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Familie Undercover 01/12: Bewerbung

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13.2k Wörter
4.59
20.5k
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Siena ist 18 und hat gerade das Abi gemacht. Sechs harte Jahre saß sie im Internat, abgeschoben vom Stiefvater. Sie ist dadurch tough geworden, und vielleicht ein wenig rücksichtslos. Zur Volljährigkeit hat sie alte Unterlagen bekommen und konnte so endlich ihren -- bislang unbekannten -- Vater aufstöbern. Er lebt mit seiner Familie als Handwerker auf einer Burg. Nun hat sie sich auf eine Praktikantenstelle dort beworben. Sie will ihn heimlich kennenzulernen...

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Liebe Leserinnen und Leser,

hiermit beginnt ein Experiment: Diese auf zwölf Kapitel angelegte Geschichte möchte ich gerne interaktiv mit euch entwickeln. Nach jeder Veröffentlichung eines Kapitels gibt es eine Leserumfrage mit verschiedenen Optionen, wie es weitergehen soll. Die jeweils von der Mehrheit gewählte Variante greife ich für den Folgeteil auf. Mein Ziel: diese Erzählung so zu schreiben, wie sie euch am besten gefällt. Ich bin gespannt, wie das funktioniert!

Inhaltlich geht um eine Familie, also einhundert Prozent um Inzest-Themen -- daran sind erfahrungsgemäß die meisten Leser/innen interessiert. Hier und heute das Einführungskapitel, das die Personen vorstellt und den Rahmen umreißt. Am Ende des Textes gibt es weitere Erläuterungen, wie du an der Entwicklung dieser Geschichte teilnehmen kannst.

Viel Spaß beim Lesen und Mitmachen!

Dingo666

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„Mist!"

Mit einem Blick hatte ich die Situation erfasst und spurtete los, den Rucksack über eine Schulter geworfen. Der Gurt scheuerte bei jedem Schritt an meiner rechten Brust, doch das ignorierte ich.

Vor dem Bahnhofsgebäude von Strackenfels wartete genau ein Taxi. Vom Ausgang links bei den Fahrradständern stapfte ein Geschäftsmann in dunklem Anzug auf das Auto zu, einen Trolley hinter sich herziehend. Die zwei Rädchen ratterten über den Asphalt und veranstalteten einen Heidenlärm. Der Taxifahrer hatte ihn gesehen und stieg aus, wohl um den Kofferraum zu öffnen. Ich beschleunigte, bis der Rucksack auf meinem Rücken hüpfte wie verrückt. Lauter Boxhiebe in die Titte vom Träger.

Der Geschäftsmann machte gerade den Mund auf, als ich mich vor ihn warf.

„Ich muss zur Burg", schnaufte ich den Taxifahrer an, der die Augen aufriss und einen halben Schritt zurückwich. „Es ist dringend! Es geht um Leben und Tod!"

„Äh, ja..." Der Fahrer sah zwischen mir und dem anderen Kunden hin und her.

„Entschuldigen sie, junge Dame, aber..."

Ich wirbelte herum. „Oh, das ist sooo nett, dass sie mir den Vortritt lassen. Ich bin ihnen wirklich dankbar. Es kommt auch sicher gleich noch ein Wagen", zwitscherte ich, warf mich dem Mann um den Hals und drückte ihm einen Schmatz auf die Wange. Dabei presste ich mich an ihn, so dass er meinen Busen spüren musste. Nicht schlecht, das Rasierwasser, das er aufgelegt hatte.

Er versteifte sich zu einem Brett und glotzte mich an, als hätte ich ihm einen Heiratsantrag gemacht. Der Trolleygriff entglitt seiner Hand und kippte um. Ich schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, schmiss den Rucksack in den Innenraum des Taxis und mich selbst hinterher.

„Zur Burg", schnappte ich und kam mir für eine Sekunde vor wie Jamesina Bond. „Schnell!"

„Äh, jaja, schon gut." Der Mercedes startete, und wir rollten los. Ein Blick zurück zeigte mir den Geschäftsmann neben seinem Trolley. Er kratzte sich am Kopf und starrte uns hinterher.

„Zeitgenosse im Anzug -- Nul Points. Siena Wahrs -- Douze Points", murmelte ich mit einem Grinsen und lehnte mich zurück. Solche kleinen Siege munterten mich immer ein wenig auf, auch wenn ich nicht gleich der Grand Prix gewonnen hatte. Das war manchmal wichtig. Zum Beispiel, wenn man drei Stunden in schlecht klimatisierten Bahnabteilen saß und der letzte Bummelzug mit einer halben Stunde Verspätung kam.

Ich hasste Zugfahren.

Das Taxi schnurrte durch die Innenstadt von Strackenfels an der Senn. Ich warf neugierige Blicke durch die Scheiben. Das Kaff sah in natura genauso langweilig und öde aus wie auf den Fotos im Internet. Keine achttausend Einwohner und weit weg von jeder vernünftigen Stadt. Provinz pur.

Scheiße! Ich hasste auch die Provinz.

Die Burg lag ein paar Kilometer außerhalb, an einem Felsen am Fluss. Das Taxameter stand schon bei sechs Euro siebzig. Dennoch war ich froh, das Taxi erwischt zu haben. Zum einen war es an diesem Julitag jetzt, kurz vor Mittag, schon richtig warm und ich wollte nicht verschwitzt zum Vorstellungsgespräch aufschlagen. Zum anderen gab mir die Fahrt die Gelegenheit, meine Gedanken zu ordnen. Nicht ganz unwichtig, am möglicherweise entscheidendsten Tag meines Lebens.

Die Digitalanzeige vorne am Armaturenbrett zeigte „Do, 27. Juni 2019, 11:48 Uhr". Mein Zeitplan für diesen Tag sah folgendermaßen aus:

12.00 Uhr: Ich treffe auf der Burg ein und habe etwa zwei Stunden Zeit, um mich ein wenig umzusehen. Das Bewerbungsgespräch ist auf 14.00 Uhr angesetzt, doch ich bin extra früher gekommen. Vielleicht kann ich was Nützliches aufschnappen.

14.00 Uhr: Ich sehe Mike Linnemann. Meinen leiblichen Vater. Das erste Mal in meinem Leben.

Hier verzweigte der Plan in mehrere Alternativen:

14.01 Uhr, Version A: Mike erkennt mich nicht und wir führen ein ganz normales Bewerbungsgespräch. Mit etwas Glück ergattere ich die auf drei Monate ausgeschriebene Praktikantenstelle als Bauhelferin auf der Burg und kann ihn kennenlernen. Heimlich. Ich weiß kaum etwas von ihm, aber vielleicht kann ich herausfinden, was für ein Mensch mein Erzeuger ist.

14.01 Uhr, Version B: Mike reißt die Augen auf, kaum dass er mich sieht, und haucht: „Siena! Meine verlorene Tochter!". Er springt auf und ich spüre zum ersten Mal, wie es ist, von einem echten Vater umarmt zu werden. Im Hintergrund schluchzt der Violinen-Soundtrack los. Wir reiten in die untergehende Sonne.

14.01 Uhr, Version C: Ich raste aus, sobald ich ihn sehe, greife mir irgendetwas Hartes, und prügle auf ihn ein, bis er reglos auf dem Boden liegt.

Nun ja. Version A war die wahrscheinlichste, zugegeben. Aber wenn man seit Wochen auf einen Moment hin fiebert, dann entwickelt man automatisch auch komische Ideen, oder? Ich tat das jedenfalls. Ständig.

Ich bemerkte, dass der Taxifahrer immer wieder Blicke in den Rückspiegel warf. Auf mich. Auf meinen Busen, wahrscheinlich. Für heute hatte ich eigens das weiße Shirt in Unterhemd-Optik angezogen, darunter einen dünnen BH. Der Hitze wegen, und weil ich mich so toll fühlen wollte wie möglich. Seit kurzem füllten meine Titten die B-Körbchen endlich richtig aus. Die verstohlenen Blicke erfüllten mich daher mit einer gewissen Befriedigung. Zumindest das klappte schon mal.

Mit einem Gähnen reckte ich mich, bog das Kreuz durch und stemmte die Brust raus. Ich bot ihm was für sein Geld. Hm -- mein Geld, eigentlich. Außer dem Shirt trug ich eine modische Jeans, die mehr aus Löchern als aus Stoff bestand, und weiße Sneakers. In dem Rucksack neben mir befanden sich ein paar Klamotten, der Geldbeutel und ein dünner Ordner mit Unterlagen. Geburtsurkunde, Impfpass, Abi-Zeugnis. Mein Leben. Und alles, was mir im Moment gehörte. Falls heute alles schieflief, dann würde ich gegen 16.00 Uhr auf der Straße stehen. Buchstäblich.

Natürlich konnte ich mir ein Zimmer nehmen. Auf meinem Konto lagen knapp zwölftausend Euro. Das Erbe meiner Mutter, das ich kürzlich bekommen hatte, zusammen mit den Dokumenten in ihrem Schließfach. Doch ich wollte ab Oktober studieren. Mein Stiefvater Konrad würde mir keine Unterstützung zukommen lassen, sofern ich ihn nicht erfolgreich über drei Instanzen verklagte. Ich brauchte also meinen Schatz noch für Wichtigeres.

„Die Burg. Wir sind da. Macht zwölf Euro zwanzig."

Wir hielten vor einer Abzweigung, die steil nach oben führte. Eine rotweiße Schranke versperrte die Zufahrt, links und rechts wucherten Bäume.

„Stimmt so."

Ich drückte ihm zwölffünfzig in die Hand, und der Mann nickte säuerlich. Idiot! Der hatte bestimmt mehr Geld als ich. Sollte froh sein, dass ich ihm überhaupt ein Trinkgeld gab! Schließlich musste er nicht mal einen Koffer hinten rauswuchten. Blöder Wichser!

Er brauste davon und ich atmete tief durch. Weg mit diesen negativen Gedanken! Ich wollte gut drauf sein. Freundlich. Sympathisch. Ein junges, hübsches Ding mit großen Augen, dem man gerne einen Gefallen tat und eine Praktikantenstelle gab.

Entschlossen stapfte ich die Zufahrt hoch. Den kannte ich schon von meinen Recherchen im Internet. Ein S-förmiger Weg, zweihundert Meter lang und kopfsteingepflastert. Oben lag Burg Strackenfels. Seit Jahrhunderten das Domizil der Freiherren von und zu Strackenfels. Seit zwei Jahren der Wohn- und Arbeitsplatz meines Vaters.

Mit den Unterlagen aus dem Schließfach war es nicht schwer gewesen, seine Spur zu finden. Anfangs hatte ich nur ein paar alte Liebesbriefe von ihm, mit einer Postfach-Adresse als Absender. Ich brachte es nicht über mich, die Briefe zu lesen, doch seni Name stand auf dem Umschlag. „Mike Linnemann" gab es in Deutschland nicht sehr oft. Über Xing und LinkedIn isolierte ich den einzigen Mann, der altersmäßig in Frage kam. Er hatte wohl früher mal eine eigene Firma und stellte nun eine Art Ein-Mann-Bautrupp auf der Burg dar.

Minuten später stand ich vor einem Torbogen in einer verwitterten Mauer. Ein schmiedeeisernes Gitter verschloss den Zugang, daran hing ein Schild „Zutritt für Unbefugte verboten". Was für ein Glück, dass ich befugt war. Ich drückte versuchsweise auf die Klinke des kleinen Holztores daneben, und die Tür schwang auf. Die Kuppe des Hügels lag vor mir, das Innere des Befestigungswalls. Mit einem Schlucken trat ich über die Schwelle, schloss das Tor hinter mir und sah mich um.

Es kam mir vor, als sei ich schon hier gewesen, so gut kannte ich die Grundrisse von Google Maps und von den Bildern im Internet. Links stand die eigentliche Burg, ein quadratischer Bergfried mit zwei angebauten Gebäuden. An der Südseite schloss ein alter Steinbau aus dem Mittelalter an den Turm an, in dem sich das Museum befand. Richtung Osten ging ein Fachwerk-Anbau aus dem achtzehnten Jahrhundert ab, das Wohngebäude des Freiherren. Sämtliche Fassaden konnten ein wenig Farbe vertragen. Das Gemäuer wirkte eher trist als erhaben.

Rechts lag der Gutshof, ein zweistöckiger Bau nebst Schuppen und Nebengebäuden. Der frühere Wirtschaftstrakt des Anwesens und heute das Heim von Familie Linnemann. Auch ein altes Haus, aber besser in Schuss. Der terrakottafarbene Anstrich vermittelte Wärme und Gemütlichkeit. Dort befand sich auch das Büro.

Ich zögerte. Was nun? Wenn mich jemand sah, dann würde man mich höflich vom Gelände komplimentieren und bitten, in zwei Stunden wiederzukommen. Mein Plan schien mir auf einmal lächerlich und nutzlos. Was konnte ich hier schon sehen, das ich nicht bereits wusste?

Dennoch trabte ich los, nach links. Nicht verstohlen, sondern ganz offen, als wäre es mein selbstverständliches Recht, mich hier zu bewegen. Im Internat hatte ich oft genug an verbotenen Aktivitäten mitgewirkt, ich kannte die Basics. Nach einer Minute schob ich mich um die Ecke des Hauptbaus und damit außer Sicht, vom Gutshof aus gesehen. Wenn, dann würde wahrscheinlich dort jemand aus dem Fenster sehen.

Ich entspannte mich und sah mich um. Tiefer Frieden lag über der Burg. Nur das Zwitschern der Vögel war zu hören, und von ferne die Bundesstraße auf der anderen Seite der Senn. Das Geviert der Burgmauern stand auf einem Felshügel, ringsum von alten Bäumen umgeben. Durch die Stämme konnte ich das Glitzern des Flüsschens erkennen. Hinter der Mauer ging es da steil nach unten.

An der Burg wurde gearbeitet. Ein Gerüst bedeckte die komplette Seite des Hauptgebäudes auf der Flussseite, daneben standen Säcke mit Baumaterial, Farbeimer und ein Stapel alter Holzbohlen. Der Job meines Vaters, soweit ich wusste. Allerdings sah es aus, als lagerte das Zeug schon eine Weile hier. Kein Vergleich zu der Hektik, die ich auf der Baustelle erlebte, als das Internat vor zwei Jahren renoviert wurde.

Stimmen, und das Knirschen von näherkommenden Schritten im Kies. Ich sauste hinter die Holzabfälle und duckte mich, so tief ich konnte.

Ein Mann kam um die Ecke, und mein Herz setzte für einen Schlag aus. Mein Vater. Groß und breit. Schlank, aber stabil gebaut, im Blaumann. Kurze, schwarze Haare, Vollbart. Ich konnte ihn nur anstarren, in meinem Kopf herrschte blankes Vakuum.

An seiner Seite schritt ein Mädchen dahin, etwa mein Alter. Sie war groß und blond und üppig gebaut, irgendwo zwischen einer nordischen Walküre und einem California Dreamgirl. Ihre Kleidung bestand aus einer vor dem Bauch geknoteten Bluse, atemberaubend knappen Hotpants und Sandaletten.

„Hier finden die Fassadenarbeiten statt, die ich erwähnt habe, Frau Strattmeier. Oder -- darf ich Valerie sagen?", hörte ich Mikes Stimme. Er klang jovial und aufgeräumt, richtig leutselig. Eine Eisenplatte schien auf meiner Brust zu liegen, ich konnte kaum Luft holen.

„Aber gerne." Valerie lachte und warf ihm einen Blick mit Augenaufschlag zu. Ich hasste sie auf Anhieb.

„Sehr schön. Ich bin Mike. Auf dem Bau ist man immer per du."

Sie nickte eifrig, wobei der große Busen auf und ab wackelte. Mike bemerkte es auch, er schielte von der Seite darauf. Ich biss die Zähne zusammen. Das war meine Konkurrentin, wurde mir klar. Offenbar eine weitere Bewerberin für die Praktikantenstelle. Fuck! So wie mein Vater sie anglotzte, hinterließ sie wohl gerade einen positiven Eindruck bei ihm.

„Die Fenster da oben müssen noch ausgetauscht werden. Die da drüben sind schon neu. Siehst du den Unterschied?"

Er wies nach oben. Ihre Augen folgten seinem ausgestreckten Zeigefinger, und er nutzte die Gelegenheit, um einen ausgiebigen Blick in ihr Dekolleté zu werfen. Für einen Wimpernschlag flackerte Gier über seine Miene. Na super! Ich musste mich sicher nicht verstecken wegen meines Aussehens, aber Valeries Sex-Appeal kam so subtil rüber wie ein Schlag in den Bauch.

„Wunderschön, diese Barock-Architektur", seufzte das Mädchen, und ich musste ein Kichern unterdrücken.

„Hm." Anscheinend bemerkte auch Mike, dass es mit ihren Architekturkenntnissen nicht weit her war. Er verzog das Gesicht, doch sein Blick hing nach wie vor an ihren Melonen. „Komm, wir gehen mal rein. Ich zeig dir, was wir innen machen. Vom Dachstuhl oben hat man einen wahnsinnigen Ausblick."

„Ooh, super!"

Sie schlenderten zu einer kleinen Tür auf der Rückseite des Burggebäudes. Mike schloss auf und ließ ihr den Vortritt. Sie deutete einen Knicks an und ging hinein. Er betrachtete dabei eingehend ihren Po. Das Jeanshöschen bedeckte die Falten der Arschbacken nur ansatzweise. Heiß, das musste ich zugeben.

Als auch mein Vater außer Sicht war, erhob ich mich und atmete durch. Ich spürte Verwirrung. Mein Erzeuger hatte nichts Besseres zu tun, als junge Mädchen so lüstern anzustarren, so als ob er ihnen am liebsten gleich die Kleider vom Leib reißen würde? Damit hatte ich nicht gerechnet. Doch womit hatte ich überhaupt gerechnet?

Mike Linnemann war jetzt fünfundvierzig Jahre alt, wusste ich. Seit zweiundzwanzig Jahren verheiratet mit Silvia, der Mutter seiner zwei ehelichen Kinder, Joss und Mara. Meine Halbgeschwister. Mit meiner Mutter hatte er damals eine Affäre, als seine Frau gerade das zweite Kind bekam. Sobald er hörte, dass sie mit mir schwanger war, ließ er sie sitzen. Offenbar hatten die Jahre wenig an seiner Empfänglichkeit für weibliche Reize und seiner Gier auf frisches Fleisch geändert.

Fuck!

Ohne nachzudenken huschte ich hinter den beiden her. Die Tür war noch offen, und sie knarrte nicht einmal, als ich vorsichtig daran zog. Stimmen aus dem Inneren machten es mir einfach, die Entfernung einzuschätzen. Ich schlich durch einen Abstellraum voller Maschinen und Werkzeuge und bog in einen Gang ab. Am Ende führte eine Treppe nach oben.

„...Museum immer noch geschlossen", drang das Organ meines Vaters herunter. „Es soll nächstes Jahr wieder aufgemacht werden, wenn wir komplett durch sind mit der Renovierung. Botho will noch weitere Schauobjekte dazu kaufen."

„Das sieht ja wirklich aus wie in einem Ritterfilm. Unglaublich!"

„Nicht wahr? Es wurden tatsächlich schon Filmaufnahmen hier drin gedreht. Wir gehen hier weiter. Achtung, die Stufen sind schief."

Ich drückte mich die Steintreppe empor und kam im Rittersaal an. Beide Seiten des Raumes standen voll mit Rüstungen und Ständern mit Speeren und anderen mittelalterlichen Waffen. Es roch nach Staub und altem Stein. Direkt neben mir ging eine Treppe hoch. Ich folgte den beiden nach oben und hielt mich eng an die Wand gedrückt, damit die Stufen nicht knarrten.

Oben mündete die Treppe in eine zweiflüglige Falltür. Dahinter das Dämmerlicht des Dachgeschosses. Vorsichtig linste ich über die Kante.

„Etwas höher. Siehst du den lockeren Ziegel? Einfach noch ein wenig hochdrücken. Warte, ich halte dich, damit du nicht runterfällst."

„Danke. Ja -- eine tolle Aussicht, sie hatten -- eh, du hattest recht, Mike."

Valerie balancierte auf einem aufgestellten Holzfass und hielt sich an einer Dachlatte fest. Mit einer Hand stemmte sie einen Ziegel hoch. Von dort aus musste sie Ausblick über das ganze Senntal haben. Sie stieß einen Laut der Bewunderung aus.

Doch Mike hatte sie nicht aus touristischen Gründen hier heraufgeführt. Er hielt sie mit beiden Händen um die Taille und starrte ihr aus nächster Nähe auf den Hintern. Der Jeansstoff spannte sich so eng um die üppigen Halbkugeln, dass er schlucken musste. Ich sah im Profil, wie sein Adamsapfel rauf und runter ging.

„Fühlst du dich sicher so, Valerie?", fragte er sie, mit seltsam neutraler Stimme.

„Ja", gab sie arglos zurück. „Danke fürs Halten."

„Gerne. Ich helfe dir runter."

Er drehte sie auf dem Fass herum, nahm sie um die Taille, und hob sie herunter wie eine lebensgroße Barbie-Puppe. Sie kicherte dabei. Als ihre Füße den Bretterboden berührten, ließ er sie nicht los. Ihr Blick ging hoch in sein Gesicht, und automatisch legte sie die Hände auf seine Oberarme.

„Wir arbeiten hier eng zusammen, Valerie", erklärte er ihr sanft. „Meinst du, du fühlst dich wohl in einem Team mit mir?"

Ihre Augen weiteten sich, als sie endlich verstand, was er meinte. „Ich... eh...", stotterte sie, und ich empfand beinahe Mitleid mit ihr. Doch das schob ich schnell beiseite. Sie brauchte sie nicht zu wundern, wenn sie in diesem Aufzug zu einem Vorstellungsgespräch kam, oder?

„Alles gut." Mike zuckte die Schultern, als wäre es ihm völlig gleichgültig. Doch er nahm die Hände nicht von ihren Hüften. „Ein Bewerbungsgespräch ist dazu da, um herauszufinden, ob man als Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammenpasst. Genauer gesagt: als Arbeitnehmerin und Arbeitgeber."

„Ja..." Valerie schlug den Blick nieder und biss sich auf die Lippen. Dann atmete sie tief ein und hob den Kopf. „Ich denke, wir könnten ein gutes Team sein."

„Wirklich?" Mike blinzelte sie an und schob den Kopf nach vorne. Nur ein wenig. Wie zufällig. Nicht bedrohlich oder so. Er ließ ihr Platz, und damit Entscheidungsspielraum. Sie musste sich entscheiden, ob sie den Job wollte, unter den Umständen, die er anbot. Hier und jetzt.

Valerie traf die Entscheidung. Sie kam ihm entgegen, und die beiden küssten sich sanft, während sie sich in die Augen schauten. Dann nochmals, und wieder. Sacht schob Mike ihr eine Hand auf den Rücken und zog sie an sich. Ihre Arme legten sich um seinen Nacken. Die Küsse wurden intensiver, feuchte Geräusche drangen an mein Ohr.

Ich hockte mich auf die Stufen, den Kopf unterhalb des Bodenniveaus und damit außer Sichtweite. Der Druck auf der Brust, der mir den Atem abdrückte, verstärkte sich auf das Doppelte. Mein Vater -- ein gieriges, sexbesessenes Arschloch? Immer noch? Meine Mutter hatte nie über ihn sprechen wollen, doch sie hatte mir immer den Eindruck vermittelt, dass er sie nur fürs Bett wollte. Meine schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich gerade.