Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Thao 23

Geschichte Info
und weiter geht's.
10.1k Wörter
4.69
8.1k
2

Teil 23 der 48 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 09/23/2019
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

21. Xena redet Klartext

Der Abend wurde zusehends gelöster. Mit jedem Bier, das die junge Gesellschaft trank, mit jedem Schnaps, den Heinz spendierte, lockerte sich die Stimmung. Vor allem Xena schien die Gesellschaft zu genießen, unterhielt sich rege mit den Leuten und lachte viel.

Thao stieß Karl in die Seite und deutete zur Theke hinüber. Günter stand dort und beobachtete die Gäste.

„Und?"

Karl verstand nicht, was seine Freundin meinte.

„Siehst du nicht? Er starrt Xena die ganze Zeit an. Ich glaube, sie hat ihn noch nicht mal begrüßt."

„Dem geht es richtig dreckig. Scheiße! Mir tut das wirklich leid für ihn. Er wird sich da wirklich zu viele Hoffnungen gemacht haben."

Thao überlegte kurz.

„Ich werde Xena sagen, dass sie mit ihm reden soll. Du siehst doch, wie scheiße es ihm geht. Der einzige Mensch, der ihm wirklich helfen kann, ist sie."

„Hey! Warte doch mal!"

Doch Thao tippte Xena schon auf die Schulter, die sich angeregt mit Jochen unterhielt. Die beiden schienen sich gut zu verstehen, wenngleich Thao den Grund hierfür nicht verstand. Der Junge schien eigentlich ein rechter Schmierlappen zu sein.

„Können wir mal reden?"

Xena wandte sich zu ihr um und nickte.

„Klar! Alles in Ordnung?"

Sie warf einen besorgten Blick auf Karl, der aber winkte ab.

„Lass uns mal an den Nachbartisch gehen."

Die Blondine sah besorgt aus.

„Ich mach mir jetzt langsam Sorgen, ist irgendetwas?"

Thao verdrehte die Augen.

„Jetzt komm schon, du Doofe!"

Die Domina grinste.

„Wenn ich so lieb drum gebeten werde, was bleibt mir da auch anderes übrig?"

Sie nahmen an einem kleinen Zweipersonentisch Platz. Xena beugte sich nach vorn und nickte Thao zu.

„Schieß los!"

„Du hast Günter nicht mal Hallo gesagt, kann das sein?"

Thaos Freundin wurde blass.

„Scheiße! Ich habe ihn noch gar nicht gesehen."

Sie wollte sich zur Theke umsehen, doch Thao hielt sie zurück.

„Hey! Spinnst du?"

Xena sah sie fragend an.

„Günter ist immer noch total verknallt in dich, Xena. Der ist wirklich verzweifelt. Der liebt dich einfach und kommt damit nicht klar."

„Und was soll ich jetzt machen, Thao? Wir sind mal Motorrad gefahren, haben uns ein paarmal getroffen, aber mehr ist da nicht gewesen. Ich kann einfach auch nicht mehr zulassen, dass habe ich dir doch erklärt."

„Und ihm?"

Die Domina sah betrübt drein.

„Ich dachte, wenn er mich eine Weile nicht sieht, dann wäre das nicht nötig."

Thao sah sie verblüfft an.

„Tja! Da haste falsch gedacht. Geh zu ihm und kläre das!"

Xena antwortete nicht gleich.

„Ich habe da überhaupt keinen Bock drauf, Thao."

„Ich weiß. Aber du hilfst ihm damit."

„Soll ich gleich zu ihm gehen?"

Das Punkermädchen schüttelte den Kopf.

„Warte ein wenig damit! Dann kannst dir in Ruhe überlegen, wie du es ihm sagen willst."

Xena sah Thao in die Augen. Sie fühlte sich nicht wohl in dieser Situation. Günter war ein lieber Kerl, zudem auch noch ziemlich attraktiv. Nur war das eine rationale Feststellung Xenas und keine, die von ihrem Herzen kam. Es schien tot zu sein und unempfänglich für Gefühle dieser Art.

Ihre Augen schweiften kurz über die Gesellschaft am Tisch. So ganz stimmte das nicht, sie dachte an Karl. Woran lag es, dass ausgerechnet dieser Junge ...

„Ist alles in Ordnung?"

Thao blickte sie fragend an.

„Ja, ja. Geh mal zu den anderen! Ich möchte mal kurz allein sein."

Die Punkerin nickte ihr zu, schob den Stuhl nach hinten, stand auf und ging zum Tisch, um dort wieder Platz zu nehmen. Xenas Augen folgten ihr, während Thao sich zu Karl hinunterbeugte und ihn küsste. Sie spürte Neid und Eifersucht in sich aufsteigen.

„Hey Günter! Geht es dir gut?"

Amelies Bruder schaute erstaunt auf.

„Hallo Xena. Ja,danke. Ich denke schon."

Xena spürte seine Nervosität. Wie sollte es auch anders sein, ihr ging es ebenso.

„Hast einen Moment?"

Günters Augen suchten seinen Vater. Der nickte und so folgte er der großen Blondine an einen der Tische.

„Scheiße! Das fällt mir jetzt echt nicht leicht. Du ahnst schon,weshalb ich mit dir reden will,stimmt´s?"

Der junge Mann war blass geworden und nickte leicht. Es kostete ihn Überwindung, ihr in die Augen zu sehen.

„Günter,du bist wirklich ein lieber Kerl, siehst gut aus und hast das Herz am rechten Fleck. Du kommst nach deinem Vater, das merkt man."

Sie lächelte, versuchte es ihnen beiden leichter zu machen.

„Aber ich bin nicht wie andere Frauen und habe einfach ein Problem mit Nähe. Ich komme nicht gut klar damit. Vor zwei Jahren hätte ich dich noch nicht einmal zur Begrüßung umarmen können, geschweige denn tanzen. Erinnerst du dich?"

Sie spielte auf das Schulfest an, auf welchem Thao und Karl mit den drei Jungen Ärger bekommen hatten.

„Ich mag dich wirklich, Günter, aber ich kann dir keine Partnerin oder Freundin sein. Sexuell meine ich."

Günter wirkte wie gelähmt. Er wusste nicht, wie er auf ihr Geständnis reagieren sollte.

„Woher kommt das? Ich meine,dass du dich nicht anfassen lassen magst?"

Xena wollte es ihm nicht erzählen.

„Darüber möchte ich nicht reden. Es macht einfach viel kaputt, wenn ich mich daran erinnern muss. Okay?"

Der Junge nickte.

„Ich liebe dich, Xena."

Er versuchte, sich zu beherrschen, konnte aber seine Tränen nicht unterdrücken.

„Schon von dem Moment an, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe."

Sie reichte ihm ihre Hand.

„Es tut mir leid,Günter! Wirklich!"

Amelies Bruder wollte so schnell nicht aufgeben. Das durfte so nicht sein!

„Bitte, Xena! Lass es uns doch versuchen. Ganz langsam. Mensch,ich pass auf dich auf, ich verspreche es dir. Gib mir eine Chance! Einfach, damit du sehen kannst, wie es sich für dich anfühlt."

Sie senkte ihren Blick. Sie wunderte sich selbst, dass sie über seinen Wunsch nachdachte.

„Wie stellst du dir das vor,Günter? Wie soll das gehen? Du weißt doch gar nicht,was mit mir los ist? Warum möchtest du dir das antun?"

Günter ließ ihre Hand nicht los.

„Weil ich dich um die Chance bitte ,es probieren zu dürfen. Bitte Xena! Bitte!"

Sie zog ihre Hand aus der seinen und lehnte sich zurück. In diesem Augenblick empfand sie gar nichts und fühlte sich leer. Warum sagte sie nicht einfach nein? Warum zögerte sie damit?

„Wir können uns ja mal verabreden und sehen,wie es mit uns weitergeht. Mehr kann ich dir nicht versprechen."

Günters Miene hellte sich auf. Das war mehr, als er sich erhofft hatte.

„Das ist super. Danke! Oh mein Gott!"

Xena konnte nicht anders, sie musste über seine Begeisterung lächeln.

„Ey! Beruhige dich. Die gucken schon."

Günter stand auf, ging um den Tisch herum und drückte die Frau, in die er sich verliebt hatte, einfach an sich.

„Das ist mir doch egal."

Er löste sich von ihr, sah ihr in die Augen und wurde wieder ernst.

„Du wirst es nicht bereuen, Xena, du wirst sehen. Ich kann warten, bis du so weit bist."

Die Domina schloss ihre Augen, sie hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Hatte sie soeben einen furchtbaren Fehler gemacht? Simon kam ihr kurz in den Sinn. Sie hatte den Jungen kaum gekannt und trotzdem fühlte sie sich durch Günter an ihn erinnert.

„Probieren,Günter! Nicht mehr! Ruf mich einfach die Tage mal an und wir unternehmen was,okay?"

Amelies Bruder grinste.

„Klar! Ich freue mich."

Streitgespräch

„Und? Er hat gar nicht so reagiert,wie ich es erwartet hatte."

Thao musterte Xena verwundert. Sie hatte die beiden insgeheim beobachtet.

„Ich will ihm ne Chance geben."

Die Punkerin riss ihre Augen weit auf.

„Was willst du?"

„Er hat mir gesagt, dass er sich in mich verliebt hat, wollte unbedingt eine Chance ..., vielleicht ist genau das mein Problem? Ich muss es doch wenigstens mal versuchen, oder nicht?"

Thao schüttelte ungläubig den Kopf.

„So blond kannst du doch gar nicht sein. Nicht du!"

Xena runzelte die Stirn.

„Pass auf,Thao! Ich bin hier nicht irgendeine Schultussi, der du blöd kommen kannst."

Die Punkerin ließ sich nicht beeindrucken.

„Du benutzt ihn als Testkaninchen für deine Macken? Ist doch so?"

Xena sah sie seltsam an.

„Du meinst, so wie du Karl?"

Ihre Blicke trafen sich, keine der beiden sagte ein Wort.

„Scheiße!"

Thao nickte nachdenklich.

„Du hast recht. Stimmt. Es war so."

Thao dachte an ihren ersten gemeinsamen Abend mit Karl im Kino. Er war ein Experiment und Objekt für sie gewesen. Im Grunde genommen wollte sie sogar nur mit ihm spielen und ihn demütigen. Sie warf einen Blick auf Karl und schämte sich.

„Um wen machst du dir denn Sorgen? Um Günter oder mich?"

Die Punkerin überlegte.

„Um euch beide, Xena."

Ihre Stimme klang nun nicht mehr aggressiv.

„Aber vielleicht habt Ihr ja wirklich Glück."

Die Domina winkte ab.

„Hey! Hey! Hey! So weit sind wir noch lange nicht. Wir treffen uns erst mal und sehen, wie wir zurechtkommen. Ein Paar sind wir deshalb noch lange nicht."

Xena kniff der Punkerin oberhalb des Knies in den Oberschenkel.

„Alles wieder gut zwischen uns, alte Punkerschnalle?"

Thao nickte.

„Klar, du doofe Lederkuh."

„Wo ist denn dein Männchen hingekommen? Hat ihn dir eine von Amelies Freundinnen schon ausgespannt?"

„Der hängt da drüben mit Jochen ab. Der Typ scheint eine große Spaßkanone zu sein."

Xena lachte. Der Junge war hager, hatte wenig Haare, aber ein lockeres Mundwerk, das er benutzen konnte, ohne dabei langweilig zu wirken. Sie hatte ihn vorhin ganz nett gefunden.

Der Blick der beiden jungen Frauen fiel nun auf Katharina, die ganz aus dem Häuschen zu sein schien, auf die Jungen zueilte und ihnen erregt etwas berichtete.

Karl sah verwirrt zu dem Mädchen hoch und blickte dann Thao an.

„Scheiße,was ist nun schon wieder?"

Thao hatte richtig Schiss vor der nächsten Katastrophe. Karl gesellte sich zu ihnen und setzte sich.

„Amelie und Patrick ..., naja, sie sind jetzt zusammen, wie es scheint."

Thao und Xena sahen sich verwundert an.

„Wie ging das denn jetzt so schnell? Und woher willst du das wissen?"

Karl grinste und rückte dabei seine Brille zurecht.

„Sie knutschen draußen vor der Eingangstür."

Xena lachte, während Thao nur den Kopf schüttelte.

„Die will es jetzt wissen, das habe ich schon gefühlt bei ihr."

Karl blickte sie fragend an.

„Was meinst jetzt?"

„Die will endlich gevögelt werden, Süßer. Aber wieso grade von diesem Vollidioten? Ich begreif das echt nicht."

22. Wieder zu Hause

„Geht's dir und deinem Kopf gut? du schaust irgendwie blass aus."

Karl gab Thao einen Kuss, antwortete aber nicht auf ihre Frage. Sie verzog ihr Gesicht, er roch nach Alkohol, obwohl er nicht wirklich viel getrunken hatte.

„Einfach nur müde und ein bisschen dusslig im Kopf."

Das Punkermädchen grinste.

„Wie viele waren es denn?"

Der Junge blinzelte schwerfällig, grinste aber breit.

„Zwei Bier und einen oder zwei Schnäpse, glaub ich. Genau weiß ich es echt nicht mehr."

Thao lächelte ihn an.

„Komm,ich bringe dich ins Bett,mein Süßer."

Sie stützte ihn, aber er löste sich wieder von ihr.

„Lass mal! Ich kann schon allein gehen. So schlimm ist es nicht."

„Nicht dass du wieder auf die Fresse fällst, mein Scheißerchen!"

Tatsächlich wäre er beinahe über die Schuhablage gestolpert, nur mit Mühe konnte Thao ein Lachen unterdrücken. Sie half ihm beim Ausziehen, entkleidete sich dann selbst und legte sich neben ihn ins Bett. Sie hatte sogar an einen Eimer gedacht, man konnte schließlich nicht vorsichtig genug sein.

Karl benötigte nur einen kleinen Augenblick, dann lag er auch schon in Morpheus Armen. Sie selbst hatte viel zu viele Eindrücke von diesem Abend in Heinz´ Kneipe mitgenommen, als dass sie jetzt schon hätte schlafen können. Xena und Günter zum Beispiel, die sich an einem Tisch miteinander unterhalten und anschließend sogar miteinander getanzt hatten. Sie hatten sich zum Abschied umarmt und Amelies Bruder hatte die Domina sogar auf die Wange küssen dürfen. Trotzdem schien er für Xena eher ein Experiment zu sein, ein Schlüssel, mit dessen Hilfe sie sich von ihrer Last aus der Vergangenheit zu befreien versuchte.

Kurz schreckte sie aus ihren Gedanken. Karl hatte sich umgedreht und seinen Arm auf ihren Bauch gelegt. Sie lächelte, es war ihr so wichtig geworden, ihm nah zu sein. Das Mädchen erinnerte sich an die beiden einsamen Nächte, die er im Krankenhaus hatte verbringen müssen, während sie in ihrem gemeinsamen Bett wach gelegen und an ihn gedacht hatte.

Thao hing noch eine Weile ihren Gedanken nach, als ihr Handydisplay auf dem Nachttisch aufleuchtete und zu surren begann. Amelie hatte ihr geschrieben.

„Es war schön,Thao. Super schön! : )"

Das Punkermädchen starrte auf das Handydisplay. Patrick hatte also sein Ziel erreicht und von Amelie das bekommen, was er sich gewünscht hatte. Nun war Amelie dran, aber ob er ihr wirklich das sein konnte, was Karl für sie war?

Ihr Junge schnarchte leise vor sich hin. Sie gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn, den er wohlig schmatzend kommentierte.

Nächste Woche waren drei Termine im Palais geplant. Ihr machte diese Arbeit Spaß, sehr großen sogar. Hier konnte sie ihren Teufel gewähren lassen, dort war er erwünscht und wurde sogar gefördert. Sie liebte ihre Rolle, das Spiel mit Schmerz und Demütigung. Sie hat es ihm versucht zu erklären, aber er wollte es nicht hören und sie schon gar nicht verstehen.

Sie dachte an Beatrice, die ihre liebste Kollegin geworden war. Sie arbeiteten oft miteinander. Während Thao demütigte und strafte, war es Beatrice, die belohnte und versöhnte. Es war ein Cocktail, der die Klienten süchtig zu machen schien. Wäre es nach der Gräfin gegangen, hätte Thao drei Termine am Tag wahrzunehmen gehabt und nicht ebenso viele in der Woche. Immer wieder drängte sie das Mädchen zur Mehrarbeit, sie schien regelrecht darum zu flehen.

Die Punkerin streichelte dem tief schlafenden Jungen über die Brust, fuhr mit ihren Fingern über seine Wange, seine Augenbrauen, schließlich das Nasenbein. Sie liebte ihn doch so sehr, warum nur fiel es ihr so schwer? Er war ihr doch viel wichtiger als alles andere.

Eine Träne löste sich aus ihrem rechten Auge und lief die Wange hinab. Sie dachte an Bernard und die Gräfin, an die Art und Weise, wie die beiden Menschen ausbeuteten. Und an Xenas mahnende Worte. Es half ihr, Ende der Sommerferien würde sie im Palais kündigen.

23. Arbeit im Palais

„So schaut´s aus."

Thao legte ihren Kopf schief und sah ihre Kollegin, mit der sie sich mittlerweile angefreundet hatte, traurig an.

„Ich verliere ihn sonst, weißt du?"

Beatrice war blass geworden, sie schien die Mitteilung des Punkermädchens nur schwer verdauen zu können. Sie drehte sich zur Wand und verdeckte ihr Gesicht.

„Heulst du jetzt? Mensch, Bea! Hör auf damit, sonst fange ich gleich auch noch damit an."

Die Punker-Domina ging zu ihrer Kollegin, griff ihr an die linke Schulter und drehte sie zu sich um. Thao drückte die junge Frau an sich und wartete darauf, bis Beatrice diese Nachricht einigermaßen verarbeitet hatte. Nachdem diese sich nach einer kleinen Weile wieder mühsam gefangen hatte, wischte sie sich über die Augen und blickte Thao traurig ins Gesicht.

„Weißt du, die letzten Monate mit dir, ... die haben wirklich Spaß gemacht. Das alles hier ..."

Sie sah sich in der Bar um.

„... hat sich auf einmal ganz anders für mich angefühlt. Überleg es dir doch bitte noch mal, Thao. Ich mag sonst auch nicht mehr hier bleiben. Und ich kann doch sonst nichts anderes."

Die junge, schlanke Frau mit den kurzen, schwarzen Haaren streichelte dem Punkermädchen über den Kopf.

„Die sind alle so scheiße hier. Keiner gönnt dem anderen etwas. Du bist hier für mich immer wie ne Insel gewesen, auf die ich mich retten konnte, verstehst du?"

Beatrice bettelte die Punkerin regelrecht an. Thao senkte ihren Kopf, die Situation war ohnehin schon belastend genug für sie. Die Punkerin atmete tief durch. Beatrices Verzweiflung schien nicht gespielt zu sein, zumindest glaubte Thao das. Sie selbst fühlte ja ähnlich. Sie hatten in den letzten vier Monaten gemeinsam die Wünsche der zahlenden Gäste bedient, die Kunden für sich begeistert und die anfängliche Skepsis der Gräfin zerstreut. Zunächst hatten sie beide noch finanzielle Abstriche in Kauf nehmen müssen, damit sie zu zweit die Kundenwünsche bedienen, hatten dürfen, doch in den letzten Wochen hatten sie sogar deutlich mehr verdient, als je zuvor. Es hatte sogar regelrechte Gebote um eine Session mit ihnen beiden gegeben.

„Bitte, Thao. Nur ein paar Monate! Bis ich etwas anderes habe. Bitte!"

Das Punkermädchen kämpfte mit sich.

„Das macht Karl nicht mit, Bea, und ich kann ihn da auch verstehen. Ich tu mir doch selbst auch nicht leicht damit und das spürt er."

Ihre Kollegin schluchzte auf. Wenn sie sich nicht beruhigte, konnten sie die gemeinsame Session vergessen.

„Bea! Bitte reiß dich zusammen, ja? Die Gräfin weiß nichts davon und soll es auch erst mitbekommen, wenn ich von hier abhaue."

Beatrice blickte Thao mit verheulten Augen wütend ins Gesicht.

„Weißt du eigentlich, was die mit mir machen werden, wenn du nicht mehr da bist? Vor allem Kali! Die machen mich doch fertig hier. Du hast der total den Rang abgelaufen, die Gräfin kriecht dir ja schon regelrecht in den Arsch und du meinst, du kannst da einfach von dannen ziehen und für mich ist alles genauso, wie vorher?"

Die Bizarr-Lady stand auf und schickte sich an, in Richtung der hinteren Räume zu gehen, wo der eigentliche Arbeitsbereich des Palais lag. Nochmals drehte sie sich zu dem Punkermädchen um.

„Scheiße, bist du naiv, Thao! Du hättest mir das sagen sollen, bevor ich mich auf dich eingelassen habe."

Die Punkerin starrte erschrocken zu ihr auf. Daran hatte sie nicht gedacht.

„Warte! Setz dich wieder hin!"

Thao atmete tief durch, während ihre Gedanken zu rasen begannen.

„Wie lange brauchst du?"

Beatrice nahm wieder Thao gegenüber Platz und beruhigte sich langsam wieder.

„Gib mir drei oder vier Monate bitte. Bis dahin habe ich was gefunden."

Die Punkerin starrte ihre Kollegin erschrocken an, Karl würde es niemals hinnehmen, wenn sie ihr Versprechen brechen würde. Beatrice spürte Thaos Kampf und redete weiter auf sie ein, bis die Punkerin den Redeschwall der Bizarr-Lady schließlich unterbrach.

„Scheiße! Nein! Dräng mich nicht! Nicht heute! Nicht jetzt! Wie kann ich das jetzt so einfach entscheiden? Du weißt doch genau, worum es bei mir geht, oder etwa nicht? Nimmst du da überhaupt keine Rücksicht auf mich?", brach unverhohlene Aggression aus dem Punkermädchen hervor.

Beatrice spürte, dass sie ihren Druck auf Thao nicht beibehalten und erst recht nicht erhöhen durfte, wenn sie ihr dieses Zugeständnis abringen wollte.

„Vier Monate, Thao? Dann komme ich auch ohne dich klar, ich verspreche es dir. Wäre super, wenn du mir da entgegenkommen würdest. Mir fehlen im Moment einfach die Alternativen, verstehst du? Karl wird das verstehen, ich kann doch mit ihm reden. Ich werde es ihm schon verklickern."

Die Punkerin schüttelte den Kopf.

„Ich überlege es mir, Bea. Mehr sage ich jetzt aber nicht mehr dazu."

Die Stimmung zwischen den beiden war gereizt, eine denkbar schlechte Voraussetzung für die anstehende Session.

„Weißt du was über den Typen heute?"

Thao hob die Schultern.

„Jetzt komm! Wir können nicht miteinander zicken, das weißt du genau. Überlege es dir bitte einfach. Okay? Nur vier Monate, Thao, ... mehr brauche ich nicht. ... Wirklich nicht."

Das Punkermädchen legte den rechten Zeigefinger auf ihre Lippen.

„Scheiße! Die Alte kommt. Halt ja die Klappe!"

Beatrice nickte und drehte sich zur Gräfin um, die zielgerichtet auf die beiden jungen Frauen zusteuerte.

„Ich muss mit Euch reden! Kommt bitte mit in mein Büro."

Thao sah Beatrice eindringlich an, die sofort begriff, was die Punkerin meinte, und nickte.

Die Gräfin bot ihnen keine Plätze an, sie spielte mit Gesten und Handlungen, um dem Personal gegenüber ihre Autorität zu demonstrieren. Der Punkerin war das egal, sie tat so, als würde sie diese Etikette nicht verstehen, und zog sich einen Stuhl an den Schreibtisch der Gräfin heran. Beatrice nahm Thaos Dreistigkeit staunend zur Kenntnis, verlor aber kein Wort.