Die erotische Geschichte 02

»Ich weiß, davon spreche ich ja gerade.«

»Guten Nacht, Flo!«

»Gute Nacht, Melanie!«, sagte er und drehte sich zurück auf den Rücken. Obwohl er Lust verspürte, sich Befriedigung zu verschaffen, traute er sich nicht, dies in ihrem Beisein zu tun. Sie beim letzten Mal im Schlaf so bedrängt zu haben, war an Peinlichkeit nicht zu überbieten und er wollte ihr auf keinen Fall einen weiteren Grund geben, sich über ihn lustig zu machen. Obwohl, dachte er sich nach einer Weile, einen gewissen Reiz hatte die Situation schon gehabt und er spürte, wie ein weiterer Tropfen seiner Vorfreude in seine Shorts rann. In diesem Moment wurde ihm bewusst, dass er vor lauter Überlegungen zu ihrer Geschichte die Frage aus den Augen verloren hatte, warum sie ein solches Interesse an den Tag gelegt hatte, wie er sich befriedigen würde. War das nur ihr professionelles Interesse als Autorin oder reizte es sie, diese prickelnden Details von ihm zu erfahren, weil diese sie selbst ansprachen?

Melanie dachte an das, was er soeben im Nebensatz gesagt hatte: Sie würde ihn in fünfzig Jahren immer noch mit diesem Fauxpas aufziehen! Wenn man es wörtlich nehmen würde, müssten sie dann weiterhin in engem Kontakt stehen. Eher unwahrscheinlich. Oder doch nicht so unwahrscheinlich? Dieses zweite Wochenende mit ihm zusammen hatte ihr gutgetan. Auch wenn sie sich beide in den letzten Jahren weiterentwickelt hatten, spürte sie bei ihm die alte Vertrautheit. Sie hatte die an sich selbst gestellte Frage, ›wäre dieser Mann ein Partner für mich?‹, schon lange nicht mehr gestellt. Keiner, der ihr begegnet war, seit ... seit diesem Segeltörn, hatte sie dazu gebracht, sich diese Frage zu stellen. Warum jetzt? War sie soweit? Hatte sie genug Abstand zu dem, was auf dem Schiff vorgefallen war? Mehr als ein Jahr war das her! Wobei die Zeit hier nicht ausschlaggebend war! Was sagten ihr Kopf und ihr Herz?

Die Offenheit, mit der sich Flo auf die eigentlich absurde Idee einließ, eine erotische Geschichte zu entwickeln, machte ihn für sie zu etwas Besonderem. Oder maß sie diesem Umstand eine zu große Bedeutung bei? War es nur der Situation geschuldet, dass er neben ihr im Bett lag? Aber welchem Mann hätte sie einen Platz in ihrem Bett angeboten? Eigentlich keinem! Jeder andere hätte es als Einladung gesehen, dass sie, wenn sie schon von ihm nichts wollte, dann doch einem Abenteuer nicht abgeneigt wäre. Warum hatte sie ihm angeboten, neben ihr zu schlafen? Weil sie ihm vertraute! Wie weit ging ihr Vertrauen, beziehungsweise, wie weit wünschte sie sich, dass sich das Vertrauen zwischen ihnen beiden weiter entwickeln würde? Sie wünschte sich, wieder einmal fest in den Arm genommen zu werden ... vielleicht würde er in dieser Nacht wieder einen heißen Traum haben.

Die Erinnerung an sein Begehren löste ein wohliges Kribbeln in ihr aus, und sie verstärkte den Druck durch den Stoff ihres Nachthemdes auf ihren Schoß. Die Unebenheiten des Stoffs übertrugen sich auf ihre geschwollenen Schamlippen und sie hätte sich am liebsten die Erlösung verschafft, nach der sie sich sehnte. Jedoch traute sie sich nicht, aus Angst vor Entdeckung. Kurz überlegte sie, dass sie so lange warten konnte, bis er eingeschlafen war. Aber sie wusste aus vielen Geschichten und aus der Erfahrung mit Thomas im Vorschiff auf dem Törn, dass der Eindruck, ob jemand schlief oder nur so tat, trügerisch sein konnte. Schweren Herzens entschied sie sich, noch eine Nacht zu warten. Morgen Abend wäre er abgereist und sie könnte in einer Geschichte ihres Lieblingsautors nach Inspiration für eine aufregende Fantasie suchen. Sie drehte sich von ihm weg und schloss die Augen.