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Wolfsblut Teil 02

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Oder dachte sie sich sehr wohl etwas dabei? Ihr Gang hatte jedenfalls etwas sehr Provokantes und lenkte den Blick automatisch auf ihren prachtvollen Hintern. Auch wenn der noch verhüllt war.

Claudia schluckte mehrmals hart, während Hilda im Bad verschwand und die Tür halb offen ließ. Es wirkte wie eine Einladung. Oder eben völlige Unbefangenheit. Und die Blondine brachte einfach nicht den Mut auf, es auf die Probe zu stellen.

Mit zitternden Händen setzte sie Teewasser auf und legte alles bereit, um daraus ein heißes Getränk zum Aufwärmen zuzubereiten. Dann lenkte sie sich damit ab, dass sie ein Stövchen und Tassen auf den Tisch stellte, Löffel und Zucker hinzufügte und schließlich anfing, die Sofakissen umzudekorieren.

„Bist du wegen mir nervös?", fragte Hilda völlig unerwartet und bedrohlich dicht hinter ihr.

Claudia richtete sich kerzengerade auf und verfiel in eine Starre. Wie ein Katzenbaby, das man im Nacken packte, versteifte sich ihr gesamter Körper. Nur in ihrem Inneren bewegte sich noch etwas. Und dieses etwas raste mit mindestens 180 Schlägen in der Minute einem Infarkt entgegen.

Sie spürte die andere Frau in ihrem Rücken. Nah. Sehr nah. Alle Härchen an ihrem Körper stellten sich auf. Und Schauer liefen ihr in Wellen über die Haut.

Nur angedeutet konnte sie mit einem Nicken die Frage beantworten. Zu mehr war sie einfach nicht in der Lage.

„Und ist das... gut?", hauchte die Frau mit der unwiderstehlichen Anziehungskraft ihr dann sachte ins Ohr.

Wieder nickte Claudia. Diesmal allerdings ohne das geringste Zögern. Es bestand kein Zweifel. Bei aller Unsicherheit. Das war auf so vielen Ebenen gut, dass man aus den einzelnen, dünnen Lagen einen Fernsehturm hätte bauen können.

„Dann kann mich einfach... wie Zuhause fühlen?", wisperte die verführerische Stimme nur Millimeter von ihrem Ohr entfernt. „Ich muss dich nicht um etwas zum Anziehen bitten?"

Der heiße Atem ließ sie erzittern und beinahe hätte Claudia leise gestöhnt. Dann drang der erste Teil der Botschaft zu ihr durch und ihr Herz beschleunigte auf locker 280 Schläge.

‚Ja!', hätte sie am liebsten geschrien. ‚Sei hier Zuhause!'

Bevor ihr das allerdings entschlüpfen konnte, realisierte sie den zweiten Satz. Und diesmal stöhnte sie tatsächlich leise. Allein die Vorstellung...!

Ihr Puls sprengte nun sicherlich den messbaren Bereich.

Die Blondine konnte nicht mehr klar denken. Sie konnte sich nur noch wünschen, die Lippen, die ihr so süß ins Ohr flüsterten, endlich auf ihrem Körper zu spüren. Sie meinte fast, sich ganz genau daran zu erinnern, wie sich das anfühlte.

Kurz zuckte ihr durch den Kopf, dass bei der Hitze, die sie im Inneren spürte, ihre Kleidung eigentlich dampfen müsste. Dann war sie wieder im Hier und Jetzt und gleich im nächsten Augenblick bereit, jeden Hauch von Würde über Bord zu werfen und Hilda anzuflehen, sie endlich... zu berühren.

Doch die kam ihr unmittelbar zuvor.

„Geh duschen", hauchte sie nicht mehr ganz so dicht am Ohr.

Dieses eher freche Kommando und der aufmunternde Klaps auf Claudia Po hatten eine gerade so ausreichend ernüchternde Wirkung. Sie holten die Blondine nicht unbedingt auf den Boden zurück, aber sie kühlten sie eben gerade so weit ab, dass sie noch haarscharf bei Verstand blieb.

„Und wehe, du lässt dich von mir stören und fühlst dich nicht auch... wie Zuhause."

Haarscharf! Ganz, ganz knapp noch eben so bei Verstand. Um Schamhaaresbreite...

Claudia dachte nicht mehr. Sie handelte. Zunächst wie angewiesen, indem sie ein wenig steif in Richtung Bad stakste. Einen Blick zurückzuwerfen wagte sie nicht, denn der Anblick, den sich ihre Fantasie jede Sekunde neu ausmalte, hätte sie völlig die Beherrschung verlieren lassen.

Trotzdem war sie sich des Blickes bewusst, der ihr folgte. Und gerade wegen dieser Aufmerksamkeit tat sie, was sie schon lange nicht mehr getan hatte: Sie zog sich auf dem Weg im Gehen bereits aus.

Sie registrierte das leise, zischende Einatmen, als sie ihr Top über den Kopf streifte und achtlos auf den Boden warf. Und sie vernahm erfreut die etwas lautere Version davon, als sie sich geschickt die Hose über den Hintern streifte und einfach im Weitergehen aus dem Stoff hinaus schlüpfte. Nur ihren String behielt sie noch lange genug an, um erst in der Badezimmertür kurz innezuhalten und sich für die Entledigung von diesem letzten Kleidungsstück mit durchgestreckten Beinen zu bücken.

Nervosität hin oder her - dieses Spiel beherrschte sie noch. Und das leise Keuchen aus dem Wohnzimmer gab ihr Recht.

Alle Zweifel der vergangenen Monate waren wie weggewischt. Die Frage nach ihrem Geisteszustand, die Einsamkeit und sogar die schreckliche Sehnsucht nach etwas, was sie einfach vergessen zu haben schien, existierten nicht mehr. Eine völlig pubertäre Leichtigkeit hatte von ihr Besitz ergriffen.

Sie realisierte, dass sie offenbar verknallt war. Und diese Verliebtheit heilte scheinbar alle Wunden ihre Seele in Windeseile. Anders ließ es sich nicht erklären.

Aber welcher Invalide stellte jemals die Methode infrage, wenn der Schmerz endlich nachließ und die verkrüppelten Körperteile wieder funktionierten?

Richtiggehend gutgelaunt trat Claudia in ihre Dusche und stellte das Wasser an. Nicht kalt, wie sie es ganz vernünftig betrachtet vielleicht besser tun sollte, sondern schön mollig warm ließ sie sich berieseln. Und sie genoss es. In vollen Zügen.

Wann hatte sich das Leben zum letzten Mal so gut angefühlt?

Sie konnte sich nicht erinnern. Aber das lag jetzt hinter ihr. Zumindest für diesen flüchtigen Moment, der viel zu schnell vorbei sein mochte. Also stürzte sie sich kopfüber in das Wohlgefühl und dachte nicht weiter nach.

Nach einer nicht schätzbaren Weile der völligen Entspannung wusste sie dann, dass sie beobachtet wurde. Und es fühlte sich... wunderbar an.

Claudia hatte die Badezimmertür sperrangelweit offen gelassen. Ohne darüber zu grübeln, hatte sie ihre ganz eigene Einladung ausgesprochen. Und es ließ ihr Herz hüpfen, dass diese angenommen wurde.

Betont langsam drehte sie sich um. Nicht etwa, um Hilda Gelegenheit zur Flucht zu geben, sondern ganz bewusst, um ihren Körper dabei in Szene zu setzen. Sie fühlte keine Spur von Scheu.

Die brünette Fremde war ihr nicht fremd. Sie war Claudia auf einer instinktiven Ebene so vertraut, dass es einfach Schicksal sein musste. So wie es sich kleine Mädchen in Märchen vorstellten. So wie es schließlich - nach ewig scheinendem Schlaf - auch Dornröschen ergangen war. Nur war ihr Prinz war eine Prinzessin. Aber das war kein Grund zur Klage. Ganz bestimmt nicht.

Durch die beschlagene Scheibe konnte sie die Frau, die ihr den Verstand raubte, schemenhaft erkennen. Sie schien im Türrahmen zu lehnen. Lässig mit leicht überkreuzten Beinen und ohne eine Spur von Scham ihre Nacktheit präsentierend. Und mit irgendetwas Buntem in der Hand.

Ohne lange Gedanken daran zu verschwenden, nahm sie die Brause und spülte die Scheibe ab. Aber dann schloss sie sofort die Augen, bevor ihr der Anblick zu Kopf steigen konnte, der sie zweifelsfrei erwartete.

Ja. Sie wollte Hilda ansehen, Sie wollte jedes Detail des Körpers der anderen Frau mit den Augen erkunden. Und mit den Händen, den Lippen und der Zunge. Aber allein der Gedanke daran machte sie so wild, dass sie Hitze aus ihrem Schoß austreten fühlte und kaum verhindern konnte, laut und hemmungslos zu stöhnen.

‚Geduld!', sagte ein Stimmchen in ihr, dessen Existenz sie fast schon vergessen hatte. ‚Mach sie so fuchsig, wie sie es mit dir macht. Verführe sie zum ersten Schritt. Spiel mit ihr, wie sie mit dir spielt.'

Es war das alte Spiel von Dominanz und Unterwerfung. Der Balztanz der Menschheit. Und als Frau war sie diejenige, die erobert wurde, indem sie die Eroberung provozierte.

Lange würde sie sich vermutlich nicht beherrschen können, aber zum Glück würde es bei diesem Spiel keine Verlierer geben. Nur Gewinnerinnen. Aber sie konnte es zumindest versuchen. Weil es... Spaß machte. Weil es für sich genommen schon ein Rausch der Sinnlichkeit war.

Und deswegen schloss Claudia ihre Augen und konzentrierte sich mit aller Kraft.

Ohne zu sehen und durch das Rauschen der Dusche auch von akustischen Signalen abgeschirmt konnte sie sich ganz dem Gefühl hingeben, sehr genau beobachtet zu werden. Sie fühlte sich wie Beute. Und das ließ sie sich so fraulich fühlen wie lange nicht.

Draußen vor der Duschkabine lauerte ein Raubtier. Wie der böse Wolf aus dem Märchen.

‚Himmel!', schoss ihr durch den Kopf, als diese Metapher einen Blitzschlag der Lust durch ihren Körper zucken ließ. Nur mit einem festen Biss auf die Lippe konnte sie einen kleinen Schrei unterdrücken und ihr Kitzler schien von ganz allein beinahe zu zucken.

Schnell tastete sie nach dem Shampoo und fing an, sich die Haare einzuschäumen. Langsam und sorgfältig. Ohne Hast. Obwohl sie am liebsten aus der Dusche und direkt ihrer lauernden Wölfin in die Fänge gesprungen wäre.

Diesmal konnte sie das beinahe orgiastische Gefühl genießen, das ihr bei dem Gedankenspiel durch den Körper fuhr. Ihre Faszination für Wölfe schien doch tiefer zu gehen, als sie geahnt hatte...

Noch schwerer fiel Claudia die Beherrschung, als sie sich daran machte, ihren Körper langsam und sorgfältig mit Duschgel einzureiben. Jede Berührung ihrer eigenen Finger steigerte ihren Puls, und wenn sie sich auch nur in die Nähe ihrer Brüste oder ihres Schoßes wagte, war sie dem Wahnsinn nah.

Sie wusste, wie deutlich sich diese Lustgefühle auf ihrem Gesicht abzeichnen mussten. Sie tat schließlich nichts dafür, sie zu verbergen. Immerhin wollte sie zeigen, wie erregt sie war.

Als sie es schließlich geschafft hatte, sich ihre Brüste einzuseifen, war sie näher an einem Höhepunkt als jemals zuvor durch Berührungen an diesem Körperteil. Ihr war, als würde sie sich nur noch einmal fest an einem Nippel zupfen müssen, um die Schwelle zu überschreiten.

Wie sie es schaffen sollte, sich zwischen den Beinen zu reinigen, ohne laut, hart und schnell zu kommen, war ihr schleierhaft. Aber sie musste es versuchen. Sie durfte nicht kommen. Noch nicht. Nicht als Erste vor Hilda...

Sicherlich hätte Claudia mit ein wenig kaltem Wasser ihr Ziel leichter erreichen können. Aber es war ein Teil des Spiels genau das nicht zu tun. Wenn sie es nicht schaffte, hätte sie eine Schlacht in diesem kleinen, süßen Krieg verloren. Und dieses Risiko einzugehen war einfach unwiderstehlich.

Mit einer fast losgelösten Amüsiertheit betrachtete sich die Blondine ein wenig selbst, als sie sich unendlich langsam daran machte, den letzten Teil ihres Körpers zu reinigen. Ihre Finger brauchten sich ihrer Muschi nur zu nähern und schon flatterten ihre Bauchmuskeln von der Anstrengung, ihre Reaktion unter Kontrolle zu halten.

Ihr Gesicht war verzerrt und hoch konzentriert. Sie war so nah davor und sehnte sich nach der Erlösung. Aber sie gab dem Drängen nicht nach.

Stattdessen gab sie auf. Nicht die Schlacht, sondern diesen Kampf. Sie ließ es gut sein und richtete sich einfach auf, ohne sich völlig eingeseift zu haben. Wasser und Schamreste würden ausreichen. Zumal sie am Morgen bereits geduscht hatte. Und irgendwie wusste sie, dass sie Hilda damit noch weit mehr zu schaffen machen konnte.

Ein über das Rauschen hörbares, tiefes und frustriertes Stöhnen gab ihr Recht.

Gemütlich, aber nicht übertrieben langsam duschte sie sich ab. Ihre Erregungskurve viel von etwa einem Fingerbreit vor dem Gipfel auf anderthalb und wurde zwar nicht erträglicher, aber zumindest ein klein wenig ungefährlicher. Nun bräuchte sie wohl doch zwei Zupfer an einem Nippel bis zum Orgasmus.

Erst als Claudia dann die Dusche abstellte, öffnete sie die Augen. Und natürlich suchte sie sofort nach Hilda. Was sie fand, gefiel ihr ausnehmend gut...

Die Brünette lehnte nicht mehr lässig im Türrahmen, sondern presste ihren Oberkörper fest dagegen. Sie hatte sich ihr zugewandt und sie offenbar sehr genau beobachtet. Und scheinbar brauchte sie den Halt und die Kühlung, die das Holz ihr bieten konnte. Auch wenn sie sich wahrscheinlich selbst mit dem rauen Gefühl an ihrer Haut folterte.

In der Hand hielt sie eine Tasse. Die Knöchel waren weiß, so fest war der Griff. Claudia musste kurz lächeln. Aber dann traf sie der Ausdruck der Augen, die nun wirklich wirkten, wie polierte Silberscheiben.

Die Frau im Türrahmen war ganz sicher um keinen Deut weniger erregt als Claudia. Und sie rang selbst um Beherrschung. Ihr Blick war der eines ausgehungerten Wolfs im Angesicht eines saftigen, schlafenden Schafs. Anders ließ sich das nicht beschreiben.

Und dieses Schaf trat mühsam beherrscht aus der Dusche und nahm sich ein Handtuch, um sich trocken zu tupfen. Reibung stand für den Moment ganz klar nicht zur Debatte.

Vage war sich Claudia bewusst, dass die Intensität des Blicks sie eigentlich einschüchtern sollte. Hätte irgendwann früher einmal ein Mann sie so angestarrt, hätte sie Polizeischutz beantragt und eine einstweilige Verfügung erwirkt.

Aber bei Hilda fühlte sie sich sicher. Die andere würde ihr kein Leid antun. Jedenfalls keines, das ihr nicht ekstatische Gefühle bescheren würde. Die Intensität der Gier war vielmehr fast wie das passende Gegenstück zu Claudias bodenloser Sehnsucht. Wie der Schlüssel zu ihrem Schloss.

Unwillkürlich leckte sie sich über die Lippen.

Hilda zuckte so sehr zusammen bei dieser beiläufigen Geste, dass Claudia beinahe gekichert hätte. Was das kleine Spiel zwischen ihnen anging, stand sie kurz vor einem endgültigen und totalen Sieg. Aber ihre Mitspielerin war kein leichter Gegner.

Hilda richtete sich ruckartig auf und blickte zur Seite. Dreimal musste sie tief durchatmen, bevor sie nur ein wenig rau herausbrachte: „Pizza?"

Nun grinste die Blondine tatsächlich. Offenbar ging das Match doch in die Verlängerung.

„Okay...", hauchte sie.

Die Mischung in ihrem Tonfall war fast perfekt: ein wenig enttäuscht und sehr ergeben.

Als Hilda sich dem Flur zuwandte und über die Schulter nach dem Belag fragte, blickte Claudia wieder auf. Und was sie nun direkt und nicht mehr nur aus dem Augenwinkel sah, verschlug wiederum ihr die Sprache.

Die Brünette ging langsam. Ganz und gar nicht fluchtartig räumte sie das Terrain. Und entweder war sie Claudia in einigen Bereichen Millionen Jahre an Erfahrung voraus, oder sie war schlicht der von Haus aus graziöseste Mensch, den sie je gesehen hatte.

Die braunen Haare hingen ihr zwar bis hinab auf den Hintern, aber sie konnten nicht verbergen, dass die Frau sich bewegte, wie ein Raubtier. Sie schlich, hatte dabei aber gleichzeitig die Eleganz einer Tänzerin. Muskelspiel, Hüftschwung und Schrittmuster bildeten ein Gesamtbild, das zum Weinen schön war. Sie wünschte sich von ganzem Herzen eine Kamera herbei.

Und dann sah sie noch etwas und schluchzte unwillkürlich vor Überraschung, weil sie unkontrolliert einatmete.

Da war ein Rinnsal deutlich sichtbarer Nässe am Innenoberschenkel von Hilda. Er reichte schon fast bis ans Knie und schien sich langsam zu verlängern. Und seinen Ausgangspunkt hatte er in ihrem Schoß.

Sie lief aus...!

„Dich!", keuchte sie ohne es verhindern zu können.

Und im nächsten Moment war sie froh darüber, die Waffen gestreckt zu haben. Sie war froh, den Krieg zu verlieren, denn nun konnte die Siegerin ihren Preis einfordern. Und zwar bitte so schnell wie möglich.

Aber zu ihrem Schrecken ignorierte Hilda das Wort. Obwohl ihr leichtes Zusammenzucken bewies, das sie es gehört hatte.

„Also Salami", sagte sie stattdessen rau. Es klang gepresst.

Claudia antwortete nicht. Der Belag der Pizza war ihr gleichgültig. Sie wollte etwas völlig anderes. Und sie hatte nicht mehr genug Selbstbeherrschung, um auch nur noch eine Runde in diesem Spiel zu überstehen.

„Ich will dich, Hilda", rief sie und schluckte, weil es völlig hilflos und verzweifelt klang.

„Dann komm und hol mich", lautete die Antwort und Hilda verschwand um die Ecke.

Eine lange Minute lang war Claudia wie erstarrt. Dann ließ sie das Handtuch fallen und setzte sich in Bewegung.

Sie wäre am liebsten gerannt, aber ihre Beine fühlten sich an wie Gummi. Deswegen musste sie bei jedem Schritt Halt suchen. An der Ecke angelangt, hörte sie bereits die Wahltöne des Telefons. Fast schon ängstlich schob sie ihren Kopf um die Ecke.

Hilda stand mitten im Raum und blickte ihr entgegen. Sie hob das Telefon ans Ohr und trotzdem funkelten ihre Augen vor Erwartung und Erregung. Als sie Claudia sah, biss sie sich auf die Unterlippe. Es war offensichtlich, wie sehr Faszination und Anziehung auf Gegenseitigkeit beruhten.

Langsam wagte es die Blondine, den Raum ganz zu betreten. Bis sie fast ein wenig schüchtern im Durchgang stand und vor lauter Verlegenheit ihre Hände vor ihrem Schoß zusammenhielt.

„Gott, bist du schön", keuchte Hilda leise. Und dann: „Oh! Ja... Hallo... Ich... ähm... wollte Pizza bestellen."

Obwohl sie versuchte, sich auf die Stimme am anderen Ende der Leitung zu konzentrieren, verschlang sie Claudia mit ihren glänzenden Augen. Und Claudia trank ihren Anblick ebenfalls.

Hilda war ein Bild von einer Frau. Unter ihrer Haut zeichneten sich die Muskeln ab und gaben ihren Gliedern Volumen, ohne ihre Weiblichkeit einzuschränken. Sie war kleiner als Claudia. Vielleicht ganze zehn Zentimeter. Aber sie war eindeutig die körperlich Überlegene.

Sie war stark, wo Claudia ich schwach fühlte. Auch wenn die Blondine spürte, dass Hilda in ihr etwas anderes sah, als sie selbst im Spiegel. Dennoch wollte sie sich der anderen Frau in diesem Moment unterordnen. Sie wollte sich in ihre Hände begeben. Gehalten, umarmt und beschützt werden.

Und berührt! Ohja... Sie wolle berührt werden, wie sich nur Liebende berühren. Für den Rest ihres Lebens ohne Unterbrechung.

Den letzten, spärlichen Rest von Vernunft und Stolz am Wegesrand zurücklassend ging sie auf die Knie. Hildas Augen wurden groß und ihre Nasenflügel fingen an, leicht zu beben. Nur mühsam brachte sie Worte hervor.

„Z-zwei Pizzen, b-bitte. S-salami und Sch..."

Ihre Stimme erstarb langsam, als Claudia wie im Zeitlupentempo auf sie zu krabbelte und dabei für keine Sekunde den Blick von den Augen der anderen löste. Ein ganz klein wenig spürte die Blondine in diesem Moment doch eine gewisse Überlegenheit zurückkehren. Trotz ihrer Geste schlich sie gerade selbst wie ein Raubtier auf ihre Beute zu. Und diese Beute stand im Scheinwerferlicht und wagte nicht, auch nur einen Muskel zu rühren.

„Ja genau", presste sie dann bemüht heraus. „Schinken. Viel Schinken. Bitte..."

Das letzte Wort war in flehendem Unterton an Claudia gerichtet, die immer näher kam. Sie wussten beide, was aus der Bestellung werden würde, wenn sie einander auch nur hauchzart berührten. Auch wenn der vermutlich männliche Gesprächspartner sicherlich keinen Grund zur Klage haben würde.

„D-das wäre die... die D-deichstrasse", stotterte Hilda zur Antwort auf die naheliegende Frage aus dem Hörer. „Nummer siebzehn. Nein... fünfzehn."

Claudia hatte das Bein ihrer Beute erreicht und die verstummte. Ganz deutlich konnte sie sehen, wie sich vor ihren Augen die Poren zu einer Gänsehaut formten, auch wenn keine Haare zum Aufrichten vorhanden waren. Aber noch viel wichtiger als diese unwillkürliche Reaktion war der betörende Geruch der Lust, den sie in die Nase bekam.

Mit aller Kraft hielt sich die Blondine selbst davon ab, sich auf die Quelle dieses Duftes zu stürzen. Irgendwie gelang es ihr, trotz des übermächtigen Verlangens sogar eine Berührung zu vermeiden. Nur ihr Atem streifte die Haut von Hilda.

Aber das reichte auch schon aus.

„Gott!", stöhnte die Brünette und ein Schauer überlief sie. „Was? Der Name? Engel, vermute ich."

Claudia blickte an dem traumhaften Körper hinauf und musste eine Augenbraue hochziehen. Aber wo dieses Kompliment sonst aufgesetzt hätte klingen können, war es in dieser Situation und in seiner Spontanität einfach nur hinreißend.