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Alle Kommentare zu 'Ins Kreuz'

von EmaSen

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Auden JamesAuden Jamesvor fast 3 Jahren
In den Fängen geiler Nonnen

Der vorliegende Text erzählt eine für das dt. LIT außergewöhnliche, ja vielleicht sogar einzigartige Geschichte!

Was wie eine (fast) gewöhnliche Sexgeschichte anfängt, in der zwei junge Leute zwecks Unzucht an einem verbotenen Ort in eine Kirche (!)einbrechen, wandelt sich alsbald zu einem Erotikverschwörungsthriller, in dem dunkle Katakomben, schweigsame Kutten und katholische Geheimbünde zentrale Rollen spielen. Zwar wird die Logik letztlich, wie ich finde, ein wenig überstrapaziert, aber das mag bei den möglichen nicht-erotischen Vorbildern – wie z. B. den Bestsellern eines Dan Brown – nicht weniger der Fall sein, weshalb ich es bei dieser Anmerkung belassen werde. Was nämlich, wie ich finde, weitaus mehr stört, das ist die ein ums andere Mal – unnötig! – verquere Sprache, die verstiegene, ja zum Teil fast dadaistisch anmutende Formulierung anhäuft, die vor allem zu Beginn fast gar keinen Lesefluß aufkommen lassen und diesen auch im weiteren Verlauf ein ums andere Mal – unnötig! – unterbrechen. Dem geneigten Leser könnte, wie ich finde, nicht verübelt werden, wenn er sich angesichts dessen irgendwann zu fragen begänne, wo – Kreuzsakrament! – der Autor des vorliegenden Textes bloß sein Deutsch hernimmt?

Auf ein paar der vielen fragwürdigen Stellen sei in der folgenden Detailkritik deshalb näher eingegangen.

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DETAILKRITIK

a) „‚Nicht hier. [sic]‘ [sic] wisperte sie […].“

Nach den allgemeinen Regeln der Zeichensetzung entfällt der Punkt am Ende einer direkten Rede, wenn diese – wie hier – in einen übergeordneten Hauptsatz eingebettet ist; anstelle des Punktes wird in diesem Falle ein Komma nach den die direkte Rede abschließenden Anführungszeichen gesetzt.

b) „[W]ir waren beide rattig bis an die Schwanzspitzen.“

Handelt es sich bei der Freundin des Erzählers also um eine (?) Shemale, oder wie? Andernfalls handelte es sich um eine unsinnige Formulierung.

c) „Heiligenstatuen überragten uns, aus altersgrauem Marmor mit leeren Augen, sie warfen Schatten auf uns trotz der Dunkelheit.“

Was ist das für ein Satzbau? Deutsch scheint er jedenfalls nicht zu sein (oder jedenfalls kein besonders gutes).

d) „Und ihren kleinen beweglichen Fingern die Mühe meiner Jeansknöpfe überlassen könnte.“

Hierbei handelt es sich um einen unverbundenen Nebensatz, was grammatikalisch falsch ist (und im vorliegenden Falle durch keine erzählerische Notwendigkeit gerechtfertigt werden könnte), da der zugehörige übergeordnete Matrixsatz fehlt.

e) „Wie zwei rosig entflammte Balkone erröteten ihre Busen [sic] unter meinen Griffen; blies ein schwangerer Atem in mein Gesicht.“

Ah ja, das elende Thema der Vergleiche! Ich weiß nicht wieso, aber mir kommt es so vor, als hätten immer mehr Schreiber im dt. LIT ein Problem mit dem Bilden sinniger Vergleiche (unangefochtener Vergleichspfuscher ist natürlich Dingo666)! Zu den obigen Formulierungen seien nur die folgenden Fragen gestellt: Seit wann entflammen Balkone rosig? Für gewöhnlich sind Balkone eckig: heißt das also, daß der Angebeteten Brüste eckig sind? Und ist die Angebetete zu diesem Zeitpunkt schwanger, und wenn nicht: wieso ist es dann vorgeblich ihr Atem?

Im übrigen ist die Verwendung von „Busen“ im Plural hier ziemlich fragwürdig, zwar handelt sich bei diesem korrekten Plural nicht um einen grammatischen Fehler, aber semantisch ergibt er keinen Sinn, da der „Busen“, so wie hier verwendet, als Bezeichnung für die weibliche Brust (als Ganzes) bereits im Singular stets beide Brüste einer Frau, die rechte wie die linke, umfaßt; dann von mehreren Busen der Angebeteten zu reden implizierte eigentlich, daß die Angebetete in der vorliegenden Geschichte mehr als zwei Brüste besäße (logischerweise also 4, 6, 8 ...), was nicht nur bizarr wäre, sondern durch den Text selbst auch nirgends gestützt wird. Diese Pluralverwendung ist also schlicht Unsinn!

f) „Ihre schmalen Zahnreihen kratzten über die Kimme meiner Eichel und ich brach über sie [sic] zusammen […].“

Auch diese Formulierung ist nach meinem Dafürhalten grammatikalisch nicht sauber, denn die Präposition „über“ verlangt hier den Dativ und nicht den Akkusativ, schließlich bricht der Erzähler an Ort und Stelle, also ohne zielgerichtete Bewegung (lokal), zusammen, und nicht in einer zielgerichteten Bewegung von einem Ort hin zu einem anderen (direktional)! Richtig müßte es also heißen: „brach über ihr zusammen“.

g) „[…] während sie nur wie gebannt in den schwarzen Tunnel vor uns starrte, als könne jederzeit etwas daraus hervorspringen.“

Der letzte Satzteil dieser Formulierung ist nach meinem Dafürhalten ebenfalls grammatikalisch nicht sauber, da hier der Konjunktiv II statt I gefordert ist, schließlich handelt es sich um einen Vergleichssatz (eingeleitet mit „als“), in dem zur Verdeutlichung der diegetischen Wirklichkeit (sie starrt gebannt in den Tunnel) ein Bild neben sie gestellt wird (irgend etwas könnte daraus hervorspringen), das selbst jedoch nicht Wirklichkeit ist, weshalb dieser also irreal ist. Irreale Aussagen stehen im Deutschen jedoch immer im Konjunktiv II, weshalb es also richtig heißen müßte: „als könnte jederzeit etwas daraus hervorspringen“.

h) „Nachdem ich sie solchermaßen angekleidet hatte, untersuchte ich die Kammer, vom wenigen was ich sah.“

Auch hier stellt sich wieder die Frage, um was für einen Satzbau es sich handelt; deutsch scheint jedenfalls auch dieser nicht zu sein, denn der Zusatz „vom wenigen was ich sah“ ist weder grammatisch noch semantisch nachvollziehbar. Was hier gemeint sein mag, bleibt also völlig dunkel!

i) „Aber die fremde Gestalt streckte nur den Ellenbogen vor, [sic] und, einst [sic] eine über und über verrunzelte alte gelbe Hand entblößt war, zuckte diese zweimal zu sich hin […].“

Das Komma vor „und“ ist überflüssig, und die Setzung von „einst“ ergibt keinen Sinn; war hier vielleicht „als“ statt „einst“ beabsichtigt? (Allerdings ließe sich, was den Stil anlangt, über den Satzbau auch dann immer noch streiten ...)

j) „Nach einiger Zeit des Bangens und Bangens gegen die Tür […]“

Das zweite „Bangen“ als substantivierte Entlehnung des englischen Verbes „(to) bang“ bzw. Gerundiums „banging“ (hier im Sinne von „[gegen etwas] schlagen“) wirkt unnötig aufgesetzt und äußerst irritierend (vor allem beim ersten Lesen), ohne daß dies durch eine erzählerische Notwendigkeit gerechtfertigt werden könnte.

k) „Ihre Lippen waren Röter [sic] als zuvor […].“

Wenn schon die umgelautete Steigerungsform des Adjektivs „rot“ verwendet wird, so muß dieses „röter“ grammatikalisch richtig auch klein geschrieben werden!

l) „wir sahen uns umring [sic] von Menschen“

Nur ein Tippfehler, aber auch von diesen finden sich einige den Lesefluß störende im Text; es müßte natürlich „umringt“ heißen.

m) „Frauen […], allesamt so gekleidet wie die Mönchin [sic], die uns begrüßt hatte und nun hinter uns hereinschlüpfte.“

Das Problematische an dieser Stelle ist, daß der Erzähler den geneigten Leser zuvor noch gar nicht hat wissen lassen, wie jene „Mönchin“ (sic) gekleidet ist, weshalb es äußerst irritierend ist, wenn der Erzähler nun auf etwas verweist, auf das er sinnigerweise gar nicht verweisen kann, statt, wie es erzählerisch geboten wäre, zu beschreiben, wie die Frauen denn nun allesamt gekleidet sind (wenn es denn schon gesondert erwähnt wird). Und warum bedient sich der Ich-Erzähler hier überhaupt so einer feministischen Terminologie? Auch diese scheint auf etwas zu verweisen, das für den geneigten Leser ungreifbar und dunkel bleibt.

n) „jede Spalte ihrer Titten“

Also mit dem Busen der Angebeteten scheint etwas wirklich nicht zu stimmen: erst der Vergleich mit Balkonen (s. e)), und nun weist er auch noch lauter Spalten auf!

o) „ihre kantigen Lippen“

Und auch ihre Lippen scheinen ganz und gar nicht in Ordnung zu sein, denn für gewöhnlich sind menschliche Lippen kantenfrei!

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Fazit: Eine Geschichte mit außergewöhnlicher Prämisse, deren Lesegenuß aber leider unter allzu vielen sprachlichen Mängeln leidet. Trotzdem allen zu empfohlen, die mal wieder eine erfrischend andere erotische Lektüre suchen!

–AJ

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userEmaSen@EmaSen
Ich freue mich immer über Kommentare! Man spricht hier so wenig… [Profile Image courtesy to Saidmann, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=84763498]
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