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Stürmische Hochzeit

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Was so alles während eines Sturms passieren kann...
11.9k Wörter
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Ich hasse meine Schwägerin, dabei hatte ich selbst mal ein Auge auf sie geworfen.

Alles fing an meinem 30. Geburtstag an. Zur Feier des Tages, habe ich meinen älteren Bruder in meine Lieblingsdisco eingeladen. Zu der Zeit, war er das, was einem besten Freund für mich am nächsten kam, daher wollte ich nur mit ihm feiern.

Als jüngerer Bruder habe ich natürlich immer zu ihm aufgesehen und ihn bewundert, und häufig war ich auch einfach neidisch auf ihn.

Er kam ganz nach unserem Vater, groß, breitschultrig, mit markantem Kinn und dunklen Augen. Muskeln schienen ihm ganz natürlich zu wachsen, so dass er schon in früher Jugend sehr gut gebaut war, was ihm natürlich einen großen Vorteil bei den Frauen brachte.

Ich hingegen hatte eher die Gene unserer Mutter geerbt. Mit meinen 1.75m Körpergröße, war ich nicht direkt klein, aber immer noch einen halben Kopf kleiner als Alex. Mir Muskeln anzutrainieren fiel mir viele Jahre schwer, erst mit einem ordentlichen Trainingsplan und Eiweißshakes bekam ich wenigstens ein wenig Masse drauf. Ich war immer noch weit davon entfernt ein Adonis zu sein, aber wenigstens hatte ich es geschafft, ein paar definierte Muskeln zu bekommen.

"Tini!" Ich stieg gerade aus der Straßenbahn, als Alex auf mich zukam.

Er war der einzige, der mich Tini nannte, und ich hasste diesen Namen. Alle anderen riefen mich bei meinem normalen Vornamen, Martin.

Ich hatte versucht, ihm den Spitznamen "Lexxi" als Rache zu verpassen, aber er hatte sich leider nicht durchgesetzt.

"Na, kleiner Bruder, bereit für eine ordentliche Partynacht?" Er strubbelte mir durch die Haare und brachte meine sorgfältig zurechtgemachte Frisur komplett durcheinander.

Alex hatte schon immer eine eher ruppige Art, mir seine Zuneigung zu zeigen, was häufig auch in blauen Flecken meinerseits endete.

Von der Bahnhaltestelle bis zur Disco waren es nur ein paar Fußminuten, und wir waren nicht die einzigen, die ins "Swarm" wollten, so dass wir uns inmitten einer Menschentraube wiederfanden.

Ich sah sofort, wie sich die Köpfe einiger Damen bewundernd zu meinem Bruder wandten. Wir waren beide zu dem Zeitpunkt Single, der einzige Unterschied war, dass ich bereits seit fast 2 Jahren alleine war, während er in derselben Zeit 3 Beziehungen gehabt hatte, und die letzte war erst 5 Tage vorher beendet worden.

Alex schaute sich um und sagte zufrieden: "Hmm, ganz nette Teile heute Abend am Start. Ich werde heute definitiv nicht alleine nach Hause gehen!"

Als keine Reaktion von meiner Seite kam, fügte er noch hastig hinzu: "Na und für Dich finden wir auch noch jemanden, da bin ich sicher." Dann schlug er mich freundschaftlich, aber mal wieder viel zu fest auf den Arm.

Es ärgerte mich ein wenig, dass er erstens unseren gemeinsamen Abend nutzen wollte, sich wieder jemanden ins Bett zu holen und zweitens, dass er dachte, dass ich nicht in der Lage wäre, selbst jemanden zu finden.

Aber ich wollte mir meine gute Laune nicht verderben lassen und schluckte meinen Ärger einfach runter.

In der Disco war es schon sehr voll und stickig. Im flackernden Licht konnte ich die ersten Momente nicht viel erkennen. Ich bahnte mir meinen Weg durch die Menge und fand einen freien Stehtisch mit Blick auf die Tanzfläche. Alex war inzwischen schon an die Theke gegangen und kam kurze Zeit später mit zwei Bieren zurück.

"Weißt Du, wer hier jetzt arbeitet?", brüllte er mir ins Ohr, um die laute Musik zu übertönen.

Ich zuckte nur mit den Schultern.

"Steffi!" Er grinste mich breit an und erwartete, dass mir der Name etwas sagte, was er nicht tat.

"Na Steffi, die, mit der ich damals am See, beim Zelten, du weißt schon..."

Jetzt erinnerte ich mich wieder. Alex und ich hatten vor ein paar Jahren ein Stück unserer Kindheit wieder aufleben lassen wollen und haben beschlossen, gemeinsam illegal am See zu zelten. Eigentlich wollten wir das zu zweit machen, da ich frisch getrennt war und es mir nicht so gut ging. Leider hat er seine neue Eroberung mit eingeladen, Steffi.

Die ganze Zeit musste ich mir ansehen, wie die beiden turtelten, während ich einfach nur Herzschmerz hatte. Irgendwann war es mir zu viel und ich wollte ein wenig alleine sein. Ich sagte, dass ich Feuerholz sammeln wolle und ging los.

Als ich eine Stunde später wieder kam, hatten sich mein Bruder und seine Flamme in unser Zelt zurückgezogen und die Laute, die sie dabei machten, sprachen eine eindeutige Sprache.

Ich setzte mich ans Feuer und wartete, doch die beiden nahmen sich sehr viel Zeit. Immer wenn ich dachte, sie wären fertig, ging es kurze Zeit später wieder los.

Und so musste ich die Nacht draußen verbringen, denn ins Auto konnte ich auch nicht, weil der Schlüssel im Zelt lag. Eingewickelt in eine dünne Decke lag ich auf harten Steinen, begleitet vom Gestöhne und Gejauchze von Steffi, während sie mein Bruder nach allen Regeln der Kunst fickte.

"Ach ja, die!", sagte ich schlicht und hoffte, dass das Thema Steffi damit beendet war.

"Jo, ich glaube, die würde mal wieder gerne mit mir...", sagte Alex dann noch und machte dabei eine obszöne Geste.

Ich wollte es dabei belassen und schaute mich im Raum um, als mir eine Frau auf der Tanzfläche auffiel. Sie musste wohl ein paar Jahre jünger sein als ich, vielleicht Mitte zwanzig, mit langen, blonden Haaren und einem süßen Gesicht. Ihre Kleidung, der Rock und das knappe Top betonten ihren schlanken Körper auf eine sehr schöne Art und Weise.

Sie tanzte alleine, umringt von diversen Männern, die sie komplett ignorierte.

Ich sah ihr ein wenig beim Tanzen zu, als sie plötzlich zu uns herüber schaute, nur einen kurzen Moment, bis sie ihren Kopf wieder weg drehte. Doch immer wieder wanderte ihr Blick zu uns herüber, und hin und wieder hatte ich das Gefühl, besonders zu mir.

Dann sah sie ein wenig länger zu mir rüber und lächelte leicht und da fasste ich einen Entschluss.

Ich tippte Alex an und sagte: "Hey, siehst Du die da, auf der Tanzfläche?"

Er schaute in die Richtung und fragte: "Das blonde Gerät da? Wie kann man sowas übersehen?"

"Ich werde sie ansprechen!", sagte ich mutig, was nur mit einem milden Lächeln von Alex quittiert wurde.

Doch vorher wollte ich noch Getränke für mich und meine Angebetete holen, also bahnte ich mir meinen Weg zur Bar.

Dort empfing mich Steffi und ich schrie ihr ins Ohr: "Hi Steffi, zwei Cuba Libre, bitte."

Sie schaute mich etwas verdutzt an und fragte: "Kennen wir uns?"

Ich reichte ihr wortlos meine Karte, von der sie den Betrag für die Getränke abstreichen konnte.

Kurze Zeit später war ich auf dem Rückweg zu unserem Tisch, den ich inzwischen verwaist vorfand. Ich schaute mich um, und suchte Alex im Gedränge. Als ich ihn fand, verschlug es mir fast den Atem, denn er war auf der Tanzfläche mit der blonden Frau und beide tanzten eng miteinander.

Plötzlich sah er mich und ich machte einen Schritt vorwärts, um mich zu den beiden zu gesellen, aber Alex schüttelte leicht den Kopf und brachte mich mit einer kurzen Geste davon ab.

Von da an konnte ich nur noch dabei zuschauen, wie mein Bruder mit der Frau, die ich ansprechen wollte, unverhohlen flirtete.

Irgendwann sah es so aus, als ob sie kurz über etwas diskutierten, jedenfalls gestikulierte sie Richtung Ausgang.

Alex kam darauf zu mir und sagte: "Hey Tini, sorry, aber die hat mich die ganze Zeit angesehen, da konnte ich nicht anders. Na ja, sie will jetzt auf jeden Fall gehen und..." Er grinste über das ganze Gesicht: "Wünsch mir Glück, ich berichte morgen!" Mein Bruder schenkte mir noch ein vielsagendes Zwinkern und verschwand dann mit der Frau, ohne auch nur eine Reaktion von mir abzuwarten.

Mein Handy klingelte und auf dem Display erschien der Name "Lexxi".

"Alex", nahm ich den Anruf tonlos an.

Seit dem Discoabend waren ein paar Tage vergangen, in denen ich nichts von meinem Bruder gehört hatte.

"Hey Brüderchen, na, wie war Dein Abend noch?", klang es gut gelaunt von der anderen Seite.

Lakonisch antwortete ich: "Wie soll er schon noch gewesen sein? Ich hab die zwei Cubas noch getrunken und bin gegangen."

"Was? Du hast Dir keine mehr klar gemacht? Wie auch immer, meine Nacht war der Hammer, die kleine, Jenny, ist total abgegangen. Die sieht so unschuldig aus, aber die macht Sachen im Bett... Der Wahnsinn, wir haben es bis morgens getrieben, ich hab die Nacht nicht geschlafen."

Ich schwieg einfach, da ich nicht wusste, was ich darauf sagen sollte.

Stattdessen fuhr er einfach fort: "Ach Tini, mach Dir nichts draus, die wäre eh nichts für Dich. Auf jeden Fall wollen wir uns Samstag wieder sehen. Wir wollen ins "Miller's", willst Du nicht mitkommen?"

Eigentlich hatte ich überhaupt keine Lust darauf, aber trotzdem hörte ich mich selber zusagen, also saß ich ein paar Tage später mit meinem Bruder und Jenny im Miller's, einer American Bar und sah den beiden zu, wie sie heftig am flirten waren, während ich an meinem Bier nuckelte.

Ich hatte recht schlechte Laune, um das ich auch keinen Hehl machte. Jenny ignorierte mich die ganze Zeit über.

Irgendwann musste Alex auf die Toilette und ich war das erste Mal mit ihr alleine.

"So, Du bist also Tini!", stellte sie gelangweilt fest.

"Bitte Martin, aber ja, ich bin Alex' Bruder."

Sie lächelte gelangweilt und starrte dann auf ihr Handy. Und das war die einzige direkte Interaktion mit ihr am ganzen Abend.

Ich bin irgendwann gegangen, weil ich mich tierisch gelangweilt habe und seitdem habe ich meinen Bruder nur noch selten gesehen. Wir telefonieren zwar regelmäßig, aber mehr auch nicht.

Wir haben uns zwar immer wieder auf einigen Familienfeiern getroffen, wo ich dann auch Jennys Familie kennenlernen durfte, aber es wurde zwischen mir und Alex nie wieder wie früher.

Mir gegenüber verhielt sich Jenny stets distanziert und kalt, und wirklich viel erfuhr ich nicht über sie.

Mit der Zeit war ich froh, dass ich sie dann doch nicht angesprochen habe, denn sie schien sehr arrogant und oberflächlich zu sein, eigentlich genau wie alle anderen von Alex' Freundinnen.

Und dann flatterte die Hochzeitseinladung ins Haus.

'Liebe Familie,

mit Freude möchten wir Euch zu unserer Hochzeit einladen.

Sie wird in der Steiermark stattfinden, da die Braut dort einen Teil ihrer Kindheit verbracht hat.

Anreise und Hotel regeln wir natürlich.

Liebst Euer Alex und Eure Jenny'

Es passte so sehr zu dem Bild, dass ich von der Verlobten meines Bruders hatte, dass sie darauf bestand, in Österreich zu heiraten, obwohl das für alle Teilnehmenden eine mehrstündige Anreise bedeutete.

Hauptsache sie bekam ihren Willen, egal wie es anderen dabei ging.

Und dazu kam noch, dass sie unbedingt im Dezember heiraten mussten, weil sie sich dann kennengelernt hatten, auf meinem Geburtstag.

Das konnte nur eine Katastrophe werden.

Meine Familie, also meine Mutter und Vater, Onkel und Tanten und meine Cousinen und Cousins fuhren zusammen im Konvoi, da sie eh alle im Umkreis von 10 Kilometern wohnten. Nur ich musste mit dem Zug nachkommen. Die Hochzeit sollte samstags stattfinden, wir sollten aber alle schon mittwochs anreisen, damit man noch ein wenig Zeit miteinander hätte.

Leider bekam ich erst ab Donnerstag Urlaub, aber das passte für mich, denn so musste ich die ganze Farce zwei Tage weniger ertragen.

Die verschneite Landschaft zog schnell am Fenster des RJs vorbei, während ich, mit dem Kopf an die Scheibe gelehnt, hinaus starrte. Ich war schon einige Stunden unterwegs und hatte München bereits hinter mir gelassen, mit einiger Verspätung. Wer heiratet in Österreich, mitten im Winter?

Den ganzen Tag schon schrieb mir meine Mutter, wie schön es doch war. Sie war schon seit gestern dort und hatte genug Zeit die Annehmlichkeiten des Hotels zu genießen. Und sie wurde nicht müde, mir alles haarklein zu berichten, wie lecker doch das Essen schmeckte, wie gut das Wellnessangebot war und wie schön doch der Schnee aussah.

Ich konnte nicht behaupten, dass ich mich auf die Hochzeit freute. Natürlich war es schön, mal ein paar Tage raus zu kommen, aber der Preis war mir einfach zu groß.

Ich musste die Zeit mit Jenny und ihrer sehr anstrengenden Familie verbringen, was für mich die schiere Hölle war.

Also galt es für mich, die Zeit dort einfach abzusitzen.

Doch bis dahin war es noch hin, ich würde erst sehr spät abends ankommen, da ich von Salzburg aus noch in die Steiermark reisen musste, und wegen des Wintereinbruchs hatten viele Züge Verspätungen oder fielen ganz aus.

Das Taxi hielt vor dem Hotel, welches vollkommen eingeschneit war.

Ich gab dem Fahrer sein Geld und ein saftiges Trinkgeld dafür, dass er mich sicher die Serpentinen hinauf gefahren hatte und dafür, dass er sie wieder hinab fahren musste.

Er half mir noch, meine Koffer aus dem Kofferraum zu heben und fuhr dann langsam wieder los.

Schon nach wenigen Metern war das Rücklicht nicht mehr zu erkennen, so sehr schneite es.

Ich betrat das Gebäude und klopfte mir den Schnee von den Schuhen. Dann machte ich mich auf den Weg zur Rezeption.

"Guten Abend, Martin Reiners, für mich müsste ein Zimmer reserviert sein.", sagte ich zu dem Herrn hinter dem Tresen.

"Ah ja, ich hatte schon Angst, dass sie gar nicht mehr anreisen würden. Hatten Sie eine gute Fahrt?", fragte er, mit breitem, steirischem Akzent, während er meine Zimmerkarte vorbereitete.

"Na ja, bei dem Wetter...", lautete meine knappe Antwort.

Ich nahm die Karte und ging auf mein Zimmer. Mein Bruder hatte sich nicht lumpen lassen, das Zimmer war erste Sahne, mit einem großen Bett und einer geräumigen Dusche, welche ich direkt benutzte.

Nachdem ich fertig war, legte ich mich auf das Bett und ging den Ablauf der nächsten Tage durch.

Morgen, Freitag, hatte ich Zeit, es mir im Hotel gut gehen zu lassen, dann, Samstag früh, würden wir alle gemeinsam zu einer Eventhütte wandern, in der dann sonntags die Hochzeit stattfinden würde. Konnte es nicht einfach eine normale Hochzeit sein? Einfach in einem Standesamt in unserer Stadt mit einer kleinen Feier in einem Restaurant?

Nein, Jenny musste eine Eventhochzeit haben, mitten im Winter in Österreich.

"Martin, schön, dass Du da bist." Die Stimme meiner Mutter schallte durch den ganzen Frühstücksraum, als sie auf mich zugelaufen kam, während alle im Raum sie anstarrten.

Sie umarmte mich kurz und setzte sich dann mir direkt gegenüber.

"Bist Du gut angekommen?", fragte sie sofort.

"Ja, war halt gestern sehr spät hier", antwortete ich lakonisch. Eigentlich war ich extra früh zum Frühstück gegangen, um das Zusammentreffen mit den Anderen so lang wie möglich hinauszuzögern, hatte aber die Angewohnheit meiner Mutter außer Acht gelassen, sehr früh aufzustehen.

Während ich mein Brötchen verspeiste, erzählte sie mir nochmal sehr genau, was sie mir gestern schon geschrieben hatte.

Irgendwann ging sie dann selber zum üppigen Buffet und füllte sich ihren Teller. Ich ergriff die Gelegenheit und stand auf. Beim Rausgehen kam ich an ihr vorbei, gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und sagte: "Wir sehen uns später."

Nicht falsch verstehen, ich mag meine Mutter, oder meine Familie im Generellen, ich war nur einfach nicht in geselliger Stimmung.

Ich schaffte es, bis zum Mittag allen Familienmitgliedern aus dem Weg zu gehen, leider waren wir alle zum gemeinsamen Mittagessen eingeladen.

Also ging ich ins Restaurant und musste feststellen, dass ich anscheinend der letzte war.

Kaum hatte ich den Raum betreten, stand mein Bruder von seinem Platz auf und kam auf mich zu. "Tini, endlich, ich hatte fast das Gefühl, dass Du Dich versteckt hast."

Er nahm mich in den Arm und drückte mich etwas zu fest.

Früher waren wir uns wirklich nah gewesen, hatten immer viel Zeit miteinander verbracht, aber seitdem er mit Jenny zusammen war, hatte sich das geändert.

Er führte mich zu meinem Platz, links neben seinem eigenen. Rechts neben ihm saß natürlich seine Verlobte, die sich jetzt ein wenig vorbeugte und mir zunickte.

"Martin", sagte sie kühl.

"Jenny", antwortete ich, nicht weniger kühl.

Es gab zum Mittag drei Gänge, die ich meist schweigend zu mir nahm, nur hin und wieder antwortete ich Alex, wenn er mich ansprach, oder eine Frage stellte.

Während des Essens stellte ich fest, dass ich der einzige Erwachsene war, der ohne Partner angereist war, und das erste Mal seit langem fühlte ich mich ein wenig einsam.

Nach dem Mittagessen wollte ich Schwimmen gehen. Ich ging auf mein Zimmer und packte meine Schwimmsachen ein.

Kaum war ich im Schwimmbad angekommen, musste ich feststellen, dass es überlaufen war mit Familien und ihren Kindern, die lärmend im Becken tobten.

In dem Moment hatte ich keinen Kopf dafür und wollte eigentlich meine Ruhe haben.

Ich ging ins Becken und sah, dass meine Tante und mein Onkel, nebst Kindern, auch dort waren. Sofort, als sie mich sahen, winkten und riefen sie. Ich winkte nur kurz zurück und zog, so gut es ging, meine Bahnen. Da ich aber alle paar Meter einem Kind ausweichen musste, entschloss ich mich, ins beheizte Außenbecken zu schwimmen.

Erfreulicherweise war es leer, bis auf eine Person am anderen Ende, die ich wegen dem Dunst, der über dem Wasser hing, nicht richtig erkennen konnte. Ich schwamm langsam weiter, bis ich sah, dass es eine Frau, etwa in meinem Alter war. Sie hatte schulterlanges, dunkles Haar und trug einen schwarzen Bikini, der ihren schlanken Körper wunderbar zur Geltung brachte.

Ihre Augen waren geschlossen und sie schien einfach das Wasser zu genießen.

Ich zögerte einen Moment und entschloss mich dann, sie einfach anzusprechen, als sich plötzlich ein sehr durchtrainierter Mann ihr näherte. Er hatte zwei Tassen in der Hand und sobald er am Beckenrand stand, sprach er die Frau an, die daraufhin die Augen öffnete und lächelnd die Tassen entgegen nahm. Kaum war der Mann im Wasser, drückte er ihr einen Kuss auf den Mund.

Ich schwamm hingegen einfach weiter, als wenn nichts geschehen wäre.

Irgendwann war es mir zu deprimierend wählen zu müssen, zwischen lärmenden Kindern und dem Pärchen, dass sich die ganze Zeit befingerte.

Also entschied ich mich dazu, das Bad zu verlassen und stattdessen spazieren zu gehen.

In der Lobby lief ich dann der Familie von Jenny in die Arme. Ihre Mutter und ihr Vater umringten mich sofort und redeten auf mich ein: "Och, das wird so schön mit unserer Jennifer und dem Alexander... Ist doch so herrlich hier... Warst Du schon im Schwimmbad gewesen... Die Sauna ist auch toll... Ich lass mich ja gleich noch massieren..."

Ich bin nie wirklich warm geworden mit ihnen, aber anscheinend mochten sie mich.

Sie boten mir an, mich zu ihnen zu gesellen, aber ich lehnte höflich ab und sagte, dass ich ein wenig frische Luft bräuchte.

Bevor ich gehen konnte, ragen sie mir aber das Versprechen ab, später noch was mit ihnen zu trinken.

Die Luft war klirrend kalt, aber sie tat unglaublich gut.

Der Himmel war tiefblau und zeigte sich ohne Wolken. Vom Hotel ging ein Weg in den Wald, dem ich folgte. Der Schnee auf dem Weg war von vielen Füßen festgetreten worden, anscheinend war dies ein beliebter Weg für Wanderungen. Ich folgte dem Pfad tiefer in den Wald und nach einer Stunde lichteten sich die Bäume und gaben den Blick auf die umliegenden Berge und die tiefen Täler frei.

Hier und dort waren kleine Hütten zu erkennen.

Alles schien so friedlich und still und ich nahm einen tiefen Atemzug und schloss die Augen.

"Martin?", hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich öffnete die Augen und drehte mich um und dort stand Jenny.

Wir starrten uns einen Moment wortlos an, ohne recht zu wissen, was wir sagen sollten. Und in dem Moment fiel mir auf, dass sie aussah, als ob sie geweint hatte.

"Jenny...?" Ich machte einen kleinen Schritt auf sie zu, um zu fragen, was los sei, als sie sich plötzlich von mir weg drehte und in Richtung Hotel lief. Ich blieb verwirrt zurück und fragte mich, was gerade passiert war.