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„Ich bring dich noch ein Stück!" sagte sie und hakte sich bei ihm ein.

Aneinander geschmiegt gingen sie unter den hohen Bäumen den beleuchteten Kiesweg entlang bis hin zum letzten Baum, der sie vor dem hellen Licht des Eingangs schützte.

„Sieh' mal nach oben, siehst du da den großen Bären?" „Ja!" „ Erkennst du auch die Deichsel des Wagens?" „Ja!" „Neben dem mittleren Stern, dem auf dem Gipfel des Bogens, kann man bei guter Sicht ein ganz kleines Sternchen erkennen, das ist das Reiterlein. Diesen Stern schenke ich dir. Immer wenn du ihn siehst, werden wir aneinander denken! Versprichst du mir das?" „Oh, ja, natürlich. Ich danke dir. Ich werde immer daran denken, du wirst es spüren!"

Sie umarmte ihn fest, schmiegte sich an ihn und dann tat sie etwas Überraschendes. Wohl um ihm eine letzte bleibende Erinnerung zu schenken, schlug sie Ihren Umhang zurück, breitete ihn mit erhobenen Armen weit aus und gewährte ihm einen letzten Blick auf ihren nackten, bildschönen Körper. Mit weit gespreizten Beinen und erhobenen Armen stand sie da wie ein Engel mit schwarzen Flügeln. Was für ein Anblick! Die Lichtgestalt eines nackten Engels mit den im Gegenlicht schwarzen, bedrohlich erhobenen Flügeln des Todes. Verlockung und Bedrohung, Schönheit und Gefahr zugleich in außerirdischer, göttlicher Gestalt.

Dann kam sie langsam näher, ergriff seine Hand, fasste den Mittelfinger und führte ihn flüchtig und sanft in ihre nasse Spalte.

Mit dieser kleinen, so menschlichen Geste verlor die Gestalt plötzlich alles Bedrohliche und Dunkle. Zurück blieb eine unendliche Sehnsucht nach der Wärme in der Tiefe dieses engelhaften Körpers.

Völlig verwirrt griff er wie in einem Reflex nach ihrem sich noch einmal anbietenden Körper. Aber er griff ins Leere. Schon bedeckten die Flügel wieder die reizvolle Gestalt. Mit einem Lächeln auf den Lippen hauchte sie: „Adieu, Liebster, mach's gut, ich warte auf dich!"

Dann verschwand ihre schlanke, hohe Gestalt mit ausholenden Schritten im Schatten der Bäume. Noch einmal sah sie als undeutliche Silhouette, die plötzlich von der Dunkelheit verschluckt wurde.

Als Dana von ihrem Elternbesuch zurück war, stürmte sie gleich morgens in sein Zimmer und prallte entsetzt zurück. Das Zimmer war leer, sein Bett war weg. Auf das Schlimmste vorbereitet, fragte sie ihre Kollegin.

Gleich am nächsten Morgen hätte der Chirurg eine sofortige Nachoperation durchführen müssen, weil die Wunde aufgeplatzt gewesen sei. Danach sei er noch in der gleichen Nacht auf der Intensivstation gestorben.

Dana war erschüttert. Leichenblass und zitternd sank sie auf einen Stuhl und blieb wie benommen sitzen. Völlig apathisch nahm sie nicht mehr war, was um sie herum vor sich ging. So fand sie die Stationsschwester. „ Dana, was ist denn?"

„Oh, mir ist so schlecht, mein Kreislauf. Mir ist so schwindelig, ich kann nicht mehr."

„Mädchen, du bist ja völlig fertig! Komm, wir schaffen das heute auch allein. Geh nach Hause und ruhe dich aus! Wenn es dir besser geht, kommst du wieder, vorher nicht! Versprochen? Kannst du gehen?" „Ja, danke, ich schaff das schon, danke Oberschwester. Mir geht's sicher gleich wieder besser. Bis morgen dann!"

„Gute Besserung! Ja, bis morgen!"

Grübelnd und weinend lag sie den ganzen Tag über im Bett, dessen Kissen seinen Geruch noch nicht verloren hatten. Immer wieder war ihre Liebesnacht wie ein Endlosfilm vor ihr abgelaufen in einer eigenartigen Mischung aus genussvoller Erinnerung und Trauer. Es war der schwerste Tag in ihrem noch jungen Leben. Verrückterweise spürte sie gerade jetzt, wo eine Begegnung nicht mehr möglich war, eine ziehende, fast schmerzhafte Sehnsucht nach seiner körperlichen Berührung. Sie ging zum Waschbecken, um sich frisch zu machen.

Als sie sich das kalte Wasser auf dem verweinten Gesicht trocknete, bemerkte sie ihre Pillenpackung auf der Spiegelkonsole. Sie erschrak. Das war doch nicht möglich! Die Zwei-Phasen-Packung war von der falschen Seite angebrochen! Damit war der Schutz gleich Null. Sie rechnete nach. Vorgestern war der dreizehnte Tag. Auch das noch! Genau in ihrer fruchtbarsten Phase hatte sie sich besamen lassen - und wie. Kein Wunder, dass sie wie von Sinnen mit Jan gevögelt hatte. Vollspritzen hatte sie sich lassen, bis ihr sein Samen fast aus den Ohren quoll! Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Ein Kind! Lieber Himmel! Ein Kind von einem toten Vater - hier in meinem Bauch! Sie legte ihre Hand darauf, als ob sie schon etwas fühlen könnte.

Mein Gott, wenn es wirklich passiert war, was würde sie tun? Abtreiben? Allein erziehen? Ihre Gedanken begannen im Kreis zu laufen, immer und immer wieder die gleichen Fragen. Sie trank den Rest des Rotweins und legte sich wieder hin.

Lang auf dem Bett ausgestreckt ertappte sie sich schon wieder dabei, wie sie mit beiden Händen ihren Bauch hielt. Doch der war immer noch flach wie ein Brett. Es war verwirrend. Alle Gedanken gipfelten immer wieder in der Frage: abtreiben oder behalten? Ganz langsam gewann sie ihre Klarheit zurück und wurde sich immer sicherer.

Sollte diese Nacht ein Kind zur Folge haben, würde sie es behalten, obwohl es ihre ganze Lebensplanung auf den Kopf stellen würde.

‚Ich kann doch nicht das Kind eines Mannes abtreiben, der mir als letztes Zeichen seiner Lebenskraft ein Kind geschenkt hat und zum Zeitpunkt der Vereinigung unserer Zellen bereits im Jenseits war! Das kann ich vor Gott nicht verantworten. Nicht einmal den Gedanken daran könnte ich auf Dauer ertragen!' dachte sie bei sich.

Dann kam ihr eine Idee. Sie sprang auf und holte sich aus einem der Nachbarzimmer eine neue Tageszeitung. Die Todesanzeige fiel ihr sofort ins Auge.

Die Beerdigung fand in kleinem Kreis statt, wie man so sagt. Ganz vorne am Grab neben dem Pfarrer stand, die Hand ihrer vierjährigen und eben so blonden Tochter fest drückend, eine junge, schwarz gekleidete Frau. Die Zeremonie war bereits vorüber und die kleine Trauergemeinde setzte sich auf dem Rückweg zur Kirche in Bewegung.

Da löste sich aus dem Schatten einer Zypresse eine schlanke Gestalt mit grauem Umhang, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und trat ans offene Grab. Als sie den Sarg erkannte, ging ein Schluchzen durch ihren schmalen Körper. Mit einem weißen Taschentuch ihre Tränen trocknend, warf sie eine weiße Lilie in sein Grab.

„Adieu Jan, ein letztes Mal Adieu Liebster! Dieser Abschied tut mir so weh! Wir waren so glücklich miteinander! Ich werde in Gedanken immer bei dir sein! Sollte Gott es so wollen, dass ich unser Kind in mir trage, werde ich zu ihm genau so liebevoll sein, wie ich es zu dir gewesen bin. Das verspreche ich dir!"

Sie bewegte den Mund, als wollte sie noch etwas hinzufügen, ließ es dann aber, bemerkte das weiße Taschentuch in ihrer Hand, drückte es zu einem innigen Kuss an die Lippen, wischte sich noch einmal die Tränen ab und warf es dann ins offene Grab, wo es neben der Lilie liegen blieb.

Mit einem Ruck löste sie sich von diesem Anblick, drehte sich herum und ging den Weg mit langsamen Schritten zurück. Wie ein flüchtiger Schatten verschwand die Gestalt hinter den Zypressen, die wie ein Zeigefinger des Schöpfers weit in den grauen Himmel ragten.".txt"

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7 Kommentare
LittleHollyLittleHollyvor mehr als 11 Jahren
Durch Zufall...

... bin ich über diese Story gestolpert.

Und eigentlich wurde auch alles schon gesagt. Deshalb sag ich nur: ich schließe mich den Kommentaren vor mir an.

Und hat mal jemand n Taschentuch für die häufig zwischen hartherzig und herzlos schwankende Holly?

LG LittleHolly

KlausTheMausKlausTheMausvor mehr als 15 Jahren
Ein bisschen dick aufgetragen am Schluss

aber sonst jederzeit glaubwürdig. Grosses Kompliment.

AnonymousAnonymvor mehr als 15 Jahren
Selten sowas schönes gelesen

Ich hab hier noch nie so eine wunderschöne, zärtliche, fordernde, leidenschaftliche Geschichte gelesen mit einem dermaßen fein ausgearbeitetem Handlungsstrang.

Bis auf den medizinischen Aspekt^^. Aber da der sowieso nicht im Vordergrund steht, tut das der Geschichte mMn. keinen Abschlag.

Von mir 100, für das Beste was ich bis jetzt hier gesehen hab...

PS: Sehr romantisch :)

Polarbear57Polarbear57vor mehr als 15 Jahren
Spitzenstory

Abgesehen von zwei kleinen handwerklichen Fehlern, die nur einem Mediziner auffallen, eine absolute spitzenstory, einfühlsam und realistisch. Ganz großes Kopfkino.

RoberitoRoberitovor mehr als 15 Jahren
unfassbar

eine der allerbesten geschichten, die ich hier las. der absolute wahnsinn diese tiefe, rührung und erotik pur.

großes kompliment auch für den stil. ganz große klasse.

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