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Gegen alle Widerstände

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"Mach hin, Marianne, ich will auch noch dran kommen. Und dann muss ich heim zum Kochen."

Marianne stand auf, gab Gregor ein kleines Küsschen auf die Wange, drückte ihm einen Zwanziger in die Hand und ging mit einem zufriedenen Lächeln, das eindeutig für Tanja bestimmt war zum Parkplatz, bevor ihr Gregor das Wechselgeld geben konnte.

Tanja schaute ihr missmutig nach und setzte sich für Gregor in Pose. Eigentlich sah dieser Schweizer Künstler nicht einmal so schlecht aus. Mittelgroß und schlank wirkte er so ziemlich durchschnittlich, bis auf seine klaren braunen Augen, die die Umgebung aufmerksam und abschätzend betrachteten. Sein Blick, den er ihr manchmal zuwarf, ließ ihr so manchen heißen Schauer das Rückgrat entlang laufen. Und dann stellte sie sich vor, mit ihren Fingern in sein volles, halblanges hellbraunes Haar zu gehen und so richtig darin herumzuwühlen, während sie sich an ihm rieb.

Tanja bemerkte wie ihr bei diesem Gedanken immer wärmer wurde und diese Hitze färbte nicht nur ihre Wangen rot, sondern ihr wurde es noch ganz woanders heiß . . . und feucht.

Sie schaute prüfend zu den beiden Rentnern am Tisch, ob die vielleicht etwas bemerkt hatten.

Manfred und Helmut taten unbeteiligt und enthielten sich jeder Äußerung, denn sie kannten Tanjas Temperament und ihre recht spitzen Bemerkungen, wenn ihr etwas nicht in den Kram passte.

Gregor skizzierte und hörte den Dreien zu, wie sie die Neuigkeiten aus dem Dorf zum Besten gaben.

Plötzlich bekam er einen leichten Kick von Helmut gegen sein Schienbein und blickte auf. Über Helmuts Schulter sah er, wie sich Silke Hallmeier am Nebentisch nieder ließ. Sie tat so, als ob sie sich auf ihren Espresso konzentrierte, aber trotzdem bemerkte Gregor die prüfenden, schnellen Blicke, mit denen sie ihn musterte. Gregor wagte auch einige heimliche Seitenblicke zu ihr und hoffte, dass sie es nicht bemerken würde und deswegen wieder böse auf ihn wäre.

Auch Tanja hatte sie gesehen (Alarm! Konkurrenz! Eine Rivalin!) und auf einmal stand Gregor wieder im Mittelpunkt ihres Interesses, so als wollte sie Silke eifersüchtig machen oder ärgern. Denn was Marianne konnte, das konnte sie schon lange. Sie schäkerte und flirtete ungeniert mit ihm, so sehr, dass es Gregor schon fast peinlich war. Tanja legte ihre Hand auf seinen Unterarm und streichelte ihn leicht. Silkes Miene verfinsterte sich mehr und mehr und Gregor sah wie sie ihre Fäuste ballte. Er beeilte sich Tanjas Bild zu vervollständigen und überreichte es ihr.

Und er war sehr überrascht, als sie ihm zum Dank regelrecht um den Hals fiel und sich fest an ihn drückte.

Silke stand abrupt auf und schaute Tanja böse an. Die verabschiedete sich hastig von Gregor und eilte mit raschen Schritten davon. Sie musste sich jetzt nicht auf einen Disput mit Frau Hallmeier einlassen, bei dem sie voraussichtlich wie schon sehr oft den Kürzeren ziehen würde.

Silke starrte Tanja erbost hinterher. Was fiel dieser . . . dieser „Dings" nicht ein, sich so an Herrn Gerber ranzuschmeißen? Was würde wohl ihr Mann sagen, wenn er es erfahren würde?

Bei ihr wäre das natürlich ganz etwas anderes. Sie war geschieden und war niemandem Rechenschaft schuldig.

Und diesem Schweizer Blödmann fiel nichts Besseres ein, als auf Tanjas hübsche Larve hereinzufallen, wie es wohl jedes dieser einfältigen Mannsbilder tat. Sie spürte wie sich Eifersucht in ihr breitmachte und ihr Zorn auf Gregor Gerber anwuchs.

* * *

Gregor setzte sich wieder und wollte gerade einen Schluck von seinem Kaffee nehmen, als sich plötzlich Frau Hallmeier vor ihm aufbaute. Sie trug ein enges graues T-Shirt, bedruckt mit großen schwarzen und weißen Buchstaben, das sich über ihre festen Brüste spannte und einen grauen, knielangen und leicht karierten Rock, der ihren knackigen Popo und die schönen Beine betonte. Ein Anblick, der in Gregor mehr als eine Saite zum schwingen brachte.

"Was soll denn das, dass sie ständig diese Frauen zeichnen und mit ihnen herum schäkern? Die sind alle verheiratet, also lassen sie ihre Finger von ihnen."

Sie schaute ihn herausfordernd an.

Ach so, jetzt war er wieder daran Schuld, wenn Tanja und Marianne ihm etwas mehr als die übliche Aufmerksamkeit zukommen ließen.

"Darf ich mal fragen, was Ihnen daran nicht passt? Was stört Sie daran, dass ich die Frauen male und zeichne? Weil Sie es nicht sind? Sie würde ich auch sehr gerne einmal zeichnen, Frau Hallmeier. Sie sind sehr hübsch und attraktiv und das würde sicher ein schönes Bild werden."

"Ich lass mich doch nicht von jedem dahergelaufenen Anstreicher zeichnen. Da braucht es schon einen Könner, Herr Gröbner."

Gregor bemühte sich, den "dahergelaufenen Anstreicher" zu überhören.

"Gerber ist mein Name, Gerber", erwiderte er.

"Egal", erwiderte Silke. "Sie malen mich nicht, Herr Gröbner."

"Ich heiße immer noch Gerber, Silke", meinte Gregor leicht angesäuert. Diese Frau legte es offensichtlich darauf an, ihn bis aufs Blut zu reizen.

"Sagen Sie nicht Silke zu mir, sie Unsympath," fauchte Silke ihn an. "Für Sie bin ich immer noch Frau Hallmeier, Herr Gröbner. Wir sind ja schließlich nicht verheiratet."

Je wütender sie wurde, desto schöner kam sie ihm vor. Trotzdem musste er ihr jetzt Paroli bieten und durfte sich nicht unterbuttern lassen.

"Verheiratet? Mit Ihnen? Das verhüte der große Gasförmige", meinte Gregor. "Da kenne ich schönere Todesarten, Frau Hohleimer."

Mit falschen Namen um sich werfen, das konnte er auch.

Silke trat noch einen Schritt näher zu Gregor und schaute ihn böse an.

"Wissen Sie was, sie Ekel? Wenn ich mit Ihnen verheiratet wäre, dann würde ich Ihnen Gift in ihren Kaffee schütten, Herr Gerber." (Da schau her. Diesmal der richtige Name. Na also, es ging doch!)

"Wissen sie was, Frau Hallmeier? Wenn ich mit Ihnen verheiratet wäre, ich würde ihn trinken. Dann hätte ich wenigstens meine Ruhe vor Ihnen. Lieber im Wald bei der wilden Sau, als daheim bei ´ner bösen Frau."

K l a t s c h!!!

Silke hatte ihm eine schallende Ohrfeige verpasst. Gregor´ s Kopf flog zur Seite, seine Wange brannte und wurde heiß, aber er rührte sich nicht.

"Obwohl Silke Gerber ja auch nicht schlecht klingen würde, nicht wahr, Frau Hallmeier?"

Silke stand reglos da, schaute ihn fassungslos mit feuerrotem Kopf an und musste diese erneute "Unverschämtheit" Gregors erst einmal verdauen. Dann drehte sie sich wortlos auf der Stelle um, setzte sich ihre FFP2-Maske auf, packte ihren Einkaufswagen und stürmte an Gregor und den anderen vorbei. Und mit jedem Schritt wanderte ihr Kopf nach links und nach oben, als wollte sie Gregor, der rechts saß, auf keinen Fall mehr ansehen. Sie starrte angespannt in die Luft, als suche sie einen Ast, an dem sie sich in die Bäume schwingen könnte. Wie in wütender Schimpanse.

Gregor musste ob dieses blödsinnigen Vergleiches grinsen. Und seine Wange schmerzte immer noch von ihrem Schlag.

Helmut und Manfred hatten dem Ganzen erstaunt und sprachlos zugesehen.

"Was sollte denn das?", fragte Manfred.

"So zeigt mir diese Dame ihre Sympathie. Was ich ihr getan habe, das weiß ich auch nicht."

"Hihihi, ich würde ihn trinken, ich würde ihn trinken", kicherte Helmut. "Bei der hast du ausgesch . . . . . ., mein Lieber."

´Abwartenˋ, dachte Gregor. ´Abwarten, noch ist nicht aller Tage Abend. Mal sehen, was die Zukunft bringt.ˋ

Er dachte noch lange nicht daran, die Flinte ins Korn zu werfen.

* * *

Er setzte sich und versuchte sich langsam wieder zu beruhigen. Silkes Zorn und ihre Wut auf ihn berührten ihn mehr, als er gedacht hätte. Und es beunruhigte ihn. Warum hasste sie ihn so? Er war ihr doch immer freundlich und zuvorkommend begegnet. Er verstand es nicht.

"Wie bitte?"

Helmut hatte ihn etwas gefragt, aber da Gregor mit seinen Gedanken ganz woanders war, hatte er nicht zugehört.

"Ich will wissen, ob du am Montag auch zum Kaffee kommst", wollte Helmut wissen.

"Ja, momentan geht das noch, aber in zwei Wochen muss ich für einige Zeit weg". meinte Gregor und schüttelte entschuldigend den Kopf. "Ich bin dann für drei Wochen in Genf am Grand Théathre, um das neue Bühnenbild für den Parsifal zu malen und danach muss ich in Langenthal meine Ausstellung vorbereiten und eröffnen. Dann schaue ich mal wieder mal bei meiner Familie vorbei. Meine Stiefmutter ist ja meine Agentin und mit der muss ich noch die Abrechnung für die Steuer der letzten sechs Monate machen, bevor ich Ärger mit den Finanzbehörden bekomme. Sie verkauft und versendet die georderten Bilder und kümmert sich um den ganzen Schreibkram. So muss ich nur malen und habe nichts mit der Bürokratie zu tun. Dann schaue ich am Grab meines Vaters nach dem Rechten und versuche mal meine Schwester zu überfallen. Die ist ja im Emmental heimisch geworden und (dabei grinste Gregor spitzbübisch) bohrt dort die Löcher in ihren weltberühmten Käse. Und meine Nichten und meinen Neffen möchte ich auch ganz gerne wieder einmal sehen. Schau´n wir mal."

"Da kannst du ja wenigstens Silke aus dem Weg gehen und bist von ihr verschont", grinste Manfred.

´Will ich das überhaupt?ˋ, fragte sich Gregor und gab sich selbst erstaunt eine ehrliche Antwort.

Nein, das wollte er nicht! Eins war ihm klar, er würde sie jeden Tag vermissen. Etwas würde ihm fehlen.

Nicht ihr schnippisches und manchmal unausstehliches Verhalten; ihr Anblick, ihre schönen Augen und ihre sinnliche Figur würde er vermissen, das wusste er jetzt schon.

Manfred und Helmut verabschiedeten sich ins Wochenende.

Den Rest der Zeit die er im Café verbrachte, blieb er still und in sich gekehrt, als müsste er sich über einiges klar werden. Und er kam zu einem Ergebnis, das ihm erschreckte.

ER WAR VERLIEBT!

Verliebt in eine Frau, die ihn ablehnte, ja ihn aus ihm unbekannten Gründen verabscheute. Gregors Weltbild war aus den Fugen geraten.

An dieser Erkenntnis hatte er doch einige Zeit zu kauen.

* * *

Silke fuhr innerlich aufgewühlt vom Supermarkt nach Hause.

Sie war stinksauer und wütend. Wütend auf sich, auf diesen verdammten Schweizer, wütend auf Gott und die Welt.

Sie räumte ihre Einkäufe weg und setzte sich an den Küchentisch. Ihre Hände zitterten und in ihrem Kopf tobte ein Aufruhr.

Wie hatte das nur geschehen können? Sie hatte die Beherrschung verloren und zugeschlagen. Etwas war geschehen, was ihr noch nie passiert war. Ein Mann hatte sich nicht so verhalten, wie sie es erwartet hatte und sie dadurch so gereizt, dass sie die Contenance verloren hatte; sie hatte sich blamiert und angreifbar gemacht.

Aber Gregor Gerber hatte sehr gelassen auf ihre Angriffe reagiert und war ihr gegenüber neutral geblieben. Erst im darauf folgenden Disput wurde sein Ton schärfer, aber als sie ihre Beherrschung verlor und zuschlug, da rührte er sich nicht. Seine daraufhin folgende Bemerkung hatte sich in ihr eingebrannt.

„Obwohl Silke Gerber ja auch nicht schlecht klingen würde, nicht wahr, Frau Hallmeier?"

Dieser Satz hatte sich in ihr festgesetzt und hallte bis jetzt nach.

Wollte er vielleicht damit andeuten, dass er sie als Frau so interessant und begehrenswert fand, dass er sie . . .?

Oh nein! Das ging jetzt doch zu weit!

Silke lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und atmete tief durch. Noch hatte sie etwas Zeit zum Nachdenken. Ihre Töchter waren mit ein paar Freundinnen im Dorf beim Rumstreunen und würden erst in einer Stunde nach Hause kommen. Das sollte eigentlich reichen, um sich wieder zu beruhigen. Sie trank einen Schluck Kaffee, musste aber ihre Tasse in beide Hände nehmen, so sehr zitterten sie.

Sie hatte seit ihrer Scheidung die Nase von Männern gestrichen voll. Nach ihrer Trennung von Klaus glaubten einige, dass sie jetzt Freiwild war, zum Abschuss freigegeben. Sie hatten die Erfahrung machen müssen, dass dem nicht so war. Silke hatte alle abgewiesen, die der Meinung waren, sie hätten jetzt freie Bahn bei ihr und sie würde nur auf sie warten. Und ihre Zurückweisungen waren nicht immer zurückhaltend und freundlich gewesen. Einige hatte sie öffentlich blamiert und seitdem hatte sie ihre Ruhe, aber sie hatte sich auch einige Feinde gemacht.

Aber dieser Gregor Gerber lies sich von ihrer barschen Art nicht sonderlich beeindrucken. Er hatte sich nicht aus der Reserve locken lassen und war immer freundlich und zurückhaltend ihr gegenüber geblieben, sogar als ihre Attacken ihm gegenüber schärfer wurden. Immer hatte er die passende Erwiderung auf ihre verbalen Angriffe parat und das auf eine spezielle Art, die ihr jetzt im Nachhinein etwas Bewunderung abverlangte. Und die Art und Weise, wie er sie mit seinen unergründlichen braunen Augen aufmerksam und forschend betrachtete, das wollte sie nicht nur auf ein professionelles Interesse eines Künstlers schieben. Diese Blicke und sein Lächeln riefen Gefühle in ihr wach, die sie erschreckten und gleichzeitig unsicher und neugierig machten.

Nur wie er mit Marianne und Tanja „rumgeturtelt" hatte, versetzte ihr einen Stich in der Brust.

War sie etwa eifersüchtig?

Nun, Marianne war eine gute Freundin, sie war auch geschieden und genoß Gregors Bewunderung und Aufmerksamkeit ganz offensichtlich. Aber Tanja hatte sie gefressen. Deren Verhalten ging ihr gehörig auf den Zeiger. Die benahm sich Gregor gegenüber wie ein Teenager und baggerte ihn an, dabei war sie verheiratet, hatte zwei Kinder und (ha!) sie war immerhin doch zwei Jahre älter als sie.

Aber was empfand „sie" für Gregor Gerber? Sie war sich unschlüssig. Brauchte sie überhaupt einen Mann? Fehlte ihr etwas?

Wenn sie ehrlich war, ja! Es fehlte ihr ein Freund, mit dem sie ihre Freuden und Sorgen teilen konnte, der ihr zuhörte, wenn sie etwas zu sagen hatte und der auf sie einging. Seit sie sich so abgekapselt hatte, gab es außer ihren Eltern niemand mehr, mit dem sie über alles reden konnte und wo sie ihr Herz ausschütten konnte.

Und ganz bestimmt fehlte ihr bei aller Selbstständigkeit ein starker Mann, an dessen Schulter sie sich anlehnen und ausweinen konnte, wenn Kummer und Schmerz sie überkamen und der er die Liebe und Zärtlichkeit geben konnte, die sie so vermisste. Denn die bestimmende und selbstbewußte Frau war sie nur nach außen hin, für die anderen.

Es fehlte ihr der Partner, mit dem sie etwas unternehmen konnte und der ihren Mädchen ein guter Freund oder vielleicht sogar Vater sein konnte. Zu dritt waren sie auch eine Familie, aber es fehlte irgendetwas. Ein Mann, der stark genug war, ihre wechselnden Stimmungen und Launen auszuhalten, unter denen sie seit ihrer Scheidung litt.

Ein Mann wie Gregor? Vielleicht, Silke war sich da nicht ganz sicher. Oder doch? Nachdem sie ihn geohrfeigt hatte, würde der ganz bestimmt nichts von ihr wissen wollen.

Himmel, es half nichts, wenn sie sich verrückt machte. Ihre Kinder würden bald da sein und so ging sie in die Küche, um das Essen vorzubereiten.

* * *

"Entschuldigen Sie bitte, würden Sie von uns beiden auch eine Zeichnung machen?"

Gregor blickte auf und sah zwei junge Mädchen, die ihn erwartungsvoll ansahen. Was waren die beiden hübsch und niedlich. Die Jüngere hatte lange hellbraune Haare und war sehr schlank, die Ältere hatte eine modische Kurzhaarfrisur, aber schon eine ausgeprägte weibliche Figur, die Gregor vage an jemanden erinnerte.

Er stand auf und bot den beiden einen Platz an.

"Selbstverständlich male ich euch", sagte er. "Wann hat ein Künstler denn schon einmal die Gelegenheit, zwei so schöne junge Damen zu porträtieren."

Die beide erröteten und wirkten ein wenig verlegen.

"Entspannt euch, es wird nichts passieren. Alles ganz harmlos. Verhaltet euch ganz normal. Möchtet ihr etwas trinken?"

Gregor holte am Tresen zwei Cola und begann mit den ersten Skizzen.

"Seid ihr Schwestern?", wollte er wissen.

"Ja", sagte die Ältere und deutete auf die Jüngere. "Das ist Daniela und ich bin Alexandra."

"Schön, Alexandra, dann lehne dich zu Daniela, lege deinen Arm um ihre Schulter und schaue nach vorne Richtung Tresen. Und du, Daniela, blickst zu deiner Schwester empor, als wenn du sie etwas fragen wolltest. Ja, gut so, bleibt so für zwei, drei Minuten, wenn ihr es könnt. Für wen soll denn das Bild sein? Für euch oder für jemand anderes?"

"Das ist für unsere Mama. Sie hat nächsten Monat Geburtstag und wir wollen ihr etwas ganz persönliches, etwas besonders schenken. Nicht Pralinen oder Blumen wie jedes Jahr."

Gregor nickte zustimmend und sein Bleistift huschte rasend schnell über das Papier und die ersten Umrisse der beiden erschienen wie aus dem Nichts.

"So, jetzt könnte ihr euch wieder normal hinsetzen und entspannen. Der Rest dauert noch eine Weile."

Gregor plauderte mit den beiden noch eine ganze Weile, denn sie schienen es nicht eilig zu haben.

Er erfuhr, dass sie Ferien hatten, auf welche Schule sie gingen und was ihr Hobbys und Interessen waren. In der Zwischenzeit machte er das Bild fertig und fertigte von jeder noch ein Portrait an.

"Soll ich irgendetwas zu dem Bild schreiben?", wollte er wissen.

"Ja, das ganz lieb von Ihnen. Wenn Sie mit schöner Schrift "Für die beste Mama der Welt" darauf schreiben könnten, dann setzen wir unseren Namen darunter und geben es ihr zum Geburtstag."

"Wie heißt denn eure Mutter?"

"Silke."

Gregor erstarrte.

"Doch nicht etwa Silke Hallmeier?"

"Ja, das ist unsere Mama. Stimmt vielleicht etwas nicht?", wurde er von Alexandra gefragt, die seinen ungläubigen Blick bemerkt hatte.

"Nein, nein", beeilte er sich zu versichern, "es ist alles in Ordnung. Ich hätte nur nicht gedacht, dass sie eure Mama ist. Sie wirkt doch selbst noch so jung, dass ich kaum glauben kann, dass sie zwei schon fast erwachsene Töchter hat."

Daniela und Alexandra wurden etwas rot vor Verlegenheit, aber Gregor bemerkte auch, dass seine Bemerkung von den "fast erwachsenen Töchtern" bei ihnen runterging wie warme Butter.

Diese beiden hübschen Mädchen gehörten also zu Silke, die ihm eine „gechlöpft" hatte, zu Watschen-Silke, wie er sie insgeheim nannte?

Er schluckte.

Dann schrieb er: "Für Silke, die beste Mutter auf der Welt" und lies die beiden unterschreiben.

"Wartet noch kurz, ich male für eure Mutti auch noch ein kleines Geburtstagsbild."

Er zeichnete einen schönen großen Blumenstrauß, setzte links und rechts ein kleines Portrait von Daniela und Alexandra daneben und zeigte es den beiden Mädchen. Die nickten zustimmend und würden es ihrer Mutter übergeben. Gregor bat sie ihm noch einen Umschlag im Markt zu besorgen und gab ihnen das Geld mit. In der Zwischenzeit schrieb er unter den Strauß: "Es ist wahr, für die beste Mutter der Welt und die schönste Frau im ganzen Schwarzwald. Alles Liebe und Gute zum Geburtstag von Gregor Gerber, alias Gröbner, alias das Ekel und der Unsympath."

Er faltete seine Geburtstagskarte zusammen als die Mädchen mit dem DIN A3 Umschlag zu ihm zurückkamen. Bilder und Karte verschwanden im Umschlag, den Alexandra dann zuklebte. Sie blickte Gregor entschuldigend an.

"Wenn Mami unsere Zimmer aufräumt, dann könnte sie vielleicht den Umschlag entdecken und wir wollen sie nicht in Versuchung führen. Sie soll das ja erst zum Geburtstag sehen und manchmal ist sie schon ein bisschen neugierig."

Gregor lachte, erinnerte sich an einige Episoden mit seiner Mutter in seiner Jugend und schrieb in großen Druckbuchstaben "Erst am Geburtstag öffnen!" auf den Umschlag.

"So, jetzt weiß sie es. Es dürfte nichts mehr passieren. Würdet ihr mir noch einen Gefallen tun?"

Alexandra und Daniele nickten.

"Hier sind 30 Euro. Davon holt Ihr für eure Mama zum Geburtstag einen schönen Blumenstrauß und wünscht ihr alles Gute von mir."

Die Mädchen waren mit diesem Vorschlag einverstanden und steckten die Geldscheine ein.

Lachend wehrte er die üblichen 5 Euro für das Malen ab und die Mädchen verabschiedeten sich fröhlich von ihm.

Warum nur konnte deren Mutter nicht so nett und liebenswürdig sein? Diese Frage machte ihn ein klein wenig melancholisch.

Gregor holte sich noch einen Kaffee am Tresen ab und lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück. Er fühlte sich auf einmal sehr wohl.