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Das Onkel-Projekt 04: Lose Zungen

Geschichte Info
Mein Onkel will ein ernsthaftes Gespräch mit mir. Oh oh!
8.2k Wörter
4.65
17.4k
11

Teil 4 der 5 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 03/05/2021
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Mein Onkel will ein ernsthaftes Gespräch mit mir. Oh oh!

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Das Onkel-Projekt: Lockerleichte Vanilla mit einem Schuss Coming-of-Age, einer Prise Drama, und viel jugendlichem Leichtsinn auf der Sommeralm. Et voilà! Die feuchten Höschen sind angerichtet:

- Das Onkel-Projekt 1: Scheue Blicke (Exhibitionist & Voyeur)

- Das Onkel-Projekt 2: Freche Finger (Selbstbefriedigung & Freudenspender)

- Das Onkel-Projekt 3: Heiße Küsse (Erotische Verbindungen)

- Das Onkel-Projekt 4: Lose Zungen (Romanze)

- Das Onkel-Projekt 5: Intime Stunden (Das erste Mal)

Jedes Kapitel setzt eigene Schwerpunkte, ist in sich abgeschlossen und sollte einzeln lesbar und verständlich sein. In der richtigen Reihenfolge macht es natürlich noch mehr Spaß.

Dingo666

********************

„Wir müssen reden."

Ich zucke leicht zusammen. Mein Onkel Patrick wirft das Geschirrhandtuch mit einer entschlossenen Geste auf die Küchenarbeitsplatte. Ich habe noch zwei Teller in der Hand, mit denen ich schon eine Weile herumtrödle. Das unbehagliche Gefühl in meiner Magengrube steigert sich zu einem Knoten leiser Furcht.

„Ich weiß." seufze ich und muss gähnen. „Aber ich bin so müde. Du doch sicher auch, wir hatten ja beide nicht viel Schlaf. Können wir das nicht auf morgen verschieben?"

Er überlegt, schwankt. Ich hoffe schon. Es war so ein schöner Abend, und ich möchte die entspannte Stimmung ungern durch eine Aussprache riskieren. Morgen reicht doch auch, oder? Obwohl -- morgen ist Samstag. An- und Abreisetag auf dem Ferienhaus Quellenhof. Da wird sicher mehr als genug Arbeit auf uns warten.

Patrick lehnt sich gegen die Arbeitsplatte und verschränkt die Arme vor der breiten Brust. Er sieht mich aufmerksam an. Mir fällt wieder einmal auf, wie gut er aussieht, mit den muskelbepackten Armen und der gebräunten Haut. Auch so gesammelt, wie er jetzt schaut -- sonst lacht oder grinst er meistens. Ernst wirkt er älter. Man sieht ihm seine vierzig Jahre an.

Ich schlage den Blick nieder. Der lange Augenkontakt hat zu einem leisen Vibrieren in meinem Inneren geführt. Ein angenehmes Vibrieren. Ein Nachhall des Nachmittags. Unseres ungeplanten Zusammenpralls in der Schluchtenhütte. Schnell schiebe ich die Erinnerung an seine kräftigen Finger auf meinen Brüsten beiseite.

Nachdem wir von der Hütte zurück waren, haben wir geduscht -- jeder für sich, natürlich -- und dann zusammen gekocht. Das war sehr nett, denn wir konnten ganz locker und ungezwungen miteinander umgehen. Darunter hing zwar die ganze Zeit das andere Thema - alles, was sich so ungeplant und unverhofft zwischen uns entwickelt hatte, in der kurzen Zeit seit meiner Ankunft. Doch die Aussicht auf ein klärendes Gespräch, irgendwann später, brachte erst einmal Beruhigung und Frieden. Und ein sehr schönes, harmonisches Abendessen zu zweit. Nur Spaghetti und Soße, mit einem fruchtigen Rotwein. Doch mir schmeckte es so gut wie im Edelrestaurant, mit meinem Lieblingsonkel neben mir.

„Das stimmt. Ich bin auch müde." sagte er da und lächelt schwach. „Verschieben klingt verlockend. Aber du weißt, dass das nichts bringt."

„Ja, weiß ich." Ich atme einmal tief durch. „Also gut. Im Wohnzimmer, ja? Äh -- könnte ich noch ein Glas Wein haben?"

„Klar." Er sieht mich zwar prüfend an, gießt mir aber das Glas voll, ebenso sein eigenes. Er nimmt beide Gläser und geht voran. Ich trotte hinter ihm drein und fühle mich wie ein Schaf auf dem Weg zur Schlachtbank.

Im Wohnzimmer nehmen wir automatisch die Plätze ein, die wir schon gestern Abend hatten: in den zwei Ecken der großen, dunkelgrauen Couch, die quer vor dem Fernseher steht. Ich drücke mich in das Polster, die Beine unter mich gezogen, und nippe von dem Wein. Er ist gut, aber das bekomme ich gerade nur am Rande mit. Der Angstknoten in meinem Bauch hat sich verhärtet und fühlt sich jetzt an wie ein roher Stein. Dieses witzige Onkel-Projekt, das ich da leichtsinnig vom Zaun gebrochen habe -- es fühlt sich plötzlich größer an. Ernster.

Patrick stellt sein Glas auf ein Beistelltischchen. Er lehnt sich an das Rückenpolster und nickt mit zu. Er trägt eine Jeans und ein schwarzes Halbarmhemd. Ich habe nach dem Duschen ein armfreies, blaues Top und einen Rock in einem hübschen Braunton angezogen, der hübsch zu meinen Haaren passt. Die trage ich gerade lang und offen.

„Also gut." beginnt er. Ihm fällt das auch nicht leicht, spüre ich. „Fassen wir zusammen. Ich beginne mal. Ich erzähle dir, wie die letzten 36 Stunden für mich waren, mit dir. Ist das okay."

„Okay." nicke ich schnell. Ich bin sehr erleichtert, dass er den ersten Schritt macht.

„Gut. Gestern um elf Uhr bist du mit dem Zug angekommen. Ich habe mich sehr gefreut, dich nach zwei Jahren endlich wieder zu sehen, Kim."

„Ja, ich auch." werfe ich schnell ein. „Ich bin..."

„Schhh!" Er hebt eine Hand. „Ich bin dran. Du hörst zu. Und nachher umgekehrt, ja?"

Ich nicke eingeschüchtert. Wow. So bestimmend kenne ich meinen Onkel gar nicht. Aber es hat was. Das macht es mir einfach. Ich merke, dass ich mich ein wenig lockere.

„Vor zwei Jahren warst du noch ein Mädchen. Jetzt -- nicht mehr unbedingt. Das habe ich gleich bemerkt. Du hast dich verändert. Du bist eine junge Frau geworden. Eine sehr hübsche junge Frau."

Ich nicke wieder. Seine Worte wärmen mich. Er findet mich wirklich hübsch? Dabei bin ich doch so dünn. Kaum Fleisch auf den Knochen, wie meine Mutter immer sagt.

„Die erste Umarmung und dein Kuss auf die Backe, das habe ich noch als normale Begrüßung empfunden." fährt er fort und reibt sich die müden Augen. „Als du mir dann bei den Ziegen so den Hintern hingestreckt hast, da dachte ich: „Hoppla! Was macht sie denn da?" Ich weiß!" -- er hält wieder eine Hand hoch -- „Du hast gesagt, das war keine Absicht. Ich glaube dir das. Aber in dem Moment, da hatte ich das Gefühl, du machst es ganz bewusst. Naja, und dein Popo ist zwar schmal, aber sehr hübsch, so dass ich halt ein wenig mehr sehen wollte."

Meine Lippen sind zusammengepresst. Ich will nicht nochmal dazwischen quatschen, er ist dran. Aber es versetzt mir einen leichten Stich, dass er mich da in der Situation so missverstanden hat. Ich nicke nur vorsichtig.

„Ich war nicht sicher. Und hatte auch ein ziemlich schlechtes Gewissen hinterher. Weniger wegen dem Blick unter deinen Minirock. Sondern weil mir der Anblick dann nicht mehr aus dem Kopf gegangen ist. Dein süßer Po, und auch die Form deiner, äh, Muschi unter dem Stoff." Er schüttelt den Kopf, verwundert über sich selbst.

„Aber als du dann beim Mittagessen ohne BH unter dem Oberteil aufgeschlagen bist, und vor dem Abendessen absichtlich kaum was anhattest, als ich dein Fenster reparieren kam, da war ich mir absolut sicher, dass du etwas von mir wolltest. Ich wusste nur nicht genau, was."

„Ich..."

Schnell halte ich wieder die Klappe und mein Mitteilungsbedürfnis in Zaum. Ich wusste ja selbst nicht richtig, warum ich das alles tat. Weiß es immer noch nicht, genau genommen.

„Und als du dann am Abend in diesem durchsichtigen Hemdchen zu mir gekommen bist, da stand für mich fest: Du willst mich verführen. Ich war so kurz davor, dich zu in meine Arme zu ziehen und zu küssen, Kim. Nur ein Gedanke hat mich zurückgehalten: Wie würden deine Eltern mich ansehen, wenn sie davon erfahren? Was würde mein älterer Bruder von mir halten, wenn ich mit seiner gerade mal volljährigen Tochter ins Bett gehe?"

Schon will ich entschieden den Kopf schütteln. Verführen? Niemals! Aber andererseits -- was wollte ich denn dann? Warum habe ich mich praktisch nackt neben ihn gesetzt? Also beiße ich nur auf meine Lippen und schaue betreten drein. Ganz schön selbstsüchtig von mir, wenn man es genau bedenkt. Ich habe in der ganzen Zeit kaum einen Gedanken daran verschwendet, wie Patrick das alles findet. Zur Angst kommt noch ein schlechtes Gewissen hinzu. Hinter meinen Augen wird es verdächtig warm. Nein! Ich will jetzt nicht auch noch weinen!

„Was du vielleicht wissen solltest: Ich war schon länger nicht mehr mit einer Frau zusammen." seufzt er und reibt sich den Bart. „Letztes Jahr hatte ich mal eine kurze Geschichte hier in der Nachbarschaft. Seitdem Funkstille. Ich habe es auch nicht forciert. Ruhe und Frieden war mir wichtiger, und meine Arbeit. Das verträgt sich schlecht mit aufregenden Beziehungskisten und so."

Wem sagt er das! Ingo kommt mir in den Sinn. Und obwohl ich diesen Idioten schon längst abgeschrieben habe, verstärkt sich das Brennen in den Augenwinkeln.

„Jedenfalls wollte ich mich zurückhalten. Weiter abwarten. Aber andererseits hatte ich auch das Gefühl, ich muss mal irgendwie reagieren. Bevor du dir noch ganz andere Sachen einfallen lässt, um mich zu kriegen. Die Unterhose auszuziehen, das kam mir zuerst schlau vor. Ich mache einfach dasselbe wie du. Ich dachte, vielleicht merkst du, wie seltsam das rüberkommt. Aber als ich dann eine Erektion gekriegt habe, war das irgendwie auch beim Teufel. Ich habe mich geschämt."

Ich muss schlucken. Was bin ich nur für ein selbstbezogenes Miststück! Ich wollte ihn doch nicht so in Verlegenheit bringen. Und ich denke nur als Projekt von ihm? Wie billig ist das denn?

„Und dann die Nacht. Ich konnte nicht einschlafen, und bin an deine Tür geschlichen, habe gelauscht." Er sieht mich nicht an. „Und durch das Schlüsselloch geschaut. Du hast dich befriedigt. Das war so ziemlich das Schärfste, was ich jemals mit angesehen habe."

Um Gottes Willen! Er war also tatsächlich an meiner Tür gewesen. Meine Wangen brennten heiß.

„Und wieder war mir nicht klar, ob du das absichtlich machst. Für mich. Ob du genau wusstest, dass ich da draußen bin. Oder ob das nur meine überspannte Fantasie war." sagt er, Erschöpfung in der Stimme. „Also habe ich wieder dasselbe versucht, umgekehrt. Ich habe mich ins Bett gesetzt, und eine Video-Falle gebaut. Ein Handy im Flur, eines in meiner Hand. Ich hab zugeschaut, wie du heimlich gekommen bist und mir zugeschaut hast. Der Voyeur einer Voyeurin, sozusagen."

Mir bleibt die Luft weg. Er hat alles gewusst?! Wo ist der Spalt in der Erde, wenn man ihn mal dringend braucht?

„Als du wieder in deinem Zimmer warst, musste ich natürlich wieder nachschauen." sagt er dumpf. „Ich war mir sicher, dass die offene Tür eine Einladung ist. Und dann auf deinem Bett. So eine abgefahrene Nummer!" Er schüttelt nur den Kopf. „Aber hinterher dachte ich, vielleicht war alles ganz anders. Vielleicht habe ich dich bedrängt, und du hast halt mitgespielt."

Übel, ganz übel. Er sieht so verzweifelt aus. Das wollte ich doch alles gar nicht!

„Heute war es dann überraschend nett mit dir, den Tag über." fährt er fort. „Es hat richtig Spaß gemacht, mal nicht immer nur alles alleine zu machen. Sondern eine tüchtige Assistentin dabei zu haben. Ich dachte schon, wir hätten die Kurve gekriegt und könnten die nächsten Wochen ganz normal als Onkel und Nichte verbringen. Deshalb war es mir wichtig, dir das Adlernest zu zeigen. Ich dachte, das wäre ganz -- unschuldig, irgendwie. Unabhängig von dem, an was ich heimlich die ganze Zeit denken musste."

Ich reiße die Augen auf. An was genau hat er denn die ganze Zeit denken müssen? Etwa...

„Und da ist dann genau wieder das Gleiche passiert." Seine Stimme kling jetzt richtig bitter. „Du willst, dass ich dich in den Arm nehme und festhalte, da an dem Baumstamm. Ich mache es, blöderweise. Und kriege natürlich sofort wieder einen Steifen. Dazu muss ich dich nur an mir spüren. Und dich riechen. Dann ist es einfach unvermeidlich."

Das kommt mir bekannt vor. Am liebsten hätte ich genickt, gelächelt, verständnisvoll seine Hände in meine genommen. Ihm gesagt, dass... Doch ich bleibe erstarrt sitzen. Er redet jetzt schneller, gestikuliert dazu. Das muss raus bei ihm, das spüre ich genau.

„Dann willst du trotzdem weiter umarmt werden." Er schnaubt verwundert. „Und reibst deinen Hintern so heiß an mir, dass ich fast den Baum losgelassen hätte. Das war unfassbar erotisch, diese Situation. Dennoch war ich froh, dass wir zurück sind. Aber in der Hütte, da hast du gerade weitergemacht, wo wir aufgehört hatten. Und da war es mir dann auch egal. Ich habe dich einfach gepackt, und mich an dir abreagiert, Kim. Das war falsch. Als dein Onkel kann ich sowas einfach nicht bringen. Und jetzt -- jetzt weiß ich einfach nicht, was ich machen soll."

Er sieht mich ganz elend an. Mir ist so warm in der Brust, ich spüre so viel für ihn. Ich greife nach seiner Hand, will ihn trösten, ihn halten. Ihm versichern, dass alles okay ist. Dass ich ihn mag, dass er keinen Fehler gemacht hat. Dass alles an mir liegt, einzig und alleine. An meinen dummen, unreifen, egoistischen...

Stattdessen liege ich plötzlich an seiner Brust und schluchze laut. Dann bricht es richtig heiß aus mir heraus. Ich heule laut los und klammere mich an ihn wie eine Ertrinkende. Verdattert legt er die Arme um mich und tätschelt mir die Schulter. Ich presse mein Gesicht auf sein Hemd und spüre, wie der Stoff heiß und nass wird von meinen Tränen.

Das will ich doch gar nicht. Aber ich kann nicht anders. Und es fühlt sich gut an. Ich sehne mich so nach dieser Festigkeit, diese Verlässlichkeit, die sein Körper ausstrahlt. Meine Finger krallen sich an ihm fest, und ich muss immer noch mehr heulen. Es schüttelt mich am ganzen Körper.

„Schon gut. Schon gut." murmelt Patrick und streichelt mir über den Kopf. „Alles ist gut."

Ist es das? Bei allem, was ich angerichtet habe? Und nicht mal genau klar habe, warum?

Ich lasse los. Ganz. Die Welt verschwindet. Alles löst sich auf, wird weggeschwemmt von den heißen Wellen, die mich immer wieder überrollen. Nur dieser feste Brustkorb unter meinem Gesicht ist noch da. Das regelmäßige Heben beim Atmen, das ich spüre. Das beruhigend gleichmäßige Pochen darin. Nur das zählt.

Keine Ahnung, wie lange ich so auf ihm liege. Doch irgendwann lässt es nach. Ich schluchze nur noch leise. Meine Nase läuft. Auch auf sein Hemd. Seine große Hand hält noch meinen Hinterkopf.

Leer. Ich fühle mich leer. Ganz angenehm eigentlich, dieses Gefühl. Besser als das chaotische Wirrwarr aus Gefühlen, Gedanken, Impulsen, Vorstellungen und Befürchtungen, die vorher diesen Raum in mir ausgefüllt haben. Das alles ist auf meinen Tränen weggeschwommen und in Patrick Hemd versickert. Wann habe ich das letzte Mal so herzzerreißend geweint? Ich kann mich gerade nicht erinnern.

„Taschentuch?" fragt Patrick leise.

„Danke. Ich nehme schon dein Hemd." schniefe ich und muss lachen. Oder weinen. Oder irgendwas dazwischen. Er lacht auch und drückt meinen Kopf an sich.

„Kein Problem." Er küsst mich zart auf den Scheitel. „Für dich gerne."

Probehalber atme ich ein wenig tiefer. Keine neuen Tränenschübe. Keine mehr übrig, anscheinend. Leergelaufen. Ich schmiege mich an Patrick und ignoriere, wie es warm aus meiner Nase rinnt. Schon wieder der blanke Egoismus, aber ich kann einfach nicht anders.

„Möchtest du reden?" fragte er halblaut. „Ist aber auch okay, wenn wir einfach hier so liegen."

Ich lasse seine Frage in mir schwingen. Was möchte ich? Was habe ich denn zu sagen?

„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll." flüstere ich. „Bei mir ist alles durcheinander. Ich bin eine Katastrophe."

„Du bist jung, würde ich sagen." Er lacht ein wenig. „War ich auch mal."

„Ehrlich? Ging es dir auch so?"

„Hm, ich habe die letzten zwanzig Jahre gebraucht, um das zu verdrängen. Aber ja. Ich denke, das geht allen so, wenn sie erwachsen werden."

Wahrscheinlich hat er recht. Wahrscheinlich amüsiere ich mich in zwanzig Jahren über das unreife Mädel, das sich bei seinem Onkel ausheult, nachdem es ihn bis aufs Blut gereizt und verführt hat. Das hilft mir nur jetzt im Moment nicht viel.

„Kannst du mir nicht Fragen stellen?" schlage ich vor. „Das ist vielleicht einfacher für mich."

„Hm, warum nicht?" Er überlegt kurz. „Wolltest du mich verführen? Mich ins Bett kriegen? Mit -- mit mir schlafen?"

„Nein!" stoße ich sofort hervor. „Ehrlich nicht! Das war kein Plan, oder so etwas."

Tiefes Durchatmen. Soll ich? Muss ich? Ja -- das muss jetzt raus!

„Ich -- ich habe noch nie mit jemand geschlafen." setze ich hinzu, in einem defensiven Tonfall.

Die streichelnde Hand auf meinem Rücken hält abrupt inne.

„Wirklich?" Er schnaubt verblüfft. „Du bist noch Jungfrau?"

„Wie man´s nimmt." Jetzt muss ich albern kichern. „Mein Hymen ist vermutlich nicht mehr intakt, wenn du das meinst. Aber das war ich selbst. Mit meinem früheren Freund Ingo habe ich schon viel herumgemacht und geschmust und so. Aber wir waren noch nicht im Bett miteinander. Ich -- ich war noch nicht soweit."

„Ah, okay. Ihr habt euch erst vor kurzem getrennt, richtig? Hat deine Mutter gesagt, beim letzten Telefonat."

„Vor fünf Wochen." Das elende Gefühl, das ich an dem Abend damals hatte, kommt wieder in mir hoch. Aber es löst keine neuen Tränen aus. Die sind für heute wohl alle verbraucht.

„Willst du mir sagen, warum?" fragt er nach, sachte.

„Er hat Schluss gemacht." Meine Stimme hört sich vorwurfsvoll an, brütend. Dann bin ich wohl doch noch nicht so darüber weg, wie ich dachte. „Er wollte endlich mit mir schlafen und dachte, ich halte ihn nur hin."

„Und? Hast du das?"

Habe ich das?

„Ich weiß nicht." Ich wische mir die Nase ab und hebe zum ersten Mal den Kopf, sehe ihn an. „Ich denke nicht. Oder dachte es. Aber jetzt habe ich das Gefühl, ich weiß gar nichts mehr."

Er sieht mich nur aufmerksam an, mit seinen sanften, dunklen Augen. Weiterreden ist auf einmal ganz leicht.

„Wir haben uns ein halbes Jahr vor meinem achtzehnten Geburtstag verliebt." berichte ich. „Es war eine total schöne Zeit für mich. Meine erste „richtige" Beziehung, wie Mutter sagte. Nach ein paar Wochen haben wir schon heftig gefummelt und so. Er hat gesagt, er würde gerne mit mir schlafen. Ich war mir nicht sicher. Ich wollte es auch, einerseits. Aber andererseits hat mich auch etwas zurückgehalten."

„Mhm." Patrick nickt nur, die Augen unverwandt auf mich gerichtet. Er ist wirklich interessiert an meinen Erfahrungen. An mir.

„Ich sagte ihm, ich will mit ihm schlafen. Aber erst nach meinem Geburtstag. Das wollte ich auch, ehrlich! Ich hatte mir das so schön ausgemalt! Wir beide, ganz alleine, an einem besonderen Platz. In einem Hotel oder so. Und die ganze Nacht zusammen. Richtig, mit vollem Sex und allem."

„Mhm."

„Aber Ingo hat mich schon am Abend der Geburtstagsfeier gefragt, ob es jetzt soweit ist." Meine Stimme verhärtet sich, bemerke ich. „Wahrscheinlich hätte er mich am liebsten gleich im Garten hinter ein Gebüsch gezogen oder so. Jedenfalls fand ich das gar nicht witzig und habe ihn angepampt. Und irgendwie hat sich das nicht mehr geändert. Er ist immer ungeduldiger geworden, und ich hatte dadurch noch weniger Lust."

„Aha."

„Ja, ist ja wohl auch kein Wunder, oder?" Langsam rede ich mich in Rage. „Wir hatten noch ein paar Mal ein wenig Sex. Oral und so. Meistens auf seinem Bett, mit seinen Eltern unten, na toll! Aber das „Erste Mal" -- ich signalisierte die Anführungszeichen mit den Fingern -- „stand immer irgendwie dazwischen. Ich habe mich einfach unter Druck gefühlt. Auch, wenn er gar nichts gesagt hat. Ich dachte immer, vielleicht nächste Woche. Vielleicht ergibt sich was."

„Vielleicht merkt er endlich, was du dir wünschst." assistiert Patrick.

„Ja, genau!" Ich schniefe laut. „Aber dann hatte er die Nase voll. Eines Abends, als wir gerade wieder ein wenig rumgeknutscht hatten, da hat er mich plötzlich weggeschoben und gemeint, ich würde ihn gar nicht wollen. Nicht wirklich. Ich sei nicht „offen" genug für ihn, und für ein vernünftiges Liebesleben. So ein Idiot! Er hat überhaupt nichts verstanden. Wirft mir vor, dass ich -- hicks!"

Ein Schluckauf unterbricht meine Tirade. Vielleicht ganz gut so. Sonst würde ich jetzt richtig loswüten. Oder wieder heulen. Ich atme langsam und gleichmäßig aus und ein, und warte, bis der Aufstoßreflex nachlässt.

„Verstehe." Patrick nickt und lächelt melancholisch. „Der Vorwurf hat dich gewurmt. Und als du da bei den Ziegen gemerkt hast, dass ich an dir interessiert bin, da hast du beschlossen, es mal auszuprobieren. Oder genauer gesagt: Es dir zu beweisen. Dass du offen bist. Dass es nicht an dir liegen kann."