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Alma Andaluz 01

Geschichte Info
Die Seele Andalusiens.
7.5k Wörter
4.7
6.6k
2

Teil 1 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 04/23/2024
Erstellt 03/07/2024
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Vorwort:

Nach der Geschichte über Oliver und Marina (siehe Malle Beste Leben) baten mich ein paar Leser*innen von LIT, doch mal eine Geschichte in Andalusien spielen zu lassen.

Warum nicht? Ich habe die Gegend um Barbate, Zahara de los Atunes, Vejer, Arcos, usw. häufig besucht, und kenne mich dort recht gut aus. Also versuche ich mich jetzt an eine Story, die in Andalusien spielt, an der Costa de la Luz, der Küste des Lichts. Ein bisschen ist es auch meine Geschichte. Beim Schreiben sind mir immer wieder kleine Anekdoten eingefallen, die mir dort passiert sind. Und die habe ich eingearbeitet.

Tja, liebe Freunde und natürlich auch Freundinnen. Es stellte sich mir die Frage: Wo fange ich bei dieser Geschichte an. So richtig begonnen hat sie am 8. Mai 2011. Aber bereits 14 Jahre vorher wurde der Grundstein für diese einfühlsame, aber auch erotische Geschichte, gelegt. Folgt einfach meinen Gedanken und habt Spaß an meiner Erzählung über Julia, die sich einen Kindheitstraum erfüllt.

Und noch etwas. Der obligatorische allgemeine Hinweis: „Bei der Ausübung sexueller Handlungen sind alle Beteiligten älter als 18 Jahre."

Alma Andaluz 01 - Die Seele Andalusiens

08.05.1997

Die Boing 727 von der Fluggesellschaft Aero Lloyd war bereit. Die kleine Familie Heymer stand in einer langen Schlange und wartete darauf, einsteigen zu dürfen. Die kleine Familie, das waren Gerda und Fritz Heymer, beide 36 Jahre alt, und ihre 6jährige Tochter Julia, die vor lauter Aufregung ständig hin und herlief oder an der Hand ihrer Mutter herumhüpfte. Es war Julias erste Flugreise und dann gleich so weit. Nach Andalusien sollte es gehen! Dorthin, wo die schönen Frauen in ihren Flamencokleidern durch die Straßen liefen und die stolzen Männer so elegant auf ihren Pferden ritten.

Ihre Eltern kannten den Urlaubsort, in dem sie die zwei Wochen verbringen wollten, schon von einigen früheren Urlauben her und sie hatten, ganz nach dem Geschmack des Vaters, alles perfekt durchgeplant. Endlich setzte sich die lange Schlange in Bewegung und Julia drückte sich eng an ihre Mutter. Sie hielt deren Hand ganz fest, um sie nur nicht zu verlieren. Für Julia gab es einen Fensterplatz, die Mutter saß in der Mitte und Vater Fritz, mit seinen langen Beinen, bekam den Sitz am Gang.

Julia entging nichts. Sie beobachtete alles und jeden. Die Passagiere, die hastig ihr Bordgepäck in die Kästen oberhalb der Sitze verstauten. Oder das Personals in den schicken Uniformen, das Anweisungen gab, dass man sich anschnallen sollte. Jede einzelne Lautsprecherdurchsage sog sie auf und wiederholte sie leise. Ihre Mutter verteilte Kaugummi, damit durch das Kauen und Schlucken der Druck in den Ohren ausgeglichen wurde. Und dann, endlich, rollte das Flugzeug langsam los und wurde zu seiner Startbahn geführt. Ein kurzer Halt und dann dröhnten auf einmal die Treibwerke. Langsam setzte sich die Maschine in Bewegung und wurde immer schneller.

Julia suchte wieder die Hand ihrer Mutter und drückte die ganz fest. Und dann merkte sie, wie der Flieger von der Erde abhob. Das Startgeräusch wurde schlagartig leiser und die Gebäude und Bäume unter ihnen wurden immer kleiner. „Und Kleines?", hörte sie ihren Vater fragen. „Toll Papa," rief sie, „und schau mal,... und da... und da..." Da war sie wieder, die kleine Plapperliese, die Aufregung war durch Begeisterung ersetzt worden. Und es gab kein Halten mehr.

Kurz nach dem Start meldete sich der Copilot und begrüßte die Fluggäste an Bord der 727 auf ihrem Flug nach Jerez in Südspanien. Eine Stewardess brachte Julia ein Malbuch und Stifte, dazu ein kleines Puzzle. Aber sie brauchte keine Beschäftigung, der Flug war viel aufregender. Es gab etwas zu trinken und auch etwas zu essen. Und sie durfte mit ihrem Vater für ein paar Minuten vorn ins Cockpit zu den Piloten. Sie krabbelte auf den Schoß des Co-Piloten und durfte sogar den Steuerknüppel halten! War sie vorn beim Captain noch ganz ruhig gewesen, nahm, zurück an ihrem Platz, ihr Mitteilungs- und Wissendrang kein Ende mehr. Kurz vor der Landung klappten die Monitore aus den Decken und sie bekamen die Landung in ‚Jerez de la Frontera' durch eine Kamera unter dem Flugzeug live übertragen. Gespannt verfolgte sie das behutsame Aufsetzen der Maschine und sie applaudierte laut mit den anderen Gästen dem Flugpersonal.

Als sie die Maschine verließen und zu dem Flughafengebäude gingen, hielt ihr Vater mittendrin (dort wo die vielen Fässer stehen) an und kniete sich neben sie. „Riech mal, Kleines, so riecht das Meer." Julia schloss ihre Augen und atmete die würzige Seeluft tief ein. „Komm mit," hörte sie ihn sagen, „es wird alles noch viel, viel schöner." Während Fritz Heymer sich um die Koffer kümmerte, erledigte ihre Mutter den Papierkram für den bestellten Mietwagen. Als sie mit ihren Koffern das Gebäude verließen, sahen sie schon ihren weißen SEAT Cordoba. Das Gepäck war schnell eingeladen und Vater Fritz lenkte den Wagen sicher Richtung Landstraße. Es ging an Cádiz vorbei, sie lästerten über die Bautätigkeiten in Novo Sancti Petri, staunten über die jungen Stiere, die rechts von ihnen auf den Weiden grasten und freuten sich über die vielen Storchennester links und rechts der Straße.

Als sie durch eine kleine Allee fuhren, wurde ihr Vater immer langsamer. Seine Frau Gerda legte ihm ihre Hand auf das Knie und lächelte ihn an. Sie wusste was jetzt kam: Ihr Ritual, wenn sie diese Strecke fuhren. Sie hielten an und Julia durfte sich auf den Beifahrerseits setzen, zwischen die Beine ihrer Mutter. Dann wurde langsam weitergefahren, bis die Bäume aufhörten. „Schau mal, Kleines!", deutete ihr Vater nach oben. „Unser Freund, ‚El Toro'!" Vor Julia erhob sich auf einem Hügel die mächtige Silhouette eines Stieres, das Wahrzeichen der Firma Osborne. „Wenn wir ihn sehen, dann wissen wir, dass wir angekommen sind."

Julia durfte aussteigen und sie lief ein paar Mal vor und zurück und schaute dabei immer auf den Metallstier. Dieses Bild sollte sie nie vergessen!

Der Rest ist schnell erzählt. Ihre Eltern weckten die Liebe zu Spanien, aber insbesondere Andalusien, in ihr. Sie zeigten ihr, wie das Meer roch, wie es schmeckte, wie es sich anfühlte. Sie fuhren mit ihr in die weißen Dörfen, nach Vejer und nach Arcos. In Tarifa, dem Surferparadies, fühlte sie die Kraft des Windes und die Wucht der mächtigen Wellen. Und sie lernte eine Frau kennen, die viele, viele Jahre später für sie ein besonderer Bezugspunkt in ‚Andaluz' oder ‚Andalucia' werden würde.

Diese Frau, Tia Maria, besaß ein Restaurant in Zahara de los Atunes, in dem Julias Eltern sehr gerne ihre Zeit verbrachten. Und Julia war der Sonnenschein, egal wo sie auftauchte. Man nannte sie nur ‚Princesita' (kleine Prinzessin). Sie saß in der Küche und schaute zu, wie Tia Maria oder deren Köchin, ‚Abuelita Anna' (Oma Anna), kochte. Sie zog sich einen Stuhl herbei und setzte sich zu den alten Männern an den Tisch. Interessiert beobachtete sie, wie die Alten Karten spielten, obwohl sie die Regeln nicht verstand. Allein durch ihr interessiertes Zuhören lernte sie ihre ersten spanischen Worte und konnte sich am Ende ihres Urlaubs von ihren neuen Freunden und Bekannten auf Spanisch verabschieden.

Kaum saß sie im Flugzeug zurück nach Deutschland, kullerten ihr die Tränen über die Wangen. Sie vermisste ihr Andalusien jetzt schon. Zurück in der Heimat saß sie in jeder freien Minute vor den Urlaubsfotos und träumte vor sich hin. Und sie hatte schreckliches Heimweh. Heimweh nach dem Atlantik, nach Zahara de los Atunes mit seinem Nachbarort, der Urbanización Atlanterra, nach Tia Maria und Abuelita Anna, oder nach den alten Männern, die ihr immer so freundlich zulächelten und ihr eine ‚Fanta Naranja' spendierten.

Im August wirkte ihr Opa Karl so auf ihre Eltern ein, dass sie noch einmal zwei Wochen Urlaub in Andalusien machten. Natürlich in ihrem Hotel in Atlanterra. Schon als sie in die Allee einfuhren, rutschte sie unruhig auf dem Rücksitz hin und her. Natürlich hielt ihr Vater an und ganz langsam fuhr er durch das Blättertor und sie alle genossen den Blick auf ‚El Toro'. Als sie endlich am Hotel angekommen waren, stürzte sie sofort aus dem Auto und rannte an die Reception. „Holla! Belleza!" (Hallo, Schöne) wurde sie begrüßt und als ihre Eltern zu ihr stießen, war sie schon von vielen Angestellten umzingelt.

Abends bettelte sie so lange, bis sie Tia Maria besuchten. „Mi Princesita!", flüsterte die Restaurantchefin nur. Die zwei Wochen vergingen natürlich viel zu schnell und als man wieder abreiste und die ersten Tränen getrocknet waren, versprachen ihr ihre Eltern, im nächsten Jahr wieder in Andalusien Urlaub zu machen. „Aber denke daran," meinte ihr Vater. „Du kommst jetzt in die Schule. Wir können nur noch über Pfingsten und in den Sommerferien Urlaub machen." Julia nickte. Sie wollte jetzt ganz schnell in der Schule Rechnen und Zählen lernen, um genau zu wissen, wie lange es bis zum nächsten Urlaub dauern würde.

Die Jahre vergingen und Julia wurde eine gute Schülerin. Und sie nahm, wen wundert es, Spanisch als Wahlfach. In den letzten drei Jahren bis zum Abitur wurde sie sogar eine sehr gute Schülerin. Und sie brachte es zu einem Abschluss von 1,2. Alle quatschten sie in ein Studium und um endlich von zuhause fortzukommen, schrieb sie sich in Gießen für Zahnmedizin ein. Zusammen mit ihren Freundinnen Theresa und Barbara, die ebenfalls dort studierten, zog sie in eine WG. Das war im Jahre 2009 und durch die ganzen Vorbereitungen, dem Abitur, dem Umzug, schaffte sie es nicht nach Zahara.

Im darauffolgenden Jahr wurde sie krank und keiner wusste so richtig, warum. Wieder kein Andaluz.

Aus der lebenslustigen Prinzessin wurde eine traurige junge Frau, die an nichts mehr Spaß hatte. Als sie erfuhr, dass ihre Eltern ab dem 1. Mai 2011 ihren Urlaub wieder in ihrem Hotel in Atlanterra verbrachten, hielt sie es nicht mehr aus, setzte sie sich in den Zug und verließ Gießen. Ihr Opa Karl holte sie vom Bahnhof ab und als er in ihre traurigen Augen sah, hätte er am liebsten mit ihr geweint. „Du wirst langsam weich, alter Knabe," sagte er zu sich. Er fuhr mit ihr zum Fluss und sie gingen schweigend am Ufer entlang.

„Was soll ich machen, Opa," fragte sie ihn direkt. Und er antwortete ihr direkt. „Nimm eine Auszeit. Pfeif erst einmal auf das Studium. Das ist sowieso Blödsinn, anderen Leuten im Mund rumzufummeln. Setzt Dich in den Flieger und bleibe ein paar Wochen, vielleicht auch Monate, in Deinem Andalusien." Julia sah in zweifelnd an: „Ist das Dein Ernst?" „Mein voller Ernst! Du gehst hier kaputt, und das will niemand. Nimm Dein Erspartes, arbeite dort unten in einem Hotel. Oder in einem Restaurant. Besuche Tia Maria, Deine Freunde im Hotel und... wie hieß dieser dickliche Junge noch gleich? Du weißt schon, der auf dem Foto." „Marcos!", lächelte Julia. „Wie es ihm jetzt wohl geht."

„Komm mit, wir fahren gleich ins Reisebüro. Die sollen Dir was anbieten. Ein kleines Hotel und einen Hinflug. Wenn Du da unten bist, kannst Du Dir was Günstiges zum Wohnen suchen." Gesagt, getan. Mit tatkräftiger Unterstützung von Opa Karl und mit ein bisschen Schimpfen von Oma Luise, setzte sich Julia am 8. Mai des Jahres 2011 in den Flieger Richtung Jerez. Und ihre Eltern wussten von nichts!

*

8. Mai 2011

Auf den Tag genau, 14 Jahre nach ihrer ersten Landung in Jerez, setzte die Maschine wieder sanft auf andalusischem Boden auf. Julia schnappte sich ihre beiden Koffer vom Band und ging mit weichen Knien Richtung Ausgang. Draußen suchte sie die Kontaktperson ihrer Reisegesellschaft und stellte sich bei ihr vor. „Ach, sie sind Frau Heymer. Nach Zahara de los Atunes fährt heute kein Transferbus, sie sind allein. Wir haben aber für Sie ein Taxi organisiert, das bringt sie zu ihrem Hotel." Sie zeigte auf einen lächelnden Mann, der sich als Raúl vorstellte. Er nahm ihr die Koffer ab und führte sie zu seinem Taxi.

„Darf ich vorne sitzen," fragte sie ihn, diesmal in Spanisch. „Ich war so lange nicht mehr hier und möchte alles, alles sehen." „Sie sprechen Spanisch?", freute er sich, als er ihr die Beifahrertür aufhielt. Als er gerade losfahren wollte, bat sie ihn darum, die alte Küstenstraße zu nehmen und nicht die neue Autobahn. „Sehr gerne, Señora, sehr gerne!" Was dann kam, könnt ihr Euch denken. Sie passierten die Allee und kurz vor deren Ende bat sie Raúl, ganz langsam zu fahren.

Er schaute sie fragend an, aber tat ihr den Gefallen. „Stopp," sagte sie, als der Stier „El Toro" vor ihr auftauchte. Der Taxifahrer sah sie von der Seite an und folgte ihrem Blick. Dann nickte er. Dies war die ungewöhnlichste Fahrt, die er je gehabt hatte. Julia schaute auch ihren Chauffeur an: „Endlich wieder zuhause," sagte sie ganz leise auf Deutsch, aber er verstand sie. Den Rest des Weges verbrachten sie schweigend. Er setzte sie vor dem kleinen, einfachen Hotel in Zahara de los Atunes ab und half ihr mit den Koffern. Er weigerte sich, von ihr ein Trinkgeld anzunehmen. „Sie haben mir heute mehr gegeben, als ich je erwarten durfte." Er drückte ihr seine Visitenkarte in die Hand. „Wenn Sie mich brauchen, rufen Sie mich an. Ich wohne in Barbate und nach Zahara ist das nur ein kleiner Weg."

Ihr Hostal lag nahe am Strand und ihr Zimmer war zwar einfach eingerichtet, aber sauber. Von ihrem Fenster aus, sah sie das Meer, den Strand, die Fischer, die ihre Netze reparierten. Sie packte ihre Koffer aus und verließ dann ihre kleine Behausung. An den Weg zum Wohnhaus und zum „Winterlokal" von Tia Maria erinnerte sie sich gleich und sie stand nur ein paar Minuten später vor der Eingangstür und klingelte. Von innen hörte sie kein Geräusch. „Tia Maria, bist Du zuhause?", rief sie laut. Aber anstelle von der älteren Dame sprach sie eine junge Stimme von hinten an.

„Kann ich helfen?" Julia drehte sich um und sah eine junge Frau in ihrem Alter. Diese Person war so groß wie sie, wog aber ein paar Kilo mehr. Die lockigen, kurzen braunen Haare umfassten ihr rundes Gesicht. Auffallend war ihre große Oberweite, die ihre Bluse mächtig ausfüllte. Der etwas breitete Hintern war in eine kurze Hose gezwängt worden und aus der zwei tolle Beine herausschauten. „Ich suche ‚Tia Maria', antwortete Julia gleich. „Weißt Du, wo sie ist?" „Sie ist bestimmt schon in ihrem Sommer-Lokal in der Nähe des Strandes," wurde vermutet. „Übrigens: Ich bin Sina und wohne nicht weit von hier. Und Du bist bestimmt Julia! Nicht wahr?"

„Si, Du kennst mich?" „Nur vom Erzählen. Maria wartet schon 2 Jahre auf Dich. Du hast Dich einfach nicht mehr sehen lassen. Das tat ihr sehr weh. Nur ab und zu ein Brief oder einen Anruf zu ihrem Geburtstag oder zu Weinachten. Das war nicht viel!" Julia nickte nur und versuchte sich erst gar nicht zu rechtfertigen. „Machst Du wieder Urlaub?", wollte Sina wissen. „Nein, keinen Urlaub. Diesmal bleibe ich länger. Solange es irgendwie geht." „Da freut sie sich bestimmt."

„Ich suche sie jetzt mal in ihrem Restaurant", verabschiedete sich Julia. „Mach es gut, Sina. Und hoffentlich bis bald." „Bestimmt, Julia. Zahara ist klein." Julia lief durch die engen Gassen, überquerte die Hauptstraße, ging am Friedhof vorbei und stand bald vor dem Restaurant von Tia Maria. Auf der Freifläche, unter den Sonnenschirmen, saßen ein paar Touristen und am Tisch, in der lauschigen Ecke, saßen die Alten und spielten wie jeden Tag Karten.

Eine Bedienung, die sie nicht kannte, räumte gerade einige Tische ab, als Julia durch das Tor eintrat. Die Kartenspieler schauten kurz auf und viele erkannten sie gleich wieder. Das Schmunzeln in den Gesichtern der Männer tat ihr unendlich gut und sie nickten ihnen zu. Sie betrat den Gastraum, der im Halbdunkeln lag. Nur die Fenster ließen Licht herein und über dem Tresen brannte eine Lampe. Hinter diesem Tresen stand Tia Maria und kehrte ihr den Rücken zu. „Bringe die Getränke zu den Alten!", sagte Maria, ohne aufzusehen. Sie nahm an, dass ihre Kellnerin hereingekommen war.

„Si, Tia Maria," sagte Julia leise und trat näher an sie heran. Ruckartig drehte die sich um und schaute den Besuch ungläubig an. „Mi Princesita," flüsterte Maria und das Wasser stand ihr in den Augen. Julia nahm sie in den Arm und sagte leise: „Ich bin zurück, Tia." Kaum hatten sie die Umarmung gelöst, da prasselten auch schon die Fragen auf Julia ein. „Wie geht es Dir? Wohnst Du im Hotel bei Deinen Eltern? Wie lange bleibst Du? Hast Du Hunger? Willst Du was trinken?" Und ganz zum Schluss die Frage: „Warum warst Du so lange nicht hier?"

Julia versuchte alle Fragen zu beantworten und als Tia Maria erfuhr, dass ihre Prinzessin länger in Andalusien bleiben wollte, Wohnung und Arbeit suchte, da war die Frau gar nicht mehr zu halten. „Du kannst selbstverständlich bei mir wohnen. Ich habe doch zwei kleine Appartements über meinem Winterlokal. Und arbeiten kannst Du auch bei mir. Mir fehlt noch eine tüchtige Kraft. Und meiner Anna in der Küche helfen, das kannst Du ja auch."

Die Kellnerin hatte das Tablett für die Alten inzwischen weggebracht und kam zurück. Tia stellte die Beiden gegenseitig vor. „Das ist Sarah, sie arbeitet in der zweiten Saison bei mir." Die beiden jungen Frauen lächelten sich an. „Ernesto braucht noch ein Bier," gab Sarah eine Bestellung weiter. Julia schaute auf die Flasche. „Mein Ernesto? Sin alcohol?", wunderte sie sich. „Er verträgt nichts mehr," meinte Tia Maria. Julia nahm die Flasche an sich: „Darf ich?" „Natürlich, der Alte wird sich freuen. Er hat immer nach Dir gefragt."

Julia trat mit der Flasche und einem frischen Glas an den Tisch der Kartenspieler. Sie stellte das Glas vor Ernesto und schenkte ihm dann ein. Er bedankte sich mit einem Augenzwinkern. „Wo warst Du so lange, Princesita?", fragte sie einer der Männer. „Verreist, Alejandro, verreist," sagte sie leise. „Leider viel zu lange." Der Angesprochene nickte nur und sortierte seine Karten. Es ging ruhig zu, am Tisch der Alten. Und jeder freute sich, dass ihre Prinzessin wieder da war.

Wenig später saß sie mit Tia Maria an einem kleinen Tisch. „Deine Eltern waren gestern Abend bei mir," sagte die Tante. „Sie vermissen Dich. Sie vermissen Dich in Deutschland und sie vermissen Dich hier."... „Besuchs Du sie in ihrem Hotel?" „Natürlich, Tia, je eher, desto besser." „Dann nimm mein kleines Auto und fahre zu ihnen. Du kannst es ein paar Tage behalten, um alles Mögliche zu erledigen." „Brauchst Du ihn denn nicht?" „Nicht so dingend wie Du. Ich habe ja noch meinen Lieferwagen." Sie schob ihr den Autoschlüssel über den Tisch. „Fahre zu Deinen Eltern. Wir reden morgen über alles."

Es war inzwischen 18 Uhr geworden. Julia verabschiedete sich und bedankte sich noch einmal für den fahrbaren Untersatz. Sie setzte sich in den Renault Twingo und fuhr Richtung Urbanización Atlanterra. Sie fand einen Parkplatz im Besucherbereich und ging langsam, mit klopfendem Herzen Richtung Eingang. Kaum war sie durch die Schiebetür getreten und wollte sich nach links zur Rezeption wenden, da sprach sie eine männliche Stimme an. „Bitte warten sie einen Moment!"

„Gehören Sie zum Hotel?" Julia drehte sich um und sah sich einem Security-Mitarbeiter gegenüber: Einem Prachtkerl von einem Mann. Einen Meter neunzig groß, 85 Kilo schwer, athletisch, sportlich, einfach nur stark. Er trug seine braunen lockigen Haare kurz und taxierte den fremden Gast mit seinen dunklen Augen. Sie wollte gerade antworten, als von der Rezeption aus jemand rief: „Hey, Gonzo, lasse gefälligst unsere Prinzessin in Ruhe!"

Der große Mann erschrak auf einmal und wurde ein ganzes Stück kleiner. „Du... äh... Sie... Sie sind die Princesita?" „Si", lächelte Julia, drehte sich um und schaute Richtung Rezeption. Von dort kam ein junger Mann auf sie zu, den sie schon ewig kannte. Marcos Rodriguez, ihr spanischer Freund seit ihren Kindertagen. Nur eins hatte sich geändert: Noch bis vor wenigen Jahren war er dicklicher Bub. Aber jetzt hatte sie einen athletischen und sportlichen Mann vor sich. Er ging mehrmals in der Woche joggen und nutzte, wann immer möglich, nachts das Fitnessstudio im Hotel.