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Ihre Gedanken waren gefestigt, ihr Wille geschärft. Am vorangegangenen Tag war das noch anders gewesen. Da hatten krause Gedanken sie beschäftigt. Ihr Glück hatte sie nicht fassen können. Hatte sie es doch geschafft, sich ihre Chefin untertan zu machen, sie quasi zu unterwerfen, sie zu ihrer ... Sie hatte gezögert, eine Bezeichnung zu finden, da ihr der Begriff „Sklavin", der wohl dem Klischee entsprach, zu platt erschien. Am vorangegangenen Tag hatte sie sich gefragt, wie sie nur den Mut hatte aufbringen können, wie sie sexuelle Handlungen ihrer jungen Chefin hatte abpressen können, wie sie sie hatte erpressen können. Aber, und auch dieser Gedankenkreis beschäftigte sie, ganz so erpresst hatte die Chefin nicht gewirkt. Sie hatte den Anschein erweckt, sich Janina bereitwillig hingegeben zu haben. Janina hatte nicht viel Widerstand zu spüren bekommen, weniger als sie erwartet hätte. Sie nahm das Verhalten ihrer Chefin als bewusste Hingabe. Janina hatte wohl eine devote Ader freigelegt. Es war ihr wichtig, dass das Arrangement auf Gegenseitigkeit beruhte und auf einem stillen Einverständnis beruhte. All dies ging ihr durch den Kopf und beschäftigte sie. Doch an diesem Samstagmorgen war es an der Zeit, weiter zu denken, die nächsten Schritte zu planen.

Wie sollte es weitergehen?

Wie sollte sie am Montag ins Büro gehen?

Wie sollte sie ihrer Chefin begegnen, welche Regeln galt es, aufzustellen?

Sie wusste es nicht, war sich nicht sicher. Auf jeden Fall durfte sie nicht nachlassen. Sie hatte eine Tür aufgestoßen, die nicht wieder verschlossen werden konnte. Am Montag würde sie als die dominante Sekretärin ins Büro einkehren müssen und sie würde ihrer Chefin als wahre Herrin begegnen müssen. Die Erkenntnis erschreckte sie einerseits, andererseits aber beflügelte sie auch. Ein festes Lächeln zog sich über ihr Gesicht. Sie hatte es auch verdient. Sie hatte es verdient, dass jemand zu ihren Füßen lag. Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich benachteiligt und unterschätzt gefühlt. Nun endlich hatte sie eine Machtposition erlangt, Kontrolle über jemanden bekommen. Die würde sie nicht mehr abgeben.

Mit diesen Gedanken hatte sie sich am Freitag beschäftigt, und sie hatte sie bei einem langen, heißen Schaumbad und einem Pikkolo ausgebrütet. Dabei waren ihre Finger immer wieder unter der Wasseroberfläche verschwunden, hatten die weiche Haut gestreichelt, ihre Brüste, ihren Bauch, die Schenkel. Janina hatte sich vorgestellt, dass dies die Hände ihrer Gespielin seien und wie diese sie liebkosten. So hatten sie sich immer wieder im Fluchtpunkt ihrer Schenkel getroffen und zu einem Höhepunkt gestreichelt. Während die Lust über sie hereinbrach und aus dieser Welt schwemmte, umfangen von dem warmen, einlullenden Badewasser, das sie sanft massierte, hatte sie sich immer wieder vorgestellt, wie sie breitbeinig über Frau Wichmann thronen würde, wie diese zu ihr aufblicken, mit einer Melange aus Furcht und sehnsüchtiger Erwartung und wie ein gezähmtes Raubtier auf Befehle warten würde.

Janina konnte bei dieser Vorstellung vor ihrem imaginären Auge die Hände nicht von sich lassen. Die unterschiedlichen Phantasien, die sie aus den Tiefen ihres trunkenen Bewusstseins gefördert hatte, waren schließlich zu einer Vision verschmolzen.

Nun, während ihrer Shoppingtour an einem angenehmen Samstagmorgen, wollte sie all diese Phantasien in die Realität übertragen, um sie ab Montag ausleben zu können, real werden zu lassen. Es waren ambitionierte Pläne, aber Janina war entschlossen. An diesen neuen Gefühlen galt es festzuhalten.

Als erstes standen auf ihrer Liste hohe, schwarze Lederstiefel. Streicheln, liebkosen, gar ablecken sollte Frau Wichmann diese als Zeichen ihrer Unterwerfung. Janina stellte sich vor, wie sie im Chefsessel saß und ihre Chefin vor ihr lag und mir ihrer Zunge die Stiefel leckte, während Janina scheinbar gelangweilt mit dem Fuß wippte und ihrer Vorgesetzten die Arbeit erschwerte. Dabei würde sie eine Zigarette rauchen, sich vielleicht einmal herablassend vorbeugen und ihr den Rauch ins Gesicht blasen. Die süßen, knisternden Nelkenzigaretten, die ihr eine Freundin aus den USA mitgebracht hatte, hatte sie sich sofort bereit gelegt. Sie erschienen ihr besonders sinnlich und geradezu symbolisch.

Im Schuhgeschäft fühlte sie sich nur in den ersten Momenten unsicher, da sie glaubte, durch die Lederstiefel sich und die wahre Natur ihres Wunsches zu verraten. Sie wollte nicht als stereotypische Domina identifiziert werden. Doch diese Sorge verflüchtigte sich sofort, als sie von einer Auszubildenden bedient wurde, die ganz arglos und naiv erschien und ihren Wunsch ohne Regung ganz selbstverständlich aufnahm und sie professionell bemüht bediente. Schließlich war es ja auch ein ganz normaler Wunsch. Sie hatte früher schon einmal hohe schwarze Lederstiefel gehabt und beim Kauf damals mit keinem Gedanken an etwas anderes als das Schuhwerk gedacht. Janina ertappte sich bei dieser Unsicherheit. Die galt es abzulegen. Es war doch nicht so einfach, diese Schuhe auszufüllen, dachte sie mit einem Sinn für die Ironie.

Doch als sie sich die verschiedenen Stiefel zeigen lies, da wuchs sie schnell in die neu gewonnene Rolle hinein, kam sich mächtiger vor als die Königin Kunde, die sie laut Sprichwort war und blieb demonstrativ in ihrem Stuhl sitzen, wie das einer Königin gebührte.

Als die Auszubildende sich zu ihren Füßen kniete, um ihr bei der Anprobe zu helfen, da empfand Janina wieder das Gefühl der Macht. Und sie machte dem Mädchen das Leben ein wenig schwerer, als sie es nötig und in ihrer Natur war. Doch das junge Ding war so pflichtbewusst, dass sie sich keine Regung und kein Missfallen anmerken ließ. Janina empfand Freude daran, dem Mädchen in die Bluse zu schauen -- nicht, weil darin ein voyeuristisches Gefühl zum Vorschein kam, sondern eines der Überlegenheit. Eine Frau zu ihren Füßen zu haben, das gefiel ihr, das wurde ihr gerecht.. Sie fühlte die Hände der Verkäuferin durch das Leder und stellte sich die ihrer Chefin vor. Die Entscheidung zwischen den Modellen machte sie weniger vom Aussehen abhängig, als vielmehr davon, wie die Berührungen der Auszubildenden sich durch das Leder auf ihren Schenkeln anfühlten. Doch Janina genoss die Situation so sehr, dass sie sich unentschlossen gab, immer wieder neue Paare anziehen ließ. Dabei bewegte sie die übergeschlagenen Beine immer wieder, strich gegen den Oberkörper des Mädchens.

Als sie das Geschäft schließlich verließ mit der sperrigen Tüte, in der die kniehohen und durchaus teuren Lederstiefel steckten, da hatte sie ihren Spaß gehabt und war sich sicher, dass niemand etwas mitbekommen hatte, und selbst wenn, es wäre ihr egal gewesen. Sie fühlte sich von Minute zu Minute wohler und stärker in ihrer Haut.

So griff sie bei den verchromten Wäscheklammen zu, die sie in einem Lifestyle-Laden fand und bei dem schwarzen Hundehalsband mit Leine konnte sie auch nicht widerstehen. Ihr Shopping-Trip wurde mehr und mehr zu einem teuren Vergnügen vieler Spontankäufe und ad hoc entwickelter Einfälle und Szenarien. Egal ob Kochlöffel oder Frischhaltefolie, Fliegenklatsche oder Wäscheleine. Mit allem, was sie sah, konnte sie Ideen verbinden, konnte sie sich Erniedrigendes und Demütigendes vorstellen. Sie musste sich wirklich zurückhalten, denn ihr Gehalt war das einer Bürokauffrau, nicht das der mondänen Dame, die sie in ihren Vorstellungen war.

Schließlich traute sie sich sogar in den etwas schmuddeligen Sexshop an der Ecke, an dem sie so oft vorbei gekommen war, der ihr stets ein wenig Neugier, aber auch mehr Mut abverlangt hatte, als sie aufzubringen in der Lage gewesen war. An diesem Tag jedoch waren ihre Schritte raumgreifend und ihr Geist entschlossen. Wie selbstverständlich orientierte sie sich in dem Geschäft, taxierte Gerten, Handschellen und neunschwänzige Katzen, kaufte sogar das ein oder andere und zahlte mit kühler Gelassenheit, die sogar dem prüfenden und skeptischen Blick des schmierigen Verkäufers standhielt. Stolz und zufrieden ging sie nachhause. Die vielen Tüten trug sie wie Jagdtrophäen.

Vor dem Spiegel stolzierte sie in ihren neuen Stiefeln, ließ die Rute markig die Luft zerschneiden, schritt betont lasziv auf und ab, ließ die Handschellen um ihren Finger wirbeln. Der Anblick gefiel ihr, wie sie da stand mit den Händen in die Hüften gestemmt, den Kopf spöttisch geneigt, die Beine in den schimmernden Lederstiefeln, die hohen Absätze, die hart und gefährlich auf den Fliesen klackten. Die feuerrot geschminkten Lippen, der herablassend gehobene Mundwinkel. Sie gefiel sich rundum. Besonders beeindruckte sie ihre lederne Korsage, die ihre Brüste anhob, ihre Taille, ihre Figur betonte. Sie war sündhaft teuer gewesen und ein vollkommen unerwarteter Schatz in dem billig anmutenden Sortiment des Sexshops. Janina hatte lange vor dem Stück gestanden, hatte das Preisschild in den Fingern gedreht, die Korsage wieder zurück gehängt, sich nach anderen Dingen umgeschaut, war wieder zurückgekommen, angezogen von der Schönheit, dem weichen Leder, den Schnüren. Wenn da nur nicht die 250€ wären! Sie waren es, die sie hatten überlegen und zögern lassen. Eine Menge Geld für eine Bürokauffrau. Schließlich hatte sie sich dafür entschieden, war zu der Überzeugung gelangt, dass ihre Veränderung auch durch solch ein edles, teures Kleidungsstück symbolisiert gehörte. So betrachtete sie sich vor dem Spiegel, längst keine kleine Büromaus mehr, sondern ein Vamp in schwarzen Lederstiefeln, einer atemberaubenden Korsage und dem dazugehörenden ledernen Slip.

Eingepfercht in das Korsett empfand sie die Enge, in der ihr Oberkörper steckte als Halt gebend. Das Kleidungsstück gab Stolz ab, den sie durch ihre Haut einsog, der durch ihre Adern pulsierte und sich in ihrer Seele sammelte. Die Korsage zwang sie, aufrecht zu bleiben, ihren Körper steif und straff, respekteinflößend und kontrolliert zu halten. Bücken konnte sie sich nicht. Die Korsage verbot ihr, sich wie eine Sekretärin zu benehmen, klein und unterwürfig. Die Stiefel taten ihr Übriges, festigten ihren Schritt, umfingen ihre Unterschenkel. Unbeugsam und respekteinflößend, so wirkte sie.

Es war das Kostüm einer Superheldin. Die Korsage würde ihr die Standhaftigkeit und die Macht verleihen. Im Spiegel erblickte sie eine neue Frau. Ihre Finger glitten über das Leder, spürten einerseits die Unnachgiebigkeit, die Zähigkeit, andererseits die Weichheit. Je länger sie sich in dem Kleidungsstück betrachtete, desto mehr beglückwünschte sie sich zu dem Kauf. Sie war sprachlos, vergaß sich im Anblick des Spiegels, strich über ihre eingezwängten Brüste, die Rundungen ihres Körpers, die das Leder hervorhob, stellte sich vor, wie ihre Chefin zu ihr aufschauen würde, überwältigt, geängstigt, vor Erregung zitternd. Sie stellte sich vor, wie sie einen Schritt auf die Kniende zumachen, die ängstlichen Augen warm auf ihrem eigenen Körper spüren, wie sie beiläufig mit der Gerte spielen würde. Der Aufmerksamkeit ihrer Chefin war sie sich gewiss. Sie würde mit der Angst Frau Wichmanns spielen. Sie würde sie im Unklaren lassen, ob sie die Kniende belohnen oder bestrafen würde. Sie würde wunderschöne Belohnungen und großartige Orgasmen verheißen und auf der anderen Seite mit Striemen und Hieben drohen. Sie würde absoluten Gehorsam einklagen und ihre Chefin in Angst versetzen. Diese würde sich anstrengen müssen, unglaublich bemühen müssen, wenn sie der Gerte entgehen wollte. Sie würde vollkommen unterworfen werden. Egal, wie sehr die Frau sich bemühen würde, selbst wenn Janina nichts auszusetzen haben könnte, wenn alles perfekt wäre, sie könnte einfach Willkür walten lassen. Sie könnte die Frau bestrafen, ihr Striemen zufügen aus purer Lust und Laune. Das war das Prinzip der Mächtigen. Sie konnten sich hinwegsetzen über Fairness und gesunden Menschenverstand. Sie wäre die Herrin. Sie hätte die Macht!

In der Nacht zum Montag konnte sie kaum schlafen. Immer wieder streichelte sie sich, wenn sie an den Anblick ihrer Chefin Revue passieren ließ, wie sie demütig und mit gesenktem Kopf vor Janina stand. Immer wieder hallte das „Danke", das letzte Wort des Freitags in ihren Ohren. Das Wort hatte ihr noch niemand in diesem Ton gesagt. Sie streichelte ihren Hals, ihre Brüste, ihre ihren Bauch, glitt zwischen ihre Schenkel, ließ ihre Finger in der nassen Spalte verschwinden, glitt über ihren Kitzler, der hart hervorstand und stellte sich vor, dass es ihre Zunge wäre, die sie so berührte, befriedigte. Sie stellte sich vor, wie sie die Hände ihrer Chefin hinter deren Rücken gefesselt hatte und diese sie zu einem erhabenen Orgasmus leckte.

Mit pochendem Herzen dachte sie an den kommenden Montag, an den nächsten Arbeitstag, an dem sie das Ergebnis des Meetings erfahren würde. Janina war sich ziemlich sicher, dass ihre Präsentation gut angekommen war, dass sie die Fehler in der Firma gut erkannt hatte und dass ihre Lösungsansätze praktikabel waren. Sie war lange genug in der Firma, um diese genau zu kennen. Doch ein wenig Unsicherheit blieb. Frau Wichmann hätte es auch verbocken können. Aber das erschien ihr unwahrscheinlich. Spannender und ungewisser war die Frage, wie sie ihre Chefin behandeln sollte, wie sie die Situation festzurren sollte, wie sie ein für alle Mal die Situation und die Hierarchie festlegen würde. Sie ging die verschiedensten Szenarien durch, spielte in ihrem Kopf die unterschiedlichsten Varianten durch. Am Ende standen verschiedene Möglichkeiten. Janina wollte sich nicht festlegen. Sie würde die Gunst der Stunde nutzen und flexibel entscheiden, was zu tun sei, wie sie auf den Ausgang der Sitzung zu reagieren hatte. Doch eines war klar. An diesem Tag noch würde Frau Wichmann nackt vor ihr auf dem Polyester-Teppich knien und Janina würde über ihr posieren.

Der Nacht war kurz für Janina. Sehr früh schon stand sie auf, duschte, zog den ledernen Slip an und schnürte die Korsage. Sie suchte ihre schönsten Nylons heraus, das kurze schwarze Kostüm, das sie sonst nur zu besonderen Anlässen und Feiern anzog, das ihr Outfit vor der unwürdigen Außenwelt verstecken sollte. Sie konnte sich nicht entscheiden, welche Bluse sie anziehen sollte, entschied sich für die graue, wechselte nach kritischen Blick im Spiegel zu der roten und von da zu der gestreiften und von da wieder zu der grauen.

Schließlich machte sie sich nach nur einem kleinen Kaffee und einer Banane auf in die Firma. Sie wollte auf jeden Fall vor Frau Wichmann da sein. Es galt, das Heft des Handelns nicht aus der Hand zu geben, sondern das Territorium zu beanspruchen. Sie wollte das Tempo bestimmen und den Moment nutzen.

Sie betrat das Gebäude erhobenen Hauptes, wie sie es noch nie zuvor betreten hatte. Ihre Schritte klangen hart auf dem Marmorboden der Eingangshalle. Sie war eine der ersten an diesem Morgen. Den Pförtner grüßte sie im Vorbeigehen: Sie war überzeugt, in seinen Augen ein überraschtes Blitzen zu erblicken, ein anerkennendes Nicken. Kein Zweifel, hier betrat nicht die gleiche Frau die Firma, die den Montag zuvor und die vielen anderen Montage davor in die Firma gekommen waren.

Janina war zufrieden mit sich und öffnete die Tür zum Vorzimmer, schaltete den Rechner an, goss die Pflanzen. Wohl oder übel würde sie ihrer Arbeit auch in Zukunft noch nachkommen müssen, obwohl sie schon verschwommene Visionen verfolgt hatte, in denen Sie mit Frau Wichmann die Rollen tauschte, selbst die wichtigen Entscheidungen des Managements traf und Frau Wichmann die niederen Tätigkeiten überließ, die sie selbst derzeit zu verrichten hatte. In ihren Vorstellungen würde Frau Wichmann allenfalls als ihre Marionette fungieren auf Sitzungen und in Meetings die Dinge vortragen, die Janina ausgearbeitet hatte. Der Gedanke gefiel ihr. Gerne würde sie sich weiterbilden, vielleicht in einem Fernstudium die Kenntnisse erwerben, die ihr in ihrer Ausbildung vorenthalten worden waren. Janina fühlte sich beruflich längst nicht ausgelastet. Das neue Arrangement würde ihr die Möglichkeit geben, sich beruflich weiter zu entwickeln, so hoffte sie.

Schließlich öffnete sie die Tür zum Büro ihrer Chefin, um auch dort nach dem Rechten zu sehen.

Und dann brach alles zusammen.

In dem schweren Bürosessel hinter dem großen Schreibtisch saß ihre Chefin und spielte betont gelangweilt mit einer großen Schere. Sie hatte sich in dem Sessel zurück gelehnt und wirkte sehr entspannt, thronte dort wie eine Herrscherin.

Janina war erstaunt. Damit hatte sie nicht gerechnet. Ihr schwante Böses.

Sie brauchte einige Sekunden, sich zu orientieren, die Situation zu begreifen. Doch bevor sie etwas sagen konnte, ergriff Frau Wichmann das Wort:

„Ich habe einfach alles zusammen gekramt, was dir gehört. Sollte ich noch irgendwas vergessen haben, werden wir das natürlich nachschicken. Es soll ja nichts verloren gehen."

Janina verstand nicht, bis ihre Chefin auf eine Kiste zeigte, die vor dem Schreibtisch stand. Sie erblickte dort die persönlichen Gegenstände, die sie beim Bezug des neuen Büros mitgebracht hatte.

„Was soll das?"

„Das sind deine Sachen. Ich habe sie für dich zusammengepackt. Du kannst sie mitnehmen. Ich kann sie natürlich auch wegschmeißen."

Janina war fassungslos.

„Ich ... versteh das alles nicht"

„Die Hellste bist du nicht, was? Ich lasse dich rauswerfen wegen ... irgendeinen Grund werde ich schon finden. Ich bin die Tochter des Chefs, da sollte es nicht so schwer sein, einen Grund zu finden, was meinst du?"

Zu mehr als Stammeln war Janina nicht mehr fähig. Der Boden wurde ihr unter den Füßen weggezogen und die spöttische Stimme, das harte Gesicht, die arrogante Haltung, die sie sah, die trafen wie ein Schlag in den Magen, nahmen ihr die Luft.

„W-w-was?"

„Mannomann, du musst echt blöd sein. Ich schmeiße dich raus!"

Sie rang nach Luft, spürte sich plötzlich eingepfercht und gewürgt in ihrem Körper.

„W-wieso?"

„Deine Präsentation war sehr erfolgreich. Respekt! Alle waren begeistert, mein Vater hat mir zum Dank einen dicken Firmenwagen gegeben und einen Firmenparkplatz direkt am Eingang. Ist doch toll, nicht wahr?"

Die Blonde hielt inne, lächelte überheblich und spielte weiter mit der Schere.

Die Kälte ihrer Worte, die Beiläufigkeit, mit der Frau Wichmann sprach, das verstörende Hantieren mit der Schere, Janina traute ihren Augen nicht.

„Ich bin dir wirklich zu Dank verpflichtet. Das hätte ich alleine nicht hinbekommen. Deine Arbeit war gut. Sehr gut. Sogar so gut, dass ich von nun an ohne dich auskommen werde. Du hast mir die Zeit verschafft, die ich brauche, mich hier zurecht zu finden, und bis deine Vorschläge alle umgesetzt sind, habe ich selbst verstanden, wie der Laden hier läuft. Ich brauche dich nicht mehr, du kannst gehen."

„Aber das können Sie doch nicht machen. Ich habe Ihnen geholfen, ich habe Ihnen Ihren Job gerettet."

Wie konnte sie das nur vergessen? Wie konnte sie sich so verhalten? Wie konnte sie die ersten beiden Tage vergessen haben? Es machte alles keinen Sinn für Janina.

„Wie gesagt, ich bin dir zu Dank verpflichtet. Aber ich habe keine Lust auf dieses Spielchen. Ich habe keine Lust, deine Sklavin zu sein oder wie ihr perversen Sado-Maso-Typen das nennt. Mein ganzes Leben lang war ich immer nur die Tochter des Industriellen, die um alles betteln musste, es nie gelernt hat, sich selbst was zu erarbeiten. Man hat es mir nie beigebracht. Ich habe immer betteln müssen und es dann bekommen, ich habe es mir nie verdient. Ich habe nie Anerkennung für etwas bekommen, ich bin immer hinterher gehechelt. Bis jetzt. Jetzt habe ich es zum ersten Mal geschafft, zum ersten Mal nimmt man mich ernst. Ich habe zum ersten Mal gezeigt, was ich kann ... gut eigentlich hast du gezeigt, was du kannst, aber außer uns weiß das keiner. Jetzt habe ich es endlich geschafft, ich muss nicht mehr betteln und hinterher hecheln und da kann ich so ein Büromäuschen wie dich nicht brauchen. Ich habe mich in der Schule und in der Uni demütigen lassen, musste anderen schöne Augen machen und mit dem Hintern wackeln. Aber die Zeiten sind rum. Letzten Freitag habe ich mich zum letzten Mal demütigen lassen. Es war nicht schlecht, ich gebe zu, dass ich es mehr genossen habe als mit den Typen, mit denen ich es machen musste, aber ich habe davon die Nase voll. Jetzt will ich der Boss sein. Ich krieche vor niemandem mehr, schon gar nicht vor dir. Und deshalb musst du gehen!"