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Der Kuss des Skorpions

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Malif starrte nur ungläubig auf ein kleines Sandkorn, das sich in die Höhle verirrt hatte und spannte unwillkürlich alle seine Muskeln an, so dass er beinahe anfing zu zittern. „Irikai ist.. tot.." würgte er schließlich hervor, so als würde er daran ersticken, sobald er es laut aussprach.

„Oh Gott." schoss es aus Malikai heraus. „Ich dachte sie hätten schon mit dir darüber gesprochen. Ich musste es der Versammlung sagen wer sie wirklich ist. Daraufhin haben sie kurz mit unseren Verbündeten beraten und uns nach ihrem Entschluss losgeschickt um die anderen zu finden." Vorsichtig legte er beruhigend eine Hand auf die Schulter seines Bruders und setzte ein etwas missglücktes Lächeln auf.

„Irikai lebt. Wir haben eine andere Frau, in die Kleidung von ihr gesteckt und sie zu den anderen gelegt. Sie werden die beiden nicht voneinander unterscheiden können. Die Tiere hatten sie schon vor uns in der Wüste gefunden. Es ist nicht mehr genug über von ihr, als dass..."

Weiter kam er nicht, denn seine Erzählung wurde abrupt von einer Faust, die sich in sein Gesicht bohrte beendet.

„Wie kannst du mich nur so erschrecken!?!" fuhr Malif ihn mehr als nur aufgebracht an.

„Tut mir leid." stammelte dieser kleinlaut, als er wieder vom Boden aufstand. „Ich habe es nicht gewusst." Da kam schon wieder sein Bruder auf ihn zu und blieb schnaubend vor ihm stehen. Doch von einer Sekunde zur nächsten wandelte sich sein Gesichtsausdruck und unendliche Erleichterung spiegelte sich in seiner Mine wieder. Einarmig umarmte er den verwirrten Malikai und musste ein paar Mal schwer schlucken.

„Wo ist sie?" fragte er schließlich, ein paar Tränen zurückkämpfend.

„Weiter hinten in der Höhle, wo es noch kühler ist. Sie ist sehr schwach. Der Pfeil hat.." mit schuldigem Blick wendete er sich ab.

„Du hast uns dadurch gerettet. Uns beide." flüsterte Malif beinahe. „Du hast schießen müssen." Noch einmal drückte er seinen Bruder an sich und eilte dann tiefer in die Höhle hinein.

Er musste sich zusammenreißen nicht den Gang hinunterzurennen. In dieser Finsternis sah man einfach zu wenig. Das hatte er als kleiner Junge mehr als einmal schmerzlich feststellen müssen. Aber trotzdem gab es in der Oase keinen interessanteren Ort. Zumindest für ein Kind, das auf Entdeckungen aus ist. Während Kriegszeiten wurde die Höhle einfach in ein Krankenlager umgewandelt. Das Klima in der Wüste draußen eignete sich einfach nicht zum Genesen der Kranken.

So ein schlechtes Gefühl hatte er noch nie gehabt, als er diese Höhle hinabgestiegen war. Was würde ihn unten erwarten? Hatte sein Bruder Recht gehabt? Wäre es wirklich besser gewesen, wenn sie dort neben dem See gestorben wäre? In ihm taten sich so viele Fragen auf und wenn er sich ehrlich war, wollte er über keine einzige davon nachdenken.

Als die Wände wieder auseinandergingen und der Gang sich weitete, wurde er langsamer und blieb schließlich stehen. Beinahe schüchtern blickte er in den vor ihm liegenden Raum hinein. Auf der einzig belegten Bahre darin lag Irikai. Zwei andere Frauen wuselten geschäftig durch die Gegend, wuschen blutige Verbände aus und rührten neue Salben an.

Nur allmählich setzte er sich wieder in Bewegung und kam schließlich neben ihrem Bett zu stehen. Vorsichtig, um nicht unnötigen Lärm zu verursachen, setzte er sich verkehrt auf einen Sessel, legte seinen rechten Arm auf die Lehne und stützte seinen Kopf darauf.

Irikai lag auf dem Rücken und schien einfach nur ruhig zu schlafen. Einzig ihre blasse Haut und der kalte Schweiß auf ihrer Stirn ließen ihn nicht vergessen, wie es wirklich um sie stand.

Erschöpft kam Irikai wieder zu sich. Ihr Körper fühlte sich unendlich schwer an und selbst nur die Augenlieder zu heben, bereitete ihr große Anstrengung. Nichts in ihrer Umgebung kam ihr vertraut oder auch nur entfernt bekannt vor, was sie nicht gerade beruhigte. Man hatte sie anscheinend in irgendeinen finsteren Raum gebracht. Langsam stieg Angst in ihr auf. War sie jetzt etwa eine Gefangene? Oh Gott.. kam es ihr in den Sinn. Malif musste gehört haben, wie der Haitu-Krieger mit ihr gesprochen hatte.

Ängstlich drehte sie langsam ihren Kopf, was ein schmerzhaftes Ziehen in ihrem Rücken verursachte. Was sie jedoch neben ihrem Bett sah, entschädigte sie gleich dafür. Auf dem Sessel, der neben ihr stand, saß Malif. Er war schräg auf dem Stuhl hängend, in einer Haltung, die nicht sehr angenehm sein konnte, eingeschlafen, während er über sie gewacht hatte.

Ein liebevolles Lächeln mit einem Hauch Hoffnung zauberte sich sogleich auf ihre Lippen. Während sie einfach nur so da lag, fing ihr Blick an über ihren Geliebten zu wandern und musterte jeden Millimeter seines Körpers. In ihren Gedanken fing sie an ihm zärtlich über sein Gesicht zu streicheln, fuhr liebevoll durch sein dunkles Haar, das zerzaust in alle Richtungen wegstand. Die Erinnerung an den See mischte sich in ihren Tagtraum und beinahe konnte sie seine forschenden Hände spüren, die über ihren Körper wanderten und ihr angenehm warme Schauer bescherten.

Vorsichtig befreite sie einen Arm von unter der Decke, die man über sie gelegt hatte und versuchte ihn langsam anzuheben. Mit einiger Anstrengung schaffte sie es schließlich bis zu seinem Haar zu gelangen und strich ihm zärtlich eine Strähne aus dem Gesicht, die ihr teilweise die Sicht auf ihn verwehrt hatte. Erschöpft blieb ihre Hand auf seiner Schulter liegen und sie konnte die Wärme fühlen, die von seinem Körper ausging, die in ihre Hand hineinzukriechen schien und nun langsam ihren Arm hinaufwanderte.

Er musste diese Berührung gespürt haben, denn nur Momente danach schlug er seine Augen auf und augenblicklich erhellte sich sein Gesicht, als er sah, dass Irikai wach war. Eine Zeit lang, sahen sich die beiden einfach nur an, da keiner von ihnen so Recht wusste, was er sagen sollte.

„Wo bin ich?" brachte sie nach einem Räuspern schließlich hervor.

„Sie haben dich in die Höhle gebracht. Das hier ist unser Krankenlager. Die Hitze draußen würde dir nicht so gut bekommen." sprach er mit leiser Stimme während er ihre Hand von seiner Schulter nahm und sie festhielt.

Erleichtert sah sie auf, als sie erfuhr, dass dies doch kein Gefängnis oder dergleichen war, Malif jedoch schien ihrem Blick auszuweichen, was sie wieder traurig nach unten blicken ließ.

Malif beendete schließlich das aufkommende peinliche Schweigen. „Du wirst überleben. Es ist nichts von dem Pfeil zurückgeblieben. Die.. die Wunde ist sauber."

Immer noch zu Boden blickend antwortete Irikai. „Das ist gut.. oder?" Ein paar Tränen schlichen sich in ihre Augen und liefen lautlos ihre Wangen hinab.

„Du bist die Nichte des Fürsten?" formten seine Lippen flüsternd die Frage.

Irikais Blick wurde starr und ihr Kopf begann sich wie mechanisch bewegt, zu nicken. Sie öffnete ihren Mund, atmete einmal schwer ein und schloss ihn wieder ohne etwas gesagt zu haben.

Malif erhob sich von dem Stuhl und setzte sich auf die Kante des Lagers auf dem Irikai lag. Sie zuckte leicht zusammen, als sie ihn neben sich spürte. Dann nickte sie in Richtung seines verbundenen Armes.

„Du bist verletzt."

„Ich werde in nächster Zeit keine Ringkämpfe bestreiten können, aber das wird wieder." meinte er mit einem Lächeln, das ihm nicht wirklich gelingen wollte.

„Was macht ihr jetzt mit mir?" sprach sie endlich die Frage aus, die schon die ganze Zeit im Raum schwebte und ihr beinahe die Luft zum atmen nahm.

Wie auf eine unausgesprochene Aufforderung hin, begann Malif wieder auf ein plötzlich sehr interessant gewordenes Sandkorn am Boden zu starren.

„Es ist nicht gut, dass du zögerst." sprach sie mit erstickter Stimme weiter. „Ich bin die letzte meiner Familie. Mit mir wird die Herrschaft der Haitu zu Ende gehen. Das ist das Ziel, das euer Stamm bereits seit Generationen verfolgt."

Ohne ihr in die Augen zu sehen, stand er von dem Bett auf und drehte sich um. Schnellen Schrittes, so als müsse er flüchten, ging er auf den Ausgang zu, blieb jedoch in der Schwelle noch einmal stehen.

„Ich habe dir schon mehrmals gesagt, wir sind keine Mörder. Wir sind nicht die Monster, als die uns alle sehen sollen." Dann verschwand er und hastete den Gang entlang. Während er nach draußen eilte, hatte er das Gefühl, dass die Höhle immer enger würde, sie gleich über ihm einstürzen würde.

Als er schließlich ins Freie stolperte, blieb er erleichtert stehen. Kurz drehte er sich um und blickte in das Dunkel der Höhle hinein. Irikai blieb allein darin zurück.

„Sie ist eine Gefahr, solange sie lebt." gestikulierte der Anführer der Verbündeten des Stammes wild mit den Armen als Malif in das große Verhandlungszelt trat. Alle Anwesenden nickten ihm kurz zu, während er sich auf einen der freien Plätze zubewegte.

„Wenn sie den Köder nicht schlucken, den wir ihnen gelegt haben, können wir sie als Druckmittel verwenden." argumentierte ein anderer, dem jedoch sein Nachbar ins Wort fiel.

„Und als Druckmittel wofür? Die Priester wollten sie verhaften lassen. Sie lassen sich sicher nicht mit einer Verräterin erpressen."

„Sie ist trotz allem die rechtmäßige und einzige Erbin des Fürstenthrons von Biloba." unterbrach sie der Anführer des Stammes, seinen Blick auf seinen Sohn gerichtet, der mit sichtbarem Unbehagen dem Gespräch folgte. „Jetzt, wo diese Erbin, in ihren Augen tot ist, wird die Priesterkaste die Herrschaft an sich reißen."

Kurzes Schweigen senkte sich über die Versammlung.

„Du denkst, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist?" vermutete Jerdosh, der älteste Sohn des Führers des verbündeten Stammes.

„Es steht ein Herrscherwechsel an. Die Bevölkerung hat sich bereits einmal gegen die Priester aufgelehnt. Damals jedoch ohne Erfolg. Wenn wir jetzt ebenfalls nach dem Thron greifen, wird sich ein Teil der Einwohner offen auf unsere Seite stellen." fuhr Malifs Vater fort.

„Wir sind im Moment stärker denn je und die Vergangenheit hat gezeigt, dass wir deinem Urteil vertrauen können. Vielleicht ist es wirklich an der Zeit unsere Schläfer zu wecken und zurückzuholen, was den Kindern der Wüste gehört." nickte der Führer der Verbündeten zustimmend. „Die junge Haitu allerdings darf nie wieder auftauchen. Sie könnte unsere Pläne zum Scheitern verurteilen."

Jarek erhob sich und Malif sah beinahe bittend zu seinem Vater auf.

„Sie ist ab sofort eine Frau ohne Vergangenheit. Da sich durch diesen Zwischenfall eure Abreise verzögert hat, wird der Markt erst morgen stattfinden. Sie wird ebenfalls dort verkauft werden."

Mit diesen Worten war die Versammlung beendet und die Anwesenden verließen einer nach dem anderen das große Zelt.

Nur Malif war auf dem weichen Kissen sitzengeblieben und hatte mittlerweile beinahe die gleiche Farbe wie das bleiche Zelttuch angenommen. Sein Vater war als einziger noch geblieben und lehnte gegen einen Stützpfeiler.

„Du weißt dass die einzige Alternative ihr Tod gewesen wäre." sprach Jarek ruhig.

„Und vielleicht wäre das sogar besser für sie gewesen. Eine Sklavin.. Du weißt was das für sie bedeutet. Was sie erdulden wird müssen. Ich..." In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Doch er wusste auch, dass er noch soviel argumentieren könnte, es würde an der Entscheidung nichts mehr ändern.

Langsam stand Malif auf und bewegte sich Richtung Ausgang zu. Kurz bevor er hinausging, drehte er sich noch einmal zu seinem Vater hin um. „Vorher habe ich zu Irikai gesagt, dass wir nicht die Monster, nicht die Unmenschen sind, für die wir überall gehalten werden. Vielleicht hatte ich unrecht."

Dann verließ er schnellen Schrittes das Zelt.

Wütend wurde er immer schneller, bis er schließlich quer durch die ganze Oase hetzte und keuchend die erste Düne dahinter erklomm. Mit hochrotem Kopf starrte er noch einmal zurück auf die vereinzelten Lagerfeuer, die zwischen den Palmen brannten. Dann lief er erneut los, die Düne hinab und tiefer in die Wüste hinein, bis er schließlich erschöpft liegen blieb und sich von der angenehm kühlen Wüstennacht umfangen ließ. Sein Atem ging schwer während er versuchte sich wieder zu beruhigen. Sein Blick schweifte hinauf zu den Sternen, fixierte einen von ihnen und starrte ihn an, als wenn dort die Lösung seiner Probleme geschrieben stünde.

Ein Rascheln ließ ihn aufhorchen und er sah sich aufmerksam um. Doch nur ein kleiner Skorpion kam aus einem vertrockneten Gebüsch herausgekrabbelt. Neben einem Stiefel, der vorher noch nicht da gewesen war, blieb er schließlich stehen. .. Ein Stiefel? Erschrocken fuhr Malif in die Höhe.

Als Malif erwachte, war die Sonne bereits aufgegangen und der Sand um ihn herum begann die Hitze des Tages unangenehm heiß zu reflektieren. Mit einem unguten Gefühl im Bauch machte er sich auf den Rückweg in die Siedlung.

Bei seiner Ankunft liefen die letzten Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. Einige Fremde spazierten an den aufgestellten Verkaufsständen vorüber und kauften sich getrocknete Datteln oder andere Spezialitäten, die sie unter anderem hier in der Oase selbst herstellten.

Als er jedoch ans Ende des größeren Platzes gelangte, bildete sich ein Kloß in seinem Hals. Die Zimmerleute waren gerade dabei die letzten Bretter der Holzbühne für den Sklavenmarkt zusammenzunageln.

Irikai wurde durch ein leises Streitgespräch, das in ihrer Nähe geführt wurde, geweckt und beschloss sich vorerst noch schlafend zu stellen.

„Ihr könnt sie doch nicht in ihrem Zustand dort hinaufbringen. Welcher von euch intelligenten Männern hat sich denn diesen Blödsinn schon wieder einfallen lassen?" regte sich Furis auf. „Ihre Wunde ist noch lange nicht verheilt. Weiß Malif überhaupt was ihr vorhabt?"

„Wir haben keine Wahl. Wir tun nur, was uns gesagt wurde. Und ja, er weiß Bescheid." drängten sich die beiden Männer an der älteren Frau vorbei.

„Sie hat Recht, sie sieht wirklich nicht gut aus. Wir werden nicht viel für sie bekommen." meldete sich der andere zu Wort. „Los, weck sie und zieh sie an. Wir warten im Gang bis ihr fertig seid. Aber beeil dich, es fängt gleich an."

Kopfschüttelnd ging Furis auf die Pritsche zu, auf der sich Irikai versteift hatte, nachdem sie den Inhalt des Gespräches mitbekommen hatte. Die ältere Frau nahm ein feuchtes Tuch auf und tupfte der Verletzten die Stirn ab, was sie zusammenzucken ließ.

„Es tut mir leid, Kleine. Ich kann nichts für dich tun." flüsterte sie ihr betrübt zu.

Ängstlich öffnete Irikai ihre Augen und blickte ihr Gegenüber an. „Was meinten sie damit? Was fängt gleich an? Wo bringen die mich hin?" brach es aus ihr heraus, während sie sich von Furis aufrichten ließ und ein schlichtes beiges Kleid übergestreift bekam. Es war weit nicht so aufwendig gefertigt wie das andere Gewand, das man ihr zuletzt gegeben hatte. Auch bestand es aus einem unangenehm grob gearbeiteten Stoff, der auf ihrer Haut kratzte.

„Ich weiß zwar nicht was du getan hast." erzählte die ältere Frau zögernd. „Aber sie halten es anscheinend für so schlimm, dass du deine Freiheit verloren hast. Sie werden dich am Markt verkaufen."

Noch bevor Furis den Satz ganz beendet hatte, wurde Irikai schlagartig schwindlig und ihr Magen rebellierte. Mit einem Satz war sie bei einem in ihrer Nähe stehenden Kübel und übergab sich herzhaft darin. Zitternd blieb sie daneben sitzen und starrte das selbe Sandkorn an, das Malif vorhin schon so faszinierend gefunden hatte.

Eine Hand legte sich sacht auf ihre Schulter. „Wenn zwischen dir und Malif wirklich mehr gewesen ist, kann er dir vielleicht noch helfen." redete beruhigend eine leise Stimme auf sie ein. „Seine Stimme zählt viel." Irikai jedoch schüttelte nur abwesend ihren Kopf.

Resigniert ließ sie sich von Furis Richtung Ausgang führen, wo die beiden Wachen auf sie warteten. Sie wehrte sich nicht, als ihre Hände hinter ihrem Rücken gefesselt wurden und sie unsanft zu einem schnelleren Gang aufgefordert wurde.

Kopfschüttelnd blieb die ältere Frau zurück und blickte ihr betrübt nach.

Das Sonnenlicht blendete sie, so dass sie für einige Momente lang blind war, als sie aus der Höhle traten. Ungewohnt geschäftiges Treiben herrschte in ihrer Umgebung und verbreitete eine allgemeine Unruhe. Ihre Wunde, in der gestern noch ein Pfeil gesteckt hatte, schmerzte bei jedem Schritt, bei dem sie die beiden weiter in Richtung des großen Marktplatzes führten.

Von weitem hörte sie bereits wie laut Gebote gebrüllt wurden und teils ein belustigtes Grölen durch die Reihen ging. In dem Schatten einer kleinen Hütte, in der ein paar Ziegen untergebracht waren, blieben sie stehen. Von hier aus hatte Irikai einen nur zu guten Überblick über das Geschehen, das hier vor sich ging.

Auf einer Holzbühne, die gestern noch nicht hier gewesen war, stand ein Hüne von Mann und pries die angebotenen Waren an .. Menschen. Gerade wurden drei starke Männer hoch gezerrt und als exzellente und ausdauernde Arbeiter dargeboten. Einem nach dem anderen wurde die Kleidung heruntergerissen, bis sie nur noch in einer Art Lendenschurz dastanden, damit sich die potentiellen Käufer eine bessere Meinung von der Ware machen konnten.

Bei diesem Anblick wurde ihr erneut schwindlig und sie rutschte langsam, gegen die Hüttenwand gelehnt nach unten. Mit aller Kraft versuchte sie die Fassung nicht zu verlieren und in Tränen auszubrechen.

Ihr Kopf lag auf ihren angewinkelten Beinen, die Augen geschlossen und die Arme schützend um sich geschlungen, als sich einer ihrer Wächter neben sie kniete. „Du musst aufstehen. Wir müssen weiter." Überraschend vorsichtig half er ihr in die Höhe. Und als sie die Augen öffnete blickte sie erstaunt in das Gesicht von Malikai. Mitleid suchte sie darin allerdings vergebens. Beinahe ausdruckslos blickte er sie an, als er einen Arm um sie legte und sich gemeinsam mit ihr in Richtung Holzbühne in Bewegung setzte. Ein paar Mal drohten ihre Beine einfach unter ihr wegzuknicken, doch Malikai hielt sie aufrecht, bis sie schließlich bei der Treppe ankamen.

Sie konnte einfach nicht mehr weitergehen. Diese Stufen hinaufzusteigen, hatte etwas Endgültiges. Wenn sie wieder heruntergehen würde, wäre sie jemandes Eigentum. Eine Träne lief heiß ihre Wange herab, als sie spürte, wie Malikai sie anhob und auf die Plattform hinauftrug. Sie hörte jedes Geräusch, jedes Wort um sich herum. Doch sie konnte sich nicht mehr bewegen. Wie durch einen Schleier konnte sie erkennen, dass sie jetzt oben neben dem Hünen war und offensichtlich stand. Sie konnte sich jedoch nicht daran erinnern, dass sie Malikai wieder abgesetzt hatte. Sie wollte einfach nur mehr weg von hier. Wieder zurück in ihr kleines Häuschen in Biloba. Zurück in ihre kleine sichere Welt.

„Halt durch. Es ist gleich vorbei." drang Malikais Stimme zu ihr durch und riss sie aus ihrer Trance. Ängstlich blickte sie auf die Menge hinab, die sie teils gleichgültig, teils mit gierigen Augen musterte. Hoffnungsvoll ließ sie ihren Blick über den Platz vor ihr schweifen. Doch so sehr sie es sich auch gewünscht hatte, sie konnte Malif nirgends entdecken. Würde er dies tatsächlich zulassen? Malikais Arm legte sich erneut um ihre Schulter und ihr fiel es tatsächlich leichter nicht einfach an Ort und Stelle umzukippen.

Dann fing der Hüne an ihre Schönheit und ihre Vorzüge anzupreisen. Die Blicke, die ihr daraufhin von den Kauflustigen zugeworfen wurden, ließen wieder Übelkeit in ihr hochsteigen. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass der auf sie riesig wirkende Mann direkt vor sie getreten war. Eisern legte sich seine großen Hände an den Ausschnitt ihres Kleides. Sie wollte gerade entsetzt aufschreien, als plötzlich ein Ruck durch seine Arme ging und das Kleid einfach wie Papier in der Mitte auseinander riss.

Nun setzte das belustigte Gröhlen, das sie vorher schon gehört hatte wieder ein. Doch dieses mal machte es ihr entschieden mehr Angst. Der lange Riss in ihrem Kleid zeigte eindeutig mehr von ihrer Weiblichkeit, als ihr lieb gewesen wäre und noch bevor Malikai sie besser festhalten konnte, ging sie wimmernd in die Knie.

Wie durch einen Schleier hindurch vernahm sie, wie schließlich jemand den Zuschlag für sie erhielt und sie wieder in die Höhe gehoben wurde.