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Krieg und Liebe - Atlantikwetter

Geschichte Info
Deutsche Marinesoldaten verlieben sich in 2 Französinnen.
13.1k Wörter
4.71
5.1k
3

Teil 1 der 9 teiligen Serie

Aktualisiert 11/23/2023
Erstellt 06/22/2023
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JoeMo1619
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Krieg und Liebe: Atlantikwetter

© JoeMo1619 - Dezember 2023 ff.

Ort: St. Pierre & Miquelon - französisches Überseedepartement vor der kanadischen Ostküste ab Herbst 1940

Vorwort:

Im Sommer 1940 eroberte die Wehrmacht in nur 46 Tagen ganz Frankreich, besetzte den Norden, Paris und die gesamte Küstenlinie entlang des Ärmelkanals und der Biskaya. Im Zentrum und Süden akzeptierten sie einen französischen Reststaat unter Marschall Petain, der seine Verwaltungshauptstadt in dem zentralfranzösischen Badeort Vichy errichtete. Dieser von Niemandem erwartete militärische Erfolg gab der deutschen Kriegsmarine zum ersten Mal einen freien Zugang zum Atlantik, der von dem letzten verbliebenen Kriegsgegner, Großbritannien und dem British Empire, nicht abgesperrt und kontrolliert werden konnte.

Zum effektiven Einsatz der mächtigen Schlachtschiffe als auch der in fünf neuen Atlantikhäfen stationierten U-Boote fehlte aber eine extrem wichtige Information: eine zuverlässige Wettervorhersage. Um diese zu erstellen, bedurfte es vor achtzig Jahren stationärer Wetterstationen, am besten an der Westküste des Atlantik. Denn dort, wo der aus der Karibik kommende, warme Golfstrom und der aus dem Polargebiet kommende kalte Labradorstrom aufeinandertreffen, im Dreieck zwischen kanadischer Küste, Grönland und Island, ist die wichtigste ‚Wetterküche' für den Atlantik und die Küstenregionen Europas. Ausgerechnet an diesem Ort besaß das Deutsche Reich keine Verbündeten, nachdem die zu Dänemark gehörenden Inseln von Island und Grönland nach der deutschen Besetzung Dänemarks von den Alliierten ‚gesichert' worden waren.

Die Geschichte:

Am 1. August 1940, sechs Wochen nach Frankreichs Kapitulation, kamen an einem strahlenden Sommertag im Oberkommando der Kriegsmarine am Berliner Tirpitzufer die kommandierenden Admiräle und ihre Stabsoffiziere zu einem Strategiegespräch zusammen. Haupttagesordnungspunkt der Sitzung unter Großadmiral Raeder waren strategische Entscheidungen für den Seekrieg gegen Großbritannien, dem letzten verbliebenen Feind auf dem europäischen Kontinent, der damit verbundene Ausbau und die optimierte Nutzung der eroberten französischen Atlantikhäfen und eine Vielzahl von Einzelfragen von grundlegender Natur.

Praktisch alle anwesenden Admiräle und Marineoffiziere hatten eigene, teilweise langjährige Erfahrung mit dem Kommando auf Hochseeschiffen über und unter Wasser. Großadmiral Raeder eröffnete die Diskussion über einen kleinen Untertagesordnungspunkt mit einem kurzen Statement selbst. „Jeder Marineoffizier weiß, dass der wichtigste Einflussfaktor für eine erfolgreiche Seekriegsführung, der nicht von uns selbst kontrolliert werden kann, das Wetter ist. Insofern ist für die Kriegsmarine im atlantischen Einsatzgebiet von außerordentlicher Bedeutung, eine möglichst präzise und zuverlässige Wettervorhersage an die Hand zu bekommen." Damit gab er das Wort an den Chef-Meteorologen der Kriegsmarine, Fregattenkapitän Heinrich Schiefer.

„Wir sind dabei, vom norwegischen Nordkap bis an die französisch-spanische Grenze neue Wetterstationen einzurichten, die uns ab dem Spätsommer täglich mit ihren meteorologischen Messwerten versorgen werden. Zudem haben wir mit den Kollegen der spanischen Marine auf dem kleinen Dienstweg vereinbart, dass wir deren Messwerte entlang der spanischen Biskayaküste regelmäßig und zeitnah erhalten. Etwas Ähnliches besprechen wir derzeit mit der portugiesischen Marine, insbesondere von deren Wetterstationen auf Madeira und den Azoren. Diese Gespräche gehen leider sehr langsam voran", führte Fregattenkapitän Schiefer aus. „Was uns bisher fehlt, sind regelmäßige Wetterdaten von der Westseite des Atlantik und dem Raum um Island und Grönland. Alle Versuche, regelmäßig und zeitnah an wissenschaftliche US-amerikanische Wetterdaten zu kommen, sind bisher erfolglos geblieben. Dort müssen wir uns derzeit auf die Auswertung von Wetterberichten in den Zeitungen der Ostküste abstützen, die in unserer Botschaft in Washington täglich gelesen und übermittelt werden."

„Das Beste wären eigene Wetterstationen in dieser Region", ergriff Konteradmiral Dönitz, der Oberkommandierende der U-Boote, das Wort.

Großadmiral Raeder nickte zustimmend und schaute Fregattenkapitän Schiefer direkt an. „Wir erwarten in spätestens vier Wochen Ihre operativen Vorschläge zur Lösung dieses Problems." Damit war der Punkt in weniger als zehn Minuten abgehandelt.

Heinrich Schiefer war studierter Meteorologe und erst 1938 in die Kriegsmarine eingetreten, nachdem er zuvor im Reichswetterdienst insbesondere für Seewetter und hydrographische Vorhersagen verantwortlich gewesen war. Aus dieser zivilen Zeit hatte er einen sehr guten Wissensstand über die Erfassung von Wetterdaten in der ganzen Welt und ein weltweites wissenschaftliches Beziehungsnetzwerk, was natürlich unter den aktuellen Randbedingungen der Kriegsführung nur teilweise nutzbar war. Er hatte den Auftrag der Admiralität bereits vor der Konferenz am 1. August erwartet und daher vorgearbeitet.

„Nach der Kapitulation Frankreichs entwickelt sich die Zusammenarbeit mit den französischen Behörden sowohl in Vichy als auch im Bereich der deutschen Militärverwaltung erfreulich unproblematisch", führte er in einer Mitarbeiterbesprechung zwei Wochen später aus. „Aus einem Briefwechsel mit meinen Kollegen in Frankreich ist die Idee entstanden, die kleine französische Überseebesitzung von St. Pierre & Miquelon als Basis für unser Vorhaben zu nehmen. Diese Besitzung liegt zwischen den britischen Dominions von Kanada und Neufundland und besteht in der Hauptsache aus drei kleinen, relativ dünn besiedelten Inseln. Lediglich die östlichste Hauptinsel St. Pierre hat eine Bevölkerungszahl von wenigen tausend Einwohnern, auf den beiden anderen Inseln sind es nur wenige hundert." Er schaute in die kleine Runde seiner Untergebenen. „Wir müssen jetzt ‚lediglich' einen Plan machen, wie wir an einer geeigneten Stelle dieser Besitzung die erste funktionierende Wetterstation errichten und betreiben." Dabei grinste er verlegen. „Ideen und Vorschläge sind hiermit herzlich willkommen."

Nachdem Heinrich Schiefer und sein Stab wenige Tage später erfahren hatten, dass Gouverneur de Bournat in St. Pierre unverändert Treue zum neuen französischen Staat in Vichy hielt, entstand ein Plan, den der Fregattenkapitän der Admiralität fristgerecht vorstellte. „Wir schlagen vor, eine mit zwei Mann bemannte Wetterstation am ‚Pointe au Cheval' auf der Insel Miquelon einzurichten. Nach Aussage eines Kollegen aus Paris, der auf der Insel aufgewachsen ist, gibt es dort einen Leuchtturm und ein Leuchtturmwärterhaus, dass seiner Meinung nach unbewohnt ist. Das automatisierte Leuchtfeuer wird von einem Mann aus dem etwa 5 Kilometer nördlicher gelegenen kleinen Fischerdorf Miquelon betreut und gewartet. Wir schlagen vor, dass das OKM sich über Vichy mit dem Gouverneur abstimmt, dass wir am Leuchtturm unsere Wetterstation einrichten. Die Funkantenne für den Kurzwellensender könnten wir auf dem Leuchtturm installieren, unsere Wettersoldaten könnten im dem ehemaligen Leuchtturmwärterhaus leben." Fregattenkapitän Schiefer händigte seinen Bericht aus, der eine Vielzahl von Anlagen enthielt, unter anderem eine Zusammenstellung aller benötigten technischen Einrichtungen als auch Planungen zur Versorgung der beiden dort Dienst tuenden Wettersoldaten. Der Bericht wurde wohlwollend aufgenommen.

„Wir werden uns umgehend mit dem Stab von Konteradmiral Dönitz in Verbindung setzen, ob und wann eines seiner ersten Langstrecken-U-Boote in der Lage ist, diese Mission auszuführen", kommentierte Schiefers Gesprächspartner in der Admiralität den Bericht. „Sie sollten sich meiner Meinung nach bereits Gedanken machen, wen Sie mit dieser Mission beauftragen wollen."

Neben der langen Liste an technischen, meteorologischen und funktechnischen Ausrüstungsgegenständen für die transatlantische Wetterstation war eine mindestens genauso lange Liste an Versorgungsgütern für die zwei heimatfern stationierten Wettersoldaten abzuarbeiten. Die Auswahl des Standortes am Pointe au Cheval hatte aber zwei entscheidende Vorteile: zum einen wurde der Leuchtturm mit dem weltweit üblichen Gasglühlicht betrieben, hierfür kam als Brennstoff Petroleum zum Einsatz, das zusammen mit dem Schiffsdiesel für die kleinen Fischerkutter von Miquelon zweimal im Jahr per Tankschiff angeliefert wurde. Zum anderen besaß der Standort ein seit Jahren ungenutztes Leuchtturmwärterhaus, was den beiden Wettersoldaten eine wettersichere und trockene Unterkunft ermöglichte. In Absprache mit den Behörden in Vichy war es sogar gelungen, dass die Gouverneursverwaltung ganz offiziell eine Renovierung des Wärterhauses zugesagt hatte, um es wieder dauerhaft bewohnbar zu machen.

Hauptproblem für Fregattenkapitän Schiefer war die Auswahl der beiden Wettersoldaten, die vorerst zeitlich unbefristet auf Miquelon stationiert werden sollten. Da die Mission als staatlich-französische Wetterstation getarnt worden war, mussten beide Soldaten fließend Französisch sprechen. Das erleichterte auch den unvermeidlichen Kontakt zur Bevölkerung des kleinen Fischerortes von Miquelon, der zur dauerhaften Versorgung der Mission unumgänglich war.

Nach eingehender Suche wurde Fregattenkapitän Schiefer ausgerechnet beim militärischen Wetterdienst der Luftwaffe fündig: Unteroffizier Georg Planter und Obergefreiter Thomas Langlois waren beide Saarländer und deshalb in ihrer Jugend und Schulzeit voll zweisprachig aufgewachsen. Der Obergefreite hatte unmittelbar vor Ausbruch des Krieges sein Examen als Diplom-Meteorologe abgelegt und sowohl in Heidelberg als auch in Paris studiert. Beide waren ledig und somit ungebunden. Zudem war ihnen zugesagt worden, dass sie nach einem Jahr durch eine neue Mannschaft abgelöst werden würden.

Geschwindigkeitsbestimmender Fortschritt bei der Realisierung der Mission war die Indienststellung der neuen Langstrecken-U-Boote vom Typ IX, die in der Lage waren, die Strecke vom europäischen Ausgangshafen nach Nordamerika und zurück ohne Betankung und externe Versorgung zurückzulegen. Hier hatte der Stab des U-Boot-Kommandos dahingehend Stellung bezogen, dass die Übernahme der ersten U-Boote dieses Typs für Januar 1941 vorgesehen war, die Besatzungen dann eine vierwöchige Einweisungsübungsfahrt in der Ostsee absolvieren würde und dann für die Mission einsatzbereit sein würden. Somit wurde als Termin für die Abfahrt nach St. Pierre & Miquelon der 25. Februar 1941 festgesetzt.

Unteroffizier Planter und Obergefreiter Langlois hatten sich persönlich zum ersten Mal kennengelernt, als sie sich am 2. Januar 1941 nach ihrer Versetzung im Büro von Fregattenkapitän Schiefer zum Dienst meldeten. Die beiden Männer hätten kaum unterschiedlicher sein können.

Georg Planter war relativ klein, hatte sich nach einer Ausbildung als Elektriker freiwillig zur Luftwaffe gemeldet, war aber aufgrund seiner fehlenden Körpergröße als fluguntauglich eingestuft worden. Nach seiner Grundausbildung war er direkt zum Wetterdienst der Luftwaffe versetzt worden und hatte dort alle praktischen Aspekte des Dienstes erlernt. Der 27jährige Stahlarbeitersohn aus Völklingen war ein lebenslustiger Saarländer mit einem relativ losen Mundwerk, was ihm in der Luftwaffe schon zweimal negativ und unangenehm auf die Füße gefallen war.

Thomas Langlois hingegen war mit 1,90 Metern ein auffallend großer und schlanker Mann und kam aus einer gutbürgerlichen Familie, sein Vater war Amtsrichter im saarländischen St. Ingbert. Zum Zeitpunkt seines Abiturs war er, geboren am 25.7.1916, als Saarländer nicht wehrdienstpflichtig gewesen und hatte sofort mit dem Studium der Meteorologie begonnen, zunächst in Heidelberg, dann bis zum Examen in Paris. Mit Kriegsbeginn war er dann zum Wetterdienst der Luftwaffe eingezogen worden, wo er nach dem gewonnen Frankreichfeldzug ausschließlich auf französischen Fliegerhorsten der Luftwaffe seinen Dienst geleistet hatte. Thomas war ein ruhiger, nachdenklicher Mann, der eigentlich von einer wissenschaftlichen Karriere geträumt hatte. Jetzt leistete er stattdessen Wetterdienst in Uniform. Eine Besonderheit zeichnete Thomas für diese Mission aber aus: er war leidenschaftlicher Jäger, eine Passion, die er mit seinem Vater teilte, der ihn bereits als kleinen Schuljungen regelmäßig mit auf die Jagd genommen hatte.

Das ungleiche Paar meldete sich befehlsgemäß am 16. Februar 1941 im Kriegsmarinehafen Kiel bei Korvettenkapitän Merten, der vier Tage zuvor das nagelneue Boot als Kommandant übernommen hatte.

„So, Sie sind also die beiden Wagemutigen, die als erste deutsche Soldaten nordamerikanischen Boden betreten wollen", begrüßte der U-Boot-Kommandant die beiden Wettersoldaten. Er nickte ihnen freundlich zu. „Ich habe Respekt vor ihrem Mut und werde mit meiner Mannschaft alles tun, damit Sie Ihre Aufgabe erfüllen können."

In der Tat war diese erste Einsatzfahrt für U68 ungewöhnlich. Es hatte ausdrücklichen Befehl, jede Feindberührung zu vermeiden, um die strategisch wichtige Mission unter keinen Umständen zu gefährden. Auch aufgrund des umfangreichen Zusatzgepäcks und der zwei zusätzlichen Männer an Bord war U68 nur teilweise mit Torpedos ausgerüstet und sollte nach Ausführung der Mission auf dem direkten Weg zum neuen U-Boothafen Lorient zurückkehren, um dort für den ersten Kampfeinsatz vollständig vorbereitet zu werden.

„Der aus unserer Sicht spannendste Punkt ist, welche Vorbereitungen an unserem Zielort getroffen worden sind", antwortete Unteroffizier Planter. „Wir haben nicht das geringste Ahnung, wie zuverlässig und loyal die Franzosen sowohl in Vichy als auch in St. Pierre wirklich sind." Er zuckte mit seinen Schultern. „Aber wir sind darauf vorbereitet, unsere Aufgabe unter allen Umständen zu erfüllen, so dass die Kriegsmarine in Zukunft über zuverlässige Wetterdaten von der Westseite des Atlantik verfügen kann."

„Wird für unsere zukünftigen Einsätze von großer Bedeutung sein, wenn wir die Ungewissheit über die Wetterentwicklung auf hoher See beseitigen können. Meine besten Wünsche begleiten Sie."

Die beiden Wettersoldaten waren noch nie in ihrem Leben auf einem Hochseeschiff gewesen, geschweige denn auf einem U-Boot. Insofern waren die kommenden vier Wochen für sie bis zu ihrer Ankunft auf Miquelon ein absolutes Abenteuer. Erfreulicherweise und überraschenderweise erwiesen sich beide Männer als seefest und litten bei den langen Überwasserfahrten des U-Bootes nicht unter Seekrankheitssymptomen. Als wertvolle Passagiere der ersten Transatlantikfahrt von U 68 hatte Korvettenkapitän Merten die beiden Wettersoldaten für die Dauer der Fahrt in die kleine Offiziersmesse eingeladen, was zu einer Vielzahl interessanter Tischgespräche über die bevorstehenden Einsätze der U-Boot-Waffe einerseits und die Bedeutung verlässlicher Wettervorhersagen andererseits führte. Die Fahrtroute führte über das Nordmeer und durch die Dänemarkstraße zwischen Island und Grönland, was zugleich ein doppeltes Vorsichtsverhalten vom U-Boot-Kommando erforderte: Vermeidung britischer Schiffe und Vermeidung von Eisbergen, deren unter dem Wasser schwimmenden Eismassen eine erhebliche Gefahr für das Boot darstellten.

„Normalerweise würden Sie beide jetzt ein U-Boot im Angriff und anschließend auf seiner heimlichen Absetzbewegung erleben", grinste der U-Boot-Kommandant die Wettersoldaten eines Nachmittags an. „Aber gemäß Befehl muss ich Sie erst ohne Kampfhandlungen absetzen, bevor wir aktiv werden können." Er zuckte mit den Schultern. „Eigentlich schade, wäre ein schönes Ziel gewesen." Der erfahrene Korvettenkapitän hielt sich aber an seine Order und ließ den Tanker unbeschädigt entkommen.

Vierzehn Tage nachdem sie ihren letzten Zwischenstopp-Hafen im norwegischen Bergen verlassen hatten, erreichten sie ihr Ziel, die Westküste der kleinen Insel Miquelon. Korvettenkapitän Merten hatte mit äußerster Vorsicht die vorgelagerte Insel von Neufundland umschifft, das als britisches Dominion Feindesland und Standort von mehreren Seeaufklärungsstaffeln mit Flugbooten und Bombern war. Dann fuhr er aufgetaucht im Licht eines abendlichen Halbmondes so nah wie möglich an den östlich des Leuchtturms liegenden kleinen Strand von Pointe au Cheval heran.

„Wir sind am Ziel", verkündete er den beiden Wettersoldaten und der Decksmannschaft seines Bootes. „Jetzt müssen wir Sie und Ihr Gepäck nur noch an Land schaffen."

Die beiden Wettersoldaten teilten sich auf. Während Unteroffizier Planter mit der ersten Tour des als Fähre dienenden Beibootes an Land ging, sorgte Obergefreiter Langlois dafür, dass auch wirklich die gesamte Ausrüstung ausgeladen wurde.

„Unsere Mission ist hiermit erfolgreich beendet", verabschiedete sich Korvettenkapitän Merten in aller Freundschaft von Thomas Langlois als dieser die letzte Beiboot-Tour bestieg. „Ihre beginnt jetzt. Ich hoffe, Sie haben viel Erfolg und die Schiffe und Boote der Kriegsmarine können möglichst lange von Ihrer Arbeit profitieren. Gutes Gelingen."

Als Thomas Langlois den Strand erreichte, sah er die in langer Reihe am oberen Rand des Strandes aufgestellten Ausrüstungsgegenstände als auch ihre Versorgungs- und Ausstattungskisten. Er und Georg Planter trugen nun dunkelblaue Uniformen des staatlich französischen Wetterdienstes, die extra für sie angefertigt worden waren.

„Bonjour Monsieur Plater", begrüßte er seinen Partner lächelnd. „Comment ca va?"

„Vielen Dank, mein Lieber." Der Unteroffizier schaute auf die lange Reihe an Kisten und Seesäcken. Dann wies er mit der Hand auf das Beiboot, dass bereits wieder das U-Boot erreicht hatte. „Unsere letzte Verbindung in die Heimat. Werden wir frühestens in einem Jahr wiedersehen." Er schüttelte sich kurz, dann schaute er Thomas an. „Lass uns erst einmal ohne Gepäck zum Leuchtturm heraufgehen und die Lage erkunden." Er griff sich seine Taschenlampe und fand nach kurzem Suchen einen kaum wahrnehmbaren Trampelpfad, der vom Strand zum Leuchtturm herauf führte.

Das Morgengrauen hatte bereits eingesetzt, als sie das ehemalige Leuchtturmwärterhaus erreichten.

„Jetzt bin ich echt gespannt, was für eine Behausung hier auf uns wartet", murmelte Georg Planter, als er die unverschlossene Haustür des kleinen Vorbaus öffnete und hineinleuchtete. Dann öffnete er die innere Haustür und pfiff durch seine Zähne. „Die haben das Haus ja richtig für uns vorbereitet." Bevor er in den Wohnraum eintrat, verharrte er plötzlich in seiner Bewegung, so dass Thomas Langlois ihn beinahe umgerannt hätte. „Stiefel aus!", befahl der Unteroffizier. „Sonst müssen wir hier gleich sauber machen." Er bückte sich, zog seine Kampfstiefel aus, während der Obergefreite seinem Vorbild folgte. Dann betraten sie auf Strümpfen in zukünftiges Zuhause.

„Das hätte ich nun wirklich nicht erwartet", resümierte Thomas, nachdem sie das Cottage vollständig inspiziert hatten. „Das Haus ist ja vollständig renoviert!"

„Und hat einen Ofen sowie einen Herd. Ich habe schon Brennholzscheite und Torf gesehen. Also erfrieren und verhungern werden wir hier nicht."

Thomas nickte. „Ich hatte ehrlich erwartet, dass wir hier wochenlang erst einmal ein unbewohntes Haus auf Vordermann bringen müssen. Wer hat das denn gemacht?" Er schüttelte ziemlich fassungslos seinen Kopf. „Als ob man uns erwarten würde?!"

„Sieht fast so aus", stimmt ihm Georg zu. „Immerhin das passt schon." Er klatschte in seine Hände. „Lass uns wieder zum Strand gehen und unser Gerödel hier raufholen. Wird eine stundenlange Schlepperei werden."

Georg Planter sollte recht behalten. Die beiden Wettersoldaten brauchten fast fünf Stunden, um ihre gesamte Ausrüstung vom Strand zum Leuchtturm hinauf zu schleppen. Dann setzten sie sich erst einmal abgekämpft auf die Bank vor dem Haus und betrachteten bei zwei Bechern voll frischem Wasser, dass sie aus dem glasklaren Bach neben dem Leuchtturm entnommen hatten, die Landschaft.

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