in "Das Amulett" auch schon, da ist allerdings ein wichtiger Satz von LIT verschluckt worden...ärgerlich!

Zum Schluss: Die "jähe Läuterung" Tayos, wie du es nennst kann ich ebenfalls (wenn auch vermutlich für dich nicht zufrieden stellend) begründen: Auch wir haben in unserem Haushalt zwei schwarze Angestellte. Eine Putzhilfe und einen Gärtner. Ich kann es nicht erklären, aber ich mache immer wieder die gleiche Feststellung: Sobald diese Menschen eine Aufgabe haben die sie gern und mit Freude tun, verändern sie sich innerhalb von wenigen Wochen auf das Positivste. Ich muss hier anmerken, dass in unserem Haus kein Rassismus gelebt wird, unsere Angestellten essen mit uns am Tisch, vom den gleichen Tellern, trinken aus den gleichen Gläsern wie wir, bekommen das gleiche Essen, werden vernünftig bezahlt ec. Nichts Normales in SA und ein Umstand, der hier schon für sehr viel Staunen - gerade bei den Schwarzen - gesorgt hat. Es scheint mir, dass diese Gesten bereits genügen, um aus "Getriebenen" das Gute, das Solide herauszukehren.

Beste Grüße

Wespe

Auden JamesAuden Jamesvor etwa 7 Jahren
@ Autorin: Antwort auf eine wiederholt gestellte Frage + Diversa

Ich bin nicht sicher, liebe Wespe, ob ich die Frage, die du dir schon wiederholt gestellt hast, nämlich: ob ich der Typ Leser sei, der nach ein paar Seite einer Geschichte eine gewisse Vorstellung davon habe, wie diese aufgebaut und fortgeführt werden müsse, richtig verstehe. Primo wusste ich nicht einmal, dass es einen solchen Leser-Typus überhaupt gebe, bis ich von selbigem in deinem obigen Kommentar las, und secundo verwirren mich die „gewissen Enttäuschungen“, mit denen ich dir zufolge „zu kämpfen“ habe, was deine vorliegende Geschichte „Out of Africa“ anbelangt, weil ich nämlich nicht sicher weiß, welche du meinst, und ob von „Enttäuschungen“ mit dieser Emphase zu reden in meinem Fall überhaupt gerechtfertigt wäre.

Was jenen Leser-Typus betrifft, so war, was ich in meinen Kommentaren zur vorliegenden Geschichte bzgl. ‚Vorhersehbarkeit‘ sagte, weniger als Anspielung auf irgendwelche (vermeintliche) narrative Zwängnisse oder Nezessitäten gedacht, sondern vielmehr als Feststellung, dass der bisherige Handlungsverlauf in Konjunktion mit gewissen Kitschelementen (Raubkatzenjunge etc.) eine bestimmte weitere – aus meiner Sicht nicht unbedingt gutzuheißende – Entwicklung in Richtung wirklichkeitsfremder r o m a n c e (im anglo-amerikanischen Sinne) nahelege; nicht mehr und nicht weniger. Meine Enttäuschung ist insofern das Resultat meiner nicht erfüllten Hoffnung auf eine (erotische) Geschichte, die man im erzählerischen Gesamtspektrum vielleicht so etwas wie einem ‚harten Realismus‘ zuordnen könnte. Da eine solche Zuordnung allerdings nur Aussagen auf erzählerisch hochabstrakter und -allgemeiner Ebene trifft, erscheint mir deren Verknüpfung mit jenen „gewissen Enttäuschungen“ des von dir typisierten Lesers in meinem Fall unmöglich und unangebracht, denn die Enttäuschungen jenes Leser-Typus wären m. E. weitaus konkreter, bezögen sich auf genaue Plotverläufe etc., die jenem Leser-Typus nach ein paar Seiten einer Geschichte bereits als nachgerade notwendig in den Sinn kämen, wohingegen meine Enttäuschung im vorliegenden Fall ungleich abstrakter in der Stimmung, dem Tonfall und dem allgemeinen Realismus/Härte-Grad des von dir Erzählten gründet.

Ich hoffe, diese Ausführungen waren in Anbetracht der Unsicherheit, der ich mich ausgesetzt sehe bei dem Versuch der Beantwortung jener Frage, die du dir schon wiederholt gestellt hast, halbwegs verständlich und hilfreich!

Noch ein Wort zum Konkret von dir Erzählten: Die jungen Geparde als Auslöser für das ‚moralische Erweichen‘ der weiblichen Hauptfigur zu nehmen, finde ich durchaus nachvollziehbar, allerdings störe ich mich für sich genommen weniger an dieser Rolle der jungen Geparde im Plot als vielmehr an der – in meinen Augen – kitschigen bzw. rührseligen Einführung und Ausgestaltung derselben in deiner Geschichte. Das ist, wie ich finde, ein gewichtiger Unterschied, obgleich er, zugegeben, schwer zu markieren sein mag (und ich zweifle also, ob ihn zu markieren mir an dieser Stelle hinreichend gelungen ist). Und, wer weiß, vielleicht wäre es auch q u a ihrer Rolle in deinem Plot schlechterdings unmöglich gewesen, die Darstellung der jungen Geparde in deiner Geschichte weniger kitschig und rührselig zu gestalten? Insofern hätten wir es hier mit einem besonderen erzählerischen Problem zu tun, in dem eine strukturelle Entscheidung die darstellerische präjudizierte!

Zu der Stelle, in der Tayo sich in Gedanken mit den ‚big five‘ beschäftigt: Für dich impliziert diese nicht den Gepard als Teil der ‚big five‘; für mich legt sie diese Implikation nahe: Was lernen wir daraus? Die Intention eines Autors muss sich nicht notwendigerweise – für alle Leser – in der Art und Weise wiederfinden, wie er das, was er ausdrücken sollte, letztlich geschrieben hat. Ergo: Besondere Vorsicht walten lassen bei den Passagen, die einem als Autor intentional besonders am Herzen liegen (z. B. von neutralen Lesern vorab gegenlesen lassen, um unvorhergesehene u/o abweichende Aufnahmen des Geschriebenen ermessen zu können)!

Zu Tayos Läuterung sei lediglich angemerkt, dass sie sich nicht „innerhalb von wenigen Wochen“, wie du in Bezugnahme auf deine persönlichen Erfahrungen schreibst, vollzieht, sondern im Text quasi über Nacht geschieht, nachdem Tayo von „Master“ John den Auftrag zur evtl. Tötung der Geparden erhielt. Das unterstreicht, wie ich finde, nur noch die Unglaubwürdigkeit seiner völligen charakterlichen Wandlung!

Beste Grüße

Auden James

WespeWespevor etwa 7 JahrenAutor
Verständnis

Lieber Auden James,

ich freue mich, dass wir augenscheinlich in dieser Geschichte rasch zu einem gegenseitigen Verständnis und Verstehen kommen...es war ja nicht immer so! ;)

Meine Frage hast du hinlänglich beantwortet, ich bedaure ehrlich, dass ich dich mit eben dieser überhaupt irritiert habe.

Zu deinem weiteren Ausführungen habe ich derzeit keine Nachfragen, du kannst dir aber - wie immer - gewiss sein, dass ich darüber nachdenken werde und soweit es mir möglich ist, diese in meinen zukünftigen Texten berücksichtigen werde.

Einzig Tayos "Läuterung" scheint in unser beider Ansichten nicht den gleichen Verlauf zu nehmen...genommen zu haben.

Für mich, als Autorin, hat Tayo bereits während des Überfalls Reaktionen gezeigt, die nicht unbedingt "üblich" sind, eben weil seine Gefühlswelt Julia gegenüber aus einem gewissen Gleichgewicht geraten ist und er bereits zu diesem Zeitpunkt begann, über sein bisheriges Leben nachzudenken.

Auch das ungewohnte, vertrauliche Gespräch mit Hedwig zeigte ihm Aspekte auf, die er bisher so nicht kannte.

Die gemeinsame Zeit mit Julia und den Geparden, verbunden mit einer gewissen Verantwortung und ja, natürlich auch die Tötung der Gepardenmutter, war für mich nur ein weiterer Moment, ein weiteres Vorkommnis, um eine andere Seite seiner Persönlichkeit zu zeigen.

Liebe Grüße!

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